10.07.2015 Aufrufe

Quo Vadis, Indonesien - HU Berlin

Quo Vadis, Indonesien - HU Berlin

Quo Vadis, Indonesien - HU Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

auch der Reintegrationsbehörde für Exkombattanten (Badan Reintegrasi Damai Aceh, BRA). EhemaligeKontakte aus der Diaspora erwiesen sich bei der Jobsuche wiederum als behilflich.Als Zwischenfazit kann also festgehalten werden, dass, obwohl eine jüngere Generation der GAM dieadministrative Macht in Aceh übernommen hat, die ‚grauen Eminenzen‘ aus Schweden nach wie vorüber viel symbolische Macht in Aceh verfügen. Auch wenn sich Malik Mahmud und Zaini Abdullahnicht ununterbrochen in Aceh aufhalten, so verhalten sich doch viele ehemalige GAM-Kommandeureihnen gegenüber loyal. Dank moderner und billiger Kommunikation, wird der tägliche Kontakt mitMalik Mahmud auch in seiner Abwesenheit aufrecht erhalten. Sie werden auch weiterhin bei politischenEntscheidungen konsultiert. So gesehen stellen sie durchaus ein gewisses Hindernis für zügigeVeränderungen dar. Zudem möchte ich anmerken, dass die Rückkehr von Hasan Tiro der Position derStockholm-Clique in Aceh noch einmal zusätzliche Unterstützung verliehen hat. Sie waren diejenigen,die Hasan Tiro heimführten und Statements in seinem Namen verlasen. Obwohl all das keine unmittelbarenpolitischen Folgen hatte, ist doch zu erwarten, dass die Partei Aceh, also dieNachfolgeorganisation der GAM, sich nächstes Jahr in ihrem Wahlkampf auf dieses Moment stützenwird. Noch immer genießt Hasan Tiro enormes Mobilisierungspotential bei der weniger gebildetenWählerschaft.Die übrige acehnesische DiasporaWas passiert mit den Acehnesen, die nicht nach Aceh zurückkehren (wollen)? Welche Auswirkunegnhat das Friedensabkommen für deren Alltag und das Leben in der Diaspora? Insgesamt finden wir vielMisstrauen gegenüber dem Friedensabkommen. Genau genommen sind die Acehnesen in der Diasporaskeptischer gegenüber der Dauerhaftigkeit des Friedens als die Acehnesen in Aceh selbst. Das grundsätzlicheMisstrauen gegenüber der indonesischen Regierung verdeutlicht folgendes Zitat einesacehnesischen Mannes in Dänemark:Aceh befindet sich in einem Übergang. Es ist noch unklar, ob der Frieden in Aceh diesmal haltenwird oder nicht. <strong>Indonesien</strong> hat Aceh schon so oft betrogen. Natürlich ist der Frieden gut, aberdenk an die früheren Friedensabkommmen [Cessation of Hostilities, 2002], die haben nicht langegehalten. <strong>Indonesien</strong> hat diese immer wieder gebrochen. Nach Aceh zurückkehren? Aber nichtjetzt!Betrachtet man die verbleibende acehnesische Diaspora, kann man feststellen, dass der Zusammenhaltals Gruppe geringer geworden ist. Aktivitäten, die auf die Unterstützung der Heimat zu Konfliktzeitengerichtet waren (Geld sammeln, Demonstrationen organisieren etc.) und die die Acehnesen zusammengeschweißthatten, gibt es so nicht mehr. Sie werden auch nicht mehr benötigt. Während meinerFeldforschung in Malaysia, Dänemark, Schweden und den USA, sind mir folgende vier Tendenzen,was das politische Verhalten in der acehnesischen Diaspora betrifft, aufgefallen:Rückzug aus der DiasporaWiederholt stellte sich während meiner Feldforschung heraus, dass einige ehemalige Schlüsselpersonenin der Diaspora nicht interviewt werden wollten. Oft ging diese ablehnende Haltung mit einergrundsätzlichen Ablehnung des Friedensabkommens und dem Rückzug aus der Diaspora einher. Stattwie früher im Zusammensein mit ihren Landsmännern und -frauen eine Art von Heimat in der Fremdezu finden, versuchten einige von ihnen jetzt eher westliche Lebensstile zu etablieren. Der Fokus inihrem Alltag schien nicht mehr auf die Schwierigkeiten in der Heimat gerichtet, sondern auf ihr eigenesWohlergehen und ihr persönliches Vorankommen sowie auch stärker auf die Integration in das43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!