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Juni/Juli - Anfang

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Aus den GemeindenTettauTettauIm Schatten der SekteDies ist nicht der Titel eines Horrorfilms,sondern die kurze Zusammenfassungunseres Gemeindeausflugesvom 3. Mai nach Michelrieth im DekanatsbezirkAschaffenburg. Über demidyllischen Marktflecken zwischenMain und Spessart liegt der bedrohlicheSchatten einer Sekte, die unterdem Überbegriff “Universelles Leben”weit über die Grenzen Unterfrankenshinaus bekannt ist. In zahlreicheFirmen, Gesellschaften und Vereinigungenaufgegliedert ist dieses Gebildejuristisch gar nicht eindeutigerfassbar, was dem Kampf gegen einenvielköpfigen Drachen gleichkommt.Und dieses Monster ist juristischmit allen Wasser gewaschen,beherrscht die Klaviatur der Genehmigungsverfahrenfür Bausachenebenso perfekt wie die der Verleumdungs-und Unterlassungsklagen, sobaldjemand als Gegner erkannt ist.“Sehr geehrter Herr Innenminister,stellen Sie sich vor, die Hälfte der 1,2Millionen Einwohner Münchens würdezu einer Sekte gehören, dann würdenSie auf jeden Fall handeln!” Derso spricht ist der Mesner der Kirchengemeindeund Experte in SachenSekte vor Ort. Mit diesem drastischenVergleich versucht er an höherer Stelledeutlich zu machen, wie sich dieMichelriether fühlen, versucht er dasunvorstellbare Ausmaß der örtlichenGegebenheiten anderswo vorstellbarzu machen. In den kämpferischen Tonmischt sich auch eine Spur Bitterkeitund Enttäuschung über den Mangelan Unterstützung.Ich habe vorgegriffen, denn all daswussten wir 28 (einschließlich Busfahrer)Ausflügler noch nicht, als wiram Sonntag Jubilate, 3.5. um 6 Uhrmorgens von der Festhalle aufbrachen.Nach abwechslungsreichen3 1/4 Stunden erreichten wir Michelriethbequem zum Gottesdienst mitPfarrer Reinhold Völler. Mit weinbaulichemSachverstand brachte eruns das Jesuswort nahe: “Ich bin derWeinstock und ihr seid die Reben”, dasden Kern des Predigttextes bildete.Die für so eine kleine Gemeinde überraschendgroße Michelriether Dorfkirche(unsere ganze Kirche könnteman im Inneren unterbringen) wargut gefüllt. Eine lebendige Gemeinde,die sich nicht einfach erdrückenlässt von den Problemen mit derschwierigen Nachbarschaft. Ausgehendvon einem ehemaligen Neubaugebietam Dorfrand hat sich die Siedlungmit erkennbar für Unterfrankenuntypischen Häusern wie ein Geschwürinzwischen bis in Sichtweite derKirche im Dorfkern vorgearbeitet. Woauf einem Hof der Erbe fehlt oderlängst weg gezogen ist und dasGebäude nach dem Ableben seinerletzten Bewohnerin leer steht, kauftdie Sekte die Immobilie auf, oft zuPreisen über dem Verkehrswert.Diese und andere Einzelheiten erfahrenwir bei unserem Gang durch dasDorf, den wir auch als Verdauungsspaziergangnach einer wunderbarenBewirtung nutzen. Unsere Gastgeberhatten es sich nicht nehmen lassenuns zum Essen ins Gemeindehaus einzuladen,wohin von der nahegelegenen,aber bereits belegten Gaststättedie Bräten, von den tüchtigenHausfrauen die Klöße und das Blaukrautgeliefert wurde.Überdies wurde unser mitgebrachtesGeschenk in Form eines Fotobuchesüber Tettau, garniert mit LauensteinerPralinen, serviert auf einem TettauerWappen, mit einem Korb voller Frankenweinfeinster Lagen beantwortet:Weingut Martin - unsere heimische Busfirmagleichen Namens wird den möglicherweisein Zukunft im Getränkeangebotan Bord haben! Ich will abernicht zu viel versprechen, sondernmich weiter meinem Bericht widmen.Was ist das Bedrohliche an dieserSekte? Ein ausuferndes Baugebietallein kann es wohl nicht sein (werhat wohl die Genehmigungen zu diesemextravaganten Baustil gegeben?).Und ein paar Spinner, die ihre Hausdächermit Baustahlmatten beschwerenund mit Stahlseilen sichern (damitsie bei der bald hereinbrechendenEndzeit nicht beschädigt werden),die sich untereinander per Funkverständigen (Relikt aus dem Zeitalter,bevor es Handys gab) - all dasist doch nicht schlimm, oder?Opfer sind vor allem die einfachen Sektenmitgliederselbst. Ihr Leben wirdreglementiert. Sie dürfen nicht in Familienzusammenleben, sondern inWohngemeinschaften. Sie arbeiten inden sekteneigenen Betrieben und Lädenfür ein Taschengeld und in ihrerFreizeit sogar umsonst. Das heißtaber nicht “dienen”, sondern “bienen”,nach dem fleißigen Insekt, nur ebenals Tätigkeitswort. Sie sollen nur dieeigenen Produkte konsumieren undmüssen aufpassen, dass es in deneigenen Reihen keine Abweichlergibt. Die Versprechen von Glück, Gesundheit,ewigem Heil usw. unterscheidensich nicht von denen andererSekten. Und wer trotzdemkrank wird, ist selber Schuld, weil erdamit für frühere Sünden büßt. Endedes Christentums, willkommen imHinduismus.Fortsetzung folgtEuer Bernhard Nikitka3031

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