Einstweiliger_Rechtsschutz_Folien
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RA Tobias Hermann – Assessorkurs Basics 1<br />
<strong>Einstweiliger</strong> <strong>Rechtsschutz</strong> – Übersicht 5<br />
A. Vorüberlegungen (S. 1)<br />
- Akzessorietät des Verfahrens gegenüber der Hauptsache, d.h.<br />
Rechte aus der Hauptsache sollen vorläufig gesichert werden<br />
- Rechtswidrige VA´s sind wirksam und damit vollstreckbar<br />
(Titelfunktion des VA´s!), § 43 II VwVfG<br />
- <strong>Rechtsschutz</strong> des Bürgers über Suspensiveffekt des § 80 I<br />
VwGO wegen Art. 19 IV GG geboten, d.h. VA bleibt<br />
wirksam, ist aber nicht vollziehbar (h.M.)<br />
- kein gesonderter Ausspruch über vorläufige<br />
Vollstreckbarkeit im Tenor nötig, da Beschwerde keine<br />
aufschiebende Wirkung (§ 149 I VwGO)<br />
B. Zulässigkeit des Antrags nach § 80 V VwGO (S. 2)<br />
I. Eröffnung des Verwaltungsrechtswegs<br />
- Zuständigkeit des Gerichts der Hauptsache, § 80 V 1 VwGO<br />
- §§ 17, 17a GVG (-), da Anhörung (§ 17a II 1) nicht möglich<br />
- wenn § 40 I VwGO (-), ist der Antrag im Gegensatz zur<br />
Hauptsache (dort Verweisung von Amts wegen) unzulässig<br />
II. Statthafte Antragsart, § 123 V VwGO (S. 2)<br />
Antragsbegehren? §§ 88, 122 VwGO<br />
1. § 123 V VwGO: §§ 80 V, 80a VwGO vorrangig<br />
2. „Hauptsacheregel“: Statthafte Klageart in der Hauptsache?
RA Tobias Hermann – Assessorkurs Basics 2<br />
Suspendierung eines VA´s? Dann § 80 V VwGO!<br />
3. Sonderfälle (S. 3)<br />
a) Faktischer Vollzug der Behörde<br />
- Wortlaut des § 80 V passt nicht, da aufsch. Wirkung besteht<br />
und weder angeordnet noch wiederhergestellt werden muss<br />
- aber § 80 V umfasst a majore ad minus auch Feststellung,<br />
dass bereits aufschiebende Wirkung besteht<br />
b) Leistungseinstellungsbescheide<br />
wenn abschnittsweise Neugewährung: § 123 I VwGO, da<br />
Verpflichtungssituation<br />
c) Ausländerrecht – WS gegen Ablehnung (keine<br />
aufschiebende Wirkung, § 84 I Nr. 1 AufenthG)<br />
- Ausländer begehrt Aufenthaltserlaubnis, daher eigentlich<br />
Verpflichtungssituation und § 123 I VwGO<br />
- aber Sonderregelung des § 81 III 1 AufenthG:<br />
„Beantragt ein Ausländer, der sich rechtmäßig im<br />
Bundesgebiet aufhält, ohne einen Aufenthaltstitel zu besitzen,<br />
die Erteilung eines Aufenthaltstitels, gilt sein Aufenthalt bis<br />
zur Entscheidung der Ausländerbehörde als erlaubt.“<br />
→ Duldg.fiktion lebt mit WH der aufsch. Wirkung wieder auf<br />
→ Antrag nach § 80 V vorrangig
RA Tobias Hermann – Assessorkurs Basics 3<br />
d) Vorbeugende Festellung gegen Ankündigung der<br />
Anordnung der sofortigen Vollziehung: § 80 V gerichtet auf<br />
Feststellung der RW der Androhung (Beispiel S. 4)<br />
e) Fahrerlaubnisrecht (S. 4)<br />
- Entziehung der Fahrerlaubnis: § 80 V 1 VwGO<br />
- Vorgelagerte behördliche Verfahrenshandlungen (MPU,<br />
Drogenscreening) nicht isoliert abgreifbar, § 44a VwGO<br />
III. Antragsbefugnis, § 42 II VwGO analog<br />
IV. Allgemeines RSB (S. 4-5)<br />
1. Behördlicher Aussetzungsantrag nach § 80 IV einfacher als<br />
gerichtlicher Antrag nach § 80 V?<br />
(-), arg. § 80 VI 1 e contrario (verweist nur auf § 80 II Nr. 1)<br />
2. Vorheriger Rechtsbehelf in der Hauptsache einfacher?<br />
a) Anfechtungsklage nicht notwendig, § 80 V 2 VwGO<br />
b) WS muss – sofern statthaft (AGVwGO beachten) - vorher<br />
eingelegt werden, da Bezugspunkt für aufschiebende<br />
Wirkung, Wortlaut „wiederherstellen“, § 80 V 1 (a.A.:<br />
Kopp/Schenke, § 80, Rn. 139)<br />
C. Begründetheit des Antrags nach § 80 V VwGO (S. 6)<br />
Frage zum Prüfungsmaßstab: Was bedeutet eigentlich<br />
„summarische Prüfung“?
RA Tobias Hermann – Assessorkurs Basics 4<br />
I. Begründetheit des Antrags bei faktischem Vollzug<br />
1. Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten, § 80 II<br />
1 Nr. 1 VwGO (nicht Zwangsgelder oder Kosten der EV)<br />
2. Unaufschiebbare Maßnahmen, § 80 II 1 Nr. 2 VwGO (S. 7)<br />
a) von Polizeivollzugsbeamten (nicht: Ordnungsbehörde)<br />
b) von Verkehrsschildern, § 80 II 1 Nr. 2 VwGO analog<br />
3. Geschriebene Fälle Bundes- od. LandesR, § 80 II 1 Nr. 3<br />
→ Suspensiveffekt entfällt: DrittWS, § 212a I BauGB, § 126<br />
IV BBG, § 84 I AufenthG oder LandesVwVG (HH: § 75 I 2)<br />
4. Besondere Anordnung der Behörde, § 80 II 1 Nr. 4 VwGO<br />
II. Begründetheit des Antrags nach § 80 V 1 Var. 1 VwGO<br />
(Fälle des § 80 II 1 Nr. 1-3 VwGO) – aufschiebende Wirkung<br />
entfällt kraft Gesetzes → „Anordnung“ der aufsch. Wirkung<br />
Prüfungsmaßstab: Abwägung öffentliches Vollzugsinteresse<br />
vs. privates Aussetzungsinteresse → letzteres überwiegt bei<br />
„ernstlichen Zweifeln an Rm. des VA´s“, § 80 IV 3?<br />
→ „summarische“ Prüfung der Erfolgsaussichten in der<br />
Hauptsache (Aussetzung der Vollziehung ist Ausnahme!)<br />
III. Begründetheit des Antrags nach § 80 V 1 Var. 2 VwGO<br />
(Fall des § 80 II Nr. 4 VwGO) – aufschiebende Wirkung<br />
entfällt kraft behördl. Anordnung → „Wiederherstellung“ der<br />
aufsch. Wirkung (die zunächst bestand)
RA Tobias Hermann – Assessorkurs Basics 5<br />
1. Formelle Rm. der Vollziehungsanordnung<br />
a) Zuständigkeit: Ausgangs- od. Wdspr.behörde, § 80 II Nr. 4<br />
b) Keine Anhörung nach § 28 I, da kein VA und § 80<br />
abschließende Regelung über formelle Voraussetzungen<br />
c) Schriftliche Begründung, § 80 III 1 (strenge Anforderungen<br />
bezogen auf Einzelfall!), Ausnahme: § 80 III 2 VwGO<br />
P: Nachschieben von Gründen (S. 9 f., str.)<br />
→ nicht zulässig, da sonst Ratio des § 80 III umgangen wird<br />
→ VollziehungsAO daher formell rw. und Antrag begründet<br />
→ FolgeP: Reichweite der Stattgabe<br />
GPA: nur VollziehungsAO wird aufgehoben, Suspensiveffekt<br />
aber nicht wiederherstellen (sonst wäre Behörde an Beschluss<br />
gebunden und könnte keine neue VollziehungsAO erlassen)<br />
→ Antrag also i.Ü. ablehnen (anders in Nds.: Behörde kann<br />
neue VollziehungsAO mit ordnungsgemäßer Begründung<br />
erlassen)<br />
2. Eigene Interessenabwägung des Gerichts /<br />
Erfolgsaussichten in der Hauptsache<br />
D. Aufbau des Beschlusses (S. 12)<br />
I. Rubrum, II. (Sachverhalt), III. (Gründe), IV. Rbbelehrung<br />
E. Zulässigkeit des Antrags nach § 123 VwGO (S. 14)<br />
I. Verwaltungsrechtsweg (wie oben), § 123 II 1 VwGO<br />
II. Statthafte Antragsart, § 123 V VwGO<br />
soweit nicht Suspendierung eines VA´s, „Hauptsacheregel“
RA Tobias Hermann – Assessorkurs Basics 6<br />
differenzieren: SicherungsAO (§ 123 I 1) und RegelungsAO<br />
(§ 123 I 2, Unterfall: LeistungsAO, bei der teilweise<br />
Befriedigung begehrt wird)<br />
III. Antragsbefugnis, § 42 II VwGO analog (S. 15)<br />
Glaubhaftmachung von AO-Anspruch und AO-Grund<br />
→ § 123 III VwGO, §§ 920 II, 294 ZPO<br />
IV. Allgemeines RSB<br />
1. Vorheriger Aussetzungsantrag bei Behörde einfacher, da<br />
Behörde i.d.R. SV nicht kennt und sofort abhelfen könnte<br />
2. Erledigung in der Hauptsache → § 123 VwGO (-)<br />
Kosten bei Zustimmung des Gegners: § 161 II VwGO<br />
3. Problem: Begehrt Antragsteller die Vorwegnahme der<br />
Hauptsache durch Schaffung eines endgültigen Zustandes?<br />
a) <strong>Einstweiliger</strong> <strong>Rechtsschutz</strong> soll nur vorübergehenden<br />
Zustand schaffen und darf Hauptsache nicht vorwegnehmen<br />
b) Ausnahmen: Art. 19 IV GG – Unzumutbarkeit und<br />
überwiegende Erfolgsaussichten<br />
V. Antrag, §§ 81, 82 VwGO, 123 III VwGO i.V.m. § 920 ZPO<br />
VI. Zuständigkeit, § 123 II VwGO<br />
Anwaltsklausur: Anregung, das Vorsitzender entscheidet, §§<br />
123 II 3, 80 VIII VwGO zweckmäßig (Dringlichkeit)<br />
MP: wenn Sache beim BVerwG anhängig?
RA Tobias Hermann – Assessorkurs Basics 7<br />
→ Gericht des ersten Rechtszuges, § 123 II 2 VwGO<br />
F. Begründetheit des Antrags (S. 17)<br />
I. SicherungsAO, § 123 I 1 VwGO<br />
1. AO-Anspruch (Erfolgsaussichten in der HS?)<br />
2. AO-Grund (Dringlichkeit)<br />
3. Glaubhaftmachung (§ 123 III VwGO, §§ 920 II, 294 ZPO)<br />
von 1. und 2., d.h. überwiegende Wahrscheinlichkeit genügt<br />
→ Zugelassen sind nur präsente Beweismittel, § 294 II ZPO<br />
4. Umfang des Entscheidungsspielraums<br />
a) Bescheidungsurteil in der Hs. bei Ermessensnormen<br />
h.M.: im Rahmen von § 123 I VwGO kann nicht mehr<br />
gewährt werden, als in der Hauptsache, also nur<br />
Neubescheidung unter Beachtung der Rechtsauffassung d. VG<br />
Tipp: In Anwaltsklausur Befristung der Entscheidung<br />
beantragen. Beispiel: Der Antragsgegner wird verpflichtet, bis<br />
zur rechtskräftigen Entscheidung in der Hauptsache, den<br />
Antragsteller vorläufig am Unterricht der 12. Klasse<br />
teilnehmen zu lassen (siehe auch zweites Beispiel auf S. 19).<br />
b) Vorwegnahme der Hauptsache (Ausnahme!)<br />
Es gibt keine vorläufige Baugenehmigung!<br />
Ausnahmen nur, wenn nach Art. 19 IV GG geboten 1<br />
1 Z.B. Antrag auf Lebensunterhalt oder Erteilung einer Aussagegenehmigung zur Zeugenaussage im PUA<br />
(BVerwGE 109, 258).