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BeWL Heft 18 - Departement BWL - Universität Bern

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die Bereitschaft zu pro-sozialem Verhalten unduneigennützigem Einsatz eigener Ressourcen positivbeeinflusst wird. Im Einklang mit anderen Arbeitenwird folglich argumentiert, dass die französischsprachigeKultur der Schweiz ein anderes Verhältniszu Staat und Verwaltung hat als die deutschsprachige.Erklärt werden kann dies u. a. durch die Erkenntnisseüber den unterschiedlichen Umgang mitVerantwortung in stärker zentralistisch geprägtenKulturen oder durch die von der protestantischenArbeitsethik geprägte deutschsprachige Kultur.Das letzte hier erwähnte Forschungsprojekt hatsich mit der Perzeption von Leistung im Sinne einesOutcomes der PSM auseinandergesetzt (Ritz 2009).Die vergleichende Analyse mit anderen Einstellungsvariablenwie Arbeitszufriedenheit und organisationalemCommitment zeigt, dass die der CPV ähnlichePSM-Dimension «Commitment to the PublicInterest» eine ähnlich hohe positive Korrelation wieaffektives Commitment zur Zielvari ablen der Leistungaufweist. Die Identifikation von Mitarbeitendenmit den spezifischen Werten der öffentlichen Verwaltunghängt mit ihrer Einstellung gegenüber derOrganisation und deren Leistung zusammen, wassich situativ positiv auf ihr individuelles Engagementauswirken kann. Dies kann abschliessend veranschaulichtwerden anhand der Antworten zweierAmtsleitungspersonen kantonaler Verwaltungenauf die im Rahmen einer Studie vom KPM gestellteFrage nach ihren besten Mitarbeitenden:«Unsere Top-Mitarbeitenden zeichnen sich durchdas feine Gespür betreffend politischer Verfahrenund Entscheide aus. Sie sind fähig, frühzeitig zu erfassen,was die vorgesetzten Stellen – also Exekutiveund Parlament – wollen.»«Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügenüber eine besondere Motivation, die ganz zentralmit unseren Arbeitsinhalten zu tun hat. Entscheidendist, dass sie den Rechtsvollzug beherrschen,ein grosses Interesse für öffentliche und politischeAngelegenheiten zeigen und zudem über eine Art‹Helfersyndrom› verfügen.»Inhalte anstelle von PrivilegienSoll nun wirklich frischer Wind den Amtsstubenmiefaus der Verwaltung vertreiben, dann mussnach den Reformerfahrungen des New PublicManagements die Frage gestellt werden, woher derWind eigentlich kommen soll. Die Sozialisationseffekteinnerhalb und ausserhalb der öffentlichenOrganisationen sowie die institutionellen Besonderheitenhaben die Verankerung einer mehrheitlichmanagerialistisch geprägten Führungskultur klarerschwert. Deshalb ist die Berücksichtigung dererwähnten Motivationsaspekte öffentlicher Angestellterbei künftigen Reformvorhaben zentral.Oder aber es sind grundlegende System- undStrukturänderungen der Kernverwaltung in Richtungeines öffentlichen Unternehmens notwendig, diegemäss der Erfahrungen der NPM-Reformjahre inunserem politischen System jedoch nur sehr begrenztmöglich sind. Das bedeutet jedoch nicht, dassdem «bürokratischen Schlendrian» Tür und Torgeöffnet werden. Ein wesentlicher Unterschied zwischeneiner Public «Service» Motivation und einerPublic «Sector» Motivation besteht in der Identifikationdes Mitarbeitenden mit den die Organisationsleistungund den Arbeitsinhalt auszeichnendenZielen und Motiven und nicht – wie vielfachimplizit angenommen – den Arbeitsbedingungen undPrivilegien gewisser öffentlicher Anstellungen (z. B.Beförderungsautomatismen, Beamtenstatus), die dem«eigennutzenmaximierenden Bürokraten» zugeschriebenwerden.Aus der Perspektive der Motivationsforschungkommt frischer Wind vom Engagement und von derInnovationskraft intrinsisch motivierter und fähigerMitarbeitender. Verantwortungsvolles wie situationsadäquatesHandeln i. S. rechtsstaatlicher undökonomischer Erfolgskriterien wächst somit innerhalböffentlicher Verwaltungen massgeblich aufdem Boden einer intrinsischen Arbeitsmotivation,die über eigennutzenorientierte Motive hinausgeht.Das heisst nicht, dass eigennutzenorientierteMotive inexistent oder unwichtig wären, doch dieExtra-Leistung, welche vielfach einen entscheidendenBeitrag zum individuellen wie organisationalenErfolg beiträgt, fusst in öffentlichen Verwaltungenzusätzlich auf den fremdnutzenorientierten PSM-Motiven.Zitierte LiteraturRitz, A. (2009): «Public service motivation andorganizational performance in Swiss federal government.»International Review of AdministrativeSciences, 75(1): 53–78.Ritz, A.; Brewer, G. A. (forthcoming): «Does SocietalCulture Affect Public Service Motivation? Evidenceof Sub-National Differences in Switzerland.» InternationalPublic Management Journal.Kim, S., W.; Vandenabeele, B. E.; Wright, L. B.;Andersen, F. P.; Cerase, R. K.; Christensen, C.;Desmarais, M.; Koumenta, P.; Leisink, B.; Liu, J.;Palidauskaite, L. H.; Pedersen, J. L.; Perry; Ritz. A;Taylor, J.; De Vivo P.: (forthcoming): Investigatingthe Structure and Meaning of Public ServiceMotivation across Populations: Developing an InternationalInstrument and Addressing Issues ofMeasurement Invariance. Journal of Public AdministrationResearch and Theory.<strong>BeWL</strong> <strong>18</strong>/2012 Studium25

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