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BeWL Heft 6 - Departement BWL - Universität Bern

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I n format Ionen des<br />

Be trIeBsWIrtschaf t LIchen departemen ts<br />

der UnIver sI tät <strong>Bern</strong><br />

<strong>BeWL</strong><br />

portrait: anja tuschke<br />

studium: die stimme der studierenden<br />

Interview: Kurt aeschbacher<br />

Wissenschaft: von managern und ihren Löhnen<br />

Wintersemester 2006 6


Liebe Studentinnen und Studenten,<br />

liebe Leserinnen und Leser<br />

Ein zentrales Anliegen des <strong>Departement</strong>s für Betriebswirtschaftslehre<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> ist<br />

die weitere Verbesserung der für die Studierenden<br />

erbrachten Dienstleistungen. Hierzu haben wir in<br />

letzter Zeit eine Reihe von Massnahmen ergriffen.<br />

Eine wichtige Massnahme war die Verbesserung<br />

der Betreuungsrelation (Anzahl Studierende/Anzahl<br />

Professoren). Dank zusätzlicher Mittel konnten die<br />

beiden neuen Professuren Financial Accounting<br />

und Organisation, sowie drei neue Assistenzprofessuren<br />

im Bereich Finance, Internationale Management<br />

und Marketing geschaffen werden.<br />

In diesem Zusammenhang darf ich Ihnen eine gute<br />

Nachricht übermitteln: Wir konnten Frau Professor<br />

Dr. Anja Tuschke als Professorin für die Abteilung<br />

Organisation am Institut für Organisation und<br />

Personal (IOP) gewinnen. Frau Tuschke ist eine der<br />

führenden Organisationsforscherinnen der jungen<br />

Generation. Sie wird zusammen mit Professor Dr.<br />

Dr. h. c. mult. Norbert Thom die Erfolgsgeschichte<br />

des Institutes für Organisation und Personal fortsetzen.<br />

In diesem Kontext ist erwähnenswert, dass<br />

Norbert Thom auf Basis seiner langjährigen Erfolge<br />

in Forschung und Lehre seit kurzem nun drei (!)<br />

Ehrendoktortitel vorweisen kann.<br />

Damit ist einzig noch der Lehrstuhl für Financial<br />

Accounting zu besetzen. Sobald dieser Berufungsprozess<br />

abgeschlossen ist, werden die Studierenden<br />

durch zehn ordentliche Professoren und fünf Assistenzprofessoren<br />

betreut.<br />

Eine weitere wichtige Massnahme zur Verbesserung<br />

der Lehre ist die Erhöhung der Attraktivität<br />

des internationalen Austausches. Hierzu streben<br />

wir die Gewinnung neuer Partneruniversitäten an.<br />

Um attraktive Partneruniversitäten gewinnen zu<br />

können, müssen wir vor allem im Masterbereich<br />

das Angebot englischsprachiger Veranstaltungen<br />

deutlich ausbauen. Dies ist ein kontinuierlicher<br />

Prozess, den wir bereits angestossen haben und<br />

konsequent fortführen werden.<br />

Auslandsaufenthalte der Studierenden werden<br />

immer wichtiger für einen erfolgreichen Berufseinstieg.<br />

Nicht nur unter «Karrieregesichtspunkten»<br />

halte ich Auslandsaufenthalte für sehr wertvoll. Ein<br />

wichtiger Aspekt ist auch die persönliche Weiterentwicklung<br />

und der Ausbau der «Soft Skills».<br />

Vor einigen Tagen habe ich ein E-Mail eines Studenten<br />

erhalten, welches allen Studierenden Mut zum<br />

Auslandsaufenthalt machen kann: «Liebe Grüsse<br />

aus Singapur, wo ich bis dato ein unvergessliches<br />

Austauschsemester verbringen und jeden Tag neue<br />

Erfahrungen, Erkenntnisse und Horizonterweiterungen<br />

erleben darf! Meine Zeit in Singapur ist bis<br />

jetzt so etwas wie eine «eye-opening experience».<br />

Die Menschen, die Stadt, die Kultur, die umliegenden<br />

Länder, die Uni, die Wirtschaft, das Leben<br />

in Singapur … Es ist einfach nur faszinierend hier<br />

zu sein!»<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante<br />

und unterhaltsame Lektüre, allen Studierenden<br />

ein erfolgreiches Semester und ganz besonders<br />

den Studienbeginnern, dass auch ihr Studium<br />

an der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> zu einer «eye-opening<br />

experience» wird!<br />

Ihr Harley Krohmer<br />

Sprecher des <strong>Departement</strong>s <strong>BWL</strong><br />

der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen<br />

Fakultät der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />

Editorial<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Editorial


Editorial<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Inhalt<br />

Informationen des<br />

Betriebswirtschaftlichen <strong>Departement</strong>s<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />

Wintersemester 2006<br />

Information<br />

Höchste Meriten für Norbert Thom 3<br />

Wolf Linder ist neuer Dekan der<br />

WISO-Fakultät 4<br />

Neue Lehrbeauftragte am <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong> 7<br />

Nachrichten 8<br />

Publikationen und Preise 9<br />

Personen<br />

Anja Tuschke – Begeistert und begeisternd<br />

Das Modeherz von Jan Kamarys 4<br />

Studium<br />

Lediglich ein Startvorteil für<br />

die Masterabsolventen 6<br />

<strong>Bern</strong>er <strong>BWL</strong>-Studierende beim<br />

CFO der Swiss Life 8<br />

Mentorenprogramm für Erasmus-Incomer 9<br />

Gedankenaustausch mit Nicolas G. Hayek 0<br />

Die Fachschaft: Stimme der Studierenden<br />

Beruf und Karriere<br />

Ernst & Young – ein Portrait<br />

Trainee-Programme unter der Lupe 4<br />

Kurt Aeschbacher und die Ökonomie 6<br />

Wissenschaft<br />

Von Managern und ihren Löhnen 9


Höchste Meriten für einen<br />

begeisterten Forscher und Lehrer<br />

Norbert Thom erhält zwei weitere Ehrendoktorate: Die <strong>Universität</strong>en<br />

Linz und Halle-Wittenberg haben dem Experten für<br />

Personal- und Organisationslehre den Titel eines Doctor honoris<br />

causa verliehen. Sie zeichnen damit Thoms Forschungsleistungen<br />

auf diesen Gebieten aus. Von Simon Haag<br />

Seit über 30 Jahren forscht<br />

Norbert Thom mit viel Energie<br />

und spürbarer Freude am Beruf<br />

in den Bereichen Organisation<br />

sowie Personalmanagement<br />

– mehrere hundert Publikationen<br />

verschiedener Art sind eindrückliches<br />

Zeugnis für sein Engagement.<br />

Im April dieses Jahres hat<br />

die Johannes-Kepler-<strong>Universität</strong><br />

in Linz (Österreich) Norbert Thom<br />

mit einem Ehrendoktor für seine<br />

wissenschaftlichen Beiträge zu<br />

einem zeitgemässen Organisations-<br />

und Personalmanagement<br />

ausgezeichnet.<br />

Habilitationsschrift besonders<br />

gewürdigt<br />

Eine weitere Würdigung seiner<br />

Forschungs- und Lehrtätigkeit<br />

erreichte Norbert Thom im Juli<br />

2006, als ihm die Martin-Luther-<br />

<strong>Universität</strong> Halle-Wittenberg<br />

(Deutschland) seinen insgesamt<br />

dritten Ehrendoktortitel verlieh.<br />

Dabei wurde ganz besonders die<br />

Habilitationsschrift Thoms mit<br />

dem Titel «Personalentwicklung<br />

als Instrument der Unternehmungsführung»<br />

gewürdigt<br />

(vgl. Kasten).<br />

«Diese Auszeichnungen freuen<br />

mich besonders, weil ich<br />

sie als Anerkennung meiner<br />

wissenschaftlichen Leistungen<br />

auf verschiedenen Gebieten<br />

der Betriebswirtschaftslehre<br />

verstehe.» Ganz für sich alleine<br />

will Norbert Thom die Blumen<br />

aber nicht behalten, denn «dankbar<br />

bin ich auch meinen 101<br />

Koautorinnen und Koautoren,<br />

die mich auf meiner 35-jährigen<br />

<strong>Universität</strong>slaufbahn in Köln,<br />

Giessen, Fribourg und <strong>Bern</strong><br />

begleitet haben.»<br />

Weitere Forschungsarbeiten<br />

geplant<br />

Ehrendoktorate zählen, selbstverständlich<br />

abgesehen vom<br />

Nobelpreis, zu den höchsten<br />

akademischen Auszeichnungen,<br />

die Forscher erhalten können.<br />

Obwohl Norbert Thom mit mittlerweile<br />

drei derartigen Auszeichnungen<br />

beinahe im «siebten<br />

akademischen Himmel» schwebt,<br />

ist sein Tatendrang ungebrochen.<br />

«Mit der Realisierung<br />

weiterer anwendungsorientierter<br />

Forschungsprojekte und Publikationen<br />

in Büchern und Fachzeitschriften<br />

möchte ich das in mich<br />

gesetzte Vertrauen rechtfertigen.<br />

Ein besonderes Anliegen ist mir<br />

die Förderung des akademischen<br />

Nachwuchses, also von Doktorierenden<br />

und Habilitierenden.<br />

Das ist ebenso anspruchsvoll wie<br />

befriedigend.»<br />

Information<br />

Auszug aus der Laudatio von Prof. Dr. Manfred<br />

Becker, Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Martin-Luther-<strong>Universität</strong><br />

Halle-Wittenberg<br />

«Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der<br />

Martin-Luther-<strong>Universität</strong> Halle-Wittenberg verleiht<br />

Herrn <strong>Universität</strong>sprofessor Dr. Dres. h. c. Norbert<br />

Thom […] den Grad eines Doktors der Wirtschaftswissenschaft<br />

ehrenhalber. Die Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Fakultät ehrt damit das wissenschaftliche<br />

Werk von Herrn Professor Dr. Thom, seine besonderen<br />

Verdienste für die wissenschaftliche Fundierung<br />

und Weiterentwicklung der Personalwirtschaft.<br />

Sie würdigt das internationale Engagement<br />

des im deutschsprachigen Raum hoch anerkann-<br />

ten Hochschullehrers, seine Verdienste als Herausgeber<br />

der Zeitschrift «Führung und Organisation»,<br />

seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Verband<br />

der Hochschullehrer für Betriebswirtschaftslehre<br />

e. V., sein stetes Bemühen um Relevanz<br />

und Anerkennung des akademischen Faches Orga-<br />

nisation und Personalwirtschaft in Wirtschaft,<br />

Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit. […]<br />

Ausschlaggebend für die Verleihung der Ehrendoktorwürde<br />

ist das überaus grosse Verdienst, das<br />

sich Herr Kollege Thom bei der wissenschaftlichen<br />

Etablierung des Fachgebietes Personalentwicklung<br />

[…] erworben hat. […]»<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Information<br />

3


4<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Information<br />

«Die Fakultät dachte wohl, dass es mit den<br />

Kollegen Leu und Linder nicht allzu schief gehen wird.»<br />

Zu Beginn des neuen Studienjahrs am 1. September hat Wolf Linder als Nachfolger von Robert Leu<br />

das Amt des Dekans der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät übernommen.<br />

Ein Gespräch mit dem Politologie-Professor über den Grund, warum er sich nochmals zum Dekan<br />

wählen liess und welche Aufgaben und Projekte ihn als Dekan erwarten. Von Simon Haag<br />

Wolf Linder, Sie waren Mitte der neunziger<br />

Jahre schon einmal Dekan. Warum übernehmen<br />

Sie dieses Amt erneut?<br />

Eigentlich suchte die Fakultät in der Umbruchszeit<br />

vor zwei Jahren einen Dekan für eine längere<br />

Amtszeit. Dies kam vielen jungen Kollegen ungelegen,<br />

beispielsweise weil ihnen zu wenig Zeit<br />

für die Forschung bleibt. Auch Robi Leu – ebenfalls<br />

ein ehemaliger Dekan aus den neunziger<br />

Jahren – und ich wurden damals angefragt, das<br />

Dekanat für vier Jahre zu übernehmen. Das wollten<br />

wir beide nicht. Aber da wir beide auf etwa der<br />

gleichen Wellenlänge funktionieren, kam uns bei<br />

einem Mittagessen die Idee, es je für zwei Jahre<br />

zu machen. Die Fakultät begrüsste den Vorschlag,<br />

vielleicht weil sie dachte, mit den beiden älteren<br />

Kollegen Leu und Linder, die man schon kennt,<br />

wird wohl nicht alles schief gehen.<br />

Sie sagen Umbruch. Hat sich in der<br />

Fakultät denn so vieles verändert?<br />

Oh ja, fast alles. Vor zehn Jahren gab es noch die<br />

RWW, die gemeinsame Fakultät Rechts- und Wirtschaftswissenschaften.<br />

Seit wir uns getrennt haben,<br />

ist die WISO-Fakultät sehr stark gewachsen, so<br />

sind viele neue, junge Kollegen und Kolleginnen<br />

hinzugekommen. Das Dekanat ist mit einem tüchtigen<br />

Sekretariatsteam stark professionalisiert<br />

worden. Das war auch nötig, wenn man an die<br />

Ansprüche der stets wachsenden Studierendenzahl,<br />

an die elektronische Prüfungsverwaltung durch<br />

ePub und andere Veränderungen denkt. Inzwischen<br />

gibt es auch ein Prüfungsamt sowie das Amt<br />

eines Vizedekans. Und durch die Bologna-Reform<br />

verändern sich die Studiengänge ebenfalls stark.<br />

Daher verlangt die Tätigkeit des Dekans meines<br />

Erachtens auch mehr als vor zehn Jahren.<br />

Das tönt nach viel Arbeit.<br />

Wo bleibt da die Lust?<br />

Sitzungen leiten und verwalten ist nicht immer die<br />

pure Lust. Aber man kann in diesem Amt auch<br />

etwas gestalten. In meinem ersten Dekanat erreichte<br />

ich, dass es zu einem gewissen Finanzausgleich<br />

zwischen «reichen» und «armen» Fakultäten kam,<br />

so dass die Betreuungsverhältnisse in unserer Fakultät<br />

nicht ständig schlechter wurden. Diese Umverteilung<br />

zwischen den Fakultäten, so gering sie war,<br />

bedeutete an der Uni fast die Schlachtung einer<br />

heiligen Kuh. Da waren lange Verhandlungen nötig,<br />

aber für solche Dinge lohnt sich der Einsatz.<br />

Kommen wir zu dem, was Sie jetzt erwartet.<br />

Wo steht die Bologna-Studienreform?<br />

Unter meinem Vorgänger sind alle Studiengänge<br />

unter das Dach eines gemeinsamen Reglements<br />

gestellt worden. Für VWL, Politikwissenschaft und<br />

Soziologie sind die neuen Studienpläne verabschiedet<br />

worden. Damit ist aber noch nicht alles erledigt.<br />

Noch in diesem Jahr werden wir den Studienplan<br />

für die <strong>BWL</strong> sowie die Überarbeitung des Doktoranden-<br />

und Habilitationsreglements an die Hand<br />

nehmen müssen. Die Übergangszeit, in welcher viele<br />

Studierende die Wahlmöglichkeit haben, entweder<br />

nach bisherigem oder nach neuem Reglement zu<br />

studieren, könnte turbulent werden, zumal auch<br />

das elektronische Prüfungsverwaltungssystem ePub<br />

mitten in seiner Einführung steht. Das alles erfordert<br />

von den Mitarbeiterinnen des Dekanats ein zusätzliches<br />

Engagement und von den Studierenden etwas<br />

Gelassenheit, mit Ungewissheit oder Unübersichtlichkeit<br />

umzugehen.<br />

«Auch unsere <strong>Universität</strong> entgeht dem wachsenden<br />

Anspruch nicht, die Qualität ihrer<br />

Leistungen gegen aussen zu dokumentieren<br />

und im kritischen Vergleich mit anderen<br />

zu bestehen».<br />

Das hört sich alles so an, als wäre<br />

die Bologna-Reform vor allem mit viel<br />

Aufwand verbunden.<br />

Das ist sie sicherlich, aber umgekehrt erwarte ich<br />

auch viel Positives. Denn hinter allen formalen<br />

Änderungen sollten die eigentlichen Vorteile der<br />

Reform nicht vergessen werden: Den Studierenden<br />

wird mit der Einführung des Bachelors ein Erstabschluss<br />

in kürzerer Ausbildungszeit geboten und<br />

mit dem Master werden die Chancen für höhere<br />

Mobilität, die Qualität der Ausbildung sowie die<br />

internationale Anschlussfähigkeit verbessert.<br />

Wir hören von der Uni-Leitung das Stichwort<br />

«Zertifizierung». Was bedeutet diese für<br />

die WISO-Fakultät?<br />

Auch unsere <strong>Universität</strong> entgeht dem wachsen-


den Anspruch nicht, die Qualität ihrer Leistungen<br />

gegen aussen zu dokumentieren und im kritischen<br />

Vergleich mit anderen zu bestehen. Forschung,<br />

Lehre und Dienstleistungen müssen sich also<br />

zunehmend der Selbst- oder Drittevaluation stellen.<br />

An unserer Fakultät hat die Evaluation der<br />

Lehre längst Tradition. Sie ist mit den Fragebögen,<br />

welche die Studierenden ausfüllen, flächendeckend<br />

gewährleistet. Einer der nächsten Schritte,<br />

der von der <strong>Universität</strong>sleitung verlangt wird, ist<br />

die Selbstkontrolle der Forschung an den Instituten.<br />

Sie soll in unserer Fakultät dezentral auf <strong>Departement</strong>sebene<br />

koordiniert und eingerichtet werden,<br />

was den unterschiedlichen Forschungskulturen von<br />

<strong>BWL</strong>, VWL und den Sozialwissenschaften Rechnung<br />

trägt. Die <strong>Departement</strong>e haben Vorschläge erarbeitet,<br />

die in die Erprobung gehen und Teil einer<br />

umfassenden Qualitätskontrolle sind, die an der Uni<br />

eingerichtet werden soll. Das ist ein Teil der Zertifizierung,<br />

mit der die <strong>Universität</strong> sicherstellen will,<br />

dass sie gesamtschweizerischen und europäischen<br />

Qualitätsnormen genügt. Ich hoffe nur, dass die<br />

ganze Übung einfach bleibt und nicht zum bürokratischen<br />

Selbstläufer wird.<br />

«Im Übrigen darf man durchaus in die Öffentlichkeit<br />

tragen, dass die Uni <strong>Bern</strong> nicht<br />

zuletzt mit der Verbindung von Wirtschafts-<br />

und Sozialwissenschaften überaus attrak-<br />

tive Studiengänge anbietet.»<br />

Und was ist mit der Qualität des Studiums?<br />

Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre, Po-<br />

litikwissenschaft und Soziologie sind von der<br />

<strong>Universität</strong>sleitung in den vergangenen Jahren mit<br />

zusätzlichen Mitteln ausgestattet worden. Die<br />

Besetzung der neuen Professuren ist in vollem<br />

Gange. Erfreulich ist das auch für die Studierenden,<br />

denn nicht nur die Forschung, sondern auch die<br />

Lehre wird damit gestärkt. Die Voraussetzungen<br />

für die Qualitätsförderung des Studiums sind<br />

damit gegeben. Im Übrigen darf man durchaus<br />

in die Öffentlichkeit tragen, dass die Uni <strong>Bern</strong> nicht<br />

zuletzt mit der Verbindung von Wirtschafts- und<br />

Sozialwissenschaften überaus attraktive Studiengänge<br />

anbietet. Allerdings werden wir uns für zusätzliche<br />

Mittel weiter in die Stränge legen müssen,<br />

denn nach wie vor sind die Betreuungsverhältnisse<br />

Wolf Linder, Politologe und Jurist, arbeitete an der<br />

Uni Konstanz sowie der ETH Zürich und war ab<br />

1982 Professor am Institut de hautes études en administration<br />

publique in Lausanne, bevor er 1987<br />

einem Ruf nach <strong>Bern</strong> folgte. Neben dem Aufbau<br />

des Instituts für Politikwissenschaft widmete sich<br />

Linder der Forschung und Expertise auf dem Gebiet<br />

der schweizerischen Innenpolitik. Er war von 1994<br />

bis 1996 Dekan beziehungsweise Abteilungsleiter<br />

an der RWW Fakultät sowie von 1994 bis 1999<br />

Vorstandsmitglied der Schweizerischen Akademie<br />

für Geistes- und Sozialwissenschaften. Seit 2000 ist<br />

er Mitglied des Forschungsrats des Schweizerischen<br />

Nationalfonds und seit 2005 schweizerischer<br />

Vertreter im internationalen Forum of Federations.<br />

Linders Buch «Swiss Democracy», erstmals er-<br />

schienen 1994, ist auf Polnisch, Russisch, Serbokroatisch<br />

und Nepalesisch (teil-) übersetzt worden.<br />

Expertenaufträge zu Demokratisierungs- und<br />

Dezentralisierungsfragen für Helvetas, Deza und<br />

das World Bank Institute haben Linder in viele Transitions-<br />

und Entwicklungsländer geführt.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Information


6<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Information<br />

an unserer Fakultät im inner- und zwischenuniversitären<br />

Vergleich noch nicht dort, wo sie sein sollten.<br />

Wie sehen Ihre weiteren Projekte aus?<br />

Im Moment ist an den <strong>Universität</strong>en vieles in Bewegung<br />

und auch unsere Fakultät muss beweglich<br />

bleiben. In der Forschung gibt es Initiativen, in der<br />

Fakultät vermehrt interdisziplinär zusammenzuspannen,<br />

was ich sehr begrüssen würde. Am <strong>Bern</strong>er<br />

Kompetenzzentrum für Public Management, das<br />

möglicherweise eine vom Bund geförderte Einrichtung<br />

wird, müssen wir zusammen mit der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät in sinnvoller Weise<br />

beteiligt bleiben. Dann wünschte ich mir, dass<br />

unsere Beziehungen zur Öffentlichkeit konstanter<br />

und besser würden. Die Vereinigungen der Ehemaligen<br />

wären vermutlich geeignete Partner, um<br />

langfristig mehr Goodwill in der Öffentlichkeit zu<br />

schaffen. Weiter hoffe ich, dass wir in der Fakultät<br />

neben den Tagesgeschäften vielleicht einmal Zeit<br />

finden für Gespräche, wie sich die einzelnen Disziplinen<br />

in der schweizerischen Hochschullandschaft<br />

künftig positionieren möchten.<br />

«Ich wünschte mir, dass unsere Beziehungen<br />

zur Öffentlichkeit konstanter und besser<br />

würden.»<br />

Wie sehen Sie denn die Zukunft der Fakultät?<br />

Konkret kenne ich diese so wenig wie Sie. Aber zu<br />

dem, was ich nicht möchte, fällt mir ein Satz Albert<br />

Einsteins ein: «Um ein tadelloses Mitglied der<br />

Schafsherde zu sein, muss man vor allem ein Schaf<br />

sein.» – Genau das sollte unsere Fakultät vermeiden.<br />

Positiv gesagt: nicht den andern alles nachmachen,<br />

sondern das entwickeln, was wir besonders<br />

gut oder gar besser können als die andern.


Neue Lehrbeauftragte am <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong><br />

Mit Andreas Jacobs ist diesmal ein Lehrbeauftragter am<br />

<strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong> zu Gast, der nicht nur die Geburtsstunde<br />

des Instituts für Finanzmanagement miterlebt hat, sondern<br />

mittlerweile bei der UBS eine interessante Kaderposition inne<br />

hat. Zudem freut sich das <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong>, die Verpflich-<br />

tung von Benedikt Weibel, dem Chef der SBB, als Lehrbeauftragten<br />

bekannt zu geben. Von Simon Haag<br />

SBB-Chef Benedikt Weibel<br />

wird Dozent an der Uni <strong>Bern</strong><br />

Im Sommersemester 2007 wird<br />

Dr. Benedikt Weibel am <strong>Departement</strong><br />

für Betriebswirtschaftslehre<br />

als Lehrbeauftragter tätig sein.<br />

Im Rahmen einer Blockveranstaltung<br />

wird der gegenwärtige<br />

SBB-Chef Master-Studierende der<br />

<strong>BWL</strong> im Bereich des praktischen<br />

Managements unterrichten.<br />

Im Rahmen dieser Veranstaltung<br />

möchte Weibel den Studierenden<br />

praxisnahe Vorgehensweisen<br />

für wirksames Management<br />

vermitteln. Die Vorlesung behandelt<br />

Themen wie Strategieentwicklung<br />

und -umsetzung, Führung,<br />

Organisation sowie interne<br />

und externe Kommunikation. Der<br />

Inhalt der Vorlesungen basiert<br />

dabei primär auf Fallstudien, die<br />

aus Benedikt Weibels Erfahrungsschatz<br />

als Praktiker stammen.<br />

Benedikt Weibel hat bereits an<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> studiert<br />

und zum Thema Bayes’sche Ent-<br />

scheidungstheorie doktoriert.<br />

Damit kehrt er nach einem Unterbruch<br />

von 29 Jahren an seine<br />

Alma Mater zurück.<br />

Die Vorlesung von Benedikt<br />

Weibel wird als Blockveranstaltung<br />

an folgenden Terminen<br />

durchgeführt: 2.– 5. April 2007<br />

sowie 4.– 6. Juni 2007. Weitere<br />

Informationen zu dieser Veranstaltung<br />

sowie zu den Teilnahmebedingungen<br />

sind auf der<br />

Homepage des Instituts für Un-<br />

ternehmensrechnung und<br />

Controlling, www.iuc.unibe.ch,<br />

zu finden.<br />

Dr. Andreas Jacobs<br />

Die Master-Vorlesung «Financing<br />

and Capital Structure» wird<br />

in diesem Wintersemester von<br />

einem der ersten Mitarbeiter des<br />

Instituts für Finanzmanagement<br />

überhaupt gehalten. Als<br />

Prof. Claudio Loderer 1990 das<br />

Institut für Finanzmanagement<br />

gründete, begann auch Andreas<br />

Jacobs seine akademische Karriere,<br />

die ihn bis zum Dr. rer. pol.<br />

führte. Mittlerweile ist der<br />

begeisterte Inline-Skater und<br />

Skifahrer als Managing Director<br />

bei der UBS tätig und dort für die<br />

weltweite Produktentwicklung<br />

und das Produktmanagement von<br />

Anlagefonds zuständig. Nun, elf<br />

Jahre nach Abgabe seiner Dissertation,<br />

kehrt Andreas Jacobs<br />

an die <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> zurück,<br />

um anstelle Claudio Loderers,<br />

der ein Forschungssemester<br />

absolviert, die Vorlesung «Financing<br />

and Capital Structure» zu<br />

halten. In dieser wird aufgezeigt,<br />

welchen Einfluss Finanzierungsentscheide<br />

auf den Wert einer<br />

Unternehmung haben. «Für<br />

Manager ist es zentral, über diese<br />

Zusammenhänge Bescheid zu<br />

wissen, da sie in der Berufspraxis<br />

immer öfter mit Fragen der Finanzierung,<br />

sei es auf Projekt- oder<br />

Unternehmensebene, konfrontiert<br />

sind», meint Jacobs. Und da die<br />

<strong>BWL</strong>-Studierenden von heute die<br />

Manager von morgen wären,<br />

vermittle diese Vorlesung einen<br />

Rucksack mit Modellen und<br />

Instrumenten, um später einmal<br />

fundierte Finanzierungsvorschläge<br />

zu erarbeiten und zu begründen.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Information<br />

7


8<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Information<br />

Nachrichten aus dem <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong><br />

Anja Tuschke wird<br />

Professorin für Organisationslehre<br />

Frau Professorin Anja Tuschke wurde vom Regierungsrat<br />

des Kantons <strong>Bern</strong> zur Mitdirektorin<br />

des Instituts für Organisation und Personal ernannt.<br />

Frau Tuschke wird sich künftig auf den Bereich<br />

Organisation konzentrieren. Das Gebiet Personal<br />

wird von Professor Thom weiterbetreut. Ein<br />

ausführliches Porträt von Frau Tuschke finden Sie<br />

in diesem <strong>Heft</strong>.<br />

Christoph Kaserer lehnt Ruf an die Uni <strong>Bern</strong><br />

ab – Verhandlungen mit Jochen Bigus laufen<br />

Die Ernennungsverhandlungen mit Professor Christoph<br />

Kaserer von der TU München zur Besetzung<br />

einer Professur für Financial Accounting am Institut<br />

für Unternehmensrechnung und Controlling führ-<br />

ten zu keinem Erfolg. Er wird jedoch einen Lehrauf-<br />

trag an der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> annehmen und im<br />

Wintersemester 2006/07 die Vorlesung «Rechnungslegung<br />

und Kapitalmarkt» betreuen.<br />

Entsprechend hat die <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> mit Professor<br />

Jochen Bigus (<strong>Universität</strong> Osnabrück, Deutschland)<br />

Gespräche mit dem Ziel einer Ernennung auf<br />

das vakante Ordinariat aufgenommen. Mit einer<br />

Entscheidung von Professor Bigus ist gegen Jahresende<br />

zu rechnen.<br />

Ulf Schiller neuer Vorsitzender der<br />

Travers Borgstrom-Stiftung<br />

Professor Ulf Schiller ist zum Vorsitzenden der<br />

Stiftung Travers Borgstrom gewählt worden. Stiftungszweck<br />

ist die Förderung von Studierenden der<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, die über<br />

das Pflichtpensum hinaus besonderen Fleiss zeigen.<br />

Vorstandsmitglieder sind ausserdem die Professoren<br />

Klaus Armingeon und Harris Dellas.<br />

Neues Partnerabkommen<br />

mit der <strong>Universität</strong> von Vilnius<br />

Mit der <strong>Universität</strong> Vilnius, Litauen, konnte ein<br />

neues Partnerabkommen geschlossen werden. Sie<br />

wurde 1579 gegründet und ist damit eine der<br />

traditionsreichsten <strong>Universität</strong>en in Ost- und Mitteleuropa.<br />

Derzeit sind über 23’000 Studierende<br />

eingeschrieben, davon 4’122 an der Wirtschaftsfakultät.<br />

Das derzeitige Angebot an englisch-<br />

sprachigen Veranstaltungen besteht vorwiegend<br />

auf der Bachelorstufe.<br />

Austauschprogramm für<br />

Wirtschaftsinformatiker gestartet<br />

Das Erasmus-Programm Wirtschaftsinformatik<br />

(<strong>BeWL</strong> berichtete in Ausgabe 5) ist erfolgreich<br />

angelaufen. Obwohl das Abkommen mit der Dublin<br />

City University erst kurz vor Bewerbungsschluss<br />

im März zustande kam, gingen fristgerecht Bewerbungen<br />

beim zuständigen Fachkoordinator ein.<br />

Bereits in diesem Winter werden zwei <strong>Bern</strong>er <strong>BWL</strong>-<br />

Studierende ein Semester in Dublin verbringen.<br />

Wissenschaftlicher Nachwuchs<br />

aus <strong>Bern</strong> erfolgreich<br />

Marc Fetscherin, der von 2002 bis 2004 als wissenschaftlicher<br />

Assistent am Institut für Wirtschaftsinformatik<br />

bei Prof. Knolmayer tätig war, hat nach<br />

Gastaufenthalten an der University of California,<br />

Berkeley, und der Harvard University seit 2005 eine<br />

Stelle als Assistenzprofessor am Department of<br />

International Business des Rollins Colleges (Florida)<br />

inne. Bereits im ersten Jahr seiner Tätigkeit wurde<br />

er mit dem «Eight Annual OCSA Professor Appreciation<br />

Award for the ‹Most Challenging Professor›<br />

at Rollins College» ausgezeichnet.<br />

Erfolgreiche Konferenz über Family Firms<br />

des Instituts für Finanzmanagement<br />

Das Institut für Finanzmanagement hat im Juni<br />

eine Konferenz zum Thema «Corporate Governance<br />

in Family/Unlisted Firms» durchgeführt. Gemeinsam<br />

mit hochkarätigen Vertretern aus Wissenschaft<br />

und Praxis wurden aktuelle Fragestellungen wie<br />

die Problematik der Nachfolgeregelung oder der<br />

Schutz von Minderheitsaktionären diskutiert.


Publikationen und Preise am <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong><br />

Bücher<br />

– Morlock, M.; Schwindt, C.; Trautmann, N.;<br />

Zimmermann, J. (2006): Perspectives on Operations<br />

Research, Deutscher <strong>Universität</strong>s-Verlag,<br />

Wiesbaden.<br />

– Weissbrich, D. (2006): Produktvorankündigungen.<br />

Grundlagen, Wirksamkeit, Management,<br />

VDM Verlag, Saarbrücken.<br />

– Zaugg, R. (2006): Handbuch Kompetenzmanagement.<br />

Durch Kompetenz nachhaltig Werte<br />

schaffen, Haupt Verlag, <strong>Bern</strong> / Stuttgart / Wien.<br />

Neuauflage Bücher<br />

– Homburg, Ch.; Krohmer, H. (2006): Marketingmanagement:<br />

Strategie – Instrumente – Um-<br />

setzung – Unternehmensführung, 2. Auflage,<br />

Gabler, Wiesbaden.<br />

Wissenschaftliche Artikel<br />

– Bailey, W.; Karolyi, G. A.; Salvà, C. (2006): The<br />

Economic Consequences of Increased Disclosure:<br />

Evidence from International Cross-Listings, Journal<br />

of Financial Economics, Vol. 81, S. 175–213.<br />

– Haas, A. (2006): Bestimmungsfaktoren des Beratungserfolges:<br />

Eine informationsökonomische<br />

Betrachtung und empirische Analyse im Handel.<br />

Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche<br />

Forschung 58. Jg., S. 638–664.<br />

Beiträge in referierten Konferenzbänden<br />

– Ballestin, F.; Trautmann, N. (2006): A metaheuristic<br />

appraoch for the resource-constrained<br />

weighted earliness-tardiness project scheduling<br />

problem, in: Proceedings of the 10 th International<br />

Workshop on Project Management and Scheduling.<br />

Posnan / Poland. S. 56–62.<br />

– Fux, M.; Noti, M.; Myrach, T. (2006): Quality of<br />

Feedback to E-Mail Requests – An Explorative<br />

Study in Alpine Tourism Destinations, in: Hitz,<br />

M.; Sigala, M.; Murphy, J. (Eds.): Information and<br />

Communication Technology in Tourism 2006,<br />

Springer, Wien et al., S. 370.<br />

– Fündeling, C.-U.; Trautmann, N. (2006): Scheduling<br />

of make and pack plants: a case study, in:<br />

Marquardt, W.; Pantelides, C. (Hrsg.): 16 th European<br />

Symposium on Computer Aided Process<br />

Engineering and 9 th International Symposium on<br />

Process Systems Engineering, Elsevier,<br />

S. 1551–1556.<br />

– Krohmer, H.; Malär, L.; Nyffenegger, B. (2006):<br />

The Interaction Between a Brand’s Personality<br />

and Its Consumers: Performance Implications and<br />

Implementation Issues, in: Proceedings of the<br />

35 th EMAC Conference, Athens / Greece.<br />

– Krohmer, H.; Miller, K.; Hofstetter, R. (2006):<br />

Measuring Consumers’ Willingness to Pay with<br />

the Contingent Valuation Approach, in: Proceedings<br />

of the AMA 2006 Summer Marketing<br />

Educators’ Conference, Chicago / USA.<br />

– Leschnikowski, K.; Schweizer, M.; Drengner,<br />

J. (2006): Celebrity Endorser as «Image Conditioner»<br />

for Brands? An Empirical Study Based<br />

on the Match-up Hypothesis, in: Proceedings of<br />

the AMA Winter Educators’ Conference 2006,<br />

St. Petersburg / USA.<br />

– Miller, K.; Krohmer, H.; Hofstetter, R. (2006):<br />

Eliciting Consumers’ Willingness to Pay with Self-<br />

Explicated Approaches: Conceptual Discussion<br />

and Empirical Study, Proceedings of the 35 th<br />

EMAC Conference, Athens / Greece.<br />

– Rank, O. N. (2006): Interdependencies Between<br />

Reputation, Friendship, and Cooperation in<br />

Networks of Strategy Making, Proceedings of the<br />

26 th International Sunbelt Conference, Vancouver<br />

/ Canada.<br />

– Rank, O. N. (2006): Integrated versus Core-<br />

Periphery Structures in Regional Biotechnology<br />

Networks, Proceedings of the 26 th International<br />

Sunbelt Conference, Vancouver / Canada.<br />

– Schwindt, C.; Herrmann, S.; Trautmann,<br />

N. (2006): A heuristic decomposition method for<br />

the short-term planning of continuous plants,<br />

in: Proceedings of the 10 th International Workshop<br />

on Project Management and Scheduling,<br />

Posnan / Poland, S. 313–318.<br />

– Schwindt, C.; Herrmann, S.; Trautmann,<br />

N. (2006): Planning and scheduling of multipurpose<br />

continuous plants, in: Marquardt, W.;<br />

Pantelides, C. (Eds.): 16 th European Symposium<br />

on Computer Aided Process Engineering and<br />

9th International Symposium on Process Systems<br />

Engineering, Elsevier, S. 2159–2164.<br />

– Trautmann, N.; Schwindt, C. (2006): Priority-rule<br />

based scheduling of chemical batch processes,<br />

in: Marquardt, W.; Pantelides, C. (Eds.): 16 th European<br />

Symposium on Computer Aided Process<br />

Engineering and 9 th International Symposium on<br />

Process Systems Engineering, Elsevier,<br />

S. 2165–2170.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Information<br />

9


0<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Information<br />

– Trautmann, N.; Schwindt, C. (2006): A heuristic<br />

method for large-scale batch scheduling in<br />

the process industries, in: Haasis, H.-D.; Kopfer,<br />

H.; Schönberger, J. (Eds.): Operations Research<br />

Proceedings 2005, Springer, Berlin, S. 155–160.<br />

– Weispfenning, F.; Krohmer, H.; Weissbrich,<br />

D. (2006): Antecedents of Perceived Store Price<br />

Level: An Integrated Model, in: Proceedings<br />

of the 35 th EMAC Conference, Athens / Greece.<br />

Dissertationen<br />

– Baumüller, M. (2006): Managing Cultural Diversity,<br />

Verlag Peter Lang, <strong>Bern</strong>.<br />

– Fetscherin, M. (2006): Implications of Digital<br />

Rights Management on the Demand for Digital<br />

Content, dissertation.de – Verlag im Internet,<br />

Berlin.<br />

– Fündeling, C.-U. (2006): Ressourcenbeschränkte<br />

Projektplanung bei vorgegebenen Arbeitsvolumina,<br />

Deutscher <strong>Universität</strong>s-Verlag, Wiesbaden.<br />

– Sollberger, B. A. (2006): Wissenskultur als<br />

Erfolgsfaktor für ein ganzheitliches Wissensmanagement,<br />

Verlag Paul Haupt, <strong>Bern</strong>er<br />

betriebswirtschaftliche Schriften, Band 38,<br />

<strong>Bern</strong> / Stuttgart / Wien.<br />

– Walser, K. (2006): Auswirkungen des CRM auf<br />

die IT-Integration, Eul-Verlag, Lohmar / Köln.<br />

Preise<br />

– Stephan Frech ist für seine am Institut für Wirtschaftsinformatik<br />

verfasste Lizentiatsarbeit «Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />

von Electronic Bill Pre-<br />

sentment and Payment (EBPP) bei Finanzinstitutionen<br />

am Beispiel der Credit Suisse» mit dem<br />

IBS Switzerland AG Preis für ausgezeichnete Lizentiatsarbeiten<br />

2006 prämiert worden.<br />

– Jacqueline Hofer gewinnt den Preis von HR <strong>Bern</strong>,<br />

Fachverband für Human Resources, für hervorragende<br />

personalwirtschaftliche Lizentiatsarbeiten<br />

im Jahre 2006. Der Titel ihrer Lizentiatsarbeit<br />

lautet: «Erfolgreiches Ideenmanagement. Theoretische<br />

Grundlagen – Erfolgsfaktoren – Empirische<br />

Untersuchung».<br />

– Reto Hofstetter hat mit seiner vom Institut für<br />

Marketing und Unternehmensführung, Abteilung<br />

Marketing, betreuten Bachelorarbeit zur Erhebung<br />

der Zahlungsbereitschaft von Konsumenten<br />

den 2. Platz beim Förderpreis des Verbands<br />

Schweizer Markt- und Sozialforscher (VSMS)<br />

erreicht.<br />

– Die Schweizerische Kommission für Standardisierungen<br />

im Finanzbereich hat David Knupp mit<br />

dem SKSF-Preis für seine Lizentiatsarbeit «Aufzeigen<br />

der Kundenbedürfnisse für eine automatisierte<br />

Verarbeitung von Prozessen im Umgang<br />

mit Finanzinstituten» ausgezeichnet. Die Arbeit<br />

wurde von Institut für Wirtschaftsinformatik<br />

betreut.<br />

– Der Schmeller Preis der Volkswirtschaftlichen<br />

Gesellschaft des Kantons <strong>Bern</strong> wurde an die vom<br />

Institut für Finanzmanagement betreute Arbeit<br />

von Markus Marti verliehen, die das Thema «Das<br />

post-acquisition Performance Puzzle: Bestimmung<br />

von langfristigen abnormalen Renditen» behandelt.<br />

Der zweite Preisträger ist Fabian Egger vom<br />

Institut für Organisation und Personal.<br />

– Philipp Rieder hat für seine Lizentiatsarbeit am<br />

Institut für Finanzmanagement zum Thema «Portfolioselektion<br />

und Volatility Timing» den mit<br />

CHF 2’000 dotierten Walter Wasserfallen Preis<br />

erhalten.<br />

– Frau Dr. Bettina A. Sollberger erhält für ihre<br />

am Institut für Organisation und Personal<br />

verfasste Dissertation mit dem Titel «Wissenskultur<br />

als Erfolgsfaktor für ein ganzheitli-<br />

ches Wissensmanagement» den Preis für die<br />

beste deutschsprachige Dissertation im Gebiet<br />

Personalmanagement durch die HR Swiss,<br />

der Standesorganisation der HR-Manager in<br />

der Schweiz.<br />

– Anja Tuschke, neuberufene Professorin für Organisationslehre<br />

an der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong>, ist für<br />

ihre Habilitationsschrift «Legitimität administrativer<br />

Innovationen» mit dem Karl-Heinz-Pollok-<br />

Gedächtnispreis ausgezeichnet worden. Der mit<br />

5’000 Euro dotierte, in Erinnerung an den<br />

Gründungspräsidenten und Altrektor der <strong>Universität</strong><br />

Passau verliehene Preis wird alljährlich für<br />

eine herausragende Habilitationsschrift verliehen.<br />

– Dirk Weissbrich und Felix Weispfenning, Assistenten<br />

des Lehrstuhls für Marketing am Institut für<br />

Marketing und Unternehmensführung, haben mit<br />

ihrem Beitrag zum Preisimage von Handelsunternehmen<br />

bei der Efficient Consumer Response<br />

(ECR) Europe Conference 2006 in Stockholm den<br />

Silver Academic Award gewonnen.


<strong>BeWL</strong> 6/2006 Anzeige


Personen<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Personen<br />

Begeistert und begeisternd<br />

Anja Tuschke ist die neue Professorin für Organisationslehre an der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong>. Dass der Ruf<br />

nach <strong>Bern</strong> nicht nur ein weiterer Schritt in einer jungen Karriere ist, sondern die Begeisterung<br />

für den Beruf der Hochschullehrerin reflektiert, wird bei der 39-jährigen deutschen Wissenschaftlerin<br />

rasch klar. Wenn der Beruf Berufung ist – ein Portrait von Simon Haag und Norbert Thom<br />

Das Institut für Organisation und Personal hat<br />

Verstärkung erhalten – und was für eine: Mit Anja<br />

Tuschke hat am 1. September dieses Jahres eine<br />

Persönlichkeit die neu geschaffene ordentliche<br />

Professur für Organisation übernommen, die nicht<br />

nur einen äusserst engagierten und motivierten<br />

Eindruck macht, sondern auch eine begeisterte<br />

Forscherin ist. Publikationen in renommierten Zeitschriften,<br />

wie dem Strategic Management Journal<br />

oder dem Academy of Management Journal, sind<br />

neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen wie<br />

der Nominierung für den Carolyn Dexter Award der<br />

Academy of Management, eindrückliches Zeugnis<br />

dafür.<br />

Was bei Anja Tuschke neben ihren bisherigen<br />

wissenschaftlichen Leistungen auffällt, ist das internationale<br />

Umfeld, in dem diese erbracht wurden.<br />

Die Vorlesungen des<br />

Lehrstuhls Tuschke im Überblick<br />

Im Rahmen des Bachelorstudiums werden folgende<br />

Vorlesungen angeboten:<br />

– In der Basisveranstaltung «Personal und Organisation»,<br />

die gemeinsam von den Professoren<br />

Thom und Tuschke gelesen wird, werden die<br />

grundsätzlichen Elemente des Personalmanagements<br />

und der Organisationslehre vermittelt.<br />

– Im Proseminar zum Thema «Change Management»<br />

haben Studierende aktiv die Möglichkeit,<br />

sich mit dem Management von Veränderungsprozessen<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Auf der Master-Stufe sind gegenwärtig folgende<br />

Vorlesungen geplant:<br />

– In der Vorlesung «Unternehmensorganisation»<br />

stehen neben Aspekten der internen Organisation,<br />

wie dem Projekt- und Teamworkmanagement,<br />

das Schnittstellenmanagement zu anderen<br />

Unternehmen und die Organisation der Unternehmensleitung<br />

im Mittelpunkt.<br />

– In der Veranstaltung «Change Management»<br />

wird vertieft, wie Unternehmen Veränderungsprozesse<br />

managen können.<br />

Viele Veröffentlichungen sind in Zusammenarbeit<br />

mit amerikanischen Forschern entstanden. Aber<br />

auch während der Ausbildung fällt das Flair Anja<br />

Tuschkes für fremde Sprachen und Kulturen auf.<br />

Vor dem Studienabschluss in <strong>BWL</strong> absolvierte Frau<br />

Tuschke in Würzburg die Dolmetscherschule mit<br />

Fachrichtung Englisch und Französisch und ein<br />

einjähriges Studium der chinesischen Sprache an<br />

der Zhong Shan University in Guangzhou. «Ich<br />

habe es immer als grosse Bereicherung empfunden,<br />

andere Länder und Kulturen kennen zu lernen.<br />

Neben all den persönlichen Erfahrungen, die ich<br />

nicht missen möchte, schärft es auch den Blick<br />

für den Einfluss kultureller Gemeinsamkeiten und<br />

Unterschiede auf das Wirtschaftsleben.»<br />

Die Begeisterung für die Wissenschaft wecken<br />

Ihre Berufung nach <strong>Bern</strong> und die Tatsache, dass sie<br />

damit die erste ordentliche Professorin für <strong>BWL</strong><br />

wird, will Anja Tuschke nicht überbewerten. Letztlich<br />

solle es keine Rolle spielen, ob ein Fach von<br />

einem Mann oder einer Frau vertreten werde.<br />

Trotzdem erhofft sie sich, mit ihrer Berufswahl eine<br />

gewisse Symbolwirkung zu erzeugen. «Solange<br />

die Zahl der Professorinnen relativ klein ist, werden<br />

viele Studentinnen und Assistentinnen keine Laufbahn<br />

in der Wissenschaft in Erwägung ziehen. Aber<br />

vielleicht kann ich helfen, das Interesse und die<br />

Begeisterung dafür zu wecken.»<br />

Dass sie nicht nur die Begeisterung anderer wecken<br />

will, sondern auch selbst über ein scheinbar<br />

unauslöschbares feu sacré verfügt, wird schnell klar,<br />

wenn Anja Tuschke über ihre Forschungsprojekte<br />

spricht. «Die Forschung ist eine ständige Herausforderung.<br />

Die Grundfrage ist stets, wie mit Hilfe<br />

wissenschaftlicher Methoden Probleme aus der<br />

Praxis gelöst oder wenigstens verbessert werden<br />

können.» Dabei interessieren sie vor allem Fragen,<br />

wie beispielsweise Betrugsfälle an der Unternehmensspitze<br />

besser vorhergesehen werden können,<br />

welche Faktoren die internationale Standortwahl<br />

beeinflussen oder wie Unternehmen am besten von<br />

ihren Netzwerkbeziehungen profitieren können.<br />

Allerdings lässt sich Anja Tuschke nicht nur von wissenschaftlichen<br />

Büchern begeistern. «Ich lese sehr<br />

gerne und sehr viel und wenn mir ein Autor zusagt,<br />

dann geht es in der Regel auch nicht lange, bis ich


seine ‹gesammelten Werke› bei mir im Bücherregal<br />

habe.» Zu ihren favorisierten Autoren zählt die<br />

Liebhaberin von Jazz- und Klavierkonzerten Autoren<br />

wie Max Frisch, Nick Hornby oder Frank McCourt.<br />

Aber auch Cartoons können das Herzen der Anja<br />

Tuschke im Sturm erobern – mit schwer wiegen-<br />

den Folgen. «Bei meinem letzten Aufenthalt in den<br />

USA habe ich mir «The Complete Cartoons of the<br />

New Yorker» gekauft, was kurzum das Gewicht<br />

meines Gepäcks um vier Kilogramm erhöhte.»<br />

Mit ihren Vorlesungen möchte Anja Tuschke auch<br />

die Studierenden für das Thema Organisation<br />

begeistern. «Jeder, der im Berufsleben steht, wird<br />

mit Fragen aus diesem Bereich konfrontiert, weshalb<br />

ich in meinen Vorlesungen das praktische und<br />

theoretische Rüstzeug für die vielfältigen Organisationsaufgaben<br />

vermitteln möchte.» Dass ihr das<br />

ganz gut gelingt, bestätigt beispielsweise die<br />

Professoren-Ratingseite www.meinprof.de, auf der<br />

Anja Tuschkes Fachkompetenz ebenso wie ihr En-<br />

gagement gelobt werden. Ihr Ziel «Vorlesungen<br />

anzubieten, die für die Studierenden interessant<br />

sind und diese zur Mitdiskussion bewegen», erreicht<br />

sie offensichtlich bestens – dass Anja Tuschke<br />

dabei nicht nur einen begeisterten Eindruck macht,<br />

sondern auch gleich ihr Umfeld mitbegeistert,<br />

bestätigt die Vermutung, dass da jemand in seinem<br />

Beruf auch seine Berufung gefunden hat.<br />

Ein Duo an der Spitze<br />

Mit der Schaffung einer zusätzlichen Professur für<br />

Organisation ändert sich auch einiges am Institut<br />

für Organisation und Personal. Dieses wird neu von<br />

Anja Tuschke und Norbert Thom gemeinsam geleitet,<br />

wobei letzterer künftig den Bereich Personalmanagement<br />

weiter ausbaut. Entsprechend werden<br />

in Zukunft Studienarbeiten, die primär den Bereich<br />

Organisation betreffen, in der Abteilung von Frau<br />

Tuschke betreut. Beide IOP-Professoren wirken in<br />

Spezialveranstaltungen auf Master- oder Doktorandenebene<br />

zusammen und betonen den engen<br />

Zusammenhang beider Fachgebiete.<br />

Anja Tuschke, Jahrgang 1967, hat an der <strong>Universität</strong><br />

Passau Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten<br />

Organisation und Personalwesen sowie<br />

Absatzwirtschaft und Handel studiert und an dieser<br />

auch ihre Dissertations- und Habilitationsschrift<br />

verfasst. Erste Erfahrungen als Dozentin sammelte<br />

Frau Tuschke an der Brigham Young University in<br />

den USA sowie an der Staatsakademie für Management<br />

in Moskau. Vor ihrem Ruf an die <strong>Universität</strong><br />

<strong>Bern</strong> arbeitete sie an der <strong>Universität</strong> Passau sowohl<br />

als Vertreterin des Lehrstuhls für Absatzwirtschaft<br />

und Handel als auch als Privatdozentin am Lehrstuhl<br />

für Organisation und Personalwesen. Anja Tuschke<br />

nennt neben dem Lesen und der Musik Skifahren<br />

und Schwimmen als ihre Hobbys.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Personen<br />

3


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<strong>BeWL</strong> 6/2006 Personen<br />

Wenn glühende Schuhsohlen einen <strong>BWL</strong>-Studenten<br />

zum Unternehmensgründer werden lassen<br />

Was macht ein <strong>Bern</strong>er <strong>BWL</strong>-Student, wenn er trotz exzessiven<br />

Shopping-Touren keine trendigen T-Shirts findet, die ihm<br />

gefallen? Er gründet einen eigenen Online-Shop und verkauft<br />

dort die T-Shirts, die er selbst am liebsten trägt – ein In-<br />

terview mit Jan Kamarys, frustrierter Shopper, aber begeisterter<br />

Jungunternehmer. Von Simon Haag<br />

Jan Kamarys, Jahrgang 1982,<br />

studiert seit dem Wintersemester<br />

2001/2002 Betriebswirtschaftslehre<br />

an der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong>.<br />

Vor rund drei Monaten hat er<br />

den Online-Kleiderladen fashionmarket.ch<br />

gegründet. Erste<br />

unternehmerische Erfahrungen<br />

hat Kamarys als Organisator<br />

von verschiedenen Partys, unter<br />

anderem im <strong>Bern</strong>er Du Théatre,<br />

gesammelt. Daneben ist der<br />

Seeländer begeisterter Fussballspieler<br />

und gehört in der Fussball-2.-Liga<br />

zu den treffsichersten<br />

Stürmern des Kantons <strong>Bern</strong>.<br />

Jan, du hast vor drei Monaten<br />

fashion-market.ch gegründet,<br />

einen Online-Kleiderladen.<br />

Wie ist die Idee dazu<br />

entstanden?<br />

Ich habe Stunden damit verbracht,<br />

T-Shirts zu suchen, die<br />

genau zu mir passen. Leider<br />

waren diese Suchaktionen meistens<br />

erfolglos, sodass nicht<br />

mein Modeherz vor Begeisterung<br />

glühte, sondern lediglich die<br />

Schuhsohlen. Deshalb habe ich<br />

mich entschlossen, meinen eigenen<br />

Online-Shop aufzubauen.<br />

Ist denn dein Geschmack so<br />

ausgefallen oder weshalb<br />

hast du nie gefunden, was du<br />

gesucht hast?<br />

Ich glaube nicht, dass der Geschmack<br />

das Problem war. Mir ist<br />

klar geworden, dass ein simples<br />

T-Shirt zum Mode-Statement<br />

wird, wenn man trägt, was man<br />

verkörpert. Den meisten ergeht<br />

es wie mir: Sie suchen ein Kleidungsstück,<br />

das Ihre Persönlichkeit<br />

ausdrückt und solche sind<br />

eben schwierig zu finden.<br />

«Mir ist klar geworden, dass<br />

ein simples T-Shirt zum Mode-<br />

Statement wird, wenn man<br />

trägt, was man verkörpert.»<br />

Wie sieht denn das Geschäftsmodell<br />

von fashion-market.ch<br />

genau aus?<br />

Fashion-market.ch ist ein Online-<br />

Kleiderladen. Drei bis fünf<br />

Tage nach Zahlungseingang hat<br />

der Kunde die T-Shirts in seinem<br />

Briefkasten. Die T-Shirts kosten<br />

alle zwischen 29 und 49 Franken<br />

und falls jemand nicht zufrieden<br />

sein sollte, kriegt er sein Geld<br />

zurück.<br />

Die Textilindustrie ist sehr<br />

wettbewerbsintensiv. Was<br />

macht fashion-market.ch<br />

anders als die zahlreichen<br />

Konkurrenten?<br />

Zum einen ist es unsere Philosophie,<br />

die uns von Mitbewerbern<br />

unterscheidet. Wir wollen Streetwear-<br />

mit Catwalk-Trends ver-<br />

mischen und dadurch einzigartige<br />

T-Shirts kreieren. Zum anderen<br />

zeichnet uns die Qualität, die<br />

Vielfalt unserer T-Shirts und der<br />

professionelle Auftritt aus.<br />

«Man braucht ein sehr gutes<br />

Auge für neue Trends und ein<br />

entsprechendes Sensorium<br />

dafür, ob sich diese durchsetzen<br />

oder nicht.»<br />

Die Produkte von Fashionmarket.ch<br />

müssen den<br />

Geschmack der Leute treffen.<br />

Wie weisst du denn, wer<br />

welchen Geschmack hat?<br />

Man braucht ein sehr gutes Auge<br />

für neue Trends und ein entsprechendes<br />

Sensorium dafür, ob sich<br />

diese durchsetzen oder nicht.<br />

Dazu gehört natürlich auch, dass<br />

man sich über Entwicklungen in<br />

der Modebranche informiert.<br />

Die Textilindustrie operiert<br />

mehrheitlich mit geringen<br />

Margen. Hat es dich nicht<br />

abgeschreckt, im Hochpreisland<br />

Schweiz einen Online-<br />

Kleidershop zu gründen?<br />

Nein, denn ich habe festgestellt,<br />

dass ein Shop in der Schweiz die<br />

gleichen Vorraussetzungen hat<br />

wie beispielsweise Konkurrenten<br />

aus Deutschland. Dies, weil die<br />

Einkaufspreise für die in Asien<br />

produzierten T-Shirts europaweit<br />

beinahe identisch sind.


Die T-Shirts werden im<br />

Ausland produziert. Wie hast<br />

Du denn einen Produzenten<br />

gefunden?<br />

Man findet potentielle Produzenten<br />

über das Internet und kann<br />

mit diesen auch relativ einfach<br />

per E-Mail oder Telefon kommunizieren.<br />

Dies alles braucht aber<br />

relativ viel Zeit und Geduld.<br />

Der Textilmarkt benötigt hohe<br />

Verkaufsvolumen, damit<br />

die kleinen Margen zu einem<br />

respektablen Gewinn werden.<br />

Wie versuchst du, das<br />

Produkt fashion-market.ch<br />

bekannt zu machen?<br />

Wir haben ein ausgeklügeltes<br />

Marketing- und PR-Konzept.<br />

Wir versuchen mit wenig<br />

finanziellem Aufwand, grosse<br />

Aufmerksamkeit zu erzeugen.<br />

Du organisierst auch verschiedene<br />

Partys, unter anderem<br />

im <strong>Bern</strong>er Du Théatre. Kannst<br />

du da Synergien beim<br />

Vertrieb der T-Shirts nutzen?<br />

Ja, denn alle unsere Partygäste<br />

sind potenzielle Kunden von<br />

fashion-market.ch. Die Partys<br />

können als Plattform genutzt<br />

werden, um das Produkt fashionmarket.ch<br />

bekannt zu machen.<br />

Bis jetzt verkauft fashionmarket.ch<br />

ausschliesslich<br />

über das Internet. Ist es denkbar,<br />

dass die Produkte von<br />

fashion-market.ch dereinst<br />

über andere Verkaufskanäle<br />

erhältlich sind?<br />

Wir sehen uns primär als Internet-Shop<br />

und sind daher nicht auf<br />

der Suche nach physischen<br />

Geschäften, die unsere Produkte<br />

verkaufen. Die Gewinnmarge<br />

ist für beide Seiten einfach zu<br />

klein, als dass sich das lohnen<br />

würde.<br />

«Wir wollen uns im nächsten<br />

Jahr als Nummer eins der<br />

Internet-Shops für T-Shirts in<br />

der Schweiz etablieren.»<br />

Du hast fashion-market.ch<br />

vor einigen Monaten gegründet,<br />

wie bist du mit dem<br />

Geschäftsgang zufrieden?<br />

Ich habe viele positive Feedbacks<br />

erhalten und viele Leute kaufen<br />

bereits regelmässig bei uns ein.<br />

Dies zeigt mir, dass fashionmarket.ch<br />

auf dem richtigen Weg<br />

ist. Auch Kooperationen mit der<br />

<strong>Bern</strong>er Kantonalbank und Puma<br />

bestätigen diesen Eindruck.<br />

Die Gründung und das erfolgreiche<br />

Führen von Unternehmen<br />

ist kein Leichtes.<br />

Wie hast du diese Wissenslücke<br />

zu füllen versucht?<br />

Zum einen haben mir viele Leute<br />

aus dem persönlichen Umfeld,<br />

Eltern, Freunde und Bekannte, ge-<br />

holfen. Zum andern gab es<br />

auch einzelne Vorlesungen, wie<br />

Marketing und Finanzbuchhaltung,<br />

die mir das notwendige<br />

theoretische Wissen vermittelt<br />

haben. Ich habe mir ausserdem<br />

zahlreiche Bücher zu den Themen<br />

«Firmengründung» und<br />

«E-Commerce» besorgt, die allesamt<br />

sehr hilfreich waren.<br />

Wie sehen denn die langfristigen<br />

Ziele für fashionmarket.ch<br />

aus?<br />

Wir wollen uns im nächsten Jahr<br />

als Nummer eins der Internet-<br />

Shops für T-Shirts in der Schweiz<br />

etablieren. Wir müssen uns<br />

ständig weiterentwickeln, denn<br />

sowohl das Internet- als auch<br />

das Fashion-Business verändern<br />

sich sehr schnell.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Personen


Studium<br />

6<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Studium<br />

Lediglich ein Startvorteil für die Masterabsolventen<br />

Die Frage stellt sich allen Studierenden nach rund sechs Semestern:<br />

Studiere ich weiter oder gehe ich als frischgebackener<br />

Bachelorabsolvent in die Berufswelt? Eine Studie des Instituts für<br />

Organisation und Personal der Uni <strong>Bern</strong> vermittelt nun Erkenntnisse,<br />

die bei der Beantwortung dieser Frage durchaus von<br />

Relevanz sind. Von Simon Haag<br />

Zuerst die guten Nachrichten:<br />

Master- und Bachelorabschlüsse<br />

sind in der Schweiz grundsätzlich<br />

gut akzeptiert. Zwar haben<br />

die meisten Unternehmen noch<br />

keine Bachelor- und Masterabsolventen<br />

eingestellt, was infolge<br />

der vor noch nicht so langer<br />

Zeit erfolgten Umstellung der<br />

Abschlüsse aber wenig erstaunt.<br />

Die grosse Mehrheit der rund<br />

160 befragten Unternehmen aus<br />

verschiedenen Industriezweigen<br />

will dies aber in nächster Zeit<br />

unbedingt nachholen, denn, so<br />

verschiedene Umfrageteilnehmer,<br />

es bestünde ein konkreter Bedarf<br />

an Nachwuchsakademikern.<br />

Beide Abschlüsse sind gefragt<br />

Nachfrage besteht dabei sowohl<br />

nach Bachelor- als auch Masterabsolventen,<br />

denn Unternehmen,<br />

die über Mitarbeitende mit<br />

Masterabschluss verfügen, engagieren<br />

immer auch Bachelors.<br />

Eine Präferenz für Masterabsol-<br />

venten lässt sich durch die Studie<br />

des Instituts für Organisation<br />

und Personal der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />

nicht nachweisen. Es scheint also<br />

ein differenzierter Bedarf nach<br />

Jungakademikern zu bestehen.<br />

Gleichzusetzen sind die beiden<br />

Abschlüsse aber nicht, obwohl<br />

bezüglich der Einstiegspositionen<br />

durchaus Parallelen existieren.<br />

Die Mehrheit der befragten Unternehmen<br />

plant, Studierende mit<br />

Bachelor- und Masterabschluss<br />

als Assistenten, Sachbearbeiter<br />

oder Projektleiter einzusetzen.<br />

Wobei erstere nach Abschluss<br />

des Studiums meistens direkt<br />

mit der Arbeit beginnen, wohingegen<br />

Master-Absolventen in<br />

vielen Fällen, vor allem wenn sie<br />

bei einem Grossunternehmen<br />

beginnen, ein Trainee-Programm<br />

absolvieren. Als Master-Absolvent<br />

hat man zusätzlich höhere<br />

Chancen als Teamleiter beginnen<br />

zu können und ein geringeres<br />

Risiko auf der Ebene eines Praktikanten<br />

eingesetzt zu werden.<br />

Bezüglich der Zielpositionen<br />

ergeben sich zwischen Mitarbeitenden<br />

mit Master- oder Bachelorabschluss<br />

allerdings einige<br />

Unterschiede. Während Bachelorabsolventen<br />

nach Einschätzung<br />

der befragten Unternehmen<br />

am ehesten als Projekt-, Team-<br />

oder Abteilungsleiter pensioniert<br />

werden, haben Master-Absolventen<br />

eine höhere Chance als<br />

pensionierter Geschäftsführer<br />

Golf spielen zu dürfen.<br />

Weiterbildung ist Pflicht<br />

Ein Bachelorstudium muss, so<br />

die Forderung der Unternehmen,<br />

vor allem anwendungsorientiert<br />

sein und generalistisches Wissen<br />

vermitteln. Wichtiger als die<br />

fachliche Kompetenz werten die<br />

befragten Unternehmen aber<br />

Eigenschaften wie Einsatz- und<br />

Verantwortungsbereitschaft.<br />

Als besonders wichtig wird bei<br />

Bachelorabsolventen die Lernkompetenz,<br />

also der Wille und<br />

die Bereitschaft sich fortzubilden,<br />

beurteilt.<br />

Gleiche Karrierechancen,<br />

aber …<br />

Diese Lernkompetenz ist denn<br />

bei Bachelorabsolventen auch<br />

vonnöten. Zwar messen 76 Prozent<br />

der befragten Unternehmen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

mit Bachelorabschluss a<br />

priori die gleichen Karrierechancen<br />

wie den traditionellen Hochschulabgängern<br />

zu, aber immerhin<br />

ein Viertel aller untersuchten<br />

Unternehmen stellt dafür zusätzliche<br />

Anforderungen. So werden<br />

eine längere Bewährungszeit und<br />

entsprechende Weiterbildungen


erwartet. Rund ein Drittel dieser<br />

Unternehmen wünschen zudem<br />

einen weiteren Hochschulabschluss.<br />

Bachelorabsolventen<br />

müssen also den Startvorteil,<br />

den Masterabsolventen aufgrund<br />

ihrer längeren und tiefergehenden<br />

Ausbildung haben, mit<br />

mehr Engagement wettmachen.<br />

Die Chancen von Bachelorabsolventen,<br />

und das ist die schlechte<br />

Nachricht, könnten allerdings<br />

noch weit besser sein. Denn für<br />

rund die Hälfte der befragten<br />

Unternehmen ist es unklar, auf<br />

welchen Positionen Bachelorabsolventen<br />

eingesetzt werden<br />

können und damit einhergehend<br />

wünscht sich rund ein Drittel<br />

der Unternehmen genauere Informationen<br />

über Studien- und<br />

Prüfungsinhalte. Auch die Tatsache,<br />

dass sowohl <strong>Universität</strong>en<br />

wie auch Fachhochschulen<br />

Bachelor- und Masterabschlüsse<br />

anbieten, sorgt auf Seite der<br />

Unternehmen für Verwirrung.<br />

Abhilfe könnten hier sogenannte<br />

«Diploma Supplements», die dem<br />

Abschlusszeugnis eines Absolventen<br />

beigelegt werden, schaffen.<br />

Diese informieren Aussenstehende<br />

auf verständliche Art und<br />

Weise über den Diplominhaber,<br />

die Art, die Anforderungen sowie<br />

das Profil des Studienganges und<br />

die Einordnung des Abschlusses<br />

in das nationale Hochschulsystem.<br />

Die Studie zur Akzeptanz von<br />

Bachelor- und Masterabsolventen<br />

kann unter folgendem Link<br />

eingesehen werden:<br />

http://www.iop.unibe.ch/lehre/<br />

publizierteLiz.asp<br />

Das liebe Geld: Einstiegssaläre im Vergleich<br />

Bachelorabsolventen werden nicht für einen «Hungerlohn» beschäftigt.<br />

Dies bestätigt die Studie des Instituts für Organisation und<br />

Personal der Uni <strong>Bern</strong>. Die meisten Unternehmen überweisen ihnen<br />

zwischen 5’001 und 6’000 Franken im Monat. Bachelorabsolventen<br />

von <strong>Universität</strong>en müssen in der Regel mit leicht tieferen Salären<br />

rechnen als Kollegen einer Fachhochschule. Rund 54 Prozent der FH-<br />

Bachelors verdienen 5’501 Franken und mehr, während weniger als<br />

die Hälfte der Uni-Bachelors auf ein derartiges Lohnniveau kommt.<br />

Auch Masterabsolventen müssen nicht darben, im Gegenteil: Die<br />

Mehrheit der befragten Unternehmen überweist ihnen ein Monatssalär<br />

von 6’001 bis 6’500 Franken. Unterschiede zwischen Uni- und<br />

FH-Masterabschlüssen ergeben sich erst bei den höheren Löhnen.<br />

Fast 40% der Masterabsolventen mit Uniabschluss verdienen mehr als<br />

6’501 Franken während FH-Absolventen dieses Lohnniveau lediglich<br />

in rund 33 von 100 Fällen erreichen.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Studium<br />

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8<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Studium<br />

CFO der Swiss Life besucht <strong>BWL</strong>-Studierende<br />

Prominenter Besuch im Proseminar «Business Engineering»:<br />

Thomas Müller, Chief Financial Officer der Swiss Life AG, stand<br />

<strong>Bern</strong>er <strong>BWL</strong>-Studierenden Rede und Antwort, als diese<br />

wissen wollten, ob das an der <strong>Universität</strong> vermittelte Wissen<br />

in der Praxis wertvoll ist und wie man am ehesten Karriere<br />

machen kann. Von Reinhard Jung<br />

Im Rahmen des Proseminars<br />

«Business Engineering» im<br />

vergangenen Sommersemester<br />

wurde <strong>Bern</strong>er <strong>BWL</strong>-Studierenden<br />

nicht nur wissenschaftliches<br />

Arbeiten beigebracht – sie konnten<br />

auch direkt prüfen, ob das<br />

vermittelte Wissen in der Praxis<br />

Verwendung findet oder nicht.<br />

Anlässlich eines von PD Dr. Ulrike<br />

Baumöl organisierten Gesprächs<br />

mit Thomas Müller, Chief Financial<br />

Officer (CFO) der Swiss Life,<br />

konnten die Teilnehmer des<br />

Proseminars nicht nur Fragen zur<br />

Karriereplanung stellen, sondern<br />

den Praktiker auch über den<br />

konkreten Nutzen des erworbenen<br />

theoretischen Fachwissens<br />

befragen. Der aus St. Gallen<br />

stammende Thomas Müller hat<br />

selbst Volkswirtschafts- und<br />

Betriebswirtschaftslehre an der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> studiert und<br />

ergänzte seine Ausbildung mit<br />

einem MBA-Titel am IMD in<br />

Lausanne. Nach Führungspositionen<br />

in verschiedenen Banken ist<br />

er seit Januar 2006 als CFO der<br />

Swiss Life AG tätig.<br />

Die zentrale Rolle<br />

der Wirtschaftsinformatik<br />

Im Proseminar stand die Unternehmensmodellierung<br />

als<br />

zentrale Aktivität in Veränderungsprojekten<br />

im Vordergrund.<br />

So bestätigte Thomas Müller,<br />

dass eine korrekte Abbildung<br />

komplexer Zusammenhänge<br />

(unter anderem von Prozessen,<br />

Entscheidungen und finanziellen<br />

Parametern) in miteinander<br />

vernetzte Modelle die wichtigste<br />

Grundlage für die Entwicklung<br />

und Bewertung von Szenarien<br />

darstellt. Betriebswirte mit<br />

fundierten Wirtschaftsinformatik-Kenntnissen<br />

spielen hier nach<br />

seinen Worten eine zentrale<br />

Rolle, insbesondere bei der Erstellung<br />

von Modellen und bei<br />

ihrer Umsetzung in entsprechende<br />

IT-Systeme, ohne die eine<br />

solche Komplexität im Tagesgeschäft<br />

nicht zu bewältigen wäre.<br />

Gute Karrierechancen für<br />

<strong>Bern</strong>er <strong>BWL</strong>-Studierende<br />

Im Anschluss an die fachliche<br />

Diskussion zu den Inhalten des<br />

Proseminars bestand für die<br />

Studierenden auch die Gelegenheit,<br />

mit Thomas Müller<br />

Aspekte der Ausbildungs- und<br />

Karriereplanung zu diskutieren.<br />

Auf die «Marktchancen» angesprochen<br />

stellte er fest, dass<br />

<strong>Bern</strong>er <strong>BWL</strong>-Studierende einen<br />

sehr guten Ausbildungsstand<br />

haben, diesen jedoch manchmal<br />

in Bewerbungsunterlagen nicht<br />

ausreichend gut dokumentieren.<br />

Ferner wies er darauf hin, dass<br />

extra-curriculäre Aktivitäten<br />

einen Lebenslauf sinnvoll ergänzen<br />

und in Bewerbungsprozessen<br />

wertvolle Hinweise auf weitere<br />

Neigungen und Fähigkeiten von<br />

Bewerbenden geben.<br />

Zur Frage der richtigen Fokussierung<br />

des Studiums mit dem<br />

langfristigen Ziel einer Top-<br />

Management-Position äusserte<br />

der 41-Jährige die Einschätzung,<br />

dass als Generalisten ausgebildete<br />

Studierende tendenziell<br />

bessere Chancen hätten. Er stellt<br />

aber gleichzeitig klar, dass eine<br />

langfristige Planung der Karriere<br />

mit viel Unsicherheit behaftet ist<br />

und folglich nicht alle «Weichen»<br />

während des Studiums gestellt<br />

werden könnten.<br />

Auf die Erfolgsfaktoren in seiner<br />

jetzigen Funktion als CFO<br />

angesprochen, nannte Thomas<br />

Müller neben den auch für<br />

andere Unternehmen wichtigen<br />

Aspekten «Verantwortung<br />

gegenüber Shareholdern und<br />

Öffentlichkeit» die für eine<br />

Lebensversicherung wichtige<br />

Nachhaltigkeit, die sich aus<br />

entsprechenden Verpflichtungen<br />

gegenüber den Versicherten<br />

ergibt und eine sehr langfristige<br />

Planung erfordert.


Damit der Start gelingt:<br />

Mentorenprogramm für Erasmus-Incomer lanciert<br />

Wie funktioniert die Anmeldung zu einer Prüfung? Wo<br />

bekomme ich ein günstiges Prepaid-Handy? Wo kann ich Skripten<br />

zu Lehrveranstaltungen beziehen? Fragen über Fragen,<br />

die sich Erasmus-Studierenden stellen und deren Beantwortung<br />

nicht immer einfach ist – ein neues Mentorenprogramm soll<br />

nun Abhilfe schaffen. Von Cord-Ulrich Fündeling<br />

Aller Anfang ist schwer – das gilt<br />

besonders für Auslandssemester.<br />

Um etwas mehr Licht ins Dunkel<br />

zu bringen, wird auf Beginn<br />

des Wintersemesters 2006/2007<br />

erstmals ein Mentorenprogramm<br />

für Erasmus-Studierende mit<br />

Hauptfach Betriebswirtschaftslehre<br />

angeboten. Dabei wird<br />

jedem Incomer eine Mentorin<br />

oder ein Mentor – Studierende<br />

der Uni <strong>Bern</strong> – zugeordnet.<br />

Deren Aufgabe ist es, die Incomer<br />

bei ihrer Ankunft in <strong>Bern</strong> zu<br />

empfangen und ihnen bei den<br />

ersten Schritten in der neuen<br />

Umgebung zur Seite zu stehen.<br />

Dazu gehört die Begleitung bei<br />

Formalitäten ebenso wie ein<br />

Rundgang durch Stadt und Uni<br />

oder die Beantwortung allfälliger<br />

Fragen zur Studienorganisation<br />

und zum täglichen Leben in der<br />

Schweiz. Bei der Zuordnung<br />

der Mentorinnen und Mentoren<br />

wird darauf geachtet, dass diese<br />

nach Möglichkeit Kenntnisse der<br />

Muttersprache des jeweiligen<br />

Incomers besitzen, da gerade am<br />

Anfang des Auslandsaufenthalts<br />

die Verständigung in der Gastsprache<br />

oftmals noch Schwierigkeiten<br />

bereitet.<br />

Vom Ausland gelernt<br />

Auslöser der Lancierung des<br />

Mentorenprogramms waren<br />

unter anderem die sehr guten<br />

Erfahrungen, die verschiedene<br />

<strong>Bern</strong>er Studierende während<br />

eines Auslandssemesters<br />

gemacht haben. Vor allem im<br />

skandinavischen Raum ist es seit<br />

längerem üblich, Austauschstudierenden<br />

«einen grossen<br />

Bahnhof» zu bereiten. So berichtet<br />

Daniel Spring, der an der<br />

<strong>Universität</strong> von Turku studiert<br />

Mentorinnen und Mentoren<br />

gesucht<br />

In jedem Semester werden<br />

Mentorinnen und Mentoren zum<br />

Empfang der neuen Erasmus-<br />

Incomer benötigt. Wer an der<br />

Incomer-Betreuung als Mentorin<br />

oder Mentor interessiert ist,<br />

sollte sich bei Cord-Ulrich<br />

Fündeling melden:<br />

cord.fuendeling@ifm.unibe.ch<br />

031 631 53 78<br />

hat: «Bei meinem Aufenthalt in<br />

Finnland war ich sehr froh um<br />

ein solches Mentorenprogramm,<br />

das dort übrigens nicht nur für<br />

Austauschstudenten, sondern<br />

für sämtliche Erstsemestrigen<br />

organisiert wird. Meine Mentorin<br />

holte mich am ersten Tag vom<br />

Flughafen ab und brachte mich<br />

zu meiner Wohnung. In den<br />

darauffolgenden Tagen zeigte sie<br />

uns dann die Uni, die Stadt und<br />

alles was man sonst noch wissen<br />

musste. Aber auch später war sie<br />

stets Ansprechperson für sämtliche<br />

Fragen oder Probleme.»<br />

Darüber hinaus soll durch das<br />

Mentorenprogramm die Attraktivität<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> als<br />

Gastuni für Austauschstudierende<br />

der Betriebswirtschaftslehre<br />

weiter gesteigert werden.<br />

Da die Austauschabkommen in<br />

der Regel auf Gegenseitigkeit<br />

beruhen, kann <strong>Bern</strong>er Studierenden<br />

nur dann ein Studienplatz<br />

im Ausland angeboten werden,<br />

wenn sich im Gegenzug eine<br />

hinreichende Anzahl an Incomern<br />

für <strong>Bern</strong> entscheidet. Das Mentorenprogramm<br />

soll gerade an-<br />

gesichts der häufig als schwierig<br />

empfundenen deutschen Sprache<br />

die Entscheidung für <strong>Bern</strong><br />

erleichtern.<br />

Grosse Hilfsbereitschaft bei<br />

<strong>Bern</strong>er Studierenden<br />

Die <strong>Bern</strong>er Mentorinnen und<br />

Mentoren sind von ihrer<br />

neuen Aufgabe begeistert. Die<br />

einen lockt die internationale<br />

Atmosphäre, die sich bei der<br />

Betreuung der Incomer einstellt<br />

– andere wollen auf diese<br />

Weise die positiven Erfahrungen<br />

weitergeben, die sie selbst als<br />

Austauschstudierende im Ausland<br />

gemacht haben. Wieder andere<br />

planen in naher Zukunft einen<br />

Erasmus-Auslandsaufenthalt und<br />

sehen das Mentoring als Chance,<br />

schon einmal etwas internationale<br />

Luft zu schnuppern und vielleicht<br />

sogar einen ersten Kontakt<br />

in das angestrebte Gastland<br />

aufzubauen.<br />

Allgemeine Informationen zum<br />

Erasmus-Programm des <strong>BWL</strong>-<br />

<strong>Departement</strong>s:<br />

http://www.bwl.unibe.ch/erasmus<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Studium<br />

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0<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Studium<br />

«Wenn Sie einen Esel an die Musikhochschule nach Salzburg<br />

schicken, machen Sie keinen Mozart aus ihm und wenn Sie ein<br />

Kamel an eine MBA-<strong>Universität</strong> schicken, machen Sie keinen<br />

Henry Ford aus ihm»<br />

Gedankenaustausch mit dem Unternehmer der Schweiz<br />

schlechthin: Nicolas G. Hayek, Gründer und VR-Präsident der<br />

Swatch Group, nimmt selten ein Blatt vor den Mund – auch<br />

nicht in einem Gespräch mit <strong>Bern</strong>er Marketingstudierenden.<br />

Von Klaus Miller<br />

Bieler Seevorstadt. Der Sitz des<br />

Verwaltungsratspräsidenten der<br />

Swatch Group. Ein holzgetäfelter<br />

Konferenzraum. Der Raum, in<br />

dem die Bankiers der genialen<br />

Idee zustimmten, mit Quarzuhren<br />

in bunten Plastikgehäusen<br />

die japanische Konkurrenz zu<br />

schlagen. Hier spricht Nicolas G.<br />

Hayek in offenem Hemd, Zigarre<br />

rauchend und mit zwei Uhren<br />

an jedem Handgelenk über sein<br />

Lieblingsthema: Unternehmertum.<br />

Herr Hayek, was macht<br />

für Sie einen echten Unternehmer<br />

aus?<br />

Der Unternehmer ist ein innovativer<br />

Mensch mit Mut zum<br />

Risiko und ein Realisator, der<br />

seine Ideen auch umsetzt.<br />

Vergessen Sie nie: Ideen ohne<br />

Realisation nützen nichts! Echte<br />

Unternehmer bleiben ständig<br />

in Bewegung. Sie entwickeln<br />

laufend neue Ideen, denn ohne<br />

neue Ideen gibt es keine neuen<br />

Produkte, keine neuen Arbeitsplätze<br />

und letztlich kein Wachstum<br />

und keinen Wohlstand.<br />

Unternehmer sind langfristig<br />

orientiert und sie müssen bereit<br />

sein, Verantwortung zu übernehmen<br />

für ihr Unternehmen<br />

und ihre Mitarbeiter. Kein richtiger<br />

Unternehmer wird hunderte<br />

von Millionen Franken Gewinn<br />

machen und gleichzeitig 5’000<br />

Leute entlassen.<br />

Und der Manager?<br />

Der ist ein Verwalter, der ein<br />

Unternehmen nicht von Anfang<br />

an aufbaut, ohne Risiko in einen<br />

bestehenden Betrieb einsteigt,<br />

seine Pensionskasse hat, und<br />

wenn etwas schief läuft trotz-<br />

dem kassiert. Manager haben<br />

den Shareholder Value im Blick,<br />

deshalb sind sie extrem kurzfristig<br />

orientiert und auf die Investor<br />

Community fixiert. Wenn<br />

Manager statt Unternehmer<br />

Konzerne leiten, geht meistens<br />

viel kaputt. Um Unternehmen<br />

richtig zu leiten und wachsen zu<br />

lassen, braucht es echte Unternehmer.<br />

Wie lässt sich der Unterschied<br />

zwischen Unternehmer<br />

und Manager auf den Punkt<br />

bringen?<br />

Wenn Sie einen Esel an die<br />

Musikhochschule nach Salzburg<br />

schicken, machen Sie keinen<br />

Mozart aus ihm und wenn Sie<br />

ein Kamel an eine MBA-<strong>Universität</strong><br />

schicken, machen Sie keinen<br />

Henry Ford aus ihm. In Europa<br />

haben wir lange Zeit viele Manager<br />

gezüchtet. Um aber auch in<br />

Zukunft erfolgreich zu sein, brauchen<br />

wir wieder mehr Unternehmer<br />

in Europa.<br />

Jeder Unternehmer hat sein<br />

Erfolgsgeheimnis. Wie<br />

würden Sie Ihres beschreiben?<br />

Nein, es gibt kein Erfolgsgeheimnis<br />

oder gar ein Rezept. Erfolg<br />

ist das Ergebnis harter Arbeit und<br />

grosser Motivation, gekoppelt<br />

mit Begabung.<br />

Was würden Sie jungen<br />

Menschen mit auf<br />

ihren Lebensweg geben?<br />

Ich rate ihnen, nicht mit hängender<br />

Zunge hinter dem Geld<br />

herzurennen und einen Beruf zu<br />

wählen, den sie lieben, damit<br />

sie etwas tun können, wofür sie<br />

begabt sind und woran sie Spass<br />

haben können.<br />

Nicolas G. Hayek wurde am<br />

19. Februar 1928 in Beirut<br />

(Libanon) geboren. Sein Vater,<br />

Zahnmediziner und gebürtiger<br />

US-Amerikaner, arbeitete als<br />

Professor an der amerikanischen<br />

<strong>Universität</strong> von Beirut. Die<br />

Mutter war christliche Libanesin.<br />

Hayek studierte in Frankreich<br />

Physik, Chemie und Mathematik<br />

und gründete 1963 sein eigenes<br />

Industrieberatungsunternehmen,<br />

die «Hayek Engineering AG».<br />

Zu Beginn der 80er Jahre wirkte<br />

Hayek massgeblich an der Sanierung<br />

der Schweizer Uhrenindustrie<br />

mit und war Mitgründer der<br />

Swatch Group.<br />

Heute ist die Swatch Group einer<br />

der bedeutendsten Hersteller<br />

von Luxusuhren mit Marken wie<br />

Omega, Breguet, Blancpain, Glashütte-Original,<br />

Jaquet Droz und<br />

Léon Hatot. Ausserdem steht die<br />

Swatch Group hinter den Marken<br />

Swatch, Rado, Longines, Tissot,<br />

Calvin Klein, Balmain, Hamilton,<br />

Certina, Mido und der Kindermarke<br />

Flik Flak.<br />

Mehr zum Swatch-Gründer findet<br />

sich im Buch «Nicolas G. Hayek<br />

im Gespräch mit Friedemann<br />

Bartu. Ansichten eines Vollblut-<br />

Unternehmers», erschienen<br />

im Jahre 2005 im Buchverlag der<br />

Neuen Zürcher Zeitung.


Die Fachschaft: Stimme der Studierenden<br />

Eine einzelne Studentin oder ein einzelner Student – oder auch<br />

beide zusammen – können in dem hierarchischen <strong>Universität</strong>ssystem<br />

selten Berge versetzen. Wenn sich jedoch alle Studierenden<br />

eines Hauptfachs zu einer Fachschaft vereinigen, erhalten<br />

sie aber eine gewichtige Stimme, um ihre Anliegen zu vertreten<br />

und können so einen Beitrag zur Gestaltung der <strong>Universität</strong><br />

leisten. Von Giorgio Ravioli<br />

An der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> vertritt<br />

die Fachschaft Wirtschaftswissenschaften<br />

(FSWW) alle Betriebs-<br />

und Volkswirte. Da mit der Immatrikulation<br />

automatisch auch der<br />

Fachschaftsbeitritt einhergeht,<br />

zählt die FSWW bereits weit über<br />

tausend Mitglieder.<br />

Geleitet wird die Fachschaft von<br />

einem Vorstand, der sich auch<br />

gerne als «harter Kern» der Gruppierung<br />

begreift. Die Mitglieder<br />

des Vorstandes werden an einer<br />

der ein- bis zweimal im Monat<br />

stattfindenden Fachschaftssitzungen<br />

gewählt. Auch die internen<br />

Ämter werden bei diesen<br />

Sitzungen den Mitgliedern des<br />

Vorstandes zugeteilt. Hierzu<br />

zählen beispielsweise das Amt<br />

des Präsidenten, des Kassierers<br />

oder des Fakultätsdelegierten.<br />

Dieser «Kern» besteht zur Zeit<br />

aus sieben Personen.<br />

Eine Brückenfunktion<br />

Das Ziel der Fachschaft ist es, eine<br />

Brücke zwischen den Studierenden<br />

und der Fakultät zu schlagen<br />

und so die Distanz zwischen<br />

Dozenten und den werdenden<br />

Bachelors und Masters zu verkleinern.<br />

Ein wichtiges Instrument<br />

hierzu ist die Präsenz an den Fa-<br />

kultätssitzungen, welche einmal<br />

im Monat stattfinden. Teilnehmer<br />

dieser Sitzung ist ein «Gremium»<br />

der Fakultät – dies sind alle<br />

Professoren und Professorinnen<br />

sowie die Vertreter des Mittelbaus<br />

und der Studierenden.<br />

Diskutiert werden an diesen<br />

Sitzungen Themen der Fakultät<br />

wie Reglemente, Neubesetzungen<br />

von Professuren und weitere die<br />

ganze Fakultät betreffende<br />

Angelegenheiten. Die FSWW ist<br />

mit jeweils zwei Personen vertreten<br />

– einmal für die Betriebs- und<br />

einmal für die Volkswirte. Auch<br />

in Ernennungskommissionen für<br />

neue Professuren oder Assistenzprofessuren<br />

sind die Studierenden<br />

über die Fachschaft automatisch<br />

durch eine Person vertreten.<br />

Ein weiteres Ziel der FSWW ist<br />

die Unterstützung der Studierenden<br />

beim Aufbau von Kontakten<br />

zur Unternehmenswelt. So<br />

werden Seminare zur zeitgemässen<br />

Bewerbung angeboten oder<br />

auf Anlässe von Unternehmungen<br />

aufmerksam gemacht. Diese Aktivitäten<br />

sowie die Neuzugänge<br />

des vergangenen Jahres werden<br />

immer anfangs Wintersemester in<br />

einer eigenen kleinen Broschüre,<br />

dem FSWW Update, vorgestellt.<br />

Die Website www.fsww.be und das in Kürze<br />

erscheinende FSWW Update liefern weitere<br />

Informationen zu dieser Vereinigung.<br />

Ein Highlight: Das WISO-Fest<br />

Die Fachschaft ist manchmal auch<br />

in eher dem Studium fremden,<br />

den Studierenden aber doch<br />

nahen Bereichen aktiv. So organisiert<br />

die FSWW einmal im Jahr<br />

das WISO-Fest, welches immer<br />

im April stattfindet. Diese Party<br />

der Wirtschaftsstudierenden<br />

gehört inzwischen zu den grössten<br />

und beliebtesten Studi-Feten<br />

des Jahres.<br />

Wie alle studentischen Institutionen<br />

ist auch die FSWW auf die<br />

aktive Beteiligung der Studierenden<br />

angewiesen. Die Fachschaft<br />

ist offen für Anregungen, Kritik<br />

und neue Ideen. Auch an den<br />

Fachschaftssitzungen sind Studierende<br />

immer willkommen.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Studium


Beruf und<br />

Karriere<br />

Wo die Zahlen stimmen müssen,<br />

aber der Mensch Priorität geniesst<br />

Ernst & Young gehört zu den führenden Prüfungs- und Beratungsunternehmen<br />

der Schweiz. Damit diese Stellung gehalten<br />

werden kann, investiert das Unternehmen zehn Prozent seines<br />

Umsatzes in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden,<br />

rekrutiert aber auch laufend Hochschulabsolventen – viele davon<br />

auch von der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong>. Von Simon Haag<br />

Ihr täglich Brot besteht primär<br />

aus Zahlen, aber für ihren<br />

Arbeitgeber sind sie, die Mitarbeitenden,<br />

das Wichtigste: die<br />

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />

von Ernst & Young. «Da<br />

sich gerade das Geschäftsumfeld<br />

unserer global agierenden<br />

Kunden in stetem und schnellem<br />

Wandel befindet, werden auch<br />

die Anforderungen an unsere<br />

Mitarbeitenden immer grösser»,<br />

sagt Anne Vogt vom HR-Marketing<br />

von Ernst & Young.<br />

Entsprechend werden die Mitar-<br />

beitenden gefördert und gefordert.<br />

Rund zehn Prozent des<br />

Umsatzes wird in Aus- und Weiterbildung<br />

investiert. Im letzten<br />

Jahr waren das rund 48 Millionen<br />

Schweizer Franken, die<br />

Ernst & Young in interne Schulungen<br />

sowie externe Aus- und<br />

Weiterbildungen zum diplomierten<br />

Wirtschaftsprüfer und<br />

diplomierten Steuerexperten<br />

investiert hat.<br />

Ausbildung als<br />

Schlüssel zum Erfolg<br />

Ernst & Young Schweiz beschäftigt<br />

rund 1’700 Mitarbeitende an<br />

rund zwölf verschiedenen Standorten<br />

von Zürich über Lugano bis<br />

nach <strong>Bern</strong> und Genf. Die Tätig-<br />

keitsbereiche der Mitarbeitenden<br />

liegen schwergewichtig in der<br />

Wirtschaftsprüfung und der<br />

Steuerberatung. Neben diesen<br />

beiden wichtigsten Gebieten ist<br />

der Bereich Advisory eines der<br />

Geschäftsfelder, in dem starkes<br />

Wachstum herrscht – entsprechend<br />

gross ist dort auch der<br />

Bedarf an neuen Mitarbeitenden.<br />

Vorraussetzung für einen<br />

Einsatz in diesem Bereich ist ein<br />

Masterabschluss in <strong>BWL</strong>.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Beruf und Karriere<br />

In der Wirtschaftsprüfung ist für<br />

die Mitarbeitenden ein Master-<br />

oder Bachelorabschluss in den<br />

Bereichen Finance, Recht oder<br />

Controlling Voraussetzung. Im<br />

Steuerbereich wird ein Master-<br />

Abschluss verlangt. «Gerade<br />

die Aus- und Weiterbildung trägt<br />

in diesen Bereichen zusammen<br />

mit anderen Faktoren zur Sicherstellung<br />

einer hohen Arbeitsqualität<br />

bei», so Anne Vogt. Von<br />

allen neu eingestellten Hochschulabsolventen<br />

wird in Abhängigkeit<br />

ihres Tätigkeitsbereiches<br />

die berufsbegleitende Ausbildung<br />

entweder zum diplomierten Wirtschaftsprüfer<br />

oder diplomierten<br />

Steuerexperten verlangt.<br />

Fach- und Sozialkompetenz<br />

gefordert<br />

Jedes Jahr stellt Ernst & Young<br />

rund 250 Hochschulabsol-<br />

venten mit Bachelor- und Master-<br />

Abschluss ein. An diese neuen<br />

Mitarbeitenden werden nebst<br />

einem erfolgreichen Studienabschluss<br />

folgende Anforderungen<br />

gestellt: eine ausgeprägte<br />

Kommunikationsfähigkeit,<br />

persönliche Integrität, Teamfähigkeit,<br />

Durchsetzungskraft sowie<br />

Eigeninitiative, überdurchschnittliches<br />

Engagement und hohe<br />

Lernbereitschaft.<br />

Über das gesamte Unternehmen<br />

betrachtet, rekrutiert Ernst &<br />

Young in der Schweiz vorwiegend<br />

Studierende mit Abschlüssen<br />

in Betriebswirtschaft,<br />

Recht und Wirtschaftsinformatik.<br />

Hat ein Hochschulabsolvent im<br />

Rahmen der Rekrutierung<br />

seine Fähigkeiten hinreichend<br />

bewiesen, werden ihm relativ<br />

schnell verantwortungsvolle<br />

Aufgaben innerhalb seines Teams<br />

übertragen. Nur so würde das<br />

notwendige Vertrauen entstehen<br />

und die Sozialkompetenz weiterentwickelt,<br />

um als Berater erfolgreich<br />

zu sein, sagt Anne Vogt.<br />

«Quality in Everyhting We Do» ist<br />

das Leitmotiv bei Ernst & Young,<br />

sei es in der Rekrutierung oder<br />

der Aus- und Weiterbildung.<br />

Entsprechend werden Mitarbeiter<br />

nicht in standardisierte Karriereschemen<br />

gepresst, sondern es<br />

wird eine Karriereplanung<br />

gemacht, die auf die Persönlichkeit<br />

des Kandidaten abgestimmt<br />

ist. Denn nur durch die Berücksichtung<br />

der individuellen Karrierebedürfnisse<br />

der Mitarbeitenden,<br />

die das Kapital von Ernst<br />

& Young für künftigen Erfolg<br />

darstellen, sind Spitzenleistungen<br />

möglich, betont Anne Vogt.<br />

Kontaktinformationen<br />

Studierende, die kurz vor dem<br />

Bachelor- oder Master-Abschluss<br />

stehen, können sich jederzeit<br />

bei Ernst & Young bewerben. Für<br />

den Bereich Wirtschaftsprüfung<br />

ist eine Bewerbung im Herbst<br />

jedoch erfolgsversprechender.<br />

Bewerbungen können schriftlich<br />

oder per E-Mail eingereicht<br />

werden. Die Kontaktinformationen<br />

von Ernst & Young sind:<br />

Ernst & Young, Anne Vogt,<br />

Postfach, 8022 Zürich oder<br />

careers@ch.ey.com.<br />

Weitere Informationen über<br />

Ernst & Young sind unter<br />

www.ey.com/ch erhältlich.


<strong>BeWL</strong> 6/2006 Anzeige<br />

3


4<br />

Trainee-Programme unter der Lupe:<br />

Wo wird man zum Spezialisten und wo zur reichen Frau?<br />

Programme für Trainees erfreuen sich grosser Beliebtheit,<br />

allerdings ist Trainee-Programm nicht gleich Trainee-Programm.<br />

Eine <strong>Bern</strong>er Studie zeigt, wo Trainees zu Spezialisten werden,<br />

wo sie am meisten verdienen und wo sie am ehesten Auslandserfahrungen<br />

sammeln können. Von Yesim Ege<br />

Nach wie vor sind Trainee-<br />

Programme das klassische Instrument,<br />

um Hochschulabsolven-<br />

ten den Einstieg in den Berufsalltag<br />

zu ermöglichen. In der<br />

Schweiz bieten laut einer Studie<br />

des Instituts für Organisation<br />

und Personal der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />

47 Unternehmen rund 1’212<br />

Plätze in Trainee-Programmen<br />

an. Das Angebot beschränkt sich<br />

allerdings auf einige wenige<br />

Anbieter – rund 80 Prozent aller<br />

Plätze werden von drei Unternehmen<br />

aus dem Dienstleistungsbereich<br />

angeboten.<br />

Was zählt, ist der Einsatz,<br />

nicht die Note<br />

Die Zahl von Uni-Absolventen<br />

nimmt seit Jahren zu. Die Zahl der<br />

Ausbildungsplätze ebenso, aber<br />

nicht im selben Ausmass. Der<br />

Selektion aus Sicht der Unterneh-<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Beruf und Karriere<br />

mung respektive dem geeigneten<br />

Auftreten der Absolventen kommt<br />

daher grosse Bedeutung zu.<br />

Dass die befragten Unternehmen<br />

mehrheitlich mit Kosten von rund<br />

100’000 bis 150’000 Franken<br />

pro Trainee rechnen, verstärkt<br />

den Druck auf diese, die richtigen<br />

Kandidaten auszuwählen.<br />

Aber welche Kriterien sind aus<br />

Arbeitgebersicht besonders<br />

wichtig? Grundsätzlich gilt Engagement<br />

vor Note. Den Persönlichkeitsmerkmalen<br />

wie Eigeninitiative<br />

oder Sozialkompetenz<br />

wird eine höhere Bedeutung zu-<br />

gemessen als der fachlichen<br />

Ausbildung. Einsatz- und Lernbereitschaft<br />

wird nahezu von<br />

allen Unternehmen als wichtigstes<br />

Einstellungskriterium erwähnt.<br />

Aspekten wie der Studienleistung<br />

(Note und Dauer) oder dem Studi-<br />

enschwerpunkt wird allenfalls<br />

mittlere Bedeutung eingeräumt.<br />

Der eigentliche Auswahlprozess<br />

für die im Schnitt 26-jährigen<br />

Kandidatinnen und Kandidaten<br />

läuft mehrheitlich in der Form<br />

eines Assessment Centers oder<br />

des Lösens einer Fallstudie ab.<br />

Das Praktische<br />

steht im Vordergrund<br />

Ist die Selektionshürde erfolgreich<br />

übersprungen, geht es den<br />

Anbietern von Trainee-Programmen<br />

primär darum, die Uni-<br />

Absolventen mit der beruflichen<br />

Realität, der Praxis, vertraut zu<br />

machen. Rund 90 Prozent der befragten<br />

Betriebe wollen in einem<br />

Trainee-Programm die fachliche<br />

Kompetenz der Teilnehmer erhöhen,<br />

wobei es dabei vor allem<br />

um die Vermittlung von firmen-<br />

und produktspezifischem Wissen<br />

geht. Während der Ausbildung<br />

stehen primär anwendungsorientierte<br />

Tätigkeiten auf dem Lernprogramm.<br />

Am häufigsten wird<br />

von den Trainees die Mitarbeit im<br />

Marketing sowie im Finanz- und<br />

Rechnungswesen verlangt. Ob die<br />

Ausbildung dabei eher allgemeine<br />

oder spezifische Inhalte bietet,<br />

ist branchenabhängig. So bevorzugen<br />

beispielsweise Banken die<br />

Spezialistenausbildung, während<br />

Versicherungen und Dienstleister<br />

wie Berater oder Telekommunikationsunternehmen<br />

eher Allrounder<br />

ausbilden.<br />

Undank ist nicht des<br />

Trainees Lohn<br />

Die Trainees erhalten während<br />

den 15.6 Monaten, die ein Programm<br />

durchschnittlich dauert,<br />

nicht nur Fachwissen vermittelt,<br />

sondern werden auch gut


ezahlt. Rund ein Drittel der<br />

Unternehmen entlöhnt die Trainees<br />

mit 75’000 bis 80’000<br />

Franken im Jahr. Am grosszügigsten<br />

zeigt sich die Versicherungsbranche.<br />

Sie überweist rund<br />

der Hälfte ihrer Trainees mehr<br />

als 80’000 Franken im Jahr. Zum<br />

Vergleich: Das durchschnittliche<br />

Einstiegsgehalt für Wirtschaftswissenschafter<br />

in der Schweiz<br />

beträgt 80’000 Franken.<br />

Auslandsaufenthalte sind trotz<br />

Globalisierung kein fixer Bestandteil<br />

von Trainee-Programmen.<br />

Rund die Hälfte der befragten Unternehmen<br />

sieht keine Notwendigkeit,<br />

ihre Trainees ins Ausland<br />

zu schicken. Dennoch schickt<br />

rund ein Drittel der Unternehmen<br />

alle ihre Trainees ins Ausland.<br />

In dieser Gruppe finden sich vor<br />

allem die Versicherungen und<br />

Unternehmen aus Handel und<br />

Verkehr. Den Mittelweg beschreiten<br />

die Banken und Dienstleis-<br />

ter. In dieser Branche verlassen<br />

rund die Hälfte der Trainees das<br />

Land.<br />

Nach Ablauf des Programms<br />

werden die ehemaligen Trainees<br />

am häufigsten in der Sachbearbeitung<br />

oder in Stabsstellen<br />

eingesetzt. Nur ein Viertel der<br />

Absolventen findet eine Stelle im<br />

Management. Die Entscheidung,<br />

wo Trainees nach Abschluss<br />

des entsprechenden Programms<br />

eingesetzt werden, wird allerdings<br />

erst in dessen Verlauf gefällt.<br />

Die Vermutung, dass die Stellenzuordnung<br />

daher vor allem in<br />

Abhängigkeit der jeweiligen Fachkompetenz<br />

und Persönlichkeit des<br />

Trainees gefällt wird, liegt damit<br />

nahe.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Beruf und Karriere


6 <strong>BeWL</strong> 6/2006 Beruf und Karriere<br />

Über die Lebensschule von Kurt Aeschbacher<br />

Was wenige wissen und kaum jemand denkt: Auch Kurt Aeschbacher, am Donnerstag zu später<br />

Stunde in vielen Wohnzimmern präsent, widmete seine jungen Jahre der Ökonomie an der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Bern</strong>. <strong>BeWL</strong> wagte mit dem routinierten Fragesteller einen Rollentausch. Von Tonio Zemp<br />

Kurt Aeschbacher, Sie haben ein Ökonomiestudium<br />

abgeschlossen. Welche ökonomische<br />

Weisheit hat Sie in Ihrem Leben begleitet?<br />

Diese Weisheit ist nicht unbedingt ökonomischer<br />

Natur. Letztendlich sah ich im Studium den Vorteil<br />

zu lernen, mich rasch in Probleme hineinzudenken,<br />

Dinge wirklich zu Ende zu führen, Aufgaben<br />

mit einer gewissen Systematik zu betrachten und<br />

zu Entscheidungen zu finden – wissenschaftlicher<br />

vorzugehen denn rein intuitiv. Aber eine konkrete<br />

Hilfestellung, abgesehen vom Eintrittsbillet für<br />

gewisse Tätigkeiten, konnte mir das Ökonomiestudium<br />

nicht leisten. Das ist vielleicht etwas<br />

ernüchternd – aber eine Tatsache. Diese Tatsache<br />

rührt daher, dass ich nie Interesse an einem Beruf<br />

hatte, der direkt mit dem Studium verbunden war.<br />

Nie wollte ich für eine Bank arbeiten oder fühlte<br />

mich angezogen, bei einer Versicherung anzudocken.<br />

Das Studium war für mich letztlich eine<br />

Möglichkeit zu sagen: Ich habe etwas gemacht,<br />

etwas in der Hand, einen Ausweis. Und darum:<br />

Schaut mich mal an.<br />

«Als Student verkörpert man einerseits<br />

eine erwachsene Person, aber andererseits<br />

nimmt einem eigentlich niemand etwas<br />

übel, da man doch nicht für alle Taten gerade<br />

stehen muss.»<br />

Das tönt alles weit weg von Ökonomie.<br />

Wer hat Ihnen dieses Studium empfohlen?<br />

Meine Ratlosigkeit hatte sich da aufgedrängt. Ich<br />

habe viel über meine Fähigkeiten nachgedacht.<br />

Mit einer gewissen Ernüchterung musste ich feststellen,<br />

dass ich eigentlich nichts besonders gut<br />

konnte. Ich hatte keine herausragende Begabung.<br />

Studieren wollte ich jedoch, da ich noch viel<br />

ratloser war, was ich denn sonst tun könnte. Und<br />

so blieb nach einem Negativ-Auswahlverfahren<br />

Ökonomie über. Eine banale Entscheidfindung.<br />

Würde diese Entscheidfindung heute zu<br />

anderen Resultaten führen?<br />

Bestimmt wäre ich auch ratlos. Ich finde es falsch<br />

aus der Erfahrung, die man gewonnen hat zurückzublenden,<br />

denn man hat zu diesem Zeitpunkt<br />

diese Erfahrung einfach nicht. Ein Leben kann man<br />

nicht zurückspulen, es hat seine Spuren hinterlas-<br />

sen, ergo entscheidet man sich anders, also ist<br />

es illusorisch. Aber in einer Welt, in der man immer<br />

mehr mit juristischen Belangen belastet ist, wäre<br />

ein Jus-Studium heute vielleicht das bessere Werkzeug.<br />

Damals, 1972, hat das aber alles noch ein<br />

bisschen anders ausgesehen.<br />

«Ich habe in der SRG immer als Unternehmer<br />

funktioniert.»<br />

Hatten Sie gleichwohl Ziele?<br />

Ich habe sehr etappierte Ziele – keinen Lebensentwurf.<br />

Ich arbeite nicht auf einen Nobelpreis hin.<br />

Diese Etappen sind jeweils absehbare Zeitabschnitte.<br />

Nach dem Erreichen der Maturität hatte ich das<br />

Ziel, ein Studium in kurzer Zeit abzuschliessen<br />

– was auch einigermassen klappte. Danach habe<br />

ich mir vorgenommen, eine erste Stelle anzutreten<br />

mit einem weichen Übergang zwischen dem<br />

beruflichen Alltag und diesem komischen studentischen<br />

Dasein. Denn als Student verkörpert<br />

man einerseits eine erwachsene Person, aber andererseits<br />

nimmt einem eigentlich niemand etwas<br />

übel, da man doch nicht für alle Taten gerade ste-<br />

hen muss. Diesen Übergang fand ich in einer<br />

Tochterfirma eines grossen Architektur-Büros. Diese<br />

Arbeit war für mich wie ein Assistentendasein,<br />

ein fliessender Übergang in die Brutalität des erwachsenen<br />

Alltags. Auch diese Tätigkeit verfolgte<br />

ich über einige Jahre, bis sich die Gelegenheit<br />

bot, als Vizedirektor in einer bekannten Ausstellung<br />

mitzuarbeiten. So habe ich in überschaubaren<br />

Drei- bis Vierjahresrhythmen funktioniert. Meine<br />

Ziele sind immer aus dem Moment entstanden. Ich<br />

bin auch mit dem Ziel zum Fernsehen, während<br />

drei Monaten zu sehen wie das funktioniert, wie<br />

es auf der anderen Seite der Kamera aussieht.<br />

Dann bin ich halt etwas länger hängen geblieben<br />

– 25 Jahre.<br />

«Das Ziel ist eben doch immer Umsatz.<br />

Denn Umsatz ist Quote und Quote<br />

der Erfolgsbeweis.»<br />

Und die nächste Etappe?<br />

Im Moment sind keine weiteren Etappen geplant.<br />

Ich habe mir Messlatten gesetzt. Und wenn<br />

diese nicht mehr erfüllt sind, muss ich mich ande-


en Interessen zuwenden. Ich habe viele Sendungen<br />

entwickelt, zwar immer für den gleichen Auftraggeber,<br />

aber immer mit unterschiedlichem Inhalt<br />

und mit anderen Ausrichtungen. «Aeschbacher»<br />

mache ich jetzt im sechsten Jahr und solange mir<br />

diese Produktion Spass bereitet, werde ich sie<br />

weiterführen. Sollte ich etwas Besseres kennen<br />

lernen, etwas das mich mehr fasziniert, ich<br />

würde nicht lange zögern dem auch nachzugehen.<br />

Aber da ist momentan nichts und meine Sen-<br />

dung gefällt mir. Ausser dieser Messlatte «macht es<br />

Spass, macht es nicht mehr Spass» ist wirklich<br />

keine weitere Etappierung absehbar.<br />

«Ich bin ein Sammler und Jäger, der durch den<br />

Wald spaziert und hier einen Pilz sieht und<br />

dort eine Beere und da ein Sträusschen … Ich<br />

sammle alles und nehme es mit.»<br />

Bleiben wir bei der Sendung. Wenn Sie ohne<br />

Rücksicht auf die SRG etwas an diesem Format<br />

ändern könnten, was wäre das?<br />

Ich habe in der SRG immer als Unternehmer funktioniert.<br />

Ich hatte nie ein Anstellungsverhältnis,<br />

ich hatte nie einen Gesamtarbeitsvertrag und nie<br />

unterzeichnete ich einen Vertrag von längerer<br />

Dauer als einem Jahr. Ich habe auch immer klar<br />

definiert, was ich mache, was ich liefern kann oder<br />

wie viele Tage meine Arbeitskraft zur Verfügung<br />

steht. Ich habe Sendungen konzeptionell entworfen,<br />

mir viele Gedanken über Inhalt und Umsetzung<br />

gemacht, budgetiert, und habe immer mit dem<br />

Risiko gelebt, dass ich bei einem Flop keine Verträge<br />

mehr unterzeichnen werde. Immer habe ich<br />

mit grossen Anstrengungen versucht, meine Bedürfnisse<br />

durchzusetzen. Ich empfand das als eine<br />

Vorraussetzung, um erfolgreich zu sein. Vor<br />

«Aeschbacher» produzierte ich beispielsweise «Casa<br />

Nostra». Ein Format mit viel Aufwand, 60 Mitarbeitern,<br />

350 Zuschauern, einem grossen Budget, im<br />

grössten Studio – und doch hat mich das irgendwann<br />

gelangweilt. Inhaltlich waren die Samstagabendformate<br />

einengend. Nie wurde mir etwas<br />

Nahe gelegt, aber das Ziel ist eben doch immer Um-<br />

satz. Denn Umsatz ist Quote und Quote der<br />

Erfolgsbeweis. Wir machen Fernsehen, Fernsehen<br />

ist ein Massenmedium und jeder der sagt, dass<br />

er froh sei, wenn wenig Leute zuschauen würden,<br />

weil er kulturelle Inhalte zeige, ist am falschen<br />

Ort. Es ein Commitment wie bei einer Bank, die zu<br />

optimalen Bedingungen Geld erwirtschaften will.<br />

Und weil man dazu stehen muss, übte ich immer<br />

viel Einfluss auf Ort, Design, Konzeption der<br />

Abläufe, Bildsprache, Licht oder Mobiliar aus. Selbst<br />

wenn es nur mit Ächzen im Getriebe durchzusetzen<br />

war. Deshalb bin ich inzwischen auch nicht<br />

mehr im Studio Leutschenbach, sondern habe<br />

mein eigenes Studio – selbst umgebaut.<br />

Ich wollte nicht die SRG gegen Aeschbacher<br />

ausspielen, sondern erörtern, ob Sie nicht<br />

doch etwas unzufrieden stimmt.<br />

Jeden Dienstag analysieren und korrigieren wir in<br />

unserer Redaktion alle Aspekte, die uns unzufrieden<br />

stimmen. Die totale Zufriedenheit erreicht man<br />

natürlich nie, das wäre auch langweilig. Ziel ist<br />

eine Annäherung an das Gefühl, unter den gegebenen<br />

Bedingungen das Beste erreicht zu haben.<br />

Bedingungen, dass ich bin wie ich bin, frage wie<br />

ich frage, spreche wie ich spreche, eine Körpersprache<br />

lebe wie sie ist und wir gute Gäste eingeladen<br />

haben.<br />

Kurt Aeschbacher, Jahrgang 1948, schloss 1972<br />

an der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> ein Ökonomiestudium<br />

mit dem Titel lic. rer. pol ab, bevor er über einige<br />

Zwischenstationen 1981 als Praktikant beim<br />

Schweizer Fernsehen erste Einblicke in die Medien-<br />

welt erhielt. Nach 25 Jahren TV-Business kann<br />

Aeschbacher auf die Produktion erfolgreicher<br />

Formate wie «Grell Pastell», «Karussell» oder<br />

«Casa Nostra» zurückblicken. Vor kurzem konnte<br />

er die 250. Ausgabe seiner aktuellen Sendung<br />

«Aeschbacher», einem Late-Night-Talk am Donnerstagabend<br />

im Schweizer Fernsehen, feiern. Die<br />

Moderation von Vorträgen und Seminaren, die<br />

Arbeit als Unicef-Botschafter sowie die Mithilfe in<br />

Umwelt-Projekten ergänzen Aeschbachers vielseitiges<br />

Engagement.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Beruf und Karriere<br />

7


8 <strong>BeWL</strong> 6/2006 Beruf und Karriere<br />

Wenn Sie sind, wie Sie sind – Sie zeigen im<br />

Fernsehen sehr viel vom «realen» Aeschbacher.<br />

Auf der Homepage des Schweizer Fernse-<br />

hens geben Sie in einem Blog noch mehr von<br />

Ihrer Persönlichkeit preis. Was ist, wenn<br />

Kurt Aeschbacher wieder ein Privatleben will?<br />

Ja, dieser Schritt in die Öffentlichkeit ist leider vor<br />

zwanzig Jahren passiert. Das ist wie eine Frau,<br />

die ihre Jungfräulichkeit verliert. Sie verliert diese<br />

auch nur einmal. Wenn man sich entscheidet<br />

vor der Kamera zu arbeiten, dann ist das ein Entscheid,<br />

dessen Konsequenzen man erst später<br />

kennen lernt. Doch er ist gefällt, eindeutig und<br />

endgültig. Man findet multipliziert in irgendwelchen<br />

Wohnzimmern statt und ist so kritisierbar,<br />

liebbar, hassbar – aber auch Projektionsfläche<br />

für sehr viel Interessantes. Sich darüber zu beklagen,<br />

finde ich absurd. Es gibt sehr angenehme<br />

Phasen. Manchmal erfährt man aber auch den Preis,<br />

den man für dieses Leben bezahlt.<br />

Ihre Präsenz im Fernsehen ist nicht alles. Sie<br />

halten zusätzlich Vorträge zu verschiede-<br />

nen Themen, sind Unicef-Botschafter und<br />

führten bis vor kurzem ein Restaurant – wie<br />

gehen Sie mit dem Thema Burn-Out um?<br />

Das ist eine grosse Gefahr. Und diese ist bestimmt<br />

auch selbst inszeniert. Ganz einfach weil ich<br />

nicht sagen kann: «Ich male, das ist meine Passion,<br />

das mache ich Tag und Nacht und mein Denken<br />

kreist nur in der Malerei». Ich bin ein Sammler und<br />

Jäger, der durch den Wald spaziert und hier einen<br />

Pilz sieht und dort eine Beere und da ein Sträusschen<br />

… Ich sammle alles und nehme es mit. Mich<br />

interessieren parallel tausend Dinge, und ich bin<br />

kein gut geübter Planer, der abschätzen kann, ob<br />

die Kapazität im Korb für das Gesammelte aus-<br />

reicht, oder ob dieser dann nicht doch zu schwer<br />

wird. Oft gehe ich haarscharf am Absturz vorbei.<br />

In vielen Phasen glaube ich, alles im Griff zu haben.<br />

Aber zu oft unterschätze ich die Arbeit bei einer<br />

Zusage masslos. Manchmal habe ich schon Angst,<br />

dass ich die Kurve nicht erwische.<br />

«Im Fernsehen wirke ich oft als<br />

Unterhaltungsfuzzi, der rasch zum Punkt<br />

kommt.»<br />

Nun argumentierten Sie doch bei vielen<br />

Aussagen mit ökonomischen Gesichtspunkten.<br />

Das ist aber keine moderne Ökonomie im Sinne<br />

einer Analyse von Kurven und Statistiken, sondern<br />

eher ein Denken in Zusammenhängen. Oder das<br />

Wissen, dass es viele sich gegenseitig beeinflussen-<br />

de Regelkreise gibt und diese sich im besten<br />

Fall positiv oder im Katastrophenfall negativ beeinflussen.<br />

Wissen und Bildung, nicht nur auf<br />

ökonomischem Gebiet, sind für mich wichtige<br />

Voraussetzungen, um dem Leben mehr Facetten<br />

abzugewinnen. Ich lese sehr viel und befasse mich<br />

auch intensiv mit der Kunst. Ich habe durch<br />

meine Arbeit Zugang zu sehr vielen verschiedenen<br />

Kreisen von Menschen. Dadurch konnte ich ein<br />

breites und schnell abrufbares Wissen von Zusammenhängen<br />

und Verflechtungen entwickeln.<br />

Das ist letztendlich auch das Kapital, welches ich<br />

benötige, um mich in meinem Job als Frage-<br />

steller zu verbessern. Da habe ich durchaus einen<br />

Vorteil gegenüber einem 20-jährigen KV-Studenten.<br />

Der Ärmel des Zauberers ist so ein bisschen<br />

grösser. Mein damaliges Studium hat bestimmt<br />

einen grossen Teil zu dieser Begierde nach Wissen,<br />

Verknüpfung und Vernetzung beigetragen. Deshalb<br />

spreche ich vielleicht manchmal auch etwas kompliziert.<br />

Aber viele kennen ein anderes Gesicht von<br />

mir: Im Fernsehen wirke ich oft als Unterhaltungsfuzzi,<br />

der rasch zum Punkt kommt. Das führt in der<br />

Öffentlichkeit schnell zur Meinung, man sei etwas<br />

einfach «möbliert». Ich sehe das anders: Um zwei<br />

oder drei sinnvolle Fragen zu stellen, muss ich<br />

über diese Fähigkeiten verfügen.<br />

Wenn es die Ökonomie nicht kann,<br />

können Sie den Menschen eine Weisheit<br />

weitergeben?<br />

Ich bin immer noch auf der Suche nach der Weisheit.<br />

In diesem Sinne hoffe ich noch einige Schritte<br />

weiterzukommen, bevor ich nicht mehr bin. Ich<br />

denke man sollte sich nicht davor scheuen, ehrlich<br />

zu sein und sich in allen Situationen, angeneh-<br />

men oder unangenehmen, den Menschen zu offenbaren<br />

– diesen nicht etwas vorspielen. Authentisch<br />

sein, auch wenn das ein Modewort ist, war<br />

für mich immer ein Prinzip und ist wahrscheinlich<br />

meine einzige Weisheit.


Von Managern und ihren Löhnen<br />

Manager werden nicht selten als Egomanen dargestellt, die grosszügige Entschädigungspakete<br />

voller Aktien und Optionen beziehen, welche die eigentliche Leistung kaum widerspiegeln.<br />

Oftmals wird bei dieser Kritik vergessen, dass die Aufsehen erregenden Kompensationspakete nur<br />

einigen, wenigen Topmanagern in grossen, international tätigen Unternehmen vergönnt sind.<br />

Wie aber sieht die Kompensation für den repräsentativen Schweizer Manager aus? Und wie rea-<br />

giert er darauf? Eine Antwort von Claudio Loderer und Urs Wälchli<br />

Über den eigenen Lohn spricht<br />

man nicht gerne, repräsentative<br />

Zahlen zur Entlohnung von<br />

Führungskräften sind daher<br />

kaum erhältlich. Die öffentliche<br />

Meinung zum Thema Managerlöhne<br />

wird weitgehend durch<br />

die Bezüge geprägt, die die Unternehmen<br />

offen legen müssen,<br />

sprich, die Gehälter der obersten<br />

Führungsgremien kotierter<br />

Gesellschaften. Damit entsteht,<br />

was die Zusammensetzung<br />

und die Funktionsweise angeht,<br />

ein Bild der Managemententschädigung,<br />

das nicht unbedingt<br />

verallgemeinert werden kann.<br />

Vier kritische Thesen zur Salärstruktur<br />

in der Schweizer Wirtschaft<br />

sollen hier diskutiert<br />

werden: (1) Die aktienbasierte<br />

Lohnkomponente ist tiefer als<br />

vermutet; (2) Der Fixlohn ist nicht<br />

fix; (3) Finanzielle Anreize sind<br />

ebenso wichtig wie die nichtmo-<br />

Die Struktur der<br />

Entlohnung im Überblick<br />

netäre Entschädigung; (4) Die<br />

Entschädigungspolitik ist besser<br />

als ihr Ruf.<br />

Um diese Thesen mit aktuellen<br />

Zahlen zu untermauern, hat das<br />

Institut für Finanzmanagement<br />

die Absolventinnen und Absolventen<br />

des Rochester-<strong>Bern</strong><br />

Executive MBA Program befragt.<br />

Die Stichprobe scheint für<br />

Corporate Switzerland repräsentativ<br />

zu sein (siehe Kasten). Die<br />

folgenden Abschnitte präsentieren<br />

die empirische Ergebnisse zu<br />

den Thesen und ziehen Schlussfolgerungen<br />

daraus.<br />

Aktienbasierte Entlohnung:<br />

Tiefer als vermutet<br />

Medienberichte über die Entlohnung<br />

von Topmanagern<br />

haben das Augenmerk auf die<br />

aktienbasierte Entschädigung<br />

gelegt. Glaubt man einigen der<br />

Kommentare, beziehen Top-<br />

manager rund 80% ihres Gehalts<br />

in Form von Aktien oder Optionen.<br />

In der Tat kann insbesondere<br />

die Entschädigung mit<br />

Optionen problematisch sein.<br />

Alle befragten<br />

Manager<br />

(N = 190)<br />

Aufgrund der erzielten Hebelwirkung<br />

schlägt sich bereits eine<br />

kleine Veränderung im Aktienkurs<br />

deutlich im Wert der Option<br />

nieder. Dies kann Manager zu<br />

einem Verhalten veranlassen,<br />

welches den kurzfristigen Kursgewinn<br />

in den Vordergrund<br />

stellt, dem Unternehmen aber<br />

längerfristig schadet.<br />

Die laufenden Diskussionen beziehen<br />

sich allerdings auf die Löhne<br />

der Spitzenverdiener. Bis anhin<br />

unklar ist, welche Bedeutung die<br />

aktienbasierte Entschädigung<br />

bei einem repräsentativen Schweizer<br />

Manager aufweist. Unsere<br />

Umfrageergebnisse zeigen, dass<br />

hier die aktienbasierte Entlohnung<br />

praktisch bedeutungslos ist.<br />

Wie aus der Tabelle ersichtlich<br />

ist, beziehen die befragten Manager<br />

im Durchschnitt lediglich 3%<br />

ihrer gesamten Entschädigung in<br />

Form von Aktien und 1% in Form<br />

von Optionen. Den Löwenanteil<br />

des Entschädigungspakets<br />

machen das Grundgehalt (rund<br />

70%) und der bar ausbezahlte<br />

Bonus (gut 20%) aus.<br />

Manager in<br />

nicht kotierten<br />

Unternehmen<br />

(N = 76)<br />

Manager<br />

in kotierten<br />

Unternehmen<br />

(N = 114)<br />

Grundgehalt 67.8 % 70.8 % 65.9 %<br />

Bonus (Bargeld) 22.7 % 21.8 % 23.2 %<br />

Aktien 3.0 % 1.4 % 4.1 %<br />

Optionen 1.1 % 0.3 % 1.7 %<br />

Fringe Benefits 2.8 % 3.1 % 2.6 %<br />

Pensionskasseneinlagen 2.0 % 2.2 % 1.9 %<br />

Andere Formen der Entschädigung 0.6 % 0.5 % 0.6 %<br />

Total 100.0 % 100.0 % 100.0 %<br />

Interessanterweise gelten diese<br />

Verhältnisse unabhängig davon,<br />

ob die Manager in einem<br />

kotierten oder nicht kotierten<br />

Unternehmen arbeiten. Zwar ist<br />

der Anteil der aktienbasierten<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Wissenschaft<br />

Wissenschaft<br />

9


30<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Wissenschaft<br />

Entschädigung in den kotierten<br />

Unternehmen mit 4,1% rund<br />

dreimal so hoch wie in den nicht<br />

kotierten Unternehmen. Allerdings<br />

liegt auch dieser Wert<br />

weit von den Grössen entfernt,<br />

die in vereinzelten Medien<br />

publiziert und in der Öffentlichkeit<br />

diskutiert werden. Selbst<br />

Personen, die dem Topmanagement<br />

einer kotierten Gesellschaft<br />

angehören, beziehen<br />

lediglich 7% ihrer gesamten<br />

Entschädigung in Form von<br />

Aktien und Optionen.<br />

Diese Zahlen vertragen sich<br />

nur schwer mit dem vorherrschenden<br />

Bild des aktienbesessenen<br />

Managers. Vielmehr<br />

stellt sich die Frage, ob die Ma-<br />

nager bei derart geringen<br />

Aktienanteilen überhaupt noch<br />

Anreize haben, sich für die<br />

Aktionäre einzusetzen.<br />

«Fix» ist nicht wirklich fix<br />

Die erhobenen Daten zeigen,<br />

dass die leistungsabhängige<br />

Komponente der Entlohnung bei<br />

den befragten Managern ge-<br />

ring ist. In den meisten Fällen<br />

macht das Grundgehalt einen<br />

Anteil von zwei Dritteln oder<br />

mehr aus. Daraus zu schliessen,<br />

dass kaum finanzielle Anreize<br />

für eine gute Leistung bestehen,<br />

wäre aber verfehlt.<br />

Über 70% der befragten Manager<br />

gehen nämlich davon aus,<br />

dass sie ihre Stelle verlieren,<br />

wenn sie schlechte Arbeit leisten.<br />

Gleichzeitig glauben rund 60%<br />

der Antwortenden, dass nach<br />

einer guten Arbeitsleistung auch<br />

die Chancen auf eine Beförderung<br />

steigen. Zumindest im Zeitablauf<br />

kann der «Fixlohn» also<br />

gewissen Schwankungen unterliegen<br />

und diese Schwankungen<br />

hängen nicht zuletzt von der<br />

erzielten Arbeitsleistung ab.<br />

Auch finanzielle<br />

Anreize sind wichtig<br />

Verschiedene Forscher vertreten<br />

den Standpunkt, dass finanzielle<br />

Anreize Manager im Grunde<br />

genommen davon abhalten, här-<br />

ter zu arbeiten. Ausgangspunkt<br />

dieser Argumentation ist die An-<br />

nahme, dass ein Mensch einen<br />

bestimmten Geldbetrag benötigt,<br />

um seine Bedürfnisse befriedigen<br />

zu können. Erhält er nun<br />

plötzlich mehr Geld, hat dies<br />

zur Folge, dass er weniger lang<br />

arbeiten muss, um das benötigte<br />

Einkommen zu erreichen. Folglich,<br />

so die Argumentation, würden<br />

finanzielle Anreize ihre Wirkung<br />

verfehlen. Statt den Manager zu<br />

einem verstärkten Arbeitseinsatz<br />

zu bewegen, würden sie seine<br />

Arbeitsleistung reduzieren. Um<br />

diese Problematik zu umgehen,<br />

müssten Manager vor allem<br />

mit nicht-monetären Anreizen<br />

entschädigt werden.<br />

Die Umfrageergebnisse können<br />

diese These kaum unterstützen.<br />

Rund zwei Drittel der befragten<br />

Manager geben an, dass mehr<br />

Geld sie zu besserer Arbeit moti-<br />

viere. Finanzielle Anreize scheinen<br />

folglich alles andere als<br />

kontraproduktiv zu sein. Nichtmonetäre<br />

Entschädigung ist<br />

aber auch wichtig. Drei von vier<br />

Managern können so motiviert<br />

werden. Und nur gerade bei 12%<br />

der befragten Manager zählt<br />

einzig das Geld.<br />

Entschädigungspolitik:<br />

Besser als ihr Ruf<br />

Noch offen ist die Frage der<br />

Wirkung der eingesetzten<br />

Entschädigungspakete. Einerseits<br />

interessiert, ob diese Kompensationspakete<br />

den Managern<br />

eine angemessene Entschädigung<br />

bieten. Andererseits muss ein<br />

gutes Entschädigungsmodell<br />

auch sicherstellen, dass die Inte-<br />

ressen der Manager mit denjenigen<br />

des Unternehmens in Ein-<br />

klang gebracht werden. Mehr als<br />

zwei Drittel der hier befragten<br />

Manager glauben, dass sie für<br />

ihren Einsatz angemessen<br />

entschädigt werden. Beinahe<br />

der gleiche Anteil würde demotiviert,<br />

wenn die Entschädigungs-


Zur Umfrage<br />

Das Rochester-<strong>Bern</strong> Executive<br />

MBA ist ein Ausbildungsprogramm<br />

für Managerinnen und<br />

Manager mit mehrjähriger<br />

Führungserfahrung. Die 192<br />

antwortenden Absolventinnen<br />

und Absolventen sind im Durchschnitt<br />

39-jährig und arbeiten<br />

seit sieben Jahren für ihr Unternehmen.<br />

Unter den Branchen<br />

sind die Finanzdienstleistungen<br />

am stärksten vertreten, gefolgt<br />

von der Maschinenbauindustrie<br />

und den Pharmagesellschaften.<br />

Typischerweise bekleiden die<br />

Antwortenden Positionen im<br />

oberen Bereich der Hierarchie.<br />

Weitere Informationen finden Sie<br />

auf der Website des Rochester-<br />

<strong>Bern</strong> Executive MBA Programms:<br />

www.executive-mba.ch.<br />

politik die erbrachte Leistung<br />

weniger honorieren würde. Unter<br />

dem Strich sind rund 80% der<br />

befragten Manager mit ihrer Entschädigung<br />

zufrieden.<br />

Die Umfrageergebnisse zeigen<br />

auch, dass die eingesetzten<br />

Kompensationspakete mehrheitlich<br />

die gewünschte Wirkung<br />

erzielen. Über 80% der Manager<br />

sind der Meinung, dass ihre<br />

Kompensationsform dazu beitragen,<br />

sich auf Grössen zu<br />

fokussieren, die den Interessen<br />

des Unternehmens entsprechen.<br />

Eine überwältigende Mehrheit<br />

der Manager scheint zu glauben,<br />

dass ihre Entschädigungspolitik<br />

funktioniert.<br />

Der repräsentative Manager<br />

Die Umfrageergebnisse skizzieren<br />

den repräsentativen Manager als<br />

Person, die sich sowohl durch<br />

monetäre als auch durch nichtmonetäre<br />

Entschädigung motivieren<br />

lässt. Dieser Manager erhält<br />

ein Kompensationspaket, das<br />

nur eine geringe aktienbasierte<br />

Komponente aufweist und in<br />

dem auch der Bonus beschränkt<br />

ist. Rund zwei Drittel der Gesamtentschädigung<br />

bekommt er in<br />

Form eines Grundgehalts. Auch<br />

dieses hängt jedoch von der<br />

Performance ab. Der repräsentative<br />

Manager hat folglich kaum<br />

Ähnlichkeit mit dem Bild des<br />

aktienbesessenen Egomanen, das<br />

von Medien und Öffentlichkeit<br />

oft heraufbeschworen wird.<br />

Führt diese Entlohnungspolitik<br />

zu Neid und Missgunst oder<br />

gönnen die Manager ihren Kollegen<br />

hohe Saläre? Die Umfra-<br />

geergebnisse zeigen, dass die<br />

Manager sehr wohl darauf<br />

schauen, was ihre Kollegen verdienen.<br />

So sind 80% von ihnen<br />

irritiert, wenn ein Manager<br />

mit ähnlichem Job im selben Unternehmen<br />

mehr verdient. Dieser<br />

Anteil schrumpft allerdings<br />

auf 40%, wenn der Kollege nicht<br />

in derselben Gesellschaft arbeitet<br />

und fällt gar auf lediglich 10%,<br />

wenn er einer anderen Tätigkeit<br />

nachgeht. Diese Erkenntnisse<br />

können auch bei den Managern<br />

mit dem geringsten Einkom-<br />

men bestätigt werden. Folglich<br />

gibt es kaum Evidenz dafür,<br />

dass der repräsentative Manager<br />

besonders neidisch ist. Vielmehr<br />

erscheint er als tolerante<br />

Person – zumindest toleranter<br />

als manche Kritiker der Entlohnungspolitik.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Wissenschaft<br />

3


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Der Sprecher des <strong>Departement</strong>s für<br />

Betriebswirtschaft der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />

Professor Dr. Harley Krohmer<br />

Engehaldenstrasse 4<br />

3012 <strong>Bern</strong><br />

Redaktion:<br />

Prof. Dr. Artur Baldauf<br />

Simon Haag<br />

Prof. Dr. Ulf Schiller<br />

Prof. Dr. Gerhard Knolmayer<br />

Tonio Zemp<br />

Anzeigenregie:<br />

Metrocomm AG<br />

Zürcherstrasse 170<br />

9014 St. Gallen<br />

Gestaltungskonzept:<br />

2. Stock-Süd Netthoevel & Gaberthüel, Biel<br />

Layout:<br />

Atelier Bundi, Boll / Nadine Kamber<br />

Fotos:<br />

Matthias Gabi, Zürich<br />

Druck:<br />

Geiger AG, <strong>Bern</strong><br />

Oktober 2006

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