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BeWL Heft 6 - Departement BWL - Universität Bern

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en Interessen zuwenden. Ich habe viele Sendungen<br />

entwickelt, zwar immer für den gleichen Auftraggeber,<br />

aber immer mit unterschiedlichem Inhalt<br />

und mit anderen Ausrichtungen. «Aeschbacher»<br />

mache ich jetzt im sechsten Jahr und solange mir<br />

diese Produktion Spass bereitet, werde ich sie<br />

weiterführen. Sollte ich etwas Besseres kennen<br />

lernen, etwas das mich mehr fasziniert, ich<br />

würde nicht lange zögern dem auch nachzugehen.<br />

Aber da ist momentan nichts und meine Sen-<br />

dung gefällt mir. Ausser dieser Messlatte «macht es<br />

Spass, macht es nicht mehr Spass» ist wirklich<br />

keine weitere Etappierung absehbar.<br />

«Ich bin ein Sammler und Jäger, der durch den<br />

Wald spaziert und hier einen Pilz sieht und<br />

dort eine Beere und da ein Sträusschen … Ich<br />

sammle alles und nehme es mit.»<br />

Bleiben wir bei der Sendung. Wenn Sie ohne<br />

Rücksicht auf die SRG etwas an diesem Format<br />

ändern könnten, was wäre das?<br />

Ich habe in der SRG immer als Unternehmer funktioniert.<br />

Ich hatte nie ein Anstellungsverhältnis,<br />

ich hatte nie einen Gesamtarbeitsvertrag und nie<br />

unterzeichnete ich einen Vertrag von längerer<br />

Dauer als einem Jahr. Ich habe auch immer klar<br />

definiert, was ich mache, was ich liefern kann oder<br />

wie viele Tage meine Arbeitskraft zur Verfügung<br />

steht. Ich habe Sendungen konzeptionell entworfen,<br />

mir viele Gedanken über Inhalt und Umsetzung<br />

gemacht, budgetiert, und habe immer mit dem<br />

Risiko gelebt, dass ich bei einem Flop keine Verträge<br />

mehr unterzeichnen werde. Immer habe ich<br />

mit grossen Anstrengungen versucht, meine Bedürfnisse<br />

durchzusetzen. Ich empfand das als eine<br />

Vorraussetzung, um erfolgreich zu sein. Vor<br />

«Aeschbacher» produzierte ich beispielsweise «Casa<br />

Nostra». Ein Format mit viel Aufwand, 60 Mitarbeitern,<br />

350 Zuschauern, einem grossen Budget, im<br />

grössten Studio – und doch hat mich das irgendwann<br />

gelangweilt. Inhaltlich waren die Samstagabendformate<br />

einengend. Nie wurde mir etwas<br />

Nahe gelegt, aber das Ziel ist eben doch immer Um-<br />

satz. Denn Umsatz ist Quote und Quote der<br />

Erfolgsbeweis. Wir machen Fernsehen, Fernsehen<br />

ist ein Massenmedium und jeder der sagt, dass<br />

er froh sei, wenn wenig Leute zuschauen würden,<br />

weil er kulturelle Inhalte zeige, ist am falschen<br />

Ort. Es ein Commitment wie bei einer Bank, die zu<br />

optimalen Bedingungen Geld erwirtschaften will.<br />

Und weil man dazu stehen muss, übte ich immer<br />

viel Einfluss auf Ort, Design, Konzeption der<br />

Abläufe, Bildsprache, Licht oder Mobiliar aus. Selbst<br />

wenn es nur mit Ächzen im Getriebe durchzusetzen<br />

war. Deshalb bin ich inzwischen auch nicht<br />

mehr im Studio Leutschenbach, sondern habe<br />

mein eigenes Studio – selbst umgebaut.<br />

Ich wollte nicht die SRG gegen Aeschbacher<br />

ausspielen, sondern erörtern, ob Sie nicht<br />

doch etwas unzufrieden stimmt.<br />

Jeden Dienstag analysieren und korrigieren wir in<br />

unserer Redaktion alle Aspekte, die uns unzufrieden<br />

stimmen. Die totale Zufriedenheit erreicht man<br />

natürlich nie, das wäre auch langweilig. Ziel ist<br />

eine Annäherung an das Gefühl, unter den gegebenen<br />

Bedingungen das Beste erreicht zu haben.<br />

Bedingungen, dass ich bin wie ich bin, frage wie<br />

ich frage, spreche wie ich spreche, eine Körpersprache<br />

lebe wie sie ist und wir gute Gäste eingeladen<br />

haben.<br />

Kurt Aeschbacher, Jahrgang 1948, schloss 1972<br />

an der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> ein Ökonomiestudium<br />

mit dem Titel lic. rer. pol ab, bevor er über einige<br />

Zwischenstationen 1981 als Praktikant beim<br />

Schweizer Fernsehen erste Einblicke in die Medien-<br />

welt erhielt. Nach 25 Jahren TV-Business kann<br />

Aeschbacher auf die Produktion erfolgreicher<br />

Formate wie «Grell Pastell», «Karussell» oder<br />

«Casa Nostra» zurückblicken. Vor kurzem konnte<br />

er die 250. Ausgabe seiner aktuellen Sendung<br />

«Aeschbacher», einem Late-Night-Talk am Donnerstagabend<br />

im Schweizer Fernsehen, feiern. Die<br />

Moderation von Vorträgen und Seminaren, die<br />

Arbeit als Unicef-Botschafter sowie die Mithilfe in<br />

Umwelt-Projekten ergänzen Aeschbachers vielseitiges<br />

Engagement.<br />

<strong>BeWL</strong> 6/2006 Beruf und Karriere<br />

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