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BeWL Heft 17 - Departement BWL - Universität Bern

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DEPARTEMENT BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHREUNIVERSITÄT BERNHerbstsemester 2011 16<strong>BeWL</strong>Emeritierung: Prof. Dr. Prof. h. c. Dr. h. c. mult. Norbert ThomStudium: Prof.Dr.A.Kunz ist neuer Leiter der Abteilung Financial AccountingPraxis: Bits, Bytes und Business – Interview mit Peter KummerForschung: Swiss Finance Institute (SFI)


Gemeinsam begeistern.Gemeinsam durchstarten –mit einem Traineeprogramm, das begeistert.Ab November 2012 bieten wir spannende Einstiegsmöglichkeitenin den Bereichen Marketing und Finanzen.Wir suchen motivierte Einsteigerinnen und Einsteiger,die offen sind für Neues. Menschen, die sich und andereherausfordern, um gemeinsame Erfolge zu erzielen.Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.www.postfinance.ch/jobs


Liebe Studentinnen und Studenten,Liebe Leserinnen und LeserEditorialUnser <strong>Departement</strong> entwickelt sich in Forschungund Lehre wie auch personell kontinuierlich weiter.In diesem <strong>Heft</strong> stellen wir Ihnen einige dieserEntwicklungen vor.Seit einiger Zeit wird am <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong> unterder Federführung von Artur Baldauf ein Zentrumfür Entrepreneurship aufgebaut. VerschiedeneArtikel in diesem <strong>Heft</strong> sind den damit zusammenhängendenAktivitäten gewidmet: wir stellenCarina Lomberg vor, die neu die Assistenzprofessurfür Entrepeneurship und Internationales Managementinnehat. Sie selbst präsentiert in einem Artikel ihreForschung zur Entrepreneur­Risikoeinstellung.Auch die mit dem Zentrum verbundenen InitiativenEntrepreneurs Thursday und Entrepreneurs Clubwerden Ihnen vorgestellt.In verschiedenen Bereichen der Wirtschaftswissenschaftenwird zunehmend experimentell geforscht;am <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong> vertritt – neben anderenKolleginnen und Kollegen – Claude Messner dieseForschungsrichtung. In einem weiteren Forschungsartikelerläutert er Ihnen, wie in solchen Experimentendas Verhalten von Konsumenten studiert wird.Zu unserer grossen Freude konnten wir die vakanteProfessur für Financial Accounting bereits wiederbesetzen. Unseren neuen Kollegen Alexis Kunzstellen wir Ihnen in einem Interview vor. NebenCarina Lomberg haben auch Bettina Nyffeneggerund Lucia Malär eine Stelle als Assistenzprofessorinfür Marketing angetreten, und zwar – ein Novumam <strong>Departement</strong> – im Jobsharing. Besonders freutuns dabei, dass sich unser eigener wissenschaftlicherNachwuchs im Bewerbungsverfahren durchgesetzthat: beide haben am <strong>Departement</strong> studiertund dissertiert. Dass das <strong>BWL</strong>­Studium an der Universität<strong>Bern</strong> die Basis für eine erfolgreiche Karriereist, zeigt auch das Interview mit Peter Kummer,Absolvent des <strong>Departement</strong>s <strong>BWL</strong> und heute CIOder SBB.das auch den Aufbau dieser Zeitschrift beinhaltet.Die Verfahren zur Wiederbesetzung dieser beidenProfessuren laufen bereits.Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen undein gutes Herbstsemester.Norbert TrautmannIhnen allen, liebe Leserinnen und Leser, ist unserKollege Norbert Thom sicherlich bekannt, sei esaus Ihrem laufenden oder abgeschlossenen Studiumoder aus Ihrer beruflichen Tätigkeit. Von allenGremien der Universität, dem Kollegium der Fakultätund des <strong>Departement</strong>s sowie den Studierendenwird Norbert Thom als Hochschullehrer geschätzt,der sich oft weit über die eigene Professur hinausfür die Fakultät und die Universität engagiert. Zum31. Januar 2012 wird Norbert Thom zum ordentlichenTermin zurücktreten. In einer Reihe von Beiträgenin diesem <strong>Heft</strong> wird sein Wirken an der Universität<strong>Bern</strong> gewürdigt. Zum gleichen Termin wird auchUlf Schiller zurücktreten, um an der UniversitätBasel eine neue Herausforderung anzunehmen;wir danken ihm für sein langjähriges Engagement,<strong>BeWL</strong> 16/2011 Editorial1


<strong>Departement</strong> BetriebswirtschaftslehreUniversität <strong>Bern</strong>Herbstsemester 2011Editorial 1InformationenNachrichten aus dem <strong>Departement</strong> 3Emeritierung von Norbert Thomwww.Wissenschaftler.Wirtschaftskenner.Wegbegleiter.iop.ch6Laudatio aus der Praxis von Dr.h.c.Willy Michel 8Laudatio aus der akademischen Lehre vonProf.Dr. Adrian Ritz und Prof.Dr. Reto Steiner 9Laudatio seiner ehemaligen DoktorandinKerstin Alfes 10StudiumNeuer Professor an der Universität <strong>Bern</strong> 11Neue Personen am <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong> 12Jobsharing an der Universität <strong>Bern</strong> 13PraxisBits, Bytes und Business –Fachgespräch mit Peter Kummer 14Aktivitäten der Vereinigung<strong>Bern</strong>er Wirtschaftswissenschafter (VBW) 19Unternehmertum an der Universität <strong>Bern</strong> 20ForschungSwiss Finance Institute 22Die Mär vom risikofreudigen Entrepreneur –Forschungsbericht 25Kaffee im Labor –Experimentelle Forschung in der <strong>BWL</strong> 27Market Research on «Made in India» forthe Indian Gem & Jewellery Export PromotionCouncil GJEPC 30Publikationen und Preise 34Impressum 352 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Inhalt


Nachrichten aus dem <strong>Departement</strong>InformationenFakultät nominiertNachfolger für Prof.Dr. BigusAls Nachfolger für Prof.Dr. Bigus (Financial Accounting)nominierte die Fakultät Prof.Dr. Alexis Kunz(Universität Lausanne). Prof.Kunz ist 43 Jahre altund seit sechs Jahren Ordinarius in Lausanne. Inseiner Forschung beschäftigt er sich hauptsächlichmit Regulierungsfragen der Managementkompensationsowie der intrinsischen Motivation vonManagern. Siehe S. 11.Neue Assistenzprofessorin am IMU-USeit April 2011 verstärkt Prof.Dr. Carina Lomberg,Assistenzprofessorin für Entrepreneurship, das IMU­U Team. Prof.Dr. Lomberg wird im Bereich Lehremit den Veranstaltungen «Entrepreneurship» und«International Management» die Vielfalt des Lehrangeboteserhöhen. Siehe S. 12.Neuer Lehrbeauftragter am IWIProf.Dr. Rudy Hirschheim wird als Lehrbeauftragterein vom Institut für Wirtschaftsinformatik (AbteilungInformation Engineering) organisiertes Doktorandenseminarim Herbstsemester 2011 anbieten. Er isteiner der international angesehensten Forscher derWirtschaftsinformatik. Siehe S. 12.Neue Lehrbeauftragte am IUCIm kommenden Herbstsemester wird das Team desInstituts für Unternehmensrechnung und Controlling(IUC) gleich von vier neuen Lehrbeauftragtender Firma PricewaterhouseCoopers (PwC) unterstützt:Jonas König und Dino Lucadamo werdendas «Proseminar in Financial Accounting» und das«Seminar Wirtschaftskriminalität im Rahmen derRechnungslegung­Analyse bekannter Fälle» leiten.Die Vorlesung «Accounting für Banken» wird im HS2011 von Martin Berchtold und Martin Nyffeneggerdurchgeführt.Vergabe des 2.VBW Excellence AwardAm 31.Mai 2011 fand im <strong>Bern</strong>er Kultur­Casinodie Promotionsfeier der Universität <strong>Bern</strong> statt.Erfolgreiche Bachelor­ und Masterabsolventen sowieDoktoranden durften ihre Diplome in Empfangnehmen. Anlässlich dieser Feier fand die Verleihungder zweiten VBW Excellence Awards statt. DieserPreis wird von der Vereinigung <strong>Bern</strong>er Wirtschaftswissenschafter,kurz VBW, verliehen.Die VBW ist seit 1977 die Alumni­Organisation derAbsolventinnen und Absolventen in Betriebs­ undVolkswirtschaftslehre der Universität <strong>Bern</strong>. Sie hatzum Ziel, den Absolventen nach ihrem Wirtschaftsstudiumein Netzwerk von Anlässen, ReferatenVergabe des 2. VBW Excellence Award; von links: Michael Siegenthaler (VBW Excellence Award Gold), Carole Rentsch (VBW ExcellenceAward Silber), Adrian Michel (VBW Excellence Award Bronze).<strong>BeWL</strong> 16/2011 Informationen3


Berater, sagt man, arbeiten hart und viel. Das stimmt – aber nurzur Hälfte. Ein guter Berater kann man nur sein, wenn man den richtigenAusgleich neben dem Beruf findet. Jeder von uns hat Leidenschaften,ob Sport, Kultur oder soziale Aktivitäten. Dabei hilft unsere Unternehmenskultur,die von gegenseitigem Respekt geprägt ist und individuellenFreiraum bietet. Leben Sie aus, was Ihnen wichtig ist.Bewerben Sie sich online auf www.careers.rolandberger.com oderschicken Sie Ihre Bewerbungsunterlagen an Roland Berger StrategyConsultants, Andrijana Koller, Holbeinstraße 22, 8008 Zürich.PERSÖNLICHKEIT ZÄHLT. WWW.CAREERS.ROLANDBERGER.COM4 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Anzeige


und Podiumsdiskussionen zu bieten. Unter denMitgliedern finden sich namhafte Persönlichkeitenaus Wirtschaft, Verwaltung und Forschung.Dank eines grosszügigen Sponsors stehen der VBWfinanzielle Mittel zur Verfügung, um noch mehr fürihre Mitglieder und vor allem für die erfolgreichen<strong>Bern</strong>er Wirtschaftsabsolventen zu tun. Mit demVBW Excellence Award demonstriert die VBW ihreVerbindung zur Universität <strong>Bern</strong> und ihren Wirtschaftsstudentinnenund ­studenten. Der Awardprämiert herausragende Masterarbeiten im Bereichder Betriebs­ und Volkswirtschaftslehre und ist mitinsgesamt 2000 Franken Preisgeld dotiert. Um diePreise können sich Absolventinnen und Absolventenbewerben, deren Masterarbeit bereits mit der Maximalnote6 bewertet wurde. Eine Jury, bestehendaus <strong>Bern</strong>er Wirtschaftsprofessoren und Exponentender VBW, kürt unter ihnen die «Besten der Besten»und hat folgende Preisträger nominiert:Der VBW EXCELLENCE AWARD in Gold (1000 Franken)geht an Herrn Michael Siegenthaler. Seine Masterarbeitmit dem Titel «Was kann ein standardisierterBerufseignungstest, was Schulnoten nicht können»besticht durch Innovation und hohen Praxisbezug.Gewinnerin des VBW EXCELLENCE AWARD Silber(600 Franken) ist Frau Carole Rentsch. Der Titelihrer Masterarbeit lautet «Nachfolgeregelung inUnternehmen».Zuständig für das Pilotprojekt sind die AbteilungKommunikation und das Zentrum Lehre. Die Pilotphasedauert bis im Sommer 2012, anschliessenderfolgt die Auswertung.<strong>Bern</strong>er Assistenten im WiWi-Talents ProgrammAls viertes Mitglied des Instituts für Personal undOrganisation (IOP) wurde Dipl.­Kffr.Anna Osterspeyim Mai 2011 ins WiWi­Talents Programm aufgenommen.Zuvor fanden die IOP­MitarbeiterInnenDr.Kerstin Alfes, Kerstin Nesemann (MScBA) undStephan Odermatt (MScBA) Aufnahme in diesemProgramm. Die Mitglieder des Programms gehörenzu den fünf Prozent der besten Studierenden imBereich Wirtschaftswissenschaften ihres Jahrgangs(vgl. www.wiwi­talents.net).10.Forschungskolloquium Linz-<strong>Bern</strong>Mit der Beteiligung von fünf Professoren undacht Doktoranden sowie Habilitanden der JohannesKepler Universität Linz (Österreich) fand im Juni 2011am Institut für Personal und Organisation (IOP)unter der Leitung von Prof.Dr. Norbert Thom das10.Forschungskolloquium Linz­<strong>Bern</strong> statt. Die ProfessorenReinbert Schauer (Linz) und Norbert Thom(<strong>Bern</strong>) kooperieren in dieser Form seit 18 Jahren.Über 38 Teilnehmer dieser Forschungskolloquienhaben inzwischen ihr Doktorat abgeschlossen.Der Gewinner des VBW EXCELLENCE AWARDBronze (400 Franken) heisst Herr Adrian Michel.Seine Masterarbeit trägt den Titel: «CorporateGovernance – Entschädigung von Managern undVerwaltungsräten».Wir gratulieren den «Besten der Besten» ganzherzlich!«Wissen schafft Wert» –auch auf Facebook, Twitter und YoutubeDie Universität <strong>Bern</strong> ist seit dem 12.April 2011 aufFacebook, Twitter und Youtube präsent. Ziel desPilotprojektes «Social media» ist es, Erfahrung imUmgang mit dieser neuen Form des Dialogs imWeb zu sammeln. In einem ersten Schritt werdenbestehende, für die klassischen Kanäle aufbereiteteInhalte auf den erwähnten Plattformen zugänglichgemacht. Damit soll ein Mehrwert für ein Zielpublikumgeschaffen werden, das bisher mit denetablierten Kommunikationsmitteln nicht erreichtwerden konnte. Ebenfalls im Fokus stehen Studieninteressierteund Alumni, mit denen der Online­Dialog gesucht wird.<strong>BeWL</strong> 16/2011 Informationen5


Emeritierung von Norbert Thom –www.Wissenschaftler.Wirtschaftskenner.Wegbegleiter.iop.chÜber 20 Jahre hat Prof. Dr. Prof. h. c. Dr. h. c. mult. Norbert Thom als Gründer und Direktordes Instituts für Organisation und Personal (IOP) an der Universität <strong>Bern</strong> nachhaltige Spurenhinterlassen. Als Professor hat er die Studierenden akademisch, beruflich und persönlich gefördert.In einem Gespräch erzählt er von vergangenen und zukünftigen Herausforderungen.Von Claudia WyssEine absolute Neugründung ist das interfakultäreKompetenzzentrum für Public Management (KPM).Zusammen mit den Professoren Ulrich Zimmerli(Staatsrechtler) und Wolf Linder (Politikwissenschaftler)habe ich es im Jahre 2002 gegründet.Heute zählt seine Forschungs­, Lehr­ und Dienstleistungstätigkeitzu den strategischen Profilierungsgebietender Universität <strong>Bern</strong> und damit derHauptstadtregion der Schweiz. Seit 2008 bin ichVorsitzender des obersten Leitungsgremiums des KPMmit vier Professuren und über 30 Mitarbeitenden.Stolz bin ich auch auf Werdegänge meiner früherenDoktorierenden. Einige erreichten Professuren,Verwaltungsrats­, Konzern­ und Geschäftsleitungssitzeoder wurden Unternehmer und gefragteBerater.Sie haben sich rund 20 Jahre für das <strong>Departement</strong><strong>BWL</strong> eingesetzt, unter anderem dasInstitut für Organisation und Personal (IOP)gegründet. Werden Sie nach Ihrer Emeritierungdas <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong> vermissen?Sicher werde ich die anregenden Gespräche unddie gemeinsamen Entscheidungsprozesse mitmeinen Kollegen im <strong>BWL</strong>­<strong>Departement</strong> und derWiSo­Fakultät vermissen. Auch werden mir dielernfreudigen und diskussionsbereiten Studierendenfehlen. Noch stärker vermisse ich gewiss meineIOP­Teammitglieder und in ganz besonderemMasse die von mir persönlich und sehr intensivbetreuten Doktorierenden und Masterstudierenden.Die Zusammenarbeit mit jungen, strebsamen undtalentierten Menschen war etwas vom Schönstenmeines Berufes.Sie haben während Ihrer bisherigen Karrieresehr viel erreicht, viele Auszeichnungenerhalten. Auf was sind Sie persönlich besondersstolz?Stolz macht mich zunächst die Gründung, Entwicklungund Verdoppelung des Instituts für Organisationund Personal (IOP). Immerhin gab es imJahre 1990 als Vorläufer eine Abteilung «Menschund Organisation» am damaligen BetriebswirtschaftlichenInstitut. Heute hat das IOP zweivollamtliche Professuren und verfügt über die zweiausgebauten Abteilungen «Personal» und «Organisation».Wie sehen Sie die Zukunft des <strong>Departement</strong>s<strong>BWL</strong> – wo sehen Sie Gefahren, wo bisher nochungenutzte Potenziale?Das <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong> ist verantwortlich für einender wichtigsten Studiengänge der Universität<strong>Bern</strong>. Es wird seinen Marktanteil in der gesamtenSchweiz behaupten und dank zahlreicher Kooperationsverträgeauch für ausländische Studierendeimmer attraktiver werden, zumal viele Lehrveranstaltungenim Masterstudium auf Englisch durchgeführtwerden.In der Forschung wird das <strong>Bern</strong>er <strong>BWL</strong>­<strong>Departement</strong>in internationalen Spitzenjournalen weiterhinsehr sichtbar bleiben. Vielleicht werden eines Tageswieder grundlegende und wegweisende Monografienverfasst.«Wir brauchen zukünftigein wirkungsvolleres Talentmanagement.»Gefahren sehe ich in der mangelnden personellenStabilität. Wir erlebten in den letzten Jahren eineReihe von Wegberufungen an andere Universitäten.Bei einer Verweildauer von weniger als sechs Jahrenkann eine Professorin, ein Professor in Forschungund Lehre nicht wirklich produktiv werden. In meinerHochschullehrergeneration war die Universität <strong>Bern</strong>die Forschungs­ und Lehrstätte, an der ein Hochschullehrerbis zur Emeritierung blieb, nachdem erzuvor an zwei, drei anderen angesehenen Universi­6<strong>BeWL</strong> 16/2011 Emeritierung von Norbert Thom


Emeritierung von Norbert Thomtäten wertvolle Erfahrungen gesammelt hatte. Wirbrauchen zukünftig ein wirkungsvolleres Talentmanagement.Sicher gibt es noch ungenutzte Potenziale ingrösseren gemeinsamen Forschungsprojekten der<strong>Bern</strong>er <strong>BWL</strong>­Professoren (z.B. nationale Schwerpunkteoder EU­geförderte Projekte). Auch solltedas grossartige interdisziplinäre Potenzial einerVolluniversität wie <strong>Bern</strong> noch besser ausgeschöpftwerden. Nicht nur in der Forschung, sondern auchin der Lehre ist Exzellenz anzustreben. Als Beispielenenne ich die Kooperation des Instituts für Finanzmanagementmit der University of Rochester (USA)bei einem sehr anspruchsvollen M.B.A.­Programmund den Executive Master of Public Administrationdes KPM, der als erster akademischer Lehrgangdieser Stufe an der Universität <strong>Bern</strong> eine europäischeAkkreditierung erhielt. Solche Exzellenzniveausbleiben nur erreichbar, wenn die Lehre auf soliderwissenschaftlicher Substanz basiert und einen hohenRealitätsbezug aufweist.«In Bergwanderungen habe ichschon deutliche Fortschritte gemacht.»Langeweile wird es sicherlich auch nach IhrerEmeritierung nicht geben. Sie engagieren sichin zahlreichen Verwaltungsräten, Jurygremienund Ausschüssen. Gibt es noch weitere Plänefür Ihre Zukunft?Ich strebe an Verwaltungsratsmandate wahrzunehmensowie in ausgewählten Stiftungen undJurygremien einige Jahre zu bleiben. Weiterhin werdeich mich publizistisch betätigen (z.B. Neuauflagemeiner Standardwerke, Verfassen von Aufsätzenund Editorials). Auch der eine oder andere spezielleBeratungsauftrag kann mich reizen. Schliesslichmöchte ich wandernd die Schweiz als Deutscherund Schweizer noch besser kennenlernen. In Bergwanderungenhabe ich in den letzten Monatenschon deutliche Fortschritte gemacht.abzuschliessen. Für weitere Kooperationen bin ichoffen. Schliesslich gilt es noch, einige Dissertationsprojektebis zur Publikationsreife als Monografie zubetreuen und aus den besten Forschungsresultatengemeinsame Aufsätze zu verfassen. Auch möchteich gerne mehrere Habilitationsverfahren bis zumerfolgreichen Abschluss begleiten.«Der Virus der Lernfreude musserhalten bleiben.»Sie haben während Ihrer Karriere einen wertvollenSchatz an Erfahrungen gesammelt. Wasraten Sie den Studierenden für Ihre Zukunft?Was möchten Sie ihnen mit auf den Weggeben?Nachhaltigen und ehrlich verdienten beruflichenErfolg kann nur haben, wer hart arbeitet. Aus demStudium sollte man methodische Kompetenzenerworben haben, die im Berufsalltag ein kritischkonstruktivesDenken ermöglichen. Der Virus derLernfreude muss erhalten bleiben. Das heisst auch,dass man sich stets weiterbilden sollte. Es gibtgenügend seriöse Weiterbildungsangebote im InundAusland, aus denen man das Passende für sichselbst auswählen kann. Noch wichtiger als allesFachliche und Methodische ist das eigene Berufsethos.Seinen bewusst erarbeiteten Werten mussman auch in schwierigen Situationen treu bleiben.Werden Sie weiterhin in der Lehreund Forschung aktiv sein?In der Lehre habe ich bereits das Angebot, bis 2015an der Babeş­Bolyai Universität in Klausenburg(Rumänien) in einem deutschsprachigen Masterprogrammzu unterrichten. Auch von der Johannes­Kepler­Universität in Linz (Österreich) liegt eineAnfrage vor. In <strong>Bern</strong> werde ich mit grosser Freudeweiterhin im Executive Master of Public Administrationsowie in anderen postgradualen Programmen,wie dem Master of Health Administration, auftreten.In der Forschung habe ich noch ein spannendesProjekt zusammen mit meiner Koautorin Dr. KerstinAlfes über «Effizientes Personalmanagement»<strong>BeWL</strong> 16/2011 Emeritierung von Norbert Thom7


Emeritierung von Norbert Thom –Laudatio aus der PraxisNorbert Thom hat sich mit seinen Leistungen für eine verbesserte, praxisnahe Betriebswirtschaftslehreinternational einen Namen gemacht. Die hervorragenden analytischen Fähigkeiten und dieeffektive Kommunikation von Norbert Thom machen dieses gewonnene Wissen verständlichund anwendbar. Er ist damit ein Vorbild für akademische Forscher, Fachleute und Unternehmerzugleich. Von Dr. h. c. Willy MichelAls Unternehmer und Gründerder Disetronic / Ypsomed Gruppekenne ich aus persönlicher Erfahrungdie hohe Bedeutung vonInnovation, kontinuierlicher Verbesserung,Personalentwicklung,Wissensmanagement, Talentförderungoder Anreiz­ undEntlöhnungssystemen, um nureinige der Themen zu nennen, indenen sich Norbert Thom internationaleinen Namen geschaffen hat.Einsatz für eine praxisnaheBetriebswirtschaftslehreFür mich sind nicht in erster Linieseine zahlreichen akademischenTitel besonders erwähnenswert,sondern seine konkreten Leistungenund umsetzbaren Resultatefür eine verbesserte, praxisnaheBetriebswirtschaftslehre – speziellim Fachgebiet Personal undOrganisation. In seiner jahrzehntelangenintensiven Arbeit hat ernicht einsam im Elfenbeinturmgeforscht, sondern sich denreellen Problemen und Herausforderungenaus der Praxisgewidmet. Norbert Thom hatmit seinem Team konkrete Fragestellungenrund um das Personalund die Organisation in Unternehmenjeglicher Grösse undEntwicklungsstufe sowie speziellauch in der öffentlichen Verwaltungin aufwendiger Feldarbeitfundiert untersucht. Er hat dabeiaber nicht nur interessante Problemstellungenbeschrieben undzu erklären versucht, sonderndaraus immer auch möglichstkonkrete Handlungs­ und Gestaltungsempfehlungenabgeleitet.Ob in Forschung oder Lehre, denPraxiskontakt hat Norbert Thomstets gesucht und daraus dankseinen hervorragenden analytischenFähigkeiten wichtigeund relevante Erkenntnisse überFührung von Menschen undUnternehmen gewinnen können.Was Norbert Thom dabei wohltuendvon manchen seiner akademischenKollegen unterscheidet,ist seine ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeit.Als Deutschermit einem beneidenswertenWettbewerbsvorteil ausgerüstet,versteht es Norbert Thom auchkomplexe Sachverhalte für Nicht­Experten sowie Praktiker klarverständlich und anwendbar zumachen.Brücken zwischenWissenschaft und PraxisFür eine international tätige Medizintechnikfirmawie die Ypsomedist Innovation der Schlüssel zumErfolg. Meine Erfahrung alsGründer und Unternehmer zeigt,dass es besondere Menschen sind,die Innovationen hervorbringen.Umso wichtiger ist es für uns,die richtigen Leute einzustellen,sie zu fördern und auch zufordern sowie eine innovationsfreundlicheUnternehmenskulturzu schaffen. Als Mitglied desVerwaltungsrates der YpsomedHolding AG hat Norbert Thomseit dem Jahr 2005 sein beachtlichesWissen und seine jahrelangePraxiserfahrung erfolgreich einbringenkönnen. So hat er unsbei der Ypsomed viele nützlicheneue Impulse geben können, seidies zum Beispiel bei der Optimierungdes internen VorschlagsundVerbesserungswesens, beider Ausgestaltung der Personalentwicklungmit Führungs­ undFachlaufbahnen oder im Innovationsmanagement.Dank seinenvielfältigen Mandaten bei Unternehmenund bei praxisorientiertenInstitutionen, wie z. B. derSchweizerischen Gesellschaft fürOrganisation (SGO), ist es NorbertThom hervorragend gelungen,eine echte Brücke zwischenakademischem Wissen und Praxisumsetzungherzustellen.Offenheit für das NeueNeben seiner fachlichen Kompetenzhabe ich durch die engeZusammenarbeit auch denMenschen Norbert Thom kennenund schätzen gelernt. Abgesehenvon seiner Bescheidenheit, seinemWitz und Humor beeindrucktmich seine überdurchschnittlicheProduktivität, seine Neugier undOffenheit für alles Neue. SeinPrinzip des lebenslangen Lernenslebt er selber vor. Er ist damit einVorbild für akademische Forscher,Praktiker und Unternehmerzugleich. Für den weiteren Lebenswegwünsche ich ihm persönlichweiterhin alles Gute!Dr. h. c. Willy Michel gründetenach dem Berufsabschluss alseidg. dipl. Pharmaberater undeiniger Berufserfahrung dieDisetronic AG. Er war seit derGründung Präsident des Verwaltungsratesder Disetronic Gruppeund heute der Ypsomed Gruppe.Zudem ist er Mitglied in verschiedenenVerwaltungsräten und Inhabermehrerer Unternehmen.Von der Wirtschafts­ und SozialwissenschaftlichenFakultät derUniversität <strong>Bern</strong> erhielt er 2006den Ehrendoktor (Dr. h. c.).8<strong>BeWL</strong> 16/2011 Emeritierung von Norbert Thom


Emeritierung von Norbert Thom –Laudatio aus der akademischen LehreMit Norbert Thom wird Ende Herbstsemester 2011 ein Professor emeritiert, der die Betriebswirtschaftslehrean der Universität <strong>Bern</strong> während zwanzig Jahren massgeblich geprägt hat undsowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis über hohe Reputation verfügt. Dank seinenvielfältigen wissenschaftlichen Beiträgen und der umfangreichen Beratungstätigkeit kann NorbertThom als Generalist und Brückenbauer bezeichnet werden.Von Prof.Dr.Adrian Ritz und Prof.Dr.Reto SteinerNorbert Thom wurde im Jahr 1991 als Direktor desInstituts für Organisation und Personal an die Universität<strong>Bern</strong> berufen und ist damit einer der dienstältesten<strong>Bern</strong>er <strong>BWL</strong>­Professoren. Zuvor war NorbertThom an der Universität Freiburg im Üechtland, ander Justus­Liebig­Universität Giessen und an derUniversität zu Köln tätig, an welcher er am Seminarfür Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Organisationslehrebei Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Erwin Grochlazum Thema «Personalentwicklung als Instrumentder Unternehmungsführung» habilitiert hatte.Norbert Thom hat in seiner akademischen Laufbahnmehr als 1000 Publikationen in 23 Sprachen veröffentlicht.Die 19 Themenbereiche, zu denen NorbertThom forschte, sind sehr vielfältig. Als Hauptinteressengebietekönnen das Ideenmanagement(betriebliches Vorschlagswesen), das Personalmanagementmit Fokus Personalentwicklung, dieFührungslehre, die organisatorische Gestaltungund in den vergangenen zehn Jahren das PublicManagement gezählt werden.Der in Bayern geborene Wissenschaftler hatManagementlehre als eine Disziplin verstanden, inder eine ganzheitliche Perspektive wichtig ist, umder Praxis im Sinne des methodologischen Konstruktivismusforschungsgestützte Gestaltungsempfehlungengeben zu können. So pflegte er einen engenDialog zur Praxis. Eine Vielzahl von Forschungsarbeitensind aus konkreten Problemstellungen von Unternehmungenund öffentlichen Institutionen herausentstanden. Norbert Thom gelang es, diese Fragestellungenmit dem aktuellen Stand der Forschungzu verknüpfen und methodisch fundiert anzugehen.Seine Praxisorientierung war mit ein Grund, weshalbseine Kompetenz in der universitären Ausbildung,in der Managementweiterbildung und inrund 900 Vortragstätigkeiten ausserordentlichgefragt war. Dies äusserte sich in überdurchschnittlichguten Veranstaltungsevaluationen und einersehr grossen Nachfrage nach über 1500 SeminarundMasterarbeiten in den von Norbert Thomgelehrten Themengebieten. Nebst seiner grossenFreude am Dozieren ist besonders hervorzuheben,dass Norbert Thom in Deutsch, Französisch undEnglisch auf universitärem Niveau unterrichtete.Das Wirken von Norbert Thom ist nicht nur in <strong>Bern</strong>,sondern auch international auf hohe Resonanzgestossen. Davon zeugen insbesondere die dreiEhrendoktorwürden der Universitäten MykolasRomeris in Vilnius (Litauen), Johannes Kepler in Linz(Österreich) und Martin­Luther in Halle­Wittenberg(Deutschland). Als eine besondere Auszeichnungdarf die Verleihung der Ehrenprofessur der Babeş­Bolyai­Universität Cluj in Rumänien bezeichnetwerden.Mit Norbert Thom verlässt die Universität <strong>Bern</strong>eine Persönlichkeit, die sich durch ihre überaushohe Aussenwirkung in Wirtschaft, Politik undGesellschaft verdient gemacht hat. Nicht wenigerist aber das Wirken von Norbert Thom innerhalbder Akademie zu würdigen. Neben seiner Funktionals Finanzchef der ehemaligen Rechts­ und WirtschaftswissenschaftlichenFakultät (1992–1995),war er zweimal Sprecher des <strong>Departement</strong>s <strong>BWL</strong>,mehrmals Vorsitzender von Berufungskommissionenund von 1995 bis 1997 Vizerektor für Finanzenund Planung der Universität <strong>Bern</strong>. In den Jahren1997 bis 2000 war Norbert Thom zudem Mitglieddes Schweizerischen Wissenschaftsrates und seit2002 ist er Mitglied und ab 2008 Vorsitzender desständigen interfakultären Ausschusses des«Kompetenzzentrums für Public Management» (KPM)der Universität <strong>Bern</strong>.Adrian Ritz und Reto Steiner sind Assistenzprofessoren für Betriebswirtschaftslehreim öffentlichen Sektor am Kompetenzzentrum fürPublic Management der Universität <strong>Bern</strong> (www.kpm.unibe.ch).<strong>BeWL</strong> 16/2011 Emeritierung von Norbert Thom9


Emeritierung von Norbert Thom –Laudatio seiner ehemaligen Doktorandin Kerstin AlfesAls aufgeschlossener Doktorvater und engagierter Fördererversteht es Norbert Thom, das Potential seinerDoktoranden zur vollständigen Entfaltung zu bringen.Dr.Kerstin Alfes, ehemalige Doktorandin, blickt zurück aufihre Zeit am Institut für Organisation und Personal (IOP) in <strong>Bern</strong>.Von Dr. Kerstin AlfesDr.Kerstin Alfes, studierteWirtschaftswissenschaften ander Katholischen UniversitätEichstätt­Ingolstadt, der SophiaUniversity in Tokio und der UniversitätMannheim. Von 2005 bis2008 promovierte sie bei NorbertThom zum Thema «Rollen derPersonalabteilung». Seit 2009ist Kerstin Alfes als Lecturer undAssociate Director des EmployeeEngagement Consortiums an derKingston University London tätig.Aufgeschlossen für NeuesNoch bevor ich meine Tätigkeitals wissenschaftliche Mitarbeiterinin <strong>Bern</strong> aufnahm, vermittelteProf.Thom mir das Gefühl, amIOP willkommen zu sein undweckte in mir die Vorfreude aufdie interessanten, aber auchanspruchsvollen Jahre, die folgensollten. Prof.Thom verstand es imHinblick auf mein Dissertationsprojektauf einzigartige Weise,Möglichkeiten aufzuzeigen undan den richtigen Stellen Leitplankenaufzustellen, um michmeinem Ziel Stück für Stück näherzu bringen. Obwohl er selbstunzählige wertvolle Beiträge zuwissenschaftlichen Diskussionenverfasst hat, verlangte er nie, dassseine Mitarbeiter in monotonerWeise seinem Ansatz folgten.Ganz im Gegenteil. Er ermutigtemich oft, neue Wege zu gehen,und hat z. B. Statistikkurse inden USA sowie ein halbjährigesForschungssemester in Englandgefördert.Prof.Thom hat mich bereits frühin die Lehre eingebunden undstets die am IOP vorherrschendenQualitätsansprüche deutlichgemacht. So hat er Hochschuldidaktik­Kursefür IOP­Mitarbeitergefördert und die dafür notwendigenFreiräume geschaffen.Dies hat sich zum einen positivauf meine Lehrveranstaltungenin <strong>Bern</strong> ausgewirkt und mir zumanderen die Möglichkeit für meineLehrtätigkeit an der KingstonUniversity eröffnet. Die Lehrveranstaltungenam IOP habensich durch abwechslungsreicheLehrkonzepte, hohe Interaktionund Einbindung der Studierendenausgezeichnet. Ich bin in Diskussionenmit Kollegen in Englandund den USA nicht selten überrascht,wie fortschrittlich die Lehream IOP konzipiert ist.Stets im Dialog mit der PraxisProf.Thom hat die Betriebswirtschaftslehrestets als eine angewandteWissenschaft betrachtet.Dies beinhaltete auch, dass ereinen intensiven Austausch mitder Praxis suchte und uns alswissenschaftliche Mitarbeiterermutigte, auf Organisationenzuzugehen und den Dialog zusuchen. In meiner Funktion alsAssociate Director eines EmployeeEngagement Consortiums profitiereich bis heute im Umgangmit den Partnerorganisationen vonden Erfahrungen, die ich währendmeiner Zusammenarbeit mitProf.Thom sammeln durfte.Dass ich heute als Dozentin ander Kingston University Londonin einem abwechslungsreichenUmfeld arbeite, verdanke ich zuweiten Teilen der vorbehaltlosenUnterstützung meines Doktorvaters,Prof.Thom. Als jungeWissenschaftlerin ist wichtig, einenMentor zu haben, der nicht nurüber die notwendigen fachlichenQualitäten verfügt, sondernsich darüber hinaus auch seineMenschlichkeit und die Freude ander Sache bewahrt hat. Ich hattedas Glück, in Prof. Thom einensolchen Förderer gefunden zuhaben.10<strong>BeWL</strong> 16/2011 Emeritierung von Norbert Thom


Neuer Professor an der Universität <strong>Bern</strong> –Prof.Dr. Kunz ist neuer Leiter der AbteilungFinancial Accounting am IUCStudiumProf.Dr. Alexis H. Kunz ist dem Ruf der Universität <strong>Bern</strong> gefolgt. Mit seiner Begeisterung undErfahrung möchte er die Studierenden überzeugen, dass Accounting «ein faszinierendes Fachgebietist, das nicht nur ausgezeichnete Berufsperspektiven bietet, sondern einfach auchSpass machen kann». Von Anouk SelzProf. Dr. Kunz, herzlichwillkommen an der Universität<strong>Bern</strong>. Bitte erzählen Sie unsetwas über Ihr Hauptforschungsgebiet.In meiner Forschung bewegeich mich hauptsächlich auf derSchnittstelle zwischen Accounting,Corporate Governance undManagementvergütung. Dabeiinteressieren mich vor allem dieAuswirkungen von unterschiedlichenAusgestaltungsvariantenund Wahlmöglichkeiten des Rechnungswesensund der CorporateGovernance auf das Verhaltenvon Investoren, Aktionären undManagern. Typische Fragestellungen,die ich bearbeite,sind beispielsweise welcheGrössen des Rechnungswesensals Bemessungsgrundlagen fürAnreizverträge des Managementsgeeignet sind; ob informativereRechnungswesensysteme immervorteilhafter sind; oder, welcheFolgen, Gesetze und Initiativen,wie z. B. das aktuell in derSchweiz zur Abstimmung anstehendeAktionärsstimmrecht überdie Managementvergütung, mitsich bringen.Worin lag die Motivationdie Professur anzunehmen?Überzeugt haben mich vorallem das gute Forschungs­ undLehrumfeld der Universität. Hierfinde ich mehrere Kollegenvor, mit denen ich mir sehr gutgemeinsame Forschungsprojektevorstellen kann. Zudem hat <strong>Bern</strong>vergleichsweise gute Betreuungsrelationenzwischen Studierenden,Assistierenden und Professoren.Was bedeutet Ihnen der Rufan die Universität <strong>Bern</strong>?Als Schweizer freut man sichnatürlich sehr, wenn man in derHeimat arbeiten darf. Ich durftehier bereits 2004 als HabilitandVorlesungen und Übungen zurInternationalen Rechnungslegunghalten und habe diese Zeit nochin sehr guter Erinnerung. In dereigenen Hauptstadt tätig sein zudürfen, ist natürlich ein grossesPrivileg. Über Geschmack lässtsich bekanntlich nicht streiten,aber für mich ist <strong>Bern</strong> eine dercharmantesten Städte überhaupt.Haben Sie sich etwasBesonderes vorgenommenfür die Arbeit in <strong>Bern</strong>?Zum einen möchte ich versuchen,die Zusammenarbeit zwischendem Institut für Unternehmensrechnungund Controlling undder Unternehmenspraxis weiterzu verstärken, z. B. mit denWirtschaftsprüfungsgesellschaftenkönnte ich mir noch weiterführendeinteressante Kooperationsmöglichkeitenvorstellen. Weiterist es mir ein Anliegen, den Studierendenein gutes methodischesund konzeptionelles Fundamentmitzugeben. Die Halbwertszeitvon fachspezifischem Wissenverkürzt sich heutzutage laufend.Im Accounting zeigt sich diesbeispielsweise an den mittlerweilesehr kurzen Lebenszyklen derStandards. Was man heute lernt,kann also morgen bereits zu einemnicht unbedeutenden Teil veraltetsein. Gerade deswegen werdentheoretische und konzeptionelleGrundlagen, auch im Accounting,immer wichtiger für die Ausbildungund damit die Vorbereitungfür das spätere Berufsleben.Ich freue mich auf die Vorlesungenund den ersten Kontakt mitden Studierenden.Ich hoffe es gelingt mir, die Studierendenzu überzeugen, dassAccounting ein faszinierendesFachgebiet ist, das nicht nur ausgezeichneteBerufsperspektivenbietet, sondern einfach auchSpass machen kann.Prof. Dr. Alexis H. KunzProf. Dr. Alexis H. Kunz hat ander Universität Zürich studiertund promoviert. Nachdem erdrei Jahre als Professor fürControlling an der FachhochschuleNordwestschweiz tätig war,wechselte er an die UniversitätFribourg, wo er habilitiere. Nacheinem Forschungsaufenthalt ander University of California atLos Angeles (UCLA) hat ereinen Ruf an die UniversitätLausanne als Professor für FinancialAccounting angenommen, woer bis zu seinem Wechsel an dieUniversität <strong>Bern</strong> tätig blieb.<strong>BeWL</strong> 16/2011 Studium11


Neue Personen am <strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong>Prof.Dr. Carina Lomberg, neue Assistenzprofessorin am Institut für Marketing und Unternehmensführung(IMU), will den Studierenden in ihren praxisbezogenen Vorlesungen einen «EntrepreneurialMindset» mitgeben. Von Prof. Rudy Hirschheim, neuer Gastdozent am Institut für Wirtschaftsinformatik(IWI), können die Studierenden von seinen Erfahrungen zu internationalenPublikationsprozessen profitieren. Von Oliver Krancher und Anouk SelzProf. Dr. Carina LombergSeit April 2011 ist Prof. Dr.CarinaLomberg Assistenzprofessorin amInstitut für Entrepreneurship derUniversität <strong>Bern</strong>. 2009 bis 2011arbeitete sie als Post­doc an der ETHLausanne. Zuvor promovierte siean der Universität Duisburg­Essen(Dissertation zum Thema Kreativitätim Kontext von CorporateEntrepreneurship). Das Studiumder Betriebswirtschaftslehreschloss sie 2007 in Essen undSkövde (Schweden) erfolgreich ab.Prof.Lombergs Schwerpunkte inLehre und Forschung umfassenemotionale und kognitive Prozessebeim Treffen unternehmerischerEntscheidungen – etwa beiGenerierung, Bewertung undAuswahl unternehmerischer Ideen,Umgang mit Krisen u. v. m.In den Vorlesungen «InternationalManagement» und «Entrepreneurship»wird Prof. Lomberg denStudierenden einen «EntrepreneurialMindset» mitgeben,ihren Blick für das Erkennen vonGeschäftsmöglichkeiten schärfenund ihnen die Fähigkeit zumBewerten derselben vermitteln.Dies ist nicht nur für zukünftigeUnternehmer von Interesse, sondernauch für diejenigen, die einAngestelltenverhältnis anstreben,da unternehmerisches Denkenauch innerhalb von Unternehmenimmer wichtiger werde: «DieBereitschaft und der Mut kreativeneue Wege einzuschlagen, kannfür jeden von Nutzen sein.»Es ist vor allem der interdisziplinäreCharakter von Entrepreneurshipauf den Prof. Lomberg eingehenwill. Bei dieser jungen Disziplingebe es auf viele Aspekte konkurrierendetheoretische Sichtweisen.Es ist Prof. Lombergdaher wichtig, «alle Seiten darzustellenund den Studierendendie Möglichkeit zu geben, sicheine eigene Meinung zu bilden,anstelle von auswendiggelernten,vorgefertigten Theorien». Vonden Studierenden wünscht siesich Neugierde, Offenheit, Engagement,Begeisterungsfähigkeit,aber auch die nötige Disziplin.Prof. Rudy HirschheimInternationale Netzwerke unterForschenden können den Blick fürEntwicklungen in der weltweitenForschungsgemeinschaft weiten.Gerade dem akademischenNachwuchs gibt der Austauschmit renommierten Forschernwertvolle Impulse für die eigenewissenschaftliche Entwicklung.Umso erfreulicher ist, dass dasInstitut für Wirtschaftsinformatik(IWI), Abteilung InformationEngineering, Prof.Rudy Hirschheimals Gastdozenten für ein Doktorandenseminaran der Universität<strong>Bern</strong> gewinnen konnte; Prof.Hirschheim ist einer der angesehenstenAkademiker der internationalenForschungsgemeinschaftim Bereich Wirtschaftsinformatik /Information Systems.Gegenwärtig ist Prof.Hirschheimals Distinguished Professor fürInformationssysteme an derLouisiana State University tätig.Zuvor lehrte und forschte er ander University of Houston, derLondon School of Economicsand Political Science (LSE) undder University of Oxford. Er istderzeit im Herausgeberkreis vonsechs angesehenen internationalenFachzeitschriften im BereichInformation Systems tätig. SeineSchwerpunkte in Lehre undForschung umfassen Methodender Systementwicklung, Managementder IT­Funktion undWissenschaftsphilosophie.Im Doktorandenseminar «Fundamentalsof Quality Research andPublications» wird Prof.Hirschheiminsbesondere seine Erfahrungenzum Publizieren in hochrangigenFachzeitschriften an Doktorierendeder Universität <strong>Bern</strong> weitergeben.Diese sollen damit ein besseresVerständnis des Publikationsprozessesin angloamerikanischenZeitschriften erlangen und aufdem schwierigen Weg zurVeröffentlichung in renommierteninternationalen Zeitschriften unterstütztwerden.12 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Studium


Jobsharing an der Universität <strong>Bern</strong>Familie, Privatwirtschaft und Professur unter einen Hut zu bringen – Jobsharing macht es möglich.Dr.Bettina Nyffenegger und Dr. Lucia Malär werden sich ab diesem Herbstsemester eine Assistenzprofessurteilen. Im Interview erzählen sie von ihren Tätigkeiten und Plänen. Von Anouk SelzDr.Nyffenegger, Dr.Malär –Welches ist Ihr Hauptforschungsgebiet?Dr.Nyffenegger: Wir forschengemeinsam im Bereich Markenmanagementund Konsumentenverhaltenund beschäftigen unsmit den grundsätzlichen Fragen,wie Konsumenten Marken wahrnehmen,wie sie diese bewertenund welche Beziehung sie zuMarken aufbauen.Die Universität <strong>Bern</strong> geht mitder Zeit – Sie werden sichdiese Stelle teilen.Wie werden Sie die Aufgabenaufteilen und koordinieren?Dr.Malär: Wir werden eineneue Vorlesung «Grundlagen desMarkenmanagements» imBachelorstudium anbieten. DesWeiteren bieten wir ein Projektundein Forschungsseminaran, bei welchen jeweils einevon uns den «Lead» hat, wiraber die Seminararbeiten beideanteilig betreuen und korrigieren.Masterarbeiten werden wir wiebisher einzeln betreuen. Da wirviele gemeinsame Forschungsprojektehaben, führen wirdiese weiter, wie wir das bislangbereits erfolgreich getan haben.Darüber hinaus führen wir eigeneForschungsprojekte durch. Wirbesprechen unsere Aufgabensituativ, am liebsten beimmorgendlichen Kaffee. Zusätzlichführen wir unseren eigenen«Jour Fixe» ein, an welchem wirgrössere Aufgaben koordinierenund uns bezüglich Fortschritt vonForschungsprojekten absprechen.Dr.Nyffenegger: Da wir schonlänger gemeinsam arbeiten, sindwir ein gut eingespieltes Team.Wir ergänzen uns zudem ganzgut in unserer Persönlichkeit undInteressen.Welche Chancen bietet Ihnendas Jobsharing?Dr.Nyffenegger: Ich empfindeForschung und Lehre als sehr erfüllendeAufgaben, die mir Spassmachen. Das waren auch die Hauptgründe,warum ich mich auf dieAssistenzprofessur beworben habe.Mir persönlich ist es aber auch einsehr grosses Anliegen, den Bezugzur Marketingpraxis nicht zu verlieren.Das Jobsharing bietet mir dieChance, neben meinen Aufgabenan der Uni auch in der Privatwirtschafttätig zu sein. Daraus könnensich Synergien ergeben, von denenschliesslich auch Lehre undForschung profitieren.Dr.Bettina Nyffenegger absolvierteihr Studium der Betriebswirtschaftslehrean der Universität <strong>Bern</strong> undarbeitete danach am Institut fürMarketing und Unternehmensführungals wissenschaftlicheAssistentin. Nach ihrer Promotionübernahm sie unter anderem dieProjektkoordination des WISO­Mentoring Programms und absolviertein Weiterbildungsstudiumin Hochschuldidaktik.Dr.Malär: Dank der innovativenKultur der Uni <strong>Bern</strong> ermöglichtmir das Jobsharing die Vereinbarkeitvon Familienverantwortungund akademischer Karriere. Oftmalsist es fast unmöglich, eineTeilzeitstellung auf Professorenebenezu finden. Darüber hinaussehe ich im Jobsharing auch einewichtige Chance: Wir könnenuns immer gemeinsam austauschen,«challengen» und etwasreflektieren. Das macht unsereTeamarbeit so spannend underfolgreich.Dr.Lucia Malär hat ihre Dissertationan der Universität <strong>Bern</strong> am Institutfür Marketing 2004–2008 mitPhD Visiting Scholarship an derMcCombs School of Business,University of Texas at Austinabgeschlossen. Danach bekamsie ein zweijähriges Stipendiumdes Schweizerischen Nationalfonds(MHV) und absolvierteein Weiterbildungsstudium inHochschuldidaktik.<strong>BeWL</strong> 16/2011 Studium13


Bits, Bytes und Business –Interview mit Peter Kummer, CIO SBBAls Wirtschaftsinformatiker arbeitet Peter Kummer, Chief Information Officer der SBB, an derSchnittstelle zwischen IT und Business. Der CIO hat 900 Mitarbeitende und führt 120 Projekte.In einem Interview erzählt er Professor Myrach von den Chancen und Herausforderungen diesesbreiten Aufgabenfeldes und gibt Einblicke in geplante Grossprojekte der SBB­IT.Von Prof. Dr. Thomas MyrachCopyright: Daniel Brühlmann, tnt­graphicsThomas Myrach: Hallo Peter, wir haben unsvor etlichen Jahren am Institut für Wirtschaftsinformatikder Universität <strong>Bern</strong> kennengelernt.Inzwischen ist viel Wasser die Aare heruntergeflossenund du bist mittlerweile als CIO ineiner sehr verantwortungsvollen Position beiden Schweizer Bundesbahnen. Kurz gefragt:Was macht denn ein CIO?Peter Kummer: Als CIO bin ich für den effektivenund effizienten Einsatz der Informatikmittel imganzen Konzern verantwortlich. Ich leite und steueredie Informatik und verantworte den IT­Betrieb. Ichbin zudem Mitglied der erweiterten Konzernleitungund damit mitverantwortlich für die Führung diesesgrossen Unternehmens.Thomas Myrach: Die SBB ist ein Transportunternehmen.Was sind die Besonderheitender IT im Vergleich etwa zu einer Versicherungoder einer Bank?Peter Kummer: Als IT­Bereich eines Transportunternehmenshaben wir im Vergleich zu einerVersicherung oder Bank einen starken Fokus aufEcht­Zeit­Daten. Für den ganzen Bahnbetrieb ist essehr wichtig, über Störungen innert kürzester Fristinformiert zu werden. So muss zum Beispiel eineZugbegleiterin Kundeninformationen vor Ort, alsoaus dem fahrenden Zug heraus, abrufen können.«IT und Business sind heute nicht mehrgetrennt zu betrachten.»14 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Praxis


PraxisThomas Myrach: Wie gross ist die IT-Abteilungbei der SBB? Wie viele Mitarbeiter habt ihr?Peter Kummer: Bei der SBB arbeiten rund 28 000Mitarbeitende, 900 davon sind in der Informatiktätig. Ein ausgewogener Mix der Geschlechter undSprachen ist uns wichtig – bei der IT beträgt derFrauenanteil heute knapp 16 Prozent.Thomas Myrach: In der Presse war zu lesen,dass die SBB den gesamten PC-Support externdurch die Swisscom IT Services machen lässt.Warum macht ihr das nicht selber? Wollt ihreuch am Ende selbst abschaffen?Peter Kummer: Nein, natürlich wollen wir das nicht.Aber wir konzentrieren uns auf unsere Stärken undkaufen dank einer umfassenden Sourcing­Strategieinsbesondere dort ein, wo wir Skaleneffekte nutzenkönnen. Speziell der IT­Arbeitsplatz wird zunehmendzur «Commodity» – diese Leistung müssen wir nichtselber erbringen.Thomas Myrach: Wie hoch ist der Aufwand,den ihr für den Betrieb der IT-Infrastrukturleisten müsst und in welchem Verhältnis stehtdieser zu den Kosten für die Entwicklungneuer Informationssysteme?Peter Kummer: Die IT­Mittel der SBB belaufen sichin diesem Jahr auf 560 Millionen Franken. Gut zweiDrittel davon benötigen wir für den Betrieb unsererIT­Systeme, ein Drittel für die Entwicklung neuerInformationssysteme.Thomas Myrach: Kosten und Effizienz der ITist in vielen Unternehmen ein wichtigesThema. Auch bei der SBB?Peter Kummer: Absolut! Knappe finanzielle Mittel,Wettbewerbsdruck und neue Bedürfnisse zwingenuns, die IT laufend effizienter zu gestalten. Dankeiner guten Steuerung der Kosten und Leistungenerreichen wir einen optimalen Einsatz der Mittelund damit eine Reduktion der Gesamtkosten. DieIT­Durchdringung wird weiter steigen – gleichzeitigsollen die IT­Kosten aber gesamthaft gesenkt werden.Diese Schere lässt sich nur durch Produktivitätssteigerungeninnerhalb der IT bewältigen sowieeiner optimalen Planung und Zuweisung der Mittelaus Konzernsicht, d. h. über alle Divisionen hinweg.Dabei ist Transparenz ein wichtiger Punkt: Sie istdie Voraussetzung für den optimalen Mitteleinsatz.Thomas Myrach: Was sind deine grösstenHerausforderungen beim Management der ITund ihrer Weiterentwicklung?Peter Kummer: Die grösste Herausforderung derSBB Informatik besteht darin, das Business und dieKunden mit innovativen IT­Lösungen zu unterstützenund gleichzeitig die heterogene Anwendungslandschaftzu konsolidieren. Nach der Sanierung in denvergangenen Jahren, bei welcher wir Komplexitätreduziert und Risiken eliminiert haben, gilt es vermehrtInnovationen für das Business zu fördern.Thomas Myrach: Immer mehr Leute nutzendie Bahn und verlangen gleichzeitig einenhöheren Komfort, die Infrastruktur ist aberbeschränkt und nicht beliebig ausbaubar.Was kann die IT dazu beitragen, um diesesProblem zumindest etwas zu entschärfenund die Leistungsfähigkeit des Systems Bahnzu erhöhen?Peter Kummer: Wir können mit der IT das Businessauf vielfältige Weise unterstützen, etwa durchSoftware­Entwicklungen, welche die Auslastungdes Netzes verbessern. So ermöglicht die Streckenplanungdes Projekts NeTS eine maximale Auslastungunseres Bahnnetzes.«Die IT-Landschaft ist immer ein Abbildder Geschäftsprozesse im Unternehmen.»Thomas Myrach: Der Web-Auftritt der SBBmit der elektronischen Fahrplanauskunft undder Möglichkeit des Online-Billettkaufs isteine der am häufigsten aufgerufenen Web-Anwendungen der Schweiz. Welche Bedeutunghat diese im IT-Portfolio der SBB?Peter Kummer: Eine grosse. Die SBB ist ein Internet­Pionier und quasi mit dabei, seit es das Internetgibt: Schon 1996 konnten unsere Kunden undKundinnen den Fahrplan online abrufen. Wir habenimmer wieder Auszeichnungen erhalten für unsereInternet­Präsenz. Vergangenes Jahr sind wir ausgezeichnetworden mit dem Best of Swiss Web«Die beste Schweizer Webseite seit es Internetgibt». www.sbb.ch ist eine der meistbesuchtenWebsites der Schweiz mit 300 000 Besuchern proTag. Das entspricht drei Millionen Nutzer pro Monat,fast 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung besuchtmindestens einmal pro Monat unsere Site. Nachüber sieben Jahren im gleichen Look wurde eshöchste Zeit für einen Relaunch von www.sbb.ch.Mit unserer neuen Internetseite wollen wir auchdas Up­ und Cross­Selling fördern und mehr Umsatzgenerieren. Bereits heute verkaufen wir knapp70 Prozent aller Billets über selbstbediente Kanäle,wobei die Bezüge über Internet und Mobiltelefonca. sechs Prozent dazu beitragen. Diese Kanälewollen wir weiter stärken.<strong>BeWL</strong> 16/2011 Praxis15


Thomas Myrach: Ich weiss, dass ihr bezüglichder Abwicklung des Billettverkaufs für dieZukunft ehrgeizige technische Ziele habt.Wie ich gelesen habe, spielt dabei ein Projektnamens «ETIK-BIBO» eine wichtige Rolle.Was wird mit diesem Projekt angestrebt?Peter Kummer: ETIK steht für elektronisches Ticketsystem,BIBO für «Be in and be out» – es geht dabeium unser zentrales Zukunftsprojekt für hürdenfreiesReisen mit Chipkarte. In einem ersten Schritt istmittelfristig die Einführung einer Karte für denöffentlichen Verkehr sowie deren elektronischeKontrolle geplant. Wir wollen damit Preise differenzierterhandhaben können. In einem zweiten Schrittmüssen, neben unserer eigenen Flotte, auch dieanderen Transportunternehmen des öffentlichenVerkehrs mit dem BIBO­System ausgerüstet werden.Das «Check in check out»­System setzt eine aktiveRegistrierung des Kunden via Chipkarte oder Handyvoraus – BIBO geht noch einen Schritt weiter undregistriert den Reiseverlauf des Kunden automatisch:Die Kunden werden mittels Chip erfasst, sobald siein einen Zug oder Bus einsteigen. Die bezogenenLeistungen und die Qualität der Leistungen, je nachArt des Transportmittels, werden automatisch abgerechnet.Thomas Myrach: Wie ist der geplanteZeithorizont dieses Projekts?Peter Kummer: Wir rechnen damit, dass BIBO innertrund acht bis zehn Jahren realisiert werden kann.Thomas Myrach: Vor einigen Monaten ist euerWeb-System unvermittelt zusammengebrochen,ein kritisches Ereignis! Was bedeutet das fürdie zuständigen Mitarbeiter und für dich alsChef? Wie geht ihr mit so einem Fall um?Peter Kummer: Eine fehlerhafte Konfiguration hatgegen Ende 2010 zu Fahrplanstörungen geführt:Abfragen mobiler Geräte haben bei ohnehin hoherAuslastung des Systems einen Stau verursacht, sodass schlussendlich keine Kommunikation mehrmöglich war. Angesichts der Bedeutung vonwww.sbb.ch als eine der meistbesuchten Webseitender Schweiz ist das natürlich erstens für die Kundinnenund Kunden sehr ärgerlich und zweitens auchfür uns als Unternehmen. Wir haben sofort eineTaskforce einberufen: Unsere Spezialisten kümmertensich zusammen mit Providern und involviertenStellen rasch und umfassend um das Problem. Ichpersönlich wurde täglich informiert und habe auchregelmässig die Konzernleitung ins Bild gesetzt.Zudem informierten wir immer transparent gegenaussen, ohne zu beschönigen.«Gute Anwender sind nicht unbedingtgute Auftraggeber.»Copyright: Daniel Brühlmann, tnt­graphicsThomas Myrach: Wie stellt ihr generell sicher,dass eure Systeme zuverlässig und störungsfreilaufen?Peter Kummer: Dies ist gerade im Bahngeschäftabsolut zentral, denn von uns wird, zu Recht,äusserst hohe Verfügbarkeit erwartet. Wir haben mitallen Providern entsprechende Service Level Agreementsvereinbart: Diese SLA legen für jedes System,je nach seiner Bedeutung für den Bahnbetrieb, fest,wie hoch die Ausfallzeit sein darf und wie raschFehler behoben werden müssen. Auch messen wirregelmässig, wie gut unsere Systeme laufen.Wir arbeiten dabei mit zwei Messgrössen: den User­Ausfallminuten und dem Business­Impact. Ersteresbeschreibt die Anzahl Minuten, während denen einMitarbeitender der SBB nicht mit einem System arbeitenkonnte; das zweite ist eine Messgrösse, welche16 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Praxis


die Auswirkungen einer Störung auf den Bahnkundenbeschreibt. Diese Messgrössen sind in den Jahreszielendes CIO und einzelner Mitarbeiterinnen undMitarbeiter festgehalten – ein wichtiger Anreiz also,den Betrieb bestmöglich sicherzustellen.Thomas Myrach: Was wünscht du dir aus derSicht der IT-Abteilung eines grossen SchweizerUnternehmens, was die Benutzer und Kundenin den Fachabteilungen bezüglich Informatikverstehen sollten?Peter Kummer: Die IT Landschaft ist immer einAbbild der Geschäftsprozesse im Unternehmen.Sind die Geschäftsprozesse komplex und nichtstandardisiert, gilt dasselbe auch für die Informatiklandschaft.Das heisst: klare Anforderungen,Abstimmung über die Bereichsgrenzen hinweg undStandardisierung der Geschäftsprozesse. Wenn dasdie Fachabteilungen verstehen, wird alles einfacher.Thomas Myrach: Jetzt einmal aus der Wartevon IT-Spezialisten, von Informatikern undWirtschaftsinformatikern: Wenn man diePresse liest und sich in einschlägigen Fachkreisenherum hört, ist viel von einem Mangelan qualifizierten IT-Personal die Rede. Ist dasauch für die SBB ein Thema?Peter Kummer: Tatsächlich ist es zurzeit nichteinfach, qualifiziertes IT­Personal zu rekrutieren.Dieser Mangel wird sich ohne Gegenmassnahmein naher Zukunft noch akzentuieren. Da wir aberweiterhin gut ausgebildete Informatikerinnen undInformatiker benötigen, investiert die SBB Informatikviel in die Ausbildung von IT­Lernenden und bietetauch Traineeprogramme für Hochschulabsolventinnenund ­absolventen an. Die SBB Informatik ist in derglücklichen Lage, dass sie von Informatik­Studentinnenund ­Studenten zu den zehn populärstenArbeitgebern der Schweizer gezählt wird.Thomas Myrach: Als Praktiker und Führungskraft:Welche Vorteile und Chancen desBerufsbildes gibt es zu betonen? Wie wichtigist es, dass auch das Business etwas von ITund ihrer Anwendung versteht?Peter Kummer: In vielen Positionen im Business istes wichtig, dass zumindest Grundkenntnisse der ITvorhanden sind. Dadurch werden erst qualifiziertereDiskussionen über Lösungsansätze möglich. ITund Business sind heute nicht mehr getrennt zubetrachten. IT ist kein Selbstzweck. In vielen Bereichenhaben neue IT­Möglichkeiten entscheidendeVeränderungen herbeigeführt. Als Wirtschaftsinformatikersteht man oft an der Schnittstellezwischen IT und Business. Das bedingt einen gutenEinblick in beide Bereiche, was die Arbeit abwechslungsreichmacht. Durch den breiten Überblick deneine Position an dieser Schnittstelle bringt, ergebensich interessante Entwicklungsmöglichkeiten entwedermehr in die technische IT oder eher in dieBusiness­Welt. Wirtschaftsinformatik ist eine idealeGrundlage für eine Management­Karriere. AnalytischeKompetenzen und Kenntnisse der IT sind heutein einer Unternehmensleitung unentbehrlich.Thomas Myrach: Du hast an der Universität<strong>Bern</strong> Betriebswirtschaftslehre mit einemSchwerpunkt – damals hiess das noch Fachprogramm– in Wirtschaftsinformatik studiert.Was hast du aus dem Studium für deinenberuflichen Werdegang mitgenommen?Peter Kummer: Das Studium hat mich gelehrt, michin neue unbekannte Themen einzuarbeiten, Thesenzu hinterfragen und sie im grossen Zusammenhangzu betrachten. Auch die Arbeitsweise im Teamwar etwas, wovon ich im Studium sehr profitierenkonnte.«Wirtschaftsinformatik ist eine idealeGrundlage für eine Management-Karriere.»Thomas Myrach: Peter, ich danke dir, dass dudir für uns und unsere Fragen Zeit genommenhast.Peter Kummer: Es war mir ein Vergnügen.Lebenslauf von Peter KummerNach dem Studium der Betriebswirtschafslehre mitSchwerpunkt Wirtschaftsinformatik an der Universität<strong>Bern</strong>, war Peter Kummer als IT­Architekt,Projektleiter und Consultant bei verschiedenenFirmen tätig. Von 2000 bis 2006 hat er als Chef­Architekt den Bereich Unternehmensarchitektur beider Schweizerischen Mobiliar geführt. 2007 ist erdann bei der SBB eingestiegen. Zuerst war er ChiefArchitect im Bereich «Architecture & Quality» undin dieser Funktion verantwortlich für Architekturleistungen,das Engineering der IT­Plattformen, daszentrale Qualitätsmanagement und die zentraleTestfactory. Seit 2010 leitet Peter Kummer als CIOdie gesamte Informatikorganisation der SBB undrapportiert direkt an den CEO, Andreas Meyer.<strong>BeWL</strong> 16/2011 Praxis<strong>17</strong>


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Aktivitäten der Vereinigung<strong>Bern</strong>er Wirtschaftswissenschafter (VBW)in der ersten Jahreshälfte 2011Das Jahresthema «Tourismus: Fluch oder Segen?» und einunvergesslicher Anlass im frisch renovierten und geschichtsträchtigen<strong>Bern</strong>er Luxushotel Schweizerhof haben die ersteJahreshälfte der Vereinigung <strong>Bern</strong>er Wirtschaftswissenschaftler(VBW) geprägt. Von Dr. Peter WehrliTourismus: Fluch oder Segen?Als Thema des Jahres hat dieVBW für ihre Anlässe «Tourismus:Fluch oder Segen?» gewählt. Füreine Übersicht über das Themakonnten wir Prof.Hansruedi Müllergewinnen, seit 1989 Leiter desForschungsinstituts für Freizeitund Tourismus (FIF) an der Universität<strong>Bern</strong>. Prof. Müller zeigtezunächst die enorme Zunahmeauf, welche der Tourismus seit1950 weltweit zu verzeichnenhat. Bis ins Jahr 2020 wird einweiteres kräftiges Wachstum erwartet,das sich jedoch vor allemin Asien, im Mittleren Osten undin Afrika und weniger in Europaeinstellen dürfte. Es muss mitstarkem Konkurrenzdruck undeinschneidenden Veränderungenaufgrund von Globalisierung,Klimawandel und technologischenEntwicklungen gerechnet werden.Die Kunden werden dabei immeranspruchsvoller: sie wollen individueller,spontaner, häufiger,kürzer, billiger, bequemer, sicherer,exotischer, erlebnisreicher underholsamer reisen.Wie kann sich die Schweiz alsklassische, aber teure Tourismus­Destination auf diese Veränderungeneinstellen? Prof.Müllerempfiehlt, sich an ein chinesischesSprichwort zu halten: «Wer denWind der Veränderung spürt,sollte nicht Windwälle bauen,sondern Windmühlen.»Unter Windmühlen sind Innovationenzu verstehen, an denenes dem Schweizer Tourismusleider mangelt. Dem Referentenzufolge müsse auf zwei Aspektebesonders geachtet werden: Mitumweltverträglichen Angebotenist einerseits zu vermeiden,dass – wie Hans MagnusEnzensberger es formulierte –die «Touristen zerstören, was siesuchen, indem sie es finden.»Andererseits liegt das grösstePotenzial nach Prof.Müller in derSchaffung von Erlebnisqualität,denn «Erlebnisqualität ist dieKunst, auf den Bauch zu zielenund die Brieftasche zu treffen.»Jahresanlass im geschichtsträchtigenSchweizerhofTraditionsgemäss besteht einerder Jahresanlässe der VBW ineiner Betriebsbesichtigung. Dafürbot sich 2011 die Neueröffnungdes <strong>Bern</strong>er Luxushotels Schweizerhofan. Das Haus blickt auf eine150­jährige Tradition zurück. Zuseinen illustren Gästen zähltenKaiser Wilhelm II, der UrwaldarztAlbert Schweitzer, General HenriGuisan, Königin Elizabeth II, LizTaylor, Sophia Loren und vieleandere.Jüngst geriet der Schweizerhofin finanzielle Schwierigkeiten. ImJahr 2005 musste das SchweizerLuxushotel geschlossen werden.Es war die Rede davon, dassdas Hotel in ein Warenhaus, inBüros oder in Luxuswohnungenumgebaut werde. Im Jahre 2007übernahm ein Staatsfonds ausKatar den Schweizerhof undinvestierte 45 Millionen Frankenin dessen Renovation. UnterBeachtung der Auflagen desDenkmalschutzes wurde dieGebäudehülle restauriert unddas Gebäudeinnere teilweise entkernt.Die Londoner InnenarchitekturfirmaMKV Design strebteeine Mischung aus klassischerHotelarchitektur des Fin de Siècleund modernem Design an.In kleinen Gruppen konnten dieTeilnehmer des VBW­Anlassesdas Ergebnis der Renovationbesichtigen: Die Drehscheibedes Hauses bilden nun, wo sicheinst die «Arcady­Bar» befand,eine Lobby, Lounge und Bar. DasRestaurant «Jack’s Brasserie»(zur Erinnerung an den legendärenHotelier Jack Gauer) wurde sanftrenoviert, wobei sein französischerCharme erhalten blieb. An derStelle der «Schultheissenstube»im ersten Stock befinden sichnun das «Trianon» sowie dreiweitere Salons. Besichtigt werdenkonnten sodann einige derZimmer und Suiten, die allegrosszügig dimensioniert undtechnisch modernst ausgerüstetsind. Im Salon «Trianon» warteteschliesslich ein Apéro auf dieTeilnehmer. Der Anlass stiess aufeine derart grosse Nachfrage,dass er wiederholt werden musste.Ausführlichere Zusammenfassungender beiden Anlässe findensich auf www.vbw.ch.<strong>BeWL</strong> 16/2011 Praxis19


Unternehmertum an der Universität <strong>Bern</strong> –Entrepreneurs Thursday und Entrepreneurs ClubEntrepreneure benötigen neben einer innovativen Geschäftsidee und guten fachlichenKompetenzen auch Herzblut, Durchhaltevermögen und vor allem ein gutes Netzwerk.Zur Förderung des unternehmerischen Verständnisses wurden der «Entrepreneurs Thursday»und der «Entrepreneurs Club Universität <strong>Bern</strong>» ins Leben gerufen. Interview mit Prof. Dr.Baldaufund Stefan Linder. Von Anouk SelzEntrepreneurs ThursdayUm die Schnittstelle zwischen Wissenschaft undUnternehmertum zu schliessen und um Initiativeneine Plattform und ein Netzwerk zu bieten,hat Prof.Dr. Baldauf im Haus der Universität dieVeranstaltungsreihe «Entrepreneurs Thursday» insLeben gerufen. Nach den Referaten erfolgreicherUnternehmer wie Globetrotter­Chef André Lüthy,Initiant des Swiss Economic Forums Stefan Linderoder CEO von PB Swiss Tools Eva Jaisli könnensich Besucher und Referenten inungezwungenemRahmen bei Bretzel und Bier austauschen.URL:www.management.imu.unibe.ch→ News and EventsProgramm HS 2011:13.10.2011 Hans­Ulrich Müller, Initiant <strong>Bern</strong>apark,Leiter Region Mittelland bei derCredit Suisse24.11.2011 Dr.Patrick Hofer­Noser – ChiefTechnology Officer, Meyer BurgerTechnology AGEntrepreneurs Club Universität <strong>Bern</strong> (ECUB)Der ECUB wurde im Frühjahrssemester 2011 mitdem Ziel gegründet, unternehmerisch interessierteStudierende der Universität <strong>Bern</strong> interdisziplinär zuvernetzen und zu eigenen Start­Up‘s zu motivieren.Zu diesem Zweck werden Praxisvorträge von Jungunternehmernaus unterschiedlichen Branchen,Workshops, Unternehmensbesuche und Pitchrundeninitiiert und koordiniert.ECUB­Mitglieder können mit der Unterstützungdes Clubs das theoretische Uni­Wissen praktischumsetzen, eigene Ideen oder Veranstaltungen realisieren,an Start­Up­Ideen feilen, wertvolle Kontaktezu gegenwärtigen und zukünftigen Unternehmernknüpfen und ab Frühjahrssemester 2012 über denECUB Sonderstudien unter Berücksichtigung derakademischen Integrität bei Prof.Dr. Baldauf zumThema Entrepreneurship einreichen.URL:Facebook:www.ecub.checunibeProf.Dr. Baldauf, Sie sind Leiter der AbteilungUnternehmensführung (Director of the Departmentof Management and Entrepreneurship),Initiant des Entrepreneurs Thursday undFörderer des Entrepreneurs Club Universität<strong>Bern</strong>. Was zeichnet einen Entrepreneur inIhren Augen aus?Entrepreneur bzw. Entrepreneurship sind umfassendeBegriffe. Zentral sind in diesen Zusammenhängenaber stets Merkmale wie: Pro­Aktivität, Innovation,Risikofreudigkeit, sich dem Wettbewerb zu stellensowie das nachhaltige, wertvolle Schaffen von etwasNeuem.«Der beste Schutz gegen die Imitation einerIdee ist, sie als Erster zu realisieren und sieschneller zu verbessern als alle anderen. Beider Realisierung einer Idee geht man immerwieder die gleichen drei Schritte durch:Umsetzen, messen und verbessern. Wennman nicht rausgeht und sich für seine Ideeengagiert, neigt man dazu, die Idee alsunrealistisch einzustufen und aufzuhören.»Melih Vatansever, Präsidentund Gründungsmitglied des ECUBDer Entrepreneurs Thursday ist eineerfolgreiche Veranstaltungsreihe, welchessind die zentralen Ziele?Wichtig war mir eine Diskussions­ und Ideenplattformzu schaffen, wo sich Studierende undUnternehmer in informellem Rahmen begegnenund austauschen können. Mit dem EntrepreneursThursday möchten wir die Studierenden zum Unternehmertuminspirieren, damit sie die Motivationentwickeln den Schritt selber zu wagen. Es ist meineVision, dass Studierende der Universität <strong>Bern</strong> – voneinem Entrepreneurs Thursday inspiriert – ihr Unternehmengründen und dann einige Jahre später imRahmen derselben Veranstaltungsreihe einen Vortragüber die Karriereentwicklung halten. Das wäre einechtes Highlight!Welche Zukunft wünschen Sie sich für denEntrepreneurs Thursday?Die Rahmenbedingungen sind geschaffen, derErfolg ist jedoch von den Studierenden abhängig.In der nächsten Phase wollen wir die Followers20 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Praxis


abholen. Der Entrepreneurs Thursday soll ein Ortdes Gedankenaustausches werden.«Da Unternehmensgründung per Definitionetwas ‹Neuartiges› ist, gibt es wohl keinStandard-Rezept. Ich persönlich finde dasfolgende Zitat von Thomas Alva Edison(1847–1931) bezeichnend: ‹Genius is onepercent inspiration and ninety-nine percentperspiration›.»Adrian Wüthrich, Gründungsmitglied des ECUBWas wünschen Sie sich für den ECUB?Der Entrepreneurs Club ist soviel ich weiss der ersteVerein der Universität <strong>Bern</strong> der aus einem Fach, ausdem Interesse von Gleichgesinnten gegründet wurde.Ein Verein kann nur funktionieren, wenn einerseitseine «kritische Masse» in einer Interessensgemeinschaftexistiert und andererseits auch Allumniihre Erfahrungen zurückfliessen lassen. Auchdas Netzwerk und die Mitglieder­Akquisition sindzentral; unabhängig natürlich von einem attraktivenLeistungsangebot.Welches sind Ihre persönlichen Tipps fürStudierende, die sich selbstständig machenwollen?Erstens braucht es eine marktfähige Idee, die Mehrwertschafft. Es müssen nicht zwingend radikale,es können auch inkrementelle Innovationen sein.Zweitens soll man sich nicht unterkriegen lassen.Wer von sich und / oder seiner Idee überzeugt ist,sollte es einfach versuchen. Selbständig zu sein undauch zu bleiben, ist besonders im Zusammenhangmit Venture­Funding zentral. Ein Unternehmermuss zeitsparend effektive und effiziente Entscheidungentreffen können. Deshalb ist es vor allem inden ersten Phasen der unternehmerischen Tätigkeitwichtig, eine stabile Mehrheit, also mindestens51 Prozent, am Unternehmen zu behalten.«Was gibt es Schöneres, als eine Vision dieeinem begeistert, selbstständig umzusetzen,dabei querzudenken und ‹schöpferisch zuzerstören›, zusammen mit einem initiativenTeam kreative Lösungen und Strategien zuentwickeln, die eigenen Fähigkeiten unterBeweis zu stellen sowie vorhandene Potentialeweiterzuentwickeln?»Anouk Selz, Vizepräsidentinund Gründungsmitglied des ECUBHerr Linder, Sie haben an einem EntrepreneursThursday einen inspirierenden Vortrag überIhre Tätigkeit beim Swiss Economic Forumgehalten. Was hat Sie dazu motiviert, wiehaben Sie den Abend erlebt?Mir ist es wichtig, dass junge Menschen nicht nurTheorie büffeln müssen, sondern auch einen engenBezug zur Praxis und zum Unternehmertum haben.Aus diesem Grund habe ich auch gerne mitgemacht.Ich war sehr positiv überrascht, wie gross das Interesseist. Dies hat mich sehr gefreut.«Ich wusste schon immer, dass ich selbständigsein möchte. Mein erstes Geschäft habeich mit einer Designerin gegründet. DieseErfahrung erlaubte mir, gefordert zu sein,wertvolle Erfahrungen zu sammeln und vielNeues zu lernen. Wenn sich die Möglichkeitergibt, etwas zu realisieren, dann sollte mandas unbedingt machen. Man lernt nicht nurfür das Berufsleben, sondern auch persönlichenorm viel!»Daniel Getejanc, Gründungsmitglied des ECUBWas zeichnet einen Entrepreneur inIhren Augen aus?Entrepreneure sind Menschen die etwas wagen,den Mut haben für ihre Visionen und Ziele mitvollem Engagement einzustehen und dies mitLeidenschaft und Freude umsetzen.Welches sind die zentralen Erfolgsfaktorenvon Start-Ups?Eine gute Idee mit Marktpotenzial, schnell undclever umgesetzt. Dann noch eine ExtraportionHartnäckigkeit und gute Kommunikationsfähigkeiten.Welches sind Ihre persönlichen Tipps fürStudierende, die sich selbständig machenwollen?Ich würde unbedingt möglichst viel Erfahrungsammeln und wenn möglich Auslanderfahrungmit einbauen. Wenn man eine gute Idee hat, kleinstarten, Finanzen immer im Griff behalten und wenigFixkosten generieren. Dann möglichst schnellskalieren und mit Schnelligkeit Vorsprung sichern.Dazu wünsche ich dann auch noch die notwendigePortion Glück.«Für eine erfolgreiche Start-Up-Umsetzungbraucht es gute Ideen, ein grosser Wille, Zeitund viel Durchhaltewillen – am besten kommtman an eine unserer Veranstaltungen undlässt sich mitreissen!»Roman Vatter, Gründungsmitglied ECUB<strong>BeWL</strong> 16/2011 Praxis21


Swiss Finance Institute (SFI)Das Swiss Finance Institute (SFI) ist eine private Stiftung der Schweizer Banken­ und Finanzbrancheund unterstützt nationale Ausbildungsstätten im Bereich Finanzwissenschaft. Im Interviewerzählt Prof. Dr. Claudio Loderer, Managing Director, mehr über die Entstehung unddas Ausbilungsprogramm des SFI. Von Claudia Wyss und Anouk SelzSwiss Finance Institute (SFI)Walchestrasse 9CH­8006 Zürich+41 (0)44 254 30 80executive­education@sfi.chwww.swissfinanceinstitute.chProf. Dr. Loderer, bitteerzählen Sie uns etwas überdie Entstehung und die Visiondes Swiss Finance Institute(SFI).Das SFI ist eine private Stiftung,die im Jahre 2006 von mehrerenUnternehmen aus der Finanzindustriezusammen mit führendenSchweizer Universitäten gegründetwurde. Das Institut wird vonSchweizer Banken, der SIX SwissExchange, Schweizer Universitätenund vom Bund unterstützt. DieVision von damals: Die Schweizals weltweit bedeutender Finanzplatzsoll auch ein global führendesForschungs­ und Ausbildungszentrumim Bereich Finanze undBanking aufweisen. Bereits heutezählt das SFI zu den internationalführenden Forschungsinstituten.In Zukunft soll diese Positionweiter gestärkt und ausgebautwerden. In naher Zukunft plantdas SFI europaweit zu den dreibesten, und weltweit zu denzehn besten Forschungsinstitutenzu gehören. Um dies zu erreichen,beschäftigt das SFI über 50 Professorinnenund Professoren anverschiedenen Schweizer Universitäten.Welche Aus-/ Weiterbildungenbietet das SFI konkret an?Das SFI bietet Aus­ und Weiterbildungenauf allen Stufen an.Hierzu gehören ein PhD­Programm, welches für alleStudenten mit einem gültigenAbschluss offen ist. Von Vorteilist aber sicherlich ein ökonomischeroder eher quantitativausgerichteter Studienabschluss.Ausserdem organisiert das SFIfünf Weiterbildungsprogrammefür Executives im Bereich Ban­king und Asset Management an.Eines dieser Programme, dasDiploma of Advanced Studies inBanking (DAS), wird gemeinsammit Rochester­<strong>Bern</strong> Executive Programsund der Universität <strong>Bern</strong>realisiert. Zudem gibt es das ExecutiveMBA in Asset und WealthManagement (AWEMBA) inZusammenarbeit mit den UniversitätenLausanne und CarnegieMellon. Schliesslich organisiertdas SFI in zeitlichen regelmässigenAbständen sogenannte KnowledgeTransfer Events. Dabeihandelt es sich um Vortragsreihenoder auch Seminare zu aktuellenThemen aus den Bereichen Finanz,Kapitalmärkte, Regulierungen,Banking, etc.An wen richten sich dieAngebote und welcheVoraussetzungen müssendie Studierenden erfüllen?Unsere Angebote im Bereichder Executive Education richtensich je nach Programm anBerufstätige, die eine führendePosition im Unternehmenanstreben oder bereits innehaben.Das PhD­Programm richtet sichan alle Studenten, die ein starkesForschungsinteresse im BereichFinanz haben und idealerweiseeine akademische Karriere anstreben.Das genaue Anmeldeverfahrenund eine Broschürezum PhD­Programm ist auf derHomepage des SFI (www.swissfinanceinstitute.ch)zu finden.Die Knowledge Transfer Eventsschliesslich richten sich an alleinteressierten Zuhörerinnen undZuhörer.22 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung


ForschungWie setzt sich die Studentenschaftdes SFI zusammen?Zurzeit umfasst das PhD­Programmdes SFI 87 Studentinnenund Studenten, dies macht eszu einem der weltweit grösstenProgramme im Bereich Finanz.Die Studentenschaft ist auf dreiForschungszentren aufgeteilt:22 in Lugano (Universität Lugano),31 in Zürich (Uni Zürich) und 34am Forschungszentrum Léman(Universität Genf, UniversitätLausanne, EPFL Lausanne).Am SFI studieren sehr vieleausländische Studierende –trauen sich die Schweizerinnenund Schweizer eine Weiterbildungam SFI nicht zu?Doch, absolut! Ich denke sogar,dass Schweizer Studierendensehr gut zum SFI passen. Es gibtmehrere Gründe, warum dieStudentenschaft zumeist ausländischeStaatsangehörigkeitenaufweist: Erstens gibt es nicht soviele Schweizer Top­Studentenmit einem Interesse an Finanz.Zweitens erlaubt die finanzielleUnterstützung auch allen interessiertenausländischen Studenteneine Bewerbung.Das SFI ist eine privateStiftung – wie viel kostet eineWeiterbildung?Eine Weiterbildung beim SFIist für die Studierenden nur imBereich der Executive Educationkostenpflichtig. Während dieseProgramme zu üblichen Marktpreisenangeboten werden, sinddas PhD­Programm und dieKnowledge Transfer Events zumeistkostenlos (es gibt vereinzeltSeminare im Bereich des KnowledgeTransfers, die kostenpflichtigsind). Studenten des PhD­Programmserhalten im ersten JahrStipendien bis zu CHF 30 000.–(steuerbefreit), da die zeitintensivenKurse im ersten Jahr keineanderweitigen Beschäftigungenzulassen.Sie haben die Website desSFI angesprochen – dort wirdeine Personenvermittlunggeführt. Welche Vorteilehaben die Absolventen desSFI gegenüber anderenStellenbewerbern?Es handelt sich dabei nicht umeine aktive Personenvermittlung.Ich würde es eher als eine öffentlichzugängliche Liste von stellensuchendenAbsolventen des SFIPhD­Programms bezeichnen. DieStärken der SFI­Studenten umfasseneine ausgezeichnete Ausbildung,den Willen und die Fähigkeithart zu arbeiten und in der Regeleine hervorragende Dissertation.Sie haben vor Kurzem dieStelle des Managing Directorsam SFI übernommen. WelcheAufgaben umfasst dieserPosten?Als Managing Director am SFIbin ich einerseits für die Koordinationdes Zusammenspiels derverschiedenen Standbeine (PhD­Programm, Forschung, ExecutiveEducation, Knowledge Transfer)des SFI zuständig. Andererseitsversuche ich Projekte in den einzelnenTeilbereichen erfolgreichvoranzutreiben. Ein Beispiel dafürist das neue Diploma of AdvancedStudies in Banking (DAS) inZusammenarbeit mit Rochester­<strong>Bern</strong> Executive Programs und derUniversität <strong>Bern</strong>.Warum haben Sie sichdazu entschieden, dieseVerpflichtung einzugehen?Ich bin seit 1990 Professor fürFinanz an der Universität <strong>Bern</strong>und werde dies voraussichtlichnoch weitere 4 Jahre sein. DieStelle des Managing Directorsam SFI ist für mich eine zusätzlicheHerausforderung zum richtigenZeitpunkt. Das SFI gibt mir dieMöglichkeit, meine Erfahrungund mein Wissen in den BereichenForschung, Executive Educationund Knowledge Transfer in einemgrösseren Rahmen einzubringen.Diese Herausforderung bereitetmir grosse Freude.Welche Vorteile bringtIhre Tätigkeit beim SFI, dem<strong>Departement</strong> <strong>BWL</strong> und derUniversität <strong>Bern</strong>?Es zeigt, dass die Universität <strong>Bern</strong>international eine wichtige Rollein den Bereichen Finanze undBanking einnehmen kann. DieUniversität wird dadurch in diesenBereichen in einem internationalenKontext sichtbar und auchwahrgenommen. Wenn alles nachPlan läuft, wird die Universität<strong>Bern</strong> dank ihrer Kooperation mitRochester­<strong>Bern</strong> Executive Programsund der Excecutive Educationdes SFI’s zudem finanzielleVorteile haben. Das <strong>Departement</strong><strong>BWL</strong> kann seinerseits vondem wertvollen, internationalenNetzwerk profitieren, welchesdas SFI mit sich bringt. DasNetzwerk umfasst internationalangesehene Universitäten undAkademiker, die faszinierendeForschungsthemen bearbeiten.Darüber hinaus stärkt das SFIdie Verbundenheit der Universität<strong>Bern</strong> – und im Speziellen des<strong>Departement</strong>s <strong>BWL</strong> – mit demSchweizer Finanzmarkt. Dies istfür die Studenten der Universität<strong>Bern</strong> zweifellos von Vorteil.<strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung23


Grow Further.Visiting Associate Program(Praktikum)Lassen Sie sich von unseren Ansprüchen anstecken. Als VisitingAssociate bei BCG betreuen Sie vom ersten Tag an gemeinsam mitIhren Kollegen herausfordernde Projekte. Begleitet von einemerfahrenen Berater können Sie Ihren analytischen Scharfsinn undIhre Kreativität auf die Probe stellen. Überzeugen Sie uns und sichselbst mit aussergewöhnlichen Lösungsansätzen und entfalten SieIhr ganzes Potential.Wir suchen herausfordernde Studierende aller Fachrichtungen abdem 5. Semester, die in einem 12-wöchigen Praktikum die Arbeit inder Strategieberatung kennenlernen möchten.Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung: http://apply.bcg.comZusätzliche Informationen erhalten Sie von Anja Hauser,Telefon: +41 (0)44 388 874324 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Anzeige


Die Mär vom risikofreudigen Entrepreneur – ForschungsberichtDie Risikofreudigkeit von Unternehmern zu untersuchen, hat Entrepreneurship­Forscher seit jeherfasziniert. Dennoch scheint es auf die Frage, ob und wie risikofreudig Entrepreneure sind, nochkeine zufriedenstellende Antwort zu geben. Bedeutet Risikofreude letztlich risikoreiches Handeln?Und welche Rolle spielt dabei die Risikowahrnehmung? Von Prof. Dr. Carina LombergDie Frage, warum nur wenigePersonen Geschäftsmöglichkeitenumsetzen, ist eine der ältestenFragen der jungen ForschungsdisziplinEntrepreneurship. Dennochist diese «Gretchenfrage»noch immer hochaktuell, da eineeindeutige Antwort bislang nochnicht gefunden wurde. In denAnfängen der Entrepreneurship­Forschung versuchten die Wissenschaftlerspezielle Charaktereigenschaftenzu identifizieren, welcheUnternehmer im Vergleich zuNicht­Selbstständigen auszeichnen.Da sich nicht abschätzen lässt, obeine Geschäftsidee am Markt undbei den Kunden erfolgreich seinwird, ist eine Unternehmensgründungstets mit einem gewissenRisiko verbunden. Es ist deshalbnicht verwunderlich, dass Risikofreudigkeiteine der häufigstenEigenschaften ist, die Unternehmernzugeschrieben wird.Sind Unternehmerrisikofreudiger?Bislang konnte kein signifikanterUnterschied in der Risikofreudigkeitvon Entrepreneuren imVergleich zu Managern oderAngestellten nachgewiesenwerden – einige Forschungsresultatesprechen dafür, anderewiederum dagegen. Diese widersprüchlichenErgebnisse sindsehr unbefriedigend – scheint esdoch augenfällig zu sein, dassMenschen, die ein hohes Wagniseingehen, auch einen gewissenHang zum Risiko haben sollten.Eine mögliche Ursache für diediffusen Ergebnisse wird u. a. inder Art der Erhebung gesehen, daRisikoneigung häufig als Selbsteinschätzungerfragt wurde, d. h.wie die Risikoneigung und nichtwie das Risiko selbst wahrgenommenwird.Als Konsequenz begannenForscher situative Bedingungenund kognitive Prozesse miteinzubeziehen.Es standen nicht mehrprimär typische Unternehmereigenschaftenim Vordergrund,sondern die Frage, ob EntrepreneureInformationen andersaufnehmen und verarbeiten.Mit anderen Worten: Wird dieselbeunternehmerische Situationvon unterschiedlichen Individuenals unterschiedlich risikoreichbewertet?Am Institut für Marketing undUnternehmensführung gehen wirnoch einen Schritt weiter, indemwir behaupten, dass es nicht einegenerelle Risikoneigung bzw.eine situative Risikobewertungdes Menschen ist, die ihn in einerSituation handeln lässt, sondernkognitive und wesenstypischeVerzerrungen – in diesem FallOptimismus und übermässigesSelbstvertrauen (Overconfidence).Dabei gehen wir davon aus, dassPersonen sich nur dann selbstständigmachen, wenn sie ihreAusgangslage als erfolgsversprechendeinschätzen, d. h. wennsie zuversichtlich sind, dass dieGründung ihres Unternehmenserfolgreich verlaufen wird.Zuversichtlich sind sie üblicherweisedann, wenn sie entwedergenerell optimistisch sind oderwenn sie ein übermässigesSelbstvertrauen in ihre eigenenFähigkeiten haben, d. h. «overconfident»sind. Während Optimismusals Charaktereigenschaftgilt, die als generelle Lebenseinstellungrelativ unabhängigvon einer bestimmten Situationist, bezeichnet man Overconfidenceals situationsabhängigekognitive «Verzerrung». Personenmit einem übermässigen Selbstvertrauenüberschätzen demnachihre eigenen Fähigkeiten bzw.unterschätzen die Leistungenanderer Personen. Diese Gegenüberstellungder internen Erfolgszuversicht«Overconfidence»(«ich werde Erfolg haben, weilich besser bin als andere») undder externen Erfolgszuversicht«Optimismus» («es wird schongut gehen») ist Gegenstand einesaktuellen Forschungsprojektes,in dem wir Risikoneigung, Risikobewertungund entsprechendesVerhalten untersuchen und mitOptimismus und Overconfidencezu erklären versuchen.Optimismusund OverconfidenceDazu haben wir in einem ökonomischenExperiment das Markteintrittsverhaltenvon angehendenUnternehmern (sog. NascentEntrepreneurs) untersucht. InGruppen wurden jeweils achtTeilnehmer in unterschiedlicheSituationen (Runden) versetzt, indenen sie entscheiden sollten,ob sie den jeweiligen Marktbetreten oder nicht. Die Situationunterschied sich hinsichtlich derMarktsättigung und dem Auszahlungsmodus.Eine Auszahlungerfolgt immer dann, wenn sichdie Teilnehmer (Player) dazuentschliessen, einen Markt zubetreten, der noch nicht gesättigtist. Da alle acht Player dieseEntscheidung gleichzeitig treffen,hängt die Marktsättigung vonder Ausgangssättigung desMarktes und den Entscheidungen<strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung25


der anderen Player ab. Betretenin einer Runde mehr Player denMarkt, als dieser verträgt, ist derMarkt übersättigt. Eine Auszahlungerfolgt in einem solchenFall nur an eine gewisse Anzahlvon Playern und ist je nach Rundeentweder zufällig oder leistungsbasiert,wobei die Leistung sichnach dem Abschneiden derPlayer in zusätzlich gestelltenAufgaben richtet. Mit den unterschiedlichenAuszahlungsmodi«kontrollieren» wir, wie optimistischresp. overconfident unsereTeilnehmer sind. Für die Risikobewertunggeben die Playerin jeder Runde eine subjektiveEinschätzung des Wagnisses an.Zudem fragen wir die Teilnehmernach ihrer generellen Risikobereitschaft.Dabei interessiert unsdie Gegenüberstellung von Risikoneigung,Risikobewertung undtatsächlichem Verhalten, d. h. dieFrage, ob die Einschätzung einerSituation als risikoreich dazuführt, dass die Teilnehmer denMarkteintritt wagen oder nicht.Erhöhtes Risiko beiNascent EntrepreneursErste Ergebnisse dieser Studiezeigen, dass fast alle der teilnehmendenNascent Entrepreneursoverconfident sind. Einige sindzudem optimistisch. Im Hinblickauf die Risikowahrnehmung unddas entsprechende Verhaltenhat dies jedoch unterschiedlicheAuswirkungen: So neigen optimistischeNascent Entrepreneursdazu, eine Situation als wenigerrisikoreich einzustufen unddementsprechend ein höheres(objektives) Risiko einzugehen,da dieses von ihnen nicht alsWagnis wahrgenommen wird.Optimistische Nascent Entrepreneursbezeichnen sich daherhäufig als risikoscheu. NascentEntrepreneurs, die overconfidentsind hingegen, bewerten Situationenhäufiger als risikoreich.Aufgrund ihrer Überzeugungdieses Risiko meistern zu können,gehen sie jedoch trotzdem daswahrgenommene Risiko ein undbezeichnen sie eher als risikofreudig.So können wir zeigen, dasssowohl optimistische als auchoverconfidente angehendeUnternehmer erhöhte Wagnisseeingehen, die Situationen jedochvon ihnen unterschiedlich beurteiltwerden und die Selbsteinschätzungzur Risikoneigung nur beioverconfidenten Teilnehmernhoch ist. Diese Unterschiedekönnten ein möglicher Erklärungsansatzfür die scheinbar widersprüchlichenErgebnisse bisherigerForschung zur Risikoneigungvon Entrepreneuren sein. Zudemscheint nicht nur die generellesubjektive Risikoneigung, sondernauch die Risikobewertung unabhängigvom tatsächlichenVerhalten zu sein, da dieses sichmehr auf einer internen oderexternen Zuversicht (Overconfidencevs. Optimismus) auf Erfolgstützt. Zur Bestätigung dieserersten Ergebnisse werden imHerbst weitere Experimente u. a.mit Studierenden der Uni <strong>Bern</strong>durchgeführt. Weitere Detailsund Informationen zur Teilnahmefolgen dann zu gegebener Zeitauf unserer Homepage.26<strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung


Kaffee im Labor –Experimentelle Forschung in der <strong>BWL</strong>Vor circa zwanzig Jahren begannen die Top Business Schools in den USA experimentelleForschung zu betreiben. Ein Trend, der sich inzwischen auch in Europa und der Schweiz durchsetzt.Seit April 2011, mit der Neubesetzung der zweiten Professur für Marketing, hat nun auch die <strong>BWL</strong>in <strong>Bern</strong> ein Labor für die Durchführung von Experimenten. Die Vorteile von Experimenten fürdas Fach <strong>BWL</strong> lassen sich an einigen Beispielen aus aktuellen Studien unseres Labors verdeutlichen.Von Prof. Dr. Claude MessnerDer grösste Vorteil von Experimenten ist, dass siekausale Schlussfolgerungen erlauben. Die Grundideedes experimentellen Vorgehens ist der Vergleichvon zwei oder mehreren Gruppen, die fast identischsind. Unterschiede zwischen diesen Gruppen werdenkontrolliert manipuliert. Unterscheiden sich diePersonen dieser Gruppen in ihrem Verhalten, kanndies nur an der Manipulation liegen. Verdeutlichenlässt sich dies anhand der Forschung über dieAuswirkung der Grösse einer Auswahl. Manipuliertwird die Menge, gemessen werden die Zufriedenheitund die Produktbewertung. Die Hälfte der Personenwählt eine Praline aus einer grossen Auswahl(24 Pralinen) und die andere Hälfte eine Praline auseiner kleinen Auswahl (6 Pralinen). Alle Personenessen die Praline und bewerten den Geschmack.Interessanterweise schmeckt den Personen die Pralineschlechter, wenn sie aus einer grossen Auswahlwählen können. Da sich die Bedingungen nur inder Grösse der Auswahl unterscheiden, bewirkt dieGrösse die Veränderung des Geschmacks.Die Qual der WahlDies ist überraschend, denn wenn Konsumentenzwischen einer grossen und einer kleinen Auswahlentscheiden können, ziehen sie die grosse Auswahlder kleinen vor. Und in der Tat hat eine grosseAuswahl einige Vorteile: So ist die Wahrscheinlichkeitein Produkt zu finden, das den eigenen Bedürfnissenentspricht, bei einer grossen Auswahl grösser alsbei einer kleinen. Ausserdem kommt eine grosseAuswahl unserem Bedürfnis nach Abwechslungentgegen. So essen nur wenige Konsumenten immerdasselbe Joghurt, dieselbe Wurst oder denselbenKäse. Dies geht sogar noch einen Schritt weiter:Es gibt Situationen in denen dem MenschenAbwechslung wichtiger ist als Vergnügen (Lustgewinn).Wir probieren neue Produkte aus, hören neueSongs, probieren fremde Speisen und ziehen dieseunseren wohl vertrauten und bewährten Produktenvor. Wir ziehen sie den alt bewährten Produktenselbst dann vor, wenn wir erwarten, dass uns dieneuen Produkte weniger gut gefallen oder schmecken<strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung27


werden. Eine grosse Auswahl bietet also eine Vielzahlvon Vorteilen. Wählen Konsumenten jedochein Produkt aus, bewerten sie es schlechter, wennes aus einer grossen Auswahl stammt. Die Ursacheliegt an der geringen Kapazität des Arbeitsgedächtnisses.Eine Faustregel besagt, dass wir nur 7+ / ­2Informationen verarbeiten können. Eines unsererForschungsziele ist es, Methoden zu entwickeln,die es den Konsumenten ermöglichen die Vorteileeiner grossen Auswahl zu nutzen, ohne die negativenKonsequenzen in Kauf nehmen zu müssen.LösungenSeit einigen Jahren überdenken manche Anbieterdie Grösse ihres Angebotes. So reduzierte beispielsweiseProcter & Gamble die Vielfalt der Head &Shoulders Shampoos von 26 auf 15 und steigerteden Umsatz dadurch um zehn Prozent. Eine Reduktiondes Angebotes ist eine Lösung, um Konsumentenmit einer Entscheidung nicht zu überfordern. Allerdingsreduziert dies auch die Vorteile einer grossenAuswahl. In unserem Labor untersuchen wir derzeit,wie die Vorteile einer grossen Auswahl, ohne dasEintreten negativer Folgen, genutzt werden können.Eine Lösung sind sequentielle Entscheidungen, wiesie beispielsweise bei Starbucks oder Dell eingesetztwerden.Weshalb Starbucks Kaffee besser schmecktKaffee lässt sich auf eine Vielzahl von Variantenzubereiten und verfeinern. Traditionelle Cafésbieten jedoch nur eine kleine Auswahl an. So findendie meisten Konsumenten zwar nicht den Kaffee,der ihren Bedürfnissen am meisten entspricht, jedocheine Variante, mit der sie zufrieden sind. Sotrinkt der Milchkaffeetrinker anstatt einer «Schale»auch einen «Latte Macchiato» oder einen«Cappuccino». Starbucks macht es anders. BeiStarbucks entscheidet der Kunde sequentiell überdie Grösse, die Stärke, die Art der Milch, dieArt der Süsse, die Art des «Topping» etc. JedeEntscheidung findet zwischen maximal siebenAlternativen statt. Am Ende hat der Kunde denKaffee kreiert, der seinen Bedürfnissen am bestenentspricht.Nachteil einer grossen Auswahl bei den Personen,die aus der Getränkekarte auswählten. Personenmit einer grossen Auswahl schmeckte der Kaffeeschlechter als Personen mit einer kleinen Auswahl.Personen die ihren Kaffee hingegen sequentiellkreieren konnten, profitierten von der grossen Auswahl:ihnen schmeckte der Kaffee besser. StarbucksKaffee schmeckt also besser, weil die Konsumentenden Kaffee bekommen, den sie wollen. Die Starbucks­Lösungentlastet unser Arbeitsgedächtnis,indem sie die Informationen in bewältigbareHäppchen aufteilt.Experimentelle Studie im MarketingSequentielle Entscheidungen bieten auch andereHersteller an. So lassen die meisten Auto­ undmanche Computerhersteller (z.B. Dell) ihre Kundensequentiell entscheiden. Es gibt auch Hersteller vonMüesli (www.mymuesli.com) und Schmuck(www.pandora.net), die dieses Prinzip verwenden.Es gibt aber auch viele Situationen, in denensequentielle Entscheidungen nicht hilfreich sind:z. B. bei Produkten, die sich nicht sinnvoll in einzelneAttribute aufteilen lassen (Parfüm) und Produkten,deren Attribute untereinander interagieren. So istdie Wahl eines passenden Stoffes für ein Sofa abhängigvon der Form und dem Material.Die Gefahr besteht darin, dass Attribute zusammengestelltwerden, die nicht zusammenpassen. Daheruntersuchen wir derzeit weitere Methoden, wieKonsumenten die Vorteile einer grossen Auswahlnutzen können. Ausserdem untersuchen wir, welcheProduktgruppen besonders gefährdet sind, Konsumentenzu überlasten und welche Käufertypenbesonders darunter leiden. Die sequentielleEntscheidung ist ein Beispiel einer experimentellenStudie im Marketing. Sie bietet den Vorteil, dieUrsachen eines Effektes (Grösse der Auswahl) oderdie Folgen einer Intervention (Einführung einerneuen Auswahlmethode) besser zu verstehen.In einer experimentellen Studie untersuchten wir,ob die sequentielle Entscheidung eine Methode ist,die Vorteile einer grossen Auswahl nutzen zu können.Wir untersuchten dies in einem Starbucks Café undmanipulierten sowohl die Grösse der Auswahl alsauch die Präsentation der Alternativen. Die Hälfteder Teilnehmenden hatte eine grosse, die andereHälfte eine kleine Auswahl. Die eine Hälfte der Teilnehmendenwählte von einer Getränkekarte aus,auf der alle Alternativen simultan präsentiert wurden.Die andere Hälfte kreierte ihren Kaffee durchsequentielle Entscheidungen. Es zeigt sich der28 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung


Dominique Bächler, Axpo MitarbeiterinStimmt. Wir von Axpo bieten Ihnen zahlreiche Möglichkeiten für Ihre Karriere in einemvielseitigen Unternehmen. Auf Sie wartet ein dynamisches Umfeld mit herausforderndenAufgaben in einem spannenden Markt. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.Axpo Holding AG, Anne Forster, Spezialistin Hochschulmarketing,E-Mail anne.forster@axpo.ch, Telefon 056/200 44 47, www.axpo.ch<strong>BeWL</strong> 16/2011 Anzeige29


Market Research on «Made in India» for the IndianGem & Jewellery Export Promotion Council GJEPCTo succeed in today‘s world, it is not just imperative to produce and deliver, it is equally essentialto work on one’s image and how one is perceived by one’s global counterparts as well. In orderto study and analyse its standing in the eyes of the world, the Gem & Jewellery Export PromotionCouncil (GJEPC) of India engaged in a market research which helped them track the Indianindustry’s global image. The study was conducted by Marco Casanova, founder of the Branding­Institute CMR AG with the support of students from the University of <strong>Bern</strong>e, Switzerland duringthe Basel World fair this year. By Shanoo Bijlani and Regan Luis*«It was mission accomplished», said Marco Casanova.«The results are out and they throw up substantialrevelations that could be optimally utilized by theindustry as a whole and raise its bar by engagingin carefully thought out image­building and brandinginitiatives – collectively and individually – on apromptly basis», noted Casanova.Conducting the survey of this magnitude at one ofthe world’s premier and busiest fairs was no meanfeat. The motivated one dozen students from theUniversity of <strong>Bern</strong>e managed to interview 759 visitors.Europeans were the largest segment (479),Asia (100), North America (60), South America (22),the Middle East (31), Africa (10), and unspecified(57) followed.The methodologyCasanova had outlined <strong>17</strong> values and attributes tomeasure the perception. The <strong>17</strong> values were dividedinto five segments on a pyramid that helped trackthe development of the country brand in thecontext of Coloured Gemstones and Jewellery –starting from the base and going up to the apex.The respondents were asked to associate variouscountries with attributes in each segment and howstrongly the countries were perceived on these attributesand values. At the base of the pyramid was«Awareness» featuring the four attributes relevantmarket, traditional, influential, and reliable. Thiswas from the point of «Manufacturer Reference»,so if a country scored high here, it was considered agood start. Scoring high on Awareness level meantthat «people know that you exist in this business»,Development of brands and their perception – an exclusive set of valuesfor the precious stores industryThe Point of Reference’The Best’One of it’s KindPositioning (Image 2) Exclusive emotional contentVibrant, Trendsetter, Unique, Up comingCarrierof LifestylePositioning (Image 1) Product useExclusive, Outstanding, Leading, Up to the MarkExclusiveProduct PerformanceQuality GuaranteeRich Heritage, Creative, Prestigious, PremiumGoodwillManufacturer ReferenceRelevant market, Traditional, Influential, ReliableAwarenessTM Branding­Institute CMR AG30 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung


explained Casanova. «So, relevant market is an importantindicator of awareness among stakeholders.Scoring high on traditional means you have a trackrecord of being influential and therefore, reliable. Ifyou score high here, then the possibility of scoringpositively in the upper segments is significantlyhigher.» One level up was «Quality Guarantee» withvalues describing rich heritage, creative, prestigious,and premium. «Scoring high in this segment meansthat ‹I know they exist, and they are delivering› »,Casanova said. «So these four factors determinethe level of goodwill.»The next two levels are «Positioning in terms of ProductUse» with values describing exclusive, outstanding,leading, up to the mark, topped by «Positioningin terms of Exclusive Emotional Content» with valueslike vibrant, trendsetter, unique, upcoming. And onthe apex is «One of its kind» – the best.Image is the most important product sourceattribute for JewelleryWhen the respondents were asked what would bethe most important product source attribute in thecontext of Jewellery, 86 percent voted for Image.Service and delivery commitment ranked secondand third respectively. Quality was the lowestpriority with 20 percent.Marco Casanova is the founder and ManagingPartner of the Branding­Institute CMR AG inSwitzerland. He is a lecturer at the University of<strong>Bern</strong>, where he teaches strategic brand and reputationmanagement and intercultural stakeholdermanagement. Casanova founded the Communityof interest (COI) Branding, whose members includeABB, Allianz, Bayer, Mercedes­Benz, Novartis,Schindler, Shell, Siemens, Swisscom, and UBS.Importance of Product Source Attribute – Jewellery (N = 100%)100%90%80%86%70%60%50%53%56%40%30%20%20%33%27%10%0%QualityPrice PointInnovationImageServiceDeliverycommitmentTM Branding­Institute CMR AG<strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung31


Country-wise Jewellery AnalysisHere in the graph below, we get to see manycoloured bands – blue for high number of votes,green for mixed verdict, orange and red for fairingpoor.Of the three top well perceived countries – France,Italy and India – Italy is ahead of India in terms of«the best» category, France is the second best andIndia is third. India scores high in categories liketraditional, relevant market, rich heritage, upcoming,unique and vibrant.«The good point is that India is nowhere judged asreally weak on any of these 18 criteria. Overall, itis a robust judgement. China ‹is in the red› when itcomes to unique, prestigious, premium», observedCasanova. «Hong Kong is a very strong competitorto India’s third position, but is perceived weak interms of being unique and having a rich heritage.»In a swot analysis of the jewellery segment, India issecond in upcoming; third in vibrant, unique, richheritage, and relevant market, traditional, and thirdin the overall best ranking. Italy is leading in ninevalues, France leads in values such as exclusive,premium, prestigious, traditional, and richheritage.«Although India has not received any red marking,it has been rated 8th and 9th country for premiumand exclusive attributes. That means India needs tomove up the value chain to justify a price premium»,remarked Casanova. «These are the areas whereIndia has to scale up. The world has high expectationsfrom India, and it is judged to have had agreat past, and a promising future. But the presentoutlook can for sure be strengthened.»Any country that wants to move up in the valuechain has to be first seen as reliable. «Especiallythe manufactures, who exhibit at the internationalfairs», said Casanova. «If they don’t convince theopinion leaders in the industry about their quality,how will they be able to influence the end consumersin a positive way?», he asked.«India is seen as an upcoming and relevant market.Italy and India are on equal footing in the traditionaltrait. My recommendations would be to build onthe strong connection India has in rich heritage andtradition, vibrant and premium, by educating therelevant stakeholder groups. India has to tell theworld about its traditions, because it seems thatthis story has not been perceived the way it ideallyshould», remarked Casanova.Country perception Ranking – Jewellery (All = 463)BrazilChinaFranceHong KongIndiaItalyJapanMalaysiaLebanonRussiaThailandTurkeyUAE/ DubaiUKUSAPoint of ReferencePositioning (image)Positioning (product)Quality GuaranteeManufacturer ReferenceThe BestVibrantTrendsetterUniqueUp comingExclusiveOutstandingLeadingUp to the marketRich HeritageCreativePrestigiousPremiumRelevant marketTraditionalInfluentialReliable10 85 69731110111110912121115121541411044465109152 32 42 52 98 42 42 62 52 31 102 61 41 37 21 63 2 57 2 44 13 18 13 <strong>17</strong>9 16 16 15 13 23 16 28 25 53 26 16 113146611812889391091<strong>17</strong>5141314151014131313151413131414111215151512141513141313141314151214145 1110 109 114 125 66 133 118 129 124 1412 76 155 114 129 98 1211 10121213912121315151013111513715136 9 67 8 812 7 35 8 98 15 133 7 59 8 510 7 310 7 67 5 89 11 78 3 53 6 78 10 312 4 810 9 39 3 8All (N=100%) Worst BestTM Branding­Institute CMR AG32<strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung


Brand Leveraging: moving up the value chain!India is seen as a manufacturer and supplier ofprecious stones. It is already established in thebusiness­to­business and business­to­consumermarkets. But what India lacks is international branding.India faces the most obvious threat from China,because if it decides to pump in efforts to growthe manufacturing sector, it can overtake India.India has to move up the value chain soon.An orchestrated industry effort in promoting aglobal «Made in India» positioning campaign canresult in future growth and prosperity for the entireprecious stones industry in India. Selling globallybranded Indian jewellery, diamonds and gemstones«Made in India» will help India alter its brandimage. Indian manufacturers could encourage thisthrough a quality label initiative, to develop premiumIndian jewellery brands; to start globalizingtheir own brands in a state­of­the­art way.*The entire article has been published in Solitaire(July 2011), the Magazine of the Indian Gems &Jewellers Industry. Shanoo Bijlani and Regan Luisspoke exclusively to Marco Casanova to find moreabout how the Indian jewellery industry is perceivedin relation to other nations.Brand LeveragingTodayTomorrowInternationally brandedIndian Gem, diamondandjewelry made in IndiaValuemoving up the value chainHandcrafted workon precious stones(supplier 2)Indian Gem,diamondand jewellerySourcing of raw material(supplier 1)Value Chainforward integration in the value chainTM Branding­Institute CMR AG<strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung33


Publikationen und PreiseBeiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften– Böckem S.; Schiller U.; 2011: Supplier credits,limited liquidity, and timely demand information.In: OR Spectrum, Vol. 33, No.2, S. 393–418.– Dibbern, J.; Heinzl, A.; Kude, T.; 2011: WhyDo Complementors Participate? An Analysis ofPartnership Networks in the Enterprise SoftwareIndustry. In: IEEE Transactions on EngineeringManagement, Volume 58, Nr.2.– Helmig, B.; Spraul, K.; Tremp, K.; 2011: ReplicationStudies in Nonprofit Research – A Generalizationand Extension of Findings Regarding the MediaPublicity of Nonprofit Organizations. In: Nonprofitand Voluntary Sector Quarterly (NVSQ), 40, April2011, S. 1–26.– Hoyer, W.; Krohmer, H.; Malär, L.; Nyffenegger,B.; 2011: Emotional Brand Attachment and BrandPersonality – The Relative Importance of theActual and the Ideal Self. In: Journal of Marketing,75 /4, S. 35–52.– Hubschmid, E.; Thom, N.; 2011: EmployerBranding – Der Schlüssel zur effizienten Personalgewinnung.In: Career Starter, 15.Ausgabe,S. <strong>17</strong>1–<strong>17</strong>3.– Hubschmid, E.; Thom, N.; 2011: PotenzielleMitarbeiter weltweit rekrutieren. In: io NewManagement, 04/2011, S. 18–21.– Löffler C.; Pfeiffer T.; Schiller U.; Wagner J.; 2011:Zentralisierung, Transferpreise und spezifischeInvestitionen – Ein selektiver Verfahrensvergleich.In: zfbf Sonderheft, 63, S. 1–33.– Messner C.; Wänke M.; 2011: Good weather forSchwarz and Clore. In: Emotion, No.2, S. 436–437.– Messner C.; Wänke M.; 2011: Unconscious informationprocessing reduces information overloadand increases product satisfaction. In: Journal ofConsumer Psychology, No.21, S. 9–13.– Pfeiffer T.; Schiller U.; Wagner J.; 2011: Cost­basedtransfer pricing. In: Review of Accounting Studies,Vol. 16, No.2, S. 219–246.– Thom, N.; 2011: «Alle profitieren von einemwirksamen Ideenmanagement» – Interview durchClaudia Grasso. In: Die Post – Die Zeitung fürdie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Post,6/2011, S. 12–13.Beiträge an wissenschaftlichen Konferenzen– Baldauf, A.; Tremp, K.; 2011: Advancing theDominant Logic Construct­Literature Reviewand Empirical Study. CK Prahalad, Reaching overBoundaries and Expanding Possibilities, SMSSpecial Conference, San Diego, Publikation hrsg.von SMS Strategic Management Society, S. 13.– Baumann, P.; Saner, N.; Schäfer, T.; Trautmann, N.;2011: Batch sizing in multi­stage, multi­productbatch production systems. 21st European Symposiumon Computer Aided Process Engineering,Publikation hrsg. von Georgiadis, M.; Kokossis, A.;Pistikopoulos, E., Elsevier Verlag, Wien,S. 905–909.– Blatter, D.; Hofstetter, R.; Krohmer, H.; Miller,K.; Zhang, J.; 2011: Downsizing the Product orIncreasing the Price­Consumer Reactions to PriceIncrease Strategies. Proceedings of the 40th EMACConference, 24–27 May 2011, Ljubljana, Slovenia.– Blatter, D.; Miller, K.; 2011: Divide or Unite? Consumers’Evaluations of Partitioned and AllinclusivePricing Strategies. Proceedings of the 2011AMA Summer Marketing Educators‘ Conference,5–7 August 2011, San Francisco, USA.– Dibbern, J.; Fischer, T.; Huber, T.; 2011: Contractualand Relational Governance as Substitutes andComplements – Explaining the Development ofDifferential Relationships. ECIS 2011 Proceedings,19th European Conference on Information Systems,Helsinki, Finnland.– Dibbern, J.; Fischer, T.; Huber, T.; 2011: Contractualand Relational Governance as Substitutes andComplements – Explaining the Development andOccurrence of Differential Relationships. Proceedingsof the Fifth Global Sourcing Workshop 2011,Publikation hrsg. von Springer, Berlin.– Frey, K.; Haag, S.; Schneider, V.; 2011: The Role ofInterests, Abilities, and Motivation in Online IdeaContests. Proceedings of the 10th InternationalConference on Wirtschaftsinformatik, Publikationhrsg. von <strong>Bern</strong>stein, A.; Schwabe, G., Zürich,S. 395–403.– Gnädinger, S.; 2011: Beherrschen Kunden Self­Services? Der Einfluss von Control in der Nutzungvon Self­Service­Technologien. Proceedings der10.Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik2011, Publikation hrsg. von <strong>Bern</strong>stein, A.;Schwabe, G., Zürich, S. 58–67.34 <strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung


– Grüter, M.; Myrach, T.; von Burg, S.; 2011: Kundenbindungdurch Gratis­Musikdownloads – Eineempirische Untersuchung am Beispiel des Klassikmarktesin der Schweiz. Proceedings der 10.InternationalenTagung Wirtschaftsinformatik 2011,Publikation hrsg. von <strong>Bern</strong>stein, A.; Schwabe, G.,Zürich, S. 1002–1011.– Huber, T.; Kude, T; 2011: Resolving tensions inplatform ecosystems of the enterprise applicationsoftware industry – An exploratory case study.EGOS 2011 Proceedings, Publikation hrsg. vonProceedings of the EGOS Colloqium, Gothenburg,Schweden.– Krohmer, H.; Malär, L.; Nyffenegger, B.; Wittwer,D.; 2011: How to Position Brands to AttractNarcissistic Consumers – Authentic versus AspirationalBranding. Proceedings of the 40th EMACConference, 24–27 May 2011, Ljubljana, Slovenia.– Loderer, C.; Neusser, K.; Waelchli, U.; 2011: Firmage and survival. European Winter Finance Summit(EWFS), 14–<strong>17</strong> March 2011, Hermagor, Austria.– Loderer, C.; Neusser, K.; Waelchli, U.; 2011: Firmage and survival. Sun Trust Finance Spring BeachConference (SFC), 7–9 April 2011, Sandestin,Florida, USA.– Loderer, C.; Waelchli, U.; 2011: Firm age andPerformance. University of Alberta, Frontiers inFinance, 11–12 June 2011, Banff, Canada.– Lomberg, C.; Lesch, T.; 2011: Shedding SomeNew Light to the Old Question if Entrepreneursare Risk­takers. Babson College EntrepreneurshipResearch Conference, Syracuse, NY, USA.Beiträge in Sammelwerkenund Herausgeberschaften– Frey, K.; Lüthje, Ch.; 2011: Antecedents and Consequencesof Interaction Quality in Virtual End­User Communities. In: Creativity and InnovationManagement, 20 /2011, S. 22–35.– Hilgers, D.; Schauer, R.; Thom, N.; 2011: InnovativeVerwaltungen – Innovationsmanagement alsInstrument von Verwaltungsreformen. In: InternationalesForschungscolloquium «Public Management»,Johannes Kepler Universität Linz, TraunerVerlag, Linz, 540 Seiten.– Ritz, A.; Thom, N.; 2011: Talentmanagement –Talente identifizieren, Kompetenzen entwickeln,Leistungsträger erhalten. 2. Auflage, Gabler Verlag,Wiesbaden, 260 Seiten.Abgeschlossene Dissertationenund Habilitationen– Liechti, D; 2011: Determinants of entrepreneurialactivity and success, Verlag SECA, Baar.Preise– Anerkennungspreis der HR <strong>Bern</strong> geht anCarole Rentsch.Für ihre am Institut für Organisation und Personal(IOP) betreute Masterarbeit zum Thema«Nachfolgeregelung in Unternehmen; KonzeptuelleGrundlagen­Fallstudien­Gestaltungsempfehlungen»gewann Carole Rentsch im März 2011 den Preisvon HR <strong>Bern</strong>, Fachverband für Human Resources.Honoriert werden sehr gute Leistungen und Innovationenim Bereich Human Resources Management.Im Mai 2011 erhielt sie für dieselbe Arbeitden VBW (Vereinigung <strong>Bern</strong>er Wirtschaftswissenschaftler)Excellence Award in Silber.– Meyer, P.; 2011: The impact of social presence onteam performance in social networking platforms.15th Pacific Asia Conference on Information systems(PACIS), 2011 Proceedings, Brisbane,Australia.– Trautmann, N.; Baumann, P.; Saner, N.; Schäfer, T.;2011: A continuous­time MILP to compute scheduleswith minimum changeover times for a make­andpackproduction. 21st European Symposium onComputer Aided Process Engineering, Publikationhrsg. von Georgiadis, M.; Kokossis, A.; Pistikopoulos,E., Elsevier Verlag, Wien, S. 1060–1064.– Vereinigung <strong>Bern</strong>er Wirtschaftswissenschaftler(VBW) Excellence AwardMit dem VBW Excellence Award prämiert dieAlumniorganisation der Wirtschsfts­ und SozialwissenschaftlichenFakultät der Universität <strong>Bern</strong>herausragende Masterarbeiten in Betriebswirtschafts­und Volkswirtschaftslehre. Siehe S. 19.<strong>BeWL</strong> 16/2011 Forschung35


ImpressumHerausgeber:Der Sprecher des <strong>Departement</strong>sBetriebswirtschaftslehre Universität <strong>Bern</strong>Prof.Dr. Norbert TrautmannSchützenmattstrasse 143012 <strong>Bern</strong>www.bwl.unibe.ch/bewlKommunikationsrat:Prof.Dr. Artur BaldaufProf.Dr. Thomas MyrachProf.Dr. Prof.h.c.Dr. h. c. mult.Norbert ThomProf.Dr. Norbert TrautmannRedaktion /Inserate/Korrektorat:Prof.Dr. Harley Krohmer (Redaktionsleitung)Anouk SelzClaudia WyssSelen Yildiztaç­GrafEngehaldenstrasse 83012 <strong>Bern</strong>+41 (0)31 631 80 37kommunikation@bwl.unibe.chGestaltungskonzept:2. Stock­Süd Netthoevel & GaberthüelLayout:Atelier BundiBilder:Titel: IOP, Universität <strong>Bern</strong>S. 14–<strong>17</strong>: Daniel Brühlmann, tnt­graphics AG, BassersdorfÜbrige Fotos: zvg.Druck:Geiger AG <strong>Bern</strong>Ausgabe:September 2011


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