BeWL Heft 6 - Departement BWL - Universität Bern

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4 BeWL 6/2006 Personen Wenn glühende Schuhsohlen einen BWL-Studenten zum Unternehmensgründer werden lassen Was macht ein Berner BWL-Student, wenn er trotz exzessiven Shopping-Touren keine trendigen T-Shirts findet, die ihm gefallen? Er gründet einen eigenen Online-Shop und verkauft dort die T-Shirts, die er selbst am liebsten trägt – ein In- terview mit Jan Kamarys, frustrierter Shopper, aber begeisterter Jungunternehmer. Von Simon Haag Jan Kamarys, Jahrgang 1982, studiert seit dem Wintersemester 2001/2002 Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bern. Vor rund drei Monaten hat er den Online-Kleiderladen fashionmarket.ch gegründet. Erste unternehmerische Erfahrungen hat Kamarys als Organisator von verschiedenen Partys, unter anderem im Berner Du Théatre, gesammelt. Daneben ist der Seeländer begeisterter Fussballspieler und gehört in der Fussball-2.-Liga zu den treffsichersten Stürmern des Kantons Bern. Jan, du hast vor drei Monaten fashion-market.ch gegründet, einen Online-Kleiderladen. Wie ist die Idee dazu entstanden? Ich habe Stunden damit verbracht, T-Shirts zu suchen, die genau zu mir passen. Leider waren diese Suchaktionen meistens erfolglos, sodass nicht mein Modeherz vor Begeisterung glühte, sondern lediglich die Schuhsohlen. Deshalb habe ich mich entschlossen, meinen eigenen Online-Shop aufzubauen. Ist denn dein Geschmack so ausgefallen oder weshalb hast du nie gefunden, was du gesucht hast? Ich glaube nicht, dass der Geschmack das Problem war. Mir ist klar geworden, dass ein simples T-Shirt zum Mode-Statement wird, wenn man trägt, was man verkörpert. Den meisten ergeht es wie mir: Sie suchen ein Kleidungsstück, das Ihre Persönlichkeit ausdrückt und solche sind eben schwierig zu finden. «Mir ist klar geworden, dass ein simples T-Shirt zum Mode- Statement wird, wenn man trägt, was man verkörpert.» Wie sieht denn das Geschäftsmodell von fashion-market.ch genau aus? Fashion-market.ch ist ein Online- Kleiderladen. Drei bis fünf Tage nach Zahlungseingang hat der Kunde die T-Shirts in seinem Briefkasten. Die T-Shirts kosten alle zwischen 29 und 49 Franken und falls jemand nicht zufrieden sein sollte, kriegt er sein Geld zurück. Die Textilindustrie ist sehr wettbewerbsintensiv. Was macht fashion-market.ch anders als die zahlreichen Konkurrenten? Zum einen ist es unsere Philosophie, die uns von Mitbewerbern unterscheidet. Wir wollen Streetwear- mit Catwalk-Trends ver- mischen und dadurch einzigartige T-Shirts kreieren. Zum anderen zeichnet uns die Qualität, die Vielfalt unserer T-Shirts und der professionelle Auftritt aus. «Man braucht ein sehr gutes Auge für neue Trends und ein entsprechendes Sensorium dafür, ob sich diese durchsetzen oder nicht.» Die Produkte von Fashionmarket.ch müssen den Geschmack der Leute treffen. Wie weisst du denn, wer welchen Geschmack hat? Man braucht ein sehr gutes Auge für neue Trends und ein entsprechendes Sensorium dafür, ob sich diese durchsetzen oder nicht. Dazu gehört natürlich auch, dass man sich über Entwicklungen in der Modebranche informiert. Die Textilindustrie operiert mehrheitlich mit geringen Margen. Hat es dich nicht abgeschreckt, im Hochpreisland Schweiz einen Online- Kleidershop zu gründen? Nein, denn ich habe festgestellt, dass ein Shop in der Schweiz die gleichen Vorraussetzungen hat wie beispielsweise Konkurrenten aus Deutschland. Dies, weil die Einkaufspreise für die in Asien produzierten T-Shirts europaweit beinahe identisch sind.
Die T-Shirts werden im Ausland produziert. Wie hast Du denn einen Produzenten gefunden? Man findet potentielle Produzenten über das Internet und kann mit diesen auch relativ einfach per E-Mail oder Telefon kommunizieren. Dies alles braucht aber relativ viel Zeit und Geduld. Der Textilmarkt benötigt hohe Verkaufsvolumen, damit die kleinen Margen zu einem respektablen Gewinn werden. Wie versuchst du, das Produkt fashion-market.ch bekannt zu machen? Wir haben ein ausgeklügeltes Marketing- und PR-Konzept. Wir versuchen mit wenig finanziellem Aufwand, grosse Aufmerksamkeit zu erzeugen. Du organisierst auch verschiedene Partys, unter anderem im Berner Du Théatre. Kannst du da Synergien beim Vertrieb der T-Shirts nutzen? Ja, denn alle unsere Partygäste sind potenzielle Kunden von fashion-market.ch. Die Partys können als Plattform genutzt werden, um das Produkt fashionmarket.ch bekannt zu machen. Bis jetzt verkauft fashionmarket.ch ausschliesslich über das Internet. Ist es denkbar, dass die Produkte von fashion-market.ch dereinst über andere Verkaufskanäle erhältlich sind? Wir sehen uns primär als Internet-Shop und sind daher nicht auf der Suche nach physischen Geschäften, die unsere Produkte verkaufen. Die Gewinnmarge ist für beide Seiten einfach zu klein, als dass sich das lohnen würde. «Wir wollen uns im nächsten Jahr als Nummer eins der Internet-Shops für T-Shirts in der Schweiz etablieren.» Du hast fashion-market.ch vor einigen Monaten gegründet, wie bist du mit dem Geschäftsgang zufrieden? Ich habe viele positive Feedbacks erhalten und viele Leute kaufen bereits regelmässig bei uns ein. Dies zeigt mir, dass fashionmarket.ch auf dem richtigen Weg ist. Auch Kooperationen mit der Berner Kantonalbank und Puma bestätigen diesen Eindruck. Die Gründung und das erfolgreiche Führen von Unternehmen ist kein Leichtes. Wie hast du diese Wissenslücke zu füllen versucht? Zum einen haben mir viele Leute aus dem persönlichen Umfeld, Eltern, Freunde und Bekannte, ge- holfen. Zum andern gab es auch einzelne Vorlesungen, wie Marketing und Finanzbuchhaltung, die mir das notwendige theoretische Wissen vermittelt haben. Ich habe mir ausserdem zahlreiche Bücher zu den Themen «Firmengründung» und «E-Commerce» besorgt, die allesamt sehr hilfreich waren. Wie sehen denn die langfristigen Ziele für fashionmarket.ch aus? Wir wollen uns im nächsten Jahr als Nummer eins der Internet- Shops für T-Shirts in der Schweiz etablieren. Wir müssen uns ständig weiterentwickeln, denn sowohl das Internet- als auch das Fashion-Business verändern sich sehr schnell. BeWL 6/2006 Personen
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