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PDF / 3,5 MB - Alfred Herrhausen Gesellschaft

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20DeutscheFoto ReutersSO SIEHT UNS DIE WELTEtwas sonderbarInder fasziniert Deutschlands Vergangenheitstärker als seine Gegenwart. Hitlers„My Struggle“ steht in den Buchlädenseit Jahren unter den Bestsellern;andere deutsche Autoren sucht man oftvergebens. Anders als in der muslimischenWelt gründet die Bewunderungfür den deutschen Diktator – vor dreiJahren wurde sogar ein Café in Bombaynach ihm benannt – nicht in Antisemitismus,sondern in der Bewunderungstarker Führer. Die Schulbücher, überdie sich Israel schon beklagt hat, verschweigenHitlers Verbrechen nicht, prägenaber das unter dem Strich positiveBild eines Politikers, der Deutschlandaus der Erniedrigung befreit und zu einerWeltmacht geformt habe. In einemLand, das sich selbst jahrelang zurückgesetztfühlte und nun als verspätete Nationdie Geschichte verändern will, fälltein solches Beispiel auf fruchtbaren Boden.Das moderne Deutschland ist denIndern hingegen fremd geblieben. Sportfreunde,die sich mit Kricket nicht begnügen,kennen Ballack und Schumi;Kulturinteressierte, die über den Ragahinausblicken, schwärmen von Beethovenoder vom Weimarer Bauhaus. Aberdas sind Randphänomene. Das Deutschlanddes 21. Jahrhunderts taucht in Indienfast nur noch in Gestalt teurerAutos und Fabrikmaschinenauf, während der Alltagvon anderen Ländern bestimmtwird: von Amerikaund von Großbritannien.Deutsche Politikerauf Besuch dürfensich freuen, wennsie in den indischenZeitungen mit dem Namenerwähnt werden.Politisch interessierte Inderverstehen dieses Land einfachnicht, das, anstatt seine Rolleim neuen Weltzentrum Asien zu suchen,damit beschäftigt ist, das Guteauf dem Erdball zu mehren. Harmlosund ein bisschen sonderbar findet mandie geläuterten Erben des DeutschenReichs.Jochen BuchsteinerStärkenWo sehen Sie sich in fünf Jahren?So fragen Personalchefs gerne,um Bewerber kennenzulernen.Aber auch: Was können Sie richtiggut, was gar nicht? Ein paardeutsche Antworten.Deutsche könnenschlendernEinige von uns haben sie noch als Bilderim Kopf – die frisch wiederaufgebautendeutschen Städte mit ihrenbreiten Straßen, auf denen Aktentaschen-und Henkelmannträger hasteten,und die nierenförmig geschlängeltenWege zwischen biederen Wohnzeilen,auf denen netzetragende Hausfrauenwuselten, die allenfalls für einenkurzen Schwatz mit der Nachbarinstehenblieben. Die Wende kam1967, als Oldenburg die erste umfassendeFußgängerzone der Republik eröffnete.Heute gibt es keine Innenstadtund keinen Stadtteilboulevardmehr, auf dem nicht rund um die Uhrgeschlendert würde. Bataillone vonStraßencafés, Imbissen und Marktständen,von Straßenmusikanten undVerweilzonen zeugen vom deutschenHang zur Gemächlichkeit. Das freut.Zuweilen aber, beim Blick auf dieEinheitsfassaden, die uniformen Ladenkettenund typisierten Behübschungsmittelfragt man sich, was dieDeutschen zu Schlenderern gemachthat.Dieter BartetzkoDeutsche könnendübeln und sägenEs sind nicht nur Badezimmerspiegel,die in Kopenhagen und New York mitHilfe von Fischer-Dübeln absturzsichermontiert werden. Auch die denWolkenkratzern vorgehängten Naturstein-und Glasfassaden verdanken ihreStandsicherheit den Befestigungshilfenaus dem Schwarzwald, die sich derTüftler und Firmengründer Artur Fischerausdachte. Erfindergeist undgrundsolide Fertigungstechniken warenes auch, die den Stihl-KettensägenWeltruhm verschafft haben. Nicht andersverhält es sich mit Miele-Haushalts-und Küchengeräten; die Waschautomatender Firma etwa säubern Sockenin aller Welt. Georg KüffnerDeutsche könnenFreunde seinGroßpolitiker können zu ihresgleichenFreundschaften nicht pflegen –je näher sie einander sind, umso weniger.Am ehesten funktioniert Freundschaftnoch über Parteigrenzen hinweg.Oder ins Ausland, wenngleich,wie von Geisterhand geführt, Bandedieser Art (Kohl–Mitterrand; Schröder–Putin)auch mit Staatsinteressenübereinstimmten. Zu den wenigen Politikern,die sich nahestanden, zähltenSchröder und Schily. Wer so wasschafft in der Welt des „Ich oder er“,gehört zu einem Volk, das ein Talentzur Freundschaft haben muss – zu jenem„auf wechselseitige Perfektibilitätgebauten Verhältnis“, als das Schillerseines zu Goethe sah. Günter BannasTurnschuhe: MAKI, Foto Kim Smits, Spaghetti: Thomas Sälzle, Foto Thomas Sälzle, Schweine: Lisa Wilkens, Foto Mete Atatüre

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