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PDF / 3,5 MB - Alfred Herrhausen Gesellschaft

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5GelassenselbstbewusstDie Deutschen sind stolz auf das, was sieerreicht haben. Sie glauben sogar, dass ihrLand großen Einfluss in der Welt habe.Aber ihre Zukunftsperspektiven beurteilensie skeptisch. Die Verteidigung des Statusquo wird zum zentralen Ziel.VON PROF. DR. RENATE KÖCHEREin selbstbewusster und zugleich selbstkritischerBlick auf das Land und seine Positionin der Welt, Stolz auf das Erreichte, aberauch eine gewisse Bangigkeit, wie weit dieeigene Erfolgsgeschichte in die Zukunft verlängertwerden kann: Zwischen diesen Polenbewegt sich die Befindlichkeit der Deutschenheute. Es ist der Gemütszustand einerNation, die über die letzten Jahrzehnteviel erreicht hat, aber auch an ihren Zukunftsperspektivenzweifelt.Die vergangenen sechs Jahrzehnte empfinden89 Prozent der Bevölkerung als eindrucksvollenErfolg. Der ökonomische Aufstiegund die Metamorphose von einemLand, das sich und die Welt ins Unglückstürzte, zu einer stabilen freiheitlichen Demokratieund einem weltweit anerkanntenverlässlichen Partner erfüllen die überwältigendeMehrheit mit Stolz. Die Bürger sehendiese Erfolgsbilanz auch in hohem Maßeals Ergebnis ihrer eigenen Leistung. So sind81 Prozent der Bevölkerung überzeugt, dasses vor allem auch die Bürger selbst sind, diedieses Land vorangebracht haben; der Wirtschaftund der Wissenschaft zollen die Bürgerdeutlich mehr Anerkennung für ihrenBeitrag zu der Nachkriegsbilanz als der Politik.Die friedliche Wiederherstellung der deutschenEinheit hat die nationale Erfolgsgeschichtevollkommen gemacht. Die Freudeüber die wiedergewonnene Einheit istauch nach zwei Jahrzehnten lebendig. Nichtshat nach Überzeugung der Bevölkerung diedeutsche Geschichte der Nachkriegszeit sosehr geprägt wie der Verlust und Jahrzehntespäter die Wiederherstellung der deutschenEinheit. Einmütig benennen die Deutschenden Fall der Mauer und die Wiedervereinigungals die wichtigsten und prägendsten Ereignisseder Geschichte ihres Landes nach1945; an nächster Stelle folgt der Bau derMauer 1961. Es gibt daneben nur vier weitereEreignisse, die zumindest von der Mehrheitneben der Einheit als Marksteine derdeutschen Geschichte empfunden werden:die Währungsreform nach dem Krieg, dieEinführung des Euro, die Etablierung derMarktwirtschaft und die Herausforderungdes Staates durch den Terror der RAF.In den letzten Jahrzehnten ist ein ausgeprägtesSelbstbewusstsein gewachsen, das jedochweit von der Hybris und dem Dominanzstrebenentfernt ist, mit denen Deutschlandfrüher assoziiert wurde. Die Mehrheitder Bürger sieht Deutschland heute als einLand, das großen internationalen Einflussbesitzt und selbstbewusst mit anderen Ländernumgeht, aber auch als Land, das seinenEinfluss vor allem geltend macht, um gemeinsameInteressen voranzubringen: 66Prozent der Bevölkerung sehen Deutschlandin einer Vermittlerrolle, als Land, das aufAusgleich und Stabilität bedacht ist, 62 Prozentsehen es als Motor der europäischen Integration.Die weltpolitische Bedeutung desLandes wie die Pflichten, die daraus erwachsen,werden ohne große Begeisterung nüchternakzeptiert. Das gilt auch für die Beteiligungan Militäreinsätzen, die zwar bei derMehrheit Unbehagen auslösen, gleichzeitigaber als Bestandteil der Bündnispflichtenfür unvermeidbar gehalten werden.Seine Bürger sehen Deutschland heute zudemals weltoffen und tolerant. Die Mehrheithat nicht nur keinerlei Zweifel, dassDeutschland heute international Respektgenießt; sie geht auch davon aus, dass dieDeutschen sechzig Jahre nach dem Endedes Zweiten Weltkriegs bei anderen Völkernbeliebt sind. 56 Prozent der Bürgersind überzeugt, dass Deutsche heute in derWelt geschätzt werden; nur 21 Prozent haltensich für unbeliebt.Dieses Selbstbewusstsein fußt in hohemMaße auf der wirtschaftlichen Leistungsbilanzder letzten Jahrzehnte und den Eigenschaften,die diesen wirtschaftlichen Erfolgermöglichten. Für die überwältigende Mehrheitder Bevölkerung steht Deutschland vorallem für Qualität und Präzision, fürHightech, Leistungsbereitschaft und Kreativität.Insbesondere die Begabung für dieKonstruktion komplexer Technologien istein zentraler Aspekt des deutschen Selbstbewusstseins.So ist die überwältigende Mehrheitdavon überzeugt, dass Deutsche nichtnur besonders begabte Autokonstrukteuresind, sondern auch eine besondere Begabungfür den Bau komplexer Industrieanlagenhaben wie für den Bau von Schiffen und-Straßen. In den vergangenen zwanzig Jahrenhat sich dieser Stolz auf die deutsche Ingenieurkunstimmer mehr mit der Überzeugungverbunden, dass es ebenfalls typischdeutsch ist, Umweltschutz auch als technischeHerausforderung zu begreifen undHightech, Industrie und Umwelt miteinanderzu versöhnen.Die Bürger sind mehrheitlich davon überzeugt,dass Deutschland heute in vieler

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