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art maxx - KUNST Magazin

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Das ist eigentlich kein Kunstwerk, sondern ein Spruch.<br />

Ich sehe in ihm v. a. das Motto unserer Arbeit als<br />

Steuerberater. Wir müssen zwar Perfektionisten sein<br />

und dennoch akzeptieren, dass alles seine Grenzen<br />

hat.<br />

Unter deinen Klienten gibt es eine Menge Galeristen<br />

und Künstler. Zahlen sie ihre Rechnungen in Form<br />

von Kunstwerken?<br />

Es ist leider nicht möglich, das Berufliche und die private<br />

Leidenschaft immer der<strong>art</strong> eng zu verknüpfen – die<br />

Mitarbeiter der Kanzlei oder unsere Stromrechnung<br />

können wir leider nicht mit Kunst bezahlen. Bei großen<br />

Künstlern geht die Verrechnung auch gar nicht, weil<br />

unsere Honorare gar nicht so hoch sind. Manchmal<br />

mache ich das aber mit jungen Künstlern und nehme<br />

für die Steuererklärung anstelle der Bezahlung eine<br />

Arbeit. Das kann ja auch eine Form der Unterstützung<br />

sein, von der dann sogar beide Seiten profitieren!<br />

Inwieweit spielt Eitelkeit beim Sammler eine Rolle,<br />

das Gefühl, den richtigen Riecher gehabt zu haben?<br />

Ich habe von Peter Doig einmal eine Arbeit für 800<br />

DM gekauft, die heute ein Tausendfaches wert ist. Das<br />

freut einen natürlich sehr. Es ist immer spannend, die<br />

Entwicklung eines Künstlers mitzuverfolgen. Aber die<br />

Wertsteigerung ist nun wirklich nicht das Wichtigste.<br />

Ich habe viele Arbeiten, die im Wert nicht so schnell<br />

gestiegen sind und die natürlich trotzdem tolle<br />

Arbeiten sind.<br />

In Berlin ist in den letzten Jahrzehnten viel passiert.<br />

Wie würdest du diese Zeitspanne beschreiben?<br />

Ende der 80er-Jahre stagnierte es in Berlin und wurde<br />

dann Mitte der 90er-Jahre wieder richtig gut. Als viele<br />

Künstler aus dem In- und Ausland nach Berlin zogen<br />

und sich eine Galerie-Szene formierte, wurde es sehr<br />

spannend. Als „Kunst-Steuerberater“ habe ich eine<br />

ganze Reihe von Künstlern und Galeristen begleiten<br />

dürfen, die heute zur Welt-Elite der Kunst gehören.<br />

Das ist natürlich groß<strong>art</strong>ig. Vor allem, dass so viele<br />

Mandate bis heute andauern.<br />

Wie viel Substanz hat die Kunst- und Galerienszene<br />

in Berlin und wie lange hält deiner Meinung nach<br />

dieser Erfolg an?<br />

Das Problematische an Berlin ist, dass es hier zu wenig<br />

Sammler gibt. Den Ausgleich schaffen jedoch die<br />

vielen Galerien, die internationale Sammler regelmäßig<br />

in die Stadt holen, weil man hier in kurzer Zeit sehr<br />

viel sieht und die Künstler besuchen kann. Da Lofts<br />

und Ateliers im Vergleich zu London, Paris oder New<br />

York sehr günstig sind, haben die Künstler in Berlin<br />

sehr gute Arbeitsbedingungen. Insgesamt macht so der<br />

Standortvorteil die geringe Sammlerdichte wett. Ich<br />

denke, das wird bis auf Weiteres auch nicht einfach<br />

abreißen.<br />

Wie groß ist die Zeigefreude als Sammler?<br />

Ich zeige die Arbeiten immer gerne und freue mich,<br />

Birgit Dieker: Organsack, 00<br />

got really good. Many <strong>art</strong>ists from Germany and abroad<br />

moved to Berlin and created a gallery scene here, and<br />

that was very exciting. As an ‘<strong>art</strong>s’ tax consultant I’ve<br />

had the privilege of working continuously with a great<br />

number of <strong>art</strong>ists and gallerists who now belong to the<br />

world’s elite in <strong>art</strong>. And of course that’s wonderful<br />

– p<strong>art</strong>icularly the fact that we’ve retained so many<br />

clients right up to the present.<br />

How substantial is the <strong>art</strong> and gallery scene in Berlin,<br />

and how long, in your opinion, is this success going<br />

to continue?<br />

The problem with Berlin is that there aren’t enough<br />

collectors here. That is, however, compensated by<br />

the large number of galleries that regularly attract<br />

international collectors to the city because here you<br />

can see a lot of <strong>art</strong> and meet the <strong>art</strong>ists in short period<br />

of time. The lofts and ateliers are considerably cheaper<br />

here than in London, Paris and New York, and thus the<br />

<strong>art</strong>ists in Berlin have rather good working conditions.<br />

By and large, the advantages of the city make up for<br />

the lack of collectors here. In my view, that won’t<br />

change in the near future.<br />

How much pleasure does the collector take in showing<br />

the works he’s collected?<br />

I like to show the works I have, and I’m always happy<br />

when guests at the office or at home take an interest in<br />

the works or request a tour. It’s fun to see how others<br />

also enjoy the works we’ve collected.<br />

wenn jemand im Büro oder zu Hause daran Interesse<br />

hat oder nach einem Rundgang fragt. Es macht Spaß<br />

zu sehen, wie sich andere über die gesammelten<br />

Arbeiten mitfreuen.<br />

Gibt es eine große Schau oder Kataloge, in denen ihr<br />

eure Sammlung der Öffentlichkeit vorstellt?<br />

Nein, das haben wir bisher nicht getan. Wenn ich<br />

gefragt werde, würde ich darüber nachdenken, aber<br />

ich weiß nicht, ob unsere Sammlung so eine große<br />

Bedeutung hat. Vor zwei Jahren habe ich jedoch<br />

angefangen, alles zu sortieren und zu archivieren, um<br />

nicht den Überblick zu verlieren.<br />

Ich stelle mir das Sammlerdasein wie eine Art<br />

Lebensgefühl vor. Ist das so?<br />

Ja, das ist allgegenwärtig. Überall, egal ob in der Kanzlei<br />

oder zu Hause, hängen Arbeiten, zu denen man eine<br />

enge Bindung hat. Auch durch die vielen Freunde und<br />

Bekannten im Kunstbereich wird natürlich ein großer<br />

Teil des Lebens davon geprägt. Das ist eine tagtägliche<br />

Bereicherung.<br />

Jetzt, fast am Jahresende: Was hat dich 2010<br />

begeistert?<br />

Besonders angesprochen haben mich in diesem Jahr<br />

drei malerische Positionen: Billy Childish, Wawrzyniec<br />

Tokarski und immer wieder Herbert Volkmann. Die<br />

konnte ich zum Glück auch alle meiner Sammlung<br />

hinzufügen bzw. vorhandene Werkgruppen ergänzen.<br />

Frage aus dem Publikum:<br />

Was sagen Sie zu Kunst als Anlage-Klasse?<br />

Wenn man gut kauft, kann man sein Geld mit<br />

Sicherheit sehr gut anlegen. Es wird aber auch immer<br />

Fälle geben, wo man ein bisschen danebenliegt,<br />

deswegen sollte Wertanlage nie das alleinige Motiv<br />

für das Sammeln sein. Allerdings kann einem das<br />

mit Immobilien oder Aktien genauso passieren. Es ist<br />

legitim, Kunst als Wert zu sehen, weil man auch viel<br />

Geld dafür ausgibt. Es geht nicht nur darum, etwas<br />

Schönes an der Wand zu haben, sondern auch darum,<br />

die Werte zu erhalten. Man muss nur vorsichtig sein<br />

und sich gut beraten lassen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Manfred Herrmann!<br />

Frau Schulze-Herrmann: Ich möchte gern die<br />

Gelegenheit ergreifen und allen danken, die hier sind<br />

und unser Leben bereichert haben. Die Kunst belebt<br />

das Leben, das ist das Schöne daran.<br />

Unser Moderator, der Soziologe Jan Kage alias Yaneq, spricht<br />

jeden Donnerstag um 9h in seiner Sendung „Radio Arty“<br />

mit Künstlern und Kuratoren auf 00,6 MotorFM.<br />

Das Gespräch finden Sie in ungekürzter Form auf<br />

www.kunstmagazin.de<br />

Do you have a catalogue or is there an exhibition where<br />

you present your collection to the larger public?<br />

No, we haven’t done that yet. If I were asked to, I<br />

would consider it, although I don’t know whether our<br />

collection has such a great significance. But two years<br />

ago I began to sort out and record the works in the<br />

collection, just to make sure that I wasn’t losing track<br />

of what we’ve got.<br />

I imagine that the collector’s existence is based upon<br />

a certain feeling for life. Is that true?<br />

Yes, and it’s everywhere. Everywhere – whether at the<br />

office or at home – there are works of <strong>art</strong> that we feel<br />

closely connected to. And thanks to the many friends<br />

and acquaintances in the field of <strong>art</strong>, a large p<strong>art</strong> of<br />

our life is defined by <strong>art</strong>. That is a daily personal<br />

enrichment.<br />

Now that the year is almost over, what inspired you<br />

most of all during 2010?<br />

This year I felt p<strong>art</strong>icularly intrigued by three painters:<br />

Billy Childish, Wawrzyniec Tokarski and Herbert<br />

Volkmann, whose works have often intrigued me in<br />

the past. Fortunately I managed to add all of them to<br />

my collection, or to supplement the already existing<br />

groups of works.<br />

Question from the audience:<br />

What can you say about <strong>art</strong> as a type of investment?<br />

If you buy carefully, it certainly is a good way to invest<br />

your money. But there will also be cases where the<br />

acquisitions don’t quite pay off; and for that reason,<br />

the investment should not be the only motive for<br />

collecting, although the same thing can happen with<br />

real estate or stocks. It is legitimate to view <strong>art</strong> as a<br />

value, since you also pay a lot of money for it. But it’s<br />

not only a question of owning something beautiful to<br />

hang on the wall; it’s also a question of maintaining the<br />

value of the investment. You only have to be careful<br />

here and to seek good advice.<br />

Thank you, Manfred Herrmann, for the<br />

conversation!<br />

Mrs Schulze-Herrmann: I’d like to take this<br />

opportunity to thank all the people here who have<br />

enriched our lives considerably. Art enlivens life, and<br />

that’s the beautiful thing about it.<br />

Our moderator, the sociologist Jan Kage, alias Yaneq,<br />

moderates the radio programme “Radio Arty” (MotorFM,<br />

00,6) with guest <strong>art</strong>ists and curators every Thursday at<br />

7pm.<br />

You will find this conversation unabbreviated at:<br />

www.kunstmagazin.de<br />

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