V e r k e h r125 Jahre Ledischiffe –ein guter Grund zum FeiernÖkologisch sinnvoller Transport von Gütern ist ein top aktuelles Thema, das auf dem Zürichsee auf eine langjährigeTradition zurückblicken kann. So besteht der Verband der Motorlastschiffbesitzer am Zürich- und Walensee(MLSV) bereits bemerkenswerte 125 Jahre.Zur Feier lud der MLSV zu einem Jubiläumstagauf dem Zürichsee ein.Der ehemalige Präsident des MLSV,Guido Ernst, führte durch das Kieswerk derKIBAG, wobei er vom Abbau über den Verladund Transport, bis hin zur Destinationdes abgebauten Nuoler Kieses erzählte.Überhaupt haben der Abbau von Rohstoffenund der Transport über den Seeweg amObersee eine lange Tradition.125 Jahre TraditionIm April 1887 gründeten 26 Schiffsleute eineSchiffergesellschaft mit dem Ziel, sich gegenseitigbei Unglücksfällen zu unterstützen,gemeinsam die Wahrung der Schifffahrtsinteressenwahrzunehmen und eine Aufbesserungihrer Rendite mit einem gemeinsamenTarif zu sichern. Sie verpflichteten sich, Steine,Sand und Kies von Bäch, Freienbach oderPfäffikon zu einem festgesetzten Tarif nachZürich zu transportieren. Die junge Schiffergesellschaftentwickelte sich vorzüglich. Umdie Jahrhundertwende brach jedoch mit derKonkurrenz durch die Eisenbahn eine neueDie alte Werkstatt auf der Bätzimatt ist ein Industriedenkmal: Alle Maschinen können je nach Bedarf über Transmissionsriemenzugeschaltet werden, angetrieben von einem einzigen Dieselmotor.18 <strong><strong>Schwyz</strong>er</strong> panda 3/2012
V e r k e h rGuido Ernst von der KIBAG führte durch die 125 Jahre Ledischifffahrt-Geschichte(links). «Interessanterweise ist die Stadt Zürich auf Sand und Kies vom Oberseegebaut», so Ulrich Widmer (rechts).Zeit an. Mit dem Einzug von neuen Techniken,dem Ausbau der Kieswerke und demSchrumpfen der Steinbrüche, reduzierte sichdie einst lange Mitgliederliste auf heute nurnoch fünf Unternehmen. Regelmässige undtägliche Ledischiff-Transporte mit Baustoffenwerden heute nur noch von der JMS undder KIBAG durchgeführt. Einige Ledischiffewurden als Gesellschaftsschiffe für Eventsumgerüstet, welche für zahlreiche Anlässegemietet werden können.Eine Schifffahrt, die ist lustig…Bei strahlendem Sonnenschein berichtetBruno Kuster von der J. & A. Kuster SteinbrücheAG auf dem Seeweg zur Bätzimatt,dass sich an der Nordflanke des Buechbergesfrüher ein Steinbruch an den anderengereiht hat. Am Oberen Zürichsee gab eszahlreiche Rohstoffe, die nach Zürich verkauftwurden, weiss Beat Jud, CEO der JMSzu berichten. 1896 entstand in der Bätzimatteine Werkstatt, um Transportschiffeund Schwimmbagger zu überholen. Gebäudeund Maschinen sind heute noch in gutfunktionierendem Originalzustand zu bestaunen- ein Museum der besonderen Art.Die Bätzimatt ist heute ein Naturschutzgebietvon nationaler Bedeutung und grosserWichtigkeit.Ökologisch sinnvollUlrich Widmer, CEO der KIBAG verdeutlicht,wie sinnvoll der Ledischiff-Transportaus ökologischer und ökonomischer Sichtist. So kann die «Saturn», das grösste Ledischiff,mit seinen 800 Tonnen Nutzlast soviel Material wie etwa 40 LKWs transportieren.Wobei die Transportkosten mit Lastwagenetwa dreimal so hoch sind. In wenigenJahren müssen auch bei Schiffen Partikelfiltereingebaut werden, dann fahren dieLedischiffe nicht nur sparsam, sondernauch sauber. Jede Tonnne, welche mit demLedischiff transportiert wird, belastet dieUmwelt viel weniger, als wenn der Transportmit Lastwagen erfolgte. Ulrich Widmererklärt, dass die Kiesindustrie diejenigeBranche ist, welche sehr viel Geld für denUmwelt- und Naturschutz ausgibt. So könnenbeispielsweise viele Naturschutzgebietenur dank grossen Infrastrukturbauten derKiesindustrie entstehen.Im sicheren HafenWährend der Fahrt über den rechten Hintergrabenerklärt Beat Jud, dass das Nutzungsrechtfür diesen Kanal über weitere30 Jahre mit Renaturierungsmassnahmenverbunden wurde. Tatsächlich kann manvom Schiff aus zahlreiche Tümpel und Ruderalflächenfür Amphibien entdecken.Beim Kieswerk der JMS wird ein kurzerHalt eingelegt, bei dem eindrücklich zu sehenist, wie stark ein Ledischiff durch dasBeladen mit Kies ins Wasser eintaucht. Sofahren seit 125 Jahren die Ledischiffe regelmässigvom Obersee in Richtung StadtZürich.KATHARINA WEBERDie JMS wertete einen Vernetzungsstreifen als ökologischen Ausgleich längs desHintergrabens auf. Schüler halten diesen neophytenfrei.Saturn: Dieses Ledischiff transportiert gleichviel wie 40 Lastwagen und das für einen Drittel der Transportkosten.<strong><strong>Schwyz</strong>er</strong> panda 3/201219