I. Einleitung1. Hinführende Überlegungen zur ForschungsfrageEntrepreneurship ist ein Thema, das innert wenigen Jahren eine Vielzahl von Forschenden motivierthat, sich dem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln und mit verschiedenen Motiven zu widmen.Deshalb kann heute auf eine Vielzahl von interessanten Forschungsergebnissen zurückgeblickt werden.Neben einer grossen Anzahl von konzeptionellen Arbeiten kann eine noch grössere Zahl an empirischenArbeiten identifiziert werden.Im Zentrum der Untersuchungen steht oft die Frage nach den Motiven, Merkmalen und Faktoren, welcheeine Person bis hin zur gesamten Volkswirtschaft besonders unternehmerisch macht. Parallel wirddabei ebenso intensiv nach den bestimmenden Rahmenbedingungen geforscht, die für die unternehmerischeKraft förderlich oder hinderlich sind. Dass diese Kraft in einem globalisierten Markt bedeutendist, wird mittlerweile nicht mehr in Frage gestellt.Einen Ansatz der Kraftentfaltung kann dabei die gezielte Förderung des Bildungswesens im Allgemeinenund der höheren Ausbildung und der Wissenschaft und Forschung im Speziellen bieten. DieGrundüberlegung liegt darin, dass neue Ideen, Technologien und damit auch künftige Produkte vorallem in einem innovativen, lernförderndem und -forderndem Umfeld entstehen. Es ist deshalb nichtverwunderlich, dass gerade <strong>St</strong>udierende an Universitäten und Fachhochschulen oft Gegenstand vonEntrepreneurship-Untersuchungen sind. 2 Unter dem Begriffspaar Academic Entrepreneurship hat sichdamit ein Forschungsstrang entwickelt, der sich mit Fragen nach der Bedeutung, den <strong>St</strong>rukturen undNutzen und den Entstehungsgründen von Unternehmensgründungen aus universitären und verwandtenInstitutionen beschäftigt. Ein Ziel dieser Aktivitäten muss dabei in der Gewinnung von Erklärungsansätzenliegen, um Handlungsperspektiven für Forschung, Lehre und Praxisförderung aufzuzeigen.2. Unternehmerische Kraft im internationalen VergleichMit dem Forschungsprojekt International Survey on Collegiate Entrepreneurship 3 wird das Ziel verfolgt,dank seiner internationalen Aufstellung bekannte Mängel wie Vergleichbarkeit zwischen denteilnehmenden Ländern oder das Fehlen von Paneldaten zu überwinden. Gleichzeitig besteht die Möglichkeitdank der wiederkehrenden Durchführungen, verschiedene Schwerpunkte zu berücksichtigenund entsprechende Themenschwerpunkte zu bilden.Der Bericht aus dem Jahr 2006 4 hat deutlich aufgezeigt, dass die unternehmerische Kraft der <strong>St</strong>udierendenim internationalen Vergleich unterschiedlich ausfällt. Der Indexvergleich zeigt, dass die <strong>St</strong>udierendenin Deutschland und der Schweiz eine relativ geringe und die <strong>St</strong>udierenden in Liechtenstein,Singapur und Irland eine recht hohe unternehmerische Kraft ausweisen (vgl. dazu Abbildung 1).234Alleine im deutschsprachigen Raum kann eine beachtliche Zahl von solchen <strong>St</strong>udien gefunden werden. Als Repräsentantenund kleiner Auszug aus der Gesamtheit dieser <strong>St</strong>udien können folgende genannt werden: Franke, Lüthje 2000 und2002; Golla, Holi, Klandt 2003; Otten 2000; Görisch 2001; Baum, Kaiser 2002; Baum, Locke u.a. 2001; Kailer 2005;Schwarz, Grieshuber 2002; Fueglistaller, Halter, Blickle u.a. 2004; Fueglistaller, Halter, Hartl 2004; Fueglistaller, Volery,Halter u.a. 2003.Siehe auch www.isce.ch, bereits anfangs 2000 und 2002 wurden erste <strong>St</strong>udien mit <strong>St</strong>udierenden von schweizerischenUniversitäten, der Eidg. Technischen Hochschule und den Fachhochschulen vom <strong>KMU</strong>-<strong>HSG</strong> (Halter, Fueglistaller)durchgeführt, die für den ISCE inhaltlich sowie konzeptionell massgeblich wegweisend waren.vgl. Fueglistaller, Klandt, Halter 2006.2
50.040.035.035.435.935.937.037.337.537.538.439.840.836.430.020.010.00.0HUNSUIGERAUTNORBELFINLIENZLSIN *)IRL *)Intern.Abbildung 1: Index der unternehmerischen Kraft im internationalen Vergleich von <strong>St</strong>udierendenmit wirtschaftsnahen <strong>St</strong>udienfächern 53. Zielsetzung und Vorgehensweise des vorliegenden BeitragesIm Rahmen des Forschungsprojektes ISCE 2006 wurden primär personenorientierte Konstrukte 6 berücksichtigt,welche die unternehmerische Kraft zu erklären versuchen. Das Ziel des vorliegendenBeitrages ist deshalb die Auseinandersetzung mit den beiden Fragen, ob die Übersetzungsleistungenals adäquat bezeichnet werden können und wie gut sich die Konstrukte für den internationalen Vergleicheignen. Die erste Forschungsfrage lautet deshalb: Werden die Konstrukte über die fünf eingesetztenSprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Finnisch und Ungarisch zielführend abgebildet?Wenn festgestellt werden kann, dass sich die Konstrukte als brauchbar erweisen, gilt es zu untersuchen,wie diese als Erklärungsgrösse für die unternehmerische Kraft der <strong>St</strong>udierenden eingesetzt werdenkönnen. Deshalb lautet die zweite Forschungsfrage: Wie stark korrelieren die Konstrukte mit derunternehmerischen Kraft der <strong>St</strong>udierenden?Zu diesem Zweck wird in einem ersten Schritt kurz auf die Literatur eingegangen und ein Bezugsrahmenbeschrieben (Hauptteil II). Die theoretische Fundierung wird bewusst kurz gehalten, da der Fokusdes vorliegenden Beitrages auf der statistischen Analyse und Prüfung liegt. In einem zweiten Schrittgilt es der ersten Forschungsfrage nachzugehen (Hauptteil III). Entsprechend wird je Konstrukt fürjedes Land eine explorative Faktoranalyse sowie im Anschluss eine Reliabilitätsanalyse für die definiertenKonstrukte durchgeführt. Die Ergebnisse davon werden zum einen in tabellarischer Form imAnhang abgebildet, zum anderen werden die daraus entstanden Erkenntnisse, Interpretationen und vorallem Entscheidungen für die Zusammensetzung der Konstrukte im Text dokumentiert. Schliesslichwird im letzen Teil der gesamte Datensatz einer Korrelationsanalyse unterzogen, wobei wir neben den56Fueglistaller, Klandt, Halter 2006, dort im Anhang: Der Index setzt sich aus dem <strong>St</strong>and der unternehmerischen Tätigkeitsowie die dazu hinführenden Aktivitäten zusammen. * = nicht für das ganze Land repräsentativ.Unter Konstrukten verstehen wir in diesem Kontext ein Set von Faktoren, die sich teilweise aus bereits getesteten undneu entwickelten Faktoren zusammensetzen. Es handelt sich dabei um fünf Konstrukte: Persönlichkeitseigenschaften,Motive, Fähigkeiten / Kompetenzen, Locus of Control sowie Hürden.3