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Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft

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diesem Auftrag verpflichtet und wird dieser besser erledigt,<br />

als an jedem anderen Ort unserer <strong>Gesellschaft</strong>, so sind die<br />

Turn- und Sportvereine für unsere <strong>Gesellschaft</strong> unverzichtbar.<br />

Kann diesen Empfehlungen zugestimmt werden, so kann<br />

abschließend die Frage noch einmal gestellt werden, was das<br />

Besondere des Turn- und Sportvereins ist und warum ihm zu<br />

wünschen ist, dass er zukunftsfähig bleibt. Ist der Verein ein<br />

Dienstleistungsunternehmen, so kann er allenfalls auf Mitglieder<br />

verweisen, die für ihren Mitgliedsbeitrag "Waren" bzw.<br />

Leistungen wünschen, die ihrem Mitgliedsbeitrag entsprechen.<br />

Solche Mitglieder interessieren sich nicht dafür, ob ein Kind<br />

von einem Verein betreut wird, das in der Nachbarschaft in<br />

schwierigen Verhältnissen lebt. Solche Mitglieder sind nicht<br />

bereit, sich als Solidargemeinschaft für einen verantwortungsvollen<br />

und pädagogisch wertvollen Kinder- und Jugendsport<br />

einzusetzen. Solche Mitglieder sind nicht bereit, mit ihrem<br />

Jahresbeitrag einen Solidarbeitrag zu Gunsten des Wettkampf-<br />

rund um die Uhr <strong>Von</strong> Karl Hoffmann<br />

Der Verein für Akrobatik Motor Leipzig betreut eine Gruppe älterer<br />

Frauen ab 70 Jahre. Die Übungen finden als Stuhlgymnastik und<br />

in Form kleiner Bewegungsspiele statt. Das anschließende Kaffeetrinken<br />

tut der fröhlichen Gemeinschaft zusätzlich gut. "Kinderwelt<br />

ist Bewegungswelt" titelt die Turngemeinde 1879 Traisa. Drei<br />

Tage in der Woche ist zunächst eine Thematik vorgegeben: "die<br />

Sinne beleben", "den Körper erleben", "die Natur erkunden".<br />

Reichlich Raum bleibt für ungebundenes Spielen, Bewegen und<br />

Toben. Mit dem gemeinsamen Frühstück um 9.00 Uhr beginnt der<br />

Tag in diesem Kinder-Sport-Treff.<br />

Im Integrativen Treff Rostock können Eltern mit ihren Kindern<br />

gemeinsam Sport treiben. Zugleich werden Parallelangebote<br />

gemacht. Verantwortung und Organisation im Göttinger Netzwerk,<br />

das immer freitags von 20.30 bis 23.00 Uhr Jugendliche<br />

zwischen 14 und 18 Jahren zum schweißtreibenden "Moonsport"<br />

anregt, teilen sich sechs Sportvereine, dazu Schulen, die Universität,<br />

die Stadt Göttingen sowie die Jugendhilfe. Ab 6.00 Uhr<br />

besteht die Möglichkeit zum Frühschwimmen in der Vereinsanlage<br />

der Schwimmvereinigung Krefeld 1972. Bis 21.00 Uhr kann das<br />

Becken genutzt werden. Das sind ganze 15 Stunden pro Tag in<br />

Vereinsregie. Familien werden außerdem noch speziell mit Öffnungszeiten<br />

an Wochenenden und während der Feiertage<br />

umworben.<br />

Sportzeiten und Inhalte der Angebote sind wichtige technische<br />

Merkposten und Voraussetzungen dafür, dass sich Wohlgefühl<br />

und mehr Freude am Leben einstellen. Die älteren Vereine haben<br />

den unschätzbaren Vorteil der gewachsenen, sich vom Alter her<br />

ständig entwickelnden und ergänzenden Gruppen. Im Männer-<br />

sports zu leisten. Steht hingegen das Gemeinwohl in einem<br />

Verein im Mittelpunkt, so muss es für einen Verein vorrangig<br />

darauf ankommen, dass er für Kinder und Jugendliche attraktive<br />

Programme unterbreitet, dass er für seine Mitglieder ein<br />

Ort der Privatheit ist, dass sich der Verein als lokaler Gegenpol<br />

gegenüber aller Globalisierung auszeichnet. Schon seit längerer<br />

Zeit ist zu erkennen, dass für die Menschen die Gemeinde<br />

und der Ort, wo sie leben, zwangsläufig eine immer größere<br />

Bedeutung erhalten müssen angesichts der bindungslosen<br />

globalen Welt. Im Lokalen sucht man die Bindung, die anderenorts<br />

verloren gegangen ist. Dem Turn- und Sportverein<br />

kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Wenn man ihn nicht<br />

hätte, müsste man ihn erfinden. Die Bindung im Verein darf<br />

dabei keineswegs nur lose sein, Bindung muss sich durch<br />

Stabilität auszeichnen. Bürger benötigen heute soziale Netzwerke,<br />

die ihnen Lebensqualität ermöglichen. Vereine können<br />

dabei als zentrales Lebenselexier wahrgenommen werden.<br />

Leistet dies ein Verein, so ist er konkurrenzlos.<br />

turnverein 1846 Ludwigsburg halten es<br />

40- bis 80-jährige Sportler problemlos<br />

miteinander aus: bei Gymnastik mit Musik,<br />

beim Volleyball- und Prellballspielen und<br />

beim gemütlichen Beisammensein. Zwischen<br />

25 und 77 Jahre sind 15 Teilnehmerinnen einer Übungsstunde<br />

im Turnverein Bürgstadt alt. Die Generationenfrage ist da<br />

offensichtlich kein Thema.<br />

Mit guten Einfällen und pfiffigen Ideen lässt sich im organisierten<br />

Vereinssport auf dem Weg zum sportlich-geselligen Miteinander<br />

noch viel erreichen. Der Verein für Leibesübungen Wolfsburg fasst<br />

in Judokursen 7- bis 70-Jährige zusammen. Der Tennis-Verein<br />

Altlünen spielt seit einigen Jahren mit großem Erfolg den Ü-80-<br />

Pokal aus. Eine Spielerin und ein Spieler bilden in vorheriger<br />

Absprache das sportliche Paar. Sie dürfen in der jeweiligen<br />

Zusammensetzung diesen Breitensport-Wettbewerb nur einmal<br />

bestreiten. Die beiden Lebensalter addiert müssen über 80 Jahre<br />

liegen, z. B.: 21 und 68 oder 35 und 47 Jahre.<br />

Neues lässt immer wieder aufhorchen. Bekanntes ist immer<br />

wieder neu, auf- und anregend. Der Besuch eines Lamahofes war<br />

für die Sportgruppe "Menschen mit Behinderungen" im Soester<br />

Turn-Verein und ihre Angehörigen ein ganz besonderes Erlebnis.<br />

Der enge Kontakt mit den zahmen Tieren, auch beim Streicheln<br />

und Bürsten, bleibt lange in Erinnerung. Die Freie Turnerschaft<br />

München-Süd hat Erfolg mit ihrem wöchentlichen Zirkustraining.<br />

Vereinsvorstände auf der Höhe der Zeit erweitern den sportlichen<br />

und gesellschaftlichen Rahmen. Geschäftsführer und Geschäftsstellen<br />

lösen die organisatorischen Aufgaben. Das sind keine<br />

Fragen von Ehrenamt, Haupt- oder Nebenberuflichkeit. Entscheidend<br />

ist die Übereinstimmung in den Zielen und die Einbindung<br />

möglichst aller Mitglieder auf dem Weg in eine viel versprechende<br />

Vereinszukunft.<br />

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