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ADSORPTION UND REDUKTION VON KOHLENDIOXID AN ...

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<strong>ADSORPTION</strong> <strong>UND</strong> <strong>REDUKTION</strong><br />

<strong>VON</strong> <strong>KOHLENDIOXID</strong><br />

<strong>AN</strong> ÜBERG<strong>AN</strong>GSMETALLEN<br />

DISSERTATION<br />

an der Freien Universität Berlin,<br />

Fachbereich Chemie<br />

eingereicht von<br />

PETER FRIEBE<br />

Berlin, September 1998


1. Gutachter: Prof. Dr. H. Tributsch<br />

2. Gutachter: Prof. Dr. J. K. Dohrmann<br />

Tag der Disputation: 10. 12. 1998


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 EINFÜHRUNG 1<br />

2 ZIELSETZUNG 4<br />

2.1 REAKTIONSWEG 4<br />

2.2 <strong>ADSORPTION</strong> 5<br />

2.3 QU<strong>AN</strong>TIFIZIERUNG DER CO2-<strong>ADSORPTION</strong> 6<br />

3 PL<strong>AN</strong>UNG DER ARBEIT 7<br />

3.1 AUSWAHL DER METALLE 7<br />

3.2 AUSWAHL DER TECHNIKEN 8<br />

4 GR<strong>UND</strong>LAGEN 10<br />

4.1 CHEMIE DES CO2 11<br />

4.1.1 EIGENSCHAFTEN, VORKOMMEN <strong>UND</strong> <strong>AN</strong>WENDUNGEN 11<br />

4.1.2 CO2 IN WÄßRIGER LÖSUNG 12<br />

4.2 ELEKTROCHEMISCHE GR<strong>UND</strong>LAGEN 13<br />

4.2.1 <strong>ADSORPTION</strong> <strong>AN</strong> DER ELEKTRODE 14<br />

4.2.2 DIE STROMDURCHFLOSSENE ELEKTRODE 15<br />

4.3 EINGESETZTE TECHNIKEN 15<br />

4.3.1 CYCLOVOLTAMMETRIE 16<br />

4.3.2 DIFFERENTIELLE ELEKTROCHEMISCHE MASSENSPEKTROSKOPIE (DEMS) 16<br />

4.3.3 INFRAROT-SPEKTROSKOPIE 18<br />

4.3.3.1 Lichtreflexion an Metallen 18<br />

4.3.3.2 Die Oberflächenauswahlregel 19<br />

4.3.3.3 Die Infrarotbanden von CO2<br />

19<br />

4.3.3.4 Meßtechniken 20<br />

4.3.4 ELEKTROCHEMISCHE QUARZ-MIKROWAAGE 21<br />

4.3.4.1 Kontakt des Schwingquarzes mit flüssigen Medien 22<br />

4.3.5 DIE ELEKTROCHEMISCHE DRUCKMESSZELLE (EDMZ) 24<br />

5 EXPERIMENTELLES 27<br />

5.1 TECHNIKEN <strong>UND</strong> DEREN GR<strong>UND</strong>LAGEN 27<br />

5.1.1 DIFFERENTIELLE ELEKTROCHEMISCHE MASSENSPEKTROSKOPIE (DEMS) 27<br />

5.1.2 INFRAROTSPEKTROSKOPIE (FTIR) 29<br />

5.1.3 ELEKTROCHEMISCHE QUARZ-MIKROWAAGE 30<br />

5.1.4 ELEKTROCHEMISCHE DRUCKMEßZELLE (EDMZ) 32<br />

5.2 ELEKTROCHEMIE 36<br />

5.2.1 ELEKTRODENPRÄPARATION 36<br />

5.2.2 ELEKTROLYT: PH-KORREKTUR 37<br />

- I -


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION 39<br />

6.1 I/U-KENNLINIEN 39<br />

6.1.1 PLATIN 40<br />

6.1.2 RHENIUM 41<br />

6.1.3 KUPFER 42<br />

6.2 DIFFERENTIELLE ELEKTROCHEMISCHE MASSENSPEKTROSKOPIE (DEMS) 44<br />

6.2.1 BEOBACHTUNG <strong>VON</strong> SORPTIONSPROZESSEN MIT DEMS 44<br />

6.2.1.1 Sorption im Potentialsprung 44<br />

6.2.1.2 Sorption in der Cyclovoltammetrie 49<br />

6.2.1.3 Elektrochemische CO2-Adsorption an Aktivkohle-Elektroden 55<br />

6.2.2 PRODUKT<strong>AN</strong>ALYSE MIT DEMS 56<br />

6.2.3 ZUSAMMENFASSUNG DER DEMS-ERGEBNISSE 60<br />

6.3 DIE ELEKTROCHEMISCHE QUARZ-MIKROWAAGE (EQMB) 61<br />

6.3.1 PLATIN 62<br />

6.3.1.1 Platin / Stickstoff 62<br />

6.3.1.2 Platin / Kohlendioxid 64<br />

6.3.2 RHENIUM 65<br />

6.3.3 KUPFER 67<br />

6.3.4 ZUSAMMENFASSUNG DER EQMB-ERGEBNISSE 69<br />

6.3.4.1 Umrechnung der Schwingungsantwort in Massenänderung 69<br />

6.3.4.2 Kritische Betrachtung der Ergebnisse 70<br />

6.4 FTIR-SPEKTROSKOPIE 71<br />

6.4.1 PLATIN 71<br />

6.4.2 RHENIUM 77<br />

6.4.3 KUPFER 77<br />

6.4.4 ZUSAMMENFASSUNG DER FTIR-ERGEBNISSE 79<br />

6.5 DIE ELEKTROCHEMISCHE DRUCKMEßZELLE (EDMZ) 81<br />

6.5.1 CHARAKTERISIERUNG DER ZELLEIGENSCHAFTEN 81<br />

6.5.2 QU<strong>AN</strong>TIFIZIERUNG DER MEßSIGNALE 90<br />

6.5.3 BESTIMMUNG DER ELEKTRODENFLÄCHE AUS DEM STROMVERHÄLTNIS 92<br />

6.5.4 CO2-OBERFLÄCHENKONZENTRATION Γ <strong>AN</strong> PLATIN, RHENIUM <strong>UND</strong> KUPFER 94<br />

6.5.4.1 Platin 94<br />

6.5.4.2 Rhenium 96<br />

6.5.4.3 Kupfer 97<br />

6.5.5 ERMITTLUNG DER MONOLAGENBEDECKUNG 99<br />

6.5.5.1 Abschätzung des Platzbedarfs 99<br />

6.5.5.2 Berechnung der CO2-Bedeckung in Monolagen 101<br />

6.5.6 REVERSIBILITÄT DER CO2-<strong>ADSORPTION</strong> <strong>AN</strong> AKTIVKOHLE 102<br />

6.5.7 ZUSAMMENFASSUNG DER EDMZ-ERGEBNISSE 104<br />

- II -


6.6 VERGLEICH DER ERGEBNISSE DER <strong>AN</strong>GEWENDETEN TECHNIKEN 106<br />

6.6.1 VERGLEICH DER EINSATZPOTENTIALE 106<br />

6.6.2 VERGLEICH DER QU<strong>AN</strong>TITATIVEN ERGEBNISSE <strong>VON</strong> EQMB <strong>UND</strong> EDMZ 108<br />

6.6.3 VERGLEICH ZWISCHEN ADSORBATMENGE <strong>UND</strong> ÜBERGEG<strong>AN</strong>GENER LADUNG 110<br />

6.7 BEEINFLUSSUNG DES ONSET-POTENTIALS DER CO2-<strong>REDUKTION</strong>SPRODUKTE 112<br />

6.7.1 KOMBINATION <strong>VON</strong> KUPFER MIT <strong>AN</strong>DEREN ÜBERG<strong>AN</strong>GSMETALLEN 112<br />

6.7.2 VERBESSERUNG DER KATALYSE DURCH CO<strong>ADSORPTION</strong> <strong>VON</strong> CO2 113<br />

6.7.3 ELEMENTAR<strong>AN</strong>ALYSE DER ELEKTRODE 117<br />

6.7.4 THERMODYNAMISCHE <strong>UND</strong> MECH<strong>AN</strong>ISTISCHE BETRACHTUNGEN 121<br />

7 ZUSAMMENFASSUNG 125<br />

8 AUSSICHTEN 127<br />

9 LITERATURVERZEICHNIS 128<br />

- III -


1 EINFÜHRUNG<br />

Der weitaus größte Teil der heute weltweit verbrauchten Energie entsteht aus der<br />

Verbrennung der fossilen Kohlenstoffverbindungen Kohle, Erdgas und Erdöl. Aufgrund<br />

der noch reichlichen Verfügbarkeit und der industriellen Entwicklung wächst der<br />

Verbrauch dieser Ressourcen in allen Verbrauchssektoren (Wärme, elektrische Energie,<br />

Verkehr) stark an. Fossile Energieträger decken derzeit weltweit etwa 75 Prozent des<br />

Bedarfs an Prozeß- und Heizwärme, 2/3 des Bedarfs zur Erzeugung elektrischer Energie<br />

und zur Gänze den Bedarf an Treibstoffen. Einem jährlichen Verbrauch von etwa 10 Mrd. t<br />

SKE (Steinkohleeinheiten) stehen gesichert ca. 1100 Mrd. t SKE als wirtschaftlich<br />

gewinnbarer Menge fossiler Energie gegenüber. Auch wenn die Gesamtmenge prinzipiell<br />

zugänglicher fossiler Energie weitaus größer ist, kann man nicht verleugnen, daß die<br />

Vorkommen an preisgünstiger Kohle, Erdöl und Erdgas auf die nächsten Jahrzehnte bzw.<br />

Jahrhunderte beschränkt ist.<br />

Die immensen Mengen kohlenstoff-gebundener Energieträger haben sich im Verlauf<br />

der letzten hunderten Mio. Jahren photosynthetisch aus Kohlendioxid und Wasser gebildet.<br />

Seit der Industrialisierung vor etwa 200 Jahren wird der seit dem Kambrium sich füllende<br />

fossile Speicher solarer Energie rapide geleert. Dies führt nicht nur die unausweichlichen<br />

Folgen der Energieverknappung mit sich, sondern birgt auch noch die Gefahren der bei der<br />

Energieumwandlung entstehenden Emissionen. Diese sind im wesentlichen Kohlendioxid,<br />

Schwefeldioxid, Stickoxide, Kohlenmonoxid und Staub. Ebenfalls umweltrelevantes<br />

Methangas tritt bei der Förderung von Kohle sowie Erdgas aus.<br />

Die Emissionen der Verbrennungs-Nebenprodukte SO2, NOx, CO und Staub konnte<br />

in den letzten Jahren zumindest in den industriell entwickelten Ländern erfolgreich durch<br />

die Entwicklung von Rauchgasentschwefelungsanlagen, Filteranlagen sowie geeigneter<br />

Katalysatoren verringert werden. Das Hauptprodukt der Verbrennung fossiler Energien,<br />

CO2, ist jedoch prinzipiell nicht zu eliminieren. Zwar hat eine Weiterentwicklung in der<br />

Verbrennungstechnik von Motoren und Kraftwerken zu einer merklich besseren Nutzung<br />

der eingesetzten Brennstoffe geführt, spätestens jedoch seitdem der Einfluß von Kohlendioxid<br />

auf den Wärmehaushalt der Erde (erste Arbeiten hierüber stammen aus dem Jahr<br />

1896) und der menschengemachte Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre (von<br />

etwa 0,28 ‰ um 1800 auf etwa 0,36 ‰ 1995) bekannt wurde, muß über neue Techniken<br />

nachgedacht werden, die eine Energieversorgung der wachsenden Menschheit nachhaltig<br />

sicherstellt.<br />

- 1 -


1 EINFÜHRUNG<br />

Selbstverständlich besteht die Möglichkeit, das bei der Verbrennung entstehende<br />

CO2 abzutrennen (z.B. durch ausfrieren, Membrantrennung oder chemische Absorption)<br />

und zu deponieren (in Ozeanen, ehemaligen Salz-, Öl- oder Gaslagerstätten). Doch ist dies<br />

mit erheblichem technischen Aufwand verbunden und die langfristige Entsorgung noch<br />

nicht gesichert.<br />

Die Kernenergie besitzt - da als Energiequelle nichtfossile Brennstoffe herangezogen<br />

werden- den Vorteil, daß hier große Mengen elektrischer Energie ohne wesentliche<br />

Entstehung von Treibhausgasen produziert werden können. Von Nachhaltigkeit kann,<br />

zumindest bei der Kernspaltung, angesichts der noch immer problematischen Frage des<br />

Transports und der Endlagerung der Brennstäbe nicht die Rede sein. Die Entwicklung der<br />

Kernfusion ist noch nicht weit genug vorangeschritten, um zuverlässige Aussagen über<br />

ihre Einsetzbarkeit zu treffen.<br />

Die erneuerbaren Energiequellen, hierzu zählen im wesentlichen das direkt eingestrahlte<br />

Sonnenlicht, die Wasser- und Windenergie und die Biomasse, besitzen zwar den<br />

Nachteil der begrenzten Verfügbarkeit. Jedoch ist allein hier von einer Energieform zu<br />

sprechen, die eine mittelfristig realisierbare nachhaltige Nutzung verspricht. Die Entwicklung<br />

geschlossener Energiekreisläufe, beispielsweise basierend auf der Erzeugung und<br />

Verbrennung von Wasserstoff, demonstriert, wie effizient eine ökologische Energieversorgung<br />

gestaltet werden kann.<br />

In den meisten Bereichen ist die Nutzung der regenerativen Energiequellen noch<br />

stark entwicklungsfähig, verglichen mit dem hohen Stand der Technik z.B. bei Verbrennungsmotoren<br />

oder Turbinen. Bei vielen Technologien gesellen sich zum Nachteil der<br />

Verfügbarkeit die der Materialprobleme - wie z.B. Wasserstoffversprödung von Behältern<br />

und Rohrleitungen - und der Kosten.<br />

Daß jedoch die konventionelle und die regenerative Energienutzung nicht in Konkurrenz<br />

zueinander stehen müssen, soll ein wichtiges Ziel dieser Arbeit sein. Schon vor längerer<br />

Zeit wurde ein Energiekreislauf erdacht, der von kohlenstoffhaltigen Verbindungen<br />

ausgeht. Hierbei wird das bei der Verbrennung entstehende CO2 unter Zufuhr von Energie<br />

in eine wieder verbrennbare Form umgewandelt. Die bei dieser Reduktion erforderliche<br />

Energiemenge entspricht – im Idealfall – der Verbrennungsenergie des Brennstoffes und<br />

soll aus regenerativen Quellen stammen.<br />

Dieser Reduktionsverlauf entspricht einem künstlichen Photosyntheseprozeß, bei<br />

dem auch mit Hilfe von Sonnenlicht CO2 in Biomasse umgewandelt wird. Bei dem oben<br />

angedeuteten geschlossenen Kohlenstoff-Energiekreislauf sollen jedoch prozeßtechnisch<br />

leichter handzuhabende Energieträger als feste Biomasse zum Einsatz kommen. Aussichtsreiche<br />

Kandidaten wären hier Methan, Methanol und, trotz seiner Toxizität, Kohlenmonoxid.<br />

- 2 -


- 3 -<br />

1 EINFÜHRUNG<br />

Bei diesem Kreislauf ist bereits die Oxidations-Seite sehr weit entwickelt: moderne<br />

Verbrennungsmotoren haben einen Wirkungsgrad von etwa 30%, Blockheizkraftwerke<br />

erreichen einen gekoppelten Wirkungsgrad von etwa 90% [1].<br />

Eine weitere interessante Verbrennungsmethode ist die Brennstoffzelle. Sie entspricht<br />

der Umkehr der Elektrolyse, wandelt also chemische Energie direkt in elektrische<br />

Energie um – ohne den Umweg über die thermische Energie und den damit verbundenen<br />

Wirkungsgradbeschränkungen des Carnot´schen Kreisprozesses in Kauf zu nehmen.<br />

Weltweit ist sowohl im Bereich Verkehr, als auch in der stationären Stromerzeugung ein<br />

starkes Anwachsen der Forschungs- und Entwicklungsaktivität auf dem Gebiet der Brennstoffzellen<br />

zu beobachten.<br />

Ein schematisches Bild eines solchen Kreislaufes ist in Abbildung 1 gezeigt (siehe<br />

folgendes Kapitel): das in der Luft hochverdünnt enthaltene CO2 wird durch ein geeignetes<br />

Verfahren aufkonzentriert und der Kathodenseite einer elektrochemischen Zelle zugeführt,<br />

wo es an der Elektrode adsorbiert. So ist es den Elektronen in der Arbeitselektrode<br />

möglich, auf das an der Elektrodenoberfläche fixierte CO2-Molekül überzutreten und es zu<br />

reduzieren. Bei welchem Potential wieviele Elektronen übertreten und wie sie dies tun ist<br />

eine zentrale Frage der elektrokatalytischen Forschung.<br />

Die reduzierte Verbindung kann nun desorbieren und wird aus dem Elektrolyten abgetrennt.<br />

Der so erhaltene Brennstoff kann ohne die dem Wasserstoffkreislauf eigenen Materialprobleme<br />

gelagert oder transportiert werden, bis er wieder unter Abgabe der bei der Reduktion<br />

aufgenommenen Energie verbrannt wird.<br />

Einen Überblick über die bisherigen Aktivitäten auf dem Gebiet der elektrochemischen<br />

CO2-Reduktion bieten [2, 3, 4, 5, 6]. Die fundamentalen elektrochemischen<br />

Vorgänge in der Elektrochemie des Kohlendioxids, Adsorption, Desorption und Reduktion<br />

sollen in der vorliegenden Arbeit mit dem Einsatz verschiedener Techniken näher<br />

untersucht werden.


2 ZIELSETZUNG<br />

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Beitrag zur Entwicklung eines geschlossenen<br />

Kohlenstoff-Energiekreislaufs zu liefern. Wie oben bereits angeführt wurde, ist der Reduktionsvorgang<br />

noch wesentlich weniger bekannt als die Verbrennung.<br />

Während die thermische Reduktion von Kohlendioxid schon früh erforscht wurde, kam<br />

es erst in den 70er Jahren vermehrt zu systematischen Untersuchungen der elektrochemischen<br />

Reduktion von CO2. Mitte der 80er Jahre erhielt die Entwicklung neuen Anschub durch<br />

Arbeiten von Hori [7], in denen neben anderen Metallen auch Kupfer als Elektrokatalysator<br />

zur CO2-Reduktion eingehend untersucht wurde. Seither konzentrieren sich weltweit viele<br />

Gruppen auf die Anwendung von Kupfer zur Elektroreduktion von Kohlendioxid. Die<br />

Tätigkeiten auf diesem Forschungsgebiet stiegen in den folgenden Jahren stetig an, bis gegen<br />

Anfang der 90er Jahre Ernüchterung eintrat. Trotz vielfacher Bemühungen (z.B. [8, 9]) war es<br />

nicht gelungen, ein elektrochemisches System zu entwickeln, mit dem bei hinreichend hoher<br />

Stromdichte und akzeptabler Ausbeute CO2 langzeitstabil und energetisch günstig zu<br />

konkurrenzfähigen Energieträgern reduziert werden konnte.<br />

2.1 Reaktionsweg<br />

So scheint es nötig, die Frage nach Art und Menge des Reduktionsproduktes vorerst<br />

zurückzustellen, da offenbar noch Kenntnisse über den Reaktionsverlauf erforderlich sind.<br />

Daher wird in dieser Arbeit verstärkt auf den Verlauf der CO2-Reduktion geachtet. Die<br />

selbstverständlich wichtige Frage nach den Reaktionsprodukten darf zwar nicht vernachlässigt<br />

werden, ist jedoch nicht allein zielführend.<br />

Es sind bereits zahlreiche Untersuchungen zur Verfolgung des Reaktionsweges der<br />

CO2-Reduktion durchgeführt worden [10, 11, 12] u.v.m. Es läßt sich jedoch nicht ein<br />

einheitlicher Mechanismus postulieren, da dieser stark vom eingesetzten Katalysator und<br />

dessen Oberflächenbeschaffenheit abhängt. Das Produktspektrum und die Energetik des<br />

Reaktionsablaufes an verschiedenen Elektrokatalysatoren zeigen, daß die Zusammenhänge<br />

zwischen Materialeigenschaften und Elektronentransfer zu komplex sind, als daß eine<br />

empirische, allein an Reduktionsprodukten orientierte Forschung langfristig erfolgreicher sein<br />

kann als eine Aufklärung des Reaktionsweges.<br />

So soll hier in gewissem Sinne ein Schritt "zurück" getan werden, so daß durch ein<br />

besseres Verständnis der Wechselwirkung zwischen Adsorbat und Elektrode die darauffolgende<br />

Reduktion optimiert werden kann.<br />

- 4 -


2.2 Adsorption<br />

- 5 -<br />

2 ZIELSETZUNG<br />

Die Adsorption des Reaktanden ist der erste Schritt im Reaktionsverlauf bei der heterogenen<br />

Katalyse. Sie geht dem Reaktionsschritt mit Elektronentransfer und eventuellen Umlagerungen<br />

des Adsorbats voraus. Die Weiterreaktion des Adsorbats ist stark von der katalytischen<br />

Aktivität des Elektrodenmaterials abhängig. Sind die ersten Teilschritte der Reaktion<br />

reversibel, so läßt sich das teilreduzierte Adsorbat durch eine Umkehrung des Elektrodenpotentials<br />

wieder von der Elektrode lösen. Dies entspricht einer reversiblen<br />

potentialabhängigen Ad- und Desorption des Eduktes.<br />

Bei irreversiblen Elektrodenreaktionen, oft verursacht durch umlagerungen oder starke<br />

Adsorbat-Substrat-Bindungen ist eine Desorption des Ausgangsstoffes nur schlecht oder nicht<br />

möglich.<br />

Daher sollen im Rahmen dieser Arbeit Untersuchungen zur Reversibilität der CO2-<br />

Adsorption durchgeführt werden.<br />

Der auf die Reaktion folgenden Desorption ist insofern Beachtung zu schenken, als daß<br />

nur durch die Entfernung der Reaktionsprodukte die elektrochemisch aktiven Adsorptionsplätze<br />

der Elektrode wieder der Reaktion zur Verfügung stehen. Endet die Reaktion, ohne daß<br />

eine Desorption erfolgt, belegt sich die Elektrode mit dem Zwischenprodukt und verliert ihre<br />

Reaktionsaktivität. In der chemischen Katalyse ist die Deaktivierung des Katalysators,<br />

beispielsweise als Folge einer unerwünschten Nebenreaktion ein verbreitetes Problem. Auch<br />

bei der CO2-Reduktion ist die Verringerung der Aktivität der Elektrode bekannt [13, 14,<br />

15, 16].<br />

Ein weiterer Grund der Untersuchung der Reversibilität der CO2-Adsorption ist, daß<br />

Kohlendioxid als Edukt bei der CO2-Reduktion in hinreichend hohen Konzentrationen bzw.<br />

Partialdrucken vorliegen muß, um die ohnehin noch hohen Überpotentiale nicht durch eine<br />

große Diffusionsüberspannung zu erhöhen und so die Stromausbeute zu verschlechtern [17,<br />

18, 19].<br />

Nach der Verbrennung wird das entstandene CO2 meist in die Atmosphäre geblasen und<br />

dort auf etwa 0,03% verdünnt. Werden nicht andere Quellen zur CO2-Reduktion herangezogen<br />

(z.B. Abgase bei der Ammoniakgewinnung), muß das in der Atmosphäre enthaltene<br />

Kohlendioxid vor der Reduktion aufkonzentriert und gegebenenfalls komprimiert werden<br />

[20]. Das üblicherweise angewendete Absorptionsverfahren in alkalischen Lösungen ist<br />

aufwendig und energieintensiv [21]. Daher wurde im Rahmen dieser Arbeit die Reversibilität<br />

der CO2-Adsorption im Hinblick auf die Anwendung als "CO2-Pumpe" untersucht. Ein<br />

geschlossener, Kohlenstoff-Energiekreislauf ist schematisch in Abbildung 1 gezeigt.


2 ZIELSETZUNG<br />

Elektrolyse:<br />

CO C H<br />

2<br />

x y<br />

CO p<br />

2<br />

CH<br />

x y<br />

Komprimierung von CO 2<br />

Transport,<br />

Lagerung<br />

- 6 -<br />

CO p<br />

2<br />

CH<br />

x y<br />

Brennstoffzelle:<br />

C H CO x y<br />

2<br />

Abbildung 1: Konzept eines geschlossenen, auf Kohlenstoff-Verbindungen basierenden Energiekreislaufs<br />

mit Komprimierungsschritt des bei der Verbrennung entstandenen CO2.<br />

2.3 Quantifizierung der CO 2 -Adsorption<br />

Gerade im Hinblick auf eine mögliche technische Anwendung der CO2-Adsorption ist<br />

es notwendig, die Belegungsdichte von Kohlendioxid auf verschiedenen Elektroden<br />

miteinander zu vergleichen. Die Ermittlung von Adsorptionsisothermen auf herkömmliche<br />

Art war nicht möglich, da hierfür konzentrationsabhängige Messungen durchgeführt werden<br />

müssen. Das exakte Einstellung der CO2-Konzentration über den Partialdruck konnte nicht<br />

mit hinreichender Genauigkeit erreicht werden. Daher wurde für eine quantitative Untersuchung<br />

der CO2-Adsorption auf gravimetrische Messungen mit der Elektrochemischen<br />

Quarz-Mikrowaage (EQMB) zurückgegriffen.<br />

Aus Gründen, auf die im folgenden noch eingegangen wird, wurde eine neue, ebenfalls<br />

quantitative Methode entwickelt. Die Elektrochemische Druckmeßzelle (EDMZ) erlaubt aus<br />

der Änderung des CO2-Druckes über dem Elektrolyten Rückschlüsse auf die Änderung der<br />

Adsorbatmenge.


3.1 Auswahl der Metalle<br />

3 PL<strong>AN</strong>UNG DER ARBEIT<br />

Die Wechselwirkung zwischen Adsorbaten und Metallen läßt sich grob in Physisorption<br />

und Chemisorption einteilen. Während bei der Physisorption lediglich physikalische Kräfte,<br />

namentlich Van-der-Waals-Kräfte und Coulomb-Kräfte, auftreten, liegen bei der Chemisorption<br />

bereits kovalente Bindungsanteile vor.<br />

Im MO-Modell läßt sich das Adsorbat-Molekül als Komplex-Ligand auffassen, der eine<br />

koordinative Bindung zu einem Metallatom der Elektrode eingeht. Sind adsorbiertes Molekül<br />

und Metall in der Lage, sowohl eine σ-Bindung als auch eine π-Bindung einzugehen, spricht<br />

man von einer σ-Donor-π-Akzeptor-Bindung. Die Voraussetzungen an die Symmetrie<br />

erfüllen metallseitig die Atom-Orbitale der d-Reihe (Übergangsmetalle), ligandenseitig vor<br />

allem mehratomige Liganden, die unbesetzte, antibindende π * -Bindungen aufweisen, z.B.<br />

CN - , CO, oder auch CO2 (siehe Abbildung 3).<br />

Daher sind bei der elektrochemischen Reduktion von Kohlendioxid die Metalle der<br />

Nebengruppen aufgrund ihrer bindungsfähigen d-Orbitale interessanter als die der Hauptgruppe.<br />

Platin ist ein weithin verwendetes Elektrodenmetall und ist aufgrund seines edlen<br />

Charakters und der kaum zu überbietenden katalytischen Eigenschaften bezüglich der<br />

Wasserspaltung eines der besterforschten elektrochemischen Elektrodenmaterialien. Auch in<br />

der CO2-Reduktion wurden zahlreiche Arbeiten über dieses Metall veröffentlicht [22, 23]<br />

u.v.m. Platin reduziert bekannterweise CO2 zu CO, welches jedoch nur schlecht desorbiert<br />

und mit der Zeit die Elektrodenoberfläche vergiftet [24, 25, 14]. Kohlenmonoxid läßt sich<br />

durch anodische Oxidation wieder von der Elektrode entfernen. Die vorzüglichen Eigenschaften<br />

der Protonenreduktion sind jedoch bei der CO2-Reduktion von Nachteil, da die<br />

Wasserstoffbildung unter Standardbedingungen bereits bei 0 V SHE (Standardisierte Wasserstoffelektrode)<br />

einsetzt, was sich negativ auf die Stromausbeute einer eventuellen CO2-<br />

Reduktion auswirken würde. In dieser Arbeit soll Platin auch als Vergleichsmaterial dienen,<br />

um Meßmethoden und die Ergebnisse der anderen verwendeten Metalle vergleichen und<br />

beurteilen zu können.<br />

Seit den richtungsweisenden Arbeiten von Hori et al. [7] [26] ist großes Interesse an<br />

Kupfer bezüglich der CO2-Reduktion entstanden [27]. Die Reaktion von CO2 an diesem<br />

- 7 -


3 PL<strong>AN</strong>UNG DER ARBEIT<br />

Metall verläuft über mehrere Schritte zu Methan und Ethen. Unter normalen Bedingungen<br />

läßt sich eine signifikante Methan- und Ethenproduktion erst mehrere hundert Millivolt nach<br />

dem Einsetzen der Wasserstoff-Entwicklung detektieren. Obendrein passiviert auch dieses<br />

Elektrodenmaterial [28] [15]. Immerhin gingen die Arbeiten soweit, daß bereits technische<br />

Anwendungen vorgeschlagen wurden [8].<br />

In eigenen früheren Arbeiten wurde ebenfalls an der Elektroreduktion von CO2 an<br />

Kupfer gearbeitet [29]. Diese Arbeiten sollen, auch im Hinblick auf einen Vergleich mit<br />

anderen Materialien, hier fortgesetzt werden.<br />

Als weiteres Elektrodenmaterial wurde Rhenium gewählt. Die elektrochemischen<br />

Anwendungen dieses Metalls [30] sind noch sehr wenig erforscht, vermutlich, weil es<br />

einerseits eine recht komplexe Redox-Chemie birgt (Oxidationstufen –1, +3, +4, +5, +6, +7)<br />

und andererseits auf Grund seiner Härte sehr schlecht zu Elektroden verarbeitbar ist. In der<br />

Thermokatalyse hingegen ist Rhenium als Hydrierungskatalysator für ungesättigte C-C- und<br />

C-O-Bindungen bekannt [31] [32]. In der Petrochemie beispielsweise wird Rhenium<br />

zusammen mit Platin zur Reformierung von Destillatbenzin verwendet [33]. Es existieren<br />

jedoch nur wenige Hinweise auf eine signifikante katalytische Aktivität von Rhenium<br />

bezüglich der elektrochemischen CO2-Reduktion.<br />

In ersten Orientierungsversuchen erwies sich jedoch Rhenium-Pulver als geeignet, um<br />

elektrochemisch Kohlendioxid reversibel und potentialkontrolliert zu adsorbieren .<br />

3.2 Auswahl der Techniken<br />

Die Kriterien der ausgewählten Techniken teilen sich in verschiedene Bereiche der<br />

Informationsgewinnung:<br />

• Es sollte spezifisch der Verbrauch des Reaktanden bzw. das Entstehen von Produkten<br />

untersucht werden. Dabei waren nach Möglichkeit Artefakte und Überlagerungen verschiedener<br />

Signale auszuschließen. Aus vorangegangenen Arbeiten war DEMS (Differentielle<br />

Elektrochemische Massenspektroskopie) als hochspezifische Meßmethode<br />

bekannt. Diese Technik kam, auf die Aufgabenstellung zugeschnitten, auch hier zum<br />

Einsatz.<br />

• Eine Quantifizierung der Meßsignale war, was die adsorbierte Menge Kohlendioxids<br />

betraf, ein erklärtes Ziel der Arbeit. Aufgabe der Elektrochemischen Quarz-Mikrowaage<br />

(EQMB) war, gravimetrisch hochempfindlich Information über die Massenänderung der<br />

Elektrode bei der CO2-Adsorption zu geben. Diese an der Bundesanstalt für Materialforschung<br />

(AG Dr. Kautek) und am Fritz-Haber-Institut (AG Dr. Doblhofer) durchgeführten<br />

Untersuchungen sollten einer weiteren quantitativen Methode gegenübergestellt<br />

werden. Hierzu wurde eine neue Technik entwickelt, die Elektrochemische<br />

Druckmeßzelle (EDMZ), auf die später noch genauer eingegangen wird.<br />

- 8 -


- 9 -<br />

3 PL<strong>AN</strong>UNG DER ARBEIT<br />

Darüber hinaus wurde die bei der Adsorption übergegangene Ladungsmenge festgestellt,<br />

wofür sich cyclovoltammetrische Messungen anboten.<br />

• Um den Reaktionsweg der CO2-Adsorption und -Reduktion zu verfolgen, sollte eine<br />

Technik eingesetzt werden, die eine Strukturinformation des Adsorbats liefert. In<br />

Zusammenarbeit mit dem Institut für Elektrochemie (AG Holze) der TU Chemnitz wurden<br />

entsprechende Messungen an einem FTIR-Spektrometer durchgeführt, das für elektrochemische<br />

Adsorptionsmessungen an Metallen ausgerüstet war.<br />

Wo immer es möglich war, begleitete die Cyclovoltammetrie als Standardmeßmethode<br />

die oben erwähnten Techniken. Eine genauere Beschreibung der Methoden findet sich in den<br />

Kapiteln 4.3 und 5.1)


4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Der Gesamtablauf einer elektrochemischen Reaktion läßt sich in mehrere Teilschritte<br />

unterteilen, von denen die wichtigsten, Adsorption, Elektronentransfer und Desorption hier<br />

am Beispiel der Reduktion kurz erwähnt werden sollen:<br />

Adsorption:<br />

Dieser Vorgang entspricht einer Anlagerung des entsprechenden Moleküls an das negativ<br />

polarisierte Substrat und ist Voraussetzung für die nachfolgenden Schritte. Abhängig von<br />

äußeren Parametern wie Druck oder Elektrodenpotential kann das Molekül wieder desorbieren,<br />

wobei wieder das Edukt in seiner ursprünglichen Form frei wird. Auf diesen Prozeß wird<br />

in Kap. 4.2.1 ausführlicher eingegangen.<br />

Ladungstransfer und Weiterreaktion:<br />

Auf das Adsorbat wird ein Elektron übertragen bzw. das negativ geladene Adsorbat<br />

reagiert unter Elektronenaufnahme weiter, beim CO2 beispielsweise durch Protonierung oder<br />

Abspalten von Sauerstoff.<br />

Die Geschwindigkeit des Ladungsüberganges hängt wesentlich von der Adsorptionsenthalpie<br />

des Moleküls ab. In einem sogenannten Vulcano-Plot (Abbildung 2) läßt sich die<br />

katalytische Aktivität gegen die Adsorptionsenthalpie auftragen. Die Form der Kurve erinnert<br />

an einen Vulkan: ist die Adsorptionsenthalpie zu klein, kann aufgrund zu geringer Wechselwirkung<br />

kein Elektronentransfer stattfinden (linke Flanke).<br />

log i der H -Entwicklung (i inAa/cm²)<br />

0 2 0<br />

3<br />

5<br />

7<br />

9<br />

Tl<br />

Desorption:<br />

Sn<br />

Zn<br />

Pb<br />

Cd<br />

In<br />

Au<br />

Cu<br />

Bi<br />

Ag<br />

Ga<br />

Ni<br />

Co<br />

Fe<br />

Rh<br />

Ir<br />

Pt<br />

Re<br />

W<br />

Mo<br />

30 50 70 90<br />

M-H- Bindungsstärke / kcal/mol<br />

Nb<br />

Ti<br />

Ta<br />

Abbildung 2: Austausch-Stromdichte der H2-<br />

Entwicklung verschiedener Metalle als Funktion<br />

ihrer M-H- Bindungsstärke. [34].<br />

Bei zu starker Wechselwirkung mit der Elektrode können zwar Elektronen transferiert<br />

werden, die Desorption ist aber wegen der hohen Bindungsstärke gehemmt (rechte Flanke des<br />

- 10 -


- 11 -<br />

4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Vulcano-Plots). Das Zwischenprodukt wird also bis zu einem gewissen Zustand reduziert,<br />

bleibt dann aber "stecken". Das Intermediat desorbiert nicht und blockiert die<br />

Adsorptionsplätze, was zu einer Vergiftung des Katalysators führen kann. Diese Passivierung<br />

kann ebenfalls reversibel - z.B. durch Änderung des Potentials - oder irreversibel sein.<br />

Nur, wenn alle drei Teilschritte Adsorption, Reduktion und Desorption ungehindert ablaufen<br />

können, reduziert das elektrochemische System CO2 zu einem oder mehreren Produkten.<br />

Dabei ist jedoch noch keine Aussage über die Energetik getroffen worden. Auch wenn<br />

die CO2-Reduktion an einem bestimmten Elektrodenmaterial theoretisch möglich ist, kann<br />

dies aufgrund von Überspannungen bei Potentialwerten geschehen, die eine technische<br />

Anwendung unattraktiv machen.<br />

4.1 Chemie des CO 2<br />

4.1.1 Eigenschaften, Vorkommen und Anwendungen<br />

Kohlendioxid ist ein farbloses, reaktionsträges Gas, das 1577 von Van Helmont sowohl<br />

als Produkt der Fermentierung als auch bei der Kohleverbrennung entdeckt wurde. Es ist<br />

linear gebunden und thermodynamisch sehr stabil (ΔGf° = -394 kJ/mol). Das MO-Diagramm<br />

ist in Abbildung 3 ersichtlich.<br />

Energie<br />

C-O rbitale CO -O rbitale<br />

2<br />

2p<br />

2s<br />

σ* x<br />

∗ ∗<br />

π , π<br />

n n<br />

π , π<br />

σ x<br />

σ s<br />

y z<br />

y z<br />

πy, πz<br />

2s , 2s<br />

a b<br />

σ *<br />

s<br />

O-Orbitale<br />

Abbildung 3: Molekül-Orbital-Schema des CO2-Moleküls [35].<br />

2p a<br />

2p b<br />

2s a<br />

2s b


4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Aus dem Molekül-Orbital-Schema ist ersichtlich, daß das CO2 Molekül zwei bindende<br />

σ-Molekülorbitale sowie je zwei bindende und nichtbindende π-MO´s besitzt. Die antibindenden<br />

Molekülorbitale sind nicht besetzt. Bei einer kathodischen Adsorption können diese<br />

MO´s jedoch gefüllt und die O-C-O-Bindungen hierdurch gelockert werden<br />

Kohlendioxid ist zu 0,03 % Bestandteil der Erdatmosphäre. Wegen dieser hohen Verdünnung<br />

erfolgt die technische Gewinnung von CO2 aus anderen industriellen Bereichen.<br />

Große Mengen an Kohlendioxid fallen beispielsweise bei Gärprozessen und beim Brennen<br />

von Kalk an, CO2 ist auch Nebenprodukt bei der Ammoniakgewinnung (Wassergasreaktion<br />

zur Herstellung von H2).<br />

Die Anwendungen sind vielfältig: Die Lebensmittelindustrie benutzt Trockeneis zur<br />

Kühlung, überkritisches Kohlendioxid zur Extraktion –z.B. von Koffein aus Kaffeebohnenund<br />

gasförmiges CO2 zur Herstellung von Limonaden. In der Industrie gilt es als preiswertes<br />

Schutzgas, beispielsweise beim Elektroschweißen. Aufgrund seiner Reaktionsträgheit findet<br />

es als Löschmittel in Feuerlöschern Einsatz. Die chemische Industrie benutzt CO2 jedoch<br />

auch als Ausgangsprodukt, wie bei der Wassergas-Reaktion, der Fischer-Tropsch-Synthese<br />

oder zur Herstellung von Salicylsäure (Carboxylierung von Phenol nach Kolbe), einem<br />

Zwischenprodukt bei der Herstellung von Acetyl-Salicylsäure.<br />

In der Natur ist CO2 Quelle allen pflanzlichen und damit auch tierischen Lebens. Durch<br />

Photosynthese der grünen Pflanzen wird Kohlendioxid in Biomasse umgewandelt, die als<br />

Energiequelle das Leben der atmenden Lebewesen ermöglicht.<br />

Unterschiedliche Reaktionen von Kohlendioxid und deren freie Reaktionsenthalpie sind<br />

in Tabelle 1 gezeigt.<br />

4.1.2 CO2 in wäßriger Lösung<br />

Eine wäßrige Lösung von Kohlendioxid reagiert schwach sauer, was auf folgende<br />

Reaktionen zurückzuführen ist:<br />

CO2( aq)<br />

2<br />

+ H O ←⎯→<br />

H CO K = 2,6 × 10 -3 (25°C)<br />

2<br />

+ −<br />

3 ←⎯→ H + HCO3<br />

2<br />

3<br />

H CO<br />

K = 1,7 × 10 -4 (25°C)<br />

Diese beiden Reaktionen lassen sich zusammenfassen, da H2CO3 lediglich zu etwa<br />

0,2% vorliegt:<br />

+ −<br />

CO2( aq)<br />

+ H 2O<br />

←⎯→<br />

H + HCO3<br />

Gleichung 1: Dissoziation von aquatisiertem Kohlendioxid<br />

- 12 -<br />

K´ ≅ 4,4 × 10 -7 (25°C)


Die zweite Deprotonierung erfolgt im stärker alkalischen Milieu:<br />

−<br />

+ 2−<br />

HCO3 ←⎯→<br />

H + CO3<br />

K´ ≅ 4,7 × 10 -11 (25°C)<br />

Aus den Werten der Standardbildungsenthalpien ΔGf° sowie über die Gleichung<br />

ΔG° = −nF<br />

⋅ E°<br />

- 13 -<br />

4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Gleichung 2: ΔG°: freie Standardreaktionsenthalpie; n: Zahl der Elektronen; F: Faraday-<br />

Konstante; E°: Standard-Potential<br />

läßt sich das Standardpotential E° für folgende Reaktionen berechnen:<br />

Reaktion ΔG° / kJ/mol E° / V vs. NHE<br />

2 CO2(g) + 2 H + + 2 e - → H2C2O4 +91,8 -0,475<br />

CO2(g) + 2 H + + 2 e - → HCOOH(aq) +38,4 -0,199<br />

CO2(g) + 2 H + + 2 e - → CO(g) + H2O +19,9 -0,103<br />

CO2(g) + 4 H + + 4 e - → HCHO(aq) + H2O +27,5 -0,071<br />

CO2(g) + 6 H + + 6 e - → CH3OH + H2O -17,3 +0,030<br />

CO2(g) + 8 H + + 8 e - → CH4 + 2 H2O -130,8 +0,169<br />

Tabelle 1: Thermodynamische Standardreaktionsenthalpien und Standardpotentiale einiger<br />

Reduktions-Reaktionen von CO2[27].<br />

4.2 Elektrochemische Grundlagen<br />

Taucht man eine Metallelektrode in eine Lösung mit dem entsprechenden Metallion<br />

M Z+ , so läuft die Reaktion<br />

M<br />

Z + −<br />

←⎯→ M + ze<br />

ab, bis ein dynamisches elektrochemisches Gleichgewicht erreicht ist. Je nach Richtung dieser<br />

Reaktion lädt sich die Elektrode positiv oder negativ auf, da dem Metall Kationen abgezogen<br />

oder aufgedrängt werden. An der Oberfläche lagern sich Ionen entgegengesetzten<br />

Vorzeichens bevorzugt an und es entsteht so eine elektrochemische Doppelschicht.


4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Im einfachsten Modell von Helmholtz (Mitte 19. Jahrh.) wird angenommen, daß sich<br />

die negative Ladungsschicht direkt an der Elektrodenoberfläche befindet, während die positive<br />

Schicht parallel dazu durch die Ladungsschwerpunkte der solvatisierten Kationen läuft,<br />

die sich der Oberfläche zu nähern versuchen. Dadurch ergibt sich ein Abstand der Ladungsschichten<br />

vom halben Durchmesser der solvatisierten Metallionen. Die Annahme einer starren<br />

Doppelschicht ergibt einen linearen Potentialabfall innerhalb dieser Schicht, während im<br />

Metall und im Elektrolyten das Potential konstant bleibt.<br />

Aufgrund der Wärmebewegung versuchen die Ionen jedoch, die starre Anordnung<br />

aufzuheben. Es ergibt sich nach Gouy-Chapman (1913) eine der Maxwell-Boltzmann-<br />

Statistik entsprechende Verteilung der Ionen in der Lösung. Entsprechend verläuft das Profil<br />

der Ladungsverteilung bzw. der Potentialverlauf vor der Elektrode.<br />

Da die höchstmögliche Annäherung der solvatisierten Ionen ihrem Radius (d/2)<br />

entspricht, ist die der Realität am nächsten kommende Potentialverteilung wohl eine Mischform<br />

aus der starren (Helmholtz) und diffusen (Gouy-Chapman) Doppelschicht.<br />

Stern beschrieb als erster 1926 einen gemischten Verlauf der Doppelschicht mit<br />

linearem Anteil zwischen der Elektrodenoberfläche und der äußeren Helmholtz-Ebene (im<br />

Abstand des halben Durchmessers der solvatisierten Ionen), sowie einem von der Ionenstärke<br />

abhängigen, Boltzmann-ähnlichen Potentialverlauf ab der äußeren Helmholtz-Fläche.<br />

4.2.1 Adsorption an der Elektrode<br />

Ionen, Lösungsmitteldipole und neutrale Moleküle können mit der Elektrodenoberfläche<br />

in Wechselwirkung treten und adsorbieren. Die Adsorption ist Voraussetzung für alle<br />

elektrokatalytischen Prozesse. Man unterscheidet, ebenso wie bei Oberflächenreaktionen aus<br />

der Gasphase zwischen zwei Arten:<br />

• physikalische Adsorption (Physisorption) mit Adsorptionsenthalpien um 20 kJ/mol, die<br />

üblicherweise nicht dazu ausreichen, um Bindungen innerhalb des Moleküls zu spalten.<br />

So behält das Adsorbat im wesentlichen seine Geometrie bei.<br />

• chemische Adsorption (Chemisorption), hier treten stärkere Bindungen zwischen<br />

Adsorbens und Adsorbat auf, dementsprechend sind die Adsorptionsenthalpien größer<br />

(um 200 kJ/mol) und die intramolekularen Bindungen des Adsorbats werden geschwächt<br />

bzw. brechen auf.<br />

Man unterscheidet ebenfalls zwischen unspezifischer Adsorption, bei der das Molekül<br />

oder das Ion seine Solvathülle behält und (in der äußeren Helmholtz-Schicht) adsorbiert sowie<br />

der spezifischen Adsorption, bei der die Spezies ihre Hülle elektrodenseitig abstreift, um<br />

näher an der Elektrode in der inneren Helmholtz-Schicht eine stärkere Bindung einzugehen.<br />

- 14 -


- 15 -<br />

4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Die Adsorption wird vom Elektrodenpotential je nach Vorzeichen unterstützt,<br />

geschwächt oder aufgehoben, so daß man über das Potential wesentlichen Einfluß nicht nur<br />

auf das Potentialniveau der Elektrode, sondern unmittelbar auch auf die Struktur der Doppelschicht<br />

nehmen kann.<br />

4.2.2 Die stromdurchflossene Elektrode<br />

Z + −<br />

In einem elektrochemischen System mit einem Redoxpaar Ox ←⎯→ Red<br />

+ ze hängt<br />

–im einfachsten Fall- der faradaysche Strom nach Butler-Volmer exponentiell vom angelegten<br />

Zellpotential ab:<br />

⎡ ⎛ αnF<br />

⎞ ⎛ ( 1−<br />

α)<br />

nF ⎞⎤<br />

i = io<br />

∗ ⎢ exp⎜ηD<br />

⎟ −exp⎜η<br />

D ⎟⎥<br />

⎣ ⎝ RT ⎠ ⎝ RT ⎠⎦<br />

Gleichung 3: Abhängigkeit des faradayschen Stroms vom Zellpotential. I: Stromdichte; Io:<br />

Austauschstromdichte; ηD: Durchtrittsüberspannung, n: Zahl der übergehenden Elektronen;<br />

α: Durchtrittsfaktor.<br />

Diese Gleichung gilt unter der Voraussetzung, daß die Transportvorgänge der Reaktanden<br />

schnell sind gegenüber dem Ladungsdurchtritt. Sie besagt, daß die faradaysche Stromdichte<br />

i exponentiell mit dem Potential ηD zunimmt. Darüber hinaus wird klar, daß der Strom<br />

um so stärker ansteigt, je größer die Austauschstromdichte io ist. In der Tat ist io ein Maß für<br />

die katalytische Aktivität eines Elektrodenmaterials, da es die Steilheit des Stromanstiegs<br />

bestimmt. Doch auch der Durchtrittsfaktor α hat wesentliche Auswirkung auf die Strom-<br />

Spannungs-Charakteristik und damit auf die Elektrokatalyse: α nahe 1 bedeutet eine große<br />

Potentialabhängigkeit der freien Aktivierungsenergie der anodischen Reaktion und eine<br />

schwache Abhängigkeit der kathodischen Reaktion. Dies hätte eine asymmetrische Auswirkung<br />

auf das I/U-Diagramm: der anodische Ast würde steiler, wogegen der kathodische Ast<br />

abflachen würde. Näheres unter [36].<br />

4.3 Eingesetzte Techniken<br />

Aufgrund der relativ hohen Anzahl der Techniken muß im Rahmen dieser Arbeit eine<br />

kurze Beschreibung der einzelnen Methoden genügen. Am Ende des jeweiligen Kapitels sind<br />

einige Quellen genannt, aus denen detailliertere Information bezogen werden kann.


4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

4.3.1 Cyclovoltammetrie<br />

Die Cyclovoltammetrie ist die klassische elektrochemische Untersuchungsmethode. Der<br />

zu untersuchenden (Arbeits-) Elektrode wird ein sich zeitlich linear änderndes Potential<br />

aufgezwungen, das nach Erreichen des Umkehrpotentials wieder zurück auf den Ausgangswert<br />

geführt wird. Die Arbeitselektrode reagiert auf das sich stetig ändernde Potential mit<br />

einem Stromfluß. Dieser setzt sich aus faradayschen, kapazitiven und adsorptiven Anteilen<br />

zusammen. Trägt man nun den Strom gegen das aufgezwungene Potential auf, so erhält man<br />

ein Cyclovoltammogramm. Dessen Form ist abhängig von den elektrischen Parametern wie<br />

Potentialbereich und Vorschubgeschwindigkeit, sowie von der Art der Arbeitselektrode, dem<br />

Elektrolyten und der Temperatur. Wegen des hohen Bekanntheitsgrades einerseits und der<br />

Vielfalt der Anwendungsbeispiele andererseits soll hier nicht näher auf diese Technik eingegangen<br />

werden. Einführungen in die Cyclovoltammetrie finden sich unter [34] [36].<br />

4.3.2 Differentielle elektrochemische Massenspektroskopie (DEMS)<br />

Die Differentielle Elektrochemische Massenspektroskopie entspricht einer Kopplung<br />

von elektrochemischen Untersuchungen mit der Massenspektroskopie. So können simultan zu<br />

Strom/Spannungs-Kennlinien Produktspektren aufgenommen werden oder der zeit- bzw.<br />

spannungsabhängige Verlauf einzelner Massensignale verfolgt werden.<br />

Dies geschieht, indem eine speziell für diese Meßtechnik konstruierte Zelle über eine<br />

gasdurchlässige, hydrophobe Membran mit dem Massenspektrometer verbunden wird.<br />

Die Arbeitselektrode, an der die zu untersuchenden Substanzen gebildet oder verbraucht<br />

werden, befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Membran, so daß entstandene flüchtige<br />

Reaktionsprodukte mit nur geringer Zeitverzögerung (ca. 1 s) an die Membran diffundieren<br />

und dort in das Vakuum des Spektrometers übergehen.<br />

Erste Versuche zur on-line-Massenbestimmung wurden von Bruckenstein [37]<br />

durchgeführt. Das Verfahren wurde von Wolter und Heitbaum [38] deutlich verbessert.<br />

Seither wurden auch einige neuen Zellkonstruktionen vorgestellt [39, 40, 41].<br />

Die beiden verwendeten Zelltypen sind in [42] und [43] ausführlich erklärt, einen<br />

Überblick über die differentielle elektrochemische Massenspektroskopie gibt [44].<br />

Massendetektion<br />

Moleküle, die in das Hochvakuum des Massenspektrometers gelangen, werden in der<br />

Ionisationskammer ionisiert (und teilweise fragmentiert) sowie beschleunigt. Sie durchtreten<br />

daraufhin ein elektrisches Feld (beim verwendeten Gerät eine Überlappung eines elektrostatischen<br />

Felds mit einem hochfrequenten elektrischen Quadrupolfeld) und werden nach<br />

ihrem Masse/Ladungsverhältnis (m/e) getrennt. Die Detektion der Massensignale erfolgt über<br />

- 16 -


- 17 -<br />

4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

einen Sekundärelektronen-Vervielfacher, der proportional der pro Zeiteinheit auftreffenden<br />

Massenfragmente ein Stromsignal an den Meßcomputer weitergibt.<br />

Das Fragmentierungsmuster eines Moleküls ist bei konstanten Parametern (Ionisationsart,<br />

-energie, etc.) charakteristisch für ein Molekül. In der Regel ist der Aufbau der an elektrochemischen<br />

Reaktionen beteiligten Substanzen so einfach, daß das Masse/Ladungsverhältnis<br />

des Moleküls oder eines ausgewählten Fragments spezifisch für diese Substanz ist. In Tabelle<br />

2 sind einige der detektierten Massensignale und das dazugehörige Molekül (-fragment)<br />

aufgelistet:<br />

Masse/Ladungsverhältnis<br />

(m/e)<br />

44 CO2<br />

2 H2<br />

15 CH3-Fragment (Methan)<br />

26 C2H2-Fragment (Ethen)<br />

31 CH3O-Fragment (Alkohole)<br />

32 O2<br />

28 CO-Fragment von CO2<br />

CO (Kohlenmonoxid)<br />

N2<br />

Molekül, -fragment Bemerkung<br />

Schwierige Detektion<br />

aufgrund Überlagerung<br />

mehrerer Substanzen<br />

18, 17, 16, 1 Fragmente von Wasser Nicht zur Massendetektion<br />

geeignet (Kanäle übersättigt)<br />

40 (20) Ar (doppelt ionisiert)<br />

Tabelle 2: Masse/Ladungsverhältnisse sowie deren zugehöriges Molekül bzw.<br />

Molekülfragment.<br />

Problematisch ist die Detektion des Massensignals 28: Aufgrund der in Tabelle 2<br />

gezeigten Überlagerung mehrerer Substanzen ist einerseits die Empfindlichkeit sehr gering,<br />

andererseits die Zuordnung schwierig. In einigen Fällen ist es jedoch möglich, aufgrund<br />

anderer Faktoren wie z.B. der Potentialabhängigkeit oder mit Hilfe von Vergleichsmessungen<br />

eindeutig auf ein Produkt zu schließen.<br />

Einen Literaturüberblick über die differentielle elektrochemische Massenspektroskopie<br />

bietet [44].


4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

4.3.3 Infrarot-Spektroskopie<br />

Licht mit einer Wellenlänge im mittleren Infrarot-Bereich (4000 – 700 cm -1 ) kann ein<br />

Molekül zu Schwingungen anregen. Voraussetzung hierfür ist eine Änderung des Dipolmomentes<br />

des Moleküls. Bei der Anregung der Molekülschwingungen wird das Infrarot-Licht<br />

zum Teil absorbiert. Die Absorption eines Stoffes entspricht dem Logarithmus des Verhältnisses<br />

von durchgelassener Lichtintensität zu eingestrahlter Intensität und wird durch das<br />

Lambert-Beer´sche Gesetz beschrieben:<br />

⎛ I ⎞<br />

A = log<br />

⎜ = ⋅ c ⋅ l<br />

I ⎟ ε<br />

⎝ 0 ⎠<br />

Gleichung 4: Lambert-Beer´sches Gesetz. A: Absorption; I: Lichtintensität nach Probendurchgang;<br />

Io: Intensität des eintretenden Strahls; ε: molarer Extinktionskoeffizient; c: Konzentration<br />

des absorbierenden Stoffes; Schichtdicke des durchstrahlten Mediums.<br />

4.3.3.1 Lichtreflexion an Metallen<br />

Infrarotstrahlung im Bereich des mittleren IR (4000 bis 700 cm -1 ) wird an Metallen<br />

nahezu zu 100% reflektiert. Bei der Reflexion polarisierten Lichts beobachtet man eine<br />

Phasenverschiebung. Sie beträgt bei einem s-polarisierten Strahl unabhängig von Einstrahlwinkel<br />

180°, dagegen ist die Phasenverschiebung eines p-polarisierten Strahls abhängig vom<br />

Einfallswinkel (0° bei ϕ1+ϕ2 > π/2; 180° bei ϕ1+ϕ2 < π/2; ϕ1,2:Ein- bzw. Ausfallswinkel). Im<br />

üblichen Meßmodus bei der Untersuchung von Metalloberflächen wird jedoch ein so flacher<br />

Einstrahlwinkel gewählt, daß sowohl s- als auch p-polarisierter Strahl durch Reflexion um<br />

180° phasenverschoben werden.<br />

Aus der Interferenz von einfallendem und reflektiertem Strahl entsteht ein elektrisches<br />

Feld E auf der Metalloberfläche. Das von einem s-polarisierten Lichtstrahl erzeugte Feld geht<br />

gegen Null, weil seine Phasenverschiebung von 180° eine destruktive Interferenz an der<br />

Elektrodenoberfläche bewirkt.<br />

Die Interferenz der p-polarisierten Strahlen jedoch kann dazu führen, daß es zu einer<br />

Verstärkung des an der Oberfläche resultierenden elektrischen Feldes in Bezug auf den Betrag<br />

des einfallenden Strahls kommt. Der Einfallswinkel des p-polarisierten Lichts ist für die<br />

Stärke des resultierenden elektrischen Feldes von großer Bedeutung. Dieser Sachverhalt ist<br />

eine der wichtigen Grundlagen für die Aufstellung einer Oberflächenauswahlregel, die von<br />

Greenler formuliert wurde [45].<br />

- 18 -


4.3.3.2 Die Oberflächenauswahlregel<br />

- 19 -<br />

4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Im vorangehenden Abschnitt wurde bereits erwähnt, daß ein Molekül, welches zu einer<br />

Wechselwirkung mit dem elektromagnetischen Feld fähig ist, zumindest vorübergehend ein<br />

Dipolmoment haben muß, das mit der absorbierten Frequenz schwingt. Für adsorbierte<br />

Spezies ergibt sich daraus die Oberflächenauswahlregel:<br />

Besitzt ein adsorbiertes Molekül ein permanentes Dipolmoment, das senkrecht zur<br />

Oberfläche bzw. parallel zur Richtung des elektrischen Feldvektors des p-polarisierten Lichts<br />

gerichtet ist, so kann dieses Dipolmoment mit der senkrechten Komponente des p-polarisierten<br />

Lichts an der Oberfläche wechselwirken.<br />

Diese Tatsache läßt sich nutzen, um zwischen adsorbierten und frei im Elektrolyten<br />

befindlichen Teilchen zu unterscheiden: p-polarisiertes Licht "sieht" sowohl gelöste als auch<br />

adsorbierte Moleküle, während s-polarisiertes Licht nur mit den gelösten Molekülen vor der<br />

Reflexionsebene in der Dünnschicht wechselwirkt. Durch den Vergleich beider Spektren ist<br />

es möglich, auf rein adsorbierte Spezies zu schließen.<br />

4.3.3.3 Die Infrarotbanden von CO2<br />

Die Grundschwingungen von Kohlendioxid und ihre Frequenzlagen sind in Tabelle 3<br />

gezeigt:<br />

o⎯c⎯o<br />

⇐ ⇒ υ1 (1340 cm -1 ) IR-inaktiv<br />

⇒ ⇐ ⇒ υ3 (2350 cm -1 )<br />

⇑ ⇓ ⇑ υ2a ( 670 cm -1 ) υ2 entartet<br />

• Χ • υ2b ( 670 cm -1 ) υ2 entartet<br />

Tabelle 3: Schwingungsmoden von Kohlendioxid und zugehörigen IR-Absorptionsbanden.


4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Die symmetrische Streckschwingung υ1 hat keine Änderung des Dipolmoments zur<br />

Folge und ist damit nicht im IR-Spektrum zu sehen. Anders υ3, bei der ein Dipol längs zur<br />

Molekülachse induziert wird. Die beiden Beugeschwingungen υ2a und υ2b unterscheiden sich<br />

nur durch ihre Schwingungskoordinate, bewirken jedoch auch eine Dipolmoment-Änderung<br />

und sind IR-aktiv.<br />

4.3.3.4 Meßtechniken<br />

Allgemein wird zwischen interner und externer Reflexionsspektroskopie unterschieden.<br />

Bei der internen Reflexion besteht die Elektrode aus einem auf einem IR-transparenten<br />

Material aufgedampften dünnen Metallfilm. Der Lichtstrahl durchquert die Elektrode "von<br />

hinten", wird ein- oder mehrmals an der Grenzfläche Metall/Elektrolyt reflektiert und tritt<br />

dann auf den Detektor (ATR-Technik, attenuated total reflection), [46].<br />

Bei der externen Reflexion durchquert der IR-Strahl zunächst ein infrarot-transparentes<br />

Fenster sowie eine möglichst dünne Elektrolytschicht und trifft dann auf die polierte massive<br />

Metallelektrode. Nach Reflexion durchtritt der Strahl ein weiteres Mal beide Medien und<br />

erreicht dann den Detektor.<br />

Beide Methoden besitzen systemgegeben Vor- und Nachteile. Bei der externen Reflexion<br />

stellt das zweimalige Durchqueren des lichtabsorbierenden wäßrigen Elektrolyten ein<br />

großes Problem dar. Dem gegenüber stehen die Schwierigkeiten bei der internen Reflexion,<br />

die die Dicke des Metallfilms betreffen: Um metallischen Charakter zu haben, muß ein<br />

prinzipiell metallisch leitendes Material eine Schichtdicke von mehreren Monolagen besitzen.<br />

Dann ist jedoch immer noch der Schichtwiderstand zu hoch, um die Schicht als Elektrode zu<br />

benutzen, erst ab etwa 50 - 100 nm wird sie hinreichend leitend. Auf der anderen Seite wird<br />

eine leitende Schicht ab etwa 1/10 der eingestrahlten Wellenlänge für das IR-Licht undurchsichtig<br />

(genaueres unter [47]).<br />

Diese gegenläufigen Anforderungen der internen Reflexion führten dazu, daß, obwohl<br />

diese Technik in der eigenen Arbeitsgruppe angewendet wird, die Arbeiten an einem<br />

Versuchsaufbau mit externer Reflexion an der TU Chemnitz durchgeführt wurden.<br />

Die externe Reflexion bietet den weiteren Vorteil der praktischen Handhabung einer<br />

massiven Elektrode gegenüber einem Metallfilm in Bezug auf Reinigung und Wiederverwendbarkeit<br />

im Falle irreversibler Adsorption.<br />

Des weiteren lassen sich die Meßtechniken nach verschiedenen Modulationsarten<br />

einteilen. Auf die Polarisationsmodulation mit der beispielsweise selektiv adsorbierte Spezies<br />

beobachtet werden können, soll hier nicht weiter eingegangen werden, da sie in der vorliegenden<br />

Arbeit nicht benutzt wurde. Die beiden verwendeten Methoden der Potentialmodulation<br />

sollen im folgenden kurz vorgestellt werden:<br />

- 20 -


SPAIRS (Single Potential Alteration Infrared Spectroscopy)<br />

- 21 -<br />

4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Bei dieser Aufnahmetechnik wird ein Referenzspektrum bei einem ausgesuchten<br />

Potentialwert (Referenzpotential), beispielsweise im adsorbatfreien Zustand der Elektrode<br />

aufgenommen. Dieses Spektrum wird von den "Meß"-Spektren, die bei einem anderen<br />

Potential aufgenommen wurden, abgezogen. So läßt sich untersuchen, ob zu den "Meß"-<br />

Potentialen eine Veränderung der Elektrode stattgefunden hat.<br />

Üblicherweise werden zur Signalverbesserung mehrere Interferogramme beim jeweiligen<br />

Potential hintereinander aufgenommen. Da bei dieser Aufnahmetechnik nur ein<br />

Potentialwechsel durchgeführt wird, werden hier sowohl reversible als auch irreversible<br />

Prozesse gleichermaßen registriert.<br />

SNIFTIRS (Subtractively Normalized Interfacial FTIR Spectroscopy)<br />

Die Meßmethode SNIFTIRS wurde 1983 von Pons et al. [48] entwickelt und beinhaltet<br />

eine wiederholte Messung bei zwei verschiedenen Elektrodenpotentialen: dem Bezugspotential<br />

(in diesem Fall ein Potential mit entweder der geringsten oder mit der höchsten<br />

Adsorbatbedeckung) und dem Meßpotential mit einer zum Bezugswert unterschiedlichen<br />

Bedeckung.<br />

Durch den mehrmaligen Potentialwechsel und die Differenzbildung läßt sich ein sehr<br />

gutes Signal/Rausch-Verhältnis erzielen und die Grundlinie wird, im Gegensatz zu SPAIRS<br />

sehr flach. Dies erleichtert die Auswertung der Spektren wesentlich. Da jedoch bei SNIFTIRS<br />

mehrmals zwischen Meß- und Referenzpotential hin- und hergewechselt wird, sind in diesen<br />

Spektren lediglich reversible Sorptionsprozesse zu beobachten. Dies ist ein entscheidender<br />

Unterschied zu SPAIRS, wo erst die Spektren am Bezugspotential akkumuliert werden,<br />

daraufhin der Potentialsprung erfolgt, wieder gemessen wird und am Schluß die Spektren<br />

voneinander subtrahiert werden.<br />

4.3.4 Elektrochemische Quarz-Mikrowaage<br />

Kristalle, die in ihrer Gitterstruktur kein Inversionszentrum aufweisen, können eine<br />

elektrische Polarisierung zeigen, wenn sie mechanisch deformiert werden. Dieser sogenannte<br />

piezoelektrische Effekt wurde erstmals 1880 von J. und P. Curie [49] beobachtet. Er tritt bei<br />

Materialien auf, deren kristalliner Aufbau azentrisch ist, d.h. der Schwerpunkt der positiven<br />

Ladungen in der Elementarzelle liegt nicht mit dem der negativen überein.<br />

Sämtliche Kristalle mit dieser Eigenschaft zeigen auch den "inversen" piezoelektrischen<br />

Effekt. Hier erzeugt ein äußeres elektrisches Feld eine mechanische Deformation. Legt man<br />

nun ein elektrisches Wechselfeld an einen piezoelektrischen Kristall an, so läßt sich unter<br />

bestimmten Voraussetzungen eine mechanische Schwingung erzeugen.


4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Das bekannteste Material dieser Art ist Quarz, der nicht nur ein niedriges Verhältnis<br />

von Energieverlust zur Schwingungsenergie (also eine hohe "Güte", [50]) aufweist, sondern<br />

auch chemisch sehr beständig ist.<br />

Die Art der elektrisch erzeugten, mechanischen Schwingung hängt stark vom Kristallschnitt<br />

ab. Es lassen sich durch unterschiedliche Schnitte zahlreiche Schwingungsmoden<br />

erzielen, von denen jedoch lediglich die Scherschwingung von größerem Interesse ist. Hierfür<br />

wird der Kristall im sogenannten AT-Schnitt geschnitten, bei der erzeugten Schwingung<br />

bewegen sich dann zwei gegenüber liegende Oberflächen parallel zueinander in jeweils<br />

entgegengesetzte Richtungen hin und her. Die bisweilen mit den Scherschwingungen<br />

überlagerten Biegeschwingungen sind unerwünscht und müssen verhindert werden [51] [52],<br />

da sie zu Instabilitäten der Resonanz führen.<br />

Die Beziehung zwischen der Änderung der Resonanzfrequenz und Massenänderung<br />

eines Schwingquarzes läßt sich durch folgende Gleichung ausdrücken:<br />

1 Δm<br />

Δf<br />

= −2<br />

f ⋅ ⋅<br />

μ ⋅ ρ A<br />

2<br />

0<br />

Gleichung 5: Sauerbrey-Gleichung. Δf: Änderung der Resonanzfrequenz; f0: Ausgangsfrequenz;<br />

µQ: Schermodul des Quarzes (2,947*10 11 g/(cm*s 2 )); ρQ: Dichte des Quarzes<br />

(2,648 g/cm 3 ); Δm: Massenänderung; A: schwingende Fläche des Quarzes<br />

Diese, von Sauerbrey 1959 formulierte lineare Abhängigkeit von Masse- und<br />

Frequenzänderung [53] läßt sich unter Umständen auch für eine Belegung des Kristalls durch<br />

eine fremde Substanz anwenden. Sie ist die Grundlage für eine Massenberechnung auf Basis<br />

der Quarzschwingung, gilt jedoch nur für eine starre Belegung und für einen unendlich<br />

ausgedehnten Kristall. Für eine dünne Belegung und ein ausreichendes Verhältnis von<br />

Längsdurchmesser und Dicke einer Quarzscheibe (> 20), sind die resultierenden Fehler<br />

kleiner als 1 %. Bei höheren Belegungen müssen Korrekturen vorgenommen werden, deren<br />

Ausmaß sich nach den physikalischen Eigenschaften (Schermodul, Dichte) des betreffenden<br />

Beschichtungsmaterials richtet [54].<br />

4.3.4.1 Kontakt des Schwingquarzes mit flüssigen Medien<br />

Die Sauerbrey-Gleichung gilt für einen piezoelektrischen Kristall im Vakuum und näherungsweise<br />

in Gasen. Bei einseitigen Kontakt zu einem flüssigen Medium läßt sich jedoch<br />

auch eine stabile Resonanz eines Schwingquarzes aufrecht erhalten. Eine Beschreibung der<br />

Ankopplung einer Scherschwingung an eine Newton´sche Flüssigkeit wurde von Kanazawa<br />

und Gordon [55] vorgeschlagen. Sie setzt voraus, daß die Flüssigkeit unmittelbar am Kristall<br />

starr mit dem Resonator verbunden ist sowie Dichte und Viskosität der Flüssigkeit an der<br />

Grenzfläche identisch mit denen im Volumen sind:<br />

- 22 -<br />

Q<br />

Q


v<br />

x<br />

(<br />

z,<br />

t<br />

) = v0<br />

⋅ e<br />

−k<br />

Fl ⋅z<br />

i(<br />

kFl<br />

⋅z<br />

−ϖt<br />

)<br />

e<br />

4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Gleichung 6: Amplitude der Schergeschwindigkeit einer Flüssigkeit im Kontakt mit einem<br />

Schwingquarz: z: Abstand von der flüssigkeitsseitigen Quarzoberfläche; x: Richtung der<br />

Scheramplitude; v0: maximale Geschwindigkeit der Quarzoberfläche; ω: Kreisfrequenz des<br />

fundamentalen Schwingungsmodus.<br />

kFl ist die Ausbreitungskonstante für die gilt:<br />

k Fl<br />

ω ⋅ ρ<br />

Fl<br />

= Abklingtiefe<br />

2η<br />

Fl<br />

AT-geschnittenen Quarz die Resonanzfrequenz kaum temperaturabhängig. Dennoch muß bei<br />

- 23 -<br />

⋅<br />

1<br />

δ =<br />

k Fl<br />

Gleichung 7: ρFl: Dichte der Flüssigkeit; ηFl: Viskosität der Flüssigkeit<br />

Zur Veranschaulichung ist in Abbildung 4 das Geschwindigkeitsprofil der Flüssigkeit<br />

an der Grenzfläche im Kontakt zu einem Schwingquarz gezeigt:<br />

V/v x x(max)<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

(a)<br />

(b)<br />

0.2 (c) Abbildung 4: Normierte Schergeschwindigkeit<br />

vx der Flüssigkeitsschicht an der Grenzfläche<br />

0.0<br />

für drei verschiedene Zeitpunkte: a: maximale<br />

Geschwindigkeit der Quarzoberfläche; b:<br />

-0.2<br />

0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0<br />

mittlere Geschwindigkeit; c: Geschwindigkeit<br />

der Oberfläche gleich Null.<br />

z / µm<br />

Das mitschwingende Medium verursacht eine Erniedrigung der Resonanzfrequenz, die<br />

sich durch folgende Gleichung ausdrücken läßt [55]:<br />

Δf<br />

= − f<br />

3<br />

−<br />

2<br />

0<br />

ηFl<br />

⋅ ρ Fl<br />

π ⋅ μ ⋅ ρ<br />

Gleichung 8: Frequenzerniedrigung Δf bei einseitigem Kontakt des Schwingquarzes mit einer<br />

Flüssigkeit. f0: Grundschwingung des Quarzes.<br />

Mit einer Abklingtiefe δ von 2300 Å in Wasser ergibt sich bei einem Quarz mit einer<br />

Grundschwingung von 6 MHz eine Frequenzabnahme von 900 Hz. Zwar ist bei einem<br />

Q<br />

Q


4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Kontakt mit einem flüssigen Medium auf konstante Temperatur geachtet werden, da diese<br />

über die (temperaturabhängige) Viskosität und Dichte der Flüssigkeit die<br />

Frequenzerniedrigung beeinflußt (Gleichung 8)<br />

Nach der Sauerbrey-Gleichung beträgt die Empfindlichkeit eines elektrodenbeschichteten<br />

6-MHz-Schwingquarzes 12,86 ng/(cm² Hz). Im Kontakt mit dem Elektrolyten<br />

verringert sich diese jedoch auf 18,73 ng/(cm² Hz), bei einer aktiven Elektrodenfläche von<br />

28,3 mm also etwa 5,3 ng /Hz (7,5 ng/Hz für einen 5 MHz-Quarz).<br />

Eingehendere Information über die Grundlagen der Quarz-Mikrowaage bieten<br />

[49, 52, 54], sowie [56, 57, 58].<br />

4.3.5 Die elektrochemische Druckmesszelle (EDMZ)<br />

Ein wichtiges Ziel der vorliegenden Arbeit war, eine Quantifizierung der elektrochemisch<br />

adsorbierten CO2-Menge vorzunehmen. Da sich die Quantifizierung der Meßsignale<br />

in manchen Meßtechniken als undurchführbar (DEMS, FTIR) oder als schwierig (EQMB)<br />

erwies, wurde eine neue Technik entwickelt, deren Meßgröße der Druck im Gasraum über<br />

dem Elektrolyten sein sollte, mit dem während eines Potentialdurchlaufs in situ die potentialabhängig<br />

ad- oder desorbierte CO2-Menge verfolgt werden kann.<br />

Es läßt sich jedoch keine direkte Gleichgewichtsbeziehung zwischen den im Elektrolyten<br />

gelösten CO2-Molekülen und adsorbierten Spezies formulieren. Daher müssen im<br />

wesentlichen 2 Gleichungen angewendet werden, um vom Gasdruck auf die Menge der<br />

adsorbierten Spezies rückzuschließen: Das Henry´sche Gesetz und die Stoffbilanz von CO2.<br />

Mittels der Änderung des Gasdruckes kann - mit Hilfe des Henry´schen Gesetzes- auf die<br />

Änderung der CO2-Konzentration im Elektrolyten geschlossen werden.<br />

p = H ⋅ X<br />

bzw. Δp<br />

= H ⋅ ΔX<br />

Δn(<br />

CO2)<br />

Δp<br />

= H ⋅<br />

n(<br />

CO2)<br />

+ n(<br />

H 2O)<br />

Gleichung 9: p: Gasdruck; H: Henry-Konstante; X: Molenbruch; n: Teilchenzahl<br />

Näherungsweise gilt:<br />

Δn(<br />

CO2<br />

)<br />

Δp<br />

≈ H ⋅ ⇒ Δn(<br />

CO<br />

n(<br />

H O )<br />

2<br />

- 24 -<br />

2<br />

Δp<br />

⋅<br />

) ≈<br />

n(<br />

H<br />

H<br />

2<br />

O )


- 25 -<br />

4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

Das Henry´sche Gesetz ist eine Näherung des Dalton´schen Gesetzes und gilt für<br />

Lösungen mit geringer Konzentration des betreffenden Gases. Es wird allgemein bei der<br />

Berechnung von Gaskonzentrationen in Fluiden bei geringer Löslichkeit angewendet. Die<br />

6<br />

Henry-Konstante von Kohlendioxid in Wasser beträgt H = 1. 67 ⋅10<br />

mbar bzw.<br />

( CO2<br />

)<br />

( H O)<br />

mol<br />

H = 0.<br />

034041<br />

l<br />

sich in [59].<br />

2<br />

bei 25°C. Weitere Angaben zum Mischsystem CO2 /H2O finden<br />

Durch die Stoffbilanz von CO2 läßt sich auf einfache Weise über eine Differenzrechung<br />

bestimmen, welcher Anteil der im System vorhandenen Menge an der Elektrode adsorbiert<br />

vorliegt:<br />

( CO gesamt)<br />

) = Δn(<br />

CO ( gas)<br />

) + Δn(<br />

CO ( solv)<br />

) + n(<br />

CO ( ads)<br />

)<br />

Δn<br />

Δ<br />

und mit Δ ( CO ( gesamt)<br />

) = 0<br />

2<br />

2(<br />

2<br />

2<br />

2<br />

n (geschlossenes System):<br />

Δ<br />

( CO ( ads ) ) = −{<br />

Δn(<br />

CO ( gas ) ) + Δn(<br />

CO ( solv ) ) }<br />

n 2<br />

2<br />

2<br />

Gleichung 10: Stoffbilanz von CO2 in einem geschlossenen System<br />

Aus der idealen Gasgleichung folgt:<br />

( CO ( gas ) )<br />

Δp<br />

⋅V<br />

2<br />

Δn(<br />

CO2(<br />

gas ) ) =<br />

RT<br />

Gleichung 11: n: Teilchenzahl; Δp: Druckänderung; V: Gasvolumen; R: Gaskonstante; T:<br />

Temperatur<br />

Durch Einsetzen der erhaltenen Werte für Δn( CO ( ) ) und n(<br />

CO ( ) )<br />

Stoffbilanz (Gleichung 10) erhält man<br />

Δn<br />

⎛V(<br />

gas)<br />

2 gas<br />

n(<br />

H O)<br />

⎞<br />

2<br />

( CO2<br />

( ads)<br />

) ≈−Δp⋅⎜<br />

+ ⎟<br />

⎝ RT H ⎠<br />

Δ in die<br />

2 solv<br />

Gleichung 12: Zusammengefaßte Massenbilanz, Henry- und ideale Gasgleichung: Beziehung<br />

zwischen Druckänderung und Änderung der Adsorbatmenge.<br />

Die gesamte Änderung der adsorbierten CO2-Molekel verteilt sich also auf den Gasbereich<br />

(Vgas/RT) und die Flüssigkeit (n(H2O)/H). Mit den thermodynamischen Daten<br />

−2<br />

l ⋅ bar<br />

3<br />

R = 8.<br />

3144 ⋅10<br />

; H = 1.<br />

67 ⋅10<br />

bar;<br />

T = 298 K<br />

K ⋅ mol


4 GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />

und den apparatespezifischen Kenngrößen (siehe 5.1.4)<br />

ρ<br />

V( gas ) = 15μl; V(<br />

H 2 O ) = 1 ml ⇒ n(<br />

H 2O<br />

) = V ⋅ = 55.<br />

5 mmol<br />

M<br />

V( gas )<br />

−7<br />

ergibt sich für den ersten Term (gasseitig): = 6.<br />

054 ⋅10<br />

mol / bar<br />

RT<br />

n( H 2O<br />

)<br />

−5<br />

und für den zweiten (Flüssigkeit): = 3.<br />

327 ⋅10<br />

mol / bar .<br />

H<br />

Insgesamt kann man für die vorliegende Ausführung der Druckmeßzelle Gleichung 12 wie<br />

folgt zusammenfassen:<br />

−5 mol<br />

Δn(<br />

CO2(<br />

ads )) = −3.<br />

387 ⋅10<br />

⋅ Δp<br />

bzw.<br />

bar<br />

−8 mol<br />

Δn(<br />

CO2(<br />

ads )) = −3.<br />

387 ⋅10<br />

⋅ Δp<br />

mbar<br />

Gleichung 13: Anwendung von Gleichung 12 auf die Geometrie der konstruierten Druckmeßzelle.<br />

Gleichung 12 stellt eine direkte, proportionale Beziehung zwischen der Druckänderung<br />

im Gasraum über dem Elektrolyten, Δp, und der an die Elektrode ad- oder desorbierten<br />

Kohlendioxid-Moleküle Δn (ads) dar. Das negative Vorzeichen beschreibt, wie zu erwarten<br />

ist, eine Druckerniedrigung bei der Adsorption und eine Erhöhung des Druckes bei der<br />

Desorption von CO2.<br />

Da bei allen untersuchten Materialien die adsorbierte Menge CO2 im kathodischen<br />

Potentialbereich größer ist als im anodischen, kann man eine Desorption durch anodische<br />

Polarisation bewirken. Da aber einerseits die Sorption nicht bei jedem Material vollständig<br />

reversibel erfolgen muß, andererseits der adsorbatfreie Zustand jenseits des elektrochemischen<br />

Stabilitätsbereiches des Elektrodenmaterials liegen kann, lassen sich nur relative<br />

Änderungen bestimmen. Im letzten Fall oxidiert die Elektrode im Verlauf des anodischen<br />

Potentialvorschubs bereits, während noch CO2-Moleküle auf der Oberfläche vorhanden sind<br />

bzw. von ihr desorbieren.<br />

Die zur Ermittlung der mittleren Bedeckung nötige effektiven Elektrodenfläche wurde<br />

durch den Vergleich der Strom/Spannungs-Kennlinien berechnet. Näheres hierzu findet sich<br />

in Kap. 6.5.3.<br />

- 26 -


5 EXPERIMENTELLES<br />

5.1 Techniken und deren Grundlagen<br />

In diesem Abschnitt sollen, aufbauend auf den theoretischen Grundlagen (Kap. 4.3) die<br />

verwendeten Techniken DEMS, FTIR, EQMB und EDMZ erläutert werden. Da cyclovoltammetrische<br />

Messungen meist in Verbindung mit den oben genannten Techniken durchgeführt<br />

wurden, soll nicht einzeln hierauf eingegangen werden.<br />

5.1.1 Differentielle elektrochemische Massenspektroskopie (DEMS)<br />

Die elektrochemische Zelle<br />

Für die massenspektroskopischen Untersuchungen wurde ein Zelltyp verwendet, der zur<br />

DEMS-Messung von Festkörperelektroden konzipiert wurde. Diese Zelle wurde modifiziert,<br />

um poröse Elektroden untersuchen zu können. Ein schematischer Aufbau des Zelltyps ist in<br />

Abbildung 5 gezeigt.<br />

(a)<br />

Gasspülung<br />

10 mm<br />

Produktstrom ins<br />

Hochvakuum<br />

Elektrolyt<br />

AE<br />

GE, RE<br />

- 27 -<br />

(b) Massenspektrometer<br />

Elektrolyt<br />

Elektrodenschwamm<br />

60 µm Membran<br />

Grundelektrode<br />

(Glaskohlenstoff)<br />

Abbildung 5: Schematische Darstellung der DEMS-Festelektrodenzelle. Das zu untersuchende<br />

Material wird als Schwamm auf die Glaskohlenstoff-Grundelektrode aufgebracht<br />

(a). Rechts: Detailausschnitt der Arbeitselektrode (b).<br />

Die elektrochemische Zelle wurde über einen Flansch direkt mit dem Hochvakuum des<br />

Massenspektrometers verbunden. Eine Glaskohlenstoff-Elektrode wurde mit leitendem<br />

Epoxidharz-Kleber (Elecolit 325) auf den Kontaktstift des Elektrodenhalters (Teka-PEEK)<br />

montiert und mit Isolierharz (Araldit F, Ciba Geigy) eingegossen. Die montierte Elektrode<br />

wurde plangeschliffen und poliert (Diamantschleifpaste Winter, 15 - 0,25 µm). Auf diese


5 EXPERIMENTELLES<br />

Glaskohlenstoff-Grundelektrode wurde mit dem oberen Zellteil eine ringförmige<br />

gaspermeable Membran (Scimat, Porengröße 0,2 µm, Innenring ∅ 2,5 mm) aufgepresst.<br />

Dieser Ring trennt den Hochvakuumbereich des Massenspektrometers vom Elektrolytraum<br />

und dient als Inletsystem. Flüchtige Reaktionsprodukte, die an der Arbeitselektrode entstehen,<br />

diffundieren teilweise seitlich durch die Membran in das Massenspektrometer.<br />

Die Gegenelektrode bestand aus einem dünnen Platinblech, als Referenzelektrode<br />

diente eine Hg/Hg2SO4/K2SO4-Elektrode (+650 mV vs. NHE).<br />

Das Auftragen des Arbeitselektrodenpulvers auf das Glaskohlenstoff-Substrat erfolgte<br />

nach dem Zusammenbau und Druckfestigkeitstest der Zelle. Hierzu wurde eine bestimmte<br />

Menge des jeweiligen Metallpulvers in einer Nafion/Ethanol-Lösung dispergiert und mit einer<br />

Pipette aufgetragen. Die Elektrodenpräparation ist in 5.2.1 genauer beschrieben.<br />

Massenspektrometer, Steuerung und elektrochemischer Aufbau<br />

Der DEMS-Meßaufbau besteht aus einem Rezipienten mit einer Quadrupol-Massenspektrometer-Einheit<br />

(Balzers, QMI 420; Analysator QMA 125, 0 bis 200 amu) die von einer<br />

Turbopumpe (Balzers, 60 l/s) auf einem Arbeitsdruck von 5∗10 -6 mbar gehalten wird.<br />

Die an der Arbeitselektrode freigesetzten flüchtigen Substanzen diffundieren durch das<br />

Inletsystem in das Vakuum des Spektrometers. Dort werden die Produkte ionisiert, nach ihren<br />

Masse/Ladungsverhältnissen aufgetrennt und mit einem Sekundärelektronen-Vervielfacher<br />

analysiert. Die Massensignale werden über die Elektronik und einen A/D-Wandler an den<br />

Meßcomputer weitergegeben.<br />

Als Spannungskontrolle diente ein Potentiostat (HEKA), die elektrochemischen und<br />

Massensignale wurden über einen A/D-Wandler in den Computer eingelesen.<br />

RE<br />

Inlet<br />

system<br />

CE<br />

AE<br />

X/Y-Schreiber<br />

Potentiostat<br />

Lock-In<br />

Quadrupol<br />

M assen-<br />

Filter<br />

TP<br />

- 28 -<br />

FC<br />

SEV<br />

Computer<br />

QME 125<br />

Abbildung 6: Schematischer Aufbau des differentiellen elektrochemischen Massenspektrometers.<br />

AE, RE, CE: Arbeits-, Referenz- und Gegenelektrode; RP, TP: Rotations- bzw.<br />

Turbopumpe; FC: Faraday-Cup; SEV: Sekundärelektronen-Vervielfacher; QME 125: Regelelektronik<br />

des Massenspektrometers.<br />

RP


5.1.2 Infrarotspektroskopie (FTIR)<br />

Der Meßplatz<br />

- 29 -<br />

5 EXPERIMENTELLES<br />

Die Messung der FTIR-Spektren erfolgte mit einem Biorad Digilab FTS 40-Spektrometer.<br />

Der Probenraum wurde vor jeder Messung bei montierter Zelle 2 h sowie während der<br />

Messungen ständig mit trockener, CO2-freier Luft gespült (Adsorptionstrockner Zander KE<br />

12 MSZTE). Als Polarisator diente ein mit Aluminium bedampfter BaF2-Kristall (Fa. Specac)<br />

Abbildung 7: Verwendetes FTIR-Spektrometer BIORAD FTS-40 mit Michelson-Interferometer<br />

und lasergesteuertem beweglichen Spiegel. Ein- und Ausfallswinkel sind nicht maßstabsgerecht<br />

[60].<br />

Die Akkumulation der Spektren wurde über einen Computer mit der Potentialkontrolle<br />

synchronisiert. Zwischen Interface und dem zum FTIR-Gerät zugehörigen Rechner war ein<br />

Potentiostat mit integriertem Funktionsgenerator (Eigenbau TU Chemnitz) geschaltet, der die<br />

Einstellung des Referenz- und Meßpotentials gewährleistete. Als Detektor wurde ein mit<br />

flüssigem Stickstoff gekühlter High-Sensitivity-MCT-Detektor (Mercury-Cadmium-<br />

Telluride) verwendet. Die Spannungs- und Stromsignale wurde mit einem X/Y-Schreiber<br />

(Philips PM 8043) aufgezeichnet.<br />

FTIR-Meßzelle<br />

Die schwingungsspektroskopischen Untersuchungen von potentialkontrollierten elektrochemischen<br />

Sorptionsvorgängen erforderten einen speziellen Zellaufbau. Der IR-Strahl<br />

sollte von außen durch ein transparentes Fenstermaterial auf eine hochpolierte Elektrode<br />

treffen und nach der Reflexion (und teilweiser Absorption) durch das Fenster zurück auf<br />

einen Detektor gelangen. Dabei mußte beachtet werden, daß die Arbeitselektrode zwar voll-


5 EXPERIMENTELLES<br />

ständig und gleichmäßig mit Elektrolyt bedeckt war, die Dicke des Elektrolytfilms zwischen<br />

Elektrode und Fenster jedoch sehr dünn sein sollte, da wäßrige Lösungen Licht im Infrarotbereich<br />

absorbieren (siehe Gleichung 4). Eine Skizze der verwendeten FTIR-Dünnschicht-<br />

Meßzelle ist in Abbildung 8 gezeigt.<br />

IR-<br />

Quelle<br />

ZnSe- Fenster<br />

WE<br />

- 30 -<br />

10 µm<br />

Elektrolyt<br />

Detektor<br />

Abbildung 8: Schematische Zeichnung der FTIR-Dünnschicht-Meßzelle. Der IR-Strahl trifft<br />

durch das infrarot-transparente ZnSe-Fenster und den Elektrolytfilm auf die Elektrode und<br />

wird dort reflektiert und teilweise absorbiert. Er durchquert ein zweites mal Elektrolyt und<br />

Fenster und trifft dann auf den Detektor.<br />

Montage<br />

Die in ein Kunststoffrohr (Teka-PEEK) gefaßte hochpolierte Elektrode (Alumina,<br />

Körnung µm) wurde für die Messungen über eine Schraubvorrichtung mit Feingewinde in den<br />

Glaszylinder der Elektrolysezelle geschoben und die Zelle in der Meßhalterung des Spektrometers<br />

fixiert. Nach dem Befüllen der Zelle mit ca. 40 ml Elektrolyten und dem Bestücken<br />

mit der Referenzelektrode (standardisierte H2-Elektrode, SHE) wurde dieser mit dem entsprechenden<br />

Spülgas CO2 bzw. Stickstoff 15 min gespült. In dieser Zeit wurde trockene, CO2freie<br />

Luft durch die Meßkammer des Spektrometers geleitet. Unmittelbar vor den Messungen<br />

wurde die Elektrode auf etwa 1-10 µm Abstand zum ZnSe-Fenster gebracht [61].<br />

5.1.3 Elektrochemische Quarz-Mikrowaage<br />

Die Messungen an der elektrochemischen Quarz-Mikrowaage wurden in der Arbeitsgruppe<br />

Dr. Kautek an der Bundesanstalt für Materialforschung und am Fritz-Haber-Institut<br />

(AG Doblhofer) durchgeführt. Eine schematische Abbildung der dortigen, annähernd identischen<br />

Versuchsaufbauten ist in Abbildung 9 dargestellt. Der Schwingquarz (AT-Cut, 5 bzw.<br />

6 MHz) wurde in der eigenen Arbeitsgruppe beidseitig mit 50 nm Titan (Haftvermittler)<br />

besputtert und mit 200 nm des jeweiligen Elektrodenmaterials bedampft.


X(U)<br />

Y(I)<br />

Potentiostat<br />

V -Generator<br />

AC<br />

X/Y/Y´-<br />

Schreiber /<br />

Computer (FHI)<br />

Y(f)<br />

- 31 -<br />

C R W<br />

5 EXPERIMENTELLES<br />

Frequenz-<br />

Zähler<br />

Oszilloskop<br />

Abbildung 9: Schematische Zeichnung des EQMB-Setups: Die vom VAC-Generator erzeugte<br />

Resonanzfrequenz wird über das vom Potentiostaten generierte Potential gelegt. Der<br />

Frequenzzähler wandelt die Resonanzschwingung in einen Spannungswert um und gibt diesen<br />

an Oszilloskop und Schreiber/Computer weiter.<br />

Die dem Elektrolyten (0,5 M K2SO4, pH 4,3, N2 bzw. CO2-gesättigt) zugewandte Seite<br />

des Quarzes diente einerseits als Arbeitselektrode, andererseits zur Aufrechterhaltung der<br />

Resonanz des Quarzes. Hierzu diente ein Eigenbau eines Potentiostats, der die Kontrolle<br />

sowohl des Schwingungskreises als auch der Elektrochemie übernahm.<br />

Elektrochemie<br />

Auch hier bestand das elektrochemische Setup aus der üblichen Drei-Elektroden-<br />

Anordnung: Arbeitselektrode (Schwingquarz), Gegenelektrode (Golddraht) und Referenzelektrode<br />

(Hg/Hg2SO4/K2SO4 ges., U = 650 mV NHE). Der Quarz wurde mit den Kontaktabnehmern<br />

in eine Teflonhalterung eingepaßt und elektrolytseitig durch einen Siliconring<br />

abgedichtet. Der Elektrolyt (etwa 40 ml) wurde vor und zwischen den Messungen mit dem<br />

jeweiligen Spülgas (N2, bzw. CO2) gespült. Während den Messungen wurde das Gas über den<br />

Elektrolyten geleitet. Die elektrochemisch aktive projizierte Fläche der Arbeitselektrode<br />

betrug 33 mm 2 , aufgrund der unterschiedlichen Richtung der Kontaktfahnen war die für den<br />

Schwingquarz relevante Fläche etwas kleiner (28,3 mm 2 ).<br />

Es wurde sowohl mit 5-MHz- als auch mit 6-MHz-Quarzen gearbeitet 1 . In den gezeigten<br />

Ergebnissen ist das Ausgangssignal des Quarzes noch nicht in Massenänderung umgerechnet,<br />

sondern als Änderung der Resonanzfrequenz angegeben.<br />

1 Bis auf unterschiedliche Empfindlichkeiten hatte die Verwendung verschiedener Quarze jedoch keine<br />

Auswirkung auf die Meßergebnisse.


5 EXPERIMENTELLES<br />

5.1.4 Elektrochemische Druckmeßzelle (EDMZ)<br />

Diese Meßtechnik wird, trotz des relativ einfachen Meßaufbaus, im folgenden etwas<br />

ausführlicher besprochen, da sie eigens für die vorliegende Arbeit entwickelt wurde und daher<br />

über diese Meßmethode keine weiterführende Literatur existiert. Die Angaben beziehen sich<br />

auf die endgültige Version der Meßzelle.<br />

Um eine optimale Empfindlichkeit der Druckmessung zu erreichen, war es wichtig,<br />

folgende Randbedingungen einzuhalten und Parameter zu optimieren:<br />

• Allgemein mußte die Zelle so konstruiert werden, daß (Tot-)Volumina im Verhältnis zu<br />

Elektrodenoberflächen gering ausfielen. Je geringer das Elektrolytvolumen als auch das<br />

Gasvolumen zwischen Drucksensor und Elektrolytoberfläche sind, desto stärker pflanzt<br />

sich die Ad- oder Desorption einer bestimmten Menge CO2 als Druckantwort fort<br />

(Gleichung 12). Allerdings durfte der Abstand zwischen Arbeits- und Gegenelektrode<br />

nicht zu klein sein, um Kurzschlüsse zu vermeiden.<br />

• Sorptionsvorgänge an der Gegenelektrode mußten entweder ausgeschlossen oder soweit<br />

zurückgedrängt werden, daß sie gegenüber denen an der Arbeitselektrode vernachlässigt<br />

werden konnten. Anderenfalls würden diese durch ihren Einfluß auf den Gesamtdruck die<br />

Messung verfälschen.<br />

Durch ein großes Flächenverhältnis von Arbeits- zu Gegenelektrode verringern sich<br />

der Stromanteil der Sorption an der Gegenelektrode auf ein zu vernachlässigendes Maß.<br />

Andererseits läßt sich durch ein Fernhalten des Adsorbens von der Gegenelektrode<br />

ebenfalls dessen Adsorption verhindern. Dies kann beispielsweise durch eine eigene<br />

Elektrolyt-Kammer vor der Gegenelektrode geschehen.<br />

• Die Zu- und Ableitungen für den Elektrolyten mußten am tiefsten bzw. höchsten Punkt<br />

der Zelle angebracht werden. Nur so ließ sich die Zelle blasenfrei mit Elektrolyt befüllen<br />

und auch vollständig wieder leeren, was bei einem Elektrolytwechsel wichtig ist. Die<br />

Ventile der Zuleitungen durften den Elektrolytraum nicht verdichten, da sonst der Grunddruck<br />

von einer Atmosphäre auf einen wesentlich höheren Wert gehoben würde.<br />

• Die Konstruktion mußte sowohl robust genug gebaut sein, um durch Einpressen von<br />

außen druckdicht zu sein, als auch ein einfaches Wechseln der Arbeitselektrode für<br />

Serienmessungen zulassen. Des weiteren wurde eine rotationssymmetrische Bauweise<br />

gewählt, so daß alle Bauteile an der Drehbank selbst gefertigt werden konnten.<br />

Entsprechend dieser geometrischen Anforderungen für eine empfindliche elektrochemische<br />

Druckmessung wurde der Elektrolytraum als flacher Zylinder konzipiert, dessen<br />

Stirnseiten durch Arbeits- bzw. Gegenelektroden abgeschlossen werden. In der Wand des<br />

Zellkörpers waren verschließbare Bohrungen für Elektrolytaus- und –einlaß sowie Öffnungen<br />

für Referenzelektrode und Drucksensor angebracht (Abbildung 10). Das Elektrolytvolumen<br />

- 32 -


- 33 -<br />

5 EXPERIMENTELLES<br />

V(H2O) betrug 942 µl. Durch die Bohrung zum Drucksensor ergab sich ein Gasvolumen<br />

V(gas) von 15 µl.<br />

Der Grundkörper der Arbeitselektrode bestand aus einer runden Scheibe (∅ = 18 mm)<br />

polierten, glasartigen Kohlenstoffs (Sigradur K), der mit Kunstharz (Araldit) in einen zylindrischen<br />

Elektrodenhalter eingefaßt war (siehe Abbildung 10). Vor einer Messung wurde die<br />

Grundelektrode mit einer Dispersion aus Nafionlösung (0,3% in Ethanol) und einem Pulver<br />

des jeweiligen Elektrodenmaterials beschichtet (siehe Kap. 5.2.1). Üblicherweise wurden<br />

Dispersionsmengen von 50 – 150 µl mit einer Eppendorf-Pipette aufgetragen, unter einem<br />

Stickstoffstrom wurde der Alkohol verdampft.<br />

Analog zur Arbeits-Grundelektrode war die Gegenelektrode aufgebaut. Das Elektrodenmaterial<br />

bestand hier jedoch aus einer polierten Platinscheibe, auf die zur Vergrößerung der<br />

Oberfläche vor jeder Messung 50 µl einer Nafion/Aktivkohle-Dispersion aufgetragen wurde.<br />

Die Referenzelektrode (Hg / Hg2SO4 // 0,5 M K2SO4, pH 4,3, U = 655 mV) wurde<br />

wegen der Anforderungen an eine kompakte Bauart aus der Spitze einer Pasteurpipette im<br />

Eigenbau gefertigt und in eine vorher durchbohrte M8-Nylonschraube eingeklebt.<br />

(a)<br />

,<br />

P<br />

Abbildung 10: Konstruktions-Schema der elektrochemischen Druckmeßzelle in Seitenansicht<br />

(a) und Querschnitt des Zell-Hauptkörpers (b).WE: Arbeitselektrode; CE: Gegenelektrode;<br />

RE: Referenzelektrode; p: Drucksensor.<br />

Die im Zellhauptkörper eingelassenen Bohrungen zum Elektrolytein- und –auslaß<br />

führten über Schraubventile zu Einfüll- bzw. Auslaßschläuchen, durch die Elektrolyt und<br />

Spülgas geleitet wurden. Die Ventile mußten, um unerwünschtes Ansteigen des Grunddruckes<br />

vor der Messung beim Schließen der Zelle zu vermeiden, kompressionsarm die Bohrung zum<br />

Zellinneren verschließen. Hierzu diente eine Schraube, deren gelagerter Kopf mit zwei O-<br />

Ringen bestückt war. Dieser Dichtkopf wurde nach der Zellmontage und dem Befüllen quer<br />

vor die Elektrolyt-Bohrung geschoben und verscherte so den Zu- bzw. Ablauf.<br />

(b)<br />

P


5 EXPERIMENTELLES<br />

Elektrolyt-<br />

Auslaß<br />

Zellraum<br />

Abbildung 11: Detailzeichnung des kompressionsarmen Schraubenventils. Je eines der<br />

Ventile befindet sich am Elektrolytein- und –auslaß.<br />

Montage der Zelle<br />

Vor Montage der Gegenelektrode wurde diese mit einer ebenfalls zylindrischen<br />

Zwischenkammer verbunden. Diese war mit dem Zwischenelektrolyten gefüllt und wies eine<br />

Glasfritte auf, über die unmittelbar vor der Montage eine protonenleitende Membran<br />

(Nafion 117) gelegt wurde.<br />

Beim Zusammenbau wurden Teflonscheiben von 0,2 bis 0,5 mm Dicke an allen<br />

Verbindungsflächen zwischengelegt. Des weiteren mußte darauf geachtet werden, daß beim<br />

Zusammenfügen der Einzelteile weder im Zwischenelektrolytraum noch zwischen Glasfritte<br />

und Nafionmembran Luftblasen auftraten. Dies hätte, aufgrund einer Veränderung des<br />

Verhältnisses von V(H2O) zu V(gas) die Meßergebnisse stark verfälscht (siehe Gleichung 12).<br />

Die in den Zellhauptkörper montierten Elektrodenteile wurden zwischen zwei Aluminiumplatten<br />

eingepreßt und festgespannt. Bei geöffneten Ventilen wurde der Zellraum<br />

durch den unteren Zulauf mit Elektrolyt befüllt, der zum Teil aus der für die Referenzelektrode<br />

bestimmten Öffnung heraustrat. So konnte unter Ausschluß von Luftblasen die<br />

Referenzelektrode montiert werden. Vor dem Einschrauben in den Hauptkörper wurde die<br />

Nylonschraube, die die Elektrode enthielt, mit Teflonband umwickelt.<br />

Zur Benetzung der Elektrode wurde der Zellraum mehrmals abwechselnd mit dem<br />

verwendeten Elektrolyten und dem jeweiligen Gas (N2 bzw. CO2) gespült, was auch dazu<br />

dienen sollte, den Gasraum vor dem Drucksensor (V(gas)) mit der entsprechenden Gasart zu<br />

füllen.<br />

Drucksensor und Drucksignalverstärkung<br />

Als Drucksensor diente ein piezoresistiver Relativdruckaufnehmer (ATR 0.025 E 01<br />

CG, Fa. AktivSensor). Dieser enthält eine dünne Biegeplatte aus Silizium, die zwischen Meßund<br />

Referenzraum eingespannt ist. Die Dicke liegt im µm-Bereich und wird je nach erforder-<br />

- 34 -


- 35 -<br />

5 EXPERIMENTELLES<br />

lichem Meßbereich durch Ätzen eingestellt. Durch eine Druckänderung im Meßraum<br />

verformt sich diese Platte und ändert so ihren elektrischen Widerstand.<br />

Gespeist wurde der Sensor durch eine 5V-Gleichstromquelle. Mittels eines Differenzverstärkers<br />

wurde die Empfindlichkeit erhöht und der Offset reguliert. Das verstärkte<br />

Ausgangssignal wurde mit einem X/Y/Y-Schreiber gegen das Potential bzw. gegen die Zeit<br />

aufgetragen.<br />

Kalibrierung des Drucksignals<br />

Da es sich beim verwendeten Drucksensor um ein relativ einfaches und preiswertes<br />

elektronisches Bauteil handelt, war das Drucksignal weder kalibriert noch temperaturkompensiert.<br />

Letzteres stellte kein größeres Problem dar, da der Energieeintrag in das elektrochemische<br />

Druckmeß-Zelle sehr gering war. Von außen verursachte Temperaturschwankungen<br />

wurden durch die robuste Bauweise stark abgedämpft, der Drucksensor selbst<br />

konnte durch eine Polymerschaum-Kappe thermisch hinreichend isoliert werden.<br />

Es lag vom Hersteller eine Druck/Ausgangsspannungs-Kurve vor, die jedoch nicht den<br />

spezifischen Anforderungen genügte. So wurde eine eigene Kalibrierung an der leeren Zelle<br />

vorgenommen und der Druckaufnehmer mittels des idealen Gasgesetzes kalibriert.<br />

Die Einstellung des elektrochemischen Potentials sowie die Aufnahme des Stroms<br />

erfolgte je nach Problemstellung mit einem computergesteuerten Potentiostaten (Radiometer<br />

IMT 101 / DEA 332) oder einem manuell kontrollierten Potentiostaten (HEKA). Im letzteren<br />

Fall wurde der Strom zusammen mit dem Drucksignal auf dem X/Y/Y-Schreiber aufgenommen.<br />

5V<br />

GE<br />

P<br />

RE<br />

AE<br />

Verstärker<br />

Potentiostat<br />

X/Y/Y-<br />

Schreiber<br />

Rechner<br />

Abbildung 12: Schematischer Meßaufbau der elektrochemischen Druckmeßzelle (EDMZ).<br />

AE: Arbeitselektrode; GE: Gegenelektrode; RE: Referenzelektrode; P: Drucksensor.


5 EXPERIMENTELLES<br />

5.2 Elektrochemie<br />

5.2.1 Elektrodenpräparation<br />

Entsprechend der spezifischen Anforderungen der verschiedenen Meßmethoden, die im<br />

Rahmen dieser Arbeit benutzt wurden, ergaben sich unterschiedliche Arten der Elektrodenpräparation.<br />

In Tabelle 4 sind die verwendeten Methoden und ihre Anforderungen an die<br />

Beschaffenheit der Arbeitselektrode aufgelistet:<br />

Meßmethode Anforderung an die Arbeitselektrode Beschaffenheit der Arbeitselektrode<br />

DEMS sehr hohe spezifische Oberfläche<br />

(hohe Adsorptions-Massensignale)<br />

EDMZ hohe spezifische Oberfläche (hohe<br />

Druckänderung)<br />

- 36 -<br />

Metallpulver (in Nafion) auf<br />

Glaskohlenstoff<br />

Metallpulver (in Nafion) auf<br />

Glaskohlenstoff<br />

FTIR hohe Reflektivität Metallscheibe (∅ 18 mm), poliert<br />

EQMB direkter Kontakt zu Schwingquarz,<br />

glatt (Quantifizierung)<br />

aufgedampft (2000 Å) auf<br />

Schwingquarz<br />

Tabelle 4: Angewendete Meßtechniken und deren Anforderungen an die Beschaffenheit der<br />

Arbeitselektrode.<br />

Bei DEMS und EDMZ erfolgt der Nachweis über die freigesetzten Stoffmengen, d.h.<br />

das Massensignal (DEMS) bzw. das Gasvolumen (EDMZ). Das bedeutet, daß die Elektrodenfläche<br />

sehr groß sein muß, um genügend Substanz zur Detektion zu erzeugen. Die Wechselwirkung<br />

mit Licht erfordert hingegen bei der FTIR-Spektroskopie eine sehr glatte Oberfläche,<br />

damit bei der Reflexion des Strahls möglichst wenig Streuverluste entstehen. Um bei der<br />

Quarz-Mikrowaage (EQMB) eine Quantifizierung der flächenabhängigen Signale zu ermöglichen,<br />

sollte hier die Elektrodenfläche ebenfalls definiert sein. Bei der Mikrowaage besteht<br />

die einzige Präparationsmethode ohnehin darin, das Metall auf den Quarz-Einkristall zu<br />

dampfen oder zu sputtern. Daher werden bei der Quantifizierung hier die Signale auf die<br />

projizierte Fläche bezogen.


Herstellung pulverartiger Metallelektroden mit Nafion<br />

- 37 -<br />

5 EXPERIMENTELLES<br />

Um Elektroden mit hoher Porosität und hinreichender mechanischer Stabilität herzustellen,<br />

wurden die benutzten Metalle in Pulverform (durchschnittliche Korngröße 45 µm)<br />

in einer 0,3 %igen ethanolischen Lösung von Nafion dispergiert (jeweils 0,5 g Pulver auf 2ml<br />

Nafion-Lösung). Diese Dispersion wurde unmittelbar vor dem Auftragen eine Minute im<br />

Ultraschallbad durchmischt und dann mit einer Eppendorf-Pipette auf den Glaskohlenstoff-<br />

Grundkörper aufgebracht. Je nach Technik geschah dies vor (EDMZ) oder nach (DEMS) dem<br />

Zusammenbau der Zelle. Die Dispersion wurde unter einem Stickstoffstrom einige Minuten<br />

getrocknet.<br />

Die unterschiedlichen Präparationsmethoden bergen jedoch auch Probleme: So kann<br />

sich das Strom/Spannungs-Diagramm einer glatten Elektrode durchaus wesentlich von einer<br />

sehr rauhen unterscheiden. Der Grund hierfür liegt meist in unterschiedlichen Anteilen von<br />

kapazitiven und Diffusionsströmen. Daher können Unterschiede in den Adsorptionseigenschaften<br />

resultieren. Dieser Umstand ist bei vergleichenden Betrachtungen zu berücksichtigen.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch zu untersuchen, inwieweit Nafion als Bindemittel<br />

des Elektrodenpulvers elektrochemisch wirklich so inert ist, wie oft angenommen wird [14]<br />

[62]. Ein Nachteil der Nafiontechnik ist zweifellos die Grenze der mechanischen Stabilität bei<br />

Einsetzen von Gasentwicklung an bzw. in der porösen Elektrode.<br />

Aus den beiden letztgenannten Punkten, der elektrochemischen sowie der mechanischen<br />

Stabilität, resultiert eine eingeschränkte Aktivierbarkeit beispielsweise einer Platin-Pulverelektrode.<br />

5.2.2 Elektrolyt: pH-Korrektur<br />

Als Basiselektrolyt diente durchweg eine 0,5 molare wäßrige Lösung von K2SO4<br />

(Merck, p.a.), der zu Meß- bzw. Vergleichszwecken mit Kohlendioxid (Air Liquide, 99,99 %)<br />

oder Stickstoff (Linde, 99,999 %) bis zur Sättigung gespült wurde. Durch das Einleiten von<br />

CO2 in wäßrige Lösungen und die Bildung sowie Dissoziation von H2CO3 verschiebt sich der<br />

pH-Wert der Lösung zu niedrigen Werten, im vorliegenden Fall bis zu einem pH-Wert von<br />

4,3.<br />

Somit hätten die CO2- und die N2-gesättigten Lösungen, deren Meßergebnisse ja<br />

miteinander verglichen werden sollten, unterschiedliche pH-Werte. Von der Wasserstoffbildung<br />

ist bekannt, daß sich das Onset-Potential entsprechend des Nernst´schen Gesetzes um<br />

60 mV pro pH-Stufe verschiebt. Der Reaktionsweg der Kohlendioxid-Reduktion beispielsweise<br />

zu Methan ist noch nicht genauer bekannt. Da aber hier vier C-H-Bindungen aufgebaut<br />

werden, ist davon auszugehen, daß die Protonenkonzentration wesentlichen Einfluß auf das<br />

Reaktionsgeschehen hat. Daher muß in jedem Fall darauf geachtet werden, daß Meß- und<br />

Vergleichselektrolyt den gleichen pH-Wert aufweisen.


5 EXPERIMENTELLES<br />

Während ein Teil des pH-neutralen 0,5 M K2SO4-Grundelektrolyten mit CO2 gespült<br />

und so angesäuert wurde, mußte die N2-Vergleichslösung mit Schwefelsäure versetzt werden,<br />

um sie auf einen pH von 4,3 zu bringen<br />

Einige Gruppen arbeiten daher von vornherein in verdünnter Schwefelsäure<br />

[63, [64, [65], um eine Dissoziation des Kohlendioxids auszuschließen. Da jedoch die<br />

dissoziierte Hydrogencarbonat-Spezies einen Puffer für Konzentrationsschwankungen sowohl<br />

von Protonen als auch gelöstem CO2 darstellt, scheint es günstiger, die Untersuchungen bei<br />

milderen pH-Werten durchzuführen.<br />

Um eine Verarmung des Elektrolyten an CO2 zu verhindern, wurde je nach Meßtechnik<br />

die Zelle ständig (DEMS) bzw. zwischen den Messungen (FTIR, EQMB) mit CO2 gespült<br />

oder der Elektrolyt gewechselt (EDMZ).<br />

- 38 -


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Die in diesem Kapitel gezeigten Messungen sind im wesentlichen nach den eingesetzten<br />

Techniken gegliedert. Zum einen sind die Untersuchungen annähernd in dieser Reihenfolge<br />

durchgeführt worden und früh erfolgte Messungen haben Fragen aufgeworfen, die mit<br />

späteren beantwortet werden sollten. Zum anderen sind für einige Meßtechniken die<br />

Ergebnisse einer vorher eingesetzten Methode wichtig, um nicht Gefahr zu laufen, ein<br />

Artefakt zu beobachten.<br />

Zu Anfang dieses Kapitels werden die Ergebnisse der Cyclovoltammetrie und der spezifischen<br />

Methode DEMS vorgestellt, da sich hier die spezifische Information der Massensignale<br />

mit der quantitativen Ladungsbestimmung vergleichen läßt. Anschließend folgt die<br />

quantitative Technik der Quarz-Mikrowaage (EQMB), die gravimetrisch die Änderung der<br />

Bedeckung der Elektrode potentialabhängig angibt.<br />

Darüber hinaus sollen Strukturinformationen über das Adsorbat mit der FTIR-Spektroskopie<br />

gewonnen werden.<br />

Da die quantitativen Methoden (Cyclovoltammetrie und EQMB) nicht hinreichend<br />

zuverlässige Ergebnisse hinsichtlich der Ermittlung der Adsorbatbedeckung lieferten, wurde<br />

versucht, diesen mit der Entwicklung einer neuen elektrochemischen Meßmethode zu<br />

bestimmen. Die Arbeiten hierzu sind am Ende dieses Abschnitts aufgeführt.<br />

6.1 I/U-Kennlinien<br />

Cyclovoltammetrische Messungen der untersuchten Metallelektroden in wäßrigem,<br />

CO2-gesättigten Elektrolyten zeigen im kathodischen Bereich leichte Unterschiede im Stromverlauf<br />

zu CO2-freien Lösungen. Im kathodischen Scan bildet sich in Anwesenheit von<br />

Kohlendioxid noch vor der Wasserstoffproduktion eine Stromschulter aus. Oft wird aufgrund<br />

dieser Beobachtung bereits von einer CO2-Reduktion gesprochen. Ein entsprechendes<br />

Produkt, in das diese Ladungen geflossen sein könnten, wurde jedoch nicht nachgewiesen.<br />

Ein weiteres Problem beim Vergleich der I/U-Kennlinien von CO2- und N2-haltigen<br />

Lösungen besteht darin, daß, ausgehend von pH-neutralen Elektrolyten, das Spülen mit<br />

Kohlendioxid durch die Reaktion von aquatisiertem CO2 mit Wasser (Gleichung 1) Protonen<br />

freisetzt und den pH-Wert der Lösung erniedrigt. Dies hat beispielsweise Einfluß auf das<br />

Onset-Potential von Wasserstoff, welches mit 60 mV pro pH-Stufe verschoben wird.<br />

Inwieweit die Protonenkonzentration das Adsorptionsverhalten von CO2 wiederum<br />

beeinflußt, ist zudem ungewiß.<br />

- 39 -


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

6.1.1 Platin<br />

In Abbildung 13 ist jeweils der kathodische Ast einer Strom/Spannungskurve von Platin<br />

in CO2- bzw. N2-gesättigter 0,5 M K2SO4-Lösung (pH = 4,3) aufgetragen. Aus der Differenz<br />

der integrierten Stromkurven wurde die Ladungsmenge ermittelt, die aufgrund der Anwesenheit<br />

von Kohlendioxid geflossen ist. Da darauf geachtet wurde, daß beide Elektrolyten den<br />

gleichen pH-Wert hatten, konnte davon ausgegangen werden, daß die Ladungsberechnung<br />

nicht durch Nebeneffekte des CO2-Einleitens (Ansäuern der Lösung)verfälscht wurde.<br />

i / mA/cm²<br />

0,0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

-0,8<br />

-1,0<br />

i (N 2 )<br />

i (CO 2 )<br />

-1,2<br />

-0,5<br />

-0,8 -0,7 -0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2 -0,1 0,0 0,1 0,2<br />

U / V vs. NHE<br />

- 40 -<br />

Q (CO 2 -N 2 )<br />

Abbildung 13: I/U-Diagramm einer polierten Pt-Elektrode in 0,5 M K2SO4 (CO2- bzw. N2ges.),<br />

Scanrate 50 mV/s, projizierte Fläche 3,14 mm². Aus der Fläche zwischen beiden Kurven<br />

wurde die dem Einfluß von CO2 zuzuordnende Ladungsmenge ermittelt.<br />

Beide Stromkurven laufen zu Beginn der Messung fast übereinander nahe der Null-<br />

Linie. Im Potentialbereich zwischen 0,1 und –0,2 V NHE fließt im N2-gespülten Elektrolyten<br />

ein geringfügig höherer negativer Strom, so daß die Ladungsdifferenz Q(CO2-N2) negativ<br />

ausfällt. Ab –0,25 V jedoch steigt im CO2-Elektroyten die Stromdichte über die folgenden<br />

300 mV um etwa –0,3 mA/cm², während derjenige unter Stickstoff annähernd konstant bleibt,<br />

bis bei etwa –0,5 V bei beiden Elektrolyten die Wasserstoffbildung einsetzt. Durch die<br />

Stromschulter kommt es im CO2-Elektrolyten zu einem höheren Ladungsfluß, der der<br />

Adsorption von Kohlendioxid zuzuschreiben ist. Der korrespondierende Strompeak der<br />

Desorption ist aus Gründen der Übersicht nicht in Abbildung 13 eingezeichnet. Er verläuft im<br />

Rückscan um ca. 70 mV anodisch verschoben.<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Q / mC/cm²


- 41 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Die Differenz der Ladungsflüsse zwischen CO2- und N2-Lösung steigt im<br />

Potentialbereich der Stromschulter auf etwa 55,6 µC an, bis ab etwa –650 mV die H2-Bildung<br />

eine zuverlässige Adsorptions-Ladungsmessung unmöglich macht. Bei einer projizierten<br />

Elektrodenfläche von 3,14 mm² entspricht die geflossene Adsorptionsladungsmenge einer<br />

Ladungsdichte von etwa 1,7 mC/cm².<br />

6.1.2 Rhenium<br />

Analog zu Platin wurden Strom/Spannungs-Messungen auch an Rhenium durchgeführt,<br />

die in Abbildung 14 dargestellt sind.<br />

i / mA/cm²<br />

0,00<br />

-0,05<br />

-0,10<br />

-0,15<br />

-0,20<br />

-0,25<br />

-0,30<br />

-0,35<br />

i (N 2 )<br />

i (CO 2 )<br />

-0,8 -0,7 -0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2 -0,1 0,0 0,1 0,2<br />

U / V vs. NHE<br />

Q (CO 2 -N 2 )<br />

Abbildung 14: Kathodischer Scan von Rhenium in N2- und CO2-gesättigter 0,5 M K2SO4-<br />

Lösung (pH 4,3), Scanrate 50 mV/s, projizierte Fläche der polierten Elektrode 19,6 mm².<br />

Im Vergleich zu Platin erkennt man, daß die Stromschulter der CO2-Kurve erst etwa<br />

200 mV später einsetzt (-0,4 V NHE). Die Überspannung für Wasserstoff ist an Rhenium<br />

ebenfalls höher, das Onsetpotential liegt bei –0,65 V (N2). In Anwesenheit von Kohlendioxid<br />

wird die H2-Bildung sogar noch etwas stärker gehemmt (-700 mV). Bis zum Einsetzen der<br />

Wasserspaltung fließen etwa 250 µC durch die 19,6 mm² große Elektrode, die der Adsorption<br />

von CO2 zugeschrieben werden können. Dies entspricht einer Flächenladungsdichte von 1,3<br />

mC/cm².<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

-0,2<br />

Q / mC/cm²


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

6.1.3 Kupfer<br />

Anders als bei den beiden vorher erwähnten Metallen kann an Kupfer der Einsatz der<br />

CO2-Adsorption im Q/U-Diagramm nicht eindeutig einem bestimmten Potential zugeordnet<br />

werden (Abbildung 15). Zwar ist der Anstieg des Stromes bei der CO2-haltigen Lösung bei<br />

-0,65 V erkennbar, doch verläuft die Kennlinie der kohlendioxidhaltigen Lösung schon bei<br />

geringeren kathodischen Potentialen niedriger als die des N2-gespülten Elektrolyten, was<br />

darauf hinweist, daß an Kupfer, im Gegensatz zu Rhenium und Platin, CO2 schon ab ca.<br />

-0,3 V unter sehr geringem Ladungsfluß adsorbiert wird. Dies führt dazu, daß die Q/U-Kurve<br />

keinen charakteristischen Punkt des Anstiegs hat, sondern über den gesamten Potentialbereich<br />

"verschmiert".<br />

i / mA/cm²<br />

0,0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

I (N 2 )<br />

I (CO 2 )<br />

-2,0<br />

-1,4 -1,2 -1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0<br />

U / V vs. NHE<br />

- 42 -<br />

Q (CO 2 -N 2 )<br />

Abbildung 15: I/U-Diagramm und Ladungsverlauf an Kupfer in 0,5 M K2SO4 pH 4,3, N2- und<br />

CO2-gespült. Scanrate 50 mV/s, projizierte Fläche der polierten Elektrode 7,07 mm². Der<br />

Potentialbereich ist gegenüber den Messungen an Platin und Rhenium verschoben.<br />

Weiterhin fällt auf, daß das Potential , bei dem die Schulter der CO2-Adsorption<br />

einsetzt, weiter im kathodischeren Bereich liegt als bei Rhenium und Platin. Ebenfalls ist das<br />

Einsetzen der Protonen-Entladung erst bei etwa -1 - -1,1 V zu beobachten. bis zu diesem<br />

Punkt fließt an der 7,07 mm² großen Elektrode CO2-bedingt eine Ladung von 191 mC, d.h.<br />

eine Ladungsdichte von 2,7 mC/cm².<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Q / mC/cm²


- 43 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

In Tabelle 5 sind zu Vergleichszwecken einige charakteristische Werte der I/U-Kennlinien<br />

der untersuchten Metalle aufgelistet:<br />

Einsetzen der<br />

CO2-Ads. / V<br />

Höhe der CO2-<br />

Schulter / mA/cm²<br />

Einsetzen<br />

von H2 / V<br />

Q(CO2-N2) bis zur H2-<br />

Entwicklung / mC/cm²<br />

Platin -0,2 -0,40 -0,5 -1,7<br />

Rhenium -0,4 -0,32 -0,65 -1,3<br />

Kupfer -0,65 -0,75 -1,05 -2,7<br />

Tabelle 5: Charakteristische Parameter der I/U-Diagramme von Platin, Rhenium und Kupfer<br />

bei der Adsorption von CO2.<br />

Im Vergleich wird ersichtlich, daß keine direkte Korrelation zwischen Potential der<br />

beginnenden CO2-Adsorption und der Adsorbatmenge besteht. An Kupfer beispielsweise setzt<br />

die schwach ausgeprägte Stromschulter mit –0,65 V erst relativ spät ein, dennoch fließt an<br />

diesem Material verglichen mit Platin und Rhenium etwa die doppelte Ladungsmenge pro<br />

Flächeneinheit, die der Fixierung von Kohlendioxid zugeschrieben wird. Während Platin und<br />

Rhenium in allen in Tabelle 5 aufgeführten Werten nicht stark voneinander abweichen, fällt<br />

Kupfer auch hinsichtlich des Einsetzens der Wasserstoffbildung aus der Reihe. An Kupfer<br />

liegt die Überspannung für H2 mehr als 0,5 V weiter kathodisch als an Rhenium und Platin.<br />

Der Potentialabstand zwischen beginnender CO2-Adsorption und Wasserstoff-Entwicklung ist<br />

bei allen Metallen mit 0,3 – 0,4 V ungefähr gleich.<br />

Bei den folgenden Untersuchungsmethoden sind, wo es dem Vergleich dient,<br />

Strom/Spannungs-Kennlinien in einigen Abbildungen mit aufgezeichnet. Diese wurden<br />

simultan zur jeweiligen Messung aufgenommen und unterscheiden sich bisweilen sehr von<br />

den in diesem Kapitel gezeigten. Der Grund hierfür liegt in den spezifischen Anforderungen<br />

der Meßmethode an Parameter wie Elektrodenart, Scangeschwindigkeit, Möglichkeit der<br />

Aktivierung etc.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

6.2 Differentielle elektrochemische Massenspektroskopie (DEMS)<br />

Bisher wurde lediglich aus dem unterschiedlichen Verlauf der I/U-Kennlinien in CO2und<br />

N2-Atmosphäre auf die Wechselwirkung zwischen Kohlendioxid und der Elektrode<br />

geschlossen. Allein aufgrund eines erhöhten Ladungsflusses von Adsorption oder gar<br />

"partieller Reduktion" zu sprechen wäre sehr spekulativ. Mit DEMS (Differentielle elektrochemische<br />

Massenspektroskopie) wurde im Rahmen dieser Arbeit eine Technik benutzt, die,<br />

wie in Kap. 4.3.2 erläutert, den Vorteil der höchst spezifischen Informationsgewinnung bietet.<br />

Sie bietet sich als Interpretationshilfe für die Auswertung anderer Messungen an, bei denen<br />

quantitative, aber weniger spezifische Techniken zum Einsatz kommen, wie z.B. die Cyclovoltammetrie.<br />

Die zur Bewertung der I/U-Diagramme aus dem vorangegangenen Kapitel<br />

nötigen Massen/Potential-Kennlinien sind im folgenden Abschnitt angeführt.<br />

6.2.1 Beobachtung von Sorptionsprozessen mit DEMS<br />

6.2.1.1 Sorption im Potentialsprung<br />

Üblicherweise werden DEMS-Messungen an massiven oder aufgedampften Metall-<br />

Elektroden angefertigt, an denen das Zellpotential weit in die Gasentwicklung gefahren<br />

werden kann, ohne daß die Elektrode zerstört wird. Allerdings reicht die Fläche einer solchen<br />

glatten Arbeitselektrode in dem verwendeten offenen elektrochemischen System nicht aus,<br />

um hinreichend empfindlich CO2-Sorptionsuntersuchungen durchführen zu können. Da bei<br />

solchen Vorgängen nach der Adsorption einer oder weniger Monolagen kein Massentransport<br />

mehr auftritt, muß die effektive Elektrodenfläche wesentlich größer als die projizierte sein.<br />

Daher mußte die Arbeitselektrode der DEMS-Zelle so präpariert werden, daß sie ein hohes<br />

Oberflächen/Volumenverhältnis aufweist (siehe Kap. 5.2.1).<br />

In einer porösen Elektrode, die auf den Elektrodengrundkörper der DEMS-Zelle (siehe<br />

Abbildung 5) aufgetragen ist, läßt sich das Konzentrationsprofil einer kathodisch reversibel<br />

adsorbierenden Verbindung wie folgt darstellen (Abbildung 16):<br />

Im Elektrolyten liegt die Ausgangskonzentration C0 vor, die vor dem Potentialsprung<br />

auch im Elektrodenschwamm bis kurz vor dem Übergang ins Massenspektrometer vorhanden<br />

ist. Durch die Absaugrate des Spektrometers sinkt die Konzentration von Substanzen mit<br />

einer größeren Flüchtigkeit als Wasser einige µm vor der Elektrode um einen bestimmten<br />

Betrag ΔCI.<br />

- 44 -


Kathodischer Sprung<br />

C 0<br />

Z<br />

C<br />

- 45 -<br />

C 0<br />

Anodischer Sprung<br />

Z<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Elektrolyt<br />

Elektroden-<br />

Schwamm<br />

Abbildung 16: Konzentrationsprofil einer reversibel kathodisch adsorbierenden Verbindung<br />

(CO2) bei kathodischem und anodischem Sprung und zeitlicher Verlauf der Konzentration<br />

durch Nachdiffusion aus dem Elektrolyten. C: Konzentration an frei gelöster Spezies; Z:<br />

Abstand vom Einlaß ins Massenspektrometer.<br />

Vor dem kathodischen Potentialsprung ist die schwammartige Elektrode nicht oder nur<br />

wenig mit Adsorbat bedeckt und ein Diffusionsgleichgewicht 2 zwischen Schwamm und<br />

Elektrolyt hat sich eingestellt. Das Spektrometer gibt einen Wert an, der C0-ΔCI entspricht.<br />

Zum Zeitpunkt t=0 wird das Potential um einen bestimmten Betrag sprungartig ins Kathodische<br />

geändert. Da bei diesem Potential mehr Substanz adsorbiert und die Diffusion bei einer<br />

hinreichenden Dicke des Elektrodenschwammes den Konzentrationsabfall durch die Adsorption<br />

nicht ausgleichen kann, sinkt die Konzentration der freien Spezies. Ist die Gleichgewichtsbedeckung<br />

zum neuen Potential erreicht, kommt der Adsorptionsprozeß zum Erliegen<br />

und die Diffusion kann den entstandenen Konzentrationsgradienten wieder ausgleichen.<br />

Die mittlere Konzentration an freier Spezies im Elektrodenschwamm steigt langsam wieder<br />

auf den ursprünglichen Wert und erreicht schließlich das Profil des Ausgangszustandes. Der<br />

Unterschied hierzu jedoch ist, daß die Arbeitselektrode auf einem kathodischeren Potential<br />

liegt und eine höhere Adsorbatbedeckung aufweist.<br />

Aus dieser Position läßt sich das Adsorbat durch einen Sprung zurück auf das<br />

Ausgangspotential wieder von der Elektrode lösen. Da die Diffusion die aktuelle Konzentration<br />

im Elektrodenschwamm auf den Wert von C0 zurückgebracht hat (Abbildung 16, linke<br />

Seite bei t=0), steigt bei der Desorption die Konzentration der freien Spezies im Schwamm<br />

über den Grundwert C0 an, bis die Diffusion, nun in entgegengesetzte Richtung, das Konzentrationsprofil<br />

auf den Ausgangszustand absenkt. Der Endzustand entspricht in Elektrodenpotential<br />

und Adsorbatbedeckung wieder dem Ausgangszustand.<br />

2<br />

Korrekterweise sollte man eher von einem stationären Zustand sprechen, da die Absaugrate des<br />

Massenspektrometers dem elektrochemischen System einen -wenn auch geringen- Massenfluß aufzwingt


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Natürlich unterliegt auch der durch die Adsorption bedingte Stofftransport innerhalb der<br />

Poren des Elektrodenschwammes Diffusionsgesetzen. Der Elektrolytraum im Schwamm wird<br />

jedoch als im Verhältnis zum Gesamtelektrolytraum sehr begrenztes Reservoir angesehen, so<br />

daß der Stofftransport innerhalb der Poren hin zur Elektrode nach einem Potentialsprung<br />

schnell zum Erliegen kommt.<br />

Die in Abbildung 16 allgemein formulierten Ergebnisse lassen sich auf das Adsorptionsverhalten<br />

von Metallen, als Pulver in Nafionlösung dispergiert und auf eine Glaskohlenstoff-Elektrode<br />

aufgebracht, gegenüber Kohlendioxid am DEMS übertragen. Hier läßt sich<br />

der potentialabhängige und der zeitliche Verlauf der CO2-Konzentration, die unmittelbar am<br />

Inlet-System (in Abbildung 16 bei Z=0) vorliegt, als Massensignal auftragen. Die Konzentration<br />

ist zwar am Inletsystem um ΔCI geringer als im Inneren des Schwammes, kann jedoch<br />

bei semiquantitativen Messungen als Anhaltspunkt für die Konzentration gelten. Als Beispiel<br />

für eine annähernd reversible Adsorption ist in Abbildung 17 der Verlauf des CO2-Massensignals<br />

bei einem doppelten Potentialsprung an Rhenium aufgetragen:<br />

Massensignal / pA<br />

100<br />

KHCO 3 / CO 2<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

CO 2<br />

Zeit / s<br />

- 46 -<br />

K 2 SO 4 / Ar<br />

U<br />

+0.1 V<br />

-0.3 V<br />

Abbildung 17: Reversible potentialkontrollierte Adsorption von CO2 an einer Rhenium-<br />

Pulverelektrode bei einem doppelten Potentialsprung. Zeitlicher Verlauf von Potential und<br />

Massensignal m/e 44 (Kohlendioxid).<br />

Die Messung wurde in einem CO2-gesättigten Elektrolyten bei einem Potential von<br />

+100 mV NHE gestartet. Bei gesicherter Konstanz des Massensignals wurde das Elektrodenpotential<br />

sprunghaft um –400 mV geändert. Dabei sinkt das Massensignal von CO2 schnell ab<br />

und erholt sich innerhalb der folgenden 150 s wieder annähernd auf seinen Ausgangswert.<br />

Der zeitliche Verlauf der Relaxation ähnelt dem einer Exponentialkurve, wie sie bei Diffusionsprozessen<br />

üblicherweise beobachtet wird. Beim Rückstellen des Potentials steigt das<br />

U / V vs NHE


- 47 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

CO2-Signal über seinen ursprünglichen Grundwert hinaus und relaxiert dann wieder mit einer<br />

ähnlichen Zeitkonstante auf die Grundlinie.<br />

Um eindeutig zu zeigen, daß sich die potentialkontrollierte Änderung des Massensignals<br />

auf Sorptionsvorgänge zurückführen läßt, wurde die Messung wiederholt; diesmal wurde<br />

nach dem Adsorptionsschritt der Elektrolyt gegen eine CO2-freie Lösung ausgetauscht.<br />

Hierbei wurde das Elektrodenpotential auf dem kathodischen Wert gehalten. Durch das<br />

Wechseln des Elektrolyten auf K2SO4, das mit Argon gespült wurde, sinkt die CO2-Grundlinie<br />

(entsprechend C0 in Abbildung 16) drastisch ab. Sobald diese wieder einen annähernd<br />

konstanten Wert erreichte, wurde die Elektrode wieder auf +100 mV NHE gebracht. Das<br />

anschließende Ansteigen des Massensignals von CO2 ist eindeutig auf die Desorption von<br />

Kohlendioxid zurückzuführen, da als einzige CO2-Quelle die belegte Elektrodenoberfläche in<br />

Frage kommt. Das Desorptions-Signal in Abwesenheit von CO2 ist aufgrund der logarithmischen<br />

Auftragung stark überhöht eingezeichnet.<br />

Die Flächen unter bzw. über den Massenpeaks können in vergleichenden Messungen als<br />

ungefähres Maß für die Sorptionsmenge herangezogen werden 3 . Aus dem Verhältnis der<br />

desorbierten zur vorher adsorbierten Menge können Aussagen über Dynamik und Reversibilität<br />

der Sorption getroffen werden.<br />

Rhenium<br />

Dieser aus Abbildung 17 ermittelte Quotient von De- zu Adsorptionsmenge κ1 beträgt<br />

beim ersten Potentialsprung 97,4 %, d. h. annähernd die gesamte Menge adsorbierten<br />

Kohlendioxids wurde beim Rücksprung wieder desorbiert.<br />

Der zweite doppelte Potentialsprung, bei dem nach Adsorption auf CO2-freien Elektrolyten<br />

gewechselt wurde, weist mit 58,3 % einen wesentlich geringeren Quotienten κ2 auf.<br />

Offenbar sind die CO2-Moleküle unterschiedlich stark gebunden, so daß etwas weniger als die<br />

Hälfte des Adsorbats durch das Absenken der Konzentration an gelöstem CO2 die Elektrode<br />

trotz des angelegten kathodischen Potentials verläßt.<br />

Der Einfluß des Elektrolytwechsels auf den Sorptionsquotienten legt den Schluß nahe,<br />

daß adsorbiertes CO2 einem dynamischen Gleichgewicht unterliegt, das durch Änderung<br />

eines Konzentrationsgradienten, -z.B. Entfernen des gelösten Kohlendioxids aus dem Elektrolyten-<br />

beeinflußt wird.<br />

Platin<br />

Analoge Untersuchung an Platin ergaben eine geringere Reversibilität der Adsorption<br />

als an Rhenium (siehe Abbildung 18). Die Massensignale hatten zwar einen ähnlichen<br />

Verlauf, der Desorptionspeak fiel jedoch wesentlich geringer aus als das Adsorptionssignal.<br />

Die zwischen +265 mV NHE und -865 mV aufgenommenen Massenverläufe ergeben einen<br />

3 Ein direkter Vergleich der geometrischen Flächen (Abbildung 17) erfordert jedoch eine lineare Auftragung.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Quotienten κ1 von 25,5 %. Bei Wechsel des Elektrolyten unter kathodischer Polarisierung<br />

beträgt κ2 11,5 %.<br />

Hieraus läßt sich schließen, daß die Adsorption an Platin nicht annähernd so reversibel<br />

verläuft wie an Rhenium. Offenbar bleibt Kohlendioxid an der Elektrode haften oder ist<br />

bereits weiterreduziert (zur Bedeckung der Elektrode mit Kohlenmonoxid siehe auch Kap.<br />

6.4.1).<br />

Kupfer<br />

Einen qualitativ anderen Massenverlauf beim doppelten Potentialsprung als die bisher<br />

vorgestellten Metalle zeigte Kupfer.<br />

Beim Anlegen eines kathodischen Potentials (+185 mV NHE auf -650 mV) sinkt das<br />

Massensignal auch hier zunächst schnell ab. Im Gegensatz zu Platin und Rhenium relaxiert<br />

das Massensignal an Kupfer jedoch nicht, sondern sinkt auch im weiteren Verlauf langsam<br />

ab. Beim Rücksprung auf das ursprüngliche Potential ist jedoch ein -wenn auch sehr kleiner-<br />

Peak zu erkennen, dessen Verlauf dem der anderen Metalle ähnelt.<br />

Offenbar ist an diesem Material die kathodische Adsorption von CO2 nicht nach wenigen<br />

Sekunden abgeschlossen, sondern die Elektrode bedeckt sich weiterhin mit Adsorbat. Ein<br />

Potential, bei dem CO2 zu den bekannten Produkten Methan und Ethen durchreduziert wird,<br />

wurde hier nicht eingestellt. Es ist an Kupfer mit einer multiplen Bedeckung von CO2 bzw.<br />

teilreduzierten Zwischenprodukten zu rechnen, deren Menge die der anderen Metalle übersteigt.<br />

Andererseits ist dieses Adsorbat nicht annähernd so reversibel gebunden wie die bereits<br />

besprochenen Materialien. Während bei Platin immerhin noch etwa ein Viertel des adsorbierten<br />

Kohlendioxids wieder desorbiert, sind es bei Kupfer lediglich 5,2 % (κ1). Dieser Wert<br />

sinkt beim Elektrolytwechsel analog zu Abbildung 17 auf κ2 ≈ 0,5 %.<br />

Von Reversibilität der Adsorption von Kohlendioxid kann also bei Kupfer nicht die<br />

Rede sein. Es fällt auf, daß gerade dieses Metall dafür bekannt ist, Kohlendioxid bis hin zu<br />

CH4 und C2H2 zu reduzieren. Platin, das immerhin einen signifikanten Teil des Adsorbats<br />

wieder desorbiert, produziert geringe Mengen verschiedener Reduktionsprodukte, bevor eine<br />

Adsorptionsschicht von Kohlenmonoxid die Elektrode vergiftet [14]. Rhenium, in der<br />

Thermokatalyse bei der Spaltung von C-O-Doppelbindungen eingesetzt [59], zeigt in der<br />

Elektrochemie bisher keine CO2-Reduktionsprodukte, jedoch eine nahezu vollständig<br />

reversible Kohlendioxid-Adsorption.<br />

Um die Unterschiede der Massenverläufe der Potentialsprung-Adsorption zu verdeutlichen,<br />

sind diese schematisch in Abbildung 18 aufgetragen. Hierbei ist jedoch zu beachten,<br />

daß es sich in der Auftragung um normierte Massensignale handelt, deren Amplituden nicht<br />

untereinander verglichen werden können. Lediglich ein Vergleich der Ad- und Desorptionspeaks<br />

und deren eingeschlossene Flächen sind innerhalb der Messung eines Metalles zulässig.<br />

- 48 -


Massensignal / a.u.<br />

t(ads) t(des)<br />

Zeit / s<br />

- 49 -<br />

Platin<br />

Rhenium<br />

Kupfer<br />

U(des)<br />

U(ads)<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

U / V<br />

Abbildung 18: Vergleich<br />

der Massenverläufe<br />

von CO2 bei<br />

einem doppelten<br />

Potentialsprung an<br />

verschiedenen Metallen.<br />

Die Massensignale<br />

sind normiert<br />

und beziehen sich<br />

auf unterschiedliche<br />

Adsorptions- und<br />

Desorptionspotentiale.<br />

Auch die oberen und unteren Potentialwerte sind nicht identisch. Sie wurden nach<br />

maximaler Adsorptionsmenge ausgerichtet und sind anodisch durch Korrosion bzw. O2-<br />

Bildung sowie kathodisch durch H2-Entstehung limitiert.<br />

6.2.1.2 Sorption in der Cyclovoltammetrie<br />

Im Gegensatz zu den DEMS-Potentialsprüngen, mit denen ein Anhaltspunkt für die<br />

Reversibilität der Adsorption gewonnen werden kann, soll im Potentialscan der Verlauf der<br />

Adsorption dargestellt und im Vergleich mit den I/U-Kennlinien (6.1) betrachtet werden.<br />

Analog zu den Potentialsprüngen wurde auch bei den cyclovoltammetrischen DEMS-<br />

Messungen mit einer Metallpulver-Nafion-Elektrode gearbeitet. Das zeitliche Konzentrationsprofil<br />

im Elektrodenschwamm weicht jedoch von dem oben erwähnten ab, da der Potentialvorschub<br />

(üblicherweise zwischen 2 und 20 mV/s) zeitlich linear erfolgt. Dabei beeinflussen<br />

vermehrt Diffusionsprozesse den Verlauf des Massensignals.<br />

Man kann daher bei der potentialkontrollierten Adsorption in erster Näherung von einer<br />

direkten Abhängigkeit der Höhe des Massensignals von der Konzentration der freien Spezies<br />

sprechen.<br />

Bei vollständig reversibler Adsorption sind die Konzentrationsunterschiede und damit<br />

die Diffusion bei Hin- und Rückscan gegenläufig und ungefähr gleich groß. Abweichungen<br />

von dieser Relation sind möglicherweise auf Überlagerung von Sorptions- und Diffusionsprozessen<br />

zurückzuführen. Bei irreversibler Adsorption muß mit einem signifikanten diffusionsbedingten<br />

Stoffstrom aus dem Elektrolyten gerechnet werden.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Platin und Rhenium<br />

Bei diesen beiden Metallen ist der Verlauf der CO2-Adsorption in Form des Massensignals<br />

m/e 44 vergleichend in Abbildung 19 dargestellt.<br />

Der Potentialbereich ist auf der kathodischen Seite durch die Entwicklung von H2<br />

begrenzt, der aufgrund seiner Spülwirkung CO2 vor der Elektrode verarmt und eine Adsorption<br />

vortäuschen würde.<br />

An Platin ist ein erstes Absinken der CO2-Massensignales bereits bei etwa –0.1 V NHE<br />

zu bemerken, Rhenium folgt bei einem Wert von rund –0.2 V. Beide Werte liegen deutlich<br />

anodischer als die Potentiallagen des Einsetzens der "CO2-Schulter" in den I/U-Diagrammen<br />

(Abbildung 13, Abbildung 14).<br />

Die Grenzen der DEMS-Sorptionsmessungen sind in den I/U-Kennlinien verdeutlicht,<br />

wo an Platin bei etwa –0,5 V (Rhenium –0,7 V) ein Anstieg des faradayschen Stroms<br />

verzeichnet werden kann. Dieser Stromanstieg konnte mit Hilfe von DEMS der Wasserstoffentwicklung<br />

(nicht abgebildet) zugeordnet werden.<br />

Massensignal CO 2 / pA<br />

100<br />

Rhenium<br />

Platin<br />

-0,6 -0,4 -0,2<br />

U / V vs. NHE<br />

0,0 0,2<br />

Abbildung 19: Massensignal von Kohlendioxid (m/e 44) im Verlauf eines Cyclovoltammogramms<br />

an Platin und Rhenium in CO2-gespülter 0,5 M K2SO4-Lösung.<br />

Nach der Umkehr des Potentialvorschubs verläuft das Massensignal bei beiden<br />

Metallen nicht mehr exakt der Linie des kathodischen Scans, was bei einer ideal reversiblen<br />

CO2-Adsorption ohne Diffusionseinfluß zu erwarten wäre. Vielmehr bleibt das Signal in der<br />

ersten Hälfte des anodischen Scans unterhalb dessen des kathodischen und durchläuft in der<br />

zweiten Hälfte ein Maximum, welches an Platin etwas stärker ausgeprägt ist. Die Höhe des<br />

Massensignals am Ende der Messungen stimmt mit dem Anfangswert überein und entspricht<br />

der Signalhöhe der Ausgangskonzentration C0 (Abbildung 16).<br />

Die Abweichung der Potentiallagen bei DEMS von denen der I/U-Kennlinien ist nicht<br />

von vornherein zu erwarten, läßt sich jedoch als unterschiedliche Sorptionsprozesse interpre-<br />

- 50 -


- 51 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

tieren. Das Absinken der CO2-Signale erfolgt an Platin wie an Rhenium um etwa 200 mV vor<br />

Einsetzen der Stromschulter in den Strom/Spannungs-Diagrammen. In diesem kurzen<br />

Potentialbereich setzt sich möglicherweise Kohlendioxid an die Elektrode, ohne daß ein<br />

Ladungsübertritt stattfindet. Dieser Vorgang, den man als Physisorption bezeichnen kann,<br />

geht wenige Millivolt kathodischer in eine stromgekoppelte Adsorption über, bei der die<br />

Massensignale wesentlich stärker abfallen. Diese Chemisorption zeigt im Potentialbereich, in<br />

dem der Strom lediglich in die CO2-Adsorption fließt, eine direkte Kopplung zwischen<br />

Massensignal und Ladungsfluß.<br />

Die leichte Hysterese zu Beginn des Rück-Scans ist auf eine langsame Kinetik der<br />

Adsorption zurückzuführen. Offenbar verlangt die Desorption ein leicht anodischeres Potential<br />

als die Adsorption. Diese Potentialdifferenz ist zwar in erster Näherung auch ein grober<br />

Anhaltspunkt für die Reversibilität der Adsorptionsvorgänge, sie ist jedoch wesentlich stärker<br />

von den geometrischen und Strömungsverhältnissen in der Zelle abhängig und kann daher<br />

nicht annähernd so gut zur Bestimmung der Reversibilität κ herangezogen werden wie die<br />

Potentialsprung-Methode.<br />

Das Maximum zum Ende des anodischen Scans zeigt den Einfluß der Diffusion von<br />

CO2 aus dem Elektrolyten in den Elektrodenschwamm: Während des gesamten kathodischen<br />

Scans besteht ein CO2-Konzentrationsgefälle zwischen Elektrolyt und Elektrode. Trotz dem<br />

die durchschnittliche Dauer eines vollständigen Potentialdurchlaufs nur etwa 2 – 3 Minuten<br />

beträgt, diffundiert in dieser Zeit Kohlendioxid in den Elektrodenschwamm und verursacht<br />

mit dem anodisch desorbierenden CO2 ein Konzentrationsmaximum. Dieses Massensignal-<br />

Maximum ist dem Desorptionspeak im DEMS-Potentialsprung (Abbildung 18) in seiner<br />

Entstehungsursache ähnlich.<br />

Der in Abbildung 19 gezeigte Potentialdurchlauf wurde für die untersuchten Metalle<br />

mehrmals wiederholt um Informationen über die Stabilität bzw. die Reversibilität der<br />

Adsorption zu erhalten. An Platin und Rhenium war der Massenverlauf über eine längere<br />

Zyklenzahl stabil, auch wenn die Adsorptions-Aktivität an Platin innerhalb der ersten Scans<br />

leicht zurückging. Weiterführende Untersuchungen sind weiter unten aufgeführt.<br />

Kupfer<br />

Anders als Platin und Rhenium zeigt Kupfer im Potentialzyklus innerhalb der ersten<br />

Durchläufe eine starke Abnahme der Adsorptions-Aktivität gegenüber CO2. Der Verlauf der<br />

Massensignale der ersten vier Durchläufe ist in Abbildung 20 verdeutlicht.<br />

Noch ausgeprägter als bei den zuvor besprochenen Metallen zeigt Kupfer eine Trennung<br />

der Adsorptionsarten in Physisorption, die nur in geringem Maß mit einem Übergang<br />

von Ladungsträgern verbunden ist und Chemisorption, bei der offenbar die CO2-Moleküle<br />

unter einem höheren Ladungsfluß an der Elektrode fixiert werden.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Massensignal CO 2 / pA<br />

I / mA<br />

100<br />

10<br />

0,00<br />

-0,02<br />

-0,04<br />

-0,06<br />

Scan:<br />

4.<br />

3.<br />

2.<br />

1.<br />

-0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4<br />

U / V vs. NHE<br />

-0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4<br />

Scan:<br />

4.<br />

1.<br />

Abbildung 20: Cyclovoltammetrische DEMS-Messung von Kupfer-Pulver (Nafion) in CO2gespülter<br />

0,5 M K2SO4.<br />

Beim ersten Potentialdurchlauf setzt die Physisorption von CO2 an Kupfer schon bald<br />

nach dem Start des kathodischen Scans (etwa 0,1 V) ein und wird ab ca. –550 mV von einem<br />

weiteren, stärkeren Absinken des Signal überlagert, welches der Chemisorption von Kohlendioxid<br />

zugeschrieben wird. Ab dem Einsetzen der Chemisorption ist ein stärkerer Anstieg des<br />

Stroms zu verzeichnen 4 (unterer Teil der Abbildung). Kurz vor der Umkehr des Potentialvorschubs<br />

sank das Massensignal auf den Wert des "Grundrauschens" des Spektrometers,<br />

eine empfindlichere Aufnahme war ohne Reduktion der Elektrodenfläche nicht möglich.<br />

Beim Durchlaufen weiterer Zyklen läßt sich eine Abnahme des potentialabhängigen<br />

Absinkens des CO2-Massensignales beobachten (2. – 4. Scan). Die Elektrode verliert offenbar<br />

bei zunehmender Zyklenzahl die Fähigkeit, Kohlendioxid im Kathodischen zu adsorbieren<br />

und im Anodischen wieder zu desorbieren. In diesem Zusammenhang ist auch der geringere<br />

Strom zu betrachten, sowohl im früheren Potentialbereich (+100 mV - -550 mV) der Physisorption,<br />

als auch bei der Chemisorption unterhalb von –550 mV.<br />

Diese Passivierung betrifft in ungefähr gleichem Maß die Physisorption sowie die<br />

Chemisorption. In früheren Arbeiten [66] [29] konnte eine ähnlich verlaufende Deaktivierung<br />

von Kupfer bezüglich der CO2-Reduktion zu Methan und Ethen gezeigt werden, die in<br />

4 Die Bildung von Wasserstoff erfolgt erst außerhalb des gewählten Potentialbereichs.<br />

- 52 -


- 53 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Übereinstimmung mit anderen Beiträgen steht [40, 67, 28, 68]. Es ist anzunehmen, daß die<br />

Passivierung der Katalyse unmittelbar mit der Verringerung der Adsorptionsfähigkeit<br />

verbunden ist.<br />

Diese eindeutige Trennung in verschiedene Adsorptionsarten ist durch den Vergleich<br />

der I/U-Diagramme mit dem spezifischen, potentialabhängigen Massensignal von CO2<br />

möglich. Mit der Kombination dieser Techniken kann auf einen weiteren Unterschied<br />

zwischen den untersuchten Metallen hingewiesen werden:<br />

An Kupfer ist, im Gegensatz zu Platin und Rhenium die Physisorption von Kohlendioxid<br />

recht ausgeprägt. Dieses Metall zeigt zudem eine relativ "hohe" Reduktionsaktivität<br />

von CO2 zu Methan und Ethen im Vergleich zu geringen Mengen CO an Platin; Rhenium<br />

zeigt in der Elektrochemie kein Reduktionsprodukt. Möglicherweise steht dies im Zusammenhang<br />

mit der beobachteten starken Deaktivierung der Adsorption sowie der CO2-<br />

Reduktion.<br />

Es ist denkbar, daß bei den Potentialen der Physisorption Kohlendioxid-Moleküle<br />

locker an die Elektrode gebunden werden, um bei kathodischeren Potentialen sowohl Ladung<br />

aufnehmen, als auch als Basis für die Adsorption weiterer Moleküle zu dienen. Diese unteren<br />

Schichten der chemisch adsorbierten Moleküle wird an Kupfer teilweise reduziert und kann<br />

nicht mehr desorbiert werden. Durch die teilweise irreversible Belegung der Kupfer-Oberfläche<br />

mit einem Adsorbat sinkt die Fähigkeit, bei darauffolgender kathodischer Polarisation<br />

im selben Umfang CO2 aufzunehmen. Obendrein blockieren diese Intermediate die für die<br />

Reduktion erforderlichen Adsorptionsplätze, so daß die Stromausbeute der CO2-Reduktion<br />

bei höherer Zyklenzahl stark verringert wird.<br />

Stabilität der Sorption<br />

Um die Unterschiede der Adsorptionsaktivität A der untersuchten Metalle in Abhängigkeit<br />

der Zyklenzahl zu verdeutlichen, wurden in einer weiteren Messung die Differenz von<br />

Grundlinie und kathodischem Minimum des CO2-Massensignals für aufeinanderfolgende<br />

Potentialdurchläufe aufgenommen und in Abbildung 21 aufgetragen. Die Werte sind jeweils<br />

auf die Differenz des ersten Zyklus (Amax) normiert.<br />

Rhenium zeigt eine sehr geringe Abhängigkeit der Adsorptionsaktivität von der Zahl<br />

der Zyklen. Es scheint, daß die Elektrode sich im Verlauf der Messung nicht wesentlich<br />

verändert, so daß im darauffolgenden kathodischen Potential-Scan die gleiche Menge CO2<br />

adsorbieren kann, wie im vorigen anodischen Scan desorbiert wurde. Diese Beobachtung an<br />

Rhenium steht im Einklang mit der hohen Reversibilität κ aus vorigen Messungen.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

A / A max<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

0 5 10 15 20<br />

Zyklenzahl<br />

- 54 -<br />

Rhenium<br />

Platin<br />

Kupfer<br />

Abbildung 21: Verlauf der normierten Adsorptionsaktivität A/Amax (als Differenz von kathodischem<br />

Massensignal-Minimum zum Ausgangssignal) in Abhängigkeit der Zyklenzahl.<br />

Die Adsorption an Platin hingegen ist einer leichten Deaktivierung unterworfen, die<br />

nach etwa 10 Zyklen zum Stillstand kommt. Offensichtlich wird nur an einem Teil der<br />

Adsorptionsplätze CO2 reversibel angelagert, während andere sukzessive durch die Adsorption<br />

blockiert werden. Die Adsorptionsaktivität A bleibt bei höherer Zahl der Zyklen bei 50 –<br />

60 % der Ausgangsaktivität konstant. Dieser Wert ist signifikant höher als die über die<br />

Potentialsprünge ermittelte Reversibilität κ (an Platin etwa 25 %).<br />

Rhenium<br />

1. Zyklus<br />

kathodisch<br />

polarisiert<br />

n-ter Zyklus<br />

kathodisch<br />

polarisiert<br />

Platin<br />

1. Zyklus<br />

CO 2<br />

CO 2<br />

kathodisch<br />

polarisiert<br />

n-ter Zyklus<br />

CO<br />

CO 2<br />

kathodisch<br />

polarisiert<br />

CO 2<br />

CO 2<br />

_<br />

_<br />

CO 2<br />

_<br />

_<br />

CO 2<br />

CO2 CO2 CO 2<br />

CO<br />

CO 2<br />

CO 2<br />

CO 2<br />

CO 2<br />

CO 2 CO 2<br />

CO 2<br />

CO<br />

CO<br />

CO<br />

CO<br />

CO 2<br />

CO 2<br />

CO 2<br />

CO<br />

anodisch<br />

polarisiert<br />

anodisch<br />

polarisiert<br />

anodisch<br />

polarisiert<br />

CO<br />

anodisch<br />

polarisiert<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

CO<br />

CO<br />

CO<br />

CO<br />

CO<br />

CO<br />

Abbildung 22: Schematische Darstellung<br />

der Stabilität der Adsorption<br />

im Vergleich an Rhenium und<br />

Platin. Während die Rhenium-<br />

Elektrode über viele Potentialzyklen<br />

eine fast unveränderte Adsorptionsaktivität<br />

zeigt, läßt diese<br />

an Platin vermutlich aufgrund der<br />

Bildung eines Kohlenmonoxid-<br />

Adsorbats innerhalb der ersten 10<br />

Zyklen nach.


- 55 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Möglicherweise ist die Bildung eines irreversiblen Adsorbats -wahrscheinlich<br />

Kohlenmonoxid- ein langsamer Vorgang, der sich bei längeren Halten eines kathodischen<br />

Potentials stärker auswirkt als bei einer kurzen zyklischen Polarisation.<br />

Im Einklang mit der Reversibilität steht der Verlauf der Adsorptionsaktivität A<br />

wiederum bei Kupfer, allerdings in anderem Ausmaß als an Rhenium. Durch die oben<br />

besprochene irreversible Bildung eines teilreduzierten Adsorbats sinkt die Fähigkeit von<br />

Kupfer, CO2 zu adsorbieren, innerhalb von wenigen Zyklen auf unter 10 % des Ausgangswertes.<br />

Nach 20 Potentialdurchläufen sinkt die Aktivität immer noch leicht, so daß bei höheren<br />

Zyklenzahlen mit einer vernachlässigbaren elektrochemischen Adsorption von CO2 an<br />

Kupfer zu rechnen ist. Dabei ist die molekulare Struktur des Adsorbats nicht hinreichend<br />

definiert, so daß für Kupfer auf eine graphische Darstellung verzichtet werden soll.<br />

6.2.1.3 Elektrochemische CO2-Adsorption an Aktivkohle-Elektroden<br />

In der Gasphasenadsorption ist Aktivkohle als Substrat für die CO2-Adsorption bekannt<br />

[69]. Es lassen sich hier auch Adsorptionsisothermen bestimmen [70].<br />

In der vorliegenden Arbeit konnte herausgefunden werden, daß Aktivkohle auch<br />

elektrochemisch Kohlendioxid adsorbiert. Die Adsorption an diesem Substrat ist bemerkenswert<br />

reversibel. Darüber hinaus konnten an Aktivkohle Vergleichsmessungen zwischen<br />

einer nafionhaltigen und nafionfreien Pulverelektrode durchgeführt werden. So wurden letzte<br />

Zweifel hinsichtlich des Einflusses von Nafion als Elektroden-"Leim" ausgeräumt. Die<br />

Bedenken, Nafion selber könne die Adsorptionseigenschaften des Elektrodenschwammes<br />

beeinflussen, bestätigten sich nicht. Mit Aktivkohle läßt sich durch Aufpressen auf die<br />

Glaskohlenstoff-Grundelektrode ein Schwamm mit hinreichender mechanischer Festigkeit<br />

erzeugen, daß an ihm elektrochemische Adsorptionsuntersuchungen durchgeführt werden<br />

können. Abbildung 23 zeigt einen Vergleich nafionhaltiger und nafionfrei präparierter<br />

Aktivkohle-Elektroden in CO2-gespülter 0,5 M K2SO4 bei einem Potentialscan mit 5 mV/s.<br />

Bis auf einen leichten Unterschied im Desorptionsverhalten, der wahrscheinlich auf<br />

unterschiedliche Schwammdichten zurückzuführen ist, zeigen beide Elektroden ein übereinstimmendes<br />

Adsorptionsbild. Insbesondere der bei beiden Messungen zu beobachtende fast<br />

lineare Verlauf 5 der kathodischen Adsorption läßt auf gleich geartete Oberflächenverhältnisse<br />

schließen. Das Adsorptionsverhalten im kathodischen Scan zeigt jedoch auch einen grundlegenden<br />

Unterschied zu den untersuchten Metallelektroden: Während an Metallen trotz der<br />

höchst nichtidealen Elektrodenoberfläche einigermaßen die Potentialbereiche der Adsorption<br />

bestimmt werden konnten, ist dies an Aktivkohle nicht möglich. Die Anlagerung von Kohlendioxid<br />

an dieses Material ist höchst undefiniert und vollzieht sich über den gesamten gemessenen<br />

Bereich. Offenbar liegen an Aktivkohle eine Vielzahl energetisch unterschiedlicher<br />

Adsorptionsplätze vor, die während eines Potentialscans nach und nach besetzt und wieder<br />

freigelegt werden. Eine fehlende Stufe im I/U-Diagramm und eine über eine hohe Zahl von<br />

5 in logarithmischer Auftragung des Massensignals


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Zyklen unveränderte Sorption weist auf eine vornehmlich physikalische Adsorption mit hoher<br />

Reversibilität hin.<br />

Massensignal / pA<br />

100<br />

50<br />

ohne Nafion<br />

mit Nafion<br />

-0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4<br />

U / V vs. NHE<br />

Abbildung 23: CO2-Adsorption an Aktivkohle im Potentialscan. Vergleich des Adsorptionsverhaltens<br />

zwischen nafionhaltigem und nafionfreiem Elektrodenschwamm.<br />

Ein CO2-Reduktionsprodukt konnte jedoch nicht detektiert werden. Ab etwa<br />

-0,9 V NHE entstehen, wahrscheinlich an der Glas-Kohlenstoff-Grundelektrode H2-<br />

Gasblasen, die zu einer Zerstörung der Aktivkohle-Elektrode führen.<br />

An dieser Stelle soll noch einmal darauf hingewiesen werden, daß die Reversibilität der<br />

CO2-Adsorption einen zentralen Platz innerhalb der durchgeführten Untersuchung einnahm.<br />

Wie im vorigen Kapitel gezeigt, weist Rhenium eine sehr reversible Adsorption auf. Doch<br />

wurden vergleichbare Ergebnisse auch an Aktivkohle erzielt. Sollten sich Anwendungen<br />

ergeben, die lediglich eine hoch reversible Sorption erfordern, ist dem Material Aktivkohle<br />

gegenüber Rhenium selbstverständlich der Vorzug zu geben, da es wesentlich billiger ist,<br />

leichter zu verarbeiten ist und sich besser in hochporöser Form herstellen läßt.<br />

Das Studium der CO2-Adsorption an einem nicht reduzierenden Metall ist dennoch von<br />

Interesse, da die Bindung von CO2 zu Metall definierter ist als zu Aktivkohle und hinsichtlich<br />

einer katalytischen Aktivität Metall-Elektroden aussichtsreicher erscheinen.<br />

6.2.2 Produktanalyse mit DEMS<br />

Neben der für diese Untersuchungen konzipierten Methode zur Messung von Adsorptionsprozessen<br />

wurde DEMS auch für den Zweck eingesetzt, für den diese Technik entwickelt<br />

wurde [37] [38]: der Analyse von elektrochemisch erzeugten gasförmigen oder flüchtigen<br />

Produkten. Wie bereits eingangs erwähnt, ist metallisches Kupfer in der Lage, bei ausreichend<br />

kathodischen Potentialen CO2 zu Methan und Ethen zu reduzieren.<br />

- 56 -


- 57 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

In Abbildung 24 sind ausgewählte Massenverläufe während eines kathodischen Scans<br />

an Kupfer (massiv) in CO2-gesättigter 0,5 M K2SO4 aufgetragen.<br />

Massensignal / pA<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

Ethen<br />

1<br />

-0,4<br />

-2,2 -2,0 -1,8 -1,6 -1,4 -1,2 -1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0<br />

U / V vs. NHE<br />

I<br />

H 2<br />

Methan<br />

Abbildung 24: Kathodischer Scan von massivem Kupfer (in 0,5 M K2SO4, CO2-ges., pH 4,3)<br />

mit aufgetragenen DEMS-Massensignalen m/e 2 (Wasserstoff), 15 (Methan) und 26 (Ethen).<br />

Während etwa zeitgleich mit dem Ansteigen des kathodischen Stroms bei ca. –1,1 V<br />

NHE das Massensignal von Wasserstoff (m/e 2) anwächst, ist das Onsetpotential für die CO2-<br />

Reduktionsprodukte Methan (m/e 15) und Ethen (m/e 26) mit etwa –1,6 V NHE erst weiter<br />

im kathodischen Bereich zu beobachten.<br />

Das äquipotentiale Entstehen von Methan und Ethen weist darauf hin, daß hier beide<br />

Reaktionsprodukte ein gemeinsames Intermediat besitzen, welches potentialbestimmend wirkt<br />

[29]. Die Metalle Platin und Rhenium weisen kein entsprechendes, mit DEMS detektierbares<br />

Reduktionsprodukt auf.<br />

Passivierung der Elektrokatalyse<br />

Das bezüglich der Elektroreduktion von Kohlendioxid eingehend untersuchte Übergangsmetall<br />

Kupfer [6] [71] zeigt im zeitlichen Verlauf der CO2-Reduktion eine Verringerung<br />

der Aktivität bezüglich der Produktion von Methan und Ethen [67, 15, 28, 68, 72]. Bei<br />

längerer Elektrokatalyse beobachtet man ein Absinken der Stromausbeute für<br />

Reduktionsprodukte des CO2, in manchen Fällen begleitet von einer Dunkelfärbung der<br />

Kupfer-Elektrode [27] [73].<br />

Für eine genauere Untersuchung mit DEMS wurde die Arbeitselektrode einem<br />

bestimmten Potential/Zeit-Profil ausgesetzt und der Verlauf der Massensignale von CH4 und<br />

C2H4 verfolgt. In einer entsprechenden Messung (Abbildung 25) wurde an einer Kupferelektrode<br />

(in 0,5 M Hydrogencarbonat-Lösung, CO2-ges.) das Elektroden-Potential mit 20<br />

mV/s von 0 auf –2,2 V NHE gefahren und dort gehalten. Die ab ca. –1,6 V einsetzende CO2-<br />

0,0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

I / mA/cm²


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Reduktion erreicht kurz nach dem Halten des Potentials auf -2,2 V ein Maximum, sinkt<br />

danach wieder schnell ab und nähert sich einem Wert nahe der Ausgangs-Grundlinie.<br />

Dabei wird deutlich, daß die Zeitkonstante für die Passivierung der CO2-Reduktion für<br />

Methan und Ethen unterschiedlich sind. Obwohl das Massensignal von Methan anfangs<br />

wesentlich höher ist als das von Ethen, überschneiden sich beide Kurven nach etwa 4 min<br />

woraufhin das Ethensignal deutlich oberhalb von Methan bleibt.<br />

Die in Abbildung 25 gezeigten Verläufe wurden in einem Elektrolyten gemessen, der<br />

Cäsium als Alkali-Kation enthielt. Dieses sehr große Ion bewirkt offenbar eine Stabilisierung<br />

der Katalyse in Richtung der CO2-Reduktion zu Ethen. (Näheres zum Einfluß der Alkali-<br />

Ionen auf die Reduktion von Kohlendioxid unter [66] [17].)<br />

Massensignal / willk.Einh.<br />

Scan<br />

U = -2.2 V NHE<br />

Methan<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

Zeit / s<br />

- 58 -<br />

Ethen<br />

Abbildung 25: Passivierung der Elektrokatalyse durch Adsorption eines Zwischenprodukts<br />

der CO2-Reduktion. Die Zeitkonstante der Deaktivierung ist für Methan und Ethen unterschiedlich,<br />

was auf getrennte Vergiftungsmechanismen schließen läßt.<br />

Obwohl das Onsetpotential für beide Gase an reinem Kupfer gleich ist, zeigt die unterschiedlich<br />

schnell verlaufende Passivierung, daß prinzipielle Unterschiede im Reaktionsmechanismus<br />

vorherrschen, die mit der Bildung von passivierenden Intermediaten in Verbindung<br />

stehen.<br />

Neben der noch nicht befriedigenden Potentiallage der CO2-Reduktion an metallischem<br />

Kupfer ist die Vergiftung der Oberfläche eines der großen und noch nicht vollständig verstandenen<br />

Probleme dieses "Katalysators". Wohl gibt es Beispiele, bei denen eine Passivierung<br />

der Oberfläche verringert oder herausgezögert wird [68] [15]. Eine befriedigende Lösung, die<br />

eine effiziente CO2-Reduktion mit hoher Stromausbeute bei akzeptablen Stromdichten<br />

ermöglicht, konnte jedoch bisher nicht gefunden werden. Bisher nahm man an, daß die


- 59 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Passivierung der Elektrode durch Intermediate verursacht wird, die als Nebenprodukt bei der<br />

CO2-Reduktion zu Methan und Ethen irreversibel auf der Elektrode adsorbieren und so aktive<br />

Zentren des "Katalysators" bedecken.<br />

Mit Hilfe einer Vorrichtung, die zum Umpumpen des Elektrolyten aus der bzw. in die<br />

DEMS-Zelle dient, sollte der Alterungsprozeß des Elektrolyten von dem der Elektrode<br />

entkoppelt werden.<br />

MS<br />

RE, CE<br />

Abbildung 26: Externes Elektrolyt-Reservoir zur Ermöglichung eines Elektrodenwechsels<br />

unter Beibehalt des Elektrolyten.<br />

Mit dem in Abbildung 26 gezeigten Pumpsystem ist es möglich, zwischen zwei<br />

Messungen den Elektrolyten in ein separates Reservoir zu befördern, um nach dem Wechsel<br />

der Elektrode mit derselben Lösung weiterzumessen. Bei diesen Untersuchungen wurde ein<br />

anderer DEMS-Zelltyp benutzt, der in [43] näher beschrieben ist. Dieser Zelltyp ermöglicht<br />

den schnellen Wechsel der Arbeitselektrode, die hier als permeabler Film auf einer<br />

gasdurchlässigen Polymermembran gedampft vorliegt.<br />

Das Potential der in Abbildung 27 gezeigten Messung wurde analog zu<br />

vorangegangenen Messungen mit 20 mV/s von 0 auf –2,2V NHE gefahren und dort gehalten.<br />

Ein Vergleich der Produktionsraten dreier in Reihenfolge im selben Elektrolyten<br />

gemessenen identischen Kupferelektroden zeigt deutlich den Alterungsprozeß, dem der<br />

Elektrolyt unterworfen ist. Die maximale Aktivität, hier wiedergegeben in Form des<br />

Massensignals von Methan, sinkt von der ersten Messung mit frischem Elektrolyten (30 pA<br />

Signalhöhe) um über 85 % auf 4 pA. Ein weiteres Absinken erfolgt zur dritten Elektrode auf<br />

2,5 pA um nochmals ca. 37 %. Nachfolgende Messungen zeigten keine meßbaren Signale der<br />

CO2-Reduktion.<br />

Das Absinken der Reduktionsaktivität aufeinanderfolgender Kupferkathoden macht<br />

deutlich, daß die Ursache der Vergiftung nicht allein in einer irreversiblen Adsorption eines<br />

Zwischenproduktes liegt. Vielmehr entsteht bei der Bildung der Reduktionsprodukte ebenfalls<br />

WE


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

eine die Katalyse deaktivierende Verbindung mit einer signifikanten Löslichkeit, die sich im<br />

Verlauf der Messung anreichert.<br />

Massensignal Methan / pA<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

1. Elektrode<br />

2. Elektrode<br />

3. Elektrode<br />

-3,0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000<br />

Zeit / s<br />

Abbildung 27: Vergleich der Produktivität bezüglich der Methanproduktion aus der Reduktion<br />

von CO2. Zwischen dem Elektrodenwechsel wurde der Elektrolyt in einem externen<br />

Reservoir aufbewahrt und in der folgenden Messung wiederverwendet. Der Potentialverlauf<br />

entspricht dem in Abbildung 25 gezeigten.<br />

Diese Beobachtung ist insbesondere bei der Entwicklung technischer Systeme zu<br />

beachten, die langzeitstabil Kohlendioxid reduzieren sollen. In diesem Zusammenhang<br />

müssen Konzepte mitentwickelt werden, die nicht nur den Wechsel oder die Reaktivierung<br />

des Elektrokatalysators vorsehen, sondern auch ein Regenerieren des Elektrolyten beinhalten.<br />

Dies ist beispielsweise bei der Reaktivierung des Elektrokatalysators durch anodische Oxidation<br />

der passivierenden Adsorptionsschicht [68] [15] zu berücksichtigen.<br />

6.2.3 Zusammenfassung der DEMS-Ergebnisse<br />

Mit pulverförmigen Elektroden konnten an DEMS erstmals Sorptionsprozesse verfolgt<br />

werden. Dabei konnten mit relativ geringem Aufwand die Potentiallagen der Wechselwirkung<br />

zwischen CO2 und den Elektroden bestimmt werden. Eine Quantifizierung war aufgrund der<br />

Charakteristik der DEMS-Meßzelle nicht möglich. Mit DEMS konnte an allen untersuchten<br />

Elektroden Adsorptionsprozesse in Potentialbereichen beobachtet werden, in denen keine<br />

Ladung auf CO2 übertritt. Diese Art der Wechselwirkung wurde daher der Physisorption<br />

zugeordnet. An Kupfer konnte ein weiterer Adsorptionsbereich bei Potentialen beobachtet<br />

werden, bei denen auch Ladungen übertraten.<br />

Im Potentialscan zeigten sich an den untersuchten Metallen Unterschiede in der Reversibilität<br />

der CO2-Adsorption, die mit der Doppel-Potentialsprung-Methode quantitativ abge-<br />

- 60 -<br />

U<br />

0,0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

-2,0<br />

-2,5<br />

U / V vs. NHE


- 61 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

schätzt werden konnten. Hierbei ergab sich an Rhenium eine sehr gute, an Kupfer hingegen<br />

eine schlechte Reversibilität. Platin zeigte ein ähnliches Verhalten wie Rhenium, jedoch eine<br />

etwas geringere Reversibilität.<br />

Mit diesen Beobachtungen konnten die Untersuchungen zur Stabilität der Elektroden<br />

bezüglich der Adsorption in Übereinstimmung gebracht werden. Bei oftmals wiederholten<br />

Potentialzyklen blieb die Adsorptivität an Rhenium annähernd auf dem Anfangswert, bei<br />

Platin nahm sie um wenige Prozent ab, Kupfer zeigte nach wenigen Durchläufen kaum mehr<br />

eine CO2-Adsorption.<br />

Zusätzliche Versuche mit Aktivkohle verdeutlichten ebenfalls eine gute Reversibilität<br />

der CO2-Adsorption. Mit diesem Material konnte auch gezeigt werden, daß Nafion als<br />

Bindemittel des Elektrodenpulvers keinen wesentlichen Einfluß auf die Adsorptionseigenschaften<br />

des untersuchten Materials hat.<br />

Mit Hilfe eines externen Elektrolyt-Reservoirs wurde an Kupfer die Existenz eines<br />

desorbierten Zwischenprodukts der CO2-Reduktion nachgewiesen, das die Reduktionsaktivität<br />

der Elektrode beeinträchtigt.<br />

6.3 Die Elektrochemische Quarz-Mikrowaage (EQMB)<br />

Wie eingangs erwähnt, sollte mit der elektrochemischen Quarz-Mikrowaage geprüft<br />

werden, ob gravimetrisch eine Änderung der Oberfläche durch die Adsorption von CO2 festzustellen<br />

ist. Da die EQMB eine nicht spezifische, jedoch quantitative Methode ist, war zu<br />

untersuchen, ob die Signale des Schwingquarzes zu einer Bestimmung der Bedeckung der<br />

Elektrodenfläche durch CO2 herangezogen werden können.<br />

An dieser Meßtechnik wurde also, analog zur Cyclovoltammetrie, ein I/U-Diagramm<br />

durchgefahren. Simultan dazu wurde mit Hilfe der in Kap. 4.3.4 und 5.1.3 beschriebenen<br />

Technik das Schwingverhalten des metallbedampften Quarzes aufgenommen. Aus Gründen<br />

der Empfindlichkeit und des Antwortverhaltens der Resonanzschwingung wurde hierbei eine<br />

Potential-Vorschubrate von 2 – 10 mV/s eingestellt. In den Diagrammen läßt sich die Änderung<br />

der Resonanzschwingung mit Hilfe der Sauerbrey-Gleichung (Gleichung 5) in die<br />

Massenänderung umrechnen. Da nur die Änderung der Resonanzfrequenz gemessen wird, ist<br />

der Anfangswert willkürlich auf Null gesetzt worden. Negative Werte entsprechen einer<br />

Massenabnahme, positive einer Zunahme der Elektrodenmasse. Die Δf-Skala ist in den<br />

folgenden Abbildungen links eingezeichnet, zum Vergleich ist bei einigen Messungen der<br />

Stromverlauf (rechte Skala) mit aufgetragen.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

6.3.1 Platin<br />

6.3.1.1 Platin / Stickstoff<br />

An Platin in N2-gespülter Lösung zeigt sich folgendes Bild (Abbildung 28). Während<br />

des Potentialdurchlaufs steigt die Resonanzschwingung der Elektrode um etwa 13 Hz bis zu<br />

einem Potential von –0,1 V, von dem ab sie geringfügig wieder absinkt. Nach der Potentialumkehr<br />

bei –0,7 V ist ein ähnlicher Verlauf umgekehrt zu beobachten: die Frequenz der<br />

Elektrode nimmt bis etwa –0,1 V schwach zu, um dann wieder stark abzusinken, bis sie am<br />

Ende des Potentialdurchlaufs den Ausgangswert wieder erreicht hat.<br />

Die diesem Frequenzverlauf zugehörige Massenänderung ist zunächst nicht ohne weiteres<br />

konkreten elektrochemischen Prozessen zuzuordnen. Am Fall Platin wird dies jedoch<br />

teilweise durch die Differentiation des Frequenzsignals ersichtlich. Die erste Ableitung der<br />

Frequenzänderung Δf ´= d(Δf)/dt läßt sich vergleichen mit dem Strom i= dQ/dt, der bei dem<br />

Potentialdurchlauf fließt. Massenänderungen, die unter Ladungsfluß entstanden sind, sollten<br />

in etwa einen ähnlichen Verlauf von Strom- und differenziertem Frequenzsignal bewirken.<br />

Anders ausgedrückt läßt sich durch solch einen Vergleich überprüfen, inwieweit Massenänderungen<br />

mit gleichzeitigem Ladungsübertritt verbunden sind, bzw. ob ein Ladungsfluß<br />

auch eine Massenveränderung verursacht hat.<br />

Ein Vorteil dieses Vergleichs ist, daß im Falle einer Übereinstimmung das Frequenzsignal<br />

mit Hilfe der Cyclovoltammetrie besser interpretiert werden kann. Durch<br />

Differenzieren des zunächst noch etwas unzugänglichen Frequenzverlaufs und der<br />

gemeinsamen Auftragung mit dem Strom werden Zusammenhänge im Adsorptionsverlauf am<br />

I/U-Diagramm von Platin erkennbar. In Abbildung 28 folgt das differenzierte Frequenzsignal<br />

Δf´ bis auf den Adsorptionsbereich von Wassertsoff in etwa dem Zellstrom.<br />

Der bei neutralen pH-Werten gering ausfallenende Desorptionspeak der Oxidbedeckung<br />

von Platin (0,5-0,6 V) wird begleitet von Δf´, ebenso wie der darauffolgende Peak bei 0 V,<br />

hier ist die Frequenzänderung überproportional größer als der Strom. Anders der Bereich der<br />

Wasserstoff-Adsorption und –Entwicklung. Hier ist der Ladungstransfer nicht mit einer<br />

nennenswerten Zu- oder Abnahme der Elektrodenmasse verknüpft, sodaß Δf annähernd<br />

konstant bleibt. Beim Rück-Scan jedoch werden die beiden anodischen Peaks im I/U-<br />

Diagramm gut aufgelöst im Δf´-Verlauf verfolgt, etwas schlechter hingegen, aber immer noch<br />

erkennbar, der Anfang der Oxidbedeckung ab 0,4 V.<br />

Zur Qualität der Δf´/U-Kurve ist anzumerken, daß das Frequenzsignal der Quarz-<br />

Mikrowaage erst vom Schreiberblatt eingescannt werden mußte, durch ein<br />

Konvertierungsprogramm in einen Datenfile umgewandelt wurde, bevor es numerisch<br />

differenziert werden konnte. Die Differentiation verstärkte die Fehler bei der graphischen<br />

Übertragung; hierin liegt die Hauptursache für das starke Rauschen der Δf´/U-Kurve.<br />

- 62 -


df/dt / Hz/s<br />

Δf / Hz<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

- 63 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

-0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8<br />

-40<br />

1,0<br />

U / V vs. NHE<br />

Abbildung 28: Auftragung der Änderung der ResonanzfrequenzΔf (schwarz) und der differenzierten<br />

Resonanzfrequenz Δf´=df/dt (grau) mit der I/U-Kennlinie (gepunktet) von Platin in 0,5<br />

M K2SO4 (N2-ges.) pH 4,3, Scanrate der EQMB-Messung 5mV/s, f0=5 MHz. Zur Hervorhebung<br />

der Adsorptionspeaks wurde das I/U-Diagramm mit 100 mV/s aufgenommen .<br />

Der Unterschied des I/U-Diagramm von Platin in Abbildung 28 zu den sonst<br />

üblicherweise gezeigten Kurven hat seine Ursache in der Art und dem pH-Wert des<br />

Elektrolyten. Dieser bestimmt zum einem wesentlich die Lage der Onset-Potentiale von H2und<br />

O2-Entwicklung sowie das Aussehen verschiedener Sorptionspeaks. Zum anderen wird<br />

üblicherweise aus Gründen der Reproduzierbarkeit bei entweder sehr hohen oder niedrigen<br />

pH-Werten gemessen, da Elektrodenprozesse an der Elektrode die Protonenkonzentration<br />

leicht verändern können. Diese wirken sich bei mittleren pH-Werten stärker auf das I/U-<br />

Diagramm aus.<br />

Ein wesentliches Merkmal von Platin-I/U-Kennlinien bei pH 4,3 sind die beiden<br />

anodischen Peaks bei etwa –0,1 und 0,1 V, die mit der Desorption von Wasserstoff in<br />

Verbindung stehen: fährt man das Potential kathodisch bis in den H2-Adsorptionsbereich, so<br />

treten diese Peaks nach der Potantialumkehr auf, jedoch nicht, wenn man im kathodischen<br />

Scan bereits bei etwa –0,3 V das Potential umkehrt.<br />

Der Umstand, daß die Resonanzfrequenz nach dem Potentialdurchlauf wieder genau<br />

den Ausgangswert erreicht, zeigt, daß die in diesem System stattfindenden<br />

Elektrodenprozesse vollständig reversibel verlaufen und keine Veränderung der Elektrode<br />

auftritt.<br />

Der Vergleich zwischen Δf´- und Stromverlauf macht deutlich, daß im System<br />

Platin/K2SO4 bei bestimmten Potentialen Ladungen fließen, die mit einer Änderung der<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

I / µA


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Elektrodenmasse verknüpft sind. Dazu gehören die kathodischen Peaks bei 0,5 - 0,6 V und<br />

bei 0,0 V (Entfernung der Sauerstoffbedeckung) sowie die anodischen Peaks bei ca.<br />

-0,1, +0,1 V und der Sauerstoffbereich anodisch von 0,5 V. Im Wasserstoffbereich der<br />

Elektrode haben die im I/U-Diagramm ersichtlichen Elektrodenprozesse offenbar keinen<br />

Einfluß auf die Frequenz des Schwingquarzes. Hier sind die Änderungen der<br />

Elektrodenmasse, wahrscheinlich bedingt durch das geringe Molekulargewicht von<br />

Wasserstoff, so klein, daß sie sich nicht auf das Schwingungsverhalten des Quarzes<br />

auswirken.<br />

6.3.1.2 Platin / Kohlendioxid<br />

Die Resonanzfrequenz des platinbedampften Quarzes ändert sich jedoch im<br />

Potentialbereich unterhalb von 0,3 V, wenn der Elektrolyt statt mit Stickstoff mit CO2<br />

gesättigt ist. Hier beobachtet man (Abbildung 29) im kathodischen Potentialvorschub ab 0 V<br />

eine Abweichung der Frequenz von der N2-Messung und ab etwa -0,3 V eine starke Netto-<br />

Frequenzabnahme der Elektrode entsprechend etwa 15 Hz, die offensichtlich durch die<br />

Adsorption von Kohlendioxid an die Platin-Elektrode hervorgerufen wird. Nach<br />

Potentialumkehr nimmt die Resonanzschwingung wieder zu, um im anscheinend CO2unabhängigen<br />

Bereich von 0,4 – 0,8 V annähernd an der "N2-Kurve" zu verlaufen.<br />

Δf / Hz<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0<br />

U / V vs. NHE<br />

Abbildung 29: Frequenz/Spannungs-Diagramm von Platin in N2- (grau) bzw. CO2 gesättigter<br />

(schwarz) 0,5 M K2SO4 (pH 4,3). Scanrate 2 mV/s, f0: 5 MHz.<br />

Die CO2-bedingte Massenzunahme (d.h. Frequenzabnahme) durchläuft im<br />

Potentialbereich von –0,4 bis etwa 0,4 V eine Hysterese, daraufhin deutend, daß<br />

Kohlendioxid nicht vollständig reversibel adsorbiert. Die in diesem Potentialbereich nur<br />

langsam sinkende Masse der Elektrode zeigt, daß über diesen Bereich, in dem auf dem<br />

- 64 -


- 65 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

kathodischen Ast des Diagramms Kohlendioxid mit der Elektrode nicht wechselwirkt, es nur<br />

zögerlich von der Elektrode entfernt wird.<br />

Trotz der Hysterese erreicht am Ende des Potentialdurchlaufs die Elektrodenmasse<br />

annähernd den Ausgangszustand. Das bedeutet, daß über den gesamten Potentialbereich<br />

gesehen, die kathodische Adsorption wieder rückgängig gemacht wird und die Elektrode den<br />

Zustand vor der Elektrolyse wieder erreicht.<br />

Die Potentiallage der Wechselwirkung von CO2 mit der Elektrode läßt sich durch die<br />

charakteristischen Stellen im Δf/U-Diagramm beschreiben. Die erste Abweichung von CO2und<br />

N2-Messung bei 0 V liegen in Übereinstimmung mit dem Absinken des Massensignals<br />

bei DEMS, jedoch nicht mit dem Einsetzen der Stromschulter der I/U-Kennlinie bei –0,25 V.<br />

Der letzte Wert stimmt jedoch in etwa mit dem Beginn des starken Absinkens der<br />

Resonanzfrequenz in der EQMB-Messung überein.<br />

Aus diesen beiden parallelen Verläufen läßt sich schließen, daß auch mit der Quarz-<br />

Mikrowaage an Platin zwei verschiedene Sorptionsarten von CO2 zu beobachten sind, die<br />

sich, in Übereinstimmung mit jeweils einer Meßtechnik (DEMS und Cyclovoltammetrie), der<br />

Physisorption bzw. Chemisorption von Kohlendioxid an Platin zuordnen lassen.<br />

Im Gegensatz zur Messung unter Stickstoff-Atmosphäre deckt sich erwartungsgemäß<br />

der Verlauf der differenzierten Massenänderung nicht hinreichend mit dem Strom. Offensichtlich<br />

treten unter der Wechselwirkung mit CO2 Massenänderungen der Elektrode auf, die<br />

nicht mit einem Ladungsfluß in Verbindung stehen. Hierzu kann z.B. die Physisorption<br />

gezählt werden.<br />

6.3.2 Rhenium<br />

Der in der Platin/N2-Messung erkennbare, charakteristische Anstieg der Elektrodenmasse<br />

zu Beginn des kathodischen Scans tritt am System Rhenium / Stickstoff nicht auf<br />

(Abbildung 30). Wie auch das zusätzlich eingezeichnete I/U-Diagramm zeigt, bildet sich an<br />

Rhenium keine Sauerstoff-Adsorptionsschicht, die an Platin für die Massenveränderung im<br />

Bereich 0,7 - -0,1 V verantwortlich ist. Daher ändert sich die Elektrodenmasse des Rheniumbedampften<br />

Quarzes über den gesamten durchfahrenen Potentialbereich nur wenig.<br />

In Anwesenheit von CO2 jedoch ist zunächst ein Absinken der Elektrodenmasse (und<br />

damit ein Anstieg der Resonanzfrequenz) ab etwa –0,2 V zu verzeichnen, der sich in der I/U-<br />

Kurve (oberer Teil der Abbildung) lediglich durch einen sehr leichten Stromfluß, verglichen<br />

mit der N2-Lösung, widerspiegelt. Mit steigendem Strom durchläuft das Frequenzsignal bei<br />

ca. –0,5 V ein Maximum, gefolgt von einem starken Absinken um fast 14 Hz. Gleichzeitig<br />

steigt der Strom, bedingt durch die Anwesenheit von CO2, um etwa –0,5 mA an.


I / mA<br />

Δf / Hz<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

0,1<br />

0,0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

-0,6<br />

-0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0<br />

U / V vs. NHE<br />

- 66 -<br />

Abbildung 30: Potential-<br />

Scan von Rhenium in<br />

0,5 M K2SO4 (N2- (grau)<br />

bzw. CO2-gespült, (schwarz))<br />

an der elektrochemischen<br />

Quarz-Mikrowaage.<br />

Scanrate: 2 mV/s, f0: 5 MHz.<br />

Es fällt auf, daß sich die hier gezeigten I/U-Kennlinien von denen in Kap. 6.1.2 etwas<br />

unterscheiden. Diese Diskrepanz läßt sich nur teilweise mit der unterschiedlichen Scanrate<br />

begründen. Die Messungen an der Quarz-Mikrowaage wurden mit hinreichend langsamem<br />

Potentialvorschub für die Aufnahme der Resonanzfrequenz (2 – 10 mV/s) durchgeführt, die<br />

I/U-Kennlinien jedoch zur Hervorhebung des Einflusses der CO2-Sorption mit 50 mV/s. Ein<br />

weiterer Grund für das unterschiedliche elektrochemische Verhalten liegt in der Morphologie<br />

und Reinheit der Proben, bedingt durch den Herstellungsprozeß (siehe Kap. 5.2.1). Darüber<br />

hinaus ist die Vorbehandlung der Elektroden abhängig von ihrer Art, die wiederum von der<br />

Meßmethode bestimmt wird. Die massive Elektrode der cyclovoltammetrischen Messungen<br />

erlaubt ein Polieren der Elektrode und deren elektrochemische Aktivierung, bei der, am<br />

Beispiel des wenig edlen Rheniums (Re + H2O → ReO4 - + 8H + + 7e - ; E0 = 0,367 V vs. NHE)<br />

in die anodische Korrosion der Elektrode gefahren wird.<br />

Die durch physikalisches Bedampfen hergestellte Schwingquarz-Elektrode erlaubt<br />

aufgrund der geringen Dicke (200 nm) weder ein Polieren noch eine effiziente Aktivierung.<br />

Daher müssen leichte Unterschiede im elektrochemischen Verhalten zwischen den einzelnen<br />

Techniken in Kauf genommen werden.


- 67 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Jedoch zeigt auch die EQMB-Messung an Rhenium in CO2-haltigem Elektrolyten eine<br />

dem Platin ähnliche Massenzunahme bei gleichzeitigem CO2-bedingten Stromfluß. Im Unterschied<br />

zu Platin ist hier die Hysterese im anodischen Scan geringer, außerdem ist sowohl<br />

unter N2 als auch CO2 am Ende des Zyklus eine Massenabnahme unabhängig von der Gasart<br />

zu beobachten.<br />

Angesichts der nicht ermöglichten Aktivierung der Elektrode ist die Brutto-Massenabnahme<br />

nach einem vollständigen Zyklendurchlauf nicht auf eine irreversible Adsorption<br />

von CO2 zurückzuführen, da sie in beiden Elektrolyten im selben Maße auftritt. Die sehr<br />

geringe Hysterese hingegen spricht für eine noch höhere Reversibilität der CO2-Adsorption<br />

als an Platin.<br />

Wie auch an Platin lassen sich an Rhenium zwei charakteristische Potentialwerte der<br />

Wechselwirkung von CO2 mit der Elektrode festhalten. Der Beginn der Abweichung des<br />

Frequenzverlaufes der Messung unter CO2 von der N2-Messung liegt an Rhenium bei –0,2 V.<br />

Allerdings steigt die Frequenz mit CO2 über die Vergleichsmessung mit N2. Dieser Potentialwert<br />

stimmt zwar mit der in 6.2.1.2 an DEMS vorgeschlagenen Physisorption von CO2 an<br />

Rhenium (bei –0,2 V) überein, doch ist der Netto-Anstieg der Frequenz, und damit anscheinend<br />

eine Netto-Abnahme der Elektrodenmasse unter CO2-Athmosphäre verwunderlich.<br />

Der zweite charakteristische Potentialwert der CO2-Wechselwirkung mit Rhenium bei<br />

-0,5 V läßt sich, auch wenn er nur grob mit dem der I/U-Kennlinie übereinstimmt (-0,4 V),<br />

besser interpretieren. Die starke Frequenzabnahme kann mit einer Chemisorption von<br />

Kohlendioxid begründet werden, die, in Analogie zu den Ergebnissen der EQMB-Messung an<br />

Platin, zu einer Massenzunahme der Elektrode führt. Der Unterschied der Potentiallage<br />

zwischen beiden Techniken von rund 100 mV muß der unterschiedlichen Beschaffenheit der<br />

Elektrode (massiv, poliert und aufgedampft) zugeordnet werden.<br />

6.3.3 Kupfer<br />

Ähnlich wie Rhenium konnte auch die EQMB-Kupfer-Elektrode nur bedingt aktiviert<br />

werden, da das Metall anodisch ab ungefähr 0,25 V vs. NHE korrodiert.<br />

Die EQMB-Messung in N2-haltigem Elektrolyt zeigt eine nur geringe Frequenz-<br />

(Massen)-Änderung beim kathodischen Scan, die am Ende des Potentialdurchlaufs in etwa<br />

wieder auf den Ausgangswert zurückgeht. Das Zellpotential wird bis an die Wasserstoffentwicklung<br />

herangeführt, ohne daß jedoch Blasenbildung die Frequenzantwort stören kann.<br />

Das Durchlaufen dieses Potentialbereiches bewirkt in CO2-haltigem Elektrolyten ab<br />

dem Einsetzen der CO2-bedingten Stromschulter (ab etwa –0,6 V NHE) eine Abnahme der<br />

Resonanzfrequenz, die bis zum Umkehrpotential eine Differenz von –15 Hz erreicht. Das<br />

Onset-Potential der Frequenzabnahme stimmt mit dem Einsetzen der CO2-Stromschulter im<br />

I/U-Diagramm (Abbildung 15) gut überein. Beim Rückscan steigt die Frequenz mit nur einer


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

geringen Hysterese an, um am Ende des Potentialdurchlaufs 10 Hz oberhalb des Ausgangswertes<br />

zu liegen.<br />

Diese Beobachtung überrascht, da zum einem bisherige Messungen eine schlechte<br />

Reversibilität mit einer signifikanten Hysterese zeigen und zum anderen sich nach der CO2-<br />

Adsorption Kohlenstoff auf der Elektrodenoberfläche nachweisen läßt ([73] sowie Kap.<br />

6.7.3).<br />

Es liegt nahe, die Frequenzänderung beim Rücklauf des Potentials auf die Überlagerung<br />

mit einem anderen Effekt als dem der Änderung der Elektrodenmasse zurückzuführen.<br />

Möglicherweise bewirkt die Belegung mit dem C-haltigen Adsorbat eine Änderung der<br />

Ankopplung von Elektrode zum Elektrolyten, auch wenn diese mit mindestens 10 Hz<br />

erstaunlich hoch wäre.<br />

I / mA<br />

Δf / Hz<br />

0,00<br />

-0,05<br />

-0,10<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2<br />

-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2<br />

U / V vs. NHE<br />

- 68 -<br />

Abbildung 31: Strom/Spannungs-<br />

und korrespondierendes<br />

Frequenz/Spannungs-<br />

Diagramm von Kupfer in N2und<br />

CO2-haltigem Elektrolyten<br />

(grau bzw. schwarz).<br />

Bei der Auftragung mehrerer Potentialzyklen an Kupfer in CO2-gespültem Elektrolyten<br />

zeigt sich, daß der Effekt beim Rücklauf, der zu einer Erhöhung der Resonanzfrequenz führt,<br />

langsam abnimmt. So macht sich während mehrerer Durchläufe nach und nach eine Hysterese<br />

zum Hin-Scan bemerkbar und der Endwert der Frequenz zeigt eine sukzessive Erhöhung der<br />

Elektrodenmasse an.


- 69 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Diese Beobachtung läßt sich wiederum mit einer im Verlauf der Zyklen geringer<br />

werdenden Änderung der Kopplung zum Elektrolyten erklären. Denkbar ist hier auch zusätzlich,<br />

daß eine anfänglich noch recht reversible Adsorption zunehmend irreversibel wird und<br />

die adsorbatbedingte Massendifferenz vom Anfangs- zum Endzustand zunehmend steigt.<br />

Diese Interpretationsmöglichkeiten sind jedoch sehr spekulativ, da die vorliegenden<br />

Elektrodenprozesse nicht eindeutig zugeordnet werden können.<br />

Fest steht dennoch, daß eine Wechselwirkung von CO2 mit der Kupferelektrode besteht<br />

und diese im kathodischen Scan zu einer Erhöhung der Elektrodenmasse führt. Diese<br />

Wechselwirkung ändert sich im Laufe der Zyklenanzahl. Daher ist anzunehmen, daß sich der<br />

Zustand der Elektrode ebenfalls verändert. Die Wechselwirkung besteht aus mindestens zwei<br />

unterschiedlichen Prozessen, die sich mit der zwar quantitativen, jedoch unspezifischen<br />

Methode der Quarz-Mikrowaage nicht separieren lassen.<br />

Δf / Hz<br />

10 1. Scan<br />

2. Scan<br />

10. Scan<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2<br />

U / V vs. NHE<br />

Abbildung 32: Verlauf der Frequenzänderung beim Durchlaufen mehrerer Scans an Kupfer<br />

in CO2-gespültem 0,5 M K2SO4-Elektrolyten. Eingezeichnet sind 1. Scan (schwarz), 2. (grau)<br />

und 10. Scan (hellgrau).<br />

6.3.4 Zusammenfassung der EQMB-Ergebnisse<br />

6.3.4.1 Umrechnung der Schwingungsantwort in Massenänderung<br />

Wie im Kapitel Grundlagen (4.3.4) erläutert wurde, beträgt nach der Sauerbrey-<br />

Gleichung die Empfindlichkeit eines elektrodenbeschichteten 6-MHz-Schwingquarzes 12,86<br />

ng/(cm² Hz). Im Kontakt mit dem Elektrolyten verringert sich diese jedoch auf 18,73 ng/(cm²<br />

Hz), bei einer aktiven Elektrodenfläche von 28,3 mm also auf etwa 5,3 ng /Hz (7,5 ng/Hz für<br />

einen 5 MHz-Quarz).


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Die Differenz der Resonanzfrequenz zwischen Anfangs- und Endpunkt eines kathodischen<br />

Scans (halber Potentialzyklus) der untersuchten Metalle ist in Tabelle 6 aufgelistet.<br />

Unter der Voraussetzung, daß die Frequenzverschiebung ausschließlich aufgrund von<br />

Adsorptionsprozessen stattfindet, kann eine Änderung der Elektrodenmasse auf die Anlagerung<br />

von CO2 an die Elektrode zurückgeführt werden.<br />

Bei einer bekannten geometrischen Elektrodenfläche (hierbei läßt sich die<br />

schwingungsaktive Fläche der Elektrode von 28,3 mm² heranziehen) und einem willkürlich<br />

angenommenen Rauhigkeitsfaktor von 1 6 läßt sich mit Hilfe der Massenänderung Δm auf die<br />

Änderung der Bedeckung ΔΓ schließen.<br />

Platin Rhenium Kupfer<br />

Δfmax / Hz 15,9 12,7 16,4<br />

Δmmax / g 84,3 67,3 86,9<br />

ΔΓmax / nmol/cm² 6,78 5,40 6,98<br />

Tabelle 6: Werte der maximalen Frequenzänderung der EQMB-Elektroden bei einem kathodischen<br />

Scan in CO2-haltigem Elektrolyten und deren Umrechnung auf die maximale Änderung<br />

von Elektrodenmasse(Δmmax) und Oberflächenkonzentration (ΔΓmax).<br />

6.3.4.2 Kritische Betrachtung der Ergebnisse<br />

Die in Tabelle 6 angegebenen Werte sind lediglich als Anhaltspunkte zu verstehen. Sie<br />

berücksichtigen nicht Parallelprozesse, die ebenfalls zu einer Frequenzverschiebung führen,<br />

ohne die Elektrodenmasse oder die Masse der Elektrode ohne CO2-Sorption zu verändern.<br />

Darüber hinaus führt die zur Berechnung herangezogene projizierte Elektrodenfläche zu<br />

einer Ermittlung von zu großen Werten für ΔΓ, da die projizierte Fläche nur ein Minimalwert<br />

der wahren Oberfläche ist. Die Werte der Bedeckungen sind also eher als Maximalwerte zu<br />

betrachten.<br />

Die an Rhenium in CO2-haltigem Elektrolyten zu beobachtende Frequenzerhöhung bei<br />

kathodischem Scan ist nicht ohne weiteres durch eine direkte Wechselwirkung mit Kohlendioxid<br />

zu erklären, da diese zu einer Massenzunahme, also einer Frequenzabnahme führen<br />

würde. Der unerwartete Signalverlauf läßt sich durch eine verringerte Ankopplung der Elektrode<br />

an den Elektrolyten erklären, die die Fortpflanzung der Quarzschwingung in den Elektrolyten<br />

stärker abklingen läßt. Diese verringerte Adsorbat-Elektrolyt-Wechselwirkung wird<br />

offenbar durch die besonderen Adsorptionseigenschaften von Rhenium verursacht und<br />

erschwert eine exakte Quantifizierung des CO2-Adsorbatmenge.<br />

6 Dieser Faktor ergibt sich, da die projizierte Elektrodenfläche als Grundlage zur Quantifizierung herangezogen<br />

wurde.<br />

- 70 -


- 71 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Die Untersuchungen zur CO2-Adsorption an den ausgewählten Übergangsmetallen mit<br />

der Quarz-Mikrowaage ließen dennoch erkennen, daß sich die Adsorption von Kohlendioxid<br />

über die Änderung der Elektrodenmasse verfolgen läßt. Potentialscans in CO2-haltigem Elektrolyten<br />

zeigten wesentlich andere Frequenzverläufe als solche, die in N2-gespülter Lösung<br />

durchgeführt wurden. Im kathodischen Scan war der Frequenzverlauf qualitativ mit den<br />

Ergebnissen der anderen Meßtechniken in Übereinstimmung zu bringen. Ebenfalls die Potentiallage<br />

der Frequenzänderung wurde durch die Daten von Cyclovoltammetrie und DEMS<br />

bestätigt.<br />

Es wurde jedoch auch deutlich, daß eine Quantifizierung der Sorbatmenge nicht die<br />

erwünschte Zuverlässigkeit erbrachte. Der Grund hierfür lag in parallel zur Sorption auftretenden<br />

Prozessen, die zu einer Veränderung der Elektrodenoberfläche führten. In Frage<br />

kommen eine Veränderung der Rauhigkeit oder der Ankopplung an den Elektrolyten sowie<br />

weitere Ad- und Desorptionsprozesse.<br />

6.4 FTIR-Spektroskopie<br />

Im Gegensatz zu den bisher gezeigten Messungen, deren Ziel es war, entweder quantitative<br />

oder substanzspezifische Information zur CO2-Adsorption zu gewinnen, sollte mit Hilfe<br />

der elektrochemischen Infrarotspektroskopie Strukturinformation zu dem an der Elektrode<br />

gebundenen Kohlendioxid gewonnen werden. Viele der mittels FTIR durchgeführten Arbeiten<br />

zur CO2-Reduktion befaßten sich hauptsächlich mit der Untersuchung von Reduktionsprodukten<br />

bzw. bereits teilweise reduzierten Intermediaten [74] [75].<br />

Bei den in Kap. 4.3.3.4 erläuterten Techniken SNIFTIRS und SPAIRS, wie auch bei der<br />

EQMB und der Druckmeßzelle, ist der Potentialbereich in dem gemessen werden kann auf<br />

das Gebiet beschränkt, in dem keine Gasblasenentwicklung bzw. Korrosion stattfindet.<br />

Zusätzlich sinkt die Qualität der Grundlinie in der Nähe der Gasentwicklung rapide ab, da<br />

sich hier die Reflektivität stark ändert. In den SNITFTIRS- und SPAIRS-Messungen, die hier<br />

vorgestellt werden, wurden die Ausgangspotentiale so gewählt, daß sie entweder weit im<br />

kathodischen (maximale Adsorption) oder soweit im anodischen (minimale Adsorption)<br />

lagen, daß ein auswertbares Absorptionsspektrum erhalten wurde.<br />

6.4.1 Platin<br />

An Platinelektroden wurden zahlreiche IR-spektroskopische Untersuchungen zur CO2-<br />

Reduktion durchgeführt [23] [75]. An diesem Edelmetall kann die Reaktion von CO2 zu<br />

adsorbiertem CO beobachtet werden, welches abhängig von der Koordinierung der Bindung<br />

charakteristische Absorptionsbanden zeigt. Die Bindungsverhältnisse von CO an Platin sind<br />

ausführlich untersucht worden [23] [60] und sollen hier nicht weiter diskutiert werden. Um<br />

den Effekt von CO2 auf das IR-Spektrum zu verdeutlichen, ist in Abbildung 33 ein SNIFTIR-


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Spektrum von Platin in CO2-gespültem Elektrolyten, verglichen mit einer N2-gesättigten<br />

Lösung bei kathodischem Meß-Potential aufgetragen. Der aufgeführte Meßbereich erstreckt<br />

sich von 500 bis 4000 Wellenzahlen pro Zentimeter (cm -1 ). Der der Auswertung zugängliche<br />

Abschnitt wird jedoch durch die IR-Absorption des im Spektrometer-Raums befindlichen<br />

Wassers bzw. der Transmission des ZnSe-Fensters auf ca. 2800 –800 cm -1 eingeschränkt. Die<br />

Absorptionsskala bezieht sich auf die relative Absorption zum Spektrum des Ausgangszustandes,<br />

der in Abbildung 33 bei +815 mV NHE lag (Meßpotential + 15 mV). Nach oben<br />

gerichtete (positive) Banden entsprechen einer stärkeren IR-Absorption als im Ausgangszustand.<br />

Bei nach unten gerichteten (negativen) Peaks wird weniger IR-Licht absorbiert.<br />

Auffällig ist die starke negative Bande der CO2-Messung (schwarz) bei 2345 cm -1 , wo<br />

das Spektrum der N2-gespülten Lösung (grau) keine meßbare Absorption zeigt. Diese Peaklage<br />

kann, verglichen mit den Werten von freiem Kohlendioxid, der asymmetrischen Streckschwingung<br />

von nicht adsorbiertem CO2 zugeordnet werden. Dies erklärt auch die negative<br />

Ausrichtung der Bande: bei kathodischen Potentialen sinkt die Konzentration an frei gelöstem<br />

CO2 in der etwa 10 µm dünnen Elektrolytschicht durch Adsorption an die Elektrodenoberfläche.<br />

Diese Beobachtung wurde bereits von Kunimatsu et al. [76] beschrieben.<br />

Die ebenfalls nur im CO2-Spektrum vorkommende kleine Bande bei 1980 cm -1 wird<br />

adsorbiertem Kohlenmonoxid in linearer Koordinierung [76]. Ihre Lage ist geringfügig<br />

abhängig vom CO-Bedeckungsgrad und eventuell vorhandenen Coadsorbaten [77].<br />

ΔR/R / a.u.<br />

4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500<br />

Wellenzahl / cm -1<br />

- 72 -<br />

1980<br />

1560<br />

1679<br />

1764<br />

Abbildung 33: SNIFTIR-Spektrum an Platin in 0,5 M K2SO4, N2-gespült (grau) und CO2gespült<br />

(schwarz), aufgenommen bei +15 mV NHE (Referenzspektrum +815 mV). Die<br />

charakteristischen Banden sind im Text erläutert.<br />

2345<br />

1358<br />

1398<br />

1015


- 73 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Bei 1764, 1679 und 1560 cm -1 erscheinen positive Banden an beiden Elektrolyten.<br />

Diese werden Migrations- und Sorptionsprozessen von Elektrolytspezies, wie Sulfat und<br />

Wasser zugeschrieben [77].<br />

Eine kleine Bande ist um 1015 cm -1 zu erkennen, die auf eine alkoholische C-O-Streckschwingung<br />

schließen läßt.<br />

Eine sehr starke, bei 1358 cm -1 in CO2 auftretende Bande überdeckt einen kleineren, in<br />

N2 bei 1398 cm -1 auftretenden Peak und besitzt eine Schulter bei etwa 1315 cm -1 . Sie wird in<br />

der Literatur nicht oder nur sehr flüchtig erwähnt. Iwasita et al. [78] ordnen die Bande der<br />

O-H-Deformationsschwingung von COOH zu, ohne jedoch weiter hierauf einzugehen. Es<br />

fällt jedoch auf, daß sich die Lage der Absorption ungefähr mit der symmetrischen<br />

Streckschwingung von freiem CO2 (bei 1340 cm -1 ) deckt, die jedoch die Auswahlregeln<br />

(siehe Kap. 4.3.3.1) nicht erfüllt und daher IR-inaktiv ist.<br />

Eine Möglichkeit, diese Bande zu interpretieren, wäre, sie einer adsorbierten CO2-<br />

Spezies zuzuordnen, die eventuell unter Elektronenaufnahme und unter Verlust der linearen<br />

Konfiguration an die Kathode bindet (Abbildung 34).<br />

O=C=O<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

O C O<br />

=<br />

=<br />

Abbildung 34: Schema zur<br />

möglichen Adsorption von<br />

Kohlendioxid auf Platin unter<br />

Verlust der linearen Symmetrie.<br />

Die geknickte Konfiguration besitzt ein permanentes Dipolmoment, also ist eine<br />

O-C-O-Streckschwingung nach den Auswahlregeln IR-aktiv. Dieser Deutung stehen jedoch<br />

zwei Argumente entgegen:<br />

• Die Stärke der Bande spricht eher für eine in der Dünnschicht gelöste Verbindung<br />

als für ein Adsorbat.<br />

• Eine Vergleichsmessung mit p- bzw. s-polarisiertem Licht zeigt für beide<br />

Polarisationsrichtungen eine Absorption.<br />

Wie bereits in Kap. 4.3.3.1 erwähnt, "sieht" p-polarisiertes Licht sowohl Adsorbate als<br />

auch gelöste Substanzen, s-polarisiertes Licht jedoch nur gelöste Moleküle. Die Feldstärke<br />

des s-polarisierten Lichts geht an der Elektrode aufgrund der Phasenversetzung von 180° und<br />

negativer Interferenz gegen Null, so daß adsorbierte Dipole nicht angeregt werden können.<br />

Die Duplexbande bei 1980 cm-1 in Abbildung 35 ist beispielsweise nur mit p-polarisiertem<br />

Licht zu beobachten, nicht jedoch mit s-polarisiertem. Dies deutet darauf hin, daß es<br />

sich hier um eine adsorbierte Spezies handelt, anderenfalls würde sie, wie die stark ausgeprägte<br />

Bande bei 1358 cm-1 in beiden Spektren auftauchen. Zwar ist die Intensität dieser<br />

Bande bei beiden Spektren unterschiedlich, maßgebend für einen Vergleich zwischen den<br />

Polarisationsrichtungen ist jedoch lediglich Auftreten und Lage der Absorptionsbanden. Nach


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

den Vergleichsmessungen mit s- und p- polarisiertem Licht müßte die Substanz, die die<br />

Absorptionsbande bei 1358 cm -1 erzeugt, eine desorbierte Verbindung sein, die gelöst in der<br />

Elektrolytschicht zwischen Elektrode und Fenster vorliegt.<br />

ΔR/R / a.u.<br />

2345<br />

1980<br />

1358<br />

s-polarisiertes Licht<br />

p-polarisiertes Licht<br />

2500 2000 1500 1000<br />

Wellenzahl / cm -1<br />

- 74 -<br />

Abbildung 35: SNIFTIR-Spektren-<br />

Vergleich zwischen p- und s-polarisiertem<br />

eingestrahlten Licht.<br />

Ausschlaggebend ist nicht die<br />

Intensität der Banden, sondern<br />

lediglich Vorkommen und Lage.<br />

Eine Zuordnung der Bande zu einer im Elektrolyten gelösten Verbindung ist jedoch<br />

nicht möglich, da jede denkbare C1- oder C2-Verbindung, die als Reduktionsprodukt in Frage<br />

käme, auch bei anderen Wellenlängen charakteristische Adsorptionsbanden zeigen müßte. Da<br />

das Produktspektrum der CO2-Reduktion stark von der Reaktionsführung abhängt, sind in der<br />

Literatur unterschiedliche Angaben über die Verteilung der Produkte zu finden. Kohlenmonoxid<br />

[79], teilweise noch im adsorbierten Zustand [23] [80], Formiat, Methan und in<br />

geringeren Ausbeuten auch Ethan, Ethen und Ethanol [79] [81] sind die Hauptbestandteile des<br />

Produktspektrums der CO2-Reduktion an Platin. In Tabelle 7 sind einige C1- und C2-<br />

Verbindungen mit ihren charakteristischen IR-Schwingungen aufgelistet.<br />

Verbindung Absorptionsbanden / cm-1<br />

Kohlenmonoxid (ads.) 1980, 1800, 1750<br />

Ameisensäure 1724, 1350<br />

Formiat (sol.) 2803, 1585, 1383, 1069, 1351<br />

Formaldehyd 1640, 1435, 1270<br />

Methan (g) 1306, 1534, 3020<br />

Ethen (g) 950, 1443, 1888, 2989, 3086<br />

Ethanol 1380, 1090, 1050<br />

Tabelle 7: IR-Banden einfacher C1- und C2-Moleküle<br />

Man erkennt, daß zu einer Bande bei etwa 1350 – 1400 cm -1 (Ameisensäure, Formiat,<br />

Ethanol) auch andere deutliche Banden auftauchen müßten, sollte eines dieser Produkte


- 75 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

entstanden sein. Die Problematik der Zuordnung dieser Bande wird in der vergleichenden<br />

Diskussion weiter behandelt (Kap. 6.6).<br />

Die Absoprtionsbande bei 1015 cm -1 , die möglicherweise der C-O-Streckschwingung<br />

einer alkoholischen Gruppe zuzuordnen ist, läßt sich ebenso wie das adsorbierte CO nur mit<br />

p-polarisiertem Licht beobachten, ist also ebenfalls eindeutig eine adsorbierte Spezies.<br />

Potentialabhängigkeit der Banden<br />

In Abbildung 36 sind die SNIFTIR-Spektren von Platin in CO2-haltigem bzw. –freiem<br />

Elektrolyten für verschiedene Meßpotentiale aufgezeichnet. Die Anordnung ist in kathodischer<br />

Richtung aufsteigend von +615 mV bis +15 mV, das Referenzpotential betrug<br />

+815 mV. Man erkennt die Ausbildung der "Elektrolyt"-Banden bei 1764, 1679 und 1560<br />

cm -1 sowie einer weiteren bei 1398 cm -1 (N2-Messung), die in CO2 überdeckt wird.<br />

Das Herauswachsen der Adsorptionsbande von CO bei 1980 cm -1 ist ebenfalls gut<br />

erkennbar, auch wenn die Bande nicht sehr hoch ist. An der Potentialabhängigkeit der Bande<br />

bei 1358 cm -1 läßt sich gut erkennen, daß nur unter kathodischer Polarisierung in CO2gesättigtem<br />

Elektrolyten ab etwa 300 mV eine neue Spezies entsteht.<br />

ΔR/R / a.u.<br />

1980<br />

1764<br />

1679<br />

1560<br />

1358<br />

Kathodische Polarisierung<br />

2000 1500 1000<br />

Wellenzahl / cm -1<br />

+15 mV<br />

+315 mV<br />

+615 mV<br />

ΔR/R / a.u.<br />

1764<br />

1679<br />

1560<br />

1398<br />

Kathodische Polarisierung<br />

2000 1500 1000<br />

Wellenzahl / cm -1<br />

+15 mV<br />

+315 mV<br />

+615 mV<br />

Abbildung 36: SNIFTIR-Spektren von Platin in CO2-ges. 0,5 M K2SO4 von +615 mV in<br />

aufsteigender Folge bis +15 mV NHE (links), dazu im Vergleich in N2-gespültem Elektrolyten<br />

(rechts).<br />

Reversibilität der Adsorption<br />

Die bisher gezeigten IR-Messungen wurden mit der SNIFTIRS-Technik aufgenommen,<br />

die den Vorteil des hohen Signal-Rausch-Verhältnisses bietet und Spektren mit einer flachen<br />

Grundlinie ergibt. Allerdings lassen sich hiermit wegen der hohen Zahl der Potentialwechsel<br />

innerhalb einer Messung im wesentlichen reversible Prozesse beobachten (4.3.3.4). Bei<br />

SPAIRS hingegen wird das Potential nur einmal geändert und die dabei erfolgende Änderung<br />

der Reflektivität auch von irreversiblen Vorgängen aufgenommen. Ein Vergleich beider<br />

Meßtechniken ergibt –unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Form der Grundlinie und


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

der Intensität der Spektren- Aufschluß darüber, welche IR-Absorptionsbanden reversiblen<br />

Adsorptionsprozessen zuzuordnen sind und welche nicht.<br />

In Abbildung 37 sind SPAIR- und SNIFTIR-Spektren an Platin in CO2-gespültem<br />

Elektrolyt miteinander aufgetragen. Die Meßpotentiale betrugen aufsteigend +515, +315 und<br />

+15 mV NHE, das Referenzpotential lag bei allen Messungen bei +815 mV.<br />

Die bereits in den vorangegangenen SNIFTIRS-Messungen erwähnte Bande bei<br />

1358 cm -1 ist in den SPAIR-Spektren ebenfalls deutlich zu erkennen. Allerdings ist sie hier<br />

verschmolzen mit anderen Banden und erstreckt sich von dem Bereich der IR-Absorption<br />

durch Sulfat in der Dünnschicht (ca. 1100 cm -1 ) bis etwa 1640 cm -1 (H2O in der Dünnschicht).<br />

Die beiden negativen "Dünnschicht-Peaks", die durch Migration von Sulfat-Ionen und Wasser<br />

aus dem etwa 10µm dicken Elektrolytfilm, verursacht werden, treten bei SPAIRS offenbar<br />

deutlicher heraus.<br />

Die bei SNIFTIRS noch gut erkennbare Schulter bei 1315 cm -1 ist bei SPAIRS nur noch<br />

als kleiner Hügel erkennbar. Hier liegt möglicherweise eine Adsorptionsform von CO2 vor,<br />

die sich nicht mehr oder nur sehr schlecht von der Platin-Elektrode löst und daher unsichtbar<br />

für SNIFTIRS ist. Allerdings wird diese Bande stark von der oben erwähnten negativen<br />

Sulfatbande überdeckt.<br />

ΔR/R / a.u.<br />

1358 1190<br />

1085 1015<br />

1700 1600 1500 1400 1300 1200 1100 1000 900<br />

Wellenzahl / cm -1<br />

- 76 -<br />

Abbildung 37: Vergleich von<br />

SPAIRS- (gestrichelt) mit<br />

SNIFTIRS- (durchgezogen)<br />

Messungen an Platin/CO2 bei<br />

verschiedenen kathodischen<br />

Potentialen zur Untersuchung<br />

der Reversibilität der Adsorption.<br />

Der kurvige Verlauf der SPAIRS-Messungen erlaubt keine zuverlässige Unterscheidung<br />

zwischen Grundlinie und Bande. Daher können auch keine konkreten Angaben über die<br />

Bande bei 1015 cm -1 (evt. C-O-Streckschwinung einer adsorbierten Alkohol-Gruppe)<br />

gemacht werden.<br />

Auch wenn aus der breiten Adsorptionsbande im SPAIR-Spektrum von<br />

1600 - 1100 cm -1 keine Rückschlüsse auf die Struktur des Adsorbats geschlossen werden<br />

können, ist dennoch ersichtlich, daß sich reversible und irreversible Adsorptionsprozesse<br />

überlagern. Das gleichzeitige Auftreten verschiedener Adsorptionsarten mit unterschiedlichen<br />

Bindungseigenschaften spricht dafür, daß an der Elektrodenoberfläche verschiedenartige<br />

Sorptionsplätze zur Verfügung stehen. Möglicherweise ist das irreversible Adsorbat ein


- 77 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

weiterreduziertes Intermediat der reversibel adsorbierten Form, das sich nur durch längeres<br />

Cyclen der Elektrode, z.B. beim elektrochemischen Aktivieren, von der Oberfläche lösen läßt.<br />

An dieser Stelle sei noch einmal auf die adsorbierte CO-Spezies hingewiesen.<br />

6.4.2 Rhenium<br />

Die SPAIR- und SNIFTIR-Spektren wurden, wenn auch in einem anderen Potentialbereich,<br />

analog zu den Platin-Messungen aufgenommen. Es zeigt sich auch ein ähnliches<br />

Absorptionsverhalten, allerdings mit einer deutlich schlechteren Grundlinie. Wie an Platin<br />

treten auch hier Absorptionsbanden auf, deren Erscheinen unabhängig von Kohlendioxid im<br />

Elektrolyten ist. In Abbildung 38 ist ebenfalls ersichtlich, daß die Anwesenheit von CO2 bei<br />

kathodischer Polarisation eine Absorptionsbande bei 1358 cm –1 erzeugt (linke Seite), die<br />

ebenfalls mit adsorbiertem Kohlendioxid in Verbindung gebracht werden kann. Allerdings<br />

verlagert sich diese Bande bei weiterer Polarisierung hin zu höheren Wellenzahlen (1400 cm -1<br />

bei –265 mV). Diese Verlagerung der Bande ist bei Platin nicht zu beobachten und zeigt, daß<br />

sich die Bindungsstärke im Verlauf der Polarisierung ändert und so die Spezies bei höheren<br />

Wellenzahlen absorbiert.<br />

ΔR/R / a.u.<br />

-265 mV<br />

1646<br />

1097<br />

Kathodische Polarisierung<br />

+110 mV<br />

-265 mV<br />

Kathodische<br />

Polarisierung<br />

+110 mV<br />

1646<br />

1560<br />

1400<br />

1358<br />

2000 1500 1000<br />

Wellenzahl / cm -1 2000 1500 1000<br />

Wellenzahl / cm -1<br />

Abbildung 38: SNIFTIR-Spektren von Rhenium in CO2-ges. 0,5 M K2SO4 von +135 mV in<br />

aufsteigender Folge bis -264 mV NHE (links), dazu im Vergleich in N2-gespültem Elektrolyten<br />

(rechts).<br />

6.4.3 Kupfer<br />

Kupfer ist das einzige der untersuchten Metalle, welches, wenn auch noch bei sehr<br />

hohen kathodischen Potentialen CO2 tatsächlich zu Produkten wie Methan und Ethen reduziert.<br />

Daher waren an die IR-Untersuchungen der Struktur der adsorbierten Zwischenprodukte<br />

einige Erwartungen geknüpft. Es sollte beispielsweise die von Sammells [71] erwähnte<br />

Molekülstruktur des carben-artigen Intermediats durch eine charakteristische Bande um<br />

3000 cm -1 (C-H-Streckschwingung) sichtbar sein. Andere Zwischenstadien der sollten<br />

ΔR/R / a.u.<br />

1097


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

ebenfalls nach ihrer IR-Absorption nachgewiesen werden können, obwohl es in bisherigen<br />

Arbeiten ebenfalls nicht gelungen war, außer adsorbiertem CO [82] Zwischenprodukte der<br />

CO2-Reduktion an Kupfer eindeutig zu identifizieren.<br />

Andererseits mußte jedoch auch befürchtet werden, daß die für die Vergiftung verantwortlichen<br />

Adsorbate keinen definierten Aufbau und daher keine eindeutige IR-Bandenstruktur<br />

aufweisen. Die bekannte Vergiftung der Oberfläche geht einher mit einem die Elektrode<br />

dunkel verfärbenden Film. Dieser müßte, wenn schon im sichtbaren dunkel bis schwarz,<br />

auch im infraroten Bereich breitbandig absorbieren und so möglicherweise wichtige Informationen<br />

überdecken.<br />

Wie sich zeigte, wurde die letztgenannte Befürchtung durch die FTIR-Untersuchungen<br />

an Kupfer bestätigt. Die Grundlinie sowohl von SNIFTIR- als auch SPAIR-Spektren wurde<br />

bei kathodischer Polarisierung sehr wellig, wie in Abbildung 39 ersichtlich.<br />

ΔR/R / a.u.<br />

2500 2000 1500 1000<br />

Wellenzahl / cm -1<br />

- 78 -<br />

N 2<br />

CO 2<br />

-15 mV<br />

-215 mV<br />

-415 mV<br />

-15 mV<br />

-215 mV<br />

-415 mV<br />

Abbildung 39: SNIFTIR-Spektren von Kupfer in N2-(grau) bzw. CO2-(schwarz) gespültem<br />

Elektrolyten in kathodisch absteigenden Potentialen. Das Referenzpotential betrug +185 mV<br />

NHE.<br />

An Kupfer sind IR-Messungen nur bis zu einem kathodischen Potential von –415 mV<br />

NHE gezeigt, da unterhalb dieses Wertes die Banden in der Grundlinie so weit verschwammen,<br />

daß eine Auswertung unmöglich wurde.<br />

Immerhin ist ein deutlicher Unterschied der in Abbildung 39 gezeigten Spektren zwischen<br />

den beiden Elektrolyten (± CO2) zu erkennen. Die negative Bande für CO2 in der<br />

Dünnschicht (2345 cm –1 ) tritt bei der Messung im CO2-Elektrolyten hervor und fehlt bei N2.<br />

Auch bei 1355 cm -1 tritt ab –215 mV in CO2 eine Bande auf, die bei –415 mV zu höherer<br />

Wellenzahl (1396 cm -1 ) versetzt ist. Aus der Ähnlichkeit der IR-Bandenlagen des vermuteten<br />

Adsorbats an allen drei Metallen ist auf eine ähnliche Struktur der Spezies zu schließen.


- 79 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Allerdings ist an Kupfer aufgrund der schlechten Qualität der Spektren diese Bande weit<br />

schwächer ausgeprägt.<br />

Die breiten negativen Banden bei 1644 cm -1 und 1096 cm -1 sind den Deformationsschwingungen<br />

von H2O bzw. SO4 2- , die sich in der Dünnschicht befinden, zuzuordnen. Die<br />

spezifischen Adsorptionseigenschaften von Kupfer führen im Verlauf der Messung offensichtlich<br />

zu einer Migration von Wasser und Sulfat-Ionen aus der Dünnschicht.<br />

Da an Kupfer die Qualität der Spektren mit Abstand am schlechtesten waren und sich<br />

dieses Metall auch im sichtbaren Wellenlängenbereich mit einer dunklen, desaktivierenden<br />

Adsorbatschicht belegt, kann man einen Zusammenhang zwischen beiden Prozessen vermuten.<br />

Es ist anzunehmen, daß die zumindest partielle Irreversibilität der CO2-Adsorption an<br />

Kupfer zu einer Veränderung der Reflektivität der Elektrode führt und so die Qualität der<br />

Grundlinie der Spektren beeinträchtigt.<br />

Ein Hinweis auf das in [71] beschriebene "Kupfer-Carben" konnte nicht gefunden<br />

werden. Die C-H-Streckschwingung in Nachbarschaft zu einer C-C-Doppelbindung würde<br />

eine scharfe Absorptionsbande um 3000 cm -1 zeigen, die trotz der unbefriedigenden<br />

Grundlinie erkennbar sein müßte. Damit ist die Existenz eines solchen Zwischenprodukts<br />

jedoch nicht widerlegt. Möglicherweise ist die Bedeckung der Spezies aufgrund der<br />

Weiterreaktion sehr gering oder sie tritt erst bei kathodischen Potentialen auf, die mit FTIR<br />

nicht mehr zugänglich sind (z.B. durch Gasentwicklung).<br />

Diese Mißstände hätten zumindest zum Teil gemindert werden können, wenn die<br />

Möglichkeit bestanden hätte, die Elektrode zwischen den einzelnen Messungen auszubauen,<br />

zu polieren und wieder einzubauen. Da jedoch bei einem Elektrodenwechsel das Spektrometer<br />

geöffnet werden mußte, drang dadurch feuchte Umgebungsluft in das Spektrometer ein,<br />

die über 2 Stunden ausgespült werden mußte. Diese zeitaufwendige Prozedur war wegen der<br />

begrenzten Meßzeit an der TU Chemnitz nicht realisierbar.<br />

6.4.4 Zusammenfassung der FTIR-Ergebnisse<br />

Auch wenn die Qualität der Spektren bei den untersuchten Metallen sehr verschieden<br />

war, waren doch parallele Vorgänge zu beobachten:<br />

Ein Absinken der Konzentration freien Kohlendioxids trat an allen drei untersuchten<br />

Materialien auf. Im gleichen Rahmen war ein Anstieg einer Absorptionsbande um 1350 cm -1<br />

zu beobachten. Es konnte nicht mit letzter Sicherheit bewiesen werden, daß diese Bande<br />

durch ein CO2-Adsorbat hervorgerufen wird (Vergleich s-, p-polarisiertes Licht), jedoch sprechen<br />

einige Anzeichen für den Zusammenhang mit adsorbiertem Kohlendioxid:<br />

• Die leichte potentialabhängige Wellenzahl-Drift der Bande an Rhenium (Abbildung 38)<br />

läßt sich nur durch eine potentialabhängige Wechselwirkung mit der Elektrode erklären.<br />

Diese Verschiebung des Absorptionsmaximums zeigt eine Festigung des Adsorbats auf


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

der Elektrodenoberfläche, gleichzeitig ist jedoch keine Weiterreduktion zu beobachten.<br />

Dies steht im Zusammenhang mit den Ergebnissen der bisher erwähnten Techniken, die<br />

eine hohe Reversibilität der CO2-Adsorption an Rhenium zeigen.<br />

• Es ist keine desorbierte Spezies denkbar, die nicht auch bei anderen Wellenzahlen<br />

charakteristische Absorptionsbanden zeigt. Die Bildung von Carbonat aufgrund einer<br />

lokalen Änderung des pH-Wertes kann ausgeschlossen werden, da die Carbonat-Streckschwingung<br />

erst bei 1390 cm -1 auftritt. Darüber hinaus erscheinen an allen untersuchten<br />

Materialien die Banden bereits zu Potentialen, zu denen noch keine Protonen adsorbiert<br />

werden (Abbildung 40). Daher ist nicht mit einem Anstieg des pH-Werts in der Dünnschicht<br />

zu rechnen.<br />

• Ein Zusammenhang zwischen der Adsorptionsbande um 1350 – 1400 cm -1 und der an sich<br />

IR-inaktiven O-C-O-Streckschwingung drängt sich auf. Ebenso plausibel ist der Verlust<br />

der linearen Symmetrie bei der Adsorption durch eine Wechselwirkung mit der Elektrodenoberfläche<br />

bei kathodischen Potentialen.<br />

Im Vergleich der Einsatzpotentiale der vermutlichen Adsorbat-Bande mit den bisher<br />

vorgestellten Ergebnissen zeigt sich, daß die charakteristischen Potentiale mit denen von<br />

DEMS, nicht jedoch mit denen der I/U-Kennlinien übereinstimmen. Das überrascht, da das<br />

Adsorbat offensichtlich bereits unter den Bedingungen der Physisorption seine Molekülgeometrie<br />

geändert hat, also ohne daß ein Ladungsfluß aufgetreten ist.<br />

Abbildung 40 zeigt das Einsetzen der Bande, die dem CO2-Adsorbat an den untersuchten<br />

Metallen Platin, Rhenium und Kupfer zugeordnet wird. Die aufgetragenen Absorptionsmaxima<br />

wurden für Platin und Rhenium aus den jeweiligen SNIFTIR-Spektren ermittelt.<br />

Da die Grundlinien der SNIFTIR-Spektren von Kupfer keine zuverlässige Ermittlung der<br />

Peakhöhen zuließen, wurden hier die Daten der SPAIRS-Messungen herangezogen.<br />

Absorption / a.u.<br />

0<br />

-400 -200 0 200 400 600<br />

U / mV NHE<br />

- 80 -<br />

Platin<br />

Rhenium<br />

Kupfer<br />

Abbildung 40: Einsatzpotentiale der Absorptionsbande um 1300 cm –1 , die dem gewinkelten<br />

CO2-Adsorbat zugeordnet wird, für Platin, Rhenium und Kupfer. Die Daten wurden für Pt<br />

und Re aus SNIFTIRS-, für Cu aus SPAIRS-Messungen herangezogen.


- 81 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Die Einsatzpotentiale der Banden liegen bei Kupfer und Rhenium mit –0,1 V bzw. 0 V<br />

im Bereich derjenigen der DEMS-Messung. Allein bei Platin setzt die Absorptionsbande um<br />

1350 cm -1 bereits etwas mehr als 100 mV vor dem Absinken des DEMS-Massensignals ein.<br />

Die Form des Anstiegs der Banden in Abbildung 40 steigt zunächst für alle drei Metalle<br />

ähnlich einer Exponentialkurve an. Bei tieferen kathodischen Potentialen ist jedoch an Kupfer<br />

–und nur dort- ein Abknicken der Bandenhöhe ab etwa –300 mV zu beobachten. Dies weist<br />

wiederum auf einen Vergiftungseffekt hin, der die Adsorption von CO2 und damit die<br />

Ausprägung der Bande entsprechend verringert. Die Daten in Abbildung 40 wurden aus<br />

bereits erwähnten Gründen für Kupfer zwar aus einer anderen Meßserie (SPAIRS) herangezogen<br />

als Platin und Rhenium (SNIFTIRS). Es ist jedoch anzunehmen, daß ein unterschiedliches<br />

Adsorptionsverhalten von Kupfer der Grund für das Einknicken der IR-Bandenhöhe<br />

ab –200 mV ist.<br />

6.5 Die elektrochemische Druckmeßzelle (EDMZ)<br />

6.5.1 Charakterisierung der Zelleigenschaften<br />

Beim Einmessen des in Abbildung 41(a) (1. Prototyp) gezeigten Zelltyp traten einige<br />

Anfangsprobleme auf, die leichte Modifikationen des Aufbaus erforderten: während der<br />

Elektrolyse führten, bedingt durch das sehr hohe Flächenverhältnis, kapazitive und Sorptionsumladungen<br />

an der Arbeitselektrode zu faradayischen Strömen an der Gegenelektrode. Bei<br />

einem Potentialvorschub in kathodischer Richtung verursacht dies Oxidationsprozesse an der<br />

Gegenelektrode. Im vorliegenden Elektrolyten wurde also Wasser zu Sauerstoff oxidiert, wie<br />

auch an Gasblasen erkennbar war. Dieser Vorgang war natürlich unerwünscht, da er sich sehr<br />

stark auf die Druckänderung auswirkte.<br />

Eine Vergrößerung der Fläche der Gegenelektrode, um die Stromdichte und damit das<br />

Potential der Gegenelektrode herabzusetzen (siehe folgenden Abschnitt), kam für die in<br />

Abbildung 41(a) gezeigte Zelle nicht in Frage, da dies auch zu einer hohen Adsorptivität der<br />

Gegenelektrode geführt hätte.<br />

Rein theoretisch wäre eine isochore Verbindung zu einem offenen System die ideale<br />

Lösung gewesen, was jedoch an der praktischen Durchführbarkeit scheiterte. Ein dünner<br />

Elektrolytfilm, wie er bisweilen als Verbindung zur Referenzelektrode benutzt wird, ist<br />

unbrauchbar zwischen Arbeits- und Gegenelektrode, wo hohe Ströme auftreten können.<br />

Das Problem wurde schließlich mittels eines Zwischenelektrolyten gelöst, der einen<br />

Redoxpartner enthielt. Dieser hatte die Aufgabe, das Potential, das an der Gegenelektrode<br />

eingeregelt wurde, unterhalb dem der Wasserspaltung zu halten. Es wurden mehrere Redox-


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

systeme getestet, die diese Bedingung erfüllen, u.a. Fe 2+ /Fe 3+ (E0= 0,770 V vs. NHE) und<br />

J2/J - (E0 = 0,534 V vs. NHE)<br />

RE RE<br />

- 82 -<br />

J/KJ<br />

2<br />

Glasfritte<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 41: Entwicklung des Aufbaus der Druckmeßzelle (schematisch). Die erste Version<br />

führte zu unerwünschtem Druckanstieg aufgrund von Gasentwicklung an der Gegenelektrode<br />

(a). Dies wurde in der zweiten Version (b) umgangen, indem eine Zwischenkammer mit eigenem<br />

Redoxpartner (hier J2/KJ) eingesetzt wurde.<br />

Der Regelmechanismus des Potentiostaten<br />

Da die Prozesse an der Gegenelektrode im geschlossenen System der Druckmeßzelle<br />

mit in Betracht gezogen werden müssen, soll an dieser Stelle kurz das Regelprinzip des<br />

verwendeten Potentiostaten betrachtet werden.<br />

Vordergründig stellt ein Potentiostat bei einer Drei-Elektroden-Anordnung das Potential<br />

zwischen Arbeits- und Referenzelektrode ein, und läßt hierüber den Strom zwischen Arbeitsund<br />

Gegenelektrode fließen. Regelungstechnisch verläuft die elektrochemische Kontrolle<br />

jedoch anders: der Potentiostat regelt den Strom zwischen Arbeits- und Gegenelektrode, bis<br />

das erforderliche Potential zwischen Arbeits- und Referenzelektrode mit dem Sollwert übereinstimmt.<br />

So wird die Referenz stromlos geführt und kann ihr Potential während der<br />

Messung immer konstant halten.<br />

Die Gegenelektrode fungiert hingegen als "Mülleimer" der Zelle. Über sie wird die<br />

Strombilanz aufrecht erhalten. Das Potential zwischen Gegen- und Referenzelektrode sowie<br />

die elektrochemischen Prozesse, die an der Gegenelektrode ablaufen, interessieren in der<br />

Regel nicht.<br />

Ist aber die Gegenelektrode Bestandteil eines geschlossenen, druckdichten Systems,<br />

müssen ihr Potential und die an ihr stattfindenden Prozesse im Auge behalten werden, da der<br />

Drucksensor, anders als der Potentiostat, nicht zwischen der "gewünschten" Reaktion (an der<br />

Arbeitselektrode) und der "Abfallreaktion" (an der Gegenelektrode) unterscheidet.


- 83 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

In Abbildung 42 ist der Potentialverlauf zwischen Referenz und Gegenelektrode als<br />

Funktion der eingestellten Spannung (Referenz - Arbeitselektrode) in der elektrochemischen<br />

Druckmeßzelle (ohne Zwischenelektrolyten) dargestellt.<br />

U (CE) / V vs. NHE<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

Gasblasen an CE<br />

Gasblasen an CE<br />

U (WE) / V vs. NHE<br />

Abbildung 42: Verlauf von Strom (IWE) und Potential der Gegenelektrode (UCE) in Abhängigkeit<br />

der Spannung der Arbeitselektrode (UWE) an einem Zellaufbau entsprechend Abbildung<br />

41(a). Druckanstieg und Blasenbildung an der Gegenelektrode sind außerhalb eines<br />

bestimmten Gegenelektrodenpotentials zu beobachten (UCE ≅ -0,8 – 1,5 V NHE) Arbeitselektrode:<br />

Aktivkohle; Elektrolyt: 0,5 M K2SO4, N2-ges, pH 4,3.<br />

Ab einem bestimmten eingestellten Arbeitspotential ist dasjenige der Gegenelektrode so<br />

hoch, daß an ihr die Wasserzersetzung eintritt (thermodynamisch bei 1,23 V vs. NHE).<br />

Hat jedoch die Gegenelektrode Kontakt zu einem Zwischenelektrolyten, der sich in<br />

einer Kammer zwischen der Elektrode und dem eigentlichen Elektrolytraum befindet, kann<br />

ein im Zwischenelektrolyt befindlicher Redoxpartner unterhalb der Zersetzungsspannung des<br />

Wassers eine Reaktion eingehen, und so das Potential "abpuffern". Denn nicht das Potential<br />

oder die spezifische Reaktion an der Gegenelektrode ist wichtig, sondern allein der Stromfluß,<br />

um das Potential zwischen Arbeits- und Referenzelektrode aufrechtzuerhalten.<br />

In Abbildung 43 sieht man, analog zu Abbildung 42, den Potentialverlauf der Gegenelektrode<br />

in Anwesenheit eines Zwischenelektrolyten.<br />

Fe 2+ /Fe 3+ -Sulfat ((E0= 0,770 V vs. NHE; 0,05 molare Lösung des Grundelektrolyten)<br />

zeigt an Platin bei den auftretenden Strömen eine zu hohe Überspannung, die depolarisierende<br />

Wirkung reicht nicht aus, um die Sauerstoffbildung ganz zu unterbinden. Daraus folgt eine<br />

Gasblasenbildung an der Gegenelektrode, die nun nicht nur den Gesamtdruck erhöht, sondern<br />

auch den Zwischenelektrolyten in die Hauptkammer drückt und so mit Eisen kontaminiert.<br />

Offenbar ist die Umsetzung von Eisen an der polierten Platinelektrode kinetisch gehemmt, so<br />

0<br />

I / mA


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

daß es nicht zu der erzielten Depolarisierung der Gegenelektrode kommt. Also mußte ein<br />

anderes Redoxsystem gefunden werden, das an Platin schneller reagiert. Schließlich erwies<br />

sich J2/J - (E0 = 0,534 V vs. NHE) als aussichtsreich, zumal dieser Redoxpartner bereits in<br />

anderen, photoelektrochemischen Systemen Anwendung findet [83].<br />

U (CE) / V vs. NHE<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

Gasblasen an CE<br />

Gasblasen an CE<br />

-<br />

J/J 2<br />

U (WE) / V vs. NHE<br />

- 84 -<br />

2+ 3+<br />

Fe /Fe<br />

Abbildung 43: Verlauf der Gegenelektrodenpotentials bei einem Zellaufbau nach Abbildung<br />

41(b) mit Fe 2+/3+ SO4 ( ) bzw. J2/J - ( )- Zwischenelektrolyten. Stromverlauf wie<br />

Abbildung 42. Arbeitselektrode: Aktivkohle;, Elektrolyt: 0,5 M K2SO4, pH 4,3.<br />

Mit einer 0,04/0,12 molaren J2/J - -Lösung im Grundelektrolyten ließ sich bei weitaus<br />

höheren Stromdichten messen, als dies mit Eisen der Fall war. Jedoch traten auch hier<br />

Probleme auf, die eine weitere Änderung der Konstruktion erforderten.<br />

Die Glasfritte, die beide Elektrolyten voneinander trennen sollte, erwies sich als zu<br />

durchlässig für Jod. Im Verlauf der Meßzeit diffundierte der Zwischenelektrolyt in die Hauptkammer,<br />

was sich durch eine leichte Verfärbung des Hauptelektrolyten sowie durch ein<br />

charakteristisches Stromsignal im I/U-Diagramm bemerkbar machte. Um eine Diffusion zu<br />

verhindern, wurde fortan beim Zusammenbau der Zelle vor die Glasfritte eine Membran aus<br />

Nafion 115 gelegt. Dieses Material ist selektiv protonenleitend und hält größere Atome oder<br />

Ionen zurück. Dabei wies die Membran eine erstaunlich hohe Leitfähigkeit (0,1 S/cm [84])<br />

auf. Die Strom-Spannungs-Kennlinien unterschieden sich nicht von denen, die ohne Membran<br />

aufgenommen wurden.<br />

Die Einrichtung der zweiten Elektrolyt-Kammer erwies sich zwar als äußerst hilfreich,<br />

der Potentialbereich der Gegenelektrode, der zur Gasblasenbildung führt, wurde jedoch auch<br />

bei diesem System überschritten (Abbildung 43). In weiteren Testmessungen zeigte sich, daß<br />

auch mit dem Jod/Jodid-Elektrolyt beim Standardsystem Pt / K2SO4 / Pt nicht bis in die


- 85 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

anodische Sauerstoffentwicklung gefahren werden konnte, ohne daß noch bei der Oberflächen-Oxidbedeckung<br />

(O2-Adsorption) bereits der Druck anstieg. Das hieß, daß selbst für<br />

den gewählten J2/J - -Elektrolyten die vom Potentiostaten aufgezwungenen Stromdichten für<br />

eine ausschließliche Jod-Umsetzung zu hoch war.<br />

Zwar wäre es durchaus möglich gewesen, die Menge des eingesetzten Metallpulvers der<br />

Arbeitselektrode und damit den Gesamtstrom zu reduzieren. Allerdings würde damit die<br />

Druckempfindlichkeit sinken, da die Adsorbatmenge direkt proportional zur Elektrodenfläche<br />

ist.<br />

Sinnvoller war es, um die Stromdichte an der Gegenelektrode zu erniedrigen, nicht, den<br />

Gesamtstrom zu verkleinern, sondern die Elektrodenfläche zu erhöhen. Mit der Trennung der<br />

Elektrolyten war es inzwischen nicht mehr nötig, das Verhältnis von Arbeits- zu Gegenelektrode<br />

klein zu halten, da jetzt keine druckrelevanten Adsorptionsprozesse mehr stattfinden<br />

konnten. So konnte auf die Gegenelektrode Aktivkohle aufgebracht werden, die ebenfalls in<br />

Nafion/Ethanol-Lösung dispergiert wurde. Dies bewirkte ein starkes Absinken des faradayschen<br />

Anteils am Gesamtstrom der Gegenelektrode. Es hatte jedoch keinen Einfluß auf den<br />

Druckverlauf, da im Gegenelektrolyten kein Kohlendioxid vorhanden war.<br />

U (CE) / V vs. NHE<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

Gasblasen an CE<br />

ohne AK<br />

Gasblasen an CE<br />

mit AK<br />

U (WE) / V vs. NHE<br />

Abbildung 44: Vergleich der Profile der Gegenelektrodenpotentiale mit und ohne Aktivkohlebeschichtung<br />

(AK) der Gegenelektrode. Die Aktivkohleschicht bewirkt durch die Erhöhung<br />

der Elektrodenfläche eine Verringerung der Stromdichte. Demzufolge muß das Potential der<br />

Gegenelektrode nicht so hoch geregelt werden. Der kritische Bereich der Gasblasenbildung<br />

wird so nicht erreicht.<br />

Durch eine Versuchsanordnung, wie sie in Abbildung 45 gezeigt ist, konnte erstmals an<br />

Platin das gesamte Strom-Spannungsdiagramm durchgefahren werden, ohne daß es zu einem<br />

unkontrollierten Druckanstieg kam.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

RE<br />

- 86 -<br />

J/KJ<br />

2<br />

Nafion-M embran<br />

Aktivkohle<br />

Abbildung 45: Schematischer Aufbau der endgültigen Version der Druckmeßzelle. Der<br />

Zwischenelektrolyt und die Aktivkohlebeschichtung verhindern effektiv die Gasblasenentwicklung<br />

an der Gegenelektrode. Die Nafionmembran hindert einerseits J2 und J - daran, in<br />

die Hauptkammer zu gelangen, andererseits hält es CO2 davon ab, an der Gegenelektrode<br />

unerwünscht zu ad- oder desorbieren.<br />

Am Beispiel Platin ist der Druckanstieg aufgrund Wasserstoff- und Sauerstoffentwicklung<br />

gezeigt. In Abbildung 46 sind Strom-, Druck-, sowie Massensignale (DEMS) einer<br />

Pt-Elektrode (in 0,5 M K2SO4, pH 4,3) in einem Potentialbereich zwischen H2- und O2-<br />

Entwicklung aufgetragen. Die Messung wird bei einem Potential von 0,2 V NHE in kathodische<br />

Richtung gestartet, bei Erreichen eines starken Druckanstiegs gegen Ende des elektrochemischen<br />

Fensters wird die Vorschubrichtung geändert.<br />

Zu Beginn des Scans bleibt der Druck vorerst weitgehend konstant, es treten keine<br />

druckrelevanten Veränderungen der Elektrode auf. In einem Potentialbereich, der ungefähr<br />

dem der Wasserstoffadsorption an Platin entspricht, ist eine leichte Druckerhöhung zu erkennen,<br />

die ab einem Potential von –0,7 V NHE sprunghaft ansteigt. Gleichzeitig steigt der<br />

kathodische Strom stark an und mit einer identischen Elektrode ist bei DEMS-Messungen das<br />

Onset-Potential von Wasserstoff (m/e 2) erreicht. Der starke Druckanstieg ist also auf das<br />

Entstehen von Wasserstoff an der Arbeitselektrode zurückzuführen.<br />

Das schwache Ansteigen des Zelldruckes im Wasserstoff-Adsorptionsbereich ist nicht<br />

über DEMS zu kontrollieren. Unwahrscheinlich ist, daß hier bereits gasförmiges H2 gebildet<br />

wird, da bekanntermaßen bei diesen Potentialen nur Adsorptionsströme fließen. Es ist jedoch<br />

denkbar, daß die Adsorption von Protonen die Platinoberfläche in ihrer Benetzbarkeit beeinflußt.<br />

Hieraus ergäben sich unterschiedliche Volumina eingeschlossener Gasbläschen. Eine<br />

Verringerung der Benetzbarkeit hätte also eine Druckerhöhung zur Folge. Quantitative Aussagen<br />

sind in diesem Fall jedoch sehr schwer zu treffen.<br />

Nach der Potentialumkehr durchläuft der Zelldruck ein Maximum und fällt dann auf ein<br />

Plateau mit geringer Änderung, um, wenn das Stromsignal zwei charakteristische Peaks


- 87 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

aufweist, wieder stärker abzufallen, bis in etwa die Baseline zu Beginn der Messung erreicht<br />

ist.<br />

Offenbar wird, wenn an der Elektrode größere Mengen gasförmigen Wasserstoffs<br />

gebildet werden, dieser im elektrodennahen Bereich des Elektrolyten gelöst, was zu einem<br />

Abfall des Druckes unmittelbar nach der Potentialumkehr führt. Die beiden anodischen<br />

Strompeaks um 0,1 und 0,2 V treten an Platin bei Elektrolyten mit mittlerem pH-Wert auf und<br />

entsprechen der Desorption von Wasserstoff. Analoge Peaks treten z.B. in schwefelsaurer<br />

Lösung unmittelbar nach der Wasserstoffentwicklung auf. Offensichtlich sind diese Peaks mit<br />

dem zweiten stärkeren Druckabfall verbunden. Bei ca. 600 mV im anodischen Scan ist die<br />

Elektrode wieder annähernd adsorbatfrei und der Druck wieder auf sein Ausgangsniveau<br />

zurückgekehrt. Letzterer ändert sich auch im Bereich der Sauerstoff-Adsorption (ab etwa<br />

1,0 V), die an der Adsorptions-Schulter im I/U-Diagramm zu erkennen ist. Bei etwa 1,3 V<br />

steigen potentialgleich der faradaysche Strom, der Zelldruck und das Massensignal von<br />

Sauerstoff im DEMS an. Dies zeigt, daß die Oxidbedeckung von Platin nicht mit einer<br />

geänderten Benetzbarkeit der Elektrodenoberfläche einhergeht, wie etwa bei der<br />

Wasserstoffadsorption. Das Drucksignal der Zelle in der Sauerstoffentwicklung zeigt eine<br />

ähnliche Empfindlichkeit wie Strom- und Massensignale.<br />

Δp / mbar ; Massensignal / a.u.<br />

2 mbar<br />

H 2 (DEM S)<br />

P<br />

I<br />

-0,5 0,0 0,5 1,0 1,5<br />

U / V vs. NHE<br />

I<br />

P<br />

O 2 (DEM S)<br />

Abbildung 46: Druckverlauf der EDMZ im Vergleich zu Strom- und Massensignal am<br />

Beispiel Pt(Pulver) / 0,5 M K2SO4 pH 4,3. Scanrate 2 mV/s.<br />

Nach der anodischen Potentialumkehr wird ein weiterer Unterschied zum kathodischen<br />

Bereich deutlich. Das Drucksignal geht beim Rückscan nicht mehr auf seinen ursprünglichen<br />

Wert zurück, sondern bleibt annähernd auf dem gleichen Niveau. Offenbar wird der gebildete<br />

Sauerstoff weder hinreichend im Elektrolyten gelöst, noch von der Elektrode wieder reduziert.<br />

Es ist bekannt, daß Platin für die Sauerstoff-Reduktion ein weitaus schlechteres Katalysator-Material<br />

ist, als für die Reduktion von Protonen. Hier zeigt sich, daß das Überpotential<br />

für die Reduktion von Sauerstoff Einfluß auf das Druck/Spannungs-Profil nimmt.<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

I / mA


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Zum I/U-Diagramm ist anzumerken, daß es nur in den Grundzügen dem einer sauberen<br />

Platinoberfläche ähnelt. Dies hat mehrere Gründe:<br />

• Die Elektrode besteht, wie in Kap. 5.2.1 erwähnt, aus einem Platin/Nafion-Schwamm. Bei<br />

der Herstellung dieses Schwammes adsorbiert sicher nicht nur Nafion am Metall, sondern<br />

auch Ethanol, in dem das Nafion gelöst ist. Das Platin ist also von vornherein nicht so<br />

sauber wie eine frisch polierte Elektrode.<br />

• Bei der elektrochemischen Aktivierung wird üblicherweise weit in die Gasentwicklung<br />

gescant, insbesondere werden unter Sauerstoffbildung Adsorbate oxidiert und so von der<br />

Elektrode entfernt. Die Bildung von Gasblasen zerstört jedoch das Pulver/Nafion-Gefüge<br />

und führt zu einer Ablösung vom Glaskohlenstoff-Elektrodengrundkörper. Daher konnten<br />

die Nafion/Pulver-Elektroden nicht in dem Maße aktiviert werden wie eine massive<br />

Metall-Elektrode.<br />

Insgesamt ist aus Abbildung 46 ersichtlich, daß die Informationen der Druckmeßzelle<br />

im Einklang mit herkömmlichen Strom/Spannungs-Diagrammen sowie DEMS-Messungen<br />

stehen und diese noch vervollständigen können.<br />

Am obigen Beispiel wurde die Zelle am Standardmaterial Platin getestet und Adsorptions-<br />

sowie faradaysche Vorgänge untersucht, die mit der Bildung von Wasserstoff und<br />

Sauerstoff in Verbindung stehen. Aus der ursprünglichen Aufgabenstellung ergibt sich die<br />

Frage, ob eine Druckmessung möglich ist, bei der CO2 als druckrelevantes Gas eine Rolle<br />

spielt. Als Beispiel hierfür sei die anodische Oxidation von glasartigem Kohlenstoff gezeigt.<br />

Dieses Material, das ohnehin als Elektrodengrundkörper in der verwendeten Zelle dient,<br />

oxidiert bei anodischen Potentialen direkt zu Kohlendioxid, noch bevor Sauerstoff entsteht.<br />

Abbildung 47 zeigt einen kathodischen und anodischen Scan an Glaskohlenstoff in 0,5 M<br />

K2SO4, pH 4,3 mit einer Scanrate von 2 mV/s. In einer analogen Messung am DEMS wurden<br />

die Verläufe der Massensignale von Wasserstoff (m/e 2), Sauerstoff (m/e 32) und CO2<br />

(m/e 44) aufgenommen und in Abbildung 47 zusätzlich mit eingetragen.<br />

Im kathodischen Scan erkennt man leicht versetzt zum Massensignal m/e=2 (-0.7 V) das<br />

Ansteigen des Druckes (-0,85 V) bei der Bildung von Wasserstoff, jedoch ohne die an Platin<br />

beobachteten Adsorptionsvorgänge. Im anodischen Potentialvorschub steigt ab etwa 1,2 V das<br />

Massensignal von CO2 an, der Druck jedoch erst ab 1,65 V, gefolgt vom Sauerstoffsignal bei<br />

1,95 V. Ab dem Einsetzen der Sauerstoffentwicklung steigt der Druck noch stärker an.<br />

- 88 -


M assensignal / pA<br />

100<br />

10<br />

H 2<br />

Druck<br />

- 89 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

CO 2<br />

-2<br />

-1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5<br />

O 2<br />

U / V vs. NHE<br />

Abbildung 47: Anodische Oxidation von Glaskohlenstoff zu CO2 und damit verbundener<br />

Druckanstieg. Zu Vergleichszwecken sind die DEMS-Massensignale aus analogen Messungen<br />

mit aufgetragen. Elektrolyt: 0,5 M K2SO4, N2-gespült. Scanrate 2 mV/s<br />

Zunächst ist das Drucksignal keinem der Massensignale eindeutig zuzuordnen.<br />

Dennoch ist eindeutig, daß der Druckanstieg deutlich vor dem des Sauerstoff-Massensignals<br />

erfolgt. Die Zuordnung wird möglich, wenn man den Einfluß der unterschiedlichen Löslichkeiten<br />

der Gase bedenkt. Kohlendioxid löst sich im Vergleich zu H2 und O2 relativ gut in<br />

Wasser:<br />

Gasart: Löslichkeit in l(Gas)/100l(H2O):<br />

H2<br />

O2<br />

CO2<br />

2,15<br />

4,91<br />

170<br />

Tabelle 8: Löslichkeit von H2, O2, CO2 in Wasser bei 0°C<br />

Die hohe Löslichkeit von CO2 bewirkt, daß sich das an der Elektrode gebildete Kohlendioxid<br />

vollständig im Elektrolyt löst und sich durch Diffusion verteilt. Wenn sich die gelösten<br />

CO2-Molekülen mit der gasförmigen Spezies im Gleichgewicht befinden, stellt sich über dem<br />

Elektrolyten entsprechend dem Henry´schen Gesetz der entsprechende Druck ein. Die<br />

Bildung eines nicht oder nur schlecht löslichen Gases an der Elektrode läßt dieses in Form<br />

von Blasen an der Elektrode entstehen (H2, O2), während ein gut lösliches Gas (CO2) schnell<br />

genug vom Elektrolyten absorbiert wird.<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

Δp /mbar


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Dies weist darauf hin, daß der Druckanstieg durch die Oxidation von Kohlenstoff zu<br />

CO2 bewirkt wird. Durch die Trägheit des Systems ist jedoch die Ansprechzeit des Drucksensors<br />

- bedingt durch die Diffusion im Elektrolyten - höher als die von DEMS.<br />

Die EDMZ-Untersuchungen an der anodischen Korrosion von Glaskohlenstoff zeigen,<br />

daß sich Änderungen des CO2-Gehaltes des Elektrolyten ohne weiteres durch Druckmessungen<br />

untersuchen lassen, wenn man eine bestimmte Scan-Geschwindigkeit nicht überschreitet.<br />

Bevor nun die Untersuchungen zur Adsorption von Kohlendioxid vorgestellt<br />

werden, soll die quantitative Berechnung der Drucksignale erläutert werden.<br />

6.5.2 Quantifizierung der Meßsignale<br />

Wie bereits oben erläutert (Kap. 4.3.5), läßt sich - mit Hilfe des Henry´schen Gesetzes<br />

sowie des idealen Gasgesetzes und der Massenbilanz von CO2 - von der Änderung des Zelldruckes<br />

auf die Adsorptionsmenge schließen. Es gilt:<br />

Gleichung 12<br />

Δn<br />

bzw. für die gewählte Geometrie der Meßzelle:<br />

Gleichung 13<br />

⎛V(<br />

gas)<br />

2<br />

( CO2<br />

( ads)<br />

) ≈−Δp⋅⎜<br />

+ ⎟<br />

⎝ RT H ⎠<br />

- 90 -<br />

n(<br />

H O)<br />

⎞<br />

−8 mol<br />

Δn(<br />

CO2(<br />

ads ) = −3.<br />

387 ⋅10<br />

⋅ Δp<br />

mbar<br />

Um jedoch Materialien untereinander vergleichen zu können, ist es erforderlich, die<br />

Menge des Adsorbats auf die Elektrodenfläche zu beziehen. Da nicht nur Aussagen über die<br />

Potentiallage der Adsorption, die Reversibilität etc. gemacht werden sollen, sondern auch<br />

über die Flächendichte der Adsorbatbelegung, ist neben der adsorbierten Menge auch die der<br />

Adsorption zur Verfügung stehende Elektrodenfläche von Interesse.<br />

Unter normalen Umständen stellt die Ermittlung der Elektrodenoberfläche kein größeres<br />

Problem dar. Üblicherweise werden polierte Elektroden benutzt (Tabelle 9), deren tatsächliche<br />

Oberfläche nicht wesentlich größer als die projizierte Fläche ist. Ein "Rauhigkeitsfaktor",<br />

von dem man von der projizierten Fläche auf die tatsächliche schließen kann, läßt<br />

sich z.B. mittels Rasterkraftmikroskopie (AFM) ermitteln.<br />

Bei der in Kapitel 5.2.1 beschriebenen Präparation der Elektroden für die Druckmeßzelle<br />

("Nafiontechnik") läßt sich solch eine Methode jedoch nicht anwenden. Die verwen-


- 91 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

deten Metallpulver besitzen eine Korngröße im Mikrometer-Bereich, so daß die Elektrode<br />

einen regelrechten Schwamm bildet.<br />

Das Ergebnis einer Flächenmessung ist maßgeblich abhängig von der Meßmethode<br />

[85]. Daraus wird offensichtlich, daß die Methode zur Bestimmung der Fläche in ihrer Art<br />

derjenigen Technik, in der die Elektrode verwendet wird, möglichst gleichen sollte. So sind<br />

im konkreten Fall elektrochemische Methoden bildgebenden Darstellungsverfahren (wie z.B.<br />

Rasterkraft-Mikroskopie (AFM) oder Rasterelektronen-Mikroskopie (REM)) vorzuziehen.<br />

Grundlage für eine elektrochemische "Flächenmessung" ist die Tatsache, daß sowohl<br />

der Ladungsfluß zur Umladung der Doppelschicht als auch faradaysche und Adsorptionsströme<br />

in einem elektrochemischen System direkt proportional zur Elektrodenfläche sind.<br />

Um eine Abschätzung zur Elektrodenfläche durchzuführen, ist es möglich, im I/U-<br />

Diagramm die Ströme, die sich proportional zur Elektrodenfläche verhalten, auf eine bekannte<br />

Fläche zu beziehen, um so einen "elektrochemischen Rauhigkeitsfaktor" der porösen Elektrode<br />

zu erhalten. Die bekannte Fläche sei hier die einer polierten Elektrode desselben Materials,<br />

deren Rauhigkeit vernachlässigt werden soll, weil sie gegenüber der hochporösen Elektrode<br />

sehr gering ist. Aus den Verhältnissen der kapazitiven Ströme ergibt sich also ein<br />

Verhältnis der Elektrodenflächen:<br />

Gleichung 14<br />

I<br />

I<br />

rauh<br />

glatt<br />

( U ) F<br />

=<br />

( U ) F<br />

bei bekanntem Fglatt läßt sich also die Fläche der rauhen Elektrode berechnen.<br />

Die Oberflächenkonzentration Γ einer Spezies ist definiert als<br />

Γ =<br />

∞<br />

∫<br />

0<br />

rauh<br />

glatt<br />

0<br />

( C − C ) dx<br />

Gleichung 15 Γ: Oberflächenkonzentration; C: Konzentration der Spezies; C0: Konz. der<br />

Spezies im Bulk; x: Abstand von der Grenzfläche<br />

Γ entspricht der Menge pro Flächeneinheit, die sich zusätzlich zur Elektrolytkonzentration<br />

an der Grenzfläche befindet. (Genaueres unter [34]). Sie wird in mol/cm² angegeben<br />

und läßt sich in unserem konkreten Fall durch den Quotienten aus berechneter adsorbierten<br />

n CO2<br />

( ads ) und der ermittelten Elektrodenfläche beschreiben:<br />

Menge Kohlendioxid ( )<br />

Gleichung 16<br />

( CO ( ads )<br />

n 2 )<br />

Γ =<br />

F<br />

rauh


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Hieraus läßt sich nun ohne weiteres der Bedeckungsgrad Θ ermitteln:<br />

Θ = Γ<br />

Γmax<br />

Gleichung 17 Θ: Bedeckungsgrad; Γmax: maximale Oberflächenkonzentration<br />

Bei der Angabe von Γmax ist zu beachten, daß es sich hierbei nicht um die sonst angegebene<br />

"Oberflächenkonzentration bei vollständiger Bedeckung" handelt. Beim vorliegenden<br />

System der kathodischen Adsorption ist das elektrochemische Fenster auf der reduktiven<br />

Seite durch das Einsetzen der Wasserstoffentwicklung begrenzt. Da nicht ausgeschlossen<br />

werden kann, daß ohne H2-Bildung noch mehr CO2 adsorbiert werden könnte, muß zwischen<br />

"maximaler" und "vollständiger" Bedeckung unterschieden werden.<br />

Üblicherweise wird der Bedeckungsgrad bei elektrochemischen Adsorptionen durch<br />

konzentrationsabhängige Messungen bestimmt. Die Ermittlung von Γ und Θ mit Hilfe der<br />

EDMZ ist für die CO2-Adsorption von großer Bedeutung, da es für die elektrochemische<br />

Adsorption von Gasen außerordentlich schwierig ist, genaue Gaskonzentrationen bzw.<br />

Partialdrucke im Elektrolyten einzustellen.<br />

6.5.3 Bestimmung der Elektrodenfläche aus dem Stromverhältnis<br />

Die zur Berechnung der Oberflächenkonzentration Γ zentrale Größe, die Elektrodenfläche<br />

(Frauh) der schwammartigen Elektrode läßt sich mit Gleichung 14 aus dem Verhältnis<br />

der Ströme anhand des I/U-Diagramms ermitteln.<br />

Beispielsweise läßt sich zu einem bestimmten Potential jeweils ein einzelner Stromwert<br />

aus beiden Kurven entnehmen und aus beiden Werten das Strom- und so das Flächenverhältnis<br />

bestimmen. Um einzelne Ungenauigkeiten auszugleichen ist es ratsam, das Verhältnis<br />

der Ströme an mehreren Stellen zu mitteln. Für unendlich viele Wertepaare führt dies zu<br />

einem Vergleich der geflossenen Ladungen über das gesamte Cyclovoltammogramm<br />

(vorausgesetzt, die Scanrate ν = ∂U<br />

∂t<br />

sowie der Potentialbereich und demzufolge die Scandauer<br />

sind in beiden Messungen identisch). Das entspricht einem Vergleich der durch die<br />

Stromkurven eingeschlossenen Flächen.<br />

Obwohl theoretisch auch der faradaysche Strom linear proportional zur Elektrodenfläche<br />

ist, sollten die Umkehrpotentiale nicht weit im Bereich der faradayschen Stromentwicklung<br />

sein. Unterschiedliche Morphologien der Elektroden haben bei größerem Stoffumsatz<br />

Einfluß auf die Diffusionshemmung und dadurch auf die Linearität der<br />

Strom/Flächen-Beziehung.<br />

In Abbildung 48 sind am Beispiel von Rhenium die I/U-Diagramme einer blank polierten<br />

sowie einer Pulver-Elektrode aufgetragen.<br />

- 92 -


I / mA<br />

0,02<br />

0,01<br />

0,00<br />

-0,01<br />

-0,02<br />

-0,03<br />

-0,04<br />

Blanke Rhenium-Elektrode<br />

-0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6<br />

U [V] vs. NHE<br />

- 93 -<br />

Rhenium-Pulver (+Nafion)<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Abbildung 48: I/U-Diagramm einer blanken Rhenium-Elektrode und von pulverförmigem<br />

Rhenium in 0,5 M K2SO4, pH 4,3 (N2-gespült) zur Ermittlung der Elektrodenfläche der<br />

Pulverelektrode. Aufgrund des großen Unterschiedes der Ströme sind diese in verschiedenen<br />

Skalierungen aufgetragen.<br />

Der Stromverlauf der Rhenium-Elektroden in Abbildung 48 zeigt keine ausgeprägten<br />

Adsorptionspeaks, wie man es z.B. bei Platin gewohnt ist. Allerdings zeigt die pulverartige<br />

Elektrode zwei leichte Wellen bei +0,2 V (anodischer Scan) und bei –0,05 V (kathodischer<br />

Scan). Da diese Wellen bei poliertem Rhenium nicht zu beobachten sind, ist deren Ursache in<br />

der Art der Elektrodenpräparation zu suchen. Möglicherweise ist das Metallpulver noch mit<br />

Adsorbaten belegt, die sich auch durch mehrmaliges Cyclen nicht vollständig entfernen<br />

lassen. Es könnte prinzipiell auch das umkleidende Nafion Ursache für die Stromwellen sein.<br />

Dies ist jedoch unwahrscheinlich, da die übrigen mit Nafion hergestellten Elektroden diesen<br />

Peak nicht zeigen.<br />

Generell müssen solche unterschiedlichen Kurvenformen als eine Fehlerquelle bei der<br />

Flächenbestimmung betrachtet werden, da sie in die Ladungsbilanz eingreifen und so die<br />

entsprechende Fläche vermeintlich vergrößern. Im vorliegenden Fall läßt sich, da die gesamte<br />

Form nicht wesentlich verändert wurde, das Ausmaß des Einflusses abschätzen. Dieser wird<br />

für Rhenium auf weniger als 5% geschätzt.<br />

Nachfolgend sind in Tabelle 9 die analog bestimmten Werte für die Flächen der rauhen<br />

(pulverartigen) Elektroden für die übrigen Metalle Kupfer und Platin angegeben.<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

I / mA


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Verhältnis der<br />

Ladungen Qrauh/Qglatt<br />

Fläche der glatten<br />

Elektrode / mm²<br />

- 94 -<br />

Fläche der rauhen<br />

Elektrode / mm²<br />

Abgeschätzter<br />

Fehler<br />

Platin 1120 3,1 3518 ca. 10 %<br />

Rhenium 91 19,6 1786 ca. 5 %<br />

Kupfer 181 7,1 1282 ca. 5 %<br />

Tabelle 9: Flächen der glatten und pulverartigen Elektroden und abgeschätzter Fehler bei<br />

der Ermittlung durch Stromintegration.<br />

Die relativ große Streuung der ermittelten Flächen der rauhen Elektrode zeigt deutlich,<br />

wieviel größer der Fehler wäre, wenn für alle Pulverelektroden der gleiche Rauhigkeitsfaktor<br />

benutzt worden wäre. Mit Hilfe der Elektrodenflächen läßt sich nun nach Gleichung 13 das<br />

Drucksignal in die potentialabhängige Änderung der Oberflächenkonzentration ΔΓ<br />

umrechnen.<br />

6.5.4 CO2-Oberflächenkonzentration Γ an Platin, Rhenium und Kupfer<br />

6.5.4.1 Platin<br />

Im unteren Teil der Abbildung 49 ist für Platin in CO2-gesättigter 0,5 M K2SO4-Lösung<br />

der Verlauf von ΔΓ in Abhängigkeit des Zellpotentials dargestellt. Diese mit Hilfe der<br />

Elektrodenfläche und des Henry´schen sowie des idealen Gasgesetzes aus den Drucksignalen<br />

ermittelten Werte sind im Vergleich zu Massensignalen aus DEMS-Messungen aufgetragen<br />

(oberer Teil der Abbildung).<br />

Bei einer Pt-Elektrodenfläche von ca. 35 cm² entspricht im ΔΓ/U-Diagramm ein<br />

Druckanstieg von 1 mbar etwa einer Änderung der Oberflächenkonzentration von<br />

0,97 nMol/cm² (Vgl. Gleichung 13). In beiden Diagrammen ist der erste Potentialdurchlauf<br />

getrennt von den folgenden aufgetragen. Außerdem ist bei den Druckmessungen der<br />

Druckverlauf der N2-gespülten Elektrolytlösung zusätzlich mit eingezeichnet.<br />

DEMS-Messung und Druckmeßzelle zeigen an Platin im ähnlichen Potentialbereich ein<br />

Absinken des Signals. Ein sinkendes Massensignal entspricht einem Druckabfall: beide<br />

Signale rührten daher, daß im kathodischen Potentialvorschub freies, im Elektrolyten gelöstes<br />

Kohlendioxid an der pulverförmigen Elektrode gebunden wird. Bei beiden Meßtechniken ist<br />

die erste Messung gegenüber den weiteren um wenige Millivolt verschoben; bei DEMS ist<br />

eine geringfügig stärkere Verschiebung zu beobachten. Die nachfolgenden<br />

Potentialdurchläufe zeigen sowohl untereinander (innerhalb einer Meßtechnik) als auch unter<br />

den Meßtechniken etwa ein gleiches Bild: Ein Absinken des Massen- bzw. Drucksignals


- 95 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

zwischen +0,25 und –0,4 V NHE, nach der Potentialumkehr eine leichte Hysterese von<br />

400-500 mV, gefolgt von einem Signalanstieg auf ungefähr den Ausgangswert.<br />

Massensignal CO /pA<br />

2<br />

Δ Γ / nM ol(CO )/cm²<br />

2<br />

100<br />

10<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

1 mbar<br />

1. Scan<br />

weitere Scans<br />

DEMS<br />

EDMZ<br />

-0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8<br />

U / V vs. NHE<br />

Abbildung 49: Verlauf der<br />

Änderung der Oberflächenkonzentration<br />

ΔΓ von CO2 an<br />

Platin im Vergleich mit<br />

DEMS-Massensignalen. Die<br />

Elektroden wurden gleichzeitig<br />

präpariert, in beiden<br />

Messungen betrug die Scanrate<br />

2 mV/s.<br />

Die erfreulich gute Übereinstimmung der Meßgrößen beider Techniken demonstriert,<br />

wie diese beiden Verfahren sich ergänzen: Mit DEMS ist über das Massensignal m/e 44<br />

spezifisch auf die Beteiligung von CO2 zu schließen und mittels der Druckmeßzelle läßt sich<br />

erstmals das Massensignal quantitativ bewerten.<br />

Dieses Vorgehen wird durch die relative Einfachheit des gewählten Systems CO2-<br />

Elektrolyt/Pulverelektrode ermöglicht. Zum einen ist im benutzten Elektrolyten kein weiteres<br />

Molekülfragment denkbar, welches das Masse/Ladungsverhältnis 44 aufweisen könnte, zum<br />

anderen adsorbiert in wäßriger 0,5 M K2SO4 lediglich CO2 potentialkontrolliert mit Einfluß<br />

auf den Gesamtdruck der Zelle. Letzteres ist am N2-gespülten Elektrolyten zu verdeutlichen:<br />

Hier ist die Druckänderung innerhalb eines Potentialdurchlaufs im Bereich von 1 mbar. Das<br />

konstante Absinken auch beim Durchlaufen mehrerer Cyclen läßt eher auf eine Drift<br />

schließen als auf potentialkontrollierte Sorptionsvorgänge.<br />

Mit den gewählten Parametern läßt sich auf Platin bei einem Potential von –0,4 V NHE<br />

eine multimolekulare Bedeckung von etwa 11 Monolagen erreichen.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Die in Abbildung 49 gezeigte DEMS-Messung wurde parallel zum Druck/Spannung-<br />

Diagramm mit gleicher Scanrate (2 mV/s) aufgenommen. Die Elektroden wurden gleichzeitig<br />

auf identische Art hergestellt, die aufgetragene Pulvermenge bei der DEMS-Messung war hier<br />

etwas größer als bei der in Abbildung 19 gezeigten. So sind die leichten Unterschiede<br />

zwischen den hier und in 6.2.1.2 gezeigten Massenverläufen zu erklären.<br />

6.5.4.2 Rhenium<br />

Ähnliche Bedeckungen wie an Platin werden mit Rhenium innerhalb des untersuchten<br />

Potentialbereiches beobachtet. Allerdings ist an diesem Material keine so gute<br />

Übereinstimmung mit den Ergebnissen der differentiellen Massenspektroskopie zu erkennen<br />

wie an Platin (vgl. Abbildung 19). Während das Massensignal bei DEMS beim kathodischen<br />

Potentialvorschub bis etwa –0,1 V konstant bleibt und in den folgenden 0,5 V in die CO2-<br />

Adsorption eintritt, ist mit der Druckmeßzelle ein CO2-bedingter Druckabfall schon kurz nach<br />

Beginn des Scans zu beobachten. Als möglicher Grund seien hier die unterschiedlichen<br />

Scanraten und Dicken des Elektrodenschwammes genannt, die ein unterschiedliches<br />

Konzentrationsprofil in und vor der porösen Elektrode verursachen.<br />

Δ<br />

Abbildung 50: ΔΓ/U-Diagramm von Rhenium in 0,5 M K2SO4 (CO2- bzw. N2-gespült).<br />

Der Verlauf des Drucks der Rhenium-Messungen ist, zunächst einen Vergleich mit<br />

DEMS außer acht lassend, wie folgt zu interpretieren: Das Material zeigt in Anwesenheit von<br />

Kohlendioxid bereits kurz nach dem Start des Cyclovoltammogramms einen Druckabfall, der<br />

offenbar durch physikalische Adsorption verursacht wird. Während sich bei der N2-gespülten<br />

- 96 -


- 97 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Lösung der Zelldruck nur minimal ändert, zeigt die CO2–Druckmessung ab etwa –0,4 V NHE<br />

einen deutlich stärkeren Druckabfall als zu Beginn der Messung. Hier läßt sich eine gute<br />

Übereinstimmung mit den Ergebnissen der I/U-Diagramme (Abbildung 14) und dem bereits<br />

erwähnten DEMS-Massensignal/Potentialverlauf erkennen: der ab –0,4 V einsetzende<br />

stärkere Druckabfall ist mit einem zusätzlichen Übergang von Ladungsträgern sowie einem<br />

Absinken des Massensignals von CO2 verbunden. Bei etwa –0,6 ist, in Analogie zu den<br />

Platin-Druckmessungen, mit dem Einsetzen von Wasserstoff ein Druckanstieg zu<br />

verzeichnen, der das adsorptionsbedingte Absinken kompensiert.<br />

Nach der Potentialumkehr folgt das Drucksignal dem Hinweg mit einer leichten<br />

negativen Hysterese, die wahrscheinlich auf die Entstehung geringer Mengen Wasserstoffs<br />

zurückzuführen ist. Es zeigt sich, wie auch in den folgenden Scans, eine geringere Hysterese<br />

als an Platin. Diese Beobachtung bestätigt die Befunde aus den doppelten Potentialsprüngen<br />

an DEMS.<br />

Interessant ist die Tatsache, daß an Platin und Rhenium eine ähnliche CO2-<br />

Oberflächenkonzentration beobachtet werden konnte (10 nmol/ cm² bei –0,6 V NHE an<br />

Rhenium). Die beiden Metalle unterscheiden sich also kaum hinsichtlich der<br />

flächenbezogenen adsorbierten Menge Kohlendioxids, jedoch in geringem Maße in der<br />

Reversibilität und stärker hinsichtlich der charakteristischen Adsorptionspotentiale.<br />

Bei wiederholtem Cyclen wird der mit der Druckmeßzelle ohnehin nicht leicht zu<br />

erkennende Übergang zwischen Physi- und Chemisorption bei etwa –0,4 V NHE weiter<br />

verwischt und geht in einen kontinuierlichen kathodischen Druckabfall über. Die gut<br />

reversibel adsorbierende Rhenium-Oberfläche wird offenbar doch durch aufeinanderfolgende<br />

Ad- und Desorptionsvorgänge leicht verändert. Warum diese Veränderung mit DEMS-<br />

Messungen nicht zu beobachten war, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Möglicherweise<br />

hängen die unterschiedlichen Beobachtungen von der Art des Konzentrationsprofils ab.<br />

Dieses ist bei DEMS aufgrund des Massenstroms in das Inletsystem dynamisch und offen,<br />

während bei dem geschlossenen System der Druckmeßzelle ein "statisches"<br />

Konzentrationsprofil vorliegt.<br />

6.5.4.3 Kupfer<br />

Das Druck/Potential-Diagramm von Kupfer in CO2-haltiger 0,5 M K2SO4 unterscheidet<br />

sich deutlich von den beiden anderen Metallen. Der Druckverlauf zeigt zwar ebenfalls<br />

potentialabhängig die beiden Phasen der Physi- und Chemisorption, die mit geringem bzw.<br />

stärkeren Druckabfall im kathodischen Potentialscan verbunden sind. Beim Rückscan jedoch<br />

verläuft der Druck nicht mehr in der Nähe des Wegs des kathodischen Scans: solange sich das<br />

Potential noch im Bereich der Chemisorption unterhalb von etwa –0,6 befindet, sinkt der<br />

Druck weiter stark ab, um nach Übergang in den Bereich der Physisorption etwas schwächer<br />

abzusinken. Über den gesamten Potentialdurchlauf ist mit der Druckmeßzelle kein Anstieg<br />

des Druckes, also keine Desorption von CO2 zu beobachten. Beim Potential-Umkehrpunkt


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

(-0,7 V NHE) ist eine Änderung der CO2-Oberflächenkonzentration ΔΓ von 7,5 nmol/cm² zu<br />

beobachten, die am Ende des Potentialdurchlaufs auf 14 nmol/cm² ansteigt.<br />

Ein Vergleich mit den anderen Techniken zeigt, daß der stärkere Druckabfall ab etwa<br />

-0,6 V begleitet ist vom Einsetzen der CO2-Stromschulter (I/U-Diagramm, Abbildung 15) und<br />

der zweiten Stufe des Absinkens des CO2-Massensignals bei DEMS (Abbildung 20). Eine<br />

Besonderheit zeigt sich jedoch bei den Druckmessungen an Kupfer:<br />

Unterhalb von etwa –0,7 - -0,8 V (nicht eingezeichnet) steigt der Druck sprungartig an<br />

und stört so die weitere Messung empfindlich. Dieses, mit faradayschen Prozessen nicht zu<br />

erklärende Phänomen tritt bei den anderen eingesetzten Materialien ebenfalls (bei anderen<br />

Potentialen) auf, ist jedoch nicht so ausgeprägt. Eine optische Kontrolle der Elektrode war<br />

wegen der kompakten Bauweise schwierig. Es konnten jedoch kleine Gasbläschen gefunden<br />

werden, wenn das Potential weit kathodisch gefahren wurde. Da diese störenden Blasen noch<br />

vor der Entwicklung von H2 auftreten, lautet die Vermutung, daß sich unter den<br />

entsprechenden Bedingungen Keime an der Elektrode bilden, die zu einem Ausperlen des<br />

Kohlendioxids führen. In N2-gespülter Lösung, die über den gesamten Potentialbereich kaum<br />

Druckänderung zeigt, läßt sich die Zellspannung bis an die H2-Entwicklung fahren, bevor es<br />

zu einem Anstieg des Druckes kommt.<br />

Γ / nMol(CO 2 )/cm²<br />

Δ<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

12<br />

14<br />

-0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2<br />

U / V vs. NHE<br />

Abbildung 51: Änderung der Oberflächenbedeckung Γ durch CO2-Adsorption an Kupfer in<br />

CO2-gesättigter 0,5 M K2SO4.<br />

Die Druckkurve von Kupfer in CO2-Lösung zeigt in Analogie zu den vorigen<br />

Messungen einen stark irreversiblen Adsorptionsverlauf. Dieser ist, ebenfalls im Einklang mit<br />

DEMS-Beobachtungen, von einer Verringerung der Adsorptionsaktivität bei<br />

aufeinanderfolgenden Potentialdurchläufen gekennzeichnet. In Abbildung 51 sind erster und<br />

- 98 -


- 99 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

zweiter Scan einer CO2-Druckmessung dargestellt. Die Form des Druck/Potential-Profils<br />

beider Messungen gleichen einander sehr, doch ist der Endwert der Bedeckung des zweiten<br />

Durchlaufs gegenüber dem ersten um mehr als die Hälfte gemindert. Bei nachfolgenden<br />

Scans, die aus Übersichtsgründen nicht eingezeichnet sind, verringert sich die Fähigkeit des<br />

Kupfers weiterhin, CO2 zu adsorbieren, bis nach einigen Zyklen die Form der N2-Kurve<br />

erreicht ist.<br />

Das gemeinsame Auftreten von fehlender Desorption und Verringerung der<br />

Adsorptionsaktivität legen auch in der Druckmessung einen Zusammenhang zwischen beiden<br />

Phänomenen nahe.<br />

Das Fehlen eines Druckanstiegs bei anodischem Potentialvorschub legt die Vermutung<br />

nahe, daß das adsorbierte Kohlendioxid weiterreagiert und so einer anodischen Desorption<br />

nicht mehr zu Verfügung steht. Im Einklang mit der Beobachtung des dunkel gefärbten<br />

Zwischenprodukts [27] [73] wird der Druckverlauf in Abbildung 51 der Bildung eines nicht<br />

näher charakterisierbaren Zwischenprodukts zugeschrieben.<br />

Es ergibt sich die Frage, welche Adsorptionsmenge einer Monolagenbedeckung<br />

entspricht. Die zusätzlich zur Elektrodenfläche benötigte zentrale Größe ist hierbei der<br />

Platzbedarf des Adsorbats.<br />

Um den Platzbedarf einer Spezies abzuschätzen und so auf die für die Bildung einer<br />

Monolage benötigte Teilchenzahl pro Flächeneinheit zu schließen, lassen sich mehrere Wege<br />

verfolgen, die im folgenden Abschnitt erläutert werden sollen.<br />

6.5.5 Ermittlung der Monolagenbedeckung<br />

6.5.5.1 Abschätzung des Platzbedarfs<br />

über die Dichte kondensierter Materie<br />

Man denke sich einen Einheitswürfel und berechne, wieviel Moleküle sich an einer<br />

Fläche des Würfels befinden. Diese Zahl ermittelt man rechnerisch aus der Dichte und der<br />

Molmasse:<br />

⎛ ρ ⋅<br />

σ = ⎜<br />

⎝ M<br />

Gleichung 18 σ: Zahl der Moleküle pro Fläche; ρ: Dichte; NA: Avogadro-Zahl; M: Molmasse<br />

Speziell bei der Berechnung des Platzbedarfs von CO2 ist diese Methode nicht<br />

eindeutig, da die Dichte von Kohlendioxid aus flüssigem bzw. festem CO2 herangezogen<br />

wird. Diese ist einerseits stark temperatur- und druckabhängig, andererseits ist anzunehmen,<br />

daß adsorbiertes CO2 andere Phaseneigenschaften hat als seine kondensierte Form. Die Dichte<br />

von CO2 beträgt am kritischen Punkt 0,464 g/cm³ (31°C, 76,26 bar), bei Raumtemperatur<br />

N A<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

3


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

ändert sie sich bei flüssigem CO2 von 0,766 g/cm³ (57,7 bar) auf 0,848 g/cm³ (101,3 bar).<br />

Festes Kohlendioxid hat bei Normaldruck im Temperaturbereich von –80 - -183°C Dichten<br />

von 1,565 – 1,669 g/cm³.<br />

Am plausibelsten erscheint der Dichtewert von 0,766g/cm³ für kondensiertes CO2 bei<br />

Raumtemperatur. Man erhält mit Gleichung 18 eine laterale Teilchendichte σ von<br />

4,79×10 14 /cm², dies entspricht einer Monolagenbedeckung von 0,79 nMol/cm².<br />

über die Ausdehnung des einzelnen CO2-Moleküls<br />

Eine weitere Methode zur Berechnung des Platzbedarfs verläuft nicht makroskopisch<br />

über die Eigenschaften einer großen Menge Teilchen, sondern betrachtet die laterale<br />

Ausdehnung eines einzelnen Moleküls. Die beiden zentralen Kenngrößen sind hier der<br />

Ionenradius und der Abstand zwischen den Atomen.<br />

Der C-O-Abstand beträgt bei Kohlendioxid 116 pm. Zum Gesamtabstand beider<br />

Sauerstoffatome kann man aufgrund des linearen Aufbaus die doppelte C-O-Distanz<br />

heranziehen. Hinzu kommt jeweils pro Sauerstoffatom noch einmal der Ionenradius (138 pm<br />

bei einer Oxidationszahl von –2 und einer Koordinationszahl von 4). Der Ionenradius des<br />

mittig liegenden C-Atoms (15 pm) ist hier ohne Belang, da die Bindungslängen von den<br />

Atomzentren gerechnet werden.<br />

C<br />

276 pm<br />

- 100 -<br />

138 pm 332 pm<br />

138 pm<br />

Abbildung 52: Abschätzung des lateralen Platzbedarfs aufgrund atomarer Kenngrößen.<br />

Der so ermittelte Platzbedarf eines CO2-Moleküls beläuft sich auf 16,78 Ų. Eine<br />

monomolekulare Bedeckung entspräche damit etwa 5,96×10 14 0,98 nMol/cm².<br />

Teilchen/cm² bzw.<br />

Der aus dem mikroskopischen Modell errechnete Wert (0,98 nMol /cm²) ist geringfügig<br />

höher als derjenige der mit Hilfe des Einheitswürfels ermittelt wurde (0,79 nMol /cm²). Diese<br />

etwa 19 % Volumenbedarf sind offenbar auf die Molekularbewegung bei<br />

Umgebungstemperatur zurückzuführen, der eine Flüssigkeit unterliegt, die aber beim starren<br />

Modell der Teilchengrößenabschätzung nicht in Betracht gezogen wird.<br />

Da ein elektrochemisch erzeugtes Adsorbat bei Raumtemperatur mit Sicherheit auch<br />

eine gewisse Beweglichkeit besitzt, liegt der anzunehmende Wert einer potentialkontrolliert


- 101 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

adsorbierten vollständigen Monolage näher am unteren Wert der berechneten lateralen<br />

Teilchendichten.<br />

6.5.5.2 Berechnung der CO2-Bedeckung in Monolagen<br />

Mit einer angenommenen Monolagenbedeckung von 0,8 nMol/cm² läßt sich nun die<br />

Änderung der Bedeckung ΔΓ auf den Anteil einer bzw. die Anzahl mehrerer Monolagen<br />

umrechnen. Auf eine neue graphische Darstellung der Druckprofile soll hier verzichtet<br />

werden, da eine Veränderung lediglich die Achsenskalierung beträfe.<br />

Wie oben bereits erwähnt sind die Werte der maximalen Oberflächenkonzentrationen<br />

für alle drei untersuchten Metalle in einem recht engen Bereich von 10 – 14 nMol/cm².<br />

Hieraus folgt, daß an allen Metallen eine maximale Bedeckung von 8 – etwa 11 Monolagen<br />

(ML) vorliegt 7 . Dabei zeigen Rhenium und Platin deutliche Parallelen sowohl vom Ausmaß<br />

der Hysterese und der Stabilität der Adsorption als auch von der Adsorbatmenge (Rhenium:<br />

10 nMol/cm² bzw. 8,0 ML, Platin 11 nMol/cm² bzw. ca. 8,8 ML).<br />

Adsorptionsmenge / ML<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Kupfer<br />

Platin<br />

Rhenium<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Zyklenzahl<br />

U<br />

U / V<br />

--U anod.<br />

--U ka thod.<br />

Abbildung 53: Änderung der CO2-Bedeckung (in Monolagen) im Verlauf der Zyklenzahl bei<br />

verschiedenen Metallen.<br />

Hiervon heben sich die Adsorptionseigenschaften von Kupfer deutlich ab. Im ersten<br />

Potentialdurchlauf geträgt die adsorbierte CO2-Menge 14 nMol/cm² (etwa 11 ML). Im<br />

Gegensatz zu den anderen beiden Metallen desorbiert dieses CO2 an Kupfer nicht mehr bei<br />

anodischer Polarisierung. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb die<br />

7 Diese Bedeckung wird an Platin und Rhenium nach einem halben Potentialdurchlauf erreicht, an Kupfer jedoch<br />

erst nach Ende des gesamten Scans.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Adsorptionsmenge im darauffolgenden Scan wesentlich geringer ausfällt (6 nMol/cm², bzw.<br />

4,8 ML). Das bedeutet aber auch, daß die Bedeckung an Kupfer mit jedem Potentialdurchlauf<br />

größer wird, und sich die Oberfläche sukzessive mit einer adsorbierten oder teilreduzierten<br />

kohlenstoffhaltigen Schicht belegt.<br />

Aus Abbildung 53 wird ebenfalls deutlich, daß aufgrund der sinkenden Adsorptionsfähigkeit<br />

von Kupfer dessen Bedeckung an einen Grenzwert läuft: Die Maximalbedeckung<br />

scheint bei einer Adsorptionsmenge zu liegen, die etwa 18 Monolagen CO2 entspricht. Dabei<br />

muß davon ausgegangen werden, daß der Hauptteil des Adsorbats nicht mehr die Molekülstruktur<br />

von Kohlendioxid hat, sondern bereits partiell reduziert ist [73].<br />

6.5.6 Reversibilität der CO2-Adsorption an Aktivkohle<br />

Ursprünglich wurde Aktivkohle als Elektrodenmaterial für die Druckmeßzelle lediglich<br />

dazu benutzt, um die Tauglichkeit der Zelle zu überprüfen bzw. zu optimieren. Für das<br />

Einmessen der Zelle wurde ein preiswertes, poröses und leitfähiges Material benötigt. Die<br />

Metallpulver konnten nur bedingt wiederverwendet werden und standen aufgrund des hohen<br />

Preises speziell von Platin und Rhenium nur in begrenzter Menge zur Verfügung.<br />

Aktivkohle, die analog zur Präparation der Metall-Schwamm-Elektroden in Nafion<br />

dispergiert wurde, erwies sich jedoch als außerordentlich interessant hinsichtlich der Reversibilität<br />

der CO2-Adsorption. Hier wurden sehr reversible elektrochemische Druckänderungen<br />

beobachtet und trotz einer geringeren verwendeten Dispersionsmenge wurden an Aktivkohle<br />

die größeren Druckunterschiede gemessen als mit Metallen.<br />

Eine Ermittlung der absoluten Oberflächenkonzentration Γ wie bei den untersuchten<br />

Metallen war jedoch nicht möglich. Der Grund hierfür war einfach das Fehlen einer geeigneten<br />

Elektrode mit abschätzbarer Fläche. Der Vergleich der Metallpulver mit dem entsprechenden<br />

polierten Metall beinhaltet sicher eine gewisse Ungenauigkeit. Doch ist das elektrochemische<br />

verhalten dieser Flächen durchaus ähnlich. Zum Vergleich der Aktivkohle mit<br />

einer glatten Elektrode war denkbar, glasartigen Kohlenstoff, Graphit oder pyrolytischen<br />

Graphit zu verwenden. Doch muß davon ausgegangen werden, daß die elektrochemischen<br />

Eigenschaften und so auch das Adsorptionsverhalten dieser Materialien nicht denen von<br />

Aktivkohle gleichen [86]. Eine andere zuverlässige Möglichkeit, die effektive Fläche der<br />

Aktivkohle-Elektrodenoberfläche zu ermitteln, stand im Rahmen der vorliegenden Arbeit<br />

nicht zur Verfügung.<br />

Aus diesem Grund mußte auf eine Ermittlung der Oberflächenkonzentration Γ an<br />

Aktivkohle verzichtet werden, dies wird jedoch in weiterführenden Messungen hinsichtlich<br />

der Optimierung der effektiven reversiblen CO2-Adsorption eine zentrale Stelle einnehmen.<br />

Zunächst soll jedoch das elektrochemische Adsorptionsverhalten von Aktivkohle gegenüber<br />

CO2 an Druckmessungen gezeigt werden. Der in<br />

- 102 -


- 103 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Abbildung 54 dargestellte potentialabhängige Druckverlauf der Zelle mit Aktivkohle-<br />

Elektrode ist daher nicht bereits auf die Oberflächenkonzentration umgerechnet sondern in<br />

mbar angegeben.<br />

Druckänderung / mbar<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

-25<br />

-30<br />

�p(N )<br />

2<br />

�p(CO )<br />

2<br />

-0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4<br />

U / V vs. NHE<br />

I<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

-0,8<br />

-1,0<br />

-1,2<br />

I / mA<br />

Abbildung 54: Druck- und<br />

Stromverlauf von Aktivkohle/Nafion<br />

in N2-bzw. CO2gespülter<br />

0,5 M K2SO4. Die<br />

Druckmessung zeigt eine<br />

gleichmäßige Adsorption von<br />

CO2 über den gesamten Potentialbereich,<br />

überlagert von<br />

Protonen-Prozessen unterhalb<br />

etwa –0,5 V.<br />

Das Drucksignal wurde nicht<br />

auf die Bedeckung umgerechnet,<br />

da die effektive Fläche der<br />

Aktivkohle-Elektrode nicht zuverlässig<br />

auf dem herkömmlichen<br />

Weg ermittelt werden<br />

konnte.<br />

Die Druckantwort in<br />

Abbildung 54 zeigt einen eindeutigen Unterschied zwischen N2- und CO2-gespültem<br />

Elektrolyten. Während unter N2-Atmosphäre der Druck nur sehr schwach absinkt, um nahe<br />

der H2-Entwicklung wieder anzusteigen, läßt sich mit CO2 über den gesamten Potentialbereich<br />

ein Abfallen des Druckes beobachten. Unterhalb von etwa –0,5 V NHE sinkt nach<br />

einem leichten Knick der Druck schwächer ab. In der N2-Messung zeigt sich bei ungefähr<br />

diesem Potential ein leichter Anstieg. Es liegt nahe, daß hier der gleiche Prozeß stattfindet,<br />

der bei CO2 nur vom Druckabfall der CO2-Adsorption überlagert wird. Der leichte Druckanstieg<br />

kurz von der H2-Entwicklung kann analog zu den Untersuchungen an Platin<br />

(Abbildung 46) als Anlagerung und partielle Reduktion von Protonen an der Elektrodenoberfläche<br />

interpretiert werden. Der plötzlich auftretende starke Druckanstieg unmittelbar vor der<br />

Potentialumkehr ab etwa –0,8 V geht einher mit einem Stromanstieg im I/U-Diagramm und<br />

beruht auf der Bildung von H2-Gasbläschen, die zu Beginn des Rück-Scans wieder resorbiert<br />

werden. In beiden Messungen folgt das Drucksignal auf dem anodischen Scan demselben<br />

Weg wie in kathodischer Richtung. Bei der stickstoffhaltigen Lösung ist dies aufgrund<br />

fehlender Sorptionsvorgänge und geringer Druckänderungen nicht weiter verwunderlich. Die


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Desorption von Kohlendioxid im CO2-gespülten Elektrolyten verläuft offenbar ohne merkliche<br />

Hysterese. Scheinbar desorbiert CO2 auf dem Rückweg schon bei kathodischeren Potentialen,<br />

dies ist jedoch auf die offensichtlich recht langsame H2-Blasenrückbildung zurückzuführen,<br />

die in der ersten Hälfte des anodischen Scans den Zelldruck noch leicht oberhalb<br />

dem des kathodischen Scans hält.<br />

Ein deutliches Zeichen für eine gute Reversibilität ist ebenfalls die exakte Übereinstimmung<br />

des Anfangs- und Endwertes des Drucks. Eine Überlagerung irreversibler CO2-<br />

Adsorption mit nicht vollständig rückreduziertem Wasserstoff ist unwahrscheinlich. Diese<br />

wäre bei verschiedenen Messungen bei unterschiedlichen Umkehrpotentialen nicht immer<br />

gleich ausgefallen.<br />

Die maximale Änderung des Drucksignals dieser Messungen läßt sich nicht unmittelbar<br />

mit den Ergebnissen der CO2-Adsorption an Metallen vergleichen, da die Werte der Metallmessungen<br />

schon auf die Oberflächenbedeckung umgerechnet wurden. Es sei aber erwähnt,<br />

daß trotz der um etwa 2/3 reduzierten Dispersionsmenge an Aktivkohle eine ähnlich hohe<br />

Druckänderung auftritt. Der Grund hierfür liegt mit Sicherheit an der wesentlich höheren<br />

spezifischen Oberfläche von Aktivkohle gegenüber dem Metallpulver. Für die technische<br />

Anwendung einer hochreversiblen CO2-Adsorption ist jedoch die massenbezogene Sorptionsmenge<br />

die entscheidende Größe bei der Materialwahl. Diese ist bei Aktivkohle wesentlich<br />

höher als an den untersuchten Metallpulvern.<br />

6.5.7 Zusammenfassung der EDMZ-Ergebnisse<br />

Es konnte gezeigt werden, daß die Änderung des Gasdrucks über dem Elektrolyten bei<br />

der Beobachtung von CO2-Adsorptionsprozessen wichtige Information zur Ermittlung der<br />

Bedeckung der Elektrodenoberfläche enthält. Mit Hilfe einer speziell gefertigten elektrochemischen<br />

Zelle mit einem einfachen, jedoch empfindlichen Drucksensor wurden die<br />

Adsorptionscharakteristika der untersuchten Materialien aufgenommen und konnten mit den<br />

Ergebnissen der anderen verwendeten Techniken gut in Einklang gebracht werden. Darüber<br />

hinaus wurde mit der EDMZ eine Quantifizierung der Adsorptionssignale möglich. Diese<br />

ergab für alle Metalle eine multimolekulare CO2-Bedeckung mit unterschiedlichem Reversibilitätsgrad:<br />

Rhenium und Platin zeigen in der Druckmeßzelle eine reversible CO2-Adsorption,<br />

während Kupfer keine merkliche anodische Desorption aufweist. Durch einen Rückgang<br />

der Adsorptionsaktivität von Kupfer konvergiert die Bedeckung auf einen Maximalwert, der<br />

einer Adsorption von etwa 23 nMol/cm² (18 Monolagen) entspricht. Die an Platin und<br />

Rhenium reversibel adsorbierte CO2-Menge beträgt 8,8 bzw. 8,0 Monolagen CO2 (siehe<br />

Abbildung 53).<br />

Eine sehr reversible CO2-Adsorption könnte in technischen Prozessen Einsatz finden.<br />

Eine mögliche praktische Anwendung bestünde darin, die Adsorption von CO2 in einer anderen<br />

Kammer durchzuführen als die Desorption. So ließe sich ein selektiver Transfer von<br />

Kohlendioxid realisieren (nähere Erläuterungen sind in Kap. 8 aufgeführt). Um diesen Prozeß<br />

- 104 -


- 105 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

möglichst effektiv durchführen zu können, ist neben der Reversibilität auch die auf das<br />

Volumen der porösen Elektrode bezogene Menge CO2 von Bedeutung. Diese setzt sich<br />

zusammen aus der Bedeckung und der spezifischen Oberfläche des Elektrodenmaterials.<br />

Ebenfalls wichtig sind selbstverständlich Verfügbarkeit und Preis sowie die Verarbeitbarkeit<br />

des Materials.<br />

Ein direkter Vergleich des sehr reversibel adsorbierenden Rheniums mit Aktivkohle ist<br />

schwierig, da die elektrochemische Ermittlung der Fläche von Aktivkohle nicht zuverlässig<br />

durchgeführt werden konnte.<br />

Was jedoch möglich und vom Aspekt der technischen Anwendung noch interessanter<br />

scheint, ist eine Bezugnahme der Druckänderung auf die Elektrodenmasse. Diese kann auf<br />

recht einfache Weise durch Auswiegen ermittelt werden. In einer möglichen späteren Anwendung<br />

der reversiblen Adsorption von CO2 ist neben dem zentralen Punkt des Reversibilitätsgrads<br />

nicht unbedingt die Oberflächenbedeckung wichtig, sondern vielmehr die pro eingesetzte<br />

Menge Elektrodenschwamm adsorbierte Menge CO2. Diese Größe läßt sich auch durch<br />

die auf die Elektrodenmasse bezogene Druckänderung beschreiben. Dabei spielt natürlich die<br />

volumenspezifische Oberfläche des Elektrodenmaterials eine zentrale Rolle. Bei dem Vergleich<br />

der massenbezogenen Adsorbatmenge zwischen Rhenium und Aktivkohle ist daher für<br />

Aktivkohle ein wesentlich höherer Wert zu erwarten 8 .<br />

Der in Abbildung 50 gezeigte Potentialverlauf der CO2-Bedeckung an Rhenium weist<br />

einen Maximalwert von ΔΓ = 10 nmol/cm², entsprechend einer Druckdifferenz von 24 mbar,<br />

auf. Die Maximaldruckdifferenz an der Aktivkohle-Elektrode ist mit 30 mbar nicht viel höher.<br />

Jedoch war die zur Elektrodenherstellung eingesetzte Menge Rheniumpulver mit 38,4 mg<br />

mehr als dreimal so hoch wie die von Aktivkohle (12,2 mg). Vermutlich führt also die hohe<br />

spezifische Oberfläche der Aktivkohle zu einer deutlich höheren massenbezogenen Belegungsdichte<br />

von CO2.<br />

Bei dieser Abschätzung wurde das durch die Materialwahl vorgegebene Potentialfenster<br />

berücksichtigt, das bei Aktivkohle eine höhere kathodischere Polarisierung um etwa 200 mV<br />

erlaubt. Für eine wirtschaftliche Betrachtung muß jedoch der hohe Preisunterschied der<br />

beiden Materialien berücksichtigt werden. Derzeit kostet 1 g Aktivkohle wenige Pfennige, der<br />

Preis von Rhenium hingegen beläuft sich auf 200 – 300 DM pro Gramm.<br />

8<br />

Volumenspezifische Betrachtungen, bei denen der große Dichteunterschied zwischen Rhenium (21.03 g/cm³)<br />

und Kohlenstoff (3.51 g/cm³) zum Tragen kommt, sollen hier nicht angestellt werden.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

6.6 Vergleich der Ergebnisse der angewendeten Techniken<br />

6.6.1 Vergleich der Einsatzpotentiale<br />

Wie bereits bei der Besprechung der Ergebnisse der einzelnen Techniken angedeutet<br />

wurde, konnte die potentialabhängige Adsorption von CO2 an den untersuchten Metallen in<br />

zwei Arten unterschieden werden. Ein Adsorptionsvorgang findet bei geringeren kathodischen<br />

Potentialen statt und ist nicht oder nur mit geringem Ladungstransfer verbunden.<br />

Weiter kathodisch schließt sich bei allen drei Metallen ein weiterer Adsorptionsschritt an, bei<br />

dem eine signifikante Ladungsmenge übertragen wird. Der erste Adsorptionsschritt läßt sich<br />

als physikalische Adsorption beschreiben, da ohne Ladungsübertritt mit nur geringen<br />

Bindungsenergien zu rechnen ist. Da beim zweiten, kathodischeren Adsorptionsvorgang<br />

Ladungen übertragen werden, ist eine stabilere Bindung anzunehmen, man kann deswegen<br />

hierbei von einer Chemisorption sprechen. An Kupfer führt diese Elektronenübertragung zu<br />

einer Weiterreaktion des Adsorbats, die bis zur Produktbildung verlaufen kann.<br />

Die Einsatzpotentiale für beide Adsorptionsarten sind, strukturiert nach Metall und eingesetzter<br />

Meßtechnik, in Abbildung 55 aufgetragen.<br />

Pt<br />

Re<br />

Cu<br />

-0.8<br />

-0.6 -0.4 -0.2 0.0 +0.2<br />

U / V NHE<br />

- 106 -<br />

I/U-K ennlinie<br />

DEMS<br />

EQMB<br />

FTIR<br />

EDMZ<br />

I/U-K ennlinie<br />

DEMS<br />

EQMB<br />

FTIR<br />

EDMZ<br />

I/U-K ennlinie<br />

DEMS<br />

EQMB<br />

FTIR<br />

EDMZ<br />

Abbildung 55: Vergleich der charakteristischen Einsatzpotentiale der Wechselwirkung zwischen<br />

Elektrode und CO2 .


- 107 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Man erkennt, daß sich für alle untersuchten Metalle die beiden Sorptionsarten deutlich<br />

voneinander trennen. Die Potentialdifferenz zwischen beiden Sorptionen ist dabei abhängig<br />

vom Metall. Sie ist an Platin mit 0,25 V am geringsten, beträgt bei Rhenium 0,4 V und hat an<br />

Kupfer mit 0,55 V den höchsten Wert. Dabei fällt auf, daß das Einsatzpotential der Physisorption<br />

bei allen drei Metallen ungefähr gleich zwischen 0 und –0,1 V NHE liegt. Die oben<br />

angeführte metallspezifische Differenz wirkt sich ausschließlich auf die Chemisorption aus.<br />

Diese Beobachtungen veranschaulichen, daß für die physikalische Wechselwirkung des<br />

Adsorbats mit dem Substrat dessen elektronische Struktur keine wesentliche Rolle spielt. Die<br />

Anlagerung von CO2 an das Metall beruht hier offenbar lediglich auf elektrostatischen Anziehungskräften.<br />

Die bei kathodischeren Potentialen erfolgende chemische Adsorption hingegen<br />

deutet auf eine spezifischere Wechselwirkung hin. Die zum Austausch von Ladungen<br />

erforderliche Überlappung von Elektronenorbitalen machen deutlich, daß die elektronische<br />

Struktur des Elektrodenmetalls wesentlichen Einfluß auf die Potentiallage der Adsorption hat.<br />

Die untersuchten Metalle besitzen in der äußeren Elektronenhülle besetzte d-Orbitale (Platin:<br />

4f 14 5d 9 6s; Rhenium: 4f 14 5d 5 6s 2 ; Kupfer: 3d 10 4s), die die elektronische Struktur der Elektrode<br />

prägen uns so einen starken Einfluß auf deren Verhalten bei chemischen Adsorptionsvorgängen<br />

ausüben [87].<br />

Die Gliederung der Einsatzpotentiale zeigt, welche Technik welchen Vorgang "sieht".<br />

An einer genaueren Betrachtung von Abbildung 55 läßt sich das Bild der verschiedenen<br />

Adsorptionsarten überprüfen:<br />

• Die Cyclovoltammetrie ("I/U-Kennlinie") mißt die von der Elektrode übergegangenen<br />

Ladungen und kann daher nur die Chemisorption registrieren. CO2-Moleküle, die sich im<br />

Zuge der Physisorption ohne Ladungstransfer an die Elektrode anlagern, werden durch die<br />

I/U-Kennlinie nicht erfaßt.<br />

• DEMS und die Elektrochemische Druckmeßzelle messen das frei im Elektrolyten gelöste<br />

Kohlendioxid. Auch wenn das Meßprinzip und die Versuchsanordnung völlig verschieden<br />

sind, zeigen beide Techniken eine Änderung des Signals, wenn die Konzentration von<br />

solvatisiertem CO2 sinkt oder steigt. Dies geschieht bereits bei der physikalischen<br />

Adsorption. Der Ladungsübertrag stellt bei beiden Meßtechniken an sich keine Meßgröße<br />

dar, auch wenn üblicherweise der Strom simultan aufgenommen wird. Ändert sich die<br />

Menge der adsorbierenden Substanz vom Übergang von Physi- zu Chemisorption stark, so<br />

können beide Techniken über die Stärke der Signaländerung zwischen beiden Adsorptionsarten<br />

unterscheiden, wie am Beispiel von Kupfer erkennbar ist.<br />

• Die Quarz-Mikrowaage "sieht" über die Verschiebung der Resonanzfrequenz des metallbedampften<br />

Schwingquarzes das mit der Elektrode verbundene Kohlendioxid. Dabei muß<br />

offenbar der Ladungstransfer bei der Chemisorption für eine gewisse Bindungsstärke<br />

sorgen, da sonst die Kraftkopplung nicht ausreicht, um das adsorbierte CO2 mitschwingen


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

zu lassen. So ist ersichtlich, daß mit der Quarz-Mikrowaage nur chemisorbierte Teilchen<br />

gemessen werden.<br />

• Aus der Potentialabhängigkeit des Absorptionssignals der in Abbildung 34 vorgeschlagenen<br />

Spezies der IR-Spektroskopie läßt sich ebenfalls schließen, daß mit dieser Technik<br />

bereits die Physisorption von CO2 beobachtet wird. Mit Ausnahme von Platin stimmen die<br />

Einsatzpotentiale der FTIR-Spektroskopie mit den übrigen Techniken sehr gut überein.<br />

Dies ist ein weiteres Zeichen dafür, daß es sich bei der charakteristischen Absorptionsbande<br />

um adsorbiertes Kohlendioxid handelt. Allerdings ist sehr erstaunlich, daß eine<br />

Änderung der Molekülgeometrie ohne gleichzeitige Übertragung von Ladungen einhergeht.<br />

Offenbar reicht ein induziertes Dipolmoment aus, um die lineare Geometrie des<br />

CO2-Moleküls zu stören und so die O-C-O-Streckschwingung IR-aktiv zu machen.<br />

Man sollte vermuten, daß ein ungehemmter Ladungsübertritt auf das Adsorbat, also eine<br />

geringe Potentialdifferenz zwischen physikalischer und chemischer Adsorption, ein Indiz für<br />

eine effektive Katalyse ist. Das Gegenteil scheint jedoch der Fall zu sein: gerade Kupfer, mit<br />

dem größten Potentialabstand zwischen den Sorptionsarten ist von den untersuchten Metallen<br />

der geeignetste CO2-Reduktions-"Katalysator". Allerdings ist diese Tatsache auch mit der<br />

leichten Vergiftung der Elektrode in Verbindung zu bringen, die bei Platin weit geringer und<br />

bei Rhenium quasi nicht vorhanden ist.<br />

Die Sonderrolle von Kupfer offenbart sich auch in der anscheinend hohen Adsorptionskapazität<br />

dieses Metalls (siehe Abbildung 53), die offensichtlich in der Chemisorption bzw. in<br />

einer partiellen Reduktion begründet liegt. Auf diese Weise läßt sich interpretieren, daß mit<br />

DEMS und Druckmeßzelle eine der Chemisorption zuzuschreibende Signalstufe beobachtet<br />

wird.<br />

An dieser Stelle sei erwähnt, daß die Chemisorption auch eine teilweise Reduktion des<br />

Adsorbats beinhalten kann. Hierbei sei noch nichts über die Reversibilität dieses Vorgangs<br />

ausgesagt. Während von der Physisorption zu erwarten ist, daß die sehr lockere Bindung ohne<br />

weiteres wieder durch Umkehrung des Potentials gelöst werden kann, ist die Chemisorption<br />

von CO2 nicht zwangsläufig reversibel. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß der Ladungsübertrag<br />

von Kupfer auf das adsorbierte CO2 einen ersten Schritt zu einem Zwischenprodukt<br />

der Elektrode darstellt.<br />

6.6.2 Vergleich der quantitativen Ergebnisse von EQMB und EDMZ<br />

Die beiden quantitativen Meßmethoden, Quarz-Mikrowaage und Druckmeßzelle liefern,<br />

wie in Tabelle 10 ersichtlich ist, unterschiedliche Werte der maximalen Oberflächenkonzentrationen<br />

ΔΓmax bei einem Potentialdurchlauf:<br />

- 108 -


- 109 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

ΔΓmax(CO2) / nmol(cm²) Platin Rhenium Kupfer<br />

EQMB 6,8 5,4 7,0<br />

EDMZ 11 10 14 (7,5 9 )<br />

Tabelle 10: Mit EQMB und EDMZ gemessene maximale Oberflächenkonzentrationen<br />

ΔΓmax(CO2) der untersuchten Metalle.<br />

Die gefundenen Werte sind bei der Druckmeßzelle etwa doppelt so hoch wie an der<br />

Quarz-Mikrowaage. Es fällt jedoch auf, daß der Quotient der ΔΓmax(CO2)-Werte beider Techniken<br />

bei allen Metallen ungefähr gleich ist (Faktor 1,85 ± 0,25 ( EDMZ EQMB )) und die<br />

Unterschiede der Bedeckungen unter den Metallen zum einen sehr gering sind und bei beiden<br />

Meßtechniken ungefähr gleich berücksichtigt werden.<br />

Diese systematischen Abweichungen dürfen jedoch nicht zu falschen Schlüssen verleiten.<br />

Die Maximalwerte der Bedeckung wurden am kathodischen Umkehrpotential ermittelt.<br />

Dieses Potential ist aufgrund der H2-Entwicklung nicht nur potentialabhängig, sondern auch<br />

je nach eingesetzter Technik und Art der Arbeitselektrode (aufgedampft bzw. Pulver) unterschiedlich.<br />

Das elektrochemisch meßbare Fenster war auf der kathodischen Seite für die<br />

Druckmeßzelle wesentlich kleiner als bei der Mikrowaage, da sich kleinste, durch "Ausperlung"<br />

bildende Gasblasen offenbar an Pulver/Nafion-Elektrode leichter bilden als an<br />

glatten Flächen. Daher scheint es um so verwunderlicher, daß die Druckmessungen höhere<br />

Bedeckungswerte liefern als die EQMB. Daher sollen im folgenden die möglichen Meßfehler<br />

beider Techniken zusammengefaßt werden:<br />

In 6.3 wurde bereits erwähnt, daß die CO2-Adsorptionsmessung mit der Quarz-Mikrowaage<br />

von parallel ablaufenden Elektrodenprozessen überlagert und damit verfälscht wird.<br />

Aus Abbildung 29 zeigt sich, daß die Physisorption bereits vor dem Durchlauf des Maximums<br />

einsetzt und daher berücksichtigt werden müßte. Diese Parallelprozesse konnten bei Platin mit<br />

Hilfe des I/U-Diagramms besser zugeordnet werden als bei Rhenium und Kupfer. Während<br />

an Kupfer die CO2-Adsorption im kathodischen Scan ausschließlich zu einer Abnahme der<br />

Resonanzfrequenz, also einer Zunahme der Elektrodenmasse führte, bewirkte die Wechselwirkung<br />

von CO2 mit Rhenium bei geringen kathodischen Potentialen zunächst eine<br />

Frequenzzunahme. Die eindeutige Zuordnung dieses Signalverlaufs und damit eine exakte<br />

Quantifizierung war nicht möglich.<br />

9 am kathodischen Umkehrpotential


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Ein Makel der EDMZ liegt sicherlich darin, daß es sich hierbei noch nicht um eine<br />

etablierte Meßmethode handelt, die für mehrere unterschiedliche Systeme getestet und verglichen<br />

wurde. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde die Empfindlichkeit der Meßanordnung<br />

bezüglich der CO2-Adsorption geprüft. Über z.B. galvanostatische Untersuchungen<br />

ließe sich diese Technik auch an anderen Systemen (z.B. H2-Entwicklung,) testen.<br />

6.6.3 Vergleich zwischen Adsorbatmenge und übergegangener Ladung<br />

Die Realisierung des eingangs erwähnten Ziels, die adsorbierte Menge auf die geflossenen<br />

Ladungen zu beziehen, gestaltete sich schwieriger als anfangs vermutet. Zwar stehen die<br />

cyclovoltammetrischen Daten sowie die Daten der quantitativen Methoden EQMB und<br />

EDMZ zur Verfügung, es könnten so zumindest Vergleiche angestellt werden, welche<br />

Ladungsmenge bei welchem Potential pro adsorbiertem CO2-Molekül geflossen ist.<br />

Doch gerade ein wichtiges Ergebnis dieser Arbeit zeigt, daß die Ermittlung eines Quotienten<br />

von Adsorbatmenge und Ladung wohl nur trügerische Information beinhalten würde:<br />

die Unterteilung der elektrochemischen Wechselwirkung von CO2 mit der Metalloberfläche in<br />

Physisorption und Chemisorption demonstriert, daß unterschiedliche Bindungsarten mit<br />

unterschiedlichen Ladungsstrukturen existieren. Es wurde beobachtet, daß im Potentialbereich<br />

der Chemisorption bereits CO2 physisorbiert vorliegt. Auf eine weitere der Chemisorption<br />

überlagerten physikalischen Adsorption weisen die teilweise starken Signaländerungen im<br />

entsprechenden Potentialbereich hin.<br />

Daher entspräche eine Quotientenbildung von Menge zu Ladung nur einer groben<br />

Mittelung über physi- und chemisorbiertes CO2, die nicht der wahren Ladungsverteilung im<br />

Adsorbat gerecht würde.<br />

Zwar "sieht" die Elektrochemische Quarz-Mikrowaage hinsichtlich der Wechselwirkung<br />

mit CO2 lediglich Chemisorptionsprozesse. Hier bestünde prinzipiell die Möglichkeit,<br />

die ladungsbezogene chemische Adsorption gegen das Potential aufzutragen. Jedoch ist,<br />

wie bereits in 6.3.2 und 6.3.2 erwähnt, der Signalverlauf besonders bei Platin und Rhenium<br />

von anderen Prozessen so überlagert, daß eine sinnvolle Quotientenbildung nicht möglich<br />

war. An Kupfer jedoch konnte ein entsprechender Versuch durchgeführt werden, da hier im<br />

kathodischen Scan bis zur CO2-Chemisorption keine Frequenzveränderungen beobachtet<br />

wurden (Abbildung 51). Der mengenbezogene Ladungsübertrag ist in Abbildung 56 dargestellt.<br />

Da ein Vergleich mit den anderen Elektrodenmaterialien Platin und Rhenium nicht<br />

möglich war, muß dieses Ergebnis für sich besprochen werden. Es wird, wie erwartet, bis zum<br />

Einsatzpotential der CO2-Chemisorption keine Ladung auf ein CO2-Molekül übertragen. Ab<br />

-0,6 V jedoch steigt die Ladungsmenge pro Molekül an, um bei etwa –0,9 V noch stärker bis<br />

auf nominell über 3 Elektronen pro CO2-Molekül zuzunehmen. Dieser Wert ist jedoch unrealistisch,<br />

da im Potentialbereich ab –0,9 V bereits mit einer Protonen-Adsorption und nachfolgender<br />

H2-Entwicklung gerechnet werden muß. Der für die Ermittlung des Elektronen-<br />

- 110 -


- 111 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

übertrags heranzuziehende Potentialbereich erstreckt sich also im kathodischen Scan vom<br />

Einsetzen der Chemisorption bei –0,6 V bis zur Überlagerung durch die Protonen-Reduktion<br />

bei etwa –0,9 V.<br />

Elektronen pro CO 2 -Molekül<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Elektronen pro CO 2 -M olekül<br />

1<br />

0,1<br />

0,01<br />

-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2<br />

-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2<br />

U / V NHE<br />

U / V NHE<br />

Abbildung 56: Auf die CO2-Stoffmenge bezogene Ladungsübertragung bei der Chemisorption<br />

von CO2 an einer Kupfer-Elektrode. Die gleiche Kurve ist zur Verdeutlichung des CO2-<br />

Adsorptionsbereichs im Ausschnitt mit logarithmischer y-Achse aufgetragen.<br />

Dieser Bereich kennzeichnet sich in logarithmischer Auftragung (Ausschnitt Abbildung<br />

56) durch einen linearen Anstieg der Meßkurve. Hier läßt sich auch das Einsetzen der Protonen-Adsorption<br />

und –Reduktion durch den Übergang in eine steilere Gerade deutlicher<br />

erkennen. Dieser Übergang findet bei einem Ladungswert von 1 Elektron pro CO2-Molekül<br />

statt. Ob dieser Wert charakteristisch für die elektrochemische Adsorption von CO2 ist oder<br />

nur zufällig erreicht wurde, kann ohne Vergleich mit anderen Messungen nicht eindeutig<br />

geklärt werden.<br />

Beim Rücklauf des Potentials verläuft die Ladungskurve in Abbildung 56 über ein nur<br />

gering ausgeprägtes Plateau in der Höhe von knapp 1,5 Elektronen pro Molekül auf einen<br />

konstanten Wert von 0,5. Die Ladungsstufe ist zu diffus, um eindeutig einer Adsorbatspezies<br />

zugeordnet zu werden. Der erreichte Endwert der mengenbezogenen Ladung hingegen weist<br />

wiederum auf die nicht vollständig reversible Adsorption von CO2 an Kupfer hin. Offenbar<br />

befindet sich zwischen Adsorbat und Adsorbens noch eine schwache Bindung entsprechend<br />

einem kupferseitigen Elektronenäquivalent von ½, welches zu einer Haftung des CO2-Moleküls<br />

beiträgt.<br />

Die hier diskutierten Ergebnisse sind zugegebenermaßen sehr spekulativ und beruhen<br />

auf einer großen Zahl von Annahmen. Zum Beispiel wurde vorausgesetzt, daß an allen<br />

Adsorptionsplätzen die gleiche Ladungsmenge übertritt, was der Annahme einer Adsorption<br />

entsprechend der Langmuir´schen Isotherme entspricht. Dies ist bei einer in Nafion dispergierten<br />

pulverförmigen, nur wenig aktivierten Elektrode eine recht grobe Näherung.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

6.7 Beeinflussung des Onset-Potentials der CO 2 -Reduktions-<br />

produkte<br />

6.7.1 Kombination von Kupfer mit anderen Übergangsmetallen<br />

Es wurde die Frage erörtert, ob es durch Kombination von Platin, Rhenium und Kupfer<br />

mit Metallen der Nebengruppe gelingt, die CO2-Katalyse zu verbessern. Dabei wurde sowohl<br />

die Potentiallage der bekannten Produkte Methan und Ethen sowie die Entstehung möglicher<br />

neuer C1- und C2-Moleküle wie Methanol, Formaldehyd, Ameisensäure, Ethan, Ethanol etc.<br />

untersucht.<br />

Aus anderen Gebieten der chemischen und elektrochemischen Katalyse ist der kooperative<br />

Effekt verschiedener Metalle bekannt:<br />

• Promotoren, die die Wirkung eines Katalysators vervielfältigen, bestehen oft aus Alkalioder<br />

Erdalkalimetallen [88] [89], wie bei K/Ca-Fe-Katalysatoren in der Ammoniak-<br />

Synthese.<br />

• Der sogenannte Spillover-Effekt entspricht einer Wanderung kleiner Molekülgruppen von<br />

einem Adsorptionsplatz der Elektrode zum nächsten, der von einer anderen Phase angeboten<br />

wird. Hierdurch wird die Katalyse in vielen Fällen entscheidend unterstützt [90].<br />

Der bei der elektrochemischen Methanol-Oxidation bisher favorisierte Katalysator ist ein<br />

Gemisch aus Ruthenium und Platin. Ruthenium bewahrt durch Weiteroxidation des<br />

Zwischenprodukts CO Platin vor der Vergiftung durch Kohlenmonoxid [91].<br />

Um eine hochaktive Oberfläche und eine feine Partikelverteilung zu erhalten, wurden<br />

die zu untersuchenden Metalle in organischen Lösungsmitteln aus ihren Carbonylverbindungen<br />

thermisch zersetzt. Bei der Zersetzung ihrer Carbonyle scheiden sich die Metalle feinkristallin<br />

auf das im Reaktor dispergierte pulverförmige Substratmetall ab. Diese Präparation<br />

führt zu hochaktiven Metalloberflächen, [92] ist jedoch auf Elemente beschränkt, die<br />

Carbonyl-Komplexe bilden [93]. Die Produktuntersuchungen erfolgten durch Cyclovoltammetrische<br />

Messungen mit DEMS.<br />

Zur Kombination mit Kupfer eingesetzte Metalle:<br />

Chrom Mangan Eisen<br />

Ruthenium<br />

Osmium<br />

- 112 -<br />

Cobalt<br />

Tabelle 11: Mit Kupfer kombinierte Metalle. Auf die Verwendung von Nickel mußte aufgrund<br />

des hohen Sicherheitsrisikos des Carbonyls verzichtet werden.


- 113 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Leider zeigte keines der hergestellten Proben eine katalytische Aktivität, die über eines<br />

der beiden jeweils eingesetzten Metalle herausging. Daher soll hier auf eine Darstellung der<br />

I/U-Kennlinien und DEMS-Daten verzichtet werden.<br />

6.7.2 Verbesserung der Katalyse durch Coadsorption von CO2<br />

Um die Strom- und Energieausbeute des bei der Elektrokatalyse gewünschten Produkts<br />

zu erhöhen, lassen sich mehrere Wege beschreiten, die am Beispiel der CO2-Reduktion an<br />

Kupfer zu Methan und Ethen erläutert werden sollen:<br />

• Die produktbezogene faradaysche Stromdichte muß optimiert werden. Dies erfolgt über<br />

eine Maximierung der charakteristischen Größe, die Austauschstromdichte i0 in der<br />

Butler-Volmer-Gleichung (Gleichung 3). Eine hohe Austauschstromdichte führt zu einem<br />

starken Anstieg des exponentiellen Stromverlaufs. Veranschaulichen läßt sich dies<br />

beispielsweise an den Massenverläufen bei DEMS (Abbildung 24): Je aktiver die Elektrode<br />

gegenüber diesem Produkt ist, desto steiler steigen die Massensignale nach Erreichen<br />

der jeweiligen Onsetpotentiale an. An Kupfer setzt jedoch die H2-Entwicklung um<br />

rund 0,6 V vor Methan und Ethen ein, so daß hier auch durch eine Erhöhung der<br />

Austauschstromdichte i0 die Wasserstoffbildung über andere Produkte dominiert.<br />

• Daher wurden verstärkt Metalle untersucht, die gegenüber H2 eine mittlere bis hohe kinetische<br />

Hemmung aufweisen wie Quecksilber, Blei, Indium [94], Antimon, Wismut, [94]<br />

oder Ruthenium [95]. Die Methode, das Onsetpotential von Wasserstoff hinter das der<br />

CO2-Reduktionsprodukte zu verschieben, erhöht zwar die Stromausbeute von Methan und<br />

Ethen, ändert jedoch nichts an der Energieausbeute, da die Potentiallage des erwünschten<br />

Produktes unverändert bleibt.<br />

• Der eleganteste Weg die Elektrokatalyse zu verbessern ist daher, selektiv die kinetischen<br />

Hemmungen bezüglich des gewünschten Produktes zu verringern und das Onsetpotential<br />

der Reaktion in die Nähe des thermodynamischen Potentials zu verschieben. Einen<br />

solchen Potentialshift erreicht beispielsweise die photoassistierte CO2-Reduktion an<br />

Halbleitern, bei der die Energie des Lichts genutzt wird, um das Reduktionspotential zu<br />

verringern [5 29, 96, 97, 98] oder ganz zu ersetzen [8, 99, 100, 101]. Es konnte auch<br />

gezeigt werden, daß sich dieser Photoshift selektiv auf ein Produkt einsetzen läßt und so<br />

nicht nur die (elektrische) Energieausbeute, sondern auch die Stromausbeute verbessern<br />

läßt [29]. Doch erfordert der Einsatz von Halbleitern in den meisten Fällen glatte<br />

Elektroden, um Rekombinationsprozesse an der Oberfläche gering zu halten. Dies steht<br />

der Anforderung an eine große spezifische Elektrodenfläche für eine hohe geometrische<br />

Stromdichte entgegen.


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Durch geeignete Präparation der Elektrode konnte jedoch die Elektrokatalyse der CO2-<br />

Reduktion an Kupfer entsprechend dem zuletzt erwähnten Punkt verbessert werden. Hierzu<br />

wurden die bisher gewonnenen Kenntnisse über die Adsorptionsvorgänge von CO2 an Metallen<br />

genutzt:<br />

Während der Elektrodeposition von Kupfer verbessert das Spülen des Elektrolyten mit<br />

Kohlendioxid die darauffolgende Reduktion von Kohlendioxid dahingehend, daß selektiv das<br />

Onsetpotential für Ethen in den anodischen Bereich geschoben wird. In Abbildung 57 ist der<br />

Massenverlauf der CO2-Reduktion an Kupfer für H2, Methan und Ethen für verschiedene<br />

Elektrodenpräparationen zu sehen. Im einen Fall wurde auf die massive Kupferelektrode<br />

elektrochemisch Kupfer aus 0,5 M K2SO4 (pH 4,3) + 0,1 M CuSO4 unter Spülung mit Stickstoff<br />

abgeschieden. Anschließend wurde die Lösung durch einen CO2-haltigen, Cu 2+ -freien<br />

Elektrolyten ersetzt und die Elektrode, wie in den vorigen Messungen beschrieben, kathodisch<br />

polarisiert. Diese Vorgehensweise wird im folgenden als "ex situ" bezeichnet.<br />

Im anderen Fall wurde die Stickstoffspülung durch Kohlendioxid ersetzt und unter<br />

Anwesenheit von Kohlendioxid Kupfer abgeschieden (in situ). In beiden Fällen war das<br />

Potentialprofil der Cu-Deposition analog dem eines kathodischen Scans eines üblichen<br />

Voltammogramms: Das Potential wurde mit 5 mV/s von 0 V NHE bis etwa –2 V gefahren.<br />

Der Unterschied der elektrochemischen Aktivität der so hergestellten Elektroden ist in<br />

Abbildung 57 gezeigt.<br />

Am Stromverlauf ist schon bei niedrigen kathodischen Potentialen die Anwesenheit von<br />

Cu 2+ -Ionen in der Lösung der in-situ-Messung zu erkennen: Da das Normalpotential von<br />

Cu/Cu 2+ bei +0,34 V NHE liegt, ist bereits zu Beginn der Messung bei –0,6 V ein signifikanter<br />

Abscheidestrom zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu ist bei der ex-situ-Messung, bei<br />

der die CO2-Reduktion im Cu-freien Elektrolyten verläuft, bis etwa –1 V kaum ein Ladungsfluß<br />

zu beobachten.<br />

Auch die Form der Stromkurve ist bei beiden Messungen unterschiedlich. Während die<br />

Kurve unter Abwesenheit von Cu 2+ einen glatten Verlauf hat, schwankt sie sehr bei der insitu-Aufnahme.<br />

Der Grund hierfür ist offensichtlich das Einleiten von Gas (CO2), das einen<br />

unregelmäßigen Stofftransport der Kupfer-Ionen an die Kathode zur Folge hat. Dadurch<br />

schwankt die Cu 2+ -Konzentration unmittelbar an der Elektrode und deshalb die Höhe des<br />

Abscheidestroms.<br />

Die gleichzeitige Anwesenheit von Cu 2+ -Ionen und Kohlendioxid wirkt sich ebenfalls<br />

auf die Aktivität gegenüber der Wasserstoff-Bildung aus. Dessen Onsetpotential wird zwar<br />

nur um wenige Millivolt, aber dennoch signifikant in kathodische Richtung verschoben und<br />

die Steigung des Massenanstiegs verringert sich. Beide Umstände sprechen für eine Hemmung<br />

der Wasserspaltung sowohl über die Stromdichte als auch über die Überspannung.<br />

Ähnliches geschieht mit der Methan-Produktion, die ab etwa –1,6 V einsetzt und ebenfalls<br />

durch die Codeposition von CO2 und Kupfer etwas gehemmt wird. Wie bei Wasserstoff<br />

läßt sich an Methan ein geringerer Anstieg des Massensignals nach dem Erreichen des Onset-<br />

- 114 -


- 115 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

potentials beobachten. Dies ist im Gegensatz zu H2 als unerwünschter Effekt zu werten, da<br />

CH4 doch als attraktives Produkt der CO2-Reduktion gilt.<br />

Massensignal / pA<br />

Massensignal / pA<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

ex situ<br />

in situ<br />

in situ<br />

ex situ<br />

H 2<br />

-2,2 -2,0 -1,8 -1,6 -1,4 -1,2 -1,0 -0,8 -0,6<br />

in situ<br />

ex situ<br />

1 ex situ<br />

in situ<br />

-2,2 -2,0 -1,8 -1,6 -1,4 -1,2 -1,0 -0,8 -0,6<br />

U / V vs. NHE<br />

I<br />

Methan<br />

Ethen<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

I / mA<br />

Abbildung 57: Selektive<br />

Beeinflussung des Onsetpotentials<br />

durch Coadsorption<br />

von CO2 während<br />

der elektrochemischen<br />

Deposition von<br />

Kupfer. Das Onsetpotential<br />

von Ethen wird um<br />

etwa 500 mV in anodische<br />

Richtung verschoben,<br />

während das von Methan<br />

und H2 annähernd konstant<br />

bleibt.<br />

Dieser Nachteil wird jedoch durch einen sehr hohen Potentialshift der Ethen-Produktion<br />

um fast 500 mV in anodische Richtung mehr als ausgeglichen. Ethen, das unter "normalen"<br />

Umständen an Kupfer zusammen mit Methan ab etwa –1,6 V NHE entsteht, wird bei der<br />

Codeposition von Kupfer und CO2 von diesem Produkt entkoppelt und bevorzugt gebildet.<br />

Der Potentialgewinn bewirkt sogar, daß das Einsetzen von Ethen nahe an das Onsetpotential<br />

von Wasserstoff gerückt ist. Auch wenn die Größenordnungen der Bildungsraten von Ethen<br />

und Wasserstoff offenbar noch sehr unterschiedlich sind (logarithmische Skalierung der<br />

Massensignale), kann man von einem eindeutigen positiven und selektiven katalytischen<br />

Effekt sprechen, den die Anwesenheit von CO2 bei der Kupferdeposition bewirkt.<br />

Es sei noch angemerkt, daß nach der Codeposition von Kupfer und CO2 und einem<br />

Elektrolytwechsel auf Cu 2+ -freie CO2-Lösung das Onsetpotential von Ethen bei dem verschobenen<br />

Wert von ca. –1,1 V verbleibt. Dies ist aus Gründen der Übersicht nicht in Abbildung<br />

57 eingezeichnet.<br />

Auch der Vergiftungsprozeß (siehe Kap.6.2.2) ist an der CO2-Cu-codeponierten Elektrode<br />

geringer. Dieser Effekt war jedoch nicht ausreichend reproduzierbar, hierzu ist noch


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

eine größere Zahl an Messungen erforderlich, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht<br />

mehr durchgeführt werden konnten.<br />

Fest steht, daß elektrochemisch abgeschiedenes Kupfer ein anderes, wesentlich besseres<br />

Verhalten bezüglich der Stromausbeute bei der CO2-Reduktion aufweist, wenn Kohlendioxid<br />

im Elektrolyten anwesend ist. Grund hierfür ist ein Potentialshift von Ethen um etwa 500 mV<br />

in anodische Richtung.<br />

Aus den vorangegangenen Untersuchungen wurde ersichtlich, daß CO2 ab einem<br />

Potential von 0,0 V NHE an Kupfer adsorbiert. Diese Adsorption ist, wie diese Arbeit zeigt,<br />

stark unterschiedlich zu den anderen untersuchten Metallen Rhenium und Platin hinsichtlich<br />

des zeitlichen Adsorptionsverhaltens und der Reversibilität.<br />

Wird nun CO2 an der Kupferelektrode adsorbiert, während weiteres Kupfer elektrochemisch<br />

abgeschieden wird, so ist zu vermuten, daß ein Zwischenprodukt der CO2-Reduktion<br />

in die entstehende Elektrode eingebaut wird und die Elementarzusammensetzung verändert.<br />

Dies ist möglicherweise ein Grund für die veränderten katalytischen Eigenschaften.<br />

Ebenso besteht die Möglichkeit, daß adsorbiertes CO2 für das elektrochemisch abzuscheidende<br />

Kupfer die Keimbildung oder deren Wachstum beeinflußt, so daß die Elektrodenoberfläche<br />

eine andere Morphologie erhält als unter Stickstoffspülung des Elektrolyten.<br />

Die Oberflächenstruktur hat im wesentlichen Einfluß auf den Rauhigkeitsfaktor und so auf die<br />

Stromdichte der projizierten Elektrodenfläche. Doch ist es ebenfalls denkbar, daß durch die<br />

Anwesenheit von CO2 Oberflächenstrukturen auftreten, die lediglich aus Kupfer bestehen, an<br />

denen jedoch bevorzugt Ethen gebildet wird. Als Reaktionsplätze kommen einerseits Kristalloberflächen<br />

in Frage, die durch die Anwesenheit des Adsorbats bevorzugt gebildet werden<br />

und eine hohe Aktivität bezüglich der Reduktion von CO2 zu Ethen aufweisen. Andererseits<br />

ist denkbar, daß durch die Codeposition von CO2 und Kupfer Korngrenzen und Gitterversetzungen<br />

mit hoher Reaktionsaktivität gebildet werden, an denen die Reduktionskatalyse<br />

bevorzugt abläuft.<br />

Die in Abbildung 58 gezeigten rasterelektronenmikroskopischen (REM-) Aufnahmen<br />

zeigen vergleichbare Probenausschnitte der unterschiedlich präparierten Elektroden. Die<br />

Probenausschnitte entsprechen jeweils einer Fläche von etwa 17×13 µm.<br />

Im Vergleich der beiden Aufnahmen sind deutliche Unterschiede zu erkennen. Man<br />

erkennt, daß sich unter CO2-Spülung bei der Kupferabscheidung die Kristalle zu größeren<br />

Inseln agglomerieren. Das zeigt, daß die Art des Spülgases einen Einfluß auf die Morphologie<br />

der Elektrodenoberfläche hat. Die Bilder zeigen, daß die Größe der Kritallite unterhalb von<br />

100 nm liegt, im vorliegenden Bild also nicht aufgelöst werden<br />

Leider war es aus Zeitgründen nicht möglich, das abgeschiedene Material mittels TEM<br />

(Transmissions-Elektronen-Mikroskopie) zu untersuchen. Dies hätte durch eine wesentlich<br />

- 116 -


- 117 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

höhere Auflösung Information über die Kristallite (Korngrößenverteilung, Grenzflächen und<br />

Elementverteilung) geben können. Mit Kenntnissen über die Kristallinität und der<br />

Größenverteilung könnte wesentlich sicherer auf einen Zusammenhang mit der veränderten<br />

katalytischen Aktivität geschlossen werden.<br />

Abbildung 58: Elektrochemisch abgeschiedene Kupfer-Elektroden in einer REM-Aufnahme.<br />

Vergleich zwischen N2-gespültem Elektrolyten (links) und CO2-Spülung (rechts).<br />

6.7.3 Elementaranalyse der Elektrode<br />

Zur Klärung der Elementarzusammensetzung wurden analog zu den oben vorgestellten<br />

Messungen Elektroden präpariert und EDX-Spektren aufgenommen (Abbildung 59). Hierbei<br />

wurden die Elektroden Elektronenstrahlen von 10 keV ausgesetzt und das resultierende<br />

Röntgenspektrum von 0 bis 10 keV aufgenommen. Bei Beschuß von Elektronen in diesem<br />

Energiebereich werden die kernnahen Elektronen der zu untersuchenden Substanz aus dem<br />

Atomverbund entfernt. Beim Übergang weiter vom Kern entfernter Elektronen auf die durch<br />

den Beschuß entstandenen freien Plätze werden Röntgenquanten emittiert, deren Energie<br />

spezifisch für das jeweilige Element ist. Leider hat diese Methode den Nachteil, daß leichte<br />

Elemente weniger gut nachgewiesen werden können, was zur Folge hat, daß für sie eine<br />

rechnerische Quantifizierung für einen zuverlässigen Vergleich zu fehlerbehaftet ist. Wie<br />

Abbildung 59 zeigt, läßt jedoch auch ein relativer Vergleich Schlüsse auf die Elektrodenzusammensetzung<br />

zu. Bei dieser Aufnahme wurden die Spektren auf die Cu-Kα1-Linie des<br />

Spektrums (bei 8,041 keV, hier nicht mit eingezeichnet) normiert, um den Kohlenstoffgehalt<br />

vergleichen zu können. Das von 0 – 10 keV gemessene Spektrum ist hier im Bereich von<br />

0 - 1,3 keV wiedergegeben.<br />

Die Eindringtiefe bei dieser Meßtechnik ist begrenzt durch das Austreten der aufgenommenen<br />

Röntgenstrahlung aus der Probe und liegt bei den gewählten Parametern und<br />

Materialien bei etwa 1 µm (genaueres siehe unter [102]). Die Messung ist oberflächenempfindlich<br />

und kann durch Adsorbate aus der Umgebungsluft verfälscht werden. Die Proben<br />

wurden daher nach der elektrochemischen Präparation unter Inertgasatmosphäre auf den


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Träger montiert. Leider konnte nicht vermieden werden, daß sie bei der Montage in das Elektronenmikroskop<br />

kurz der Luft ausgesetzt wurden. Es wird jedoch angenommen, daß die<br />

Menge kohlenstoffhaltiger Adsorbate aus der Umgebungsluft bei den untersuchten Elektroden<br />

gleich und zudem sehr gering ist.<br />

Counts<br />

5x10 4<br />

4x10 4<br />

3x10 4<br />

2x10 4<br />

1x10 4<br />

0<br />

Cu abgeschieden unter N 2 -Spülung<br />

Cu abgeschieden unter CO 2 -Spülung<br />

C Cu<br />

0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2<br />

E / keV<br />

Abbildung 59: Niederenergetischer Ausschnitt eines EDX-Spektrums von unterschiedlich<br />

präparierten Cu-Elektroden. Unter N2-Spülung abgeschiedenes Kupfer (Punkte) zeigt nur<br />

einen sehr schwachen Kohlenstoff-Peak (0,282 keV), im Gegensatz zu einer analog hergestellten<br />

Kupferelektrode, bei der der Elektrolyt jedoch mit CO2 gespült wurde (durchgezogen).<br />

Ein signifikantes Auftreten von Sauerstoff (0,523 keV) ist nicht zu erkennen.<br />

Da die Zählraten der Spektren der Proben (unter N2 bzw. CO2-Spülung abgeschiedenes<br />

Kupfer) über die Höhe der Cu-Kα1-Linie normiert wurden, ist es nicht weiter verwunderlich,<br />

daß auch die Signalhöhe der Cu-Kα1-Linie (8,041 keV) bei allen Proben ungefähr gleich hoch<br />

ausfällt. Daher stellt die eigentlich beobachtete Größe des im weiteren Verlauf diskutierten<br />

Kohlenstoff-Peaks im Grunde das Verhältnis von Kohlenstoff zu Kupfer dar.<br />

Bei der Adsorption von CO2 müßte, falls dieses unzersetzt eingelagert würde, ein dem<br />

Kohlenstoffsignal korrespondierender Peak bei 0,523 keV für Sauerstoff auftreten. Da dies<br />

nicht der Fall ist, kann man davon ausgehen, daß bei der Codeposition von Kupfer und<br />

Kohlendioxid die C-O-Bindungen aufgebrochen werden. Somit stellt der eingelagerte<br />

Kohlenstoff in sich schon ein Reaktionsprodukt der CO2-Reduktion dar, welches jedoch nicht<br />

wieder von der Oberfläche desorbiert.<br />

Die in der Literatur oftmals erwähnte Verfärbung der Kupferelektrode während der<br />

CO2-Reduktion [73] [71] wurde dort sowie in eigenen Arbeiten [29] mit der Desaktivierung<br />

der CO2-Katalyse in Verbindung gebracht. Bei der hier vorliegenden Einlagerung ist jedoch<br />

das Gegenteil zu beobachten, da hier offensichtlich durch die Anwesenheit von Kohlenstoff<br />

die Katalyse erst verbessert wird.<br />

- 118 -


- 119 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Das Signal bei 0,238 keV, das Kohlenstoff zugeordnet wird, ist stark abhängig von der<br />

Art der Elektrodenpräparation: die Grundelektrode sowie die unter N2-Atmosphäre elektrochemisch<br />

hergestellte Cu-Elektrode zeigen nur einen sehr kleinen Peak, der offenbar auf<br />

geringe Adsorbatmengen durch Kontamination zurückzuführen ist. Das unter CO2-Bedingungen<br />

elektrodeponierte Kupfer hingegen weist einen Kohlenstoff-Peak auf, dessen Höhe auf<br />

einen relativ großen Kohlenstoffanteil in der Probe schließen läßt.<br />

Um den Grad der Homogenität, mit der Kohlenstoff in der Elektrode eingebaut ist,<br />

abzuschätzen, wurden zwei verschiedene Bereiche der Elektrode, die sich durch ihren Helligkeitsgrad<br />

unterschieden, mit EDX untersucht:<br />

Counts<br />

5x10 4<br />

4x10 4<br />

3x10 4<br />

2x10 4<br />

1x10 4<br />

0<br />

großer Bereich<br />

Ausschnitt dunkel<br />

Ausschnitt hell<br />

0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2<br />

E / keV<br />

Abbildung 60: Vergleich verschiedener Ausschnitte der unter CO2 hergestellten Kupferelektrode.<br />

Der Vergleich dieser unterschiedlichen Probenausschnitte mit dem Spektrum eines<br />

größeren Probenbereichs zeigt, daß die Kohlenstoffverteilung offenbar nicht homogen über<br />

die Probe verteilt ist. Vielmehr offenbart sich in den relativen Abweichungen des C-Gehalts<br />

der Probenausschnitte vom "Durchschnitt", daß sich der in bzw. an der Elektrode enthaltene<br />

Kohlenstoff auf wenige Bereiche konzentriert.<br />

Die Vermutung liegt nahe, daß diese kohlenstoffreichen Domänen ursächlich mit der<br />

Verbesserung der Katalyse verknüpft sind. Um ein genaueres Bild von der Kohlenstoffverteilung<br />

zu bekommen, wurde eine spezielle Aufnahmetechnik bei EDX angewendet, die<br />

eine laterale Häufigkeit der betrachteten Elemente angibt. Bei diesem "Mapping" wird ein<br />

kleiner Energiebereich, der den zu untersuchenden Peak umgibt (ΔE ≅ 0,1 – 0,3 keV), detektiert<br />

und die Zählrate der rückgestreuten Elektronen in Abhängigkeit von der Position des<br />

Elektronen-Sondenstrahls registriert. Man erhält ein Bild, in dem die lateral aufgelöste Zählrate<br />

einen Eindruck über die Verteilung der Häufigkeit des jeweiligen Elementes gibt. Ein<br />

Vergleich simultan für verschiedene Elemente aufgenommener "Karten" gibt Aufschluß über<br />

die relative Verteilung der in der Probe vorhandenen Elemente (siehe Abbildung 61)


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Kupfer Kohlenstoff<br />

24 µm<br />

Zählrate:<br />

0 256<br />

Abbildung 61: Laterale Verteilung von Kupfer und Kohlenstoff in einem 24 × 32 µm großen<br />

Probenausschnitt, aufgenommen mit EDX. Die Energiebereiche der Aufnahme umschließt den<br />

Bereich 0,20 – 0,36 keV (Kohlenstoff) und 0,87 – 1,10 keV (Kupfer).<br />

Man erkennt eine inhomogene Verteilung von Kohlenstoff auf der rechten Bildseite in<br />

Abbildung 61, die –invertiert- ebenfalls bei der Kupferverteilung (linke Seite) zu beobachten<br />

ist 10 . Dies zeigt, daß, wenn auch möglicherweise nur in geringem Maße, die Einlagerung von<br />

Kohlenstoff Kupfer regelrecht verdrängt. Dieser Verdrängungsprozeß verläuft nicht gleichmäßig<br />

über die Elektrode verteilt, sondern ist anscheinend vom Verhältnis Abscheiderate<br />

Kupfer / Adsorptionsrate Kohlenstoff abhängig. Man erkennt in Abbildung 61 diffus eine<br />

lineare Struktur, die von oben links nach unten rechts durch das Bild läuft. Die einzelnen<br />

wellenartigen Gebilde sind etwa 10 µm voneinander entfernt. Möglicherweise haben hier<br />

Unebenheiten und Kratzer in der Elektrode, die durch das Polieren der Elektrode entstanden<br />

sind, zu unterschiedlichen Adsorptions- bzw. Abscheideverhältnissen geführt.<br />

Die inhomogene Verteilung steht im Einklang mit der Nichtmischbarkeit von Kupfer<br />

und Kohlenstoff. In festem Kupfer ist Kohlenstoff praktisch unlöslich, wie aus Untersuchungen<br />

von Baukloh et al. hervorgeht [103]. Eine mögliche binäre Verbindung aus Kupfer und<br />

Kohlenstoff ist das Kupferacetylenid, dessen Bildung jedoch unwahrscheinlich erscheint, da<br />

es explosiv ist und zu dessen Herstellung hohe Temperaturen erforderlich sind [93] [59].<br />

Die Einlagerung von C-Atomen unter den oben genannten Bedingungen zeigt aus katalytischer<br />

Sicht eine gänzlich andere Eigenschaft als ein CO2-Adsorbat, das ohne Codeposition<br />

von Kupfer auf der Elektrode haften bleibt und so die Adsorptionsplätze blockiert.<br />

10 Die Zählraten der Messungen untereinander sind jedoch aufgrund unterschiedlich gewählter EDX-Aufnahme-<br />

Integrale nicht miteinander zu vergleichen.<br />

- 120 -


- 121 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Somit hat ein Teil des Kohlendioxids im Reduktionsablauf nicht mehr nur die Funktion<br />

als Reaktand, sondern als Promotor der Katalyse. Aus anderen Bereichen der chemischen<br />

Katalyse sind Beispiele bekannt, bei denen über Austauschreaktionen ein oder mehrere<br />

Atome zwischen Reaktand und Katalysator wechselt [104] [105]. Ob dies auch im vorliegenden<br />

System der Fall ist, kann ohne weitere Untersuchungen, z.B. durch Isotopenmarkierung,<br />

nicht eindeutig geklärt werden.<br />

Es ergibt sich die Frage, inwieweit die Art der Verteilung von Kohlenstoff auf der<br />

Elektrode Einfluß auf das Onsetpotential und auf die auf Ethen bezogene Reduktions-Stromdichte<br />

nimmt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnten keine umfangreichen Untersuchungen<br />

zur Optimierung des Potentialshifts durchgeführt werden. Doch wird dieser Punkt<br />

in weiterführenden Arbeiten noch zu verfolgen sein.<br />

6.7.4 Thermodynamische und mechanistische Betrachtungen<br />

Auch wenn die CO2-Reduktion an Kupfer als "CO2-Katalyse" bezeichnet wird, ist diese<br />

Reaktion noch weit von einem katalytischen Vorgang im Sinne hoher Umsetzungsraten und<br />

geringer Aktivierungsenergie bzw. Überpotential entfernt. Die eigentlich erwünschten<br />

Produkte entstehen bei einem kathodischen Potentialscan gewöhnlich erst weit nach der<br />

Wasserstoffentstehung und sind nur mit empfindlichen Nachweismethoden wie DEMS, GC<br />

oder HPLC zu detektieren [106] [107] [108] [109].<br />

Der oben vorgestellte Potentialgewinn muß in diesem Zusammenhang natürlich in<br />

Bezug auf das Onsetpotential von Wasserstoff sowie dem thermodynamischen Potential der<br />

CO2-Reduktion zu Ethen betrachtet werden.<br />

Aus Abbildung 57 ist ersichtlich, daß durch den Potentialshift die Ethen-Produktion nun<br />

im gleichen Potentialbereich wie H2 einsetzt (um –1,1 VNHE). Daraus kann man auf eine<br />

entscheidende Verbesserung der Stromausbeute schließen, insbesondere, wenn sich durch<br />

Optimierung der Codepositions-Parameter das Onsetpotential noch vor die Wasserstoffentwicklung<br />

schieben läßt.<br />

Die in Tabelle 1 angegebenen berechneten Potentialwerte der CO2-Reduktion zu unterschiedlichen<br />

C1-Produkten beinhalten die Annahme, daß die an der Reaktion beteiligten<br />

Elektronen gemeinsam in einem Schritt von der Elektrode auf den Reaktand übergehen, die<br />

Reaktion also ohne Zwischenschritte stattfindet. Dieser theoretische Reaktionsweg entspricht<br />

nur in den seltensten Fällen der Realität. Bei solch komplexen Reaktionen, in denen mehrere<br />

C-O-Bindungen gelöst, sowie mehrere C-H-Bindungen geschaffen werden, kann die Angabe<br />

eines thermodynamischen Redoxpotentials lediglich als Richtwert gelten. In der Realität<br />

verlaufen diese Reaktionen über mehrere Zwischenschritte, bei denen jeweils eines oder<br />

wenige Elektronen übertragen werden.<br />

Dieser Umweg über Zwischenprodukte birgt schon in sich eine der Ursachen für eine<br />

Potentialerhöhung: Nach Gleichung 1.1 (Grundlagen) ist das thermodynamische Potential


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

proportional zur Standardreaktionsenthalpie ΔG° und zum Kehrwert der übergegangenen<br />

Elektronen:<br />

ΔG°<br />

E°<br />

= −<br />

nF<br />

Bei einem Reaktionablauf über mehrere Zwischenschritte muß diese Gleichung für jede<br />

Teilreaktion aufgestellt werden. Auch wenn sich hierbei die Standardreaktionsenthalpien<br />

ändern, wird ersichtlich, daß eine Erhöhung der Zahl der Reaktionsteilschritte eine Abweichung<br />

vom idealen Potentialwert bewirkt, weil die Zahl der Elektronen reziprok in die Gleichung<br />

eingeht.<br />

Die Erforschung des Mehrelektronen-Transfers ist ein zentraler Bereich des<br />

Forschungsinteresses der Elektrokatalyse [110]. Die Natur vermag mit Hilfe hochentwickelter<br />

Enzymsysteme, solche Reaktionen durchzuführen und so den Energiehaushalt zu optimieren<br />

[111] [112]. Es wurden zahlreiche Versuche angestellt, Enzyme und Organismen in der<br />

Elektrokatalyse einzusetzen [113] [114] [115]. Ob solche Versuche zu einer technischen<br />

Anwendung finden, bleibt abzuwarten.<br />

Bei dieser Potentialerhöhung durch den Transfer einzelner oder weniger Elektronen ist<br />

noch nicht berücksichtigt, daß Aktivierungsenergien ebenfalls Potentialbarrieren darstellen.<br />

Ebenfalls müssen die in der Elektrochemie bekannten Phänomene der Ladungsdurchtrittshemmung,<br />

der Diffusionshemmung und insbesondere der Reaktionshemmung berücksichtigt<br />

werden.<br />

Dennoch soll hier das Standard-Redoxpotential der CO2-Reduktion zu Ethen als<br />

Anhaltspunkt herangezogen werden, um den Potentialgewinn der Ethen-Produktion zu beurteilen.<br />

Die Werte der Standardbildungsenthalpien ΔGf°, die zur Ermittlung von ΔG° und so<br />

von E° nötig sind, sind in [116] verfügbar. Für die Halbreaktion<br />

+ −<br />

2 + 12H<br />

+ 12e<br />

→ C H + 4H<br />

CO2 ( g )<br />

2 4 ( g ) 2<br />

ergibt sich ein ΔG° von 362,62 kJ/mol und damit ein Standardredoxpotential von E°=–<br />

0,31 V.<br />

Der Potentialgewinn um rund 500 mV von etwa –1,6 V auf etwa –1,1 V entspricht also<br />

einer Reduzierung des Überpotentials gegenüber dem thermodynamischen Wert um fast<br />

40 %. Die schematischen Massenverläufe sind zum Vergleich in Abbildung 62 aufgetragen.<br />

- 122 -<br />

O


- 123 -<br />

6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Abbildung 62: Schematisches Massensignal/Potentialprofil für Ethen und H2 bei der CO2-<br />

Reduktion an verschieden präparierten Kupferelektroden: polierte Elektrode (a), elektrochemisch<br />

abgeschiedenes Kupfer (a´), elektrochemisch abgeschiedenes Kupfer unter Codeposition<br />

von CO2 (b). Aufgetragen ist der hypothetische Verlauf unter thermodynamisch reversiblen<br />

Bedingungen (c).<br />

Die (geometrische) Stromdichte, und damit das Massensignal von Ethen erhöht sich<br />

durch kathodisches Abscheiden von Kupfer von dem durch (a) gekennzeichneten Verlauf auf<br />

(a´). Dies liegt zum einen daran, daß durch elektrochemisches Abscheiden ohne entsprechende<br />

Additive die Rauhigkeit der Elektrode erhöht wird, also bei gleicher projizierter<br />

Fläche und Stromdichte mehr Material umgesetzt wird. Zum anderen ist die katalytische<br />

Aktivität elektrochemisch präparierter Oberflächen höher als von polierten oder aufgedampften<br />

Elektroden, was unter anderem an der Reinheit des Materials liegt.<br />

Die elektrochemische Deposition von Kupfer allein bewirkt jedoch keine Änderung des<br />

Onset-Potentials. Lediglich die Steilheit des Anstiegs nach dem Einsetzen des Signals kann<br />

hierdurch positiv beeinflußt werden. Eine Verschiebung des Potentials, also ein eindeutiger<br />

Energiegewinn läßt sich durch die Anwesenheit und Codeposition von CO2 bei der Kupferabscheidung<br />

bewirken (b). Die Frage, ob sich die Verbesserung des Einsatzpotentials um 38<br />

% durch Optimierung der Codeposition weiter erhöhen läßt, muß in weiterführenden Arbeiten<br />

noch geklärt werden. Ebenfalls müssen quantitative Untersuchungen Auskunft über die Erhöhung<br />

der Stromausbeute geben.<br />

Zahlreiche Autoren schlagen als möglichen Übergangszustand bei der CO2-Reduktion<br />

an Kupfer eine als Kupfer-Carben bezeichnete Struktur vor [71]. Dieser Komplex wird als<br />

gemeinsames Zwischenprodukt von Methan und Ethen bezeichnet, dessen Hydrierung und


6 RESULTATE <strong>UND</strong> DISKUSSION<br />

Desorption zu CH4 führen soll, eine Rekombination zweier Carbene führt dagegen ohne<br />

weitere Hydrierung zur Ausbildung der C-C-Doppelbindung und so zu Ethen. In früheren<br />

Arbeiten wurde auf den Einfluß der Elektrolytzusammensetzung auf die Reaktionsrichtung<br />

des Kupfer-Carbens hingewiesen [66].<br />

Da der Mechanismus der CO2-Reduktion an Kupfer noch nicht endgültig geklärt ist, ist<br />

auch die Beurteilung eines Einflusses der modifizierten Elektrodenoberfläche auf den Reaktionsmechanismus<br />

sehr spekulativ.<br />

Es ist jedoch anzunehmen, daß der in der Elektrode vorliegende Kohlenstoff eine<br />

Bindung zum CO2 oder einem Zwischenprodukt eingeht und so das Potentialprofil der Reaktion<br />

CO2 → → → H2C=CH2 insoweit beeinflußt, daß geschwindigkeitslimitierende Potentialbarrieren<br />

verringert werden.<br />

So wäre die Beobachtung zu erklären, daß sich der Potentialgewinn lediglich auf die<br />

Reduktion zu Ethen auswirkt. Offenbar begünstigt die Kopplung des teilreduzierten CO2 an<br />

den eingebauten Kohlenstoff den Aufbau einer C-C-Doppelbindung, nicht jedoch einer C-H-<br />

Bindung, die zur Bildung von Methan führen würde.<br />

- 124 -


7 ZUSAMMENFASSUNG<br />

In der vorliegenden Arbeit wurden Sorptionsvorgänge von Kohlendioxid an Platin,<br />

Kupfer und Rhenium eingehend untersucht.<br />

Im Hinblick auf einen geschlossenen Kohlenstoff-Energiekreislauf Abbildung 1 wurden<br />

den Fragen der Reduktionskatalyse und der Reversibilität der Adsorption besondere Beachtung<br />

geschenkt.<br />

Die eingesetzten Techniken DEMS, EQMB, FTIR-Spektroskopie und Cyclovoltammetrie<br />

zeigten im wesentlichen übereinstimmend eine potentialabhängige Unterteilung der<br />

CO2-Metall-Wechselwirkung in Physisorption und Chemisorption. Die Einsatzpotentiale der<br />

Physisorption waren weitgehend unabhängig vom untersuchten Metall und lagen um 0 V<br />

NHE. Bei der Chemisorption hingegen unterschieden sich die Einsatzpotentiale stark. Platin<br />

(-0,25 V NHE) zeigte eine geringe Potentialdifferenz zur Physisorption, gefolgt von Rhenium<br />

(-0,45 V NHE). An Kupfer liegt die Chemisorption von CO2 am weitesten im kathodischen<br />

Potentialbereich (-0,6 V NHE).<br />

Durch die Anwendung pulverförmiger Metall-Elektroden konnten an DEMS potentialkontrolliert<br />

Sorptionsvorgänge untersucht werden.<br />

Mit Doppelpotentialsprüngen an DEMS wurde ein Reversibilitätskoeffizient κ der CO2-<br />

Adsorption eingeführt. An Rhenium wurde eine sehr hohe Reversibilität (κ = 97,4 %) festgestellt.<br />

Platin (κ = 25,5 %) zeigte einen geringeren Wert. Die CO2-Adsorption an Kupfer war<br />

kaum reversibel (κ = 5,2 %). Ähnliches Verhalten zeigte sich in den Stabilitätsuntersuchungen<br />

an cyclovoltammetrischen DEMS-Messungen: während die Adsorptivität an<br />

Rhenium über mehrere Zyklen annähernd konstant beim Ausgangswert blieb, sank sie an<br />

Platin etwas ab, um sich bei etwa 60 % der Ausgangsaktivität einzupendeln. An Kupfer<br />

verringerte sich die Adsorptivität innerhalb weniger Zyklen auf unter 10 % des Ausgangswertes.<br />

DEMS-Untersuchungen an Aktivkohle verdeutlichten, daß auch an diesem Material<br />

eine sehr reversible CO2-Adsorption vorliegt. Allerdings konnte hier kein definiertes Einsatzpotential<br />

der Adsorption festgestellt werden.<br />

Somit wiesen Rhenium und Aktivkohle unter den untersuchten Materialien die beste<br />

Adsorptions-Reversibilität auf. Ein Einsatz dieser Substanzen als Substrat für eine "CO2-<br />

Pumpe" ist denkbar.<br />

Die Quantifizierung der Adsorption mit der Quarz-Mikrowaage (EQMB) war wegen<br />

parallel ablaufender Elektrodenprozesse nur eingeschränkt möglich. Qualitativ zeigten die<br />

Untersuchungen an allen drei Metallen eine CO2-bedingte Massenzunahme. Jedoch konnten<br />

nur an Kupfer mit Hilfe dieser Technik die geflossenen Ladungen mit der Adsorbatmenge<br />

- 125 -


7 ZUSAMMENFASSUNG<br />

verglichen werden. Es wurde am kathodischen Umkehrpunkt (U = -0,9 V NHE) ein Anhaltswert<br />

von 1 übergegangenem Elektron pro adsorbiertem Molekül CO2 beobachtet. Leider war<br />

der Vergleich mit Platin und Rhenium nicht möglich.<br />

Die FTIR-Spektroskopie zeigte bei kathodischer Polarisierung an allen untersuchten<br />

Metallen eine Absorptionsbande um 1350 - 1400 cm -1 (Pt: 1358, Re: 1358 – 1400, Cu: 1355 –<br />

1396 cm -1 ). Diese wurde adsorbiertem Kohlendioxid zugeordnet, das unter Verlust der linearen<br />

Konfiguration an die Elektrode anlagert.<br />

Die schlechte Spektrenqualität der Kupfermessungen läßt den Schluß zu, daß sich hier<br />

ein Adsorbat bildet, das breitbandig IR-Licht absorbiert und die Reflektivität der Elektrodenoberfläche<br />

verändert. Ein weiteres Zwischenprodukt der an Kupfer bekannten CO2-Reduktion<br />

zu Methan und Ethen konnte über IR-Absorption nicht festgestellt werden.<br />

Zur besseren Quantifizierung der CO2-Adsorption wurde eine neue Technik, die<br />

Elektrochemische Druckmeßzelle (EDMZ) entwickelt, konstruiert und eingeführt. Mit ihr<br />

gelang es, über die Änderung des CO2-Druckes in der Gasphase über dem Elektrolyten auf<br />

die Änderung der CO2-Bedeckung auf der Elektrode zu schließen. So konnte die Änderungen<br />

der Oberflächenkonzentration ΔΓ(CO2) für Platin, Rhenium und Kupfer in Abhängigkeit des<br />

Potentials aufgenommen und untereinander verglichen werden. Unter Berücksichtigung des<br />

Platzbedarfs von CO2 ergaben sich multimolekulare Bedeckungen von 8,0 (Platin), 8,8<br />

(Rhenium) und 11 Monolagen (Kupfer).<br />

Die mit EDMZ ebenfalls beobachtbare hohe Reversibilität der CO2-Adsorption an<br />

Rhenium und Aktivkohle lieferte den wichtigen Beweis, daß sich über die Adsorption auch<br />

Druckunterschiede aufbauen lassen können. Diese Erkenntnis ist richtungsweisend für eventuelle<br />

technische Anwendungen.<br />

Die in der vorliegenden Arbeit gewonnenen Ergebnisse der CO2-Adsorption konnten<br />

dazu genutzt werden, die Elektrokatalyse der CO2-Reduktion an Kupfer entscheidend zu<br />

verbessern. Eine gleichzeitige elektrochemische Deposition von Kupfer und Kohlendioxid<br />

führt zu einer Elektrodenoberfläche mit drastisch verbesserten elektrochemischen Eigenschaften.<br />

Derartig präparierte Elektroden zeigen ein Onsetpotential für Ethen, das gegenüber<br />

normal abgeschiedenen Kupferelektroden um 500 mV in positive Richtung verschoben ist.<br />

Dieser selektive anodische Shift des Einsatzpotentials von –1,6 V NHE auf etwa –1,1 V NHE<br />

ist mit einer sehr geringen Verminderung der Aktivität der Methan- und Wasserstoffproduktion<br />

verbunden und entspricht einer Verbesserung um fast 40 % bezogen auf das<br />

thermodynamische Redoxpotential.<br />

EDX-Untersuchungen ergaben, daß das an Kupfer adsorbierte CO2 teilreduziert als<br />

Kohlenstoff in der Probe vorliegt. Der eingebaute Kohlenstoff ist inhomogen in der Kupfermatrix<br />

verteilt und bildete so möglicherweise elektrochemisch hochaktive Zentren.<br />

- 126 -


8 AUSSICHTEN<br />

Die Erkenntnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, daß trotz der derzeitigen Ernüchterung<br />

auf dem Gebiet der CO2-Reduktion eine weitere Verbesserung der Katalyse möglich<br />

ist. Sie zeigen ebenfalls, daß mit einem tieferen Verständnis der Adsorption auch die Elektroreduktion<br />

grundlegend verbessert werden kann.<br />

Die Arbeiten, die in der folgenden Zeit durchgeführt werden sollen, teilen sich in zwei<br />

Bereiche:<br />

Reversibilität der Adsorption<br />

Die hohe Reversibilität der CO2-Adsorption an Rhenium und Aktivkohle läßt sich in<br />

Verbindung mit einer Schleusen-Apparatur dazu nutzen, um Kohlendioxid von einem Reservoir<br />

in ein anderes zu transportieren. Bisher erfolgen CO2-Gaswäschen durch aufwendige<br />

Absorptionsverfahren in alkalischen Lösungen. Konkrete Anwendungen der elektrochemischen<br />

Adsorption wären hierbei:<br />

• Die selektive Adsorption zur Trennung von CO2 vom Trägergas entweder zur Gewinnung<br />

von reinem Kohlendioxid oder zur Reinigung des Trägergases. Hierzu sind noch Untersuchungen<br />

nötig, inwieweit beispielsweise Kohlenmonoxid oder Stickoxide kathodisch<br />

mitadsorbiert werden.<br />

• Das Aufkonzentrieren von CO2, indem beispielsweise in der Adsorptionskammer der<br />

elektrochemischen Pumpe CO2 aus der Luft adsorbiert wird und nach dem Transfer in<br />

eine luftfreie Kammer desorbiert und sich dort aufkonzentriert. So ließe sich gegen einen<br />

Druckgradienten arbeiten und das CO2 stünde vorkomprimiert für weitere Anwendungen<br />

zur Verfügung. Dieser Aufbereitungsschritt ist sehr attraktiv im Hinblick auf eine darauffolgende<br />

CO2-Reduktion nach Abbildung 1, da ein höherer CO2-Partialdruck die Stromausbeute<br />

erhöht.<br />

• Die Möglichkeit der Verrichtung von Arbeit weist auch auf eine mögliche Anwendung als<br />

einfache Kolbenpumpe in der Mikrotechnik hin: bei einem geeigneten Aufbau ließen sich<br />

durch aufeinanderfolgende Potentialwechsel Druckschwankungen aufbauen, die mit<br />

Ventilen in eine gerichtete Bewegung gelenkt werden könnten.<br />

Reduktion von Kohlendioxid<br />

Die Verbesserung des Onsetpotentials von Ethen durch Codeposition von Kupfer und<br />

Kohlenstoff kann richtungsweisend für weitere Untersuchungen sein. Durch eine weitere<br />

Optimierung der Abscheide- und Adsorptionsparameter wird zu untersuchen sein, ob sich das<br />

Einsetzen der Ethen-Produktion vor die Wasserstoff-Entwicklung schieben läßt. Sollte dies<br />

gelingen, wäre dies ein großer Fortschritt auf dem Gebiet der CO2-Reduktion.<br />

- 127 -


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