10.07.2015 Aufrufe

Mechanik der Kontinua Blatt 3 — Druck und Energie von ...

Mechanik der Kontinua Blatt 3 — Druck und Energie von ...

Mechanik der Kontinua Blatt 3 — Druck und Energie von ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Prof. Roland NetzLehrstuhl Weiche Materie T37netz@ph.tum.de<strong>Mechanik</strong> <strong>der</strong> <strong>Kontinua</strong><strong>Blatt</strong> 3 — <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Energie</strong> <strong>von</strong> Flüssigkeiten <strong>und</strong> Gasenhttp://www.ph.tum.de/lehrstuehle/T37/teaching.htmlAusgabe 2.10.061) <strong>Energie</strong>bilanzgleichung: Leiten Sie die in <strong>der</strong> Vorlesung gegebene <strong>Energie</strong>bilanzgleichung[ [( ) ]∂ 1 1∂t 2 ρv2 + ρU]+ ∇ j2 ρv2 + ρU v j − v i σ ij = −σ ij ∇ j v i + ρ ∂U∂tfür den Fall eines externen Potentialfeldes U(r) her, indem Sie die entsprechendenTerme zur <strong>Energie</strong>dichte addieren.2) <strong>Energie</strong>dissipation in viskosen Flüssigkeiten (Hagen-Poiseuille-Gesetz):Betrachten Sie die stationäre Strö-mung einer inkompressiblen Flüssigkeit <strong>der</strong> Scherviskositätη durch ein Rohr mit Radius R <strong>und</strong> Länge L. Der <strong>Druck</strong>abfall über <strong>der</strong>Länge des Rohres sei ∆p.a) Berechnen Sie das Geschwindigkeitsprofil v z (r) ausgehend <strong>von</strong> <strong>der</strong> in Zylin<strong>der</strong>koordinatengegebenen Gleichungη 1 ∂ (r∂v z )= ∂pr ∂r ∂r ∂z ,dabei sei das Rohr in Richtung <strong>der</strong> z-Achse orientiert. Benutzen Sie, dass die Geschwindigkeitan <strong>der</strong> Wand verschwindet, v z (R) = 0, <strong>und</strong> maximal im Zentrum desRohres ist, ∂v z /∂r| r=0 = 0.b) Berechnen Sie die Menge <strong>der</strong> dissipierten <strong>Energie</strong> pro Einheitsvolumen <strong>der</strong> FlüssigkeitdE diss /dV = η(∂v z /∂r) 2 .c) Zeigen Sie, dass <strong>der</strong> Volumenfluss proportional zum <strong>Druck</strong>gradienten ist:( )∆V∆p∆t = −πR4 .8η ∆zBerechnen Sie den <strong>Druck</strong>abfall ∆p über einem Blutgefäß mit Radius R = 3mm <strong>und</strong>Länge L = 1m durch das ∆V = 5l Blut (nehmen Sie die Viskosität <strong>von</strong> Wasser,η = 1cP) in <strong>der</strong> Zeit ∆t = 1s fliesst. Wie hoch ist <strong>der</strong> <strong>Druck</strong>abfall über einergleichlangen Kapillare mit Radius R = 0.1mm?d) Wieviel <strong>Energie</strong> E diss wird in den beiden in c) diskutierten Fällen dissipiert?Wieviel <strong>Energie</strong> wird benötigt um die gleiche Menge Honig (η = 10000cP) durchdie Gefäße zu pumpen?1


Lösung3) Oktoberfest: Bekannterweise ist Oktoberfestbier eine praktisch inkompressibleFlüssigkeit, die <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gleichung <strong>der</strong> Hydrostatik ∇p = ρ ⃗ F genügt.a) Lassen Sie die aufsteigenden Gasbläschen für einen Moment ausser acht. BerechnenSie den zeitabhängigen Bierdruck auf den Boden einer Maß (Höhe H = 20cm)für den Fall, dass das Bier mit einer konstanten Rate <strong>von</strong> 1 Liter pro Minute (!)konsumiert wird. Der äussere <strong>Druck</strong> auf das Bier betrage 1bar.b) Vernachlässigen Sie nun das Bier in den Bläschen <strong>und</strong> betrachten Sie diese alsIdealgas (Luft). Für ν mol eines idealen Gases gilt die Beziehung pV = νRT , wobeiR = 8.31JK −1 mol −1 die Gaskonstante ist. Bis zu welcher Höhe muss ein Gefäß mit<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>fläche einer Maß mit Luft gefüllt werden, um den gleichen <strong>Druck</strong> wie eineMaß Bier auf den Boden zu erzeugen? Wie än<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong> <strong>Druck</strong>, wenn die Luftmit <strong>der</strong> gleichen Geschwindigkeit wie in a) konsumiert wird? Die Temperatur imBierzelt betrage 300K, <strong>der</strong> äussere <strong>Druck</strong> auf das Gas sei 1bar.1) <strong>Energie</strong>bilanzgleichung: Die in <strong>der</strong> Vorlesung gegebene <strong>Energie</strong>bilanzgleichungbeschreibt die Umwandlung <strong>von</strong> kinetischer in potentielle <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> umgekehrt.Nun führen wir den Beitrag eines Potentialfeldes U in die <strong>Energie</strong>bilanzgleichungein. Wir tun dies, indem wir sämtliche Terme in <strong>der</strong> Impulsgleichung mit <strong>der</strong> Geschwindigkeitmultiplizieren. Die Kraft ist definiert alsWir betrachtenF = −∇U .ρv i F i = −ρv i ∇ i U = −∇ i (ρv i U) + U∇ i ρv iwobei wir die Kettenregel für die Ableitung∇ i (ρv i U) = ρv i ∇ i U + U∇ i (ρv i )verwendet haben. Dann benutzen wir die Kontinuitätsgleichung∂ρ∂t + ∇ i(ρv i ) = 0ρv i F i = −∇ i (ρv i U) + U ∂ρ∂tNun wenden wir die Kettenregel auf die Ableitung <strong>der</strong> ρU nach <strong>der</strong> Zeit an:∂(ρU)∂t= U ∂ρ∂t + ρ∂U ∂tρv i F i = −∇ i (ρv i U) + ∂(ρU) − ρ ∂U∂t ∂tZusammen mit <strong>der</strong> Bilanzgleichung <strong>der</strong> kinetischen <strong>Energie</strong> erhalten wir:[ [( ) ]∂ 1 1∂t 2 ρv2 + ρU]+ ∇ j2 ρv2 + ρU v j − v i σ ij = −σ ij ∇ j v i + ρ ∂U∂t2


2) <strong>Energie</strong>dissipation in viskosen Flüssigkeiten (Hagen-Poiseuille-Gesetz):a) Die Funktion in Klammern auf <strong>der</strong> linken Seite bezeichnen wir mit F . Wir schreibendie Gleichung umdF = 1 ∂pη ∂z rdr<strong>und</strong> integrierenbzw.Nochmalige Integration liefertF = 1 ∂p2η ∂z r2 + A ,∂v z∂r = 1 ∂p2η ∂z r + A r .v z = 1 ∂p4η ∂z r2 + A ln r + BDie Integrationskonstanten sind durch die Randbedingungen bestimmt:A = 0 ; B = − 1 ∂p4η ∂z R2Damit ist das Geschwindigkeitsprofil durch]v z = − R2 ∂p[1 − r24η ∂z R 2gegeben. Das Profil ist parabolisch. Die Richtung <strong>der</strong> Geschwindigkeit ist entgegengesetztzur Richtung des <strong>Druck</strong>gradienten, d.h. <strong>der</strong> <strong>Druck</strong> nimmt entlang <strong>der</strong>Strömung ab.b) Die Rate <strong>der</strong> <strong>Energie</strong>dissipation pro Volumenelement dV im stationären Regimeist( ) 2 ∂vzdE diss = dV η∂rWir schreiben nun das Volumenelement in Zylin<strong>der</strong>koordinaten dV = 2πrdrdz,dE diss = 2πη( ) 2 ∂vzrdrdz∂r<strong>und</strong> benutzen den Ausdruck für die Ableitung <strong>der</strong> Geschwindigkeit aus a)( ) 2 1 ∂pdE diss = 2πη2η ∂z r rdrdz = π 2η( ) 2 ∂pr 3 drdz∂zNach Integration dieser Gleichung über r erhalten wir die dissipierte <strong>Energie</strong> proEinheitslänge <strong>und</strong> -zeit:dE dissdz= π 2η( ) 2 ∫ ∂p Rr 3 dr = π ∂z 0 8η( ) 2 ∂pR 4∂z3


Durch den Volumenfluss ausgedrückt:dE dissdz= dVdt∂p∂zc) Nun setzen wir die gegebenen Zahlenwerte in die Gleichungen ein. Der Volumenflussdurch das Rohr kann folgen<strong>der</strong>maßen berechnet werden:Dann ist <strong>der</strong> <strong>Druck</strong>abfallIn SI EinheitendVdt = 2π ∫ R0v z (r)rdr = − πR48η∆p = − 8ηπR 4 dVdt ∆z∂p∂z∆p = − 8 × 1 · 10−3π(3 · 10 −3 ) × 5 · 10−3× 1 = −157190Pa ≈ 1.5atm4 1Für die 0.1mm dicke Kapillare erhalten wir∆p = − 8 × 1 · 10−3π(1 · 10 −4 ) × 5 · 10−3× 1 = 1.27 · 10 1 1Pa ≈ 10 6 atm4 1Das ist <strong>der</strong> minimale <strong>Druck</strong> den man benötigt, um 5l Wasser in einer Sek<strong>und</strong>e durcheine Kapillare zu pressen.d) Die <strong>Energie</strong>dissipationsrate ist∆E diss = dVdt∂p∂z ∆zIn SI Einheiten erhalten wir für eine “Arterie” mit Radius R = 3mm∆E diss = 5 · 10−31Für eine Kapillare mit R = 0.1mm∆E diss = 5 · 10−31×× 6170011.27 · 10111× 1 ≈ 786W× 1 ≈ 6.36GWDas ist die Rate mit <strong>der</strong> <strong>Energie</strong> in Wärme umgewandelt wird wenn Wasser durchein enges Gefäss fließt. Für Honig ist ein Rohr mit R = 3mm bereits sehr eng, daherist die <strong>Energie</strong>dissipation signifikant. Der zugehörige <strong>Druck</strong>abfall ist∆p = − 8 × 10π(3 · 10 −3 ) × 5 · 10−3× 1 ≈ −1.57GPa4 1∆E diss = 5 · 10−3 1.57 · 10 9× 1 ≈ 7.86MW1 1Für eine Kapillare mit R = 0.1mm∆p = − 8 × 10π(10 −4 ) × 5 · 10−3× 1 ≈ 1.27 · 10 15 Pa4 1∆E diss ≈ 6.3 · 10 12 W4


3) Oktoberfest:a) Der <strong>Druck</strong>gradient im Bier ist durch die Erdanziehung verursacht <strong>und</strong> zeigt entlang<strong>der</strong> vertikalen Achse. Mit <strong>der</strong> Volumenkraft mg/V = ρg haben wir∂p∂z = ρgDa das Bier inkompressibel ist folgt unmittelbarp unten − p oben = ρgHWenn das Bier mit konstanter Rate konsumiert wird sinkt die Höhe des Flüssigkeitsspiegelswie H(t) = H 0 − at, <strong>der</strong> <strong>Druck</strong> fällt also wiep unten − p oben = ρgHb) Die Bläschen sind im Gegensatz zum Bier kompressibel: die untere Schicht erfährteinen höheren <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> weist deshalb eine höhere Dichte auf. Die <strong>Druck</strong>abhängigkeitkann aus <strong>der</strong> Zustandsgleichung des idealen Gases abgeschätzt werdenpV = νRTDie Anzahl <strong>der</strong> Mole pro Einheitsvolumen istνV = pRT<strong>und</strong> mit <strong>der</strong> molaren Masse M = 29g · mol −1 <strong>von</strong> Luft erhalten wir für die Dichteρ = νM V= pMRTDamit ist <strong>der</strong> hydrostatische <strong>Druck</strong> gegeben durch<strong>und</strong> nach Integration∂p∂z = p(z)MgRTp oben = p unten e − MgHRTDie Zeitabhängigkeit bekommen wir durch Einsetzen <strong>der</strong> Höhe H(t) = H blase0 − at.Der <strong>Druck</strong> fällt exponentiell ab.Um nun die Höhe <strong>der</strong> Luftsäule zu finden, die auf dem Boden des Glases den gleichen<strong>Druck</strong> erzeugt wie das Bier, setzen wir die <strong>Druck</strong>differenzen gleich:p bierunten − p bierρ bier gH bier = p blaseobenDer Exponent ist kleiner als 1, MgHblaseRT<strong>und</strong> erhaltenDaraus folgt für die Höheρ bier gH bier = p blaseobenoben = p blaseunten − p blaseoben(e MgHblaseRT − 1)≪ 1. Wir entwickeln e MgHblaseRT( ) MgHblaseRTH blase = RT ρbier H bierMp oben= 8.31 × 300 × 103 × 0.20.029 × 10 5 ≈ 172m≈ 1+ MgHblaseRT5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!