Menschen - hundkatzepferd
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editorial<br />
Carl von Linné, der schwedische<br />
Naturwissenschaftler, legte es im Jahr<br />
1758 fest, sie sollten Ara n. nobilis<br />
heißen. Sie sind ziemlich häufig in<br />
Guayana, Surinam, Franz. Guayana,<br />
Ost-Venezuela und in Brasilien<br />
nördlich des Amazonas anzutreffen.<br />
Als Lebensraum bevorzugen sie die Ränder der Regenwälder, offene<br />
Waldgebiete und Savannen. Sie leben in kleinen Gruppen von zehn<br />
und mehr, manchmal aber auch in Schwärmen von bis zu 100 Tieren.<br />
Der Hahns Zwergara ist der kleinste Ara überhaupt und wie alle<br />
Aras sind sie stolz und selbstbewußt. Festgestellt wurden zwei<br />
Unterarten: Lichtenstein und Neumanns Ara. Ihr Gefieder ist wunderbar<br />
grün gefärbt, ein kleiner Teil der Flügelunterseiten und der<br />
Flügelbug sind tief rot.<br />
Als Gerda aus einem Vogelpark einen jungen Hahns Zwergara<br />
mit nach Hause brachte, nannte sie ihn Peter, und diesen Namen<br />
hätte er heute noch, wenn sie für ihn nicht einen Partner gesucht<br />
hätte. Vögel – das weiß jeder, der sich ernsthaft mit diesen Tieren<br />
abgibt – sollten niemals alleine gehalten werden, denn sie vereinsamen<br />
oder fangen in Ermangelung eines Partners an, die menschliche<br />
Sprache zu imitieren. Die Geschlechtbestimmung von Vögeln<br />
ist dann nicht einfach, wenn, wie im Falle von Hahns Zwergaras,<br />
beide Geschlechter völlig gleich aussehen. Erst wenn sie etwas<br />
älter sind, kann man sie eventuell an Hand ihrer unterschiedlichen<br />
Größe auseinanderhalten. In der Vergangenheit war nur eine<br />
Geschlechtsbestimmung endoskopisch, wenn auch mit hohem Risiko<br />
möglich. Heute steht dafür die PCR zur Verfügung. Polymerase<br />
chain reaction ist eine Technik, bei der von bestimmten Abschnitten<br />
der DNA eine Vielzahl von Kopien angefertigt wird. PCR dient zum<br />
Nachweis von Infektionserregern, wie Bakterien und Viren, zur Erkennung<br />
von Erbkrankheiten – aber auch zum Nachweis der Vaterschaft.<br />
Auch bösen Tätern ist man mit der PCR erfolgreich auf der<br />
Spur. Peter gab für diesen Test nur unter Protest eine Feder her.<br />
Wahrscheinlich wusste er warum, denn siehe da, Peter war ein Weibchen.<br />
Uns war es gleich, doch von da an nannten wir sie Petrine.<br />
Als Petrine zwei Jahre alt wurde, wollten wir ihrem Leben einen<br />
Sinn geben und natürlich den Spass nicht übersehen. Paul als ihr<br />
neuer Partner kam ins Vogelhaus. Beide gewöhnten sich schnell<br />
aneinander. Petrine wurde von ihren Ara-Eltern, Paul dagegen von<br />
<strong>Menschen</strong>hand aufgezogen, und dieser Unterschied, das sind jedenfalls<br />
unsere Erfahrungen, macht sich auch im Verhalten und in der<br />
Anfälligkeit gegenüber Krankheiten bemerkbar. Paul lag ständig<br />
mit einem getrennt gehaltenen, aber immer für die beiden sichtbaren<br />
Nymphensittichpärchen im Clinch und zeigte sich uns, vor<br />
allem aber Gerda gegenüber, mal freundlich, mal „bissig“ – oder er<br />
hatte keine Lust, mit uns zu kommunizieren. Entsprechend seiner<br />
Verfassung rupfte er sich und zeigte sich dann – ungeniert – halb<br />
nackt. Dieser Zustand hielt aber nie lange an, er kletterte nach einiger<br />
Zeit wieder anständig angezogen im mit Pflanzen und Ästen ausgestatteten<br />
Gehege herum. Petrine lässt dies alles kalt, sie zeigt sich –<br />
mit Ausnahme ihrer frühen Jugend – immer gleich. Sie ist bissig.<br />
Zur effektiven Trennung von Nymphensittich- und Papageienpaar<br />
hatte ich ein Doppelgitter aus handelsüblichem, verzinktem<br />
Stahl angebracht. Schon kurz danach ging es Paul, nicht aber seinen<br />
anderen Mitbewohnern so schlecht, dass wir ihn zu den Spezialisten<br />
Dr. Bürkle und Dr. Britsch nach Karlsruhe bringen mussten.<br />
Es stellte sich schließlich heraus, dass er sich eine Zinkvergiftung<br />
zugezogen hatte. Es dauerte einige Monate, bis er wieder seinem<br />
alten Macho-Leben nachgehen konnte.<br />
Inzwischen leben Petrine und Paul schon zwölf Jahre bei uns.<br />
Wir haben das Nymphensittichpaar bei Verwandten untergebracht,<br />
alle Materialien, die Zink enthalten könnten, aus der Voliere entfernt,<br />
überlassen die beiden überwiegend sich selbst und sehen, dass<br />
den beiden diese Kur bestens bekommt: Sie zeigen sich in ihrem<br />
schönen grünen Gefieder, aber bissig.<br />
> Dr. Gerhard Schilling<br />
Wissenschaftlicher Schriftleiter <strong>hundkatzepferd</strong><br />
<strong>hundkatzepferd</strong> 05|09 1