Menschen - hundkatzepferd
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<strong>Menschen</strong> – Tiere – Wartezimmer –<br />
Zitternd bat ich die Sprechstundenhilfe:<br />
„Brauche dringend einen Termin. Meinen<br />
Hund hat es erwischt. Er sieht ganz schrecklich<br />
aus.“ Ihre Antwort produzierte Adrenalin.<br />
„Wie bitte? Sie haben keinen Termin frei?<br />
Soll ich mich etwa drei Stunden ins Wartezimmer<br />
setzen?“ Meine Stimme wurde von<br />
bemitleidenswert in aggressiv umgestellt<br />
(Nicht zu fassen, Waldi hat nicht gefressen –<br />
und er frisst sonst immer – diese Kuh ...).<br />
„Ich trage Sie ein. Aber stellen Sie sich auch<br />
auf Wartezeit ein. Hier ist es proppenvoll“,<br />
stoppte mich die sicher ziemlich hässliche<br />
Sprechstundenhilfe und legte auf. Hin- und<br />
hergerissen zwischen meiner Reputation<br />
als emanzipierte Frau und meinem Widerwillen<br />
gegen ärztliche Praxen mit muffelnden<br />
<strong>Menschen</strong> und Tieren entschied ich mich<br />
dann doch für den Arztbesuch. Schließlich<br />
geht es um meinen Waldi. Ich schleppte<br />
mich zur Anmeldung, Waldi, völlig unbeeindruckt,<br />
zerrt an der Leine und sucht<br />
Blickkontakt zu einer schläfrigen Hundemaus,<br />
die sicher noch nicht einmal einen<br />
ordentlichen Stammbaum besitzt. Des Doktors<br />
blonder Terminkalender begrüßt mich<br />
mit einem „Da sind Sie ja“. Den guten Tag<br />
hat sie wohl weggenuschelt. Routiniert<br />
macht sie ein flottes Häkchen hinter meinen<br />
Namen. Waldi sagt zum ersten Mal „Wau“<br />
und ich bin sicher, sie hat ihre Haare blondiert<br />
– wie fast alle Blonden.<br />
Als ich das Wartezimmer betrat, bekam<br />
meine Nase einen ordentlichen Schlag, von<br />
dem sie sich in der nächsten Stunde nicht<br />
wieder erholte. Ein Gemisch aus feuchter<br />
Wolle, Schweiß und einem meine Nase<br />
quälendenden Duftwässerchen quoll mir<br />
entgegen. Mensch und Tiere muffelten um<br />
die Wette und die Enge des Zimmerchens,<br />
das sich Wartesaal nennt, unterstützte diese<br />
Duftolympiade. Wie Hühner auf der Stange<br />
quetschten sich in der Mehrzahl Frauen auf<br />
die unbequemen Stühlchen, die sicher mit<br />
Unterstützung des blonden Empfangsschrecks<br />
– Kleidergröße 36 – ausgesucht wurden.<br />
Mein „Guten Morgen“ ging unter. Der<br />
Dobermann knurrte kurz, die zwei Katzenbabys<br />
in der schmuddeligen Wolldecke auf<br />
der Dicken rechts versuchten, unsichtbar<br />
zu werden.<br />
Die Patientenhalter – <strong>Menschen</strong> mit<br />
Tieren – stapelten sich förmlich in diesem<br />
Mauseloch von Wartezimmer. Die zerfled-<br />
36 <strong>hundkatzepferd</strong> 05|09