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8 Mach mit! Der Jakobsweg Den Brauch des Pilgerns gibt es in fast allen Religionen. Er geht von der Erfahrung aus, dass an einem bestimmten Ort oder auf einem Weg die göttlichen Kräfte in besonderer Weise wirksam werden. In den letzten Jahren wurde der alte Pilgerweg, der Jakobsweg, durch Niederösterreich wieder neu entdeckt. Viele Menschen entdecken den Pilgerweg, weil sie einmal einige Zeit „aussteigen“ wollen, weil sie an einer Lebenswende stehen oder weil sie Orientierung suchen. Viele Pilger machen diesen Weg in Mehrjahresetappen. Der Weg bringt den Geist in Bewegung: die Natur sehen und erleben auf vielfältige Weise. Pilgern ist eine Gotteserfahrung. Pilgern ist „Beten mit den Füßen“. Neben vielen anderen prachtvollen Stiften, Klöstern und Kirchen, wie zum Beispiel die beiden Benediktinerstifte Göttweig und Melk, liegt auch das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg auf dem Jakobsweg. In vielen Pilgerbroschüren wird das Stift Herzogenburg als Pilgerstation ausgewiesen. Jede Woche kommen einige Pilger zu uns und werden unentgeltlich aufgenommen. Wir haben eine neue Pilgerherberge ausgebaut mit insgesamt 24 Betten und mit Duschen und WC. Die Pilger werden als unsere Gäste zum Chorgebet der Stiftsgemeinschaft und zum Essen eingeladen. Dadurch lernen wir immer spannende, hoch motivierte Menschen kennen und es ergeben sich gute Gespräche, die beide Seiten berühren. Leben als Christ Foto:Thomas-Max-Müller/pixelio.de Heiliger Jakobus Festtag: 25. Juli Auch Heilige haben eine Lobby. Der Grad ihrer Verehrung, ihre Bekanntheit und Wertschätzung – diese hängen sehr oft von Äußerlichkeiten ab. Die Popularität eines Heiligen wächst, wenn besondere Ereignisse auf sein Heiligenfest fallen oder markante Lostage mit dem Namen eines Heiligen verbunden werden – oder gar Wunder und Wunderbares im Zusammenhang mit diesem Heiligen geschehen. Das ist beim hl. Apostel Jakobus der Fall. Das Grab dieses Heiligen im nordspanischen Santiago de Compostela wirkt wie ein Magnet. Zum Heiligtum von Santiago führen durch ganz Europa Pilgerwege. Im Hochmittelalter kamen mehr Pilger nach Santiago als nach Rom und Jerusalem. Eine prachtvolle Kathedrale wurde über dem Apostelgrab gebaut. Über dem Hochaltar steht eine monumentale Jakobsstatue, die von den Pilgern umarmt wird, um so die Verbundenheit mit dem Heiligen zu zeigen. Millionen Menschen haben diesen Ritus schon vollzogen. – In der Krypta unter dem Altar befinden sich in einem Silberschrein die Gebeine dieses Heiligen. Allerdings hat der Jakobuskult auch eine dunkle Seite. Jakobus wird als Schutzheiliger der Reconquista – der blutigen Rückeroberung Spaniens von den Mauren – und als Patron der Conquista – der blutigen Eroberung Lateinamerikas – bezeichnet. Er trägt den zweifelhaften „Ehrentitel“: „Mauren“- und „Indiotöter“. Man kann auch Heilige missbrauchen. Was sagt die Bibel über Jakobus? Er war der Sohn des Zebedäus, der Bruder des Apostels Johannes und Fischer in Bethsaida. Zusammen mit seinem Bruder wurde er von Jesus direkt aus dem Fischerboot zur Nachfolge gerufen. Scheinbar hatten beide Brüder ein heftiges Temperament, das ihnen den „Spitznamen“ „Donnersöhne“ einbrachte. Jakobus gehört in den inneren Kreis der Apostel und ist so Zeuge der Verklärung Jesus aber auch seines Angstgebetes am Ölberg. – Im Jahr 44 wird Jakobus als erster Apostel von König Herodes Agrippa I. hingerichtet. In vielfacher Hinsicht bleibt für uns der Apostel ein Vorbild. Er lebt uns eine große Vertrautheit mit Jesus vor: in den entscheidenden Stunden der Verklärung und des Ölbergs ist er an der Seite des Herrn. – Nach Tod und Auferstehung ist Jakobus Bischof der ersten Christengemeinde von Jerusalem. Er hält diese junge Gemeinde zusammen und bemüht sich, sie zu stärken und zu leiten. Dadurch zeigt er seine wahre Jüngerschaft. – Schließlich macht uns die Pilgerbewegung zum Grab des hl. Jakobus aufmerksam, dass jeder Mensch ein Pilger ist. Und das II. Vatikanische Konzil bezeichnet die Kirche insgesamt als „Volk Gottes auf dem Weg durch die Zeit.“ Übrigens ist heuer ein heiliges Jahr in Santiago de Compostela. Das wird dann gefeiert, wenn der Jakobustag an einen Sonntag fällt. Millionen Pilger besuchen das Grab dieses Heiligen und durchschreiten – wie in Rom – eine Hl. Pforte. Gott segne Sie! Propst Mag. Maximilian Fürnsinn, Abt des Stiftes Herzogenburg
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