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Foto: hch<br />
PORTRAIT<br />
Birgit Hohlweg – ein Leben mit<br />
<strong>und</strong> für Pferde<br />
38<br />
Reiten ist für Birgit Hohlweg kein<br />
Hobby, sondern eine Passion. Kaum<br />
konnte sie l<strong>auf</strong>en, hatte sie nur einen<br />
Wunsch – nämlich r<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>s Pferd.<br />
„Ich habe mit etwa zwei Jahren <strong>das</strong><br />
erste Mal im Sattel gesessen“, erzählt<br />
die heute 46 Jahre alte Reiterin, die mit<br />
ihren Pferden <strong>auf</strong> dem Freudenbergerhof<br />
im rheinland-pfälzischen Zweibrücken<br />
wohnt. Derzeit teilt sie ihr Reich<br />
mit insgesamt vier Pferden, die sie<br />
komplett selbst versorgt.<br />
Ihr Onkel Manfred Guth, dem zusammen<br />
mit Familie Schmal der Freudenbergerhof<br />
gehört, sei früher im Zuge<br />
von Ausritten <strong>und</strong> Jagden immer mit<br />
den Reitern <strong>auf</strong> dem Gehöft eingekehrt<br />
<strong>und</strong> habe sie während der Rast <strong>auf</strong> seinem<br />
Pferd r<strong>und</strong>geführt.<br />
„Da es in meiner Verwandtschaft sehr<br />
viele Reitersleute gibt – wie zum Beispiel<br />
Gerd Hauter <strong>und</strong> Familie – bin<br />
ich mit der Reiterei <strong>auf</strong>gewachsen, <strong>das</strong><br />
Faible für Pferde wurde mir quasi in<br />
die Wiege gelegt.“ Bei den obligatorischen<br />
Verwandtschaftsbesuchen sei sie<br />
immer besonders brav gewesen <strong>und</strong><br />
habe st<strong>und</strong>enlang am Kaffeetisch ausgeharrt,<br />
um dann für fünf Minuten in<br />
den Stall oder <strong>auf</strong>s Pferd zu dürfen.<br />
„Meine Eltern, die selbst nicht geritten<br />
sind, hatten keine Chance dagegen<br />
anzukommen – ich wollte es unbedingt<br />
<strong>und</strong> war nicht von den Pferden abzubringen.“<br />
Mit elf Jahren habe sie dann endlich bei<br />
Conny Wallner, dem Reitlehrer des RV<br />
Einöd, anfangen dürfen, im Schulbetrieb<br />
richtig reiten zu lernen. „Mein<br />
Onkel besaß damals eine dreijährige<br />
Stute namens Attacke, die er selbst<br />
gezogen hatte. Als sie etwa ein Jahr<br />
unter dem Sattel war, durfte ich sie dann<br />
reiten <strong>und</strong> habe sie – im Rahmen meiner<br />
bescheidenen Möglichkeiten – in seinem<br />
Auftrag für die Fuchsjagden trainiert.<br />
Das heißt, ich bin mit seinem Bruder<br />
st<strong>und</strong>enlang ins Gelände geritten<br />
oder habe sie in der Bahn bewegt, natürlich<br />
immer unter Aufsicht.“ Im Alter<br />
von 17 Jahren sei sie dann mit diesem<br />
Pferd ihre erste Vielseitigkeit geritten.<br />
„Bei Conny Wallners Geburtstag im<br />
Jahr zuvor war verabredet worden,<br />
<strong>das</strong>s der RV Einöd in der Vielseitigkeit<br />
eine Jugendmannschaft stellen sollte<br />
<strong>und</strong> deshalb wurden alle dafür in Frage<br />
kommenden Jugendlichen dafür rekrutiert<br />
– darunter eben auch ich.“<br />
Am Ende seien sogar drei Mannschaften<br />
zustande gekommen, die dann<br />
unter anderem von Klaus Reitnauer ein<br />
halbes Jahr lang kostenlos trainiert<br />
wurden <strong>und</strong> dann tatsächlich bei der<br />
Vielseitigkeit in Illingen an den Start<br />
gegangen seien.<br />
„Parallel zum Reiten habe ich mit<br />
zwölf Jahren angefangen zu voltigieren<br />
<strong>und</strong> mich da über lange Zeit auch<br />
turniermäßig sehr stark engagiert.“ Als<br />
sie mit 16 Jahren wegen der damaligen<br />
Altersgrenze mit dem Gruppenvoltigieren<br />
<strong>auf</strong>hören musste, habe sie<br />
zunächst nur noch für <strong>das</strong> Einzelvoltigieren<br />
trainiert. „Das habe ich dann<br />
gemacht, bis ich 25 Jahre alt war.“<br />
Nach dem Her<strong>auf</strong>setzen der Altersgrenze<br />
habe sie zudem mit 18 Jahren<br />
selbst als Trainerin eine Gruppe übernommen.<br />
„Im Einzelvoltigieren war<br />
ich sechs Mal Saarlandmeisterin. Drei<br />
Mal hintereinander <strong>und</strong> dann – nach<br />
einer einjährigen Pause wegen eines<br />
gebrochenen Fußes – wieder drei Mal<br />
hintereinander. Bei der letzten Saarlandmeisterschaft<br />
bin ich sogar mit<br />
meinem eigenen Pferd Elliot gestartet,<br />
den ich mir als 22-Jährige selbst<br />
gek<strong>auf</strong>t habe.“<br />
Im Gruppenvoltigieren zieren mehrere<br />
Vize-Meistertitel ihr Erfolgskonto.<br />
Auch <strong>auf</strong> mehrere internationale Auftritte<br />
kann sie in ihrer Voltigierkarriere<br />
zurückblicken. So ging sie unter anderem<br />
in der Schweiz an den Start, von<br />
wo sie – mit dem dritten Platz im<br />
Gepäck – zufrieden nach Hause<br />
zurückkehrte. „Auf die Süddeutsche<br />
Meisterschaft in Stuttgart bin ich sogar<br />
zwei Mal ohne Pferd gefahren <strong>und</strong> bin<br />
dann dort mit einem geliehenen<br />
Fremdpferd gestartet. Wenn man flexibel<br />
genug ist, geht auch <strong>das</strong>.“<br />
Obwohl sie in jungen Jahren oft darüber<br />
nachgedacht habe, auch beruflich<br />
mit Pferden zu arbeiten, sei sie immer<br />
wieder von dieser Idee abgekommen.<br />
„Bei allem Spaß an der Sache konnte<br />
ich den finanziellen Aspekt einfach nie<br />
außer Acht lassen. Ich habe ja damals<br />
schon ein eigenes Pferd gehabt, <strong>das</strong> ich<br />
finanzieren musste. Zudem musste ich<br />
mir immer wieder die Frage stellen,<br />
wie lange der Körper <strong>das</strong> harte Berufsreiten<br />
wirklich ohne Probleme mitmacht.<br />
Denn was kommt danach? Ich<br />
lasse mir auch gern Zeit mit meinen<br />
Pferden, was nicht so gut geht, wenn<br />
man sehr viele Pferde erfolgreich reiten<br />
muss, um davon leben zu können.“<br />
Als C-Trainerin <strong>und</strong> Voltigierwart<br />
beim Gruppenvoltigieren habe sie<br />
schon früh gemerkt, <strong>das</strong>s sie sich gern<br />
mit Menschen beschäftige – vor allem<br />
mit jungen Menschen. „Also habe ich<br />
mich für <strong>das</strong> Lehramt an Gymnasien<br />
entschieden <strong>und</strong> in Saarbrücken dann<br />
Sport <strong>und</strong> Biologie studiert <strong>und</strong> unterrichte<br />
jetzt in Zweibrücken.“<br />
Zwei ihrer besonderen Steckenpferde<br />
seien zum einen die Dreikämpfer in<br />
ihrem Einöder Stammverein <strong>und</strong> zum<br />
anderen der saarländische <strong>und</strong> rheinland-pfälzische<br />
Nachwuchs in der<br />
Vielseitigkeitsreiterei. Als Sportlehrerin<br />
für diese Aufgabe prädestiniert,<br />
„opfert“ sie daher mit Begeisterung<br />
ihre Freizeit, um mit den Kids dafür zu<br />
Fortsetzung Seite 40