11.07.2015 Aufrufe

Das Testament des Hlg. Franz von Assisi - Christian Rüther

Das Testament des Hlg. Franz von Assisi - Christian Rüther

Das Testament des Hlg. Franz von Assisi - Christian Rüther

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

er anführt, daß der Herr ihm diese Anordnungen gegeben hat.Letztlich ist eine Anordnung nur soviel wert, wie die Angeordneten bereit sind, demzu folgen. Und genau hier gab es nach dem Tode <strong>von</strong> <strong>Franz</strong> einigeAuseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Gruppierungen im Orden, diesoweit führten, daß sie 1230 um Klärung beim ehemaligen Kardinalprotektor unddamaligen Papst Gregor IX. baten. Er setzte daraufhin das <strong>Testament</strong> rechtlich außerKraft und riß den doppelten Schutzwall einfach nieder.<strong>Das</strong> <strong>Testament</strong> ist auf dem Fundament der Regel geschrieben, <strong>Franz</strong> nimmt selbstmehrmals Bezug auf die Regel und spricht da<strong>von</strong>, daß das <strong>Testament</strong> "Erinnerung,Ermahnung, Aufmunterung" für seine Brüder ist, um die Regel besser zu verstehenund danach zu leben. Sie sollen sich der Nachfolge Christi hingeben, einfacheKleidung tragen, mehr handwerklich arbeiten als Betteln und sich an dieGebetsvorschriften halten.Die Änderungen im <strong>Testament</strong> im Vergleich zur Regel sind deutlich, schärfer abernicht wesentlich. Viel wichtiger scheinen mir die Schutzfunktion gegenüber derrömischen Kurie (doppelter Schutzwall) und der zornige, fast radikale Aufruf an dieMitbrüder zum strengen Einhalten der Regel und der Nachfolge Christi zu sein. <strong>Franz</strong>möchte verhindern, daß seine Brüderschaft weiter verweichlicht, daß sie sich weiter<strong>von</strong> seinem radikalen Ideal entfernt.Offen bleibt die Frage, warum <strong>Franz</strong> nicht ebenso eindeutig das Geldverbothervorgehoben hat, was nur ein paar Jahre nach seinem Tod durch den Bau derGedächtnisbasilika verletzt wurde und sicherlich schon zu Lebzeiten <strong>von</strong> <strong>Franz</strong>iskusein Problem darstellte. Auffällig ist auch, daß <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> seinem milden Ton undversöhnlichen Miteinander abgeht, indem er rigoros befiehlt (streng im Gehorsam)und unerbittlich strafen will (wenn das Offizium nicht gebetet wird).Und dieser Zorn wirft ein Licht auf den Menschen <strong>Franz</strong>, der nicht durch denWeichzeichner mancher Legenden oder die Verklärung zum Heiligen ideal,unerreichbar gut und rein dargestellt wird, sondern als ein alter zorniger undverbitteter Mann, der sein Lebenswerk einstürzen sieht.26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!