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Das Testament des Hlg. Franz von Assisi - Christian Rüther

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Ordensgemeinschaften. Die <strong>Franz</strong>iskaner und Dominikaner dienten so der Kirche alsanerkannter Gegenpol zu den außerkirchlichen Häresiebewegungen der damaligenZeit, auch wenn es dadurch immer wieder zu innerkirchlichen Auseinandersetzungenkam (Armutsstreit).Protagonisten der kirchlichen Denkweise sind zum einen der Generalminister <strong>des</strong>Ordens Elias <strong>von</strong> Cortona, und der Generalprotektor <strong>des</strong> Ordens Hugolino <strong>von</strong> Ostia,der spätere Papst Gregor IX.Hugolino <strong>von</strong> Ostia 17 nahm schon ab 1215 die Rolle eines besonderen Beschützers <strong>von</strong><strong>Franz</strong> und seinen Brüdern ein. So setzte sich <strong>Franz</strong> nach seiner Rückkehr aus demOrient beim Papst für die Einsetzung Hugolinos als Kardinalprotektor <strong>des</strong> Ordens ein,der mit umfangreichen Vollmachten ausgestattet werden sollte. In dieser Funktionals Kardinalprotektor war er maßgeblich an der Ausformulierung der Regula bullatabeteiligt und nahm nach dem Tod <strong>von</strong> <strong>Franz</strong>iskus und als neugewählter Papst Gregornun mit apostolischer Autorität Einfluß auf die Gemeinschaft. "Sein Ziel war zu allenZeiten das gleiche: nämlich der Bewegung ihre radikale, für das herrschendeKirchensystem und die Orthodoxie gefährliche Spitze zu nehmen, nichts<strong>des</strong>towenigeraber ihren Elan und die Lebenskraft ihrer zahlreichen Mitglieder in den Dienst derrömischen Kirche zu stellen." 18Mit dem Generalminister Bruder Elias <strong>von</strong> Cortona hatte Hugolino einen ähnlichdenkenden Verbündeten an der Spitze der franziskanischen Gemeinschaft. Elias wareine Persönlichkeit <strong>von</strong> überragenden Fähigkeiten, wofür nicht "nur das Vertrauen,das <strong>Franz</strong>iskus in seine organisatorischen und administrativen Talente setzte,sondern auch die vielfältigen und schwierigen Aufgaben [sprechen], mit denen erspäter sowohl vom Papst wie vom Kaiser betraut wurde." 19 Auch wenn er mit derBekanntgabe der Stigmen nach <strong>Franz</strong>ens Tod entscheidend <strong>des</strong>sen Ruhm undEinzigartigkeit steigerte, so hat er mit der Organisation vom Bau der Grabeskirchedeutlich und offensichtlich die Ideale <strong>des</strong> <strong>Franz</strong>iskus mißachtet. Ihm ging es anscheinendvielmehr um das eigene Fortkommen sowie das Wachstum und die Ehreder Ordensgemeinschaft.Ein kranker <strong>Franz</strong>iskus, der in seinen letzten Lebensjahren versucht, so radikal wie inden Anfangsjahren zu leben, steht einer rasant wachsenden Gemeinschaft gegenüber,die sich <strong>von</strong> ihrem ursprünglichen Ideal entfernt hat, innerlich zerstritten ist und <strong>von</strong>Mächten geleitet und beeinflußt wird (Hugolino und Elias), die mehr um dasWachstum der Gemeinschaft und um die Eingliederung unter das Dach derrömischen Kirche bemüht sind, als darum, radikal dem Evangelium zu folgen.17 vgl. Feld, Helmut: <strong>Franz</strong>iskus, 1994, S. 319-22, zu seiner Person und seinem Charakterausführlicher, S. 322-35.18 Feld, Helmut: <strong>Franz</strong>iskus, 1994, S. 346.19 Feld, Helmut: <strong>Franz</strong>iskus, 1994, S. 355.8

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