Im Gespräch wie etwa über <strong>de</strong>n CO2-Ausstoß einer Fahrzeugflotte unsere Hersteller mit ihren typischenFlottenzusammensetzungen nicht einseitig benachteiligen. Das wäre Umweltpolitik auf Kosten <strong>de</strong>r Standortpolitik. Das Thema Energie wird uns auf Dauer beschäftigen. Der weltweite Energiemarkt hat ein paar Spieler hinzu bekommen, in einer Größenordnung, die wir bisher nicht kannten – China, Indien und <strong>de</strong>r gesamte ehemalige Ostblock. Der Energiehunger ist ungestillt und von Energieeffizienz ist man dort noch weit entfernt. Den Weltmarkt wird daher ein <strong>de</strong>utsches Energiesparverhalten kaum beeinflussen, was aber nicht heißt, dass wir nachlassen dürfen. Allerdings ist es notwendig, mehrgleisig zu fahren. Umweltverträglichkeit als Kaufkriterium wichtiger Das sind die Richtungen: 1. Energieeffizienz, das heißt sparsamere Autos auch mit Mineralölbetrieb, 2. die För<strong>de</strong>rung alternativer Kraftstoffe, auch das Thema Biosprit, das differenziert betrachtet wer<strong>de</strong>n muss und 3. weitere Forschung bei <strong>de</strong>n Automobilherstellern, um einen unabhängigen Weg vom Mineralöl zu fin<strong>de</strong>n. Ich schätze, dass wir bei einem Blick in die Zukunft in zehn Jahren eine ganz an<strong>de</strong>reFuhrparkzusammensetzung haben wer<strong>de</strong>n. Ist durch die anhaltend hohen Spritpreise bei <strong>de</strong>n Händlern ein Trend bei <strong>de</strong>n Neuwagen zu kleineren Autos spürbar? Temiz: Das ist nicht nur ein Trend, son<strong>de</strong>rn auch eine Notwendigkeit. Die Menschen haben einfach nicht mehr diese Kaufkraft, die sie über Jahrzehnte hatten. Dieses „Downsizing“, das alle Hersteller trifft, ist bei Toyota 26 LEOAKTIV zum Glück schnell erkannt wor<strong>de</strong>n. Wir haben jetzt schon eine sehr gute Aufstellung bei <strong>de</strong>n Kleinwagen und wer<strong>de</strong>n im Januar mit zwei weiteren Mo<strong>de</strong>llen nachziehen, weil die Leute sowohl in <strong>de</strong>r Anschaffung als auch beim Tanken sparen müssen. Der Trend wird sich sicherlich in Zukunft weiter verstärken. Schindler: Auch wir spüren eine verstärkte Nachfrage nach sparsamen und umweltverträglichenFahrzeugen. Die Weltbevölkerung und damit <strong>de</strong>r Mobilitätsbedarf wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nächsten Jahrzehnten drastisch anwachsen. Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n die natürlichen Ressourcen immer knapper. Hinzu kommen unterschiedliche Vorgaben <strong>de</strong>r Gesetzgeber hinsichtlich <strong>de</strong>r Umweltverträglichkeit von Fahrzeugen. Beispielhaft dafür: In vielen europäischen Städten gibt es bereits Umweltzonen. Diese Entwicklungen wirken sich auch auf das Kaufverhalten aus. Neben wirtschaftlichen Faktoren, vor allem steigen<strong>de</strong>n Kraftstoffpreisen, wird auch die Umweltverträglichkeit als Kaufkriterium immer wichtiger. Binninger: Daran ist letztend- lich auch <strong>de</strong>r Dreiliter-Lupo von VW gescheitert. Der verbrauchsarme Motor wäre für die Ingenieure machbar. Der Kun<strong>de</strong> will aber auch elektrische Fensterheber und weiteren Komfort, die wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>n Verbrauch nach oben treiben. Das war bei <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll nicht <strong>de</strong>r Fall. Technologien wie die Brennstoffzelle o<strong>de</strong>r Elektromotoren sind bereits in <strong>de</strong>r Erprobung. Serientauglich für die Massenanwendung sind sie aber noch nicht. Wir wer<strong>de</strong>n daher Zwischenschritte benötigen. Der Verbrennungsmotor wird sicher nicht von einem auf <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Tag durch eine Technologie abgelöst, wenn überhaupt. Aber <strong>de</strong>n Druck von Seiten <strong>de</strong>r Bürger haben wir jetzt schon. Effizienz ist sicherlich <strong>de</strong>r erste Schritt, <strong>de</strong>r aber, das darf man nicht unterschlagen, auch mit <strong>de</strong>m individuellen Fahrstil zusammen hängt. Weiter muss auch das Thema Biosprit verfolgt wer<strong>de</strong>n. Temiz: Da könnte die Politik ansetzen, in<strong>de</strong>m sie Pluspunkte für Schulungen zum sparsamen Fahren setzt. Da wären Schulungen und Fahrstun<strong>de</strong>n möglich. <strong>Ein</strong> weiterer Punkt wäre <strong>de</strong>r poli- Aydin Temiz plädiert für Schulungen zum sparsameren Fahrverhalten Foto: jd tische Wille für grüne Wellen in Innenstädten. Da wären viel Sprit und Abgase gespart, wenn die Autofahrer nicht auf 500 Meter Fahrt mehrmals an roten Ampeln anhalten müssen. Bei diesen Zwischenschritten sind wir alle als Unternehmer, Politiker o<strong>de</strong>r Bürger gefor<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>nn spätestens ab 2010 wer<strong>de</strong>n die eben gefor<strong>de</strong>rten Fahrzeuge von allen Herstellern angeboten. Das geht jetzt schon auf <strong>de</strong>m US-amerikanischen Mark los. Wir predigen oft Wasser, aber trinken doch Wein. Tempolimit auf Autobahn kein großes Sparpotential Binninger: Die Spritsparkurse sind ja heute Teil <strong>de</strong>s Fahrschulunterrichts. So erreicht man zumin<strong>de</strong>st die Fahranfänger. Alle, die schon einen Führerschein haben, erreicht man allerdings nicht mehr. Mich haben Bürger angesprochen und gefragt, warum man diese Kurse nicht nachträglich verpflichtend macht. Ich halte nichts von einem Zwang, vielleicht wäre es aber wirkungsvoller, wir för<strong>de</strong>rn die Teilnahme für sparsames Fahrverhalten, in<strong>de</strong>m die Kosten für einen solchen Kurs bei <strong>de</strong>r Steuer absetzbar sind. Das wäre auch einfacher als die Diskussion, ab welchem Kilometer zahlen wir nun die Pendlerpauschale. Temiz: Das wäre doch super. Wäre ein Tempolimit von 130 auf <strong>de</strong>r Autobahn nicht viel einfacher? Binninger: Die Menge, die damit beeinflusst wer<strong>de</strong>n kann, halte ich im Verhältnis zu einer grundsätzlich sparsamen Fahrweise für sehr klein. Auf <strong>de</strong>r Autobahn gibt es kaum noch länger zusammenhängen<strong>de</strong> Streckenabschnitte, die nicht bereits durch Tempo 100 o<strong>de</strong>r 120 beschränkt sind.
LEOAKTIV 27