[MEET THE EXPERT] - Medical Cluster
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Regulatorische Anforderungen an Zulieferer für die Medizintechnikindustrie<br />
Rolf Lietzke, Chemgineering Business Design AG, Pratteln<br />
EINLEITUNG: Die Medizintechnik in Europa<br />
wird seit rund 20 Jahren reguliert. Die erste<br />
publizierte und in Kraft gesetzt Direktive 90/385<br />
[1] betraf die aktiven Medizinprodukte, gefolgt<br />
von der 93/42 für die nicht-aktiven MP [2] und der<br />
IVD (98/79) [3] in 1998. Hat sich der „New<br />
Approach“ bewährt? Wie gehen Hersteller und<br />
Zulieferer mit den 2007 geänderten Anforderungen<br />
um?<br />
ANFORDERUNGEN: Die Direktiven sind<br />
produktorientiert und definieren die Anforderungen<br />
an Leistung und Sicherheit des MP über die<br />
„Grundlegenden Anforderungen“ (GA). Die<br />
Gesamtverantwortung für das Medizinprodukt<br />
wird in Europa dem „Inverkehrbringer“<br />
zugeordnet. Sowohl die Entwicklung und<br />
Auslegung des Produktes als auch dessen<br />
Herstellung werden durch die GA angesprochen.<br />
Werden diese Aktivitäten an Lieferanten delegiert,<br />
so muss der Hersteller sicherstellen, dass die<br />
Anforderungen nachweislich eingehalten werden.<br />
Im Gegensatz zur US-amerikanischen Regulierung,<br />
die detaillierte Anforderungen produktspezifisch<br />
bestimmt, sind die Anforderungen in Europa<br />
allgemein gehalten („New approach“). Die<br />
technische Konkretisierung erfolgt durch<br />
harmonisierte Normen, die – obwohl sie rechtlich<br />
nicht verpflichtend sind – durch die Forderung,<br />
den Stand der Technik zu berücksichtigen, eine<br />
hohe Bedeutung bekommen. Zeitlich hinken<br />
Gesetze und Normen aber den neuesten<br />
Erkenntnisse hinterher, sodass oft zusätzliche<br />
Interpretationen, Auslegungen und Empfehlungen<br />
herausgegeben werden, um die fehlenden<br />
Regelungen zu ersetzen.<br />
Qualitätssicherung zu betreiben ist eine<br />
Anforderung an die Organisationsform der<br />
Hersteller und führt in der Regel zum Aufbau von<br />
QM Systemen nach ISO 13485, um die<br />
Anforderungen der Direktiven zu erfüllen. Die<br />
Anforderungen an die Überwachung von<br />
Lieferanten sind durch die letzten Änderungen der<br />
MP Direktiven (2007/47/EG) erhöht worden.<br />
Der Hersteller muss darlegen, wie er die<br />
Lieferanten steuert:<br />
„— falls Auslegung, Herstellung und/oder<br />
Endkontrolle und Prüfung des Produkts oder von<br />
Produktbestandteilen durch einen Dritten erfolgt:<br />
Methoden zur Überwachung der wirksamen<br />
Anwendung des Qualitätssicherungssystems und<br />
insbesondere Art und Umfang der Kontrollen,<br />
denen dieser Dritte unterzogen wird”<br />
Hierzu zählen Erstellung und Änderungen von<br />
Spezifikationen, Rohstoffe und Materialien,<br />
Qualifizierung von Ausrüstungen, Validierung von<br />
Prozessen und Verfahren, organisatorische<br />
Verantwortungen, Umgang mit Abweichungen,<br />
Reklamationen und CAPAs (Corrective and<br />
preventive actions). Eine rein vertragliche<br />
Regelung wird nicht ausreichen, sondern der<br />
Hersteller muss seine Lieferanten wirksam<br />
überwachen.<br />
SCHLUSSFOLGERUNG:<br />
Die europäische Lösung mit dem „New approach“<br />
und der hohen Eigenverantwortlichkeit der<br />
Hersteller, mit CE Kennzeichnung und Marktüberwachung<br />
der Produkte als Alternative zu einer<br />
Produktzulassung und Prüfung durch Behörden hat<br />
sich grundsätzlich bewährt; die entdeckten Lücken<br />
wurden durch die Direktive 2007/47 geschlossen.<br />
Zukünftig wird die Überwachung von Produkten<br />
und QM Systemen vermehrt auch die Lieferanten<br />
betreffen – einschliesslich Audits durch Benannte<br />
Stellen.<br />
REFERENZEN:<br />
[1] Council Directive 90/385/EEC of 20 June 1990 on<br />
the approximation of the laws of the Member States<br />
relating to active implantable medical devices<br />
[2] Council Directive 93/42/EEC of 14 June 1993<br />
concerning medical devices<br />
[3] Directive 98/79/EC of the European Parliament and<br />
of the Council of 27 October 1998 on in vitro diagnostic<br />
medical devices<br />
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