Auf unseren Spuren - Model Holding AG

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GESCHICHTE Auf Model's Spuren • Louis Model, geboren 1847, ist der Gründer der heutigen Model Gruppe. In Plochingen lernt er bei seinen Verwandten Werkzeugmacher. Sein Vater war ursprünglich Weingärtner und später Papiermacher in der Handpappenfabrik Schäuffele in Heilbronn. Während seiner Lehr- und Wanderjahre findet er Gefallen an der Gegend von Ermatingen. Er hinterlässt deshalb den Auftrag, ihn zu informieren, falls ein geeignetes Werkstattgebäude mit Wasserkraft zu verkaufen sei. • Am 29. Mai 1882 kauft Louis Model die untere Mühle in Ermatingen. Hier stellt er Handpappe her, die bereits damals mehrheitlich auf dem Rohstoff Altpapier beruht. Eine Handvoll Mitarbeiter, die siebenköpfige Kinderschar und die Ehefrau, die als letzten Arbeitsgang die Handpappe glättet, sind für die Produktion zuständig. Mit Ross und Wagen werden die Produkte an Buchbindereien und Kartonagebetriebe in der Ostschweiz ausgeliefert. • Nicht verwunderlich ist daher, dass der erste Grossauftrag mit zwanzigtausend Schuhschachteln der Schuhfabrik Henke in Stein am Rhein die Firma vor eine grössere Herausforderung stellt. Nur dank des Grosseinsatzes der gesamten Familie kann dieser rechtzeitig ausgeliefert werden. Ross und Wagen werden durch einen Kleinlastwagen ersetzt. • Inzwischen ist Otto Model in die Firma eingetreten. 1927 heiratet er Els Schäffeler, die Hauptperson für die Zukunft der Firma. 1929 8 stirbt Louis Model. Das junge Ehepaar übernimmt die Firma und zahlt die Geschwister aus. Mit dem Zusammenbruch der Börse an der New Yorker Wallstreet beginnt die Zeit der Grossen Depression der Dreissigerjahre und damit der Weltwirtschaftskrise. • Da es in Ermatingen bald schon zu wenig Platz hat, kaufen die Firmen Meyerhans Mühle und Otto Model die gesamten Immobilien samt Inventar und Maschinen der stillgelegten Weberei Bühler & Co. in Weinfelden. Heute ist hier der Haupsitz der Model AG. Um Energie für die Herstellung zu gewinnen, übernimmt Otto Model zur Hälfte den Anteil des Thurstauwehrs. Die Mitarbeiter spotten zu dieser Zeit noch, dass die neuen Räumlichkeiten viel zu gross seien und man ein Fahrrad benützen müsse, um von einer Maschine zur anderen zu gelangen. • Trotz Weltwirtschaftskrise floriert der Betrieb weiter. Die Verpackungen werden vor allem an die Nahrungsmittel- und Schuhindustrie geliefert. Neben der gewöhnlichen Handpappe werden auch verschiedene Spezialpappen, die aus zerfaserten Lederabfällen und Zellstoff bestehen, entwickelt. Wieder ist die Schuhindustrie Abnehmer dieser Produkte. Durch den stetigen Zuwachs an Verkäufen muss immer mehr Maschinenkarton zugekauft werden. Die Pläne, eine eigene Kartonmaschine anzuschaffen, nehmen Gestalt an. 1939 werden diese umgesetzt. Gleichzeitig wird ein Druck- und Stanzautomat für Kleinfaltschachteln in Betrieb genommen. Dies erschliesst einen neuen Absatzmarkt. • Im Jahr 1940 verunglückt Otto Model beim Eissprengen am Stauwehr an der Thur tödlich. Els Model fühlt sich verpflichtet, die Firma, die sie von Grund auf kennt, weiterzuführen. Doch die Ausgangslage ist nicht unbedingt rosig. Nach den grossen Vorkriegsinvestitionen ist die Liquiditätslage angespannt. Militärdienstleistungen wichtiger Mitarbeiter verhindern zudem einen geordneten Betrieb. Die deutschen Papiermacher müssen die Schweiz verlassen. Ein Elektrokessel sowie ein Dampfmotor müssen den notwendigen Kohle- und Energiebedarf decken. In einer separaten Abteilung werden während dem Krieg lackierte Munitionskisten für die Armee mit textilen Traggriffen und Verschlüssen in grossen Mengen hergestellt. Trotz der schwierigen Ausgangslage kann sich die Firma während den Kriegsjahren konsolidieren. Der Nylonstrumpf erorbert den US Markt, innerhalb von 4 Tagen werden 4 Mio. Paar verkauft. • Um die sozialen Belange abzudecken, wird eine Arbeiterkommission gegründet und eine Gruppenversicherung als Vorstufe für eine Pensionskasse gefördert. Im Jahre 1945 heiratet Els Model Henri Müller. Die Firma Otto Model & Co. wird in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen Model AG, Karton- und Kartonagefabrik, umgewandelt. • Die zunehmende Exportindustrie und die ersten Selbstbedienungsläden steigern die Nachfrage nach Verpackungen. Der Konkurrent Wellkarton macht sich immer stärker bemerkbar. 1952 wird deshalb zum zweiten Mal angebaut. Diesmal entsteht eine komplett neue Fabrikhalle. Bald schon genügt auch sie den Anforderungen nicht mehr. Der Wellkartonmarkt scheint immer stärker zu wachsen. Die Firma Model beschliesst deshalb, sowohl die Wellkarton-Herstellung als auch das Papier aus einem Hause zu beziehen. 1961 wird eine Papiermaschine in Betrieb genommen, zwei Jahre später die erweiterte Wellkartonfabrik. Einerseits kann so das Papier gleich breit wie die Verarbeitung hergestellt werden, andererseits schafft die Firma sich so die
Basis, um schweizerischer Marktführer zu werden. Etwa zur gleichen Zeit entsteht das Firmenlogo der Model. Die Ölkrise zwingt das Unternehmen zu Kurzarbeit, Entlassungen und Frühpensionierungen. • Kurz vor dem 100sten Jubiläum der Firma verstirbt Els Müller-Model. • Da auch die Expansionsmöglichkeiten des bestehenden Geschäftsfeldes sehr gering sind, wird 1975 in benachbarte Aktivitäten wie Lithographiekartonage und Recycling diversifiziert; es entstehen die Firma Recufibra, die Altpapier sammelt und sortiert und die Poly Recycling, die Kunststoffabfälle und Altöl wieder verwertet. Im Laufe der Jahre kommen noch weitere Recyclingwerke in Dänemark und Schweden dazu. Das bisher nur in der Ostschweiz tätige Unternehmen expandiert stetig weiter Richtung Westen. 1973 geht dieses eine Kooperation mit der Firma Bouquet und Baumgartner in Flamatt ein. Erst viele Jahre später wird diese Firma in Model InoPac umbenannt. • 1987 wird die Firma Piaget gekauft, damit eröffnet sich ein bisher nur wenig genutzter Verkaufskanal, durch den Verpackungen in Klein- und standardisierten Mengen verkauft werden. Inzwischen ist das Sortiment um ein Vielfaches grösser und wird unter dem Namen Pack Shop verkauft. • Ein wichtiger Schritt in der Umsetzung der Diversifikationsstrategie geschieht 1982. Hier erwirbt Model die Schweizerische Schmirgel- scheibenfabrik in Winterthur, welche 1991 wieder abgestossen wird, sowie die Dischler Packungen AG in Au SG. Die Dischler AG druckt vor allem Feinkartonagen. Auch heute noch, unter dem Namen Model PrimePac AG, stellt sie hauptsächlich Faltschachteln für gehobene Konsumgüterartikel speziell für die Süsswarenindustrie her. • 1985 gelingt durch den Erwerb der Schelling Emballages in Moudon nicht nur der Eintritt in den welschen Verpackungsmarkt, sondern zudem eine Erweiterung des Wellkarton- Verarbeitungsprogrammes. • 1991 öffnet sich Zentraleuropa. Model erwirbt eine Wellkartonfabrik mit angeschlossener Offsetdruckerei, die heute unter dem Namen Model Obaly a. s. geführt wird. Werke in Nymburk, Tschechien, und einige Jahre später in Polen, fördern die Erweiterung in Zentraleuropa (auf den Seiten 12 und 13 finden Sie eine Zusammenstellung aller Betriebe.) 1995 erwerben Martin und Daniel Model, inzwischen die vierte Generation der Eigentümerfamilie, die Mehrheit der Aktien der Model Holding AG. Daniel Model übernimmt die Gesamtleitung der Gruppe. Die begonnene Konzentration auf das Verpackungsgeschäft und die Internationalisierung der Gruppe werden konsequent weitergeführt. • 1996 eröffnet das zweite Wellkartonwerk in Tschechien in Nymburk seine Tore. • 1997 wird der ökologisch sinnvolle Dampfanschluss von der neu gebauten Kehrrichtver- brennungsanlage an die Model AG fertig gestellt. In Romanel werden Vollkarton- und Standardverpackungen an einem Ort vereint; die Triprint Cartonages fusioniert mit der Firma Dischler. Der Pack Shop wird mit der Firma Piaget vereint. • Während 1998 Weinfelden eine neue Wellkartonmaschine in Betrieb nimmt, wird in Bilgoraj Polen ein neues Wellkartonwerk – zuerst als Verarbeitungsbetrieb, später mit einer eigenen Wellkartonproduktion – namens Model Opakowania Sp.z o. o. gegründet. 1999 beteiligt Model sich mehrheitlich an der MB Karton spol s. r. o., einem Wellkarton-Verarbeitungsbetrieb, in Moravské Budějovice in Tschechien. Später übernimmt sie diese gesamthaft. Die Recyclingbereiche werden ausgegliedert und fortan von Martin Model geleitet. Die nächsten Jahre sind geprägt von einer einheitlichen Marktpolitik. Verschiedene Tochterfirmen werden umgetauft und der Gruppenname Model vorangestellt. • Im Jahr 2000 übernimmt die Model die Luxuskartonagefarbrik Kramp und Co. GmbH Offenbach, die später als Model Kramp GmbH nach Hanau verlegt wird. 2001 übernimmt Model die Mehrheit an der Wellkartonfabrik Lovincic in Kroatien. Diese wird später in Model Pakiranja d.d. umfirmiert. Model Emballages übernimmt die Firma Cartonages Angelloni SA in Genf und benennt sie auf Pack Shop Romandie SA um. Mit der Übernahme der österreichischen Firma Ebner Ver- GESCHICHTE packungs- und Folientechnik Gesellschaft m.b.H. in Linz entsteht ein weiterer Pack Shop. 2002 wird wieder eine Akquisition in Polen getätigt; die polnische Wellkartonfabrik Tek-Pak GmbH in Czosnow bei Warschau. In Zagreb wird ein Pack Shop eröffnet. • Nebst dem Pack Shop und Wellkartonbereich wird 2003 auch der Faltschachtelbereich erweitert. Die Model erwirbt den tschechischen Faltschachtelhersteller Cofinec Bohemia a.s., heute Model Obaly Hostinné. • Es ist nicht selbstverständlich, dass sich eine Firma nach 125 Jahren noch in den Händen der gleichen Familie befindet. Dazu braucht es neben unternehmerischem Weitblick auch ausgezeichnete Mitarbeiter und das Gespür, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu tun. Übrigens: Die Model Box ist vor genau 42 Jahren ins Leben gerufen worden. Die damalige Schächtelipost hat Mitarbeiter mit wichtigen Infor - mationen beliefert. Erst später wird sie unter dem Namen Model Box an Kunden verteilt. Titelblatt erste «Schächtelipost» 9
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