Falsch verbunden - RZ User
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Definition "Volksgemeinschaft":<br />
"Es handelt sich um einen ideologisch aufgeladenen Begriff der Gemeinschaft, der von den<br />
Nationalsozialisten als Gegensatz zu der als künstlich und "undeutsch" empfundenen Gesellschaft<br />
konstruiert wird. In der Volksgemeinschaft, so die NS-Propaganda, sollten Deutsche<br />
auf Gedeih und Verderben unter Beschwörung des "Blutes" miteinander <strong>verbunden</strong><br />
sein, einhergehend mit der Ausgrenzung von "Artfremden". An die Stelle des Klassenkampfes<br />
tritt der Rassenkampf." (Quelle: Informationsdienst gegen Rechtsextremismus).<br />
"Im nationalsozialistischen Parteiprogramm von 1920 hieß es: "Staatsbürger kann nur<br />
sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne<br />
Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein." Damit war das<br />
nationalsozialistische Ideal einer "völkischen", das heißt auf rassischer Definition beruhenden<br />
Gesellschaft - der Volksgemeinschaft - propagiert. Aus der Volksgemeinschaft waren<br />
damit von vornherein "fremdvölkische" Menschen ausgeschlossen, nach Willkür wurden<br />
auch "Asoziale", Behinderte, Homosexuelle, politisch Unerwünschte und andere zu Gegnern<br />
der nationalsozialistischen Weltanschauung erklärte aus der "Volksgemeinschaft"<br />
verstoßen und verfolgt" (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung).<br />
Die Zitatliste ließe sich noch<br />
unendlich fortsetzen. Ob bei<br />
der Forderung, die geplante<br />
Haftentschädigung für Wehrmachtsdeserteure<br />
lieber an Hitlers<br />
Frontkämpfer auszuzahlen<br />
oder beim Feiern des 3. Oktober<br />
als Tag der kleinst-deutschen<br />
Einheit - die DB ist sich<br />
für keinen Fehltritt in Richtung<br />
Rechtsaußen zu schade. Hamburger<br />
Verbindungen unter<br />
dem Dach der DB sind die Burschenschaften<br />
Germania, Germania-Königsberg<br />
und Hansea-<br />
Alemannia. Über diese Hamburger<br />
Verbindungen schrieb<br />
das Landesamt für Verfassungsschutz<br />
1993: "Rechtsextremistische,<br />
d.h. nationalistische,<br />
rassistische und antisemitische<br />
Tendenzen innerhalb<br />
der Burschenschaften gehören<br />
keineswegs der Vergangenheit<br />
an. Rechte Gesinnung wird dabei<br />
weniger von außen durch<br />
rechtsextremistische Propaganda<br />
in die Verbindungen hereingetragen,<br />
sondern innerhalb<br />
einzelner Burschenschaften<br />
durch die bewußte Anknüpfung<br />
an die entsprechenden politischen<br />
Traditionslinien kultiviert".<br />
5.1.1. Burschenschaft<br />
Germania<br />
- völkisch und revanchistisch<br />
Die Germanen haben eine lange<br />
neofaschistische Tradition<br />
und vertreten selbst in ihrem<br />
bundesweiten Dachverband,<br />
der völkischen Deutschen Burschenschaft<br />
(DB), eine Rechtsaußen-Position.<br />
Schon 1958<br />
musste sich ein Mitglied dieser<br />
Burschenschaft für eine nationalistisch-großdeutsche<br />
und<br />
geschichtsrevisionistische Rede<br />
vor dem Syndikus der Universität<br />
verantworten. 1961 gründete<br />
die Germania zusammen mit<br />
anderen Burschenschaften das<br />
innerverbandliche Rechts-Kartell<br />
Burschenschaftliche Ge-<br />
meinschaft (BG). Die BG hat im<br />
Dachverband der Burschenschaften<br />
zwei wesentliche Ziele:<br />
Ersten die Bewahrung und<br />
die Förderung des "volkstumsbezogenen<br />
Vaterlandsbegriffs"<br />
in der Programmatik, also die<br />
Festschreibung einer eindeutig<br />
völkischen Ideologie. Und zweitens<br />
mittels des völkischen Gedankens<br />
eine Feinderklärung<br />
nach innen (gegen alles "undeutsche")<br />
und großdeutsche<br />
Forderungen nach außen (ob<br />
ein Deutschland in den Grenzen<br />
von 1937 oder gar 1939 zu fordern<br />
sei, ist in der DB noch umstritten).<br />
- Kaderschmiede der "Neuen<br />
Rechten"<br />
Vor diesem ideologischen Hintergrund<br />
orientierte sich die<br />
Germania Anfang der 70er Jahre<br />
an der NPD und es gab personelle<br />
Überschneidungen zu<br />
dem damaligen Hoffnungsträger<br />
der extremen Rechten. Mit<br />
dem Scheitern der NPD auf<br />
Bundesebene wurde erst wieder<br />
Ende der 80er Jahre mit<br />
den Republikanern eine Partei<br />
attraktiv für Verbindungsstudenten.<br />
1989 waren 25 Studenten<br />
bei den Hamburger Republikanern<br />
organisiert, Germanen<br />
waren natürlich auch<br />
dabei. Nach Enttäuschungen<br />
über die ausbleibende Intellektualisierung<br />
der REPs, wandte<br />
sich die Burschenschaft Germania<br />
in den 90er Jahren stärker<br />
der sog. Neuen Rechten zu. Der<br />
Hamburger Leserkreis der<br />
rechtsextremistischen Jungen<br />
Freiheit, der sog. Hamburger<br />
Kreis traf sich regelmäßig im<br />
Germanenhaus und lud namhafte<br />
Referenten der extremen<br />
Rechten zu Schulungen ein.<br />
Insbesondere die radikale Entwicklung<br />
des Hamburger Leserkreises<br />
und seine Beobachtung<br />
durch den Hamburger Verfassungsschutz<br />
führte dazu, dass<br />
sich die Junge Freiheit von ihrer<br />
braunen Subkultur formell<br />
trennte.<br />
- Tummelbecken für organisierte<br />
Neonazis<br />
Neben der nicht zu unterschätzenden<br />
Ideologiebildung für neofaschistische<br />
Kreise in Hamburg gab es<br />
in bei der Germania in den 90er<br />
Jahren auch einen offen militantneonazistischen<br />
Flügel.<br />
Anfang der 90er Jahre lud André<br />
Goertz, Landesvorsitzender der inzwischen<br />
verbotenen Freiheitlichen<br />
Deutschen Arbeiterpartei (FAP),<br />
mit "Heil Euch Kameraden" zu Treffen<br />
in das Germanenhaus ein. Und<br />
über ein Komitee für Freiwillige Reservistenarbeit<br />
Nord (KON) nah-<br />
Plakat der Germania, April 2003<br />
Reader des AStA Uni Hamburg zum Verbindungs(un)wesen<br />
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