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Gemeindezeitung 3/10 - Gemeinde Sulz

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Unser Pfarrerbe gibt uns Halt. Das Regime warunglaubwürdig.“Staatliche SchikanenMit den unterschiedlichsten Schikanenwollte der Staat die Kirchenschwächen. Da war zum einen dieLandwirtschaftskampagne. Wenndie Sommerferien Mitte Septemberaufhörten, ging es nicht zurückzur Schule. Einen Monat langwaren die Erwachsenen und alleSchüler ab dem 11. Lebensjahrzur Feldarbeit verpflichtet. „Natürlichfehlte uns dieser Monat Unterrichtund die Lehrer standen unterDruck, uns den Schulstoff beizubringen.Und selbstverständlichwurde auch sonntags durchgearbeitet,um den Kirchenbesuch zuverhindern, aber das gelang nichtimmer“, erinnert sich Dobos.Etwa Mitte der achtziger Jahrewurde es eng im Dorf. „Die Kommunistenwollten den Grund undBoden landwirtschaftlich nutzen.Die Häuser sollten abgerissen unddie Dorfbewohner in Wohnblocksnach Bacau umgesiedelt werden.Einige gaben dem Druck nach undzogen freiwillig weg, aber die meistenblieben. Eines Tages kamenBulldozer und machten außer denHäusern alles platt: Bäume, dieprivaten Gärten, die Weingärten –alles wurde vernichtet.“Da gab es auch Widerstand: „DieLeute waren empört. Eine alte Frauseilte sich an einem Baum an undrief: ‚Wenn sie den wegnehmen,will ich mit dem Baum sterben, erist eine Erinnerung!’ Diesen Baumließen sie stehen. Letztlich habensie ihr Ziel nicht erreicht.“Dann wurde etwas anderes versucht:„Als wir in der Stadt Brotkaufen wollten, weil es im Dorfkeines gab, sollten wir plötzlichden Personalausweis vorlegen.“Es war klar: Man wollte das DorfCristinel Dobos‘ Grundschulklasse: Die Kinder trugen Uniformen.Das hatte auch Vorteile – kein Druck um Markenkleidung!Pfarrer Dobos Klasse auf dem Priesterseminar in Iasi (deutschJassy). Mit nur 5,6 Prozent sind die Katholiken in Rumänien einekleine Minderheit. Fast 87 Prozent der Bevölkerung gehören zurrumänisch-orthodoxen Kirche.aushungern. Aber diese Schikanewurde nur eine Weile durchgehalten.Im Dorf Lilieci war das Leben eherruhig. „Die Leute haben das Bestehendeakzeptiert. Wir versuchtendas Beste daraus zu machen. Wirwussten wo die Grenzen waren“,sagt Dobos. Eine Alternative zurstaatlich verkündeten Wahrheithörte die Familie abends, wenn siewie viele heimlich den Radiosenderdie „Stimme Amerikas“ einschaltete.Er wurde oft gestört, aber:„In dem rumänisch produziertenProgramm wurde höflich überCeausescu gesprochen, aber eswurde die Wahrheit berichtet überihn und das System. Und im Priesterseminarhabe ich Geschichteganz neu gelernt. In der staatlichenSchule war die Geschichte nachdem zweiten Weltkrieg ganz umgedeutetworden. Ich hatte meineZweifel, etwa dass die Kirche angeblichimmer die Entwicklung derGesellschaft behindert hätte.“Und so war eine relativ normaleKindheit möglich: „Ich war einLausbub. Ich stromerte viel in denFeldern und Wiesen und schwammim Fluss.“ Dazu war recht viel Zeit:Seite 13

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