24.11.2012 Aufrufe

Spezifikationsbericht E-Reporting

Spezifikationsbericht E-Reporting

Spezifikationsbericht E-Reporting

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Spezifikationsbericht</strong><br />

„E-<strong>Reporting</strong>“<br />

Von<br />

Landeshauptstadt Magdeburg/<br />

KID Magdeburg GmbH<br />

Landeshauptstadt Schwerin/ Landkreis Ludwigslust<br />

Im Rahmen der Initiative<br />

MEDIA@Komm-Transfer<br />

Gefördert vom<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

Koordiniert und unterstützt von<br />

Transferagentur MEDIA@Komm-Transfer<br />

Capgemini Deutschland GmbH<br />

Oktober 2006


IMPRESSUM<br />

Impressum<br />

Dieser Bericht ist Teil der Veröffentlichungsreihe „<strong>Spezifikationsbericht</strong>e“ im Rahmen des Projekts<br />

MEDIA@Komm-Transfer, das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

im Zeitraum Frühling 2004 bis Herbst 2006 gefördert wurde.<br />

Herausgeber:<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

Referat P3 – Öffentlichkeitsarbeit –<br />

www.bmwi.de<br />

Download:<br />

www.mediakomm-transfer.de<br />

Redaktion:<br />

Transferkommune Landeshauptstadt Magdeburg/Kommunale Informationsdienste (KID)<br />

Magdeburg GmbH, Andreas Hartung, Leiter des Fachdienstes Zentrales Controlling, Haushalt,<br />

Betriebswirtschaft der Landeshauptstadt Magdeburg, Kirsten Wedlich, Mitarbeiterin im<br />

Team Zentrales Controlling, Betriebswirtschaft/ Eigenbetriebe der Landeshauptstadt Magdeburg,<br />

Katja Kurps, Praktikantin im zentralen Controlling der Landeshauptstadt Magdeburg und<br />

Diplomandin zum Thema E-<strong>Reporting</strong> im Rahmen des Studiums zur Diplom-<br />

Verwaltungsökonomin (FH), Marco Hauffe, Bereichsleiter Anwendungen der Kommunalen<br />

Informationsdienste (KID) Magdeburg GmbH<br />

Transferkommune Schwerin/ Landkreis Ludwigslust, Hendrik Brandt, Leiter des Servicezentrums<br />

1 des Landkreises Ludwigslust, Christin Dittmann, Controllerin des Landkreises Ludwigslust<br />

Unterstützt durch Transferagentur MEDIA@Komm-Transfer, Elisabeth Karlstetter, Capgemini<br />

Deutschland GmbH, Public Services<br />

Qualitätsgesichert durch Dr. Norbert Niemeier (Projektleiter) und Ricarda König, Capgemini<br />

Deutschland GmbH, Public Services<br />

Design und Umsetzung Inhalt:<br />

Graphic Services, Capgemini Deutschland GmbH<br />

Stand: Oktober 2006<br />

2 von 75


VORWORT<br />

Vorwort<br />

An der Nahstelle von Staat, Wirtschaft und Bürger sind leistungsfähige Kommunen<br />

ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. In Verbindung<br />

mit einer Optimierung der Prozesse bietet der Einsatz von E-Government-<br />

Lösungen ein hohes Potenzial für Verbesserungen. So können kommunale Aufgaben<br />

effizienter erbracht werden. Die Qualität und Transparenz der Dienste kann gesteigert<br />

werden. Der Kontakt zu Bürgern und Wirtschaft wird verstärkt. Erweiterte Dienstleistungen<br />

werden möglich.<br />

Anders als auf den Ebenen von Bund und Ländern mit ausgeprägten E-Government-<br />

Initiativen stehen die ca. 12.000 Kommunen und Kreise vor der großen Aufgabe, geeignete<br />

Lösungen mit beschränktem Know-how und Ressourcen bereitzustellen. Mit<br />

dem Förderprogramm MEDIA@Komm hat das Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Technologie (BMWi) in den Jahren 1999 bis 2003 die Entwicklung von rechtssicherem<br />

kommunalem E-Government maßgeblich vorangetrieben. Wichtige Standards für<br />

Dienste der öffentlichen Verwaltung (OSCI) mit großer Bedeutung auch für Bund und<br />

Länder (SAGA, KoopA ADV) sind entstanden.<br />

Mit MEDIA@Komm-Transfer hat das BMWi seine Aktivität zum E-Government in den<br />

Jahren 2004 bis 2006 fortgeführt. Zentrale Handlungsfelder waren Harmonisierung,<br />

Verbreitung und Internationalisierung. Getragen wird MEDIA@Komm-Transfer von<br />

20 Transferkommunen, die in einem Wettbewerb aus mehr als 100 Interessenten<br />

ausgewählt wurden, und der Transferagentur, die vom BMWi mit der zentralen Koordination<br />

beauftragt wurde.<br />

Die Transferkommunen haben 24 mit Blick auf E-Government besonders relevante<br />

kommunale Themen ausgewählt und in enger Abstimmung untereinander sowie in<br />

eigener Regie erarbeitet. Die Ergebnisse liegen nun in Form von <strong>Spezifikationsbericht</strong>en<br />

vor. In diesen Berichten wurden strategische, technische, funktionale und organisatorische<br />

Anforderungen an E-Government untersucht. Den Transferkommunen,<br />

die diese Themen mit hohem Einsatz bearbeitet haben, und den Experten der<br />

Qualitätssicherung gilt ein besonderer Dank.<br />

Die in den <strong>Spezifikationsbericht</strong>en zusammengetragenen Anforderungen, Verfahren,<br />

Vorgehensweisen und Erfahrungen stehen allen Akteuren für eigene weitere Schritte<br />

in das E-Government zur Verfügung. Aufgezeigter Nutzen und Wirtschaftlichkeit der<br />

harmonisierten Verfahren machen deutlich, dass E-Government sich lohnt für Verwaltung,<br />

Wirtschaft und Bürger. Als Leitfäden sollen diese <strong>Spezifikationsbericht</strong>e Impulse<br />

für den Transfer und die Verbreitung des E-Governments in Deutschland geben<br />

und helfen, bisherige Zurückhaltung in der Umsetzung zu überwinden.<br />

Ein Erfolgsfaktor von MEDIA@Komm-Transfer waren Netzwerke und Kooperationen,<br />

die zwischen Kommunen und zwischen Staat und Wirtschaft geknüpft wurden. Jetzt<br />

kommt es darauf an, dass die Akteure und Netzwerke (Kommunen, Datenzentralen<br />

und Softwareunternehmen, Deutschland-Online, kommunale Spitzenverbände, Ver-<br />

3 von 75


VORWORT<br />

bände der Wirtschaft, Initiative D21) die angestoßenen Entwicklungen weiterführen<br />

und für möglichst flächendeckende Breitenwirksamkeit sorgen. Denn E-Government<br />

entwickelt sich mehr und mehr zu einem wesentlichen Standortfaktor im globalen<br />

Wettbewerb.<br />

Berlin, im Oktober 2006<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

4 von 75


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Impressum.................................................................................................................. 2<br />

Vorwort ....................................................................................................................... 3<br />

Inhaltsverzeichnis...................................................................................................... 5<br />

Abbildungsverzeichnis.............................................................................................. 7<br />

Tabellenverzeichnis................................................................................................... 8<br />

Abkürzungsverzeichnis............................................................................................. 9<br />

1 Einleitung.......................................................................................................... 11<br />

1.1 Ziele und Inhalte der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e........................................... 11<br />

1.2 Gegenstand und Bearbeiter des <strong>Spezifikationsbericht</strong>s „E-<strong>Reporting</strong>“ .. 13<br />

2 Harmonisierung im Rahmen der Initiative MEDIA@KommTransfer ........... 16<br />

3 Beschreibung des Verfahrens „E-<strong>Reporting</strong>“ .............................................. 19<br />

3.1 Definition von E-<strong>Reporting</strong> ..................................................................... 19<br />

3.2 Einsatzfelder........................................................................................... 20<br />

3.3 Nutzen für verschiedene Nutzergruppen................................................ 21<br />

3.3.1 Berichtsempfänger ................................................................. 21<br />

3.3.2 Berichterstatter ....................................................................... 21<br />

3.3.3 Berichtsersteller...................................................................... 22<br />

3.4 Wirtschaftlichkeit .................................................................................... 22<br />

3.5 Gesetzliche Vorgaben ............................................................................ 23<br />

4 Spezifikation des Verfahrens „E-<strong>Reporting</strong>“................................................. 24<br />

4.1 Organisatorische Anforderungen ........................................................... 24<br />

4.1.1 Der Prozess des Berichtswesens........................................... 25<br />

4.1.2 Datenerfassung ...................................................................... 26<br />

4.1.3 Berichtsinhalte und ihre Darstellung....................................... 26<br />

4.1.4 Berichtstypen und Berichtszyklen........................................... 28<br />

4.1.5 Bereitstellung der Berichte ..................................................... 29<br />

4.1.6 Zuständigkeiten und Ausstattung der Arbeitsplätze ............... 30<br />

4.1.7 Dokumentation ....................................................................... 32<br />

4.1.8 Überblick über die organisatorischen Anforderungen............. 33<br />

4.2 Funktionale Anforderungen .................................................................... 34<br />

4.2.1 Erfassungsfunktionen ............................................................. 34<br />

4.2.2 Auswertungsfunktionen .......................................................... 35<br />

5 von 75


INHALTSVERZEICHNIS<br />

4.2.3 Erstellungsfunktionen ............................................................. 38<br />

4.2.4 Bereitstellungsfunktionen ....................................................... 39<br />

4.2.5 Überblick über die funktionalen Anforderungen ..................... 40<br />

4.3 Technische Anforderungen .................................................................... 41<br />

4.3.1 Interoperabilität....................................................................... 43<br />

4.3.2 Datentechnische Anbindung der beteiligten Systeme ............ 43<br />

4.3.3 Erfüllung der funktionalen Anforderungen auf technischer<br />

Ebene ..................................................................................... 43<br />

4.3.4 Leistungsfähigkeit................................................................... 44<br />

4.3.5 Überblick über die technischen Anforderungen...................... 44<br />

4.3.6 Technische Umsetzungsvarianten.......................................... 45<br />

4.4 Anforderungen an die Sicherheit............................................................ 49<br />

4.4.1 Datenschutz............................................................................ 50<br />

4.4.2 Datensicherheit/ IT-Sicherheit ................................................ 51<br />

Literaturverzeichnis................................................................................................. 53<br />

Anhang 1: Die Lage des Berichtswesens in deutschen Kommunen.................. 57<br />

Verbreitung des standardisierten Berichtswesens............................................. 58<br />

Finanzorientierte Berichte – Berichtszyklen, Inhalte und Darstellung .... 59<br />

Produktberichte – Berichtszyklen, Inhalte und Darstellung .................... 60<br />

Entwicklungstendenzen.......................................................................... 61<br />

Elektronische Unterstützung des Berichtswesens ............................................. 62<br />

Zusammenfassung ............................................................................................ 63<br />

Anhang 2: Praxisbeispiele aus den Transferkommunen ..................................... 64<br />

Das Berichtswesen der Landeshauptstadt Magdeburg ..................................... 64<br />

Das Berichtswesen im Landkreis Ludwigslust ................................................... 68<br />

Anhang 3: Schutzbedarfsfeststellung für das Verfahren „E-<strong>Reporting</strong>“ ........... 70<br />

6 von 75


ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Charakterisierung der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e ....................................... 12<br />

Abbildung 2: Der Beitrag der Harmonisierungsvorhaben zur Fortentwicklung des E-<br />

Governments ............................................................................................................. 17<br />

Abbildung 3: Prozessschritte im Berichtswesen ........................................................ 25<br />

Abbildung 4: Vor- und Nachteile kennzahlengestützter Informationen ...................... 37<br />

Abbildung 5: Technischer Aufbau des Berichtswesens (am Beispiel KLR) ............... 42<br />

Abbildung 6: OLAP-Navigationsmöglichkeiten .......................................................... 47<br />

Abbildung 7: Verbreitung des standardisierten Berichtswesens in den<br />

Transferkommunen.................................................................................................... 59<br />

Abbildung 8: Kennzahlen in produktorientierten Berichten ........................................ 60<br />

Abbildung 9: Technischer Aufbau des Berichtswesens in der Stadt Magdeburg ...... 65<br />

Abbildung 10: Technischer Aufbau des Berichtswesens im Landkreis Ludwigslust.. 69<br />

7 von 75


TABELLENVERZEICHNIS<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Grafische Elemente des Berichtswesens.................................................. 28<br />

Tabelle 2: Anforderungen an die Ausstattung der Arbeitsplätze................................ 31<br />

Tabelle 3: Anforderungen an die Ausstattung der Arbeitsplätze (Fortsetzung) ......... 32<br />

Tabelle 4: Datenimport-Regeln für das Data Warehouse der Stadt Magdeburg ....... 36<br />

Tabelle 5: Auswertungsfunktionen für die beiden Umsetzungsvarianten .................. 38<br />

Tabelle 6: Gegenüberstellung der beiden technischen Umsetzungsvarianten.......... 49<br />

Tabelle 7: Schutzbedarfsklassen ............................................................................... 70<br />

Tabelle 8: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Vertraulichkeit ............. 72<br />

Tabelle 9: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Integrität...................... 72<br />

Tabelle 10: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Authentizität und Nicht-<br />

Abstreitbarkeit der übertragenen Daten..................................................................... 73<br />

Tabelle 11: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Authentizität der<br />

Kommunikationspartner ............................................................................................. 74<br />

Tabelle 12: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Schriftformerfordernis74<br />

Tabelle 13: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Verfügbarkeit ............ 75<br />

Tabelle 14: Feststellung der Schutzbedarfsklasse .................................................... 75<br />

8 von 75


ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

APL außerplanmäßig<br />

BDSG Bundesdatenschutzgesetz<br />

BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

BSI Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik<br />

bzw. beziehungsweise<br />

ca. circa<br />

d. h. das heißt<br />

DIFU Deutsches Institut für Urbanistik<br />

DIN Deutsches Institut für Normung<br />

DST Deutscher Städtetag<br />

EDV Elektronische Datenverarbeitung<br />

E-Government Electronic Government<br />

E-Mail Electronic Mail<br />

et al. et alii (lat.: und andere)<br />

etc. et cetera (lat.: und weiteres)<br />

f folgende<br />

ff fortfolgende<br />

ggf. gegebenenfalls<br />

HKR Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen<br />

IKO-Vergleichsring Interkommunaler Vergleichsring<br />

ISIS-MTT Industrial Signature Interoperability Specification Mail TrusT-<br />

Standard<br />

IT Informationstechnik/ -technologie<br />

IuK Informations- und Kommunikationstechnik<br />

KBSt Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für<br />

Informationstechnik in der Bundesverwaltung<br />

KGSt Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement<br />

KLR Kosten- und Leistungsrechnung<br />

OLAP Online Analytical Processing<br />

9 von 75


ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />

OSCI Online Services Computer Interface<br />

PC Personal Computer<br />

PDF Portable Document Format (Format der Firma Adobe)<br />

RTF Rich Text Fomat<br />

s. siehe<br />

S. Seite<br />

SAGA Standards und Architekturen für E-Government-<br />

Anwendungen<br />

u. a. unter anderem<br />

ÜPL überplanmäßig<br />

vgl. vergleiche<br />

WHU Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung<br />

XÖV XML-Standards in der öffentlichen Verwaltung (Zusammenfassung<br />

der verschiedenen, fachlich orientierten Standards für<br />

den interoperablen Datenaustausch im E-Government)<br />

z. B. zum Beispiel<br />

z. T. zum Teil<br />

10 von 75


1 EINLEITUNG<br />

1 Einleitung<br />

Die Initiative MEDIA@Komm-Transfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />

Technologie verfolgt das Ziel, E-Government auf kommunaler Ebene zu fördern. Ein<br />

Netzwerk von zwanzig Transferkommunen erarbeitete Ansätze im nationalen und<br />

internationalen Bereich, wie kommunales E-Government weiterentwickelt werden<br />

kann. Hierbei wurden sie von der der Transferagentur unterstützt, die durch Capgemini<br />

Deutschland gestellt wird.<br />

Die Initiative MEDIA@Komm-Transfer ist in drei Aufgabenbereiche untergliedert (nähere<br />

Informationen siehe Kapitel 2):<br />

• Harmonisierung: Ziel der Harmonisierung war es, Anforderungen an kommunales<br />

E-Government über regionale Grenzen hinweg zu bestimmen und zu dokumentieren.<br />

Die Transferkommunen haben sich hierfür in Arbeitsgruppen zusammengefunden<br />

und mit Unterstützung der Transferagentur zu einzelnen Themenstellungen<br />

<strong>Spezifikationsbericht</strong>e erarbeitet, die ein wesentliches Ergebnis der Initiative<br />

MEDIA@Komm-Transfer darstellen.<br />

• Verbreitung: Die in den Transferkommunen vorliegenden Erfahrungen und die<br />

Ergebnisse der Harmonisierung wurden auf zentralen und regionalen Veranstaltungen<br />

einem breiten Publikum vorgestellt und in individuellen Workshops mit interessierten<br />

Kommunen diskutiert. So wurde eine breite Öffentlichkeit für das<br />

Thema kommunales E-Government erreicht.<br />

• Internationale Kooperation: Weiteres Ziel war es, auch auf internationaler Ebene<br />

kommunales E-Government aus Deutschland bekannt zu machen und mit internationalen<br />

Initiativen zu vernetzen. Kooperationen wurden insbesondere im<br />

Bereich der EU und Osteuropa etabliert.<br />

Bei dem hier vorliegenden Dokument handelt es sich um einen <strong>Spezifikationsbericht</strong><br />

aus dem Aufgabenbereich der Harmonisierung. Im Folgenden werden die Ziele und<br />

Inhalte der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e zunächst allgemein und anschließend bezogen auf<br />

das in diesem Bericht behandelte Verfahren erläutert.<br />

1.1 Ziele und Inhalte der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e<br />

Ein wesentliches Resultat der Arbeiten der einzelnen Vorhaben im Rahmen der Harmonisierung<br />

sind die <strong>Spezifikationsbericht</strong>e. Die <strong>Spezifikationsbericht</strong>e beschreiben<br />

Verfahren und Konzepte mit dem Ziel, eine Harmonisierung innerhalb des kommunalen<br />

E-Governments voranzutreiben (s. Abbildung 1).<br />

11 von 75


1 EINLEITUNG<br />

Der <strong>Spezifikationsbericht</strong> ist …<br />

• … eine detaillierte Beschreibung<br />

des Verfahrens hinsichtlich<br />

– der Grundmerkmale wie<br />

Funktionalität, Nutzen,<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

– der technischen, funktionalen<br />

und organisatorischen Anforderungen<br />

• … ein Leitfaden zur Handhabung<br />

des Verfahrens in den<br />

Kommunen<br />

* Vgl. KBSt 2005<br />

Abbildung 1: Charakterisierung der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e<br />

• … komplette Beschreibung der<br />

Verfahren<br />

• … Charakterisierung der Verfahren<br />

nach dem SAGA-Prinzip<br />

(Viewpoint etc.) *<br />

Der <strong>Spezifikationsbericht</strong> liefert<br />

keine …<br />

• … komplette Beschreibung der<br />

Verfahren<br />

• … Charakterisierung der Verfahren<br />

nach dem SAGA-Prinzip<br />

(Viewpoint etc.)<br />

• … Standards im Sinne der Festlegung<br />

von Lösungen<br />

• … Anleitung zum Roll-out von<br />

Produkten<br />

*<br />

Der <strong>Spezifikationsbericht</strong> liefert<br />

keine …<br />

• … Standards im Sinne der Festlegung<br />

von Lösungen<br />

• … Anleitung zum Roll-out von<br />

Produkten<br />

Hauptadressaten 1 der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e sind folglich zuerst Kommunen, 2 die<br />

sich damit befassen, die in den <strong>Spezifikationsbericht</strong>en beschriebenen Anwendungen<br />

oder Komponenten des E-Governments einzuführen. Zweite Zielgruppe sind Unternehmen,<br />

die Softwarelösungen für die in den Berichten beschriebenen E-Government-Anwendungen<br />

und -Komponenten entwickeln.<br />

Die <strong>Spezifikationsbericht</strong>e dienen vor allem als Leitfaden. Darüber hinaus sind es Berichte<br />

aus der Praxis mit Fallbeispielen zur Verdeutlichung von abstrakten Anforderungen.<br />

Weiterhin stellen die Transferkommunen ihre Vorgehensweisen zum jeweiligen<br />

Harmonisierungsverfahren vor. Damit wird der pragmatische Charakter der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e<br />

deutlich hervorgehoben.<br />

Die <strong>Spezifikationsbericht</strong>e sind das Ergebnis von interkommunalen Arbeitsgruppen,<br />

in denen die beteiligten Transferkommunen kooperativ zusammengearbeitet haben.<br />

Die Grundlage der Berichte sind die konkreten Entwicklungs- und Implementierungsaktivitäten<br />

der Kommunen, die an der jeweiligen Arbeitsgruppe beteiligt waren. Die<br />

Definition und Konkretisierung der jeweiligen Inhalte der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e erfolg-<br />

1 In dem vorliegenden Dokument wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gesonderte Nennung beider<br />

Genera verzichtet. Bei Nennung nur einer grammatikalischen Form sind grundsätzlich sowohl weibliche als auch<br />

männliche Personen gemeint.<br />

2 Der Begriff „Kommunen“ wird hier als Oberbegriff für alle kommunalen (Gebiets-)Körperschaften, wie Gemeinden,<br />

Kreise, kreisfreie Städte oder Kommunalverbände mit eigenen Selbstverwaltungsaufgaben, verwendet (vgl. Andersen<br />

1997, S. 174).<br />

12 von 75


1 EINLEITUNG<br />

te gemeinsam mit der Transferagentur. Um die Berichte auf ein solides Fundament<br />

zu stellen, wurden diese von Anfang an mit Experten aus Kommunen, Verbänden,<br />

Wissenschaft und Wirtschaft abgestimmt. Hiermit geht die Zielstellung einher, einen<br />

möglichst breiten Konsens herzustellen und somit eine Doppel- oder Parallelarbeit an<br />

Spezifikationen in verschiedenen kommunalen Gremien zu vermeiden. Dies schont<br />

wertvolle Ressourcen und reduziert aufwändige und – aufgrund oftmals verfestigter<br />

Interessenlagen – mühselige Ex-post-Abstimmungen mit ungewissem Ausgang.<br />

Überdies ist im Falle verwaltungsebenen-übergreifender Anwendungen und Verfahren<br />

die frühzeitige Kooperation bei der Erstellung von Spezifikationen zwingend.<br />

Vor diesem Hintergrund wurden die Spezifikationen in allen relevanten Harmonisierungsvorhaben<br />

mit den Vertretern der nationalen Gremien (z. B. TeleTrusT, DIN,<br />

OSCI-Leitstelle) diskutiert und mit den Arbeitsgruppen der Initiative Deutschland-<br />

Online abgestimmt. Außerdem wurde bei der Erarbeitung der Spezifikationen der<br />

Sachverstand der Vertreter der MEDIA@Komm-Regionen Bremen, Esslingen und<br />

des Städteverbundes Nürnberg hinzugezogen, sofern dies inhaltlich geboten schien<br />

und alle Beteiligten dies als sinnvoll ansahen.<br />

1.2 Gegenstand und Bearbeiter des <strong>Spezifikationsbericht</strong>s<br />

„E-<strong>Reporting</strong>“<br />

Ziel des kommunalen Berichtswesens ist es, den verantwortlichen Führungskräften 3<br />

zeitnah aktuelle Informationen über die wirtschaftliche Lage und Aufgabenerfüllung<br />

ihrer Verwaltung zur Verfügung zu stellen. Diese Informationen gewinnen vor dem<br />

Hintergrund von produktorientierten Gemeindehaushalten und dem Trend zur Doppik<br />

an Bedeutung. Jedoch haben bisher längst nicht alle deutschen Kommunen ein standardisiertes<br />

Berichtswesen entwickelt. Durch den Einsatz von geeigneten IT-<br />

Verfahren kann der komplexe Prozess effizient und leistungsfähig gestaltet werden.<br />

Das elektronische <strong>Reporting</strong> zählt damit zum E-Government und wurde im Rahmen<br />

der Initiative MEDIA@Komm-Transfer von der Landeshauptstadt Magdeburg, der<br />

KID Magdeburg GmbH und dem Landkreis Ludwigslust bearbeitet.<br />

Die inhaltlich-fachlichen Anforderungen an das Berichtswesen unterscheiden sich<br />

von Kommune zu Kommune und müssen daher jeweils individuell definiert und ausgestaltet<br />

werden. Auch die Themenfelder, über die berichtet wird, müssen von jeder<br />

Kommune selbst festgelegt werden. Einheitliche Anforderungen hinsichtlich des Inhalts<br />

lassen sich daher nur schwer allgemein definieren und sind nicht Bestandteil<br />

dieses Berichts. Der vorliegende <strong>Spezifikationsbericht</strong> befasst sich in erster Linie mit<br />

der Beschreibung der Anforderungen an eine elektronische Unterstützung des Berichtswesens.<br />

Dabei ist es notwendig, immer dann auch auf inhaltliche Aspekte des<br />

3<br />

Unter „Führungskräften“ werden in diesem Bericht alle Mitarbeiter einer Kommune verstanden, die innerhalb der<br />

Kommune Weisungs- und/ oder Entscheidungsbefugnisse haben.<br />

13 von 75


1 EINLEITUNG<br />

Berichtswesens einzugehen, wenn diese Auswirkungen auf die Anforderungen an die<br />

elektronische Unterstützung haben.<br />

Um den Berichtsgegenstand überschaubar zu halten, wird eine inhaltliche Abgrenzung<br />

vorgenommen. Den Fokus des <strong>Spezifikationsbericht</strong>s bilden finanz- und produktorientierte<br />

Berichte. Diese beiden Themenbereiche bilden den Hintergrund, vor<br />

dem Anforderungen an eine elektronische Unterstützung abgeleitet werden. Damit<br />

soll jedoch nicht ausgesagt werden, dass nur Berichte zu diesen beiden Themenfeldern<br />

elektronisch unterstützt werden können oder sollen. Sie wurden nur als Beispiel<br />

gewählt, um die Anforderungen an die elektronische Unterstützung des Berichtswesens<br />

näher zu untersuchen. Außerdem stellen diese beiden Themenfelder die Inhalte<br />

dar, die derzeit am häufigsten im Rahmen eines standardisierten Berichtswesens<br />

ausgewertet werden.<br />

Da die informationstechnische Gestaltung des Berichtswesens an die bereits vorhandenen<br />

Systeme in einer Kommune angepasst werden muss, werden die Anforderungen<br />

an die Technik relativ abstrakt formuliert. Die Detaillierung der Anforderungen<br />

muss von den Kommunen vor Ort geleistet werden. Aufgrund der unterschiedlichen<br />

inhaltlich-fachlichen Anforderungen an das Berichtswesen und der jeweiligen IT-<br />

Voraussetzungen vor Ort ist die individuelle Anpassung der Anforderungen, die hier<br />

beschrieben werden, für jede einzelne Kommune unumgänglich.<br />

An der Erstellung des <strong>Spezifikationsbericht</strong>s wirkten mit:<br />

• für die federführende Transferkommune Landeshauptstadt Magdeburg/ Kommunale<br />

Informationsdienste (KID) Magdeburg GmbH:<br />

─ Herr Andreas Hartung, Leiter des Fachdienstes Zentrales Controlling, Haushalt,<br />

Betriebswirtschaft der Landeshauptstadt Magdeburg;<br />

─ Frau Kirsten Wedlich, Mitarbeiterin im Team Zentrales Controlling, Betriebswirtschaft/<br />

Eigenbetriebe der Landeshauptstadt Magdeburg;<br />

─ Frau Katja Kurps, Praktikantin im zentralen Controlling der Landeshauptstadt<br />

Magdeburg und Diplomandin zum Thema E-<strong>Reporting</strong> im Rahmen des Studiums<br />

zur Diplom-Verwaltungsökonomin (FH);<br />

─ Herr Marco Hauffe, Bereichsleiter Anwendungen der Kommunalen Informationsdienste<br />

(KID) Magdeburg GmbH;<br />

• für die beteiligte Transferkommune Schwerin/ Landkreis Ludwigslust:<br />

─ Herr Hendrik Brandt, Leiter des Servicezentrums 1 des Landkreises Ludwigslust;<br />

─ Frau Christin Dittmann, Controllerin des Landkreises Ludwigslust;<br />

• unterstützend von der Transferagentur: Frau Elisabeth Karlstetter, Mitarbeiterin<br />

im Bereich Public Services der Capgemini Deutschland GmbH.<br />

Die Autoren danken Herrn Rüdiger Knipp, Deutsches Institut für Urbanistik (DIFU)<br />

und Herrn Manfred Pook, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement<br />

(KGSt) für wertvolle Anregungen zu diesem <strong>Spezifikationsbericht</strong>.<br />

14 von 75


1 EINLEITUNG<br />

Der folgende <strong>Spezifikationsbericht</strong> beginnt mit einer Vorstellung der Initiative<br />

MEDIA@Komm-Transfer und einer Erläuterung der Inhalte und Ziele der Harmonisierung.<br />

Im nachfolgenden Kapitel wird das Verfahren E-<strong>Reporting</strong> selbst definiert und<br />

anhand der Aspekte „Einsatzfelder“, „Nutzen für verschiedene Nutzergruppen“, „Wirtschaftlichkeit“<br />

und „Gesetzliche Grundlagen“ beschrieben. In Kapitel 4 finden sich die<br />

Anforderungen an das E-<strong>Reporting</strong> aus organisatorischer, funktionaler und technischer<br />

Sicht. Da es für die technische Umsetzung verschiedene Möglichkeiten gibt,<br />

werden zwei Grundtypen hierfür im Kapitel vorgestellt. Die Anforderungen an die Sicherheit<br />

bilden den Abschluss des vierten Kapitels. Im Anhang werden weiterführende<br />

Informationen bereitgestellt: Im Anhang 1 wird die Lage des Berichtswesens in<br />

deutschen Kommunen dargestellt. Grundlage hierfür sind u. a. zwei Experteninterviews<br />

und eine Befragung der Transferkommunen, die im Rahmen von<br />

MEDIA@Komm-Transfer durchgeführt wurde. Anhang 2 enthält zwei Praxisbeispiele<br />

zur konkreten Ausgestaltung des E-<strong>Reporting</strong> in den beteiligten Transferkommunen.<br />

In Anhang 3 wird eine detaillierte Schutzbedarfsfeststellung durchgeführt.<br />

15 von 75


2 HARMONISIERUNG IM RAHMEN DER INITIATIVE<br />

MEDIA@KOMMTRANSFER<br />

2 Harmonisierung im Rahmen der Initiative<br />

MEDIA@KommTransfer<br />

Harmonisierung ist – wie eingangs dargestellt – neben der Verbreitung und der Internationalisierung<br />

eine der drei Hauptaktivitäten der Initiative MEDIA@Komm-Transfer<br />

des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi, vormals Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Arbeit, BMWA).<br />

Diese Initiative ist ein wesentlicher Pfeiler der Bemühungen der Bundesregierung,<br />

eine leistungsfähigere und dabei kostengünstigere öffentliche Verwaltung zu schaffen.<br />

MEDIA@Komm-Transfer unterstützt im Rahmen von Deutschland-Online die<br />

Modernisierung der Kommunalverwaltungen in Deutschland. Ein selbstorganisierter<br />

Prozess der Entwicklung und Verbreitung von E-Government-Verfahren wird in Gang<br />

gebracht, der geeignet ist, Verwaltungsvorgänge zu vereinfachen, die Beteiligungsmöglichkeiten<br />

für die Bürgerinnen und Bürger zu fördern und die Nachfrage bei Hard-<br />

und Softwareherstellern sowie bei Dienstleistern zu erhöhen.<br />

MEDIA@Komm-Transfer soll dazu beitragen, die Entwicklung von E-Government<br />

bundesweit zu beschleunigen und zu harmonisieren sowie die Position des<br />

E-Government-Standorts Deutschland im internationalen Wettbewerb zu verbessern.<br />

Durch die Verknüpfung besonders viel versprechender kommunaler und regionaler<br />

Initiativen zu einem länderübergreifenden E-Government-Netzwerk sollen der Transfer<br />

von Best Practice-Verfahren und von Know-how erleichtert, Standards weiterentwickelt<br />

und Selbstorganisationsprozesse für die weiterführende Verbreitung angestoßen<br />

werden. Gleichzeitig soll die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft intensiviert werden,<br />

damit das Wachstums- und Beschäftigungspotenzial von E-Government genutzt<br />

werden kann. Dies schließt auch die Vertiefung internationaler Kontakte und Kooperationen<br />

zur Förderung der digitalen Integration Europas und die Erschließung neuer<br />

Exportchancen mit ein.<br />

Die zwanzig MEDIA@Komm-Transfer-Kommunen, welche im Jahre 2003 im Rahmen<br />

einer Interessenbekundung von einer unabhängigen Jury, gebildet von Vertretern<br />

der kommunalen Spitzenverbände, 4 des BMWi und der Wissenschaft, ausgewählt<br />

wurden, entwickeln Verfahren und Komponenten. Sie beschreiben diese unter<br />

technischen, funktionalen und organisatorischen Gesichtspunkten.<br />

Zur Unterstützung und Koordination der dezentralen Aktivitäten in den Transferkommunen<br />

wählte das BMWi die Unternehmensberatung Capgemini als Transferagentur<br />

für die mehr als zweijährige Laufzeit des Projekts MEDIA@Komm-Transfer aus.<br />

Die Harmonisierungsvorhaben im MEDIA@Komm-Transfer-Projekt haben eine wesentliche<br />

Bedeutung in der Herausbildung von zukunftsfähigem E-Government, das<br />

4 Die kommunalen Spitzenverbände haben sich beim letzten Wahlgang ihrer Stimme enthalten.<br />

16 von 75


2 HARMONISIERUNG IM RAHMEN DER INITIATIVE<br />

MEDIA@KOMMTRANSFER<br />

als integriertes, nutzenorientiertes und wirtschaftliches E-Government – fokussiert auf<br />

medienbruchfreie Transaktionen – zu verstehen ist.<br />

Harmonisierung bedeutet, jenseits der historisch gewachsenen, zum Teil gravierend<br />

unterschiedlichen Lösungsansätze, einzelne Verwaltungsverfahren bzw. Komponenten<br />

in ihren wesentlichen Anforderungen zu spezifizieren. Es werden funktionale und<br />

technische Anforderungen sowie die organisatorischen Voraussetzungen zur Gewährleistung<br />

einer rechtsverbindlichen, authentifizierten und sicheren Transaktion<br />

zwischen kommunaler Verwaltung und ihren Kunden ausreichend und detailliert dargestellt.<br />

Nach Maßgabe des in Art. 28a Grundgesetz verbrieften kommunalen Selbstverwaltungsrechts<br />

und des sich daraus ableitenden, spezifisch kommunalen Vergaberechts<br />

können weiterreichende Ziele, wie etwa eine für die Kommunen und Marktteilnehmer<br />

verbindliche Standardisierung von Verfahren und Komponenten, nicht verfolgt werden.<br />

Standardisierungen kann es unter den verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen<br />

in Deutschland nur für die Bundesverwaltung und die Landesbehörden in ihrem<br />

rechtlichen Wirkungsbereich geben. So können sich Bundes- und Landesverwaltungen<br />

dazu verpflichten, zur Unterstützung der internen wie externen Aufgabenverrichtung<br />

und Kommunikation standardisierte Verfahren und Produkte beispielsweise<br />

aus der XÖV-Welt zu verwenden. Gegenüber den Kommunen wird es dagegen immer<br />

nur ein Angebot geben, ein einheitliches Verfahren zu nutzen.<br />

Von zentraler Bedeutung ist die Präzisierung unterschiedlicher Themenstellungen in<br />

den <strong>Spezifikationsbericht</strong>en, sei es in technischer, funktionaler oder organisatorischer<br />

Hinsicht. Dies bedeutet, dass durch die <strong>Spezifikationsbericht</strong>e eine Klärung der Semantik<br />

erfolgt. Bestehende Ansätze und Lösungen werden konkret für die Kommunen<br />

beschrieben und ausgearbeitet. Diese können als Richtschnur für das Handeln<br />

der Kommunen dienen. Über spezifische Anpassungen können einzelne Kommunen<br />

die Inhalte der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e auf ihren konkreten Bedarf hin ausrichten (siehe<br />

Abbildung 2).<br />

Leitbild von zukunftsfähigem E-Government<br />

Inhalt der Harmonisierung<br />

Beschreibung der technischen,<br />

funktionalen und<br />

organisatorischen Anforderungen<br />

der Verfahren und<br />

Komponenten des<br />

E-Governments<br />

Ziel<br />

Handlungssicherheit für<br />

Kommunen und<br />

Dienstleister<br />

Zukünftiges Ergebnis<br />

Modernisierung der<br />

Kommunalverwaltung<br />

Klärung der Semantik für<br />

E-Government-Anbieter und<br />

-Nachfrager<br />

Abbildung 2: Der Beitrag der Harmonisierungsvorhaben zur Fortentwicklung des<br />

E-Governments<br />

Weiterhin besteht die Hoffnung, dass die mit den <strong>Spezifikationsbericht</strong>en gegebene<br />

Harmonisierung der Verfahren dazu führen wird, dass Kommunen ihre Ausschreibungen<br />

weitgehend nach diesen harmonisierten Verfahren ausrichten und Softwarehersteller<br />

zunehmend ihre Produkte entsprechend der Verfahrensbeschreibungen<br />

17 von 75


2 HARMONISIERUNG IM RAHMEN DER INITIATIVE<br />

MEDIA@KOMMTRANSFER<br />

entwerfen bzw. anpassen. Dies ist ein Beitrag, um dem Flickenteppich aus Einzellösungen<br />

durch eine relative Vereinheitlichung der Vorgehensweisen und der Softwareprodukte<br />

– oder zumindest deren Schnittstellen – entgegen zu wirken.<br />

Harmonisierungsaktivitäten bewegen sich strikt im vorwettbewerblichen Raum, dienen<br />

aber dazu, den Wettbewerb transparenter zu gestalten. Harmonisierung trägt<br />

somit dazu bei, das Handlungsfeld für Kommunen wie für Produkt- und Dienstleistungsanbieter<br />

transparent zu gestalten und einen gemeinsamen Bezugsrahmen für<br />

Angebot und Nachfrage zu schaffen.<br />

Was ist nun der Gegenstand der Harmonisierung? Betrachtet werden die technischen,<br />

funktionalen und organisatorischen Anforderungen an das jeweilige Verfahren.<br />

Nur wenn der Datenaustausch aufgrund einheitlicher Protokolle und eindeutiger<br />

semantischer Festlegungen erfolgt, können Transaktionen medienbruchfrei und mit<br />

gegenüber heutigen Verhältnissen erheblich verringertem Aufwand durchgeführt<br />

werden. Zukunftsfähiges E-Government ist ferner nur möglich, wenn die Geschäftsprozesse<br />

innerhalb der Verwaltung und in den Kooperationen mit externen (privaten<br />

oder öffentlichen) Akteuren angepasst sind. Eine wesentliche Aufgabe der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e<br />

besteht folglich darin, für die jeweiligen Harmonisierungsvorhaben die<br />

technischen und funktionalen Merkmale der Verfahren bzw. Komponenten zu definieren<br />

und die organisatorischen Voraussetzungen zu identifizieren, die einen Datenaustausch<br />

und einen optimierten Geschäftsprozess möglich machen sowie die Funktionalität<br />

des Verfahrens sicherstellen.<br />

18 von 75


3 BESCHREIBUNG DES VERFAHRENS<br />

„E-REPORTING“<br />

3 Beschreibung des Verfahrens<br />

„E-<strong>Reporting</strong>“<br />

3.1 Definition von E-<strong>Reporting</strong><br />

Horváth versteht unter Berichtswesen alle Institutionen und Funktionen, die sich mit<br />

der Erstellung von Informationen und deren Übertragung zum Ort ihrer Verwendung<br />

befassen. 5 Unter E-<strong>Reporting</strong> wird in diesem Bericht ein zeitgemäßes Berichtswesen<br />

verstanden, das möglichst umfangreich durch IT-Verfahren unterstützt wird 6 . Der<br />

Begriff „E-<strong>Reporting</strong>“ wird hier deshalb gewählt, um den Fokus der Beschreibung auf<br />

die elektronische Unterstützung zu legen. Das elektronische Berichtswesen ist ein<br />

controllinggerechtes und empfängerorientiertes Informationsvermittlungssystem, welches<br />

die Lücke zwischen der Informationsentstehung und Informationsverarbeitung<br />

schließt. Die Daten werden von den Erfassungssystemen an das Programm weitergeleitet,<br />

das für die Datenkonsolidierung und -auswertung zuständig ist. Anschließend<br />

werden weitgehend automatisiert Auswertungen und Berichte für festgelegte<br />

Empfängergruppen erstellt.<br />

Damit dieser Prozess reibungslos funktioniert, müssen alle relevanten Strukturen,<br />

Abläufe und IT-Systeme aufeinander abgestimmt sein. Insbesondere die medienbruchfreie<br />

Verknüpfung der beteiligten IT-Systeme spielt eine entscheidende Rolle.<br />

Neben den technischen Anforderungen an die IT-Verfahren sind ebenfalls die funktionalen<br />

und organisatorischen Anforderungen für ein umfassend gestaltetes elektronisches<br />

Berichtswesen zu berücksichtigen. E-<strong>Reporting</strong> bezeichnet also die effektive<br />

und effiziente Unterstützung des Berichtswesens durch Informationstechnologien, um<br />

den unterschiedlichen informatorischen Bedürfnissen der kommunalen Führungskräfte<br />

gerecht zu werden.<br />

5 Vgl. Horváth 1998, S. 592 ff.<br />

6 Zum Umsetzungsstand des Berichtswesens und dessen elektronischer Unterstützung in deutschen Kommunen<br />

siehe Anhang 1.<br />

19 von 75


3 BESCHREIBUNG DES VERFAHRENS<br />

„E-REPORTING“<br />

Stellung des E-<strong>Reporting</strong>s im E-Government<br />

Ausgehend von Überlegungen zu den Grundfunktionen von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(IuK) im Rahmen der Verwaltungsreform kann E-Government<br />

in die zwei Grundfunktionen systembildendes und systemsteuerndes E-Government<br />

unterschieden werden. Systembildendes E-Government verändert die Art und<br />

Weise der Erstellung kommunaler Prozesse und Dienstleistungen. Beispielhaft kann<br />

hier E-Procurement genannt werden, da es die Prozesse der Beschaffung verändert.<br />

Systemsteuerndes E-Government umfasst die Steuerung des "Systems Kommune"<br />

mit Informations- und Kommunikationstechnologien. Hierbei wird die IuK als Instrument<br />

genutzt, um bestehende Reformelemente zu integrieren, vorhandene Module<br />

miteinander zu vernetzen und neue Systeme kostengünstig und leistungsfähig zu<br />

nutzen (integriertes Managementinformationssystem). 7 E-<strong>Reporting</strong> ist daher dem<br />

systemsteuernden E-Government zuzuordnen.<br />

3.2 Einsatzfelder<br />

Verwaltungsinternes Berichtswesen stellt ein zentrales, unterjähriges Informationsinstrument<br />

für die Führungskräfte einer Kommune dar. Führung kann auf mehreren<br />

Ebenen wahrgenommen werden: Vom Rat/ Kreistag gegenüber der Verwaltung und<br />

innerhalb der Verwaltung von der Verwaltungsführung bis zur untersten Hierarchieebene.<br />

8 Das Berichtswesen sollte für diese verschiedenen Führungsebenen steuerungsrelevante<br />

Informationen zur Entscheidungsunterstützung zur Verfügung stellen,<br />

zusätzlich sollte es die zentralen Informationen für die gesamte Verwaltung sichtbar<br />

machen.<br />

Je nach Fokus können Berichte finanzwirtschaftliche, produktbezogene, personalwirtschaftliche<br />

oder andere Informationen bereitstellen. Neben der Fokussierung auf<br />

die Inhalte können Berichte nach den Gesichtspunkten der zeitlichen Frequenz (z. B.<br />

regelmäßige oder Ad-hoc-Berichte) oder auch nach den Berichtsadressaten innerhalb<br />

der Steuerungsebenen der Verwaltung (z. B. Top-Management-Berichte, Berichte<br />

einzelner Organisationseinheiten) systematisiert werden. Grundsätzlich gilt, dass<br />

die Informationsanforderungen des Empfängerkreises über den inhaltlichen Fokus<br />

der jeweiligen Berichtstypen entscheiden. Die Gesamtheit aller Berichte einer Kommune<br />

bildet das Berichtswesen. Im Rahmen dieser Spezifikation stehen, wie in der<br />

Einleitung dargelegt, in erster Linie standardisierte Berichte für finanzorientierte Wer-<br />

7 Vgl. Budäus/ Schwiering 1999, S. 148 ff.<br />

8 Vgl. KGSt-Bericht 7/2004, S. 19.<br />

20 von 75


3 BESCHREIBUNG DES VERFAHRENS<br />

„E-REPORTING“<br />

te 9 (z. B. Berichte zur Haushaltsdurchführung, zum Liquiditätsrisiko oder Finanzrisiko)<br />

sowie produktorientierte Berichte 10 im Mittelpunkt.<br />

3.3 Nutzen für verschiedene Nutzergruppen<br />

Der Nutzen einer angemessenen EDV-technischen Unterstützung des Berichtsprozesses<br />

liegt in erster Linie in dessen Beschleunigung und der Minimierung von Fehlerpotenzialen<br />

aufgrund der weitgehend automatisierten Verarbeitung der zugrunde<br />

liegenden Daten. Damit ermöglicht das elektronische Berichtswesen eine bedarfsgerechte<br />

und zeitnahe Information der Verwaltungsführung sowie eine effiziente Abwicklung<br />

des eigentlichen Berichtsprozesses.<br />

In der weiteren Nutzenbetrachtung kann zwischen Berichtsempfänger, Berichterstatter<br />

und Berichtsersteller unterschieden werden.<br />

3.3.1 Berichtsempfänger<br />

In erster Linie unterstützt das Berichtswesen Führungskräfte auf allen Ebenen der<br />

Verwaltung in ihrer Steuerungsaufgabe und trägt dazu bei, dass Probleme frühzeitig<br />

erkannt und Entscheidungen fundiert getroffen werden können. Der Nutzen des elektronischen<br />

Berichtswesens liegt daher für die Verwaltungsführung vor allen Dingen in<br />

der verlässlichen, zeitnahen und transparenten Sicht auf die tatsächliche Lage der<br />

Kommune, die in den Berichten den entsprechenden Zielsetzungen gegenübergestellt<br />

werden sollte.<br />

Über die eventuell vorhandenen Internet-/ Intranet-Funktionalitäten des Auswertungssystems<br />

und vordefinierte Berichtsschemata können Führungskräfte auch während<br />

laufender Berichtsperioden jederzeit den aktuellen Stand der Berichtsinformationen<br />

abrufen.<br />

3.3.2 Berichterstatter<br />

Verantwortlich für die Berichtsinhalte ist zumeist die dem Berichtsempfänger fachlich<br />

untergeordnete Stelle. Für sie liegt der Nutzen des elektronischen Berichtswesens in<br />

der zeitnahen und zielgerichteten Aufbereitung der relevanten Daten und der damit<br />

verbundenen konsolidierten Information über den eigenen Bereich. Durch die gute<br />

Unterstützung hinsichtlich der Datenauswertung können sich die Berichterstatter<br />

weitgehend auf ihre eigentliche Aufgabe der Kommentierung und Erläuterung der<br />

Werte konzentrieren.<br />

9 Finanzorientierte Berichte stellen auf kamerale Finanzflüsse ab (Plan, Kontrolle, Plan-Ist-Vergleiche).<br />

10<br />

Produktorientierte Berichte stellen derzeitig kamerale Finanzflüsse auf Basis von Produkten dar (Plan, Kontrolle,<br />

Plan-Ist-Vergleiche).<br />

21 von 75


3 BESCHREIBUNG DES VERFAHRENS<br />

„E-REPORTING“<br />

3.3.3 Berichtsersteller<br />

Meist werden die Berichterstatter durch eine interne Abteilung wie die Kämmerei, den<br />

zentralen Steuerungsdienst oder das Controlling in der Auswertung der Daten und<br />

der Berichtserstellung unterstützt. Für diese Abteilungen bedeutet die elektronische<br />

Unterstützung des Berichtswesens die Entlastung von manueller Erfassungs- und<br />

Auswertungstätigkeit. Eine Konsolidierung der Daten wird weitgehend überflüssig.<br />

Die Datenqualität steigt, da die Daten nicht mehr doppelt erfasst und in unterschiedlichen<br />

Systemen vorgehalten werden müssen. Eine zentralisierte Datenhaltung gewährleistet<br />

darüber hinaus, dass alle Stellen der Verwaltung mit dem gleichen Zahlenmaterial<br />

operieren und es zu keinen Missverständnissen aufgrund unterschiedlicher<br />

Ausgangsdaten kommen kann.<br />

3.4 Wirtschaftlichkeit<br />

Bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeit von E-<strong>Reporting</strong> und dessen Einführung<br />

sind Kosten- und Nutzenaspekte zu berücksichtigen.<br />

Bei der Einführung eines elektronischen Berichtswesens fallen folgende Kosten an:<br />

• Technische Entwicklungskosten (Investitionskosten für Software und Hardware,<br />

Anpassung, Schulungen);<br />

• Organisatorische Entwicklungskosten (Konzepterstellung, organisatorische Veränderungen,<br />

Mitarbeiterqualifizierung);<br />

• Laufende Kosten (Systempflege, Kosten der Organisation).<br />

Die Entwicklungskosten sind abhängig vom Entwicklungsstand des Controllingsystems.<br />

Ist ein Controllingsystem noch nicht eingeführt, sind die zusätzlichen Kosten<br />

höher als bei bereits etablierten Controllingstrukturen. Der Anfangsaufwand dürfte in<br />

kleineren Kommunen aufgrund der Größe und des damit zusammenhängenden<br />

Haushaltsvolumens relativ höher als in größeren Kommunen sein.<br />

Auf der Nutzenseite entfallen durch die Einführung von E-<strong>Reporting</strong> manuelle Tätigkeiten<br />

für Datenerfassung, -konsolidierung und Berichtserstellung. Die frei gewordene<br />

Arbeitszeit der Mitarbeiter kann für andere Aufgaben eingesetzt werden, z. B. für<br />

Analysen oder die Entwicklung von Steuerungsmaßnahmen und Zielen.<br />

Durch die medienbruchfreie Weitergabe der Daten werden zudem Erfassungs- und<br />

Übertragungsfehler vermieden: die Qualität der Daten und damit der darauf aufsetzenden<br />

Berichte steigt. Durch die transparente, aktuelle und empfängerorientierte<br />

Sicht auf die relevanten Informationen erhalten die Führungskräfte der Kommunen<br />

zeitnah einen umfassenden Überblick über kommunalpolitische Problematiken und<br />

können ihre Entscheidungen dementsprechend ausrichten. Damit trägt ein aussagekräftiges<br />

und aktuelles Berichtswesen zur Steigerung von Effektivität und Effizienz in<br />

der Verwaltung bei.<br />

22 von 75


3 BESCHREIBUNG DES VERFAHRENS<br />

„E-REPORTING“<br />

Je mehr qualitativ hochwertige Berichte mit dem elektronischen Verfahren erstellt<br />

werden und je besser die Verwaltungsführung dadurch mit steuerungsrelevanten Informationen<br />

versorgt ist, desto wirtschaftlicher wird die Einführung eines elektronischen<br />

Berichtwesens und desto mehr wird das Kostenargument in den Hintergrund<br />

treten.<br />

Berücksichtigung sonstiger Standardisierungsaktivitäten<br />

Standardisierungsvorhaben im engeren Sinne existieren nach bisherigem Kenntnisstand<br />

für den Bereich des elektronischen Berichtswesens nicht.<br />

3.5 Gesetzliche Vorgaben<br />

Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben für Kommunen, ein betriebswirtschaftliches Berichtswesen<br />

zu führen. Allerdings lässt sich die Notwendigkeit eines entsprechenden<br />

Berichtswesens aus den Gemeindeverordnungen in Verbindung mit den Gemeindehaushaltsverordnungen<br />

ableiten. Für das Land Sachsen-Anhalt beispielsweise ergibt<br />

sich dies aus § 90 der Gemeindeordnung, in dem die allgemeinen Haushaltsgrundsätze<br />

genannt sind. Insbesondere ist Abs. 2 relevant: „Die Haushaltswirtschaft ist<br />

sparsam und wirtschaftlich zu führen.“ Diese allgemeinen Grundsätze werden ergänzt<br />

durch die speziellen Anweisungen des § 26 „Bewirtschaftung und Überwachung<br />

der Ausgaben“ der Gemeindehaushaltsverordnung des Landes Sachsen-<br />

Anhalt. Hier heißt es in Abs. 2: „Die Inanspruchnahme von Haushaltsmitteln einschließlich<br />

der über- und außerplanmäßigen Ausgaben ist in Haushaltsüberwachungslisten<br />

oder auf andere geeignete Weise zu überwachen.“ Eine angemessene<br />

Überwachung der Ausgaben wird maßgeblich durch ein betriebswirtschaftliches Berichtswesen<br />

unterstützt.<br />

23 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

4 Spezifikation des Verfahrens „E-<strong>Reporting</strong>“<br />

Im Folgenden werden die organisatorischen, funktionalen und technischen Anforderungen<br />

an ein elektronisches Berichtswesen dargestellt. Bevor eine Kommune sich<br />

jedoch mit der elektronischen Unterstützung beschäftigt, sollte sie zunächst das fachliche<br />

Konzept für ihr Berichtswesen festgelegt haben. Die IT-Systeme sind dann entsprechend<br />

der im Fachkonzept dargestellten Anforderungen auszuwählen und an die<br />

kommunalen Gegebenheiten, insbesondere die bereits vorhandene IT-Landschaft,<br />

anzupassen.<br />

Insofern können die nächsten Kapitel nur Hinweise auf allgemeine Anforderungen an<br />

ein E-<strong>Reporting</strong> geben und Möglichkeiten zur Ausgestaltung darstellen. Sie können<br />

nicht die individuelle Definition des Berichtskonzepts und der IT-Anforderungen in<br />

jeder einzelnen Kommune ersetzen.<br />

4.1 Organisatorische Anforderungen<br />

Bevor eine Kommune die elektronische Unterstützung des Berichtswesens in Angriff<br />

nimmt, sollte – wie bereits oben erwähnt – ein fachliches Konzept für das Berichtswesen<br />

erstellt werden. In diesem sollte festgelegt werden, wer wann welche Informationen<br />

und Auswertungen wie und wie oft erhält (Berichtsempfänger), wer für die Berichte<br />

verantwortlich ist (Berichterstatter) und wer bei der Erstellung der Berichte unterstützt<br />

(Berichtersteller). Die Ausgestaltung des Berichtswesens hängt dabei jeweils<br />

von der einzelnen Verwaltung und den individuellen Anforderungen der kommunalen<br />

Führung ab. Dementsprechend unterscheiden sich die kommunalen Fachkonzepte<br />

voneinander. Die Gestaltungsparameter für das Fachkonzept sind in vielen Publikationen<br />

bereits beschrieben worden 11 und werden nur überblicksartig wiedergegeben,<br />

soweit sich daraus generelle Anforderungen an die elektronische Unterstützung ableiten.<br />

Die organisatorischen Anforderungen an das E-<strong>Reporting</strong> betreffen die im Folgenden<br />

näher dargestellten Aspekte:<br />

• Prozess des Berichtswesens,<br />

• Datenerfassung,<br />

• Berichtsinhalte und ihre Darstellung,<br />

• Berichtstypen und Berichtszyklen,<br />

• Bereitstellung der Berichte sowie<br />

Zuständigkeiten und Anforderungen an die Arbeitsplätze der Mitarbeiter.<br />

11 Vgl. z. B. KGSt-Bericht 7/ 2004 und KGSt-Bericht 8/ 2004.<br />

24 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

4.1.1 Der Prozess des Berichtswesens<br />

Die Ablauforganisation des elektronischen Berichtswesens lässt sich allgemein mit<br />

drei Prozessschritten beschreiben:<br />

• Datenselektion und Datentransfer,<br />

• Informationsaufbereitung und Informationsanalyse sowie<br />

Informationsbereitstellung.<br />

Datenselektion und<br />

Datentransfer<br />

Einlesen vorbereiteter<br />

Informationen<br />

Zugriff auf operative<br />

Daten der Vorsysteme<br />

Informationsaufbereitung<br />

und Informationsanalyse<br />

• Verdichtungen<br />

• Selektionen<br />

• Aufbereitungen<br />

Abbildung 3: Prozessschritte im Berichtswesen 12<br />

Informationsbereitstellung<br />

Standardberichte<br />

Interaktive<br />

Präsentation<br />

Ad-Hoc-<br />

Berichte<br />

In der ersten Phase werden alle notwendigen Informationen aus den verschiedenen<br />

Basissystemen (Fachverfahren, Rechnungswesen, Leistungserfassung etc.) über<br />

standardisierte Schnittstellen in ein Aufbereitungsmodul übertragen. Hierbei kann eine<br />

Vorselektion von entscheidungsrelevanten Informationen je nach inhaltlichem Bedarf<br />

und den Kapazitäten der EDV-Anwendung vorgenommen werden. Anschließend<br />

werden die transferierten Basisdaten in der zweiten Phase im entsprechenden Verarbeitungsmodul<br />

verdichtet, die relevanten Daten werden ausgewählt und aufbereitet.<br />

Je nach Berichtstyp werden die notwendigen Auswertungen durchgeführt und die<br />

relevanten Kennzahlen errechnet. In der letzen Phase werden die verdichteten Informationen<br />

bereitgestellt. Die aufbereiteten Informationen werden je nach Berichtstyp<br />

mit entsprechenden grafischen Elementen und Kommentaren versehen. Abschließend<br />

werden die fertigen Berichte versandt oder im Intranet bereitgestellt.<br />

Da sich die inhaltlichen Anforderungen an die Berichte von Kommune zu Kommune<br />

unterscheiden, müssen die Einzelheiten des Berichtsprozesses in jeder Verwaltung<br />

individuell festgelegt werden. Im Folgenden wird zu bestimmten Aspekten ein Überblick<br />

über mögliche Ausgestaltungen gegeben.<br />

12 Vgl. Nölken 2002, S. 129.<br />

25 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

4.1.2 Datenerfassung<br />

Typische Daten, die für Berichte herangezogen werden, stammen aus dem Finanz-<br />

und Rechnungswesen, dem Personalwesen, der Leistungserfassung oder – bspw.<br />

Mengenangaben oder Fallzahlen – aus den Fachressorts (s. Kapitel 3.2). Im Fall von<br />

finanzorientierten Berichten sind in erster Linie Daten aus dem Haushalts- und Rechnungswesen<br />

zu berücksichtigen. Für produktorientierte Berichte spielen zusätzlich<br />

die Daten aus der Leistungserfassung eine große Rolle.<br />

Für alle Daten, die in das Berichtswesen mit einbezogen werden, ist jeweils zu klären,<br />

wie sie erfasst werden, wer sie erfasst, ob und ggf. von wem die erfassten Daten<br />

geprüft werden und wann sie jeweils für die Auswertung zur Verfügung stehen sollen.<br />

Dementsprechend ist festzulegen, wann die Daten erfasst und wann sie für die Auswertung<br />

freigegeben werden. Aus der Festlegung der Ausgangsdaten und ihrer Erfassung<br />

ergibt sich, welche Erfassungssysteme datentechnisch an das Auswertungssystem<br />

angebunden werden müssen. Hierbei ist gleichzeitig auf die Umsetzbarkeit<br />

der datentechnischen Verbindung der entsprechenden Systeme zu achten. Weiterhin<br />

leiten sich aus diesen Festlegungen Anforderungen an die Arbeitsplätze der Mitarbeiter<br />

ab.<br />

4.1.3 Berichtsinhalte und ihre Darstellung<br />

Der Nutzen von Berichten hängt entscheidend davon ab, inwieweit die enthaltenen<br />

Informationen nach den Bedürfnissen der jeweiligen Empfänger ausgerichtet sind.<br />

Daher ist es zweckmäßig, ein Berichtswesen aufzubauen, in dem die einzelnen Berichtsinhalte<br />

möglichst passgenau auf die Anforderungen der jeweiligen Empfänger<br />

abgestimmt sind. Dies gilt nicht nur für finanz- oder produktorientierte Berichte.<br />

Grundsätzlich können in Berichten Plan-, Ist- und Prognosewerte sowie Vergleichswerte<br />

enthalten sein. Vergleichsinformationen erhöhen den Aussagegehalt der Berichte,<br />

da sich durch die Gegenüberstellung weitere Erkenntnisse gewinnen lassen.<br />

Mögliche Vergleichswerte sind z. B. Soll-Ist- bzw. Plan-Ist-Vergleiche, Zeitvergleiche<br />

(bspw. Vergleich zum vorhergehenden Bericht oder Vergleich zum gleichen Berichtszeitraum<br />

im vergangenen Jahr), intra- oder interkommunale Vergleiche oder Vergleichsringe.<br />

13 Bei Vergleichsinformationen gerade aus dem interkommunalen Bereich<br />

ist jedoch wichtig, dass die gleichen Daten und Berechnungsregeln zugrunde<br />

liegen – nur so können die Werte wirklich verglichen werden. Zukünftig dürften im<br />

Rahmen einer wirkungsorientierten Verwaltungssteuerung auch Qualitäts- und Wirkungskennzahlen<br />

an Bedeutung gewinnen. Allerdings liegen hierfür noch kaum Konzepte<br />

zur Berechnung und Erfahrungen im Umgang damit vor. Wichtig bei allen Werten<br />

ist, dass klar ausgewiesen wird, auf welchen Zeitraum sich die Angaben bezie-<br />

13 Vgl. KGSt-Bericht 5/ 2001, S. 19.<br />

26 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

hen. Grundsätzlich kann hierbei zwischen Planungszeitraum und Berichtszeitraum<br />

unterschieden werden. 14<br />

Ein weiteres inhaltliches Merkmal für das Berichtswesen ist der Verdichtungsgrad der<br />

Informationen. Damit die Daten für den Empfänger leicht verständlich und einfach zu<br />

interpretieren sind, darf die Berichtskomplexität nicht zu hoch sein. Eine seitenlange<br />

Auflistung von Zahlen könnte eine nicht gewollte Reaktion beim Empfänger auslösen,<br />

wie beispielsweise den Bericht ungelesen abzuheften. Um die Vielzahl an Daten zu<br />

reduzieren, müssen diese verdichtet werden. Hierfür werden die erfassten Einzeldaten<br />

klassifiziert und entsprechend der Klassen zusammengefasst. Eine Möglichkeit,<br />

Informationen in aggregierter Form darzustellen, ist die Bildung von Kennzahlen, die<br />

entsprechenden Zielwerten gegenübergestellt werden können. Die Verwendung von<br />

Kennzahlen und dazugehörigen Zielwerten in Berichten dürfte zukünftig zunehmen.<br />

Somit wird zum einen ein Beitrag zur Konzentration auf das Wesentliche geleistet<br />

und zum anderen bleibt der Berichtsinhalt steuerungsrelevant, da sich Berichterstatter<br />

als auch Berichtsempfänger an den gesetzten Zielkriterien orientieren können.<br />

Zu der inhaltlichen Ausgestaltung der Berichte gehört zudem die Art der Zahlendarstellung.<br />

In der kommunalen Praxis wird häufig übersehen, dass eine ansprechende<br />

grafische Aufbereitung der Daten die Beschäftigung mit den Berichtsinhalten deutlich<br />

erleichtert. Layout und Grafik spielen daher für die adressatengerechte Gestaltung<br />

des Berichtswesens eine wichtige Rolle. Die grafische Unterstützung bewirkt eine<br />

erhöhte Aufmerksamkeit und lässt den Empfänger die Informationen besser verarbeiten.<br />

Hierbei spielt es keine Rolle, ob die Berichte elektronisch oder als Papier verteilt<br />

werden. In beiden Fällen stehen u. a. folgende grafische Mittel zur Verfügung<br />

(s.Tabelle 1).<br />

Abteilung<br />

Abteilung 1<br />

Abteilung 2<br />

Abteilung 3<br />

Abteilung 4<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Tabelle mit Vergleichswerten<br />

Zeitraum A Zeitraum B Zeitraum C<br />

24<br />

Tabellen<br />

28<br />

1. Quartal<br />

29<br />

25<br />

30<br />

26<br />

2. Quartal 3. Quartal<br />

Diagramme/Grafiken<br />

Tabellen ermöglichen die zweidimensionale Darstellung<br />

von Zahlenreihen. Sie bieten sich an, wenn verschiedene<br />

Werte nebeneinander gestellt und verglichen oder ein<br />

Überblick über einen Bereich gegeben werden soll und<br />

die Leser gewohnt sind, mit Zahlen zu arbeiten. Häufig<br />

wird im elektronischen Bereich mit PIVOT-Tabellen gearbeitet,<br />

in denen man einfach zwischen bestimmten Detaillierungsgraden<br />

hin- und herschalten kann.<br />

Für Grafiken gilt online dasselbe wie offline: Sie sollten<br />

einfach und schnell interpretierbar sein und das Datenmaterial<br />

anschaulich darstellen. Es besteht die Gefahr,<br />

durch zuviel Farbeinsatz und zu komplexe Grafiken deren<br />

Vorteile zu verspielen. Meist ist es sinnvoll, die Grafiken<br />

nicht alleine, sondern in Verbindung mit den zugrunde<br />

liegenden Tabellen zu verwenden. 15<br />

14 Vorschläge zur Ausgestaltung von Berichten finden sich z. B. im KGSt-Bericht 8/ 2004.<br />

15 Vgl. Waniczek 2002, S. 195.<br />

27 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

Ampeln<br />

Kommentar zu<br />

Produktbereich<br />

xy …<br />

Kommentare<br />

Newsticker<br />

Newsticker<br />

Tabelle 1: Grafische Elemente des Berichtswesens<br />

4.1.4 Berichtstypen und Berichtszyklen<br />

Um Ampeln einzusetzen, müssen entsprechende<br />

Schwellenwerte festgelegt werden, bei deren Über- oder<br />

Unterschreitung die Ampel ihre Farbe ändern soll. Die<br />

Vorteile der Ampeln sind, dass sie eine einfache Alarmfunktion<br />

darstellen und die Priorisierung erleichtern. 16<br />

Allerdings birgt das die Gefahr, sich nur auf Bereiche mit<br />

roten Ampeln zu konzentrieren und andere Bereiche zu<br />

vernachlässigen.<br />

Textliche Kommentare erhöhen die Aussagekraft von<br />

Berichten und erleichtern die Interpretation. Sie sollten<br />

nachvollziehbar sein und keine bereichsgefärbten Informationen<br />

enthalten. 17 Kommentare sollten so lang wie<br />

zum Verständnis notwendig und so kurz wie möglich<br />

sein. Sie erläutern die Zahlen, ersetzen jedoch nicht die<br />

eingehende Diskussion der Berichtsinhalte.<br />

Mit verstärkter Internetnutzung und der Webbasierung<br />

von <strong>Reporting</strong>-Tools werden weitere grafische Unterstützungen<br />

möglich, wie z. B. Nachrichtenfenster (Newsticker)<br />

oder andere multimediale Elemente. 18<br />

Berichte können nach verschiedenen Gesichtspunkten klassifiziert werden, wie z. B.<br />

nach ihren Inhalten, Empfängern oder dem Erstellungszyklus. Bei der inhaltlichen<br />

Gestaltung der einzelnen Berichtstypen kann sich die Kommune an den grundsätzlichen<br />

Aufgaben der kommunalen Berichtsempfänger orientieren. Berichtsempfänger<br />

einer Kommune sind in der Regel der Rat/ Kreistag, die Ausschüsse und die Führungskräfte<br />

der Kommune auf allen Hierarchieebenen. Die Berichterstattung folgt der<br />

Weisungsbefugnis in entgegengesetzter Richtung, d. h. die unteren Hierarchieebenen<br />

(Berichterstatter) berichten den oberen Hierarchieebenen. Somit kann jede Führungskraft<br />

Berichtsempfänger und Berichterstatter sein. 19 Für den Fall, dass eine<br />

Kommune intern mit Zielvereinbarungen arbeitet, können auch die vereinbarten Zielwerte<br />

Ausgangspunkt der Berichtsgestaltung sein. „Wer während und im Rahmen der<br />

Planung für Zielvereinbarungen zwischen den beteiligten Ebenen sorgt, hat eine<br />

16 Vgl. Waniczek 2002, S. 195.<br />

17 Vgl. Waniczek 2002, S. 181.<br />

18 Vgl. Waniczek 2002, S. 196.<br />

19 Vgl. KGSt-Bericht 8/2004, S. 20 ff.<br />

28 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

Grundlage für die Entscheidung, welche Informationen in einer regelmäßigen Berichterstattung<br />

im Vollzugsjahr verfolgt werden, und hat damit den Ansatzpunkt für<br />

die Berichterstattung.“ 20<br />

Wie die Berichtstypen und -inhalte auf die Bedürfnisse der Empfänger ausgerichtet<br />

werden, so müssen auch die Berichtszyklen für jeden Berichtstyp entsprechend festgelegt<br />

werden. Auch dies muss individuell in den Kommunen entschieden werden.<br />

Der KGSt zufolge werden zurzeit in der kommunalen Praxis verschiedene Zeittakte<br />

zur regelmäßigen Berichterstattung innerhalb eines Jahres erprobt. Beispielsweise<br />

sind hier Vierteljahresberichte, Berichte im Vier-Monats-Turnus, Berichte mit unterschiedlichen<br />

Intervallen und die Abweichberichterstattung bei der Überschreitung<br />

festgelegter Toleranzen zu nennen. 21 In der Umfrage unter den Transferkommunen<br />

wurden auch Berichte genannt, die monatlich erstellt werden. Die angemessene Gestaltung<br />

der Berichtszyklen beschreibt Waniczek sehr anschaulich: „Die Periodizität<br />

oder Frequenz ist ein wesentlicher Stellhebel im Berichtswesen. ‚So häufig wie nötig,<br />

so selten wie möglich’ kann hier postuliert werden. Mehr Steuerungsrelevanz wird<br />

weder durch mehr Inhalte noch durch häufigeres Berichten automatisch realisiert.“ 22<br />

4.1.5 Bereitstellung der Berichte<br />

Die Bereitstellung der Berichte kann grundsätzlich entweder in Papierform, als elektronische<br />

Datei oder als Online-Generierung erfolgen. Der klassische Bericht auf Papier<br />

hat die Vorteile, dass er wie jede andere Post verteilt werden kann und als physisches<br />

Dokument vorliegt, in dem geblättert werden kann und in das Notizen geschrieben<br />

werden können. Insbesondere bevorzugen Mitglieder der Verwaltungsspitze<br />

die Papierversion. Nachteil von Papierberichten ist, dass es je nach Organisation<br />

der Postverteilung in einer Kommune durchaus einige Tage dauern kann, bis sie ihren<br />

Empfänger erreicht haben. Eine elektronische Datei dagegen kann per E-Mail an<br />

die Adressaten verschickt werden oder im Intranet bzw. in Groupware-Applikationen<br />

zum Download bereitgestellt werden. Weiterhin kann sie leicht gespeichert werden.<br />

Nachteilig hieran kann sich auswirken, dass E-Mails einfach weggeklickt werden<br />

können oder zur Verfügung gestellte Dateien nicht abgerufen werden. Je nach Arbeitsstil<br />

der Adressaten ist hier eine Lösung zu wählen, die den Berichten die größtmögliche<br />

Aufmerksamkeit sichert. Häufig werden sowohl Papierberichte als auch die<br />

dazugehörigen Dateien versandt.<br />

Die dritte oben genannte Möglichkeit, die Online-Generierung der Berichte, ermöglicht<br />

den Empfängern eine direkte Arbeit an den Auswertungsdaten. Sie erhalten einen<br />

entsprechenden Zugriff auf das Auswertungsmodul und können selbstständig in<br />

dem Datenbestand, der für sie sichtbar ist, navigieren und die Informationen heraus-<br />

20 KGSt-Bericht 8/ 2004, S. 54.<br />

21 Vgl. KGSt-Bericht 8/ 2004, S. 32.<br />

22 Waniczek 2002, S. 130.<br />

29 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

suchen, die sie benötigen. Insbesondere OLAP-Technologien 23 und eine entsprechende<br />

Web-Schnittstelle eignen sich für diese Möglichkeit.<br />

4.1.6 Zuständigkeiten und Ausstattung der Arbeitsplätze<br />

In Hinblick auf die Zuständigkeiten für die Datenerfassung, die Berichtsinhalte, die<br />

Berichtserstellung und Versendung sind unterschiedliche Organisationseinheiten in<br />

der Kommune angesprochen.<br />

Zunächst sind alle bisher betrachteten Aspekte wie Berichtsinhalte, Berichtstypen<br />

und Berichtszyklen festzulegen. Die Anforderungen hierfür sollten von den Berichtsempfängern<br />

gestellt werden; sie sollten definieren, was sie zur Steuerung ihres Zuständigkeitsbereiches<br />

tatsächlich benötigen. 24 Anschließend können das Controlling<br />

und/ oder die Steuerungseinheiten bzw. die verantwortlichen Organisationseinheiten<br />

Vorschläge für die Berichte erarbeiten. Sobald das fachliche Konzept des Berichtswesens<br />

erarbeitet ist, können die Zuständigkeiten für den Prozess festgelegt werden.<br />

Für die Datenerfassung sind alle Organisationseinheiten zuständig, welche die berichtsrelevanten<br />

Informationen erfassen wie z. B. die Kämmerei, das Controlling, die<br />

entsprechenden Fachressorts (z. B. in Fachverfahren) oder, bei einer vorhandenen<br />

Tätigkeits- und Leistungserfassung, jeder Mitarbeiter der Kommune.<br />

Die Zuständigkeit für die Berichterstellung, d. h. die Aufbereitung und Analyse der<br />

Daten, liegt zumeist entweder bei zentralen Organisationseinheiten (Controlling,<br />

Steuerungsunterstützung, Kämmerei), bei dezentralen Organisationseinheiten (jeweiliges<br />

Fachressort) oder bei beiden. So kommt es häufiger vor, dass Kennzahlen von<br />

einem zentralen Controlling bereitgestellt werden, die Erläuterungen und fachliche<br />

Ergänzungen jedoch durch die Fachressorts vorgenommen werden. Sind für die inhaltliche<br />

Aufbereitung des Berichtes Fachkenntnisse notwendig, sollten die dezentralen<br />

Organisationseinheiten bei der Erstellung federführend sein. Ist die Problematik<br />

keiner fachspezifischen Ausarbeitung unterworfen, können zentrale Organisationseinheiten<br />

die Erstellung übernehmen. Da die Organisation des Controllings bzw. der<br />

Steuerungsunterstützung von Kommune zu Kommune unterschiedlich gestaltet ist,<br />

müssen auch die Zuständigkeiten für die Berichterstellung an die individuellen Gegebenheiten<br />

vor Ort angepasst werden.<br />

Für die Versendung von Berichten ist grundsätzlich die Organisationseinheit zuständig,<br />

die auch die Berichte erstellt. Dazu hat sie die Möglichkeit, Groupware-Lösungen<br />

oder das Inter- und/ oder Intranet zu nutzen. Eine weitere Möglichkeit ist die Bereitstellung<br />

in einem (webbasierten) <strong>Reporting</strong>tool, welches vordefinierte Berichte von<br />

zuständigen Organisationseinheiten enthält. Eine dritte Möglichkeit ist die Erstellung<br />

des Berichtes durch den Empfänger selbst mittels Nutzung eines Endbenutzerzu-<br />

23<br />

OLAP bedeutet Online Analytical Processing. OLAP-Technologien umfassen Methoden und Werkzeuge, mit denen<br />

mehrdimensionale, komplexe Anfragen an Datenbanken gestellt werden können.<br />

24 Vgl. Seeger et al. 1999, S. 113 f.<br />

30 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

gangs zu OLAP-Technologien. Somit kann für die Versendung bzw. Bereitstellung<br />

der Berichte auch der Empfänger selbst zuständig sein.<br />

Neben dem eigentlichen Berichtsprozess ergeben sich aus der Verwendung der IT-<br />

Systeme Wartungsnotwendigkeiten. Je nach Ausgestaltung der IT-Unterstützung für<br />

das Berichtswesen unterscheiden sich die Wartungsnotwendigkeiten von Kommune<br />

zu Kommune. Die Notwendigkeit der Wartungsarbeiten ergibt sich daraus, dass einerseits<br />

der laufende Betrieb abgesichert und auftretende Fehler beseitigt werden<br />

müssen und andererseits die Systeme auch bei längerer Laufzeit an die neuen technischen<br />

Entwicklungen angepasst werden müssen, um ein optimales Zusammenwirken<br />

im Verbund der IT-Systeme zu erreichen. Die Wartung der speziellen Controllingsoftware<br />

(Data Warehouse-System, KLR-Software, etc.) wird häufig über einen<br />

entsprechenden Wartungsvertrag vorgenommen. Die Administration wird in der Regel<br />

von der zu betreuenden Organisationseinheit (Controlling, Steuerungsunterstützung,<br />

etc.) wahrgenommen.<br />

Aus diesen Zuständigkeiten ergeben sich folgende Anforderungen an die Arbeitsplatzausstattung<br />

der Mitarbeiter:<br />

Aufgabe Mitarbeiter Notwendige Ausstattung<br />

Erfassung der berichtsrelevanten<br />

Daten<br />

(außer Leistungserfassung)<br />

Alle Mitarbeiter, die für<br />

die Erfassung zuständig<br />

sind<br />

Leistungserfassung Alle Mitarbeiter, die ihre<br />

Leistungen erfassen sollen<br />

Auswertung und Konsolidierung<br />

der Daten<br />

• Zugang zu den Erfassungsprogrammen<br />

oder<br />

installierte Erfassungssoftware<br />

auf dem Arbeitsplatzrechner<br />

• Zugang zum Leistungserfassungsprogramm<br />

(in der<br />

Regel Anbindung an das<br />

Intranet bzw. Internet)<br />

• Internetbrowser (bei webbasierter<br />

Lösung)<br />

• Datenbank- oder Tabellenkalkulationsprogramm<br />

(bei Erfassung in Datenbanken<br />

oder Tabellen)<br />

Controlling-Mitarbeiter • Zugang zum Auswertungssystem<br />

oder installierteAuswertungssoftware<br />

auf dem Arbeitsplatzrechner<br />

Tabelle 2: Anforderungen an die Ausstattung der Arbeitsplätze<br />

• Ggf. Datenbankprogramm<br />

31 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

Aufgabe Mitarbeiter Notwendige Ausstattung<br />

Erstellung der Berichte Controlling-Mitarbeiter • Textverarbeitungs-/Tabellenkalkulationsprogramm<br />

Elektronischer Versand<br />

der Berichte<br />

Bereitstellung der<br />

elektronischen Berichte<br />

Empfang der elektronischen<br />

Berichte<br />

Administration der Systeme<br />

• Ggf. Programm zum Erstellen<br />

von PDF-Dateien<br />

• Zugang zu einem Drucker<br />

(bei Papierberichten)<br />

Controlling-Mitarbeiter • E-Mail-Programm und entsprechendes<br />

Konto<br />

• Anbindung an das Intranet<br />

und ggf. das Internet<br />

Controlling-Mitarbeiter • Internetbrowser zur Bereitstellung<br />

der Berichte<br />

über Inter- oder Intranet<br />

• Anbindung an das Internet<br />

bzw. Intranet und entsprechender<br />

Zugang<br />

Berichtsempfänger • Alternativ je nach Versand<br />

oder Bereitstellung der Berichte:<br />

• E-Mail-Programm und entsprechendes<br />

Konto<br />

• Zugang zur Groupware-<br />

Applikation<br />

• Internetbrowser<br />

• Zugang zum Berichtstool,<br />

basierend auf OLAP-<br />

Technologie<br />

Zuständige Mitarbeiter • Zugang und entsprechende<br />

Berechtigungen für die<br />

betreuten Systeme<br />

Tabelle 3: Anforderungen an die Ausstattung der Arbeitsplätze (Fortsetzung)<br />

4.1.7 Dokumentation<br />

Da am Berichtswesen viele Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen direkt oder<br />

indirekt beteiligt sind, ist es wichtig, dass die einzelnen Funktionen und Regeln transparent<br />

und verständlich dokumentiert sind. Über eine umfassende Dokumentation<br />

32 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

der Abläufe und Aufgaben wird zusätzlich die Akzeptanz des Verfahrens positiv beeinflusst.<br />

4.1.8 Überblick über die organisatorischen Anforderungen<br />

Die organisatorischen Anforderungen lassen sich in einem Satz zusammenfassen:<br />

Bevor die elektronische Unterstützung des Berichtswesens konzipiert wird, sollte ein<br />

umfassendes fachliches Konzept für das Berichtswesen einer Verwaltung vorliegen.<br />

Aus diesem Konzept lassen sich alle weiteren Anforderungen an die elektronische<br />

Unterstützung ableiten. Die folgenden Aspekte sollten im Hinblick auf eine elektronische<br />

Unterstützung mindestens in dem Konzept festgelegt sein:<br />

Datenerfassung<br />

• Die berichtsrelevanten Daten müssen definiert sein.<br />

• Es muss festgelegt sein, wie diese Daten elektronisch erfasst werden.<br />

• Es muss festgelegt sein, wer die Daten erfasst, wer sie freigibt und wann diese<br />

beiden Schritte erfolgen.<br />

Berichtsinhalte und ihre Darstellung<br />

• Die Berichtsinhalte müssen definiert sein.<br />

• Die (Kenn-)Zahlen und Werte, die berichtet werden sollen, müssen festgelegt<br />

sein.<br />

• Die Auswertungsverfahren, die zur Berechnung der Berichtsinhalte aus den erfassten<br />

Daten notwendig sind, müssen beschrieben sein.<br />

• Die grafische Gestaltung der Berichte muss festgelegt sein.<br />

Berichtstypen und Berichtszyklen<br />

• Die zu erstellenden Berichtstypen, ihre Empfänger und ihre Erstellungszyklen<br />

müssen definiert sein.<br />

• Die verantwortlichen Berichterstatter für die einzelnen Berichtstypen müssen bestimmt<br />

sein.<br />

Bereitstellung der Berichte<br />

• Die gewünschten Bereitstellungsmöglichkeiten müssen ausgewählt sein.<br />

Zuständigkeiten und Ausstattung der Arbeitsplätze<br />

• Die Zuständigkeiten für alle Aufgaben im Rahmen des Berichtswesens müssen<br />

verteilt sein.<br />

• Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter müssen entsprechend ihrer Zuständigkeiten<br />

ausgestattet sein.<br />

33 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

Dokumentation<br />

• Die umfassende, transparente und verständliche Dokumentation der Abläufe,<br />

Aufgaben und Systemfunktionen muss gewährleistet sein.<br />

4.2 Funktionale Anforderungen<br />

Nachdem die Eckpunkte des fachlichen Konzepts und die organisatorischen Anforderungen<br />

beschrieben worden sind, werden im folgenden Kapitel die funktionalen Anforderungen<br />

formuliert. Hier geht es in erster Linie darum, was das elektronische System<br />

können muss, um die im Fachkonzept festgelegten Anforderungen zu erfüllen.<br />

Daher orientiert sich dieser Abschnitt an den großen Prozessschritten und betrachtet<br />

sie aus funktionaler Sicht:<br />

• Erfassungsfunktionen,<br />

• Auswertungsfunktionen,<br />

• Erstellungsfunktionen und<br />

• Bereitstellungsfunktionen.<br />

4.2.1 Erfassungsfunktionen<br />

Es gibt zwei wesentliche Anforderungen an die Erfassungsfunktionen:<br />

• Die Daten müssen im erforderlichen Detaillierungsgrad erfasst werden. An dieser<br />

Stelle sei darauf hingewiesen, dass eine zu große Detaillierung jedoch zu unnötigen<br />

Datenmengen führt.<br />

• Die Daten müssen in der erforderlichen Aktualität und Qualität für die Auswertung<br />

bereitstehen.<br />

Im Folgenden wird eine mögliche Ausgestaltung am Beispiel der produktorientierten<br />

Leistungserfassung näher erläutert. Die oben genannten Anforderungen gelten allerdings<br />

für alle Erfassungssysteme, die im Rahmen des elektronischen Berichtswesens<br />

einbezogen werden sollen. Insbesondere gelten sie für die Systeme, mit denen im<br />

Haushalts- und Rechnungswesen die Daten erfasst werden.<br />

Sind Mitarbeiter ausschließlich mit der Bearbeitung eines Produktes beschäftigt, gehören<br />

die Personalkosten im Rahmen der Kostenrechnung zu den Einzelkosten des<br />

Produktes. Arbeiten die Mitarbeiter allerdings an mehreren Produkten, sind die Personalkosten<br />

Gemeinkosten und müssen dann über Schlüssel und geeignete Kalkulationsverfahren<br />

verteilt werden. Dabei bieten sich in der Regel solche Schlüssel an,<br />

die aus Arbeitszeitanteilen der Mitarbeiter resultieren. Anwendbar ist diese Art der<br />

Leistungsermittlung immer dann, wenn stabile Zeitanteile der monatlichen oder jährlichen<br />

Arbeitszeit für einzelne Produkte bestimmt werden können. Sind die Tätigkeiten<br />

eines Mitarbeiters stabil, können die entsprechenden Kosten dem Produkt über das<br />

Kostenrechnungssystem dauerhaft zugeordnet werden. Variieren die Zeitleistungen<br />

des Mitarbeiters zwischen mehreren Produkten, ist eine separate Leistungserfassung<br />

34 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

notwendig, um die Personalkosten verursachungsgerecht den Produkten zuordnen<br />

zu können. 25<br />

Im Folgenden wird eine Möglichkeit zur elektronischen Leistungserfassung am Beispiel<br />

der Stadt Magdeburg näher dargestellt. In Magdeburg wird als System zur Leistungserfassung<br />

für die produktorientierte Steuerung ein System von der KID Kommunalen<br />

Informationsdienste Magdeburg GmbH eingesetzt, das gemeinsam mit der<br />

Landeshauptstadt Magdeburg entwickelt wurde.<br />

Elektronische Leistungserfassung in der Stadt Magdeburg<br />

Mit der elektronischen Leistungserfassung können die Mitarbeiter der Verwaltung ihre<br />

Zeitaufwendungen produktorientiert erfassen. Voraussetzung für diesen Einsatz ist<br />

die Bildung von Kostenstellen und Produkten in der Verwaltung. Die Mitarbeiter werden<br />

dann einer oder auch mehreren Kostenstellen zugeordnet. Mit dieser Zuordnung<br />

werden die organisatorischen Strukturen abgebildet. Zusätzlich zu den produktiven<br />

Leistungen können im Programm auch die nicht produktiven Arbeitszeitanteile<br />

(Krankheit, Urlaub) erfasst werden. Damit besteht die Möglichkeit, erweiterte Konsistenzprüfungen<br />

der Daten vorzunehmen.<br />

Bei der Umsetzung der produktorientierten Leistungserfassung in Magdeburg wurde<br />

vorgesehen, dass die Mitarbeiter auf alle Produkte ihrer Verwaltung Stunden schreiben<br />

können. So werden mit Hilfe des Systems Organisationseinheiten übergreifende<br />

Leistungsbeziehungen sichtbar gemacht. Welche Aufgaben jeweils zu einem Produkt<br />

gehören, wurde in Produkt-Steckbriefen festgelegt. Die Schrittweite der Erfassung im<br />

System reicht von einer Viertelstunde bis zur monatsgenauen Verbuchung, zumeist<br />

werden die Leistungen jedoch auf halbe Stunden genau erfasst. Bevor die Daten in<br />

das Finanzsystem übergeben werden, erfolgt ein zweistufiges Freigabeverfahren.<br />

Zur Ermittlung von Produktpreisen (Stückkosten: ein Ausweis kostet x €) in der Kosten-<br />

und Leistungsrechnung besteht optional die Möglichkeit, pro Produkt eine zweite<br />

Leistungsmenge (Anzahl Vorgänge) einzugeben.<br />

Das in Magdeburg eingesetzte Programm ist ein webbasiertes Tool und kann ohne<br />

lokale Installation eingesetzt werden. Vorausgesetzt werden lediglich der Internet Explorer<br />

ab Version 5.5 sowie ein Internetzugang am Arbeitsplatz. Die Anwendung ist<br />

so konzipiert, dass kein personenbezogener Ausweis der Daten erfolgt. Für die Kostenstellenverantwortlichen<br />

und das zentrale Controlling stehen bestimmte Auswertungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung. Über Schnittstellen ist das System an Buchhaltungs-<br />

und Personalabrechnungssysteme angebunden. Die Leistungsdaten können<br />

daher über eine Schnittstelle direkt weiterverarbeitet werden.<br />

4.2.2 Auswertungsfunktionen<br />

Zu den erforderlichen Auswertungsfunktionen gehören folgende:<br />

25 Vgl. Bachmann 2004, S. 119 ff.<br />

35 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

• Das Auswertungssystem muss die Daten aus den entsprechenden Datenerfassungstools<br />

auswählen und importieren können.<br />

• Das System muss die gewünschten Auswertungen vornehmen und die Daten auf<br />

beliebigen Stufen verdichten können.<br />

• Das System muss die gewünschten Kennzahlen berechnen können und die freie<br />

Definition neuer Kennzahlen zulassen.<br />

• Das System soll Analysen am Bildschirm und verschiedene Sichten auf die Daten<br />

einfach ermöglichen (z. B. Drill-down, Zeitreihenanalysen, etc.).<br />

• Das System soll die Eingabe von Schwellenwerten unterstützen und über eine<br />

Warnfunktion bei Über- oder Unterschreiten der Werte verfügen.<br />

4.2.2.1 Import der Daten<br />

Damit im Auswertungsmodul die entsprechenden Daten zur Verfügung stehen, müssen<br />

sie aus den Erfassungs- bzw. Basissystemen importiert werden. Wichtig ist hierbei,<br />

dass nur die Daten importiert werden, die für die Berichte von Relevanz sind, und<br />

dass die Zeitpunkte klar definiert sind, an denen die Daten eingelesen werden. Dazu<br />

ist es notwendig, dass im Auswertungssystem angegeben werden kann, welche Daten<br />

importiert werden sollen. Weiterhin muss gewährleistet sein, dass die benötigten<br />

Daten zum Importzeitpunkt im Erfassungssystem zur Übergabe vollständig enthalten<br />

und freigegeben sind.<br />

Bei der Stadt Magdeburg sieht die entsprechende Regelung wie folgt aus:<br />

Datenquelle Datenumfang Aktualisierung Art der Datenwürfel<br />

Finanzsystem Stammdaten Nach Anforderung,<br />

mindestens einmal<br />

pro Jahr<br />

Finanzsystem Kamerale Kennzahlen<br />

Finanzsystem Kamerale Kennzahlen <br />

Leistungserfassung<br />

Kennzahlen Leistungserfassung<br />

Monatlich nach<br />

dem Monatsabschluss<br />

Alle<br />

Monatswürfel, kameraler<br />

Haushalt<br />

Täglich Tageswürfel, kameraler<br />

Haushalt<br />

Monatlich nach<br />

Freigabe der Leistungsdaten<br />

Kostenrechnung<br />

Tabelle 4: Datenimport-Regeln für das Data Warehouse der Stadt Magdeburg<br />

4.2.2.2 Auswertung und Verdichtung der Daten<br />

Für die Analyse und Auswertung der Daten steht eine Reihe von Methoden zur Verfügung.<br />

Von Zeitreihenanalysen und Prognosefunktionen über die Bildung von Ver-<br />

36 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

hältniswerten bis hin zu ausgereiften Verfahren zur Kennzahlbildung können die Daten<br />

auf unterschiedliche Weise verdichtet, ausgewertet und gegenübergestellt werden.<br />

Insbesondere die Arbeit mit Kennzahlen erlaubt im Zusammenhang mit einer<br />

entsprechenden Zieldefinition eine konsequente Steuerung 26 und gewinnt in der<br />

kommunalen Praxis zunehmend an Bedeutung. 27 Der Einsatz von Kennzahlen zur<br />

Verwaltungssteuerung im Rahmen des Berichtswesens birgt Vor- und Nachteile, die<br />

in der folgenden Abbildung übersichtlich dargestellt sind. 28<br />

Vorteile Nachteile<br />

Aussagekräftige Informationen<br />

Unterstützung einer outputorientierten<br />

Planung und<br />

Steuerung<br />

Verwaltungsinterne und interkommunale<br />

Leistungsvergleiche<br />

möglich<br />

Gefahr der Vereinfachung durch<br />

zu starke Orientierung auf<br />

Kennzahlen<br />

Kennzahlen der Privatwirtschaft<br />

sind monetär ausgerichtet, die<br />

öffentliche Verwaltung steuert<br />

jedoch über Finanz- und Sachziele<br />

Kein alleiniges Steuerungsinstrument,<br />

eine Vernetzung mit<br />

anderen Instrumenten ist<br />

notwendig<br />

Abbildung 4: Vor- und Nachteile kennzahlengestützter Informationen 29<br />

Die technische Umsetzung der Integration und Aggregation der Zahlen zu Kennzahlen<br />

kann bei den beiden technischen Varianten in der Regel mit folgenden Funktionen<br />

umgesetzt werden:<br />

26 KGSt-Bericht 4/ 2001, S. 15.<br />

27 Vgl. DIFU-Materialien 6/ 2005, S. 28.<br />

28 Zur Vertiefung Seeger et al. 1999.<br />

29 Eigene Darstellung in Anlehnung an Fudalla/ Wöste 2004, S. 35.<br />

37 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

Umsetzungsvariante Auswertungsfunktionen<br />

Data Warehouse-<br />

Lösung<br />

KLR-Software mit Datenbanksystemen<br />

• Zentrale Verwaltung und Pflege von Dimensions- und<br />

Kennzahlbäumen 30<br />

• Formeleditor zur Definition und Pflege von individuellen<br />

Kennzahlen<br />

• Laufende Aktualisierung der sich im Zeitverlauf ändernden<br />

Kennzahl- und Dimensionsbäume<br />

• Individuelle Definition zur Vorberechnung und Speicherung<br />

mehrdimensionaler, hierarchisch angeordneter<br />

Datenstrukturen<br />

• Konfiguration und Steuerung der OLAP-Engine für<br />

das Berichtwesen<br />

• Themenorientierte Datenhistorisierung<br />

• Benutzer- und rollengerechte Zuordnung von Zugriffsrechten<br />

im System zur Pflege und Definition von<br />

Kennzahlen<br />

• Kennzahlen grundsätzlich frei definierbar<br />

• Kennzahlendefinitionen in Programmmodulen/ Eigenlösungen<br />

können in der Regel über Standardschnittstellen<br />

importiert werden<br />

Tabelle 5: Auswertungsfunktionen für die beiden Umsetzungsvarianten<br />

4.2.3 Erstellungsfunktionen<br />

Neben der Auswertung spielt die elektronische Unterstützung der Berichterstellung<br />

eine wesentliche Rolle. Folgende Anforderungen an die Funktionen sind zu nennen:<br />

• Im System sollen Berichtsvorlagen frei angepasst bzw. erstellt werden können.<br />

Die Berichtsvorlagen sollen gespeichert werden können.<br />

• Das System soll eigenständig, basierend auf den Vorlagen, Berichte generieren<br />

können. Ein leistungsfähiger Berichtsgenerator sollte vorhanden sein.<br />

• Das System soll die gewünschten Grafikdarstellungen beherrschen, d. h. über<br />

ausgereifte Präsentationsmöglichkeiten verfügen.<br />

• Das System soll die Möglichkeit vorsehen, Kommentare in die Berichte einzufügen.<br />

30 Mit einer Spitzenkennzahl soll die Steuerung einer Behörde insgesamt möglich sein. Weitere Kennzahlen für die<br />

unteren Hierarchieebenen stehen mit der Spitzenkennzahl über Kennzahlbäume in einer charakteristischen Beziehung<br />

und ergänzen und erklären sich gegenseitig. Unter Spitzenkennzahlen werden solche verstanden, die für die<br />

Messung eines Verwaltungszieles entwickelt werden (vgl. Seeger et al. 1999, S. 119).<br />

38 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

Mögliche Berichtsarten und Inhaltsdarstellungen sind in Kapitel 4.1.3 und 4.1.4 bereits<br />

beschrieben worden. Bei der Gestaltung der elektronischen Unterstützung sollte<br />

darauf geachtet werden, dass das System die Erstellung der gewünschten Berichte<br />

möglichst umfassend unterstützt. Hierfür sollten die Berichtsvorlagen bzw. -muster im<br />

System frei an die individuellen Anforderungen angepasst werden können, so dass<br />

das System anschließend über einen Berichtsgenerator sämtliche Zahlen und Grafiken<br />

automatisch einfügen kann. Weiterhin sollte die Möglichkeit gegeben sein, freie<br />

Texte als Kommentare an die gewünschten Stellen einzufügen.<br />

4.2.4 Bereitstellungsfunktionen<br />

Nach der Erstellung werden die Berichte ihren Empfängern zur Verfügung gestellt.<br />

Sobald in der Kommune geklärt wurde, über welche Wege die Berichte ihren Empfängern<br />

zugestellt werden sollen, kann an die elektronische Umsetzung gedacht werden.<br />

Im Folgenden werden die wesentlichen Anforderungen – bezogen auf alle in<br />

Kapitel 4.1.5 beschriebenen Möglichkeiten – aufgeführt:<br />

• Die Berichte bzw. Kennzahlen können in Office-Anwendungen 31 exportiert werden<br />

und sind dort weiter bearbeitbar.<br />

• Die erstellten Berichte sollen elektronisch so zur Verfügung gestellt werden, dass<br />

sie vom Empfänger nicht geändert werden können. Dies kann z. B. durch eine<br />

Umwandlung in eine PDF-Datei geschehen.<br />

• Den Berichtsempfängern kann ein direkter Zugang zum Auswertungssystem eingerichtet<br />

werden, sodass sie dort selbst Auswertungen vornehmen und Berichte<br />

erstellen können. Der Zugang ist durch geeignete Maßnahmen (z. B. Benutzerkennwort<br />

und Passwort) zu schützen. Je nach Position können die Empfänger<br />

unterschiedliche Berechtigungen erhalten, d. h. unterschiedliche Datenbestände<br />

sehen.<br />

Dem Berichterstatter stehen, wie bereits beschrieben, für die Bereitstellung bzw.<br />

Versendung der Berichte zwei grundsätzliche Möglichkeiten zur Verfügung: die klassischen<br />

Papierberichte und IT-gestützte Berichte. Häufig ist noch das Papierberichtswesen<br />

dominierend, da Papier z. T. praktischer zu handhaben ist (herumblättern,<br />

Anmerkungen schreiben, Kommentare ergänzen, etc.). Bei den IT-gestützten<br />

Berichtswesen kann zwischen zwei Möglichkeiten unterschieden werden. Bei der einfachen<br />

Variante, die in der Literatur als „bediente Selbstbedienung“ bezeichnet wird,<br />

werden dem Berichtsempfänger die Informationen in elektronischer Form möglichst<br />

einfach über das Intranet zur Verfügung gestellt. Dies wird durch Nutzung von Kommunikationskomponenten<br />

wie der elektronischen Post oder anderer Wissensmanagementverfahren,<br />

beispielsweise Groupware-Applikationen, bewerkstelligt. Bei der<br />

zweiten Variante, der „echten Selbstbedienung“, kann der Berichtsempfänger mit Hil-<br />

31 Unter Office-Anwendungen werden hier übliche Büro-Anwendungen zur Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und<br />

Präsentationserstellung sowie einfache Datenbankanwendungen verstanden, wie sie z. B. in Softwarepaketen wie<br />

MS Office, Star Office oder Lotus Smart Suite enthalten sind.<br />

39 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

fe von Endbenutzerzugängen zu OLAP-Tools eigenständige Datenanalysen durchführen.<br />

32<br />

Im Falle von Papierberichten oder der „bedienten Selbstbedienung“ ist es meist erforderlich,<br />

dass die Berichte in Office-Anwendungen weiter bearbeitet werden können,<br />

bevor sie bereitgestellt oder ausgedruckt werden. Im Fall der Bereitstellung einer<br />

Datei z. B. über das Intranet ist häufig gewünscht, dass die Datei nicht verändert<br />

werden kann. Dies wird z. B. über die Umwandlung in eine PDF-Datei ermöglicht.<br />

Daher sollte die Software zur Berichtserstellung die Berichtsdateien einerseits in Office-Anwendungen<br />

exportieren können und andererseits die Möglichkeit bieten, PDF-<br />

Dateien zu erstellen.<br />

Werden im Zuge der „echten Selbstbedienung“ den Empfängern Endbenutzerzugänge<br />

zum Berichtssystem eingerichtet, so sind diese durch entsprechende Zugriffs- und<br />

Rollenkonzepte zu schützen. Zum einen sind hierbei die Zugänge vor der Benutzung<br />

durch Unberechtigte zu schützen, zum anderen sind die Inhalte im System vor unberechtigter<br />

Manipulation zu schützen.<br />

4.2.5 Überblick über die funktionalen Anforderungen<br />

Im Folgenden werden die funktionalen Anforderungen noch einmal im Überblick dargestellt.<br />

Erfassungsfunktionen<br />

• Die Daten müssen im erforderlichen Detaillierungsgrad erfasst werden.<br />

• Die Daten müssen in der erforderlichen Aktualität für die Auswertung bereitstehen.<br />

Auswertungsfunktionen<br />

• Das Auswertungssystem muss die Daten aus den entsprechenden Datenerfassungstools<br />

auswählen und importieren können.<br />

• Das System muss die gewünschten Auswertungen vornehmen und die Daten auf<br />

beliebigen Stufen verdichten können.<br />

• Das System muss die gewünschten Kennzahlen berechnen können und die freie<br />

Definition neuer Kennzahlen zulassen.<br />

• Das System soll Analysen am Bildschirm und verschiedene Sichten auf die Daten<br />

einfach ermöglichen (z. B. Drill-down, Zeitreihenanalysen, etc.).<br />

• Das System soll die Eingabe von Schwellenwerten unterstützen und über eine<br />

Warnfunktion bei Über- oder Unterschreiten der Werte verfügen.<br />

32 Vgl. Waniczek 2002, S. 132.<br />

40 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

Erstellungsfunktionen<br />

• Im System sollen Berichtsvorlagen frei angepasst bzw. erstellt werden können.<br />

Die Berichtsvorlagen sollen gespeichert werden können.<br />

• Das System soll eigenständig und basierend auf den Vorlagen Berichte generieren<br />

können. Ein leistungsfähiger Berichtsgenerator sollte vorhanden sein.<br />

• Das System soll die gewünschten Grafikdarstellungen beherrschen, d. h. über<br />

ausgereifte Präsentationsmöglichkeiten verfügen.<br />

• Das System soll die Möglichkeit vorsehen, Kommentare in die Berichte einzufügen.<br />

Bereitstellungsfunktion<br />

• Die Berichte bzw. Kennzahlen können in Office-Anwendungen exportiert werden<br />

und sind dort weiter bearbeitbar.<br />

• Die erstellten Berichte sollen elektronisch so zur Verfügung gestellt werden, dass<br />

sie vom Empfänger nicht geändert werden können. Dies kann z. B. durch Umwandlung<br />

in eine PDF-Datei geschehen.<br />

• Den Berichtsempfängern kann ein direkter Zugang zum Auswertungssystem eingerichtet<br />

werden, sodass sie dort selbst Auswertungen vornehmen und Berichte<br />

erstellen können. Der Zugang ist durch geeignete Maßnahmen zu schützen. Je<br />

nach Position können die Empfänger unterschiedliche Berechtigungen erhalten.<br />

4.3 Technische Anforderungen<br />

Bevor die technischen Anforderungen dargestellt werden, wird der Ablauf des Berichtswesens<br />

noch einmal aus Systemsicht betrachtet. Die folgende Abbildung zeigt<br />

alle am Berichtswesen beteiligten Systeme.<br />

41 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

Vorsysteme<br />

z. B. Mittelbewirtschaftung,<br />

Produktbeschreibungen<br />

Verarbeitungsmodul<br />

z. B. Kosten- und<br />

Leistungsrechnung<br />

Auswertungsmodul<br />

Berichtswesen<br />

Erfassungsmodule<br />

Datenübernahme aus den Vorsystemen und Erfassungsmodulen für die Kostenrechnung<br />

Stammdaten aus der KLR erfasst und in den Vorsystemen abrufbar<br />

z. B. Leistungserfassung,<br />

Personalmodul oder<br />

verwaltungsinterne/-externe<br />

Quellen<br />

Abbildung 5: Technischer Aufbau des Berichtswesens (am Beispiel KLR) 33<br />

Für die Erstellung der Berichte sind Vorsysteme, Erfassungs-, Verarbeitungs- und<br />

Auswertungsmodule notwendig. Zu den Vorsystemen können beispielsweise das<br />

Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen, die Mittelbewirtschaftung oder Produktbeschreibungen<br />

(Produktkatalog) gezählt werden. Unter Erfassungssystemen sind<br />

zum einen die Tätigkeits- und Leistungserfassungssysteme zu verstehen und zum<br />

anderen alle sonstigen Module, die Informationen erfassen und verdichten, wie z. B.<br />

Personalsysteme (Erfassung der Personalkosten und des Stellenspiegels) oder weitere<br />

interne und externe Quellen der öffentlichen Verwaltung wie Fallstatistiken. 34<br />

Mit der Übernahme der Daten aus den Vorsystemen und der gleichzeitigen Erfassung<br />

von Stammdaten in dem Verarbeitungssystem, beispielsweise der Kosten- und<br />

Leistungsrechnung, werden die controllingrelevanten Daten in KLR-Informationen<br />

umgewandelt. Umgekehrt sind die Daten in den Vorsystemen verfügbar, so dass<br />

Plausibilitätsprüfungen möglich sind und so dem Prinzip der „Einmalerfassung“<br />

Rechnung getragen wird. Die Daten aus dem Verarbeitungssystem bilden nun die<br />

Grundlage für das Berichtswesen. Das Berichtswesen ist hier ein Auswertungsmo-<br />

33 Eigene Darstellung in Anlehnung an Nau/ Wallner 1999, S. 149.<br />

34<br />

Im KGSt-Bericht 8/ 2004, S. 68f, wird auf eine Reihe von Datengrundlagen verwiesen, die für ein umfassendes<br />

Berichtswesen relevant sein können.<br />

42 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

dul, 35 das die führungsrelevanten Informationen in Form von Berichten darstellen<br />

kann. 36<br />

Aufbauend auf dieser Systemdarstellung werden in den folgenden Abschnitten die<br />

technischen Anforderungen an die elektronische Unterstützung des Berichtswesens<br />

beschrieben.<br />

4.3.1 Interoperabilität<br />

Unter Interoperabilität versteht das E-Government-Handbuch des BSI die „Eigenschaft<br />

von IT-Systemen und -Anwendungen, plattformübergreifend miteinander zu<br />

kommunizieren“ 37 . In Bezug auf E-<strong>Reporting</strong> spielt die Interoperabilität der beteiligten<br />

Systeme eine entscheidende Rolle: Nur wenn die Verfahren ihre Daten austauschen<br />

und gegenseitig verarbeiten können, kann eine durchgängige Bearbeitung der Daten<br />

von der Erfassung bis zur Auswertung sichergestellt werden. Insofern ergeben sich<br />

daraus folgende Anforderungen:<br />

• Bei den beteiligten Systemen müssen entsprechende Schnittstellen für den Datenaustausch<br />

vorhanden und aufeinander abgestimmt sein.<br />

• Die verwendeten Datenformate müssen aufeinander abgestimmt sein.<br />

• Das Auswertungsmodul soll die Berichte so exportieren können, dass sie in Office-Anwendungen<br />

verarbeitbar sind.<br />

Die Ausgestaltung vor Ort hängt stark von den eingesetzten Systemen und Verfahren<br />

ab und kann deshalb hier nicht mehr weiter spezifiziert werden.<br />

4.3.2 Datentechnische Anbindung der beteiligten Systeme<br />

Damit der automatisierte Datenverkehr funktioniert, müssen das Auswertungssystem<br />

sowie alle anderen beteiligten Systeme über das Netzwerk der Kommune verbunden<br />

sein. Sollen die Daten über das Internet bzw. Intranet erfasst oder bereitgestellt werden,<br />

müssen die entsprechenden Systeme ebenfalls an diese Netze angeschlossen<br />

werden. Die Vernetzung der Systeme ist in jeder Kommune individuell zu planen, da<br />

sie von den informationstechnischen Gegebenheiten vor Ort abhängt.<br />

4.3.3 Erfüllung der funktionalen Anforderungen auf technischer Ebene<br />

In Kapitel 4.2 wurden die funktionalen Anforderungen an das E-<strong>Reporting</strong> beschrieben.<br />

Die technische Unterstützung ist so auszugestalten, dass die Anforderungen,<br />

die im Einzelfall gewünscht sind, erfüllt werden. Da auch hier die konkrete Umset-<br />

35 Andere Auswertungsmodule sind in diesem Zusammenhang z. B. Kennzahlensysteme und Abweichanalysen.<br />

36 Vgl. Nau/ Wallner 1999, S. 148 f.<br />

37 BSI 2005b, S. 14.<br />

43 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

zung stark von der Ausgestaltung des Berichtswesens in der einzelnen Kommune<br />

abhängt, werden die Anforderungen nur im Allgemeinen beschrieben.<br />

• Das System sollte eine gezielte Datenselektion sowie einen automatisierten Datentransfer<br />

aus Vorsystemen ermöglichen.<br />

• Im Auswertungssystem sollen Auswertungsmethoden und Kennzahlen frei definierbar<br />

sein.<br />

• Das System sollte eine leistungsfähige Unterstützung der grafischen Aufbereitung<br />

bieten.<br />

• Im System sollen die Berichtsvorlagen frei definierbar sein.<br />

• Das System soll Berichte auf Basis der Berichtsvorlagen automatisiert erstellen<br />

können.<br />

• Das System soll einfach zu administrieren sein.<br />

• Es soll ggf. möglich sein, den Berichtsempfängern entsprechende Zugänge einzurichten.<br />

4.3.4 Leistungsfähigkeit<br />

In der Regel werden für das Berichtswesen umfangreiche Datenbestände übergeben<br />

und bearbeitet. Die Menge hängt im Einzelnen u. a. von der inhaltlich-fachlichen Ausrichtung<br />

des Berichtswesens, dem Leistungsspektrum der Verwaltung und der Größe<br />

der Bereiche, über die berichtet wird, ab. Bei der Konzeption der elektronischen Unterstützung<br />

ist sicherzustellen, dass die gewählte Variante ausreichend leistungsfähig<br />

ist und sie die geforderten Datenmengen in angemessener Zeit bearbeiten kann.<br />

Gleiches gilt für die Ausgestaltung der Schnittstellen und der Datennetze: Auch diese<br />

müssen für die zu erwartende Datenmenge ausgelegt sein.<br />

4.3.5 Überblick über die technischen Anforderungen<br />

Die technischen Anforderungen, die in den vorangegangenen Abschnitten beschrieben<br />

wurden, sind bewusst auf einer relativ abstrakten Ebene formuliert worden. Aus<br />

der Analyse des Berichtswesens auf kommunaler Ebene im ersten Abschnitt dieses<br />

Berichts ist deutlich geworden, dass die informationstechnischen Gegebenheiten in<br />

den Kommunen sehr unterschiedlich sind und sich daher kaum detaillierte Anforderungen<br />

definieren lassen, die für alle Kommunen zutreffen. Weiterhin hängt die elektronische<br />

Unterstützung maßgeblich auch von der inhaltlichen Ausgestaltung und<br />

Zielsetzung des kommunalen Berichtswesens ab. Die Anpassung dieser allgemeinen<br />

Anforderungen auf die Situation und Voraussetzungen vor Ort ist daher individuell in<br />

jeder Kommune zu leisten, ausgehend vom fachlich-inhaltlichen Konzept des Berichtswesens.<br />

Im Folgenden werden die allgemeinen Anforderungen noch einmal im Überblick dargestellt.<br />

44 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

Interoperabilität<br />

• Bei den beteiligten Systemen müssen entsprechende Schnittstellen für den Datenaustausch<br />

vorhanden und aufeinander abgestimmt sein.<br />

• Die verwendeten Datenformate müssen aufeinander abgestimmt sein.<br />

• Das Auswertungsmodul soll die Berichte so exportieren können, dass sie in Office-Anwendungen<br />

verarbeitbar sind.<br />

Datentechnische Anbindung der beteiligten Systeme<br />

• Die beteiligten Systeme sind über das kommunale Datennetz zu verbinden und je<br />

nach Bedarf auch an das Internet anzuschließen.<br />

Erfüllung der funktionalen Anforderungen auf technischer Ebene<br />

• Das System sollte eine gezielte Datenselektion sowie einen automatisierten<br />

Datentransfer aus Vorsystemen ermöglichen.<br />

• Im Auswertungssystem sollen Auswertungsmethoden und Kennzahlen frei definierbar<br />

sein.<br />

• Das System sollte eine leistungsfähige Unterstützung der grafischen Aufbereitung<br />

bieten.<br />

• Im System sollen die Berichtsvorlagen frei definierbar sein.<br />

• Das System soll Berichte auf Basis der Berichtsvorlagen automatisiert erstellen<br />

können.<br />

• Das System soll einfach zu administrieren sein.<br />

• Es soll ggf. möglich sein, den Berichtsempfängern entsprechende Zugänge einzurichten.<br />

Leistungsfähigkeit<br />

• Die eingesetzten Systeme müssen die zu erwartenden Datenmengen in angemessener<br />

Zeit übergeben und bearbeiten können.<br />

• Die Schnittstellen und Netzverbindungen müssen ebenfalls für die zu erwartenden<br />

Datenmengen ausgelegt sein.<br />

4.3.6 Technische Umsetzungsvarianten<br />

Da die technischen Anforderungen kaum detaillierter beschrieben werden können,<br />

sollen im Folgenden zwei technische Umsetzungsvarianten des elektronischen Berichtswesens<br />

dargestellt und verglichen werden:<br />

• Data Warehouse und OLAP-Anwendungen,<br />

• KLR-Software und einfache Datenbankanwendungen.<br />

Diese beiden Varianten wurden in der Umfrage unter den Transferkommunen, die<br />

von der Arbeitsgruppe E-<strong>Reporting</strong> im Rahmen von MEDIA@Komm-Transfer durch-<br />

45 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

geführt wurde, am häufigsten für die Unterstützung des Berichtswesens genannt (s.<br />

Anhang 1).<br />

4.3.6.1 Data Warehouse und OLAP-Anwendungen<br />

Das Data Warehouse ist eine zentrale Datensammlung bzw. Datenbank, deren Inhalt<br />

sich aus Daten unterschiedlicher Quellen zusammensetzt. Die Daten werden von den<br />

Datenquellen in das Data Warehouse geladen und dort vor allem für die Datenanalyse<br />

und zur Unterstützung für Managemententscheidungen langfristig gespeichert.<br />

Eine OLAP (Online Analytical Processing)-Anwendung stellt Methoden und Werkzeuge<br />

bereit, mit denen mehrdimensionale, komplexe Abfragen an Datenbanken gestellt<br />

werden können.<br />

Die Architektursicht des Data Warehouse ähnelt der allgemeinen Darstellung zu Beginn<br />

des Kapitels. Die Vorsysteme und externen Quellen liefern das Datenmaterial in<br />

atomistischer Detaillierung. Die Daten werden in das Data Warehouse geladen, damit<br />

sie dort selektiert (nur relevante Daten werden weiterverarbeitet), harmonisiert (z. B.<br />

themenspezifisch zusammengefasst), verdichtet (z. B. je Periode) und angereichert<br />

(z. B. Abweichungsberechnungen) werden können. Diese so aufbereiteten Daten<br />

werden anschließend im Data Warehouse gespeichert und verwaltet. Im Data Warehouse<br />

werden weiterhin die entsprechenden Meta-Daten (z. B. Kennzahlendefinitionen)<br />

in Metadatenbanksystemen 38 vorgehalten. Das Data Warehouse entspricht somit<br />

weitgehend dem Verarbeitungsmodul aus der allgemeinen Darstellung.<br />

Aus dem vorhandenen Datenpool werden so genannte Würfel (Sichten) generiert, die<br />

verdichtete Ausschnitte aus dem Data Warehouse darstellen und für die weitere Berichtserstellung<br />

verwendet werden. Auf diesen so genannten OLAP-Würfeln operierende<br />

Tools erlauben dem Anwender, in einem definierten Datenraum zu navigieren<br />

und diesen zu analysieren. OLAP hat dafür folgende Basiskomponenten (s.<br />

Abbildung 6): 39<br />

• „Drill-down: Bewegung innerhalb einer Dimensionshierarchie in einer untergeordneten<br />

Hierarchie, z. B. von Jahr zu Monaten<br />

• Roll-up: Erhöhung des Verdichtungsniveaus einer Dimensionsstufe, z. B. von<br />

Bürger einer Straße zu Bürger eines Stadtteils<br />

• Slicing: Auswahl eines zweidimensionalen Schnittes aus dem mehrdimensionalen<br />

Datenwürfel, z. B. Auswahl der von den Bürgern in Anspruch genommen Dienstleistungen<br />

unabhängig von der zeitlichen Dimension<br />

38<br />

„Metadatenbanksysteme enthalten betriebswirtschaftliche und Daten verarbeitende Informationen über die im Data<br />

Warehouse gespeicherten Daten.“ (Daum 2002, S. 126).<br />

39 Vgl. Waniczek 2002, S. 245 f und Daum 2002, S. 123 ff.<br />

46 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

• Dicing: Verkleinerung der Kantenlänge eines Würfels, d. h. Vorauswahl bestimmter<br />

Dimensionswerte entlang einer Dimension, z. B. die in Anspruch genommenen<br />

Produkte der Bürger einer Stadt im Monat Dezember 2000“. 40<br />

Dimensionen<br />

Slicing<br />

Produkt<br />

Vertriebskanal<br />

Kunde Kunde Kunde<br />

Dicing<br />

Abbildung 6: OLAP-Navigationsmöglichkeiten 41<br />

Hierarchien<br />

Drill-down Roll-up<br />

Vorstand<br />

Drill-across<br />

Bereich<br />

Team<br />

Mit einem Data Warehouse wird somit eine separate Systemarchitektur aufgebaut.<br />

Damit können die bisherigen Sachzusammenhänge der operativen Daten neu in so<br />

genannten Dimensionen (Gliederung, Gruppierung, Kostenstellen, Kostenträger/<br />

Produkte, Zeit, etc.) dargestellt werden. Diese Technologie erlaubt eine natürliche<br />

Sicht auf die Daten und schnelle und komplexe Abfragen. Sie stellt ein effizientes<br />

Werkzeug zur umfassenden Erarbeitung von Entscheidungsgrundlagen in der Verwaltung<br />

dar und ermöglicht den Aufbau eines organisationsweit einheitlichen und<br />

konsistenten Datenpools für das themenorientierte, mehrdimensionale Berichtswesen<br />

(OLAP-<strong>Reporting</strong>).<br />

„Die Analyse- und Berichtsdaten werden mittels Business Intelligence Tools an den<br />

Benutzer gebracht, d. h. sie werden für einen schriftlichten Bericht aufbereitet oder<br />

ermöglichen dem Nutzer die Online-Navigation und -Analyse.“ 42 Für die Online-<br />

Nutzung benötigen der Berichtersteller wie auch der Berichtsempfänger selbst einen<br />

inter- oder intranetfähigen OLAP-Endbenutzerzugang, mit dem dann gezielt auf die<br />

gewünschten Informationen zugegriffen werden kann. Je nach Funktionalität des Business<br />

Intelligence Tools können die Berichte mit Kommunikationskomponenten wie<br />

E-Mail versendet oder mit anderen Komponenten individuell weiterverarbeitet werden.<br />

Die Informationsbereitstellung und Präsentation der Daten über OLAP-Endbenutzerzugänge<br />

bieten dem Nutzer sowohl Vor- als auch Nachteile. Vorteile sind die vollen<br />

Analysemöglichkeiten am Arbeitsplatz, die rasche Problem- oder Abweichungserkennung<br />

und Möglichkeit zur Reaktion darauf, ein intensives Selbstcontrolling, d. h.<br />

40 Daum 2002, S. 130 f.<br />

41 Vgl. Waniczek 2002, S. 255.<br />

42 Waniczek 2002, S. 246.<br />

47 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

eine eigenständige Beschäftigung mit relevanten kommunalen Sachverhalten, und<br />

eine effiziente Zusammenarbeit mit dem Controlling. Dem stehen einige Nachteile<br />

bzw. Gefahren beim Einsatz der OLAP-Endbenutzerzugänge gegenüber: Zum einen<br />

erfordern die Benutzung der Zugänge und das eigenständige Navigieren in den<br />

Daten vertieftes PC-Know-how sowie Kenntnisse der OLAP-Funktionen. Zum anderen<br />

besteht die Gefahr, dass die Berichtsempfänger die Zugänge nicht nutzen und<br />

damit keine aktuellen Informationen mehr erhalten, das zentrale Controlling geschwächt<br />

wird und möglicherweise Doppelarbeit durch gleiche Auswertungen an<br />

mehreren Stellen entsteht. 43<br />

4.3.6.2 KLR-Software und einfache Datenbankenanwendungen<br />

In der zweiten technischen Umsetzungsvariante steht eine Kosten- und Leistungsrechnungssoftware<br />

im Zentrum. In dieser Lösung bestehen die Vorsysteme – wie in<br />

der Data Warehouse-Lösung – in erster Linie aus dem Haushaltsverfahren und der<br />

kommunalen Vermögensverwaltung. Zu den Erfassungsmodulen gehören Fachverfahren<br />

(z. B. Geodatenbank) und ggf. Datenbanken, in denen z. B. Personalkosten<br />

und Arbeitszeitaufzeichnungen vor der Weitergabe an die KLR-Software aufbereitet<br />

werden. Die Vorsysteme sind über entsprechende Schnittstellen an die KLR-<br />

Software angebunden und übergeben die relevanten Daten an die KLR-Software.<br />

Sind alle Informationen im KLR-Verfahren vorhanden, können die Berichte erstellt<br />

werden. Reine KLR-Berichte können überwiegend direkt aus der KLR-Software generiert<br />

werden.<br />

Sollen Auswertungen durchgeführt oder Daten in die Auswertung mit einbezogen<br />

werden, die nicht direkt in der KLR-Software bearbeitet werden können, so können<br />

die Berichte mit Hilfe von Office-Anwendungen weiterbearbeitet werden 44 . Zu diesen<br />

Anwendungen gehören einfache Datenbankanwendungen 45 oder Programme zur<br />

Tabellenkalkulation, 46 Textverarbeitung 47 oder Präsentationserstellung. Diese weiterführenden<br />

Anwendungen werden häufig für Ad-hoc-Auswertungen oder spezielle<br />

Analysen verwendet. Die Auswertung der Daten und Erstellung der Berichte mit<br />

Office-Anwendungen zeichnen sich durch die leichte und zumeist gewohnte Bedienung,<br />

ihre schnelle Erlernbarkeit und die Möglichkeit zum Aufbau komplexer Modelle<br />

aus. Diesen Vorteilen stehen aus Controllingsicht auch deutliche Nachteile gegenüber.<br />

Häufig fehlt beim Einsatz der Office-Anwendungen eine einheitliche Datenba-<br />

43 Vgl. Waniczek 2002, S. 258.<br />

44 Einige KLR-Softwareprodukte ermöglichen die Einbeziehung und Auswertung von externen Datenbeständen, die<br />

über KLR-Inhalte hinausgehen, so dass eine Weiterverarbeitung in Office-Systemen kaum noch erforderlich ist.<br />

45 Unter Datenbankwerkzeugen werden hier die entsprechenden Komponenten aus den unterschiedlichen Office-<br />

Paketen verstanden, z. B. MS Access (MS Office), Lotus Approach (Lotus Smart Suite) oder Star Base (Star Office)<br />

(vgl. Nölken 2002, S. 137).<br />

46<br />

Zu den Komponenten der Tabellenkalkulation zählen z. B. MS Excel (MS-Office), Lotus 1-2-3 (Lotus Smart Suite)<br />

oder Star Kalk (Star Office) (vgl. Nölken 2002, S. 137).<br />

47<br />

Zu den Textverarbeitungskomponenten zählen z. B. MS Word (MS-Office), Lotus Word Pro (Lotus Smart Suite)<br />

oder Star Writer (Star Office) (vgl. Nölken 2002, S. 137).<br />

48 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

sis, die Darstellungen und Auswertungen werden rasch unübersichtlich und sind aufgrund<br />

des hohen manuellen Aufwands relativ fehleranfällig, insbesondere bei komplexen<br />

Berichtssystemen. 48 Daher sollten sie bei der Umsetzung eines betriebswirtschaftlichen<br />

Berichtswesens als zusätzliche unterstützende Instrumente gesehen<br />

werden. Die eigentlichen Auswertungen sollten durch spezifische Controllinginstrumente,<br />

in diesem Fall die KLR-Software, erfolgen.<br />

4.3.6.3 Gegenüberstellung der beiden Varianten<br />

In der folgenden Tabelle werden die beiden Ansätze gegenübergestellt.<br />

Systemteile Data Warehouse und OLAP-<br />

Anwendungen<br />

Vor- und Erfassungssysteme <br />

Verarbeitungsmodul <br />

Auswertungsmodul<br />

Alle verwaltungsinternen Systeme,<br />

wie z. B. HKR-Verfahren, Fachverfahren,<br />

Zeiterfassung, Personalkostenerfassung,<br />

Fallstatistiken<br />

Verwaltungsexterne Quellen<br />

Data Warehouse in Verbindung mit<br />

dem Metadatenbanksystem<br />

OLAP-<strong>Reporting</strong><br />

Ggf. Office-Anwendungen als Ergänzung<br />

KLR-Software und einfache<br />

Datenbankanwendungen<br />

Alle verwaltungsinternen Systeme,<br />

wie z. B. HKR-<br />

Verfahren, Fachverfahren,<br />

Zeiterfassung, Personalkostenerfassung,<br />

Fallstatistiken<br />

Zur Ergänzung Datenbanken<br />

zur Vorbereitung der Zahlen<br />

Kosten- und Leistungsrechnungssoftware<br />

Kosten- und Leistungsrechnungssoftware<br />

Office-Anwendungen<br />

Tabelle 6: Gegenüberstellung der beiden technischen Umsetzungsvarianten<br />

4.4 Anforderungen an die Sicherheit<br />

Anforderungen an die Sicherheit beziehen sich einerseits auf den Datenschutz sowie<br />

andererseits auf die Datensicherheit bzw. IT-Sicherheit:<br />

• Aufgabe des Datenschutzes ist es, den Einzelnen davor zu schützen, dass er<br />

durch den Umgang mit seinen personenbezogenen Daten 49 in unzulässiger Weise<br />

in seinem Recht beeinträchtigt wird, selbst über die Preisgabe und Verwendung<br />

seiner Daten zu bestimmen.<br />

48 Vgl. Nölken 2002, S. 137 ff.<br />

49 Als personenbezogene Daten werden einzelne Informationen gewertet, durch die sich Rückschlüsse auf die Identität<br />

oder die sachlichen Verhältnisse einer Person ziehen lassen (vgl. § 3 Abs. 1 Bundesdatenschutzgesetz), so z. B.<br />

Name, Anschrift, Staatsangehörigkeit, Familienstand, Beruf oder Einkommen.<br />

49 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

• Die Datensicherheit bzw. IT-Sicherheit umfasst alle Maßnahmen für die Sicherstellung<br />

der Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität von Daten.<br />

Im Folgenden werden Anforderungen im Zusammenhang mit dem Datenschutz sowie<br />

der Datensicherheit bzw. IT-Sicherheit erläutert.<br />

4.4.1 Datenschutz<br />

Im Rahmen von E-<strong>Reporting</strong> ist der Datenschutz nur mittelbar betroffen: Bei der Leistungserfassung<br />

werden von einzelnen Personen Daten zu ihren Tätigkeiten eingegeben.<br />

Hier ist sicherzustellen, dass bei der Auswertung der Daten keine Rückschlüsse<br />

auf die Arbeitsleistung einzelner Personen gezogen werden können. In der Regel<br />

können die Daten aus der Leistungserfassung daher nicht auf Ebene der Personen<br />

ausgewertet werden, sondern nur ab Kostenstellenebene aufwärts. Gleiches gilt für<br />

Daten aus dem Personalwesen, die für die Berichtserstellung verwendet werden. Alle<br />

weiteren Daten sind nicht personenbezogen und betreffen daher nicht den Datenschutz.<br />

Für die personenbezogenen Daten, die im Rahmen des Berichtswesens genutzt<br />

werden, ist generell ein Grundschutz zu gewährleisten. Im Bundesdatenschutzgesetz<br />

(BDSG) ist darüber hinaus geregelt, dass personenbezogene Daten, die u. a. Angaben<br />

zur Gesundheit einer Person enthalten, verstärkt zu schützen sind (vgl. § 3 Abs.<br />

9 BDSG). Wenn im Rahmen der Leistungserfassung auch Krankenzeiten erfasst<br />

werden, so sind diese besonders zu schützen. In diesen Fällen sind daher geeignete<br />

technische wie organisatorische Maßnahmen zum Schutz der Daten zu treffen, wie<br />

z. B. folgende:<br />

• Feststellung und Bewertung des Schutzbedarfs personenbezogener Daten:<br />

Personenbezogene Daten sind im Hinblick auf ihren Schutzbedarf sowohl einzeln<br />

als auch im Gesamtkontext der Anwendung, d. h. der Leistungserfassung, zu<br />

bewerten. Die Ausgestaltung von Schutzmaßnahmen muss sich daran orientieren,<br />

welche Folgen für einen Betroffenen bei Datenschutzverletzungen entstehen<br />

können und welcher potenzielle Schaden für die Behörde eintreten kann (s. auch<br />

Kapitel 4.4.2.1).<br />

• Personelle Maßnahmen: Es ist ein Rollen- und Zugriffsrechtekonzept zu erstellen,<br />

das regelt, welche Personen im Rahmen ihrer jeweiligen Funktion (Anwendungsentwickler,<br />

Systemadministrator, Anwenderbetreuer, Sachbearbeiter, Revisor,<br />

Datenschutzbeauftragter) welche Daten erheben, verarbeiten und nutzen<br />

dürfen.<br />

• Beteiligung des Datenschutzbeauftragten sowie des Personalrats: Durch<br />

den Einbezug des behördlichen Datenschutzbeauftragten und des Personalrats<br />

wird gewährleistet, dass die Kommune bzw. der Kreis den Erfordernissen des<br />

Datenschutzes in der Leistungserfassung umfassend Rechnung trägt.<br />

50 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

Umfassende Lösungskonzepte sowie Leitlinien zum Thema Datenschutz sind im<br />

E-Government-Handbuch des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik<br />

(BSI) 50 niedergelegt.<br />

4.4.2 Datensicherheit/ IT-Sicherheit<br />

4.4.2.1 Schutzbedarfsfeststellung<br />

Mit der Schutzbedarfsfeststellung wird für identifizierte onlinefähige Dienstleistungen<br />

definiert, welchen Schutzbedarf die ihr zu Grunde liegende Kommunikation zwischen<br />

Nutzer und der Behörde bzw. innerhalb der Behörde nach sich zieht. 51 Die zu betrachtenden<br />

Sicherheitsziele sind die Vertraulichkeit und Verbindlichkeit (Integrität,<br />

Authentizität und Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen Daten, Authentizität der<br />

Kommunikationspartner). Unverzichtbare Voraussetzung für das Funktionieren des<br />

E-<strong>Reporting</strong>s ist ferner die Verfügbarkeit der technischen Systeme. Für rechtsverbindliche<br />

Transaktionen ist grundsätzlich der Aspekt des Schriftformerfordernisses zu<br />

berücksichtigen (für eine umfangreiche Beschreibung der Schutzbedarfe s. Anhang<br />

3). 52<br />

Für ein kommunales E-<strong>Reporting</strong>, wie es im vorliegenden <strong>Spezifikationsbericht</strong> vorgestellt<br />

wird, wurde insgesamt die Schutzbedarfsklasse „niedrig“ bis „mittel“ ermittelt<br />

(s. Anhang 3).<br />

4.4.2.2 Maßnahmen zur Gewährleistung von Datensicherheit bzw. IT-<br />

Sicherheit<br />

Auf Basis der ermittelten „niedrigen“ bis „mittleren“ Schutzbedarfsklasse sind technisch-organisatorische<br />

Anforderungen zur Gewährleistung von Datensicherheit bzw.<br />

IT-Sicherheit zu formulieren:<br />

Anforderungen an die Vertraulichkeit<br />

Im Rahmen des E-<strong>Reporting</strong>s sind Maßnahmen zu ergreifen, so dass mit der Nutzung<br />

des E-<strong>Reporting</strong>s für den Einzelnen keine Beeinträchtigungen entstehen. Die<br />

Daten, die zur Auswertung übergeben werden und für die Berichte bearbeitet werden,<br />

müssen entsprechend vor unberechtigten Zugriffen geschützt werden, z. B.<br />

durch die Etablierung entsprechender Rollen- und Zugriffsrechtekonzepte und die<br />

Vergabe von Benutzerkennungen.<br />

Anforderungen an die Verbindlichkeit<br />

Verbindlichkeit wird durch die Gewährleistung der Integrität, der Authentizität und<br />

Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen Daten sowie der Authentizität der Kommunika-<br />

50 Vgl. BSI 2005c.<br />

51 Vgl. BSI 2005a, S. 41ff.<br />

52 Vgl. BSI 2005d.<br />

51 von 75


4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />

tionspartner erreicht. Eine entsprechende Maßnahme kann die Wahrung der Integrität<br />

sein, d. h. der Schutz der Daten vor unberechtigter Veränderung durch entsprechende<br />

Rollen- und Zugriffsrechtekonzepte.<br />

Anforderungen an die Verfügbarkeit<br />

Mit der Verfügbarkeit der beteiligten Verfahren sind Anforderungen verknüpft, welche<br />

die kontinuierliche Bereitstellung der Dienste gewährleisten.<br />

Im Zusammenhang mit dem E-<strong>Reporting</strong> sind Maßnahmen zur Sicherstellung eines<br />

geordneten Geschäftsverkehrs im „üblichen“ Rahmen zu ergreifen, so z. B. ein regelmäßiges<br />

Back-up.<br />

52 von 75


LITERATURVERZEICHNIS<br />

Literaturverzeichnis<br />

Andersen 1997 Andersen, Uwe: Gemeinden/Kommunale Selbstverwaltung.<br />

In: Andersen, Uwe/ Woyke, Wichard (Hrsg.): Handwörterbuch<br />

des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, 3.<br />

Aufl., Opladen: Leske & Budrich 1997, S. 172-180.<br />

Bachmann 2004 Bachmann, Peter: Controlling für die öffentliche Verwaltung.<br />

Grundlagen, Verfahrensweisen, Einsatzgebiete. 1. Auflage.<br />

Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler/<br />

GWV Fachverlag GmbH 2004.<br />

BMI 2006 Bundesministerium des Innern: Neue Steuerungsinstrumente<br />

im Kontext der Modernisierung von Staat und Verwaltung.<br />

http://www.bmi.bund.de/cln_028/nn_164466/Internet/<br />

Content/Themen/Moderne__Verwaltung/DatenundFakten/<br />

Neue__Steuerungsinstrumente__im__Kontext__Id__94274<br />

__de.html#doc143440bodyText5<br />

Abruf am 13.02.2006.<br />

BSI 2005a Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik: BSI-<br />

Standard 100-2: IT-Grundschutz-Vorgehensweise. Version<br />

1.0, Bonn 2005.<br />

http://www.bsi.bund.de/literat/bsi_standard/index.htm<br />

Abruf 29.06.2006.<br />

BSI 2005b Projektgruppe E-Government im Bundesamt für Sicherheit in<br />

der Informationstechnik: Das E-Government-Glossar. Pragmatische<br />

Definitionen, Begriffserläuterungen und Abkürzungsverzeichnis.<br />

Modul aus dem E-Government-Handbuch.<br />

Bonn 2005.<br />

http://www.bsi.bund.de/fachthem/egov/6.htm<br />

Abruf 28.10.2005.<br />

BSI 2005c Projektgruppe E-Government im Bundesamt für Sicherheit in<br />

der Informationstechnik: Datenschutzgerechtes<br />

E-Government. Handlungsempfehlungen. Modul aus dem<br />

E-Government-Handbuch. Bonn 2005.<br />

http://www.bsi.bund.de/fachthem/egov/6.htm<br />

Abruf 28.10.2005.<br />

53 von 75


LITERATURVERZEICHNIS<br />

BSI 2005d Projektgruppe E-Government im Bundesamt für Sicherheit in<br />

der Informationstechnik: Phasenplan E-Government.<br />

Phase 3 Analyse. Modul aus dem E-Government-Handbuch.<br />

Bonn 2005<br />

http://www.bsi.bund.de/fachthem/egov/6.htm<br />

Abruf 28.10.2005.<br />

Budäus/ Schwiering<br />

1999<br />

Budäus, Dietrich/ Schwiering, Karin: Die Rolle der Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie im Modernisierungsprozess<br />

öffentlicher Verwaltung. In: Scheer, August-Wilhelm<br />

(Hrsg.): Electronic Business und Knowledge Management.<br />

Neue Dimensionen für den Unternehmungserfolg. Heidelberg:<br />

Physica-Verlag 1999, S. 148-152.<br />

Daum 2002 Daum, Ralf: Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

für bürgerorientierte Kommunalverwaltungen.<br />

Schriften zur öffentlichen Verwaltung und öffentlichen<br />

Wirtschaft. Bd.176. 1. Auflage. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft<br />

2002.<br />

DIFU-Materialien<br />

6/2005<br />

Fischer/ Weber<br />

2001<br />

Fudalla/ Wöste<br />

2004<br />

DIFU-Materialien 6/ 2005: Verwaltungsmodernisierung in<br />

deutschen Kommunalverwaltungen – Eine Bestandsaufnahme.<br />

Ergebnisse einer Umfrage des Deutschen Städtetages<br />

und des Deutschen Instituts für Urbanistik, Berlin 2005.<br />

Fischer, Edmund/ Weber, Jürgen: Der Nutzen der Kostenrechnung<br />

in Kommunen. Eine empirische Studie zu Gestaltung,<br />

Nutzung und Erfolg der Kostenrechnung. Vallendar<br />

2001.<br />

Fudalla, Mark/ Wöste, Christian: Doppik schlägt Kameralistik.<br />

Fragen und Antworten zur Einführung eines doppischen<br />

Haushalts- und Rechnungswesens. 3. unveränderte Auflage.<br />

KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft Aktiengesellschaft<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft 2004.<br />

Horváth 1998 Horváth, Peter: Controlling, 7. vollst. überarb. Aufl. München:<br />

Vahlen 1998.<br />

54 von 75


LITERATURVERZEICHNIS<br />

KBSt 2005 Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für<br />

Informationstechnik in der Bundesverwaltung (KBSt): SAGA.<br />

Standards und Architekturen für E-Government-<br />

Anwendungen. Version 2.1. Schriftenreihe der KBSt. Band<br />

82. September 2005.<br />

http://www.kbst.bund.de/cln_011/nn_836960/Content/<br />

Standards/Saga/Standards/standards__node.<br />

html__nnn=true<br />

Abruf 29.06.2006.<br />

KGSt-Bericht<br />

4/2001<br />

KGSt-Bericht<br />

5/2001<br />

KGSt-Bericht<br />

7/2004<br />

KGSt-Bericht<br />

8/2004<br />

KGSt-Bericht 4/ 2001: Arbeit mit Kennzahlen. Teil 1: Grundlagen.<br />

Köln 2001.<br />

KGSt-Bericht 5/ 2001: Arbeit mit Kennzahlen. Teil 2: Empfehlungen<br />

für die Praxis. Köln 2001.<br />

KGSt-Bericht 7/ 2004: Kommunale Managementberichte I:<br />

Grundlagen und Nutzen. Köln 2004.<br />

KGSt-Bericht 8/ 2004: Kommunale Managementberichte II:<br />

Einführungsstrategien und Umsetzungsempfehlungen. Köln<br />

2004.<br />

Knipp 2005 Knipp, Rüdiger: Interviewprotokoll. Experteninterview mit Rüdiger<br />

Knipp, Mitarbeiter des DIFU, zum Thema „Die Lage des<br />

Berichtswesens in deutschen Kommunen“ am 08.04.2005 in<br />

Berlin im Rahmen von MEDIA@Komm-Transfer. Nicht veröffentlicht.<br />

Krems Krems, Burkhardt: Online-Verwaltungslexikon.<br />

http://www.olev.de<br />

Abruf 13.02.2006.<br />

MEDIA@Komm-<br />

Transfer/ Stadt<br />

Magdeburg 2004<br />

Transferagentur MEDIA@Komm-Transfer, Stadt Magdeburg:<br />

Anforderungen an kommunales Berichtswesen. Befragung<br />

von Oberbürgermeister, Beigeordneten und ausgewählten<br />

Amts-/ Fachbereichsleitern der Landeshauptstadt Magdeburg<br />

im Rahmen des MEDIA@Komm-Transfer-Vorhabens<br />

„E-<strong>Reporting</strong>“, Oktober 2004, nicht veröffentlicht.<br />

Nau/ Wallner 1999 Nau, Hans-Rainer/ Wallner, Gerhard: Verwaltungscontrolling<br />

für Einsteiger. Kosten- und Leistungsrechnung in öffentlichen<br />

Unternehmen und Verwaltungen. 2. Auflage. Freiburg i. Br./<br />

Berlin/ München: Haufe-Verlags-Gruppe 1999.<br />

55 von 75


LITERATURVERZEICHNIS<br />

Nölken 2002 Nölken, Dirk: Controlling mit Internet- und Business Intelligence<br />

Lösungen. Controlling Schriften. Band 24. Frankfurt<br />

am Main u.a.: Lang 2002.<br />

Pook 2005 Pook, Manfred: Interviewprotokoll. Experteninterview mit<br />

Manfred Pook, Programmbereichsleiter Finanzmanagement<br />

der KGSt, zum Thema „Die Lage des Berichtswesens in deutschen<br />

Kommunen“ am 19.04.2005 in Köln im Rahmen von<br />

MEDIA@Komm-Transfer. Nicht veröffentlicht.<br />

Pook/ Tebbe 2002 Pook, Manfred/ Tebbe, Günter: Berichtswesen und Controlling.<br />

Die neue Kommunalverwaltung. Band 6 München/ Berlin:<br />

Jehle 2002.<br />

Seeger et al. 1999 Seeger, Tilman/ Walter, Matthias/ Liebe, Rüdiger/ Ebert, Günter:<br />

Kosten-, Leistungsrechnung und Controlling. Ein Erfahrungsbericht<br />

für die Praxis über die Einführung der Standard-<br />

KLR am Beispiel der Bundesverwaltung. Heidelberg: R. v.<br />

Decker’s Verlag 1999.<br />

Waniczek 2002 Waniczek, Mirko: Berichtswesen optimieren. So steigern Sie<br />

die Effizienz in <strong>Reporting</strong> und Controlling. Frankfurt/ Wien:<br />

Redline Wirtschaft bei Ueberreuter 2002.<br />

56 von 75


ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />

DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />

Anhang 1: Die Lage des Berichtswesens in<br />

deutschen Kommunen<br />

Um einen besseren Einblick in die aktuelle Verbreitung und Ausgestaltung des<br />

Berichtswesens in deutschen Kommune zu erhalten, führte die Arbeitsgruppe<br />

E-<strong>Reporting</strong> leitfadengestützte Experteninterviews mit Herrn Manfred Pook, Programmbereichsleiter<br />

Finanzmanagement der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für<br />

Verwaltungsmanagement (KGSt), und Herrn Rüdiger Knipp, Mitarbeiter des Deutschen<br />

Instituts für Urbanistik (DIFU) und Bearbeiter der Studie des Deutschen Städtetags<br />

und des DIFU „Verwaltungsmodernisierung in deutschen Kommunalverwaltungen“.<br />

53 Zusätzlich wurden die an der Initiative MEDIA@Komm-Transfer beteiligten<br />

Kommunen zu ihrem Berichtswesen befragt. Von den 24 Kommunen nahmen 18 an<br />

der Umfrage teil, die aus einem schriftlich auszufüllenden Fragebogen und einem<br />

vertiefenden Telefoninterview bestand. Ansprechpartner in den Transferkommunen<br />

waren Mitarbeiter oder leitende Angestellte der jeweils für das Berichtswesen verantwortlichen<br />

Organisationseinheit. Aufgrund der kleinen Stichprobe sind die Umfrageergebnisse<br />

trotz der relativ hohen Rücklaufquote von 75 % nicht repräsentativ für<br />

die deutsche kommunale Welt. Vielmehr erlauben die Ergebnisse einen unmittelbaren<br />

Einblick in die Wirklichkeit des Berichtswesens in Kommunen verschiedener<br />

Größenklassen und Bundesländer 54 und ergänzen die Ergebnisse von repräsentativen<br />

Studien zum Thema:<br />

• Studie zur Gestaltung, zum Nutzen und Erfolg der Kostenrechnung in Kommunen<br />

von KGSt und WHU, 55<br />

• Studie zur Verwaltungsmodernisierung in deutschen Kommunalverwaltungen<br />

vom Deutschen Städtetag (DST) und DIFU. 56<br />

Die folgende Darstellung beschränkt sich im Wesentlichen auf standardisierte finanz-<br />

und produktorientierte Berichte und deren elektronische Unterstützung.<br />

53 Die Experten der kommunalen Spitzenverbände wurden ebenfalls zu einem Interview eingeladen, sprachen sich<br />

jedoch gegen eine Unterstützung aus, da sie die Entwicklung von inhaltlichen Standards für das kommunale Berichtswesen<br />

im Rahmen eines Projektes des Bundes aus Verbandssicht nicht befürworten.<br />

54 Die 18 teilnehmenden Kommunen setzen sich aus fünf Landkreisen, drei kreisangehörigen und zehn kreisfreien<br />

Städten zusammen. Vier der teilnehmenden Kommunen haben unter 100.000 Einwohner, sieben zwischen 100.000<br />

und 200.000 Einwohner, weitere fünf Kommunen zwischen 200.000 und 400.000 Einwohner und zwei der Kommunen<br />

mehr als 400.000 Einwohner. Sie sind über zwölf Bundesländer verteilt.<br />

55 Fischer/ Weber 2001.<br />

56 DIFU-Materialien 6/ 2005.<br />

57 von 75


ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />

DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />

Verbreitung des standardisierten Berichtswesens<br />

Berichte mit finanzorientierten Informationen 57 sind in den letzten zehn Jahren zunehmend<br />

in die kommunale Praxis vorgedrungen und inzwischen beinahe flächendeckend<br />

im Einsatz. Es ist anzunehmen, dass die zunehmende Einführung der Budgetierung<br />

zur Steuerung der kommunalen Finanzen ein Treiber für die Umsetzung<br />

eines standardisierten finanzorientierten Berichtswesens ist. Laut der Studie von DST<br />

und DIFU ist die verwaltungsweite Budgetierung bereits in 54,8 % der Städte erfolgt,<br />

weitere zwölf Prozent der Städte befinden sich gerade in der Einführungsphase. 58<br />

Die Einhaltung der Budgets lässt sich nur mittels geeigneter Berichte verfolgen.<br />

Standardisierte produktorientierte Berichte 59 sind dagegen wesentlich seltener anzutreffen.<br />

Erst 15,2 % der Städte haben bisher ein produktbasiertes Berichtswesen umgesetzt,<br />

32,3 % der Kommunen bauen zurzeit ein solches auf und 34,8 % planen den<br />

Aufbau. 60 Als Ursache für die geringe Verbreitung wird angenommen, dass Produkthaushalte<br />

61 bisher eher selten umgesetzt wurden: Laut der Studie des Deutschen<br />

Städtetags und des DIFU haben erst 17,7 % der Kommunen einen produktorientierten<br />

Haushaltsplan verwirklicht, in weiteren 25,6 % befindet er sich im Aufbau.<br />

Von den Kommunen führen 27,8 % bislang kein standardisiertes Berichtswesen für<br />

kommunale Entscheidungsträger. 62 Im Vergleich zur Studie der WHU und der KGSt<br />

aus dem Jahr 2001 bedeutet dies einen deutlichen Fortschritt: Damals führten noch<br />

61,8 % der befragten Kommunen kein standardisiertes Berichtswesen. 63<br />

Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit den Ergebnissen aus der Befragung<br />

der Transferkommunen. Während ein finanzorientiertes Berichtswesen in 15 der befragten<br />

Transferkommunen (83,3 %) geführt wird, sind produktorientierte Berichte<br />

aufgrund der geringen Verbreitung einer produktorientierten Kosten- und Leistungsrechnung<br />

bzw. eines Produkthaushalts nur in neun der befragten Transferkommunen<br />

(50 %) anzutreffen: In sieben Transferkommunen deckt das produktorientierte Berichtswesen<br />

die gesamte Verwaltung ab, in zwei Transferkommunen lediglich Teilbe-<br />

57 Finanzorientierte Berichte stellen auf kamerale Finanzflüsse ab (Plan, Kontrolle, Plan-Ist-Vergleiche).<br />

58 Vgl. DIFU-Materialien 6/ 2005, Anhang Frage B1.<br />

59 Produktorientierte Berichte stellen derzeitig kamerale Finanzflüsse auf Basis von Produkten dar (Plan, Kontrolle,<br />

Plan-Ist-Vergleiche).<br />

60 Vgl. DIFU-Materialien 6/2005, S. 33 und 42.<br />

61 Produkthaushalte sind ein „Instrument der Outputsteuerung, bei dem die Bewilligung von Finanzmitteln mit den zu<br />

erbringenden Leistungen, dem Output, verknüpft wird.“ (Krems, Produkthaushalt) „Sie ergänzen das kamerale Haushaltssystem.<br />

In Produkthaushalten sind bewertete Leistungen von Behörden dargestellt. Anders als im Haushaltsplan,<br />

der den Ressourceninput in Form von Haushaltstiteln darstellt, sind im Produkthaushalt Kosten und Leistungen<br />

in aggregierter Form zu finden. Er ist ein Instrument, der den „Output“, d. h. die Arbeitsergebnisse einer Behörde<br />

darstellt und die Frage beantwortet ‚Zu welchen Kosten werden welche (Dienst-) Leistungen produziert?’“ (BMI 2006,<br />

Produkthaushalte).<br />

62 Vgl. DIFU-Materialien 6/ 2005, S. 42.<br />

63 Vgl. Fischer/ Weber 2001, S. 9.<br />

58 von 75


ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />

DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />

reiche. In drei Transferkommunen (17 %) wird gar kein standardisiertes Berichtswesen<br />

geführt (s. Abbildung 7).<br />

Verbreitung des standardisierten Berichtwesens<br />

in den Transferkommunen<br />

Anzahl der Kommunen<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

6<br />

Nur finanzorientiertes<br />

Berichtswesen<br />

9<br />

Finanz- und<br />

produktorientiertes<br />

Berichtswesen<br />

0<br />

Nur produktorientiertes<br />

Berichtswesen<br />

3<br />

Kein<br />

Berichtswesen<br />

Abbildung 7: Verbreitung des standardisierten Berichtswesens in den Transferkommunen<br />

Damit ist das standardisierte Berichtswesen in den Transferkommunen im Vergleich<br />

zur repräsentativen Studie des Deutschen Städtetags und des DIFU etwas stärker<br />

verbreitet. Dieser Unterschied ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht signifikant, sondern<br />

dürfte auf dem kleinen Stichprobenumfang der Befragung in den Transferkommunen<br />

basieren.<br />

Finanzorientierte Berichte – Berichtszyklen, Inhalte und Darstellung<br />

Finanzorientierte Berichte werden überwiegend quartalsweise, z. T. auch monatlich<br />

der Verwaltungsführung und Politik zur Verfügung gestellt. Zusätzlich zu diesen regelmäßigen<br />

Berichten werden häufig auf Anfrage Ad-hoc- oder Abweichungsberichte<br />

zu finanzorientierten Werten erstellt.<br />

Die Ergebnisse der Experteninterviews und der Umfrage in den Transferkommunen<br />

zeigen übereinstimmend, dass das finanzorientierte Berichtswesen in den Kommunen<br />

überwiegend Informationen zur Einhaltung von Budgets enthält: Die Berichte<br />

stellen hauptsächlich Angaben zur Haushaltsdurchführung dar. Aussagen über das<br />

Finanz- oder Liquiditätsrisiko sind seltener zu finden. Daneben werden von manchen<br />

Kommunen zusätzlich Beteiligungsberichte oder Berichte zur Personalkostenüberwachung<br />

sowie anlass- bzw. problembezogene Berichte erzeugt.<br />

59 von 75


ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />

DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />

Von den finanzorientierten Berichten der Transferkommunen enthalten 80 % Prognosewerte<br />

und 93 % Kommentare zur Erläuterung der Zahlen. Die Darstellung der Berichtswerte<br />

erfolgt in den Transferkommunen zumeist in tabellarischer Form, ergänzt<br />

durch grafische Elementen wie Ampeln (bei Über- oder Unterschreitung eines festgelegten<br />

Schwellenwertes erscheint die entsprechende Ampelfarbe), Torten- oder Balkendiagramme.<br />

Produktberichte – Berichtszyklen, Inhalte und Darstellung<br />

Detaillierungsgrad sowie Erstellungszyklen der produktorientierten Berichte unterscheiden<br />

sich von Kommune zu Kommune. Die Darstellung variiert von der Gesamtübersicht<br />

über Produktgruppenquerschnitte bis hin zu Berichten, die detaillierte Informationen<br />

über Leistungen oder Organisationseinheiten enthalten. Häufig variieren<br />

die Berichtsinhalte und der Berichtszyklus je nach Hierarchieebene des Empfängers:<br />

Je höher der Berichtsempfänger in der kommunalen Hierarchie angesiedelt ist, desto<br />

stärker werden die Berichtsinhalte aggregiert und desto länger wird der Berichtszyklus.<br />

64 Ad-hoc-Berichte können je nach organisatorischer Regelung von allen Führungsverantwortlichen<br />

in den einzelnen Hierarchieebenen angefordert werden.<br />

Produktorientierte Berichte enthalten in erster Linie betriebswirtschaftliche Kennzahlen<br />

zur Entwicklung von Produkten wie beispielsweise Kostendeckungsgrade, Stückkosten<br />

oder Zeitaufwand pro Stück. Wirkungskennzahlen und Qualitätskennzahlen<br />

sind wegen ihrer schwierigen Bildung seltener anzutreffen (s. Abbildung 8).<br />

Kennzahlen in produktorientierten Berichten<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

Anzahl der Kommunen<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

7<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

Kennzahlen<br />

3<br />

Qualitätskennzahlen<br />

3<br />

Wirkungskennzahlen<br />

Abbildung 8: Kennzahlen in produktorientierten Berichten<br />

64 Vgl. Knipp 2005, S. 3 f.<br />

1<br />

Sonstige<br />

60 von 75


ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />

DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />

Als Vergleichswerte werden überwiegend Zahlen aus vorherigen Berichtszeiträumen<br />

und vergangenen Jahren herangezogen. Interkommunale Vergleichszahlen sind wegen<br />

der häufig unterschiedlichen Berechnungen in den einzelnen Kommunen nicht<br />

weit verbreitet. Allerdings finden allgemeine Kennzahlenbeschreibungen und interkommunale<br />

Vergleichszahlen (z. B. aus den IKO-Vergleichsringen der KGSt) mit fortschreitender<br />

Weiterentwicklung mehr Interessenten.<br />

Knapp 33 % der befragten Transferkommunen, die ein produktbasiertes Berichtswesen<br />

führen, arbeiten mit Prognosewerten. Kommentare zur Erläuterung der Zahlen<br />

nutzen ebenfalls ein Drittel der befragten Kommunen. Zwei Drittel der<br />

MEDIA@Komm-Transfer-Kommunen gaben an, die Zahlenwerte in ihren produktorientierten<br />

Berichten nur in tabellarischer Form darzustellen. Zwei Kommunen unterstützen<br />

die Tabellenpräsentation mit Diagrammen und eine Transferkommune nutzt<br />

ergänzend Ampelkennzeichnungen.<br />

Entwicklungstendenzen<br />

Kommunen führen ein standardisiertes Berichtswesen zumeist im Kontext einer umfassenden<br />

Reform ein. In der Regel ist das Neue Steuerungsmodell oder dessen örtliche<br />

Variante wichtiger Ausgangspunkt für ein finanz- und produktorientiertes Berichtswesen.<br />

In diesem Zusammenhang sind neben der Budgetierung die dezentrale<br />

Ressourcenverantwortung, die Produktverantwortung und vor allem eine Verwaltungsführung,<br />

die die Umsetzung dieser Reformelemente vorantreibt, wichtige Förderer.<br />

In den nächsten Jahren wird die Entwicklung des neuen Haushalts- und Rechnungswesens<br />

eine weitere unterstützende Rolle für die Entwicklung eines standardisierten<br />

Berichtswesens einnehmen.<br />

Die Qualität des Berichtswesens ist dabei von entscheidender Bedeutung. Drei<br />

Hauptmängel der aktuellen Berichte werden meist von den Führungskräften der<br />

Kommune beklagt: Die Berichte seien zu unübersichtlich, sie enthielten zu viele Zahlen<br />

und Details, das Wesentliche werde nicht ersichtlich. 65 „Der derzeitige Wert der<br />

Berichte wird häufig in der Entwicklung gesehen. So äußern sich zwar viele kommunale<br />

Führungskräfte, dass das Berichtswesen noch nicht zufrieden stellend ist und<br />

noch entsprechend angepasst werden muss, dass sie allerdings insgesamt die Vorteile<br />

und den Nutzen 66 des Berichtswesens zu schätzen wissen.“ 67 Nach Einschätzung<br />

der KGSt hängen die Akzeptanz eines verwaltungsweiten Berichtswesens und<br />

die erwarteten positiven wirtschaftlichen Effekte von der schnellen und breiten Verfügbarkeit<br />

moderner Technologien, der empfängerorientierten Aufbreitung der Berichte<br />

und von einfachen Analysemöglichkeiten ab. 68 Die Befragung der Transferkommunen<br />

zeigt, dass die Entwicklungen in Richtung eines standardisierten elektroni-<br />

65 Vgl. Pook 2005, S. 6.<br />

66 Vgl. Kapitel 3.3.<br />

67 Pook 2005, S. 6.<br />

68 Vgl. KGSt-Bericht 8/ 2004, S. 93.<br />

61 von 75


ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />

DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />

schen Berichtswesens in den meisten Kommunen erst im Zuge der Einführung eines<br />

ressourcenorientierten Haushalts- und Rechnungswesens vorangetrieben werden<br />

sollen.<br />

Elektronische Unterstützung des Berichtswesens<br />

Die IT-Unterstützung des Berichtswesens ist in vielen Kommunen noch nicht durchgängig<br />

umgesetzt. Während sich reine KLR-Berichte mit der vorhandenen Software<br />

für Kosten- und Leistungsrechnung meist gut erstellen lassen, stößt die Software für<br />

kamerales Rechnungswesen in Bezug auf ein ausgereiftes Berichtswesen leicht an<br />

ihre Grenzen, da beispielsweise die Einbeziehung von Prognosezahlen häufig nicht<br />

vorgesehen ist. 69 Ziel der Einführung des elektronischen Berichtswesens ist in den<br />

befragten Transferkommunen dementsprechend vorrangig die bessere Information<br />

und die höhere Transparenz über Finanz- und Produktdaten. Danach folgen die Ziele<br />

Verwaltungsmodernisierung und Prozessoptimierung.<br />

Das elektronische Berichtswesen wird durch verschiedene IT-Systeme unterstützt<br />

bzw. erst ermöglicht. Für die einzelnen Prozessschritte Datenerfassung, Datenkonsolidierung<br />

und -auswertung sowie Berichtserstellung und -bereitstellung steht eine<br />

Reihe von Instrumenten zur Verfügung. Die Produkt- und Finanzdaten werden im<br />

Wesentlichen über ein Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesensystem erfasst,<br />

ggf. über (Eigen-)Entwicklungen auf Basis von Datenbanksystemen aufbereitet und<br />

für die Auswertung bereitgestellt. Die Datenkonsolidierung und -auswertung findet<br />

meist mit Hilfe einer KLR-Software oder auch zunehmend mit Data Warehouse-<br />

Lösungen statt. Die ausgewerteten Informationen werden häufig über Datenbank-,<br />

Tabellenkalkulations-, Textverarbeitungs- oder Präsentationsanwendungen zusammengestellt<br />

und in elektronischen Dokumenten z. B. im RTF- oder PDF-Format abgelegt.<br />

Hier fallen häufig manuelle Tätigkeiten an, da die Daten nicht automatisiert in die<br />

Berichtsvorlagen übernommen werden können. Eine andere Möglichkeit, die sich<br />

insbesondere bei Data Warehouse-Lösungen zur Aufbereitung anbietet, ist die Bereitstellung<br />

der Berichte über eine Berichtswesensoftware, basierend auf einer mehrdimensionalen<br />

Datenbank (OLAP-Technologie 70 ). Damit können die Berichte je nach<br />

Interesse und Berechtigung des Nutzers direkt online erzeugt werden.<br />

Die erarbeiteten Berichte werden in vielen Kommunen sowohl elektronisch als auch<br />

in Papierform an die Empfänger übermittelt. Die elektronische Version wird in erster<br />

Linie über Groupware-Applikationen oder das Intranet zur Verfügung gestellt. Die<br />

Verwaltungsführung favorisiert meistens Berichte in Papierform, da diese einfacher in<br />

Sitzungen mitgenommen, bearbeitet und mit Kommentaren versehen werden kön-<br />

69 Vgl. Pook 2005, S. 2 und S. 4.<br />

70<br />

OLAP bedeutet Online Analytical Processing. OLAP-Technologien umfassen Methoden und Werkzeuge, mit denen<br />

mehrdimensionale, komplexe Anfragen an Datenbanken gestellt werden können.<br />

62 von 75


ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />

DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />

nen. Unterscheidungen in der Bereitstellung zwischen produkt- oder finanzorientierten<br />

Berichten lassen sich in der Befragung der Transferkommunen nicht erkennen.<br />

Zusammenfassung<br />

Das Berichtswesen in deutschen Kommunen ist derzeit sehr heterogen organisiert. In<br />

manchen Kommunen gibt es bereits ein ausgereiftes standardisiertes Berichtswesen,<br />

in anderen befindet es sich im Aufbau, wieder andere warten damit bis zur Einführung<br />

des neuen Haushalts- und Rechnungswesens. Manche Kommunen planen derzeit<br />

überhaupt kein standardisiertes Berichtswesen. Ebenso unterschiedlich ist die<br />

Lage der elektronischen Unterstützung des Berichtswesens. Meist gibt es zwar IT-<br />

Systeme, die im Rahmen der Berichtserstellung eingesetzt werden, eher selten jedoch<br />

können die Daten von der Erfassung über die Auswertung bis zur Berichtsbereitstellung<br />

medienbruchfrei weitergegeben und bearbeitet werden. Häufig sind manuelle<br />

Erfassungs- und Auswertungstätigkeiten erforderlich, die Zeit kosten und fehleranfällig<br />

sind. Hier setzt der vorliegende <strong>Spezifikationsbericht</strong> an. Er möchte Möglichkeiten<br />

zu einer durchgehenden, integrierten elektronischen Unterstützung des Berichtswesens<br />

aufzeigen.<br />

Die Befragung der Transferkommunen hat gezeigt, dass zwei grundlegende Varianten<br />

einer elektronischen Unterstützung herausgestellt werden können: Im Zentrum<br />

der einen Möglichkeit steht eine Data Warehouse-Lösung, die andere Variante basiert<br />

auf einer KLR-Software in Verbindung mit Datenbanksystemen. Im <strong>Spezifikationsbericht</strong><br />

werden diese beiden Lösungen prototypisch beschrieben und ihre Funktionsweisen<br />

untersucht sowie Vor- und Nachteile gegenübergestellt.<br />

63 von 75


ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />

TRANSFERKOMMUNEN<br />

Anhang 2: Praxisbeispiele aus den Transferkommunen<br />

Im Folgenden werden zur Veranschaulichung der Anforderungen zwei Praxisbeispiele<br />

vorgestellt. Die Landeshauptstadt Magdeburg setzt für ihr Berichtswesen ein Data<br />

Warehouse ein und erfasst die Mitarbeiterleistungen über ein webbasiertes System<br />

produktgenau. Der Landkreis Ludwigslust dagegen verwendet für das Berichtswesen<br />

eine KLR-Software, die über Schnittstellen an das HKR-System angebunden ist. Zur<br />

Leistungserfassung schlüsselt der Landkreis die Arbeitszeiten entsprechend festgelegter<br />

Anteile auf die Produkte auf. Die Berechnung der Personalkosten pro Produkt<br />

erfolgt in einer selbst entwickelten Datenbanklösung, welche die Daten entsprechend<br />

aufbereitet, bevor sie an das KLR-System übergeben werden.<br />

Das Berichtswesen der Landeshauptstadt Magdeburg 71<br />

Das Controllingsystem in Magdeburg ist auf produktorientierte und finanzorientierte<br />

Informationen fokussiert. Obwohl das finanzorientierte Berichtswesen schon immer<br />

durch die ursprünglichen Haushaltsüberwachungslisten präsent war, sollte im Zuge<br />

der Verwaltungsreform und der damit einhergehenden Einführung von betriebswirtschaftlichen<br />

Instrumenten u. a. den Problematiken des fehlenden Gesamtüberblickes<br />

mit einem neuen Berichtswesen entgegengesteuert werden. Speziell für das produktorientierte<br />

Berichtswesen wurde zusätzlich eine IT-gestützte Leistungserfassungssoftware<br />

eingeführt, damit der outputorientierte Ressourcenverbrauch, bezogen<br />

auf die erstellten Leistungen, möglichst genau erfasst wird.<br />

Zielstellungen für den Aufbau der IT-Unterstützung im Berichtswesen waren die Bereitstellung<br />

der tagesaktuellen Daten, die freie Definition der Kennzahlen für das<br />

Controlling und der einfache Zugang zu den Kennzahlen sowohl im Internet als auch<br />

im Intranet. Diese Ziele konnten konsequent durch die Einführung einer Data Warehouse-Lösung<br />

mit einem E-<strong>Reporting</strong>-Tool auf Basis von OLAP-Technologien erreicht<br />

werden. Das Data Warehouse-System dient insbesondere der Datensammlung,<br />

Aufbereitung, Kalkulation und Darstellung der finanzwirtschaftlichen Daten. Das<br />

E-<strong>Reporting</strong> ist eine Ergänzung für das kommunale und gegenwärtig noch kamerale<br />

Finanzsystem.<br />

Das auf OLAP-Technologien basierte Berichtswesen zählt zu den analytischen Informationssystemen.<br />

Der OLAP-Würfel stellt betriebswirtschaftliche Kennzahlen aus<br />

der kameralen Finanzbuchhaltung, der Kostenrechnung, dem Personalabrechnungsprogramm<br />

und der produktorientierten, mitarbeiterbezogenen Leistungserfassung zur<br />

Verfügung. Damit wird eine entscheidungsunterstützende, multidimensionale Be-<br />

71 Darstellung durch das Zentrale Controlling der Landeshauptstadt Magdeburg und die KID Magdeburg GmbH.<br />

64 von 75


ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />

TRANSFERKOMMUNEN<br />

trachtung und komplexe Analyse der verschiedenen Datenbestände unter Vermeidung<br />

von Dateninkonsistenzen möglich. Der OLAP-Würfel vereinigt alle notwendigen<br />

produktbezogenen Steuerungsinformationen in einer integrierten, multidimensionalen<br />

Datenbank und ermöglicht so die Analyse der finanzwirtschaftlichen und produktorientierten<br />

Daten aus unterschiedlichen Gesichtspunkten. Das Data Warehouse-<br />

System mit webbasiertem <strong>Reporting</strong>modul mit finanz- und produktorientierter Sicht<br />

kann für ca. 150 User bereitgestellt werden. Abbildung 9 zeigt eine Übersicht über die<br />

beteiligten Systeme.<br />

Personalmodul<br />

Mitarbeiterverwaltung<br />

Leistungserfassung<br />

Leistungserfassung<br />

produktorientierter<br />

Steuerung<br />

Finanzsystem<br />

Kostenstellen-<br />

Kostenträger-<br />

Verwaltung<br />

Kostenrechnung/<br />

Kalkulation<br />

<strong>Reporting</strong>system<br />

Führungs- und<br />

Informationssystem<br />

Berichtstool für das<br />

zentrale Controlling<br />

Berichtstool für das<br />

dezentrale Controlling<br />

Administratorwerkzeug<br />

Berichtswesen/<br />

Analysen<br />

Datenwürfel<br />

Datenbank<br />

Abbildung 9: Technischer Aufbau des Berichtswesens in der Stadt Magdeburg<br />

Die produktorientierte Steuerung ist notwendige Grundlage, um bestehende Prozesse<br />

zu analysieren und entsprechend der Zielsysteme weiterzuentwickeln. Kernstück<br />

ist hier die Leistungserfassungssoftware zur Erfassung direkter und indirekter kommunaler<br />

(Dienst-)Leistungen (s. auch Kapitel 4.2.1). Neben den eigentlichen produktiven<br />

Leistungen werden auch nicht-produktive Arbeitszeitanteile erfasst. Die Datenerfassung<br />

erfolgt an jedem beliebigen Arbeitsplatz personenbezogen mittels Internetbrowser.<br />

Das Erfassungssystem ist über Schnittstellen an die Finanz- und Personalabrechnungssoftware<br />

angebunden. Damit werden Doppelerfassungen und Dateninkonsistenzen<br />

unterbunden.<br />

Für das Finanzcontrolling bietet die Berichtswesensoftware, bezogen auf den kameralen<br />

Haushalt, insgesamt acht Datenwürfel mit unterschiedlichen Dimensionen<br />

(Gliederung, Gruppierung, Projekte). Davon enthalten sechs Würfel kumulierte Zahlen<br />

pro Jahr und zwei Würfel periodenbezogene Daten. 72 Die zur Verfügung stehende<br />

Datenbasis aus dem kameralen Haushalt wurde komplett mit ca. 30 Kennziffern<br />

72<br />

Der periodenbezogene Würfel ermöglicht monatsbezogene Auswertungen, wogegen die kumulierten Würfel die<br />

Daten bis zum Auswertungszeitpunkt für das laufende Jahr aufrechnen.<br />

65 von 75


ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />

TRANSFERKOMMUNEN<br />

(Planansatz, Nachtrag, APL/ ÜPL, Anordnungssoll, Kassenrest, Ist, etc.) übernommen.<br />

Die Aktualisierung der zwei periodenbezogenen Würfel erfolgt täglich. Damit<br />

stehen die Informationen sehr zeitnah zur Verfügung. Die restlichen Würfel werden<br />

nach jedem Monatabschluss im Finanzsystem mit den dann aktuellen Daten neu gefüllt.<br />

Aus diesen Kennziffern können die Berichte beliebig zusammengestellt werden.<br />

Die Berichte enthalten standardmäßig Informationen zu den Einnahmen und Ausgaben<br />

des Vermögens- und Verwaltungshaushalts, zu Deckungskreisen mit und ohne<br />

Zuschussbedarf, zu Teilbudgets mit und ohne Zuschussbedarf sowie Vergleiche zum<br />

Vorjahr oder zum vorherigen Berichtszeitraum. Zur Berichtserstellung bietet das <strong>Reporting</strong>-Tool<br />

verschiedene Sichten: zum einen die haushaltstechnische Sicht, welche<br />

die reinen Zahlen (Anordnungssoll, etc.) aufzeigt, und zum anderen die analytische<br />

Sicht, der eine Ampelsystematik hinterlegt ist, die bei Über- oder Unterschreitung eines<br />

bestimmten Schwellenwertes reagiert.<br />

Zur Unterstützung der produktorientierten Steuerung steht ein weiterer Datenwürfel<br />

zur Verfügung, welcher Informationen aus der produktorientierten Kostenrechnung<br />

generiert und die Kombination der Dimensionen Kostenträger, Kostenstellen und<br />

Kostenarten ermöglicht.<br />

Struktur- und prozessbezogene Betrachtungen werden durch einen weiteren Datenwürfel<br />

unterstützt, welcher organisationsbezogen den Verbrauch von Arbeitszeitressourcen<br />

für verschiedene allgemeine und produktbezogene Leistungskategorien darstellt.<br />

Diese Informationen unterstützen insbesondere organisatorische Fragestellungen<br />

hinsichtlich Strukturbildung oder Prozessoptimierung in einzelnen Organisationseinheiten<br />

sowie gesamtstädtisch.<br />

Für eine sachgerechte Analyse braucht der Entscheider ein Gesamtbild der relevanten<br />

Daten, so dass die Daten, die für die Entscheidungsfindung verwendet werden,<br />

nach den Bedürfnissen des Endanwenders – nämlich multidimensional – abgespeichert<br />

sein sollten. Die Speicherung der Daten in Würfeln trägt dieser Anforderung<br />

Rechnung. Die Datenwürfel werden über Schnittstellen aus den Vorverfahren mit relationalen<br />

Strukturen aufgebaut. Solch ein multidimensionales Modell hat zwei Arten<br />

von Tabellen: Fact und Dimension. Fact-Tabellen beinhalten die finanzwirtschaftlichen<br />

Daten wie Planungsansatz, Haushaltsrest, Anordnungssoll auf Planansatz,<br />

Kassenreste, usw. Mit jeder Fact-Tabelle sind Dimensions-Tabellen verbunden, welche<br />

die Organisationsstruktur des Unternehmens beschreiben. Aus den Vorverfahren<br />

Finanzsystem und Leistungserfassung werden die erforderlichen Daten ausgelesen.<br />

Die Datenübergabe erfolgt an definierte Schnittstellen. Dabei werden die erforderlichen<br />

Fact- und Dimensionstabellen durch das Data Warehouse aufgebaut.<br />

Die Administration des Data Warehouses erfolgt durch zentrale Komponenten. Mit<br />

den zentralen Werkzeugen kann der Controller standardisierte Berichte für die gesamte<br />

Verwaltung einheitlich definieren. Auf einfache Art und Weise können sämtliche<br />

steuerungsrelevanten Dimensionen und Kennzahlen in beliebigen Detaillierungsstufen<br />

ad hoc dargestellt, ausgewertet und gegebenenfalls auch exportiert werden.<br />

Damit stehen den Entscheidungsträgern alle erforderlichen Fakten zur Beurteilung<br />

der finanzwirtschaftlichen Situation der Verwaltungseinheiten zur Verfügung. Auch<br />

66 von 75


ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />

TRANSFERKOMMUNEN<br />

spontane Veränderungen der Sicht auf den Datenbestand für Ad-hoc-Auswertungen<br />

sind möglich. Ohne Programmierkenntnisse können neue Berichte erstellt werden<br />

oder neue Kennzahlen bzw. Spalten hinzugefügt werden. Aus bestehenden Kennzahlen<br />

können mit Hilfe eines Formeleditors ohne Eingriff in die Datenversorgung<br />

neue Kennzahlen abgeleitet werden. Standardformeln wie Anteilsfunktionen oder<br />

prozentuale Abweichungen zu Vorperioden erleichtern die Bildung abgeleiteter<br />

Kennzahlen.<br />

Eine Vielzahl von Funktionen unterstützt das intuitive Navigieren in komplexen Datenbeständen.<br />

Kritische Bereiche sind mit Hilfe integrierter Alarmfunktionalitäten und<br />

Filterfunktionen schnell und gezielt analysierbar. Die tabellarische und grafische Darstellung<br />

im Tool gibt dem Anwender einen raschen Überblick über die aktuelle Situation<br />

innerhalb seines Verantwortungsbereiches. Je nach Bedürfnis können aus einer<br />

aggregierten Sicht auch Einzelinformationen abgerufen und in der Analyse berücksichtigt<br />

werden. Anwender aus verschiedenen Organisationseinheiten können jederzeit<br />

und simultan auf Auswertungen zentraler Daten zugreifen. Eine zeitnahe und<br />

konsistente Bereitstellung von steuerungsrelevanten Informationen ist somit auch für<br />

dezentrale Entscheidungsträger gewährleistet. Die Werte und Strukturen der Analysen<br />

und Berichte können exportiert und weiterverarbeitet werden. Durch den webbasierten<br />

Lösungsansatz entfällt eine aufwändige Softwareverteilung auf einzelne Arbeitsplätze.<br />

Um das Informationssystem bedarfsgerecht weiter zu entwickeln und seine Potenziale<br />

nutzen zu können, bedarf es einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Entscheidern<br />

und Entscheidungsunterstützern auf den unterschiedlichen Steuerungsebenen.<br />

Die Landeshauptstadt Magdeburg sieht daher als weiteren Arbeitsschwerpunkt<br />

den Aufbau eines Controllingnetzwerkes, welches Professionalität und Problemdistanz<br />

eines zentralen Controllings mit der Problemnähe und Flexibilität eines<br />

dezentralen Controllings verbindet. Die Entwicklung des Controllingnetzwerks befürworten<br />

auch die Führungskräfte der Stadt: „Für ein effizientes Controlling sollte das<br />

zentrale Controlling den grundsätzlichen Rahmen vorgeben, während vom dezentralen<br />

Controlling der jeweils erforderliche Detaillierungsgrad ausgebaut wird.“ 73 Ein<br />

kontinuierlicher Dialog mit den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung soll<br />

auch weiterhin die Evaluation des Berichtswesens unterstützen und das geschaffene<br />

Controllingsystem weiterentwickeln.<br />

73 MEDIA@Komm-Transfer/ Stadt Magdeburg 2004, S. 23.<br />

67 von 75


ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />

TRANSFERKOMMUNEN<br />

Das Berichtswesen im Landkreis Ludwigslust 74<br />

Das zentrale Instrument im Berichtswesen des Landkreises Ludwigslust ist die Kosten-<br />

und Leistungsrechnungssoftware. Diese erhält über Standardschnittstellen die<br />

Daten aus verschiedenen Vor- und Erfassungssystemen.<br />

Die Sachkosten und Erlöse werden den Buchungsstellen (beispielsweise Produkte,<br />

Leistungen, Kostenstellen) im Haushaltsverfahren zugeordnet. Dies geschieht über<br />

eine zweite Kontierung, die durch die dezentralen Haushaltssachbearbeiter vorgenommen<br />

wird. Die im HKR-System vorhandenen KLR-Buchungen gelangen elektronisch<br />

über eine Schnittstelle mittels Stapelverarbeitung in das KLR-Programm. Den<br />

Datenimport führt das zentrale Controlling durch. Abschreibungen und kalkulatorische<br />

Zinsen werden in der Kommunalen Vermögensverwaltung ermittelt und ebenfalls<br />

in das KLR-Verfahren importiert.<br />

Die Personalkosten gelangen nicht direkt in das KLR-Programm. Sie werden mit Hilfe<br />

einer „Eigenlösung“ so weit aufbereitet, dass sie über eine Standardschnittstelle in<br />

die KLR übernommen werden können. Hierfür werden zunächst die Personalkosten<br />

benötigt. Das Programm für die Bezügeberechnung erstellt eine txt-Datei, in der die<br />

Bruttopersonalkosten aller Beschäftigten enthalten sind. Diese Daten werden in eine<br />

Datenbank überführt, dort aufbereitet und anschließend in das KLR-Verfahren importiert.<br />

In der Datenbank werden die Personalkosten für diejenigen Mitarbeiter Buchungsstellen<br />

zugeordnet, die ihre Zeiten nicht täglich erfassen müssen, sondern bei<br />

denen Zeitschätzungen (in %) ausreichend sind. Die %-Anteile je Mitarbeiter und Buchungsstelle<br />

sind im KLR-Verfahren manuell hinterlegt worden und sind bei Bedarf<br />

veränderbar.<br />

Da die Personalkosten nicht immer durch Anteilsschätzungen verursachungsgerecht<br />

auf die Kostenträger verteilbar sind, führt die überwiegende Anzahl der Mitarbeiter<br />

von Fachdiensten- und Servicezentren Zeitaufschreibungen. Um den manuellen<br />

Aufwand klein zu halten, wird auch hier eine Eigenentwicklung auf Basis einer Datenbank-Anwendung<br />

genutzt. Die Beschäftigten verteilen in der Datenbank ihre täglich<br />

geleisteten Stunden auf die Buchungsstellen (Aufwand von täglich etwa 2 Minuten<br />

je Mitarbeiter). Über definierte Abfragen ist je Mitarbeiter ermittelbar, wie viel Prozent<br />

der Arbeitszeit für bestimmte Buchungsstellen im Quartal verwendet wurden.<br />

Diese Prozentangaben werden in elektronischer Form anschließend in die Datenbank<br />

mit den Personalkosten überführt. Dort erfolgt die rechnerische Verteilung der<br />

Personalkosten auf die Buchungsstellen. Die ermittelten Daten gelangen mit Hilfe der<br />

Standardschnittstelle in das KLR-Programm, so dass nun alle Personalkosten enthalten<br />

sind.<br />

Damit sind die überwiegenden Daten, die für das Berichtswesen benötigt werden, im<br />

KLR-Verfahren enthalten. Ein Teil der Daten (Erlöse, Mengen) kann über die Stan-<br />

74 Darstellung durch das Controlling des Landkreises Ludwigslust.<br />

68 von 75


ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />

TRANSFERKOMMUNEN<br />

dardschnittstelle aus den Fachverfahren (z. B. Geodatenbank) importiert werden. Einige<br />

wenige Daten müssen noch manuell erfasst werden. Das können bspw. einzelne<br />

Erlöse oder auch Fallzahlen sein. In der Regel werden diese Daten über die<br />

Fachverfahren ermittelt, können aber hier nicht über die Schnittstelle eingespielt werden.<br />

Aufgrund der geringen Anzahl der manuell zu erfassenden Daten hält sich der<br />

Buchungsaufwand in Grenzen. Sind die Informationen im KLR-Verfahren vollständig<br />

vorhanden und die Abrechnungsläufe für das Quartal durchgeführt, können die notwendigen<br />

Berichte (KLR-Berichte, finanzorientierte und produktorientierte Berichte)<br />

elektronisch erzeugt werden. In der folgenden Abbildung sind die beteiligten Systeme<br />

noch einmal im Überblick dargestellt.<br />

Programm für<br />

Bezügeberechnung<br />

Übermittlung der<br />

Personalkosten<br />

Datenbank<br />

(Eigenlösung)<br />

Arbeitszeitaufzeichnung<br />

HKR-System<br />

Zuordnung der Sachkosten<br />

und Erlöse zur Buchungsstelle<br />

über zweite Kontierung<br />

Kommunale<br />

Vermögensverwaltung<br />

Berechnung der<br />

Abschreibungen und Zinsen<br />

Datenbank (Eigenlösung)<br />

Zuordnung der Personalkosten<br />

zu Produkten<br />

Fachverfahren<br />

Bereitstellung verschiedener<br />

Daten (Erlöse, Mengen, …)<br />

Manuelle<br />

Datenerfassung<br />

Kosten- und<br />

Leistungsrechnung<br />

Auswertung und<br />

Berichtserstellung<br />

Office-<br />

Anwendungen<br />

Ggf. weitere<br />

Bearbeitung<br />

der Berichte<br />

Abbildung 10: Technischer Aufbau des Berichtswesens im Landkreis Ludwigslust<br />

69 von 75


ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />

DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />

Anhang 3: Schutzbedarfsfeststellung für das<br />

Verfahren „E-<strong>Reporting</strong>“<br />

chnik (BSI), die so genannte E-Government-spezifische Schutzbedarfsfeststellung, 75<br />

betrachtet ausschließlich die Kommunikation zwischen Nutzern und Behörde und<br />

damit die Schnittstellen des Online-Dienstleistungsangebots.<br />

Dabei wird hinsichtlich der Schadensauswirkungen auf der Seite der Nutzer sowie<br />

auf der Seite der Behörde der Schutzbedarf festgelegt.<br />

Unter Schadensauswirkungen auf der Seite der Nutzer sind insbesondere die Beeinträchtigung<br />

des informationellen Selbstbestimmungsrechts (Auswirkungen auf die<br />

gesellschaftliche Stellung oder auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Nutzer) und<br />

Beeinträchtigungen der persönlichen Unversehrtheit zu verstehen.<br />

Auf Behördenseite stehen das gesetzmäßige Verwaltungshandeln (z. B. Verstoß gegen<br />

Gesetze/ Vorschriften/ Verträge) und ein damit verbundener Imageverlust (z. B.<br />

negative Außenwirkungen) im Vordergrund. Andere Auswirkungen (z. B. Beeinträchtigung<br />

der Aufgabenerfüllung, finanzielle Auswirkungen) sind denkbar. Dabei sind<br />

insbesondere die finanziellen Auswirkungen nicht generell in absoluten Zahlen zu<br />

quantifizieren.<br />

Als Orientierungshilfe werden im Folgenden fünf Schutzbedarfsklassen definiert. Da<br />

der Schutzbedarf meist nicht unmittelbar quantifizierbar ist, beschränkt sich die Definition<br />

auf eine qualitative Aussage:<br />

Schutzbedarfsklasse Ausprägung der Schutzbedarfsklasse<br />

Kein Ein besonderer Schutz ist nicht notwendig, da keine<br />

Schadensauswirkungen zu erwarten sind.<br />

Niedrig Die Schadensauswirkungen sind eng begrenzt.<br />

Mittel Die Schadensauswirkungen sind begrenzt und überschaubar.<br />

Hoch Die Schadensauswirkungen können beträchtlich sein.<br />

Sehr hoch Die Schadensauswirkungen können ein existenziell bedrohliches,<br />

katastrophales Ausmaß erreichen.<br />

Tabelle 7: Schutzbedarfsklassen<br />

Da das E-<strong>Reporting</strong> in erster Linie eine verwaltungsinterne Dienstleistung darstellt<br />

und es in der Regel zu keiner Kommunikation zwischen Kunde (Bürger, Wirtschaft)<br />

75 Vgl. BSI 2005d.<br />

70 von 75


ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />

DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />

und Verwaltung kommt, wird die Schutzbedarfsfeststellung auf den Austausch von<br />

Informationen innerhalb der Verwaltung bezogen. Weiterhin wird davon ausgegangen,<br />

dass im Berichtswesen keine personenbezogenen Daten verwendet werden.<br />

Falls eine Leistungserfassung zum Einsatz kommt, werden die Daten so zur Verfügung<br />

gestellt, dass ein Rückschluss auf einzelne Personen nicht möglich ist. Gleiches<br />

wird für Daten aus der Personalwirtschaft vorausgesetzt.<br />

Die Schutzbedarfsklasse für das E-<strong>Reporting</strong> wird anhand der Sicherheitsziele<br />

• Vertraulichkeit,<br />

• Verbindlichkeit (Verbindlichkeit der Kommunikation, Integrität, Authentizität und<br />

Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen Daten, Authentizität der Kommunikationspartner),<br />

• Schriftformerfordernis sowie<br />

• Verfügbarkeit der technischen Systeme auf Behördenseite<br />

festgestellt.<br />

1. Vertraulichkeit der Kommunikation:<br />

Werden Daten zwischen Kunde und Behörde bzw. zwischen zwei Abteilungen einer<br />

Behörde ausgetauscht, so ist es in vielen Fällen notwendig, sicherzustellen, dass<br />

diese nicht von unberechtigten Dritten mitgelesen werden; die Vertraulichkeit der<br />

übertragenen Daten muss geschützt werden. Im herkömmlichen papiergestützten<br />

Verfahren wird dies in der Regel durch die Verwendung von Briefumschlägen sichergestellt.<br />

Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />

Kein Allgemeine Informationen; konventionelle Übermittlung<br />

durch Veröffentlichung in Broschüren/<br />

Zeitungen/allgemein zugänglichen Medien oder<br />

Versand per Postkarte.<br />

Niedrig Gering schützenswerte personenbezogene bzw.<br />

vertrauliche Daten; konventionelle Übermittlung<br />

durch Versand per Postkarte oder Brief.<br />

Mittel Eingeschränkt schützenswerte personenbezogene<br />

bzw. vertrauliche Daten; konventionelle Übermittlung<br />

durch Versand per verschlossenen Brief.<br />

Hoch Personenbezogene bzw. vertrauliche Daten; konventionelle<br />

Übermittlung durch Versand per verschlossenen<br />

Brief.<br />

E-<strong>Reporting</strong><br />

71 von 75


ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />

DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />

Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />

Sehr hoch Besonders schützenswerte personenbezogene<br />

bzw. vertrauliche Daten; konventionelle Übermittlung<br />

üblicherweise durch Versand per Postzustellungsurkunde<br />

oder persönliche Übergabe.<br />

Tabelle 8: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Vertraulichkeit<br />

Für das E-<strong>Reporting</strong>, in dem ausschließlich Informationen zur Aufgabenerledigung zu<br />

Auswertungs- und Berichtszwecken ausgetauscht werden, wurde der Schutzbedarf<br />

hinsichtlich der Vertraulichkeit mit „niedrig“ eingestuft.<br />

2. Verbindlichkeit der Kommunikation:<br />

Unter dem Sammelbegriff „Verbindlichkeit von Daten“ sind im E-Government Schutzbedarfe<br />

hinsichtlich der Integrität, Authentizität und Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen<br />

Daten zu betrachten.<br />

2.1 Integrität der übertragenen Daten:<br />

Werden Daten übertragen, so ist sicherzustellen, dass diese nicht auf dem Übertragungsweg<br />

verändert werden; ihre Integrität bedarf eines gewissen Schutzes.<br />

Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />

Niedrig Allgemeine Informationen<br />

Mittel Informationen für einen eingeschränkten Benutzerkreis<br />

Hoch Steuererklärung, Steuerbescheid<br />

Sehr hoch Daten, die zu automatischen Handlungen oder zu<br />

Hilfseinsätzen führen<br />

Tabelle 9: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Integrität<br />

E-<strong>Reporting</strong><br />

Um einheitliche und korrekte Zahlen für die Berichte zur Verfügung zu haben, ist sicherzustellen,<br />

dass die Zahlen nicht von Unberechtigten geändert werden können.<br />

Daher wird die Schutzbedarfsklasse mit „mittel“ eingestuft.<br />

2.2 Authentizität und Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen Daten:<br />

Es ist ferner zu prüfen, inwieweit es notwendig ist, die übersandten Daten ihrem Absender<br />

zuordnen zu können. Dies betrifft sowohl die Authentizität der kommunizierten<br />

Daten, d. h. die für den Empfänger verlässliche Zuordnung zum vermeintlichen Absender,<br />

als auch die Nicht-Abstreitbarkeit, also die gegenüber Dritten beweisbare<br />

Zuordnung.<br />

72 von 75


ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />

DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />

Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />

Kein Der Abruf allgemeiner Informationen<br />

Niedrig Beispiel: Für die Vereinbarung eines persönlichen<br />

Beratungsgesprächs im Gesundheitsamt ist das<br />

Themengebiet und ggf. die Telefonnummer des<br />

Gesprächspartners relevant.<br />

Mittel Beispiel: Die Mitteilung über die Änderung der<br />

Bankverbindung, auf die eine monatliche geringe<br />

Förderung überwiesen wird, sollte nur der Förderberechtigte<br />

vornehmen können.<br />

Hoch Beispiel: Die Mitteilung über die Änderung der<br />

Bankverbindung, auf die eine einmalige hohe<br />

Summe überwiesen wird, darf nur der Förderberechtigte<br />

vornehmen können.<br />

Sehr hoch Beispiel: Bei der Aushändigung des Personalausweises<br />

ist persönliches Erscheinen unter Vorlage<br />

eines Dokuments zur Authentisierung erforderlich.<br />

Der Erhalt des Ausweises wird gegengezeichnet<br />

(Nicht-Abstreitbarkeit).<br />

E-<strong>Reporting</strong><br />

E-<strong>Reporting</strong><br />

Tabelle 10: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Authentizität und Nicht-<br />

Abstreitbarkeit der übertragenen Daten<br />

Da im Rahmen des E-<strong>Reporting</strong>s keine personenbezogenen Daten verarbeitet werden,<br />

sondern solche bezogen auf bestimmte organisatorische Einheiten, sollte jeweils<br />

der Leiter der Einheit die Daten kennen. Weiterhin sollten die Daten einwandfrei<br />

der entsprechenden Einheit zugeordnet werden können. Allerdings ist es nicht von<br />

entscheidender Bedeutung, dass die Daten vollkommen fehlerfrei und nur von einer<br />

einzigen Person zugeordnet werden. Daher wird der Schutzbedarf der Authentizität<br />

und Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen Daten mit „niedrig“ bis „mittel“ eingestuft.<br />

2.3 Authentizität der Kommunikationspartner:<br />

Die Nutzung von Online-Dienstleistungen setzt oft voraus, dass die Kommunikationspartner<br />

sich „erkennen“ können.<br />

73 von 75


ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />

DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />

Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />

Kein Die Kommunikationspartner können ungenannt<br />

bleiben.<br />

Niedrig Die Behauptung der Identität reicht aus. E-<strong>Reporting</strong><br />

Mittel Die Identität der Kommunikationspartner lässt<br />

sich plausibel nachprüfen.<br />

Hoch Die Identität der Kommunikationspartner lässt<br />

sich verbindlich nachprüfen.<br />

Sehr hoch Bei der Aushändigung des Dokuments xy ist persönliches<br />

Erscheinen unter Vorlage eines Dokuments<br />

zur Authentisierung erforderlich (Nicht-<br />

Abstreitbarkeit).<br />

E-<strong>Reporting</strong><br />

Tabelle 11: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Authentizität der Kommunikationspartner<br />

Bei einer Datenübermittlung über das E-<strong>Reporting</strong> wird die Schutzbedarfsklasse<br />

„niedrig“ bis „mittel“ festgestellt. So ist z. B. die Identität einer Person dann plausibel<br />

nachzuprüfen, wenn Berichte über Webschnittstellen online erstellt werden können.<br />

3. Schriftformerfordernis:<br />

Im Zuge der Schutzbedarfsfeststellung wird auch erhoben, ob Schriftformerfordernis<br />

besteht, da dieses direkten Einfluss auf die einzusetzenden Sicherheitsmechanismen<br />

hat. Folgende Schutzaspekte wurden für das E-<strong>Reporting</strong> ermittelt:<br />

Schutzbedarfsaspekt Kommentar<br />

Wird für diesen Kommunikationsschritt die Schriftform gefordert?<br />

Ist diese rechtliche Vorgabe notwendig oder kann das Gesetz/ die<br />

Verordnung im Sinne des Bürokratieabbaus oder der Prozessoptimierung<br />

kurzfristig geändert werden?<br />

Gibt es in den zu Grunde liegenden Gesetzen und Verordnungen<br />

eine darüber hinausgehende Anforderung?<br />

In der Regel<br />

nein.<br />

Trifft nicht zu.<br />

Gibt es eine Abschwächung? Trifft nicht zu.<br />

Wenn keine Schriftform: Werden in diesem Kommunikationsschritt<br />

im konventionellen Verfahren Unterschriften eingesetzt? Wenn ja,<br />

zu welchem Zweck? Wodurch können sie ersetzt werden?<br />

In der Regel<br />

nein.<br />

Tabelle 12: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Schriftformerfordernis<br />

74 von 75


ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />

DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />

4. Verfügbarkeit der technischen Systeme auf Behördenseite:<br />

Online-Dienstleistungen können nur genutzt werden, wenn die technischen Systeme<br />

auf Behördenseite verfügbar sind. Es ist für jede Dienstleistung zu prüfen, in welcher<br />

Zeit-Größenordnung ein Ausfall der Systeme akzeptabel ist.<br />

Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />

Niedrig bis<br />

mittel<br />

Eine Ausfallzeit der Online-Dienstleistung von<br />

mehr als 24 Stunden kann toleriert werden.<br />

Hoch Eine Ausfallzeit der Online-Dienstleistung zwischen<br />

einer und 24 Stunden wird als tolerabel<br />

eingeschätzt.<br />

Sehr hoch Die maximal tolerierbare Ausfallzeit der Online-<br />

Dienstleistung liegt unter einer Stunde.<br />

Tabelle 13: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Verfügbarkeit<br />

E-<strong>Reporting</strong><br />

Hinsichtlich der Verfügbarkeit wurde das E-<strong>Reporting</strong> in die Sicherheitsstufe „niedrig<br />

bis mittel“ eingestuft.<br />

Zusammenfassung:<br />

Im Gesamten wird für E-<strong>Reporting</strong>, wie es im vorliegenden <strong>Spezifikationsbericht</strong> vorgestellt<br />

wird, ein „niedriges“ bis „mittleres“ Sicherheitsmaß festgestellt. Die Schadensauswirkungen<br />

bei Missbrauch, mangelnder Verfügbarkeit, unsachgemäßer Nutzung,<br />

etc. sind begrenzt und überschaubar.<br />

Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />

Kein Ein besonderer Schutz ist nicht notwendig, da keine<br />

Schadensauswirkungen zu erwarten sind.<br />

Niedrig Die Schadensauswirkungen sind eng begrenzt. E-<strong>Reporting</strong><br />

Mittel Die Schadensauswirkungen sind begrenzt und<br />

überschaubar.<br />

Hoch Die Schadensauswirkungen können beträchtlich<br />

sein.<br />

Sehr hoch Die Schadensauswirkungen können ein existenziell<br />

bedrohliches, katastrophales Ausmaß erreichen.<br />

Tabelle 14: Feststellung der Schutzbedarfsklasse<br />

E-<strong>Reporting</strong><br />

75 von 75

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!