Spezifikationsbericht E-Reporting
Spezifikationsbericht E-Reporting
Spezifikationsbericht E-Reporting
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<strong>Spezifikationsbericht</strong><br />
„E-<strong>Reporting</strong>“<br />
Von<br />
Landeshauptstadt Magdeburg/<br />
KID Magdeburg GmbH<br />
Landeshauptstadt Schwerin/ Landkreis Ludwigslust<br />
Im Rahmen der Initiative<br />
MEDIA@Komm-Transfer<br />
Gefördert vom<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
Koordiniert und unterstützt von<br />
Transferagentur MEDIA@Komm-Transfer<br />
Capgemini Deutschland GmbH<br />
Oktober 2006
IMPRESSUM<br />
Impressum<br />
Dieser Bericht ist Teil der Veröffentlichungsreihe „<strong>Spezifikationsbericht</strong>e“ im Rahmen des Projekts<br />
MEDIA@Komm-Transfer, das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
im Zeitraum Frühling 2004 bis Herbst 2006 gefördert wurde.<br />
Herausgeber:<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
Referat P3 – Öffentlichkeitsarbeit –<br />
www.bmwi.de<br />
Download:<br />
www.mediakomm-transfer.de<br />
Redaktion:<br />
Transferkommune Landeshauptstadt Magdeburg/Kommunale Informationsdienste (KID)<br />
Magdeburg GmbH, Andreas Hartung, Leiter des Fachdienstes Zentrales Controlling, Haushalt,<br />
Betriebswirtschaft der Landeshauptstadt Magdeburg, Kirsten Wedlich, Mitarbeiterin im<br />
Team Zentrales Controlling, Betriebswirtschaft/ Eigenbetriebe der Landeshauptstadt Magdeburg,<br />
Katja Kurps, Praktikantin im zentralen Controlling der Landeshauptstadt Magdeburg und<br />
Diplomandin zum Thema E-<strong>Reporting</strong> im Rahmen des Studiums zur Diplom-<br />
Verwaltungsökonomin (FH), Marco Hauffe, Bereichsleiter Anwendungen der Kommunalen<br />
Informationsdienste (KID) Magdeburg GmbH<br />
Transferkommune Schwerin/ Landkreis Ludwigslust, Hendrik Brandt, Leiter des Servicezentrums<br />
1 des Landkreises Ludwigslust, Christin Dittmann, Controllerin des Landkreises Ludwigslust<br />
Unterstützt durch Transferagentur MEDIA@Komm-Transfer, Elisabeth Karlstetter, Capgemini<br />
Deutschland GmbH, Public Services<br />
Qualitätsgesichert durch Dr. Norbert Niemeier (Projektleiter) und Ricarda König, Capgemini<br />
Deutschland GmbH, Public Services<br />
Design und Umsetzung Inhalt:<br />
Graphic Services, Capgemini Deutschland GmbH<br />
Stand: Oktober 2006<br />
2 von 75
VORWORT<br />
Vorwort<br />
An der Nahstelle von Staat, Wirtschaft und Bürger sind leistungsfähige Kommunen<br />
ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. In Verbindung<br />
mit einer Optimierung der Prozesse bietet der Einsatz von E-Government-<br />
Lösungen ein hohes Potenzial für Verbesserungen. So können kommunale Aufgaben<br />
effizienter erbracht werden. Die Qualität und Transparenz der Dienste kann gesteigert<br />
werden. Der Kontakt zu Bürgern und Wirtschaft wird verstärkt. Erweiterte Dienstleistungen<br />
werden möglich.<br />
Anders als auf den Ebenen von Bund und Ländern mit ausgeprägten E-Government-<br />
Initiativen stehen die ca. 12.000 Kommunen und Kreise vor der großen Aufgabe, geeignete<br />
Lösungen mit beschränktem Know-how und Ressourcen bereitzustellen. Mit<br />
dem Förderprogramm MEDIA@Komm hat das Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Technologie (BMWi) in den Jahren 1999 bis 2003 die Entwicklung von rechtssicherem<br />
kommunalem E-Government maßgeblich vorangetrieben. Wichtige Standards für<br />
Dienste der öffentlichen Verwaltung (OSCI) mit großer Bedeutung auch für Bund und<br />
Länder (SAGA, KoopA ADV) sind entstanden.<br />
Mit MEDIA@Komm-Transfer hat das BMWi seine Aktivität zum E-Government in den<br />
Jahren 2004 bis 2006 fortgeführt. Zentrale Handlungsfelder waren Harmonisierung,<br />
Verbreitung und Internationalisierung. Getragen wird MEDIA@Komm-Transfer von<br />
20 Transferkommunen, die in einem Wettbewerb aus mehr als 100 Interessenten<br />
ausgewählt wurden, und der Transferagentur, die vom BMWi mit der zentralen Koordination<br />
beauftragt wurde.<br />
Die Transferkommunen haben 24 mit Blick auf E-Government besonders relevante<br />
kommunale Themen ausgewählt und in enger Abstimmung untereinander sowie in<br />
eigener Regie erarbeitet. Die Ergebnisse liegen nun in Form von <strong>Spezifikationsbericht</strong>en<br />
vor. In diesen Berichten wurden strategische, technische, funktionale und organisatorische<br />
Anforderungen an E-Government untersucht. Den Transferkommunen,<br />
die diese Themen mit hohem Einsatz bearbeitet haben, und den Experten der<br />
Qualitätssicherung gilt ein besonderer Dank.<br />
Die in den <strong>Spezifikationsbericht</strong>en zusammengetragenen Anforderungen, Verfahren,<br />
Vorgehensweisen und Erfahrungen stehen allen Akteuren für eigene weitere Schritte<br />
in das E-Government zur Verfügung. Aufgezeigter Nutzen und Wirtschaftlichkeit der<br />
harmonisierten Verfahren machen deutlich, dass E-Government sich lohnt für Verwaltung,<br />
Wirtschaft und Bürger. Als Leitfäden sollen diese <strong>Spezifikationsbericht</strong>e Impulse<br />
für den Transfer und die Verbreitung des E-Governments in Deutschland geben<br />
und helfen, bisherige Zurückhaltung in der Umsetzung zu überwinden.<br />
Ein Erfolgsfaktor von MEDIA@Komm-Transfer waren Netzwerke und Kooperationen,<br />
die zwischen Kommunen und zwischen Staat und Wirtschaft geknüpft wurden. Jetzt<br />
kommt es darauf an, dass die Akteure und Netzwerke (Kommunen, Datenzentralen<br />
und Softwareunternehmen, Deutschland-Online, kommunale Spitzenverbände, Ver-<br />
3 von 75
VORWORT<br />
bände der Wirtschaft, Initiative D21) die angestoßenen Entwicklungen weiterführen<br />
und für möglichst flächendeckende Breitenwirksamkeit sorgen. Denn E-Government<br />
entwickelt sich mehr und mehr zu einem wesentlichen Standortfaktor im globalen<br />
Wettbewerb.<br />
Berlin, im Oktober 2006<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
4 von 75
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Impressum.................................................................................................................. 2<br />
Vorwort ....................................................................................................................... 3<br />
Inhaltsverzeichnis...................................................................................................... 5<br />
Abbildungsverzeichnis.............................................................................................. 7<br />
Tabellenverzeichnis................................................................................................... 8<br />
Abkürzungsverzeichnis............................................................................................. 9<br />
1 Einleitung.......................................................................................................... 11<br />
1.1 Ziele und Inhalte der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e........................................... 11<br />
1.2 Gegenstand und Bearbeiter des <strong>Spezifikationsbericht</strong>s „E-<strong>Reporting</strong>“ .. 13<br />
2 Harmonisierung im Rahmen der Initiative MEDIA@KommTransfer ........... 16<br />
3 Beschreibung des Verfahrens „E-<strong>Reporting</strong>“ .............................................. 19<br />
3.1 Definition von E-<strong>Reporting</strong> ..................................................................... 19<br />
3.2 Einsatzfelder........................................................................................... 20<br />
3.3 Nutzen für verschiedene Nutzergruppen................................................ 21<br />
3.3.1 Berichtsempfänger ................................................................. 21<br />
3.3.2 Berichterstatter ....................................................................... 21<br />
3.3.3 Berichtsersteller...................................................................... 22<br />
3.4 Wirtschaftlichkeit .................................................................................... 22<br />
3.5 Gesetzliche Vorgaben ............................................................................ 23<br />
4 Spezifikation des Verfahrens „E-<strong>Reporting</strong>“................................................. 24<br />
4.1 Organisatorische Anforderungen ........................................................... 24<br />
4.1.1 Der Prozess des Berichtswesens........................................... 25<br />
4.1.2 Datenerfassung ...................................................................... 26<br />
4.1.3 Berichtsinhalte und ihre Darstellung....................................... 26<br />
4.1.4 Berichtstypen und Berichtszyklen........................................... 28<br />
4.1.5 Bereitstellung der Berichte ..................................................... 29<br />
4.1.6 Zuständigkeiten und Ausstattung der Arbeitsplätze ............... 30<br />
4.1.7 Dokumentation ....................................................................... 32<br />
4.1.8 Überblick über die organisatorischen Anforderungen............. 33<br />
4.2 Funktionale Anforderungen .................................................................... 34<br />
4.2.1 Erfassungsfunktionen ............................................................. 34<br />
4.2.2 Auswertungsfunktionen .......................................................... 35<br />
5 von 75
INHALTSVERZEICHNIS<br />
4.2.3 Erstellungsfunktionen ............................................................. 38<br />
4.2.4 Bereitstellungsfunktionen ....................................................... 39<br />
4.2.5 Überblick über die funktionalen Anforderungen ..................... 40<br />
4.3 Technische Anforderungen .................................................................... 41<br />
4.3.1 Interoperabilität....................................................................... 43<br />
4.3.2 Datentechnische Anbindung der beteiligten Systeme ............ 43<br />
4.3.3 Erfüllung der funktionalen Anforderungen auf technischer<br />
Ebene ..................................................................................... 43<br />
4.3.4 Leistungsfähigkeit................................................................... 44<br />
4.3.5 Überblick über die technischen Anforderungen...................... 44<br />
4.3.6 Technische Umsetzungsvarianten.......................................... 45<br />
4.4 Anforderungen an die Sicherheit............................................................ 49<br />
4.4.1 Datenschutz............................................................................ 50<br />
4.4.2 Datensicherheit/ IT-Sicherheit ................................................ 51<br />
Literaturverzeichnis................................................................................................. 53<br />
Anhang 1: Die Lage des Berichtswesens in deutschen Kommunen.................. 57<br />
Verbreitung des standardisierten Berichtswesens............................................. 58<br />
Finanzorientierte Berichte – Berichtszyklen, Inhalte und Darstellung .... 59<br />
Produktberichte – Berichtszyklen, Inhalte und Darstellung .................... 60<br />
Entwicklungstendenzen.......................................................................... 61<br />
Elektronische Unterstützung des Berichtswesens ............................................. 62<br />
Zusammenfassung ............................................................................................ 63<br />
Anhang 2: Praxisbeispiele aus den Transferkommunen ..................................... 64<br />
Das Berichtswesen der Landeshauptstadt Magdeburg ..................................... 64<br />
Das Berichtswesen im Landkreis Ludwigslust ................................................... 68<br />
Anhang 3: Schutzbedarfsfeststellung für das Verfahren „E-<strong>Reporting</strong>“ ........... 70<br />
6 von 75
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Charakterisierung der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e ....................................... 12<br />
Abbildung 2: Der Beitrag der Harmonisierungsvorhaben zur Fortentwicklung des E-<br />
Governments ............................................................................................................. 17<br />
Abbildung 3: Prozessschritte im Berichtswesen ........................................................ 25<br />
Abbildung 4: Vor- und Nachteile kennzahlengestützter Informationen ...................... 37<br />
Abbildung 5: Technischer Aufbau des Berichtswesens (am Beispiel KLR) ............... 42<br />
Abbildung 6: OLAP-Navigationsmöglichkeiten .......................................................... 47<br />
Abbildung 7: Verbreitung des standardisierten Berichtswesens in den<br />
Transferkommunen.................................................................................................... 59<br />
Abbildung 8: Kennzahlen in produktorientierten Berichten ........................................ 60<br />
Abbildung 9: Technischer Aufbau des Berichtswesens in der Stadt Magdeburg ...... 65<br />
Abbildung 10: Technischer Aufbau des Berichtswesens im Landkreis Ludwigslust.. 69<br />
7 von 75
TABELLENVERZEICHNIS<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Grafische Elemente des Berichtswesens.................................................. 28<br />
Tabelle 2: Anforderungen an die Ausstattung der Arbeitsplätze................................ 31<br />
Tabelle 3: Anforderungen an die Ausstattung der Arbeitsplätze (Fortsetzung) ......... 32<br />
Tabelle 4: Datenimport-Regeln für das Data Warehouse der Stadt Magdeburg ....... 36<br />
Tabelle 5: Auswertungsfunktionen für die beiden Umsetzungsvarianten .................. 38<br />
Tabelle 6: Gegenüberstellung der beiden technischen Umsetzungsvarianten.......... 49<br />
Tabelle 7: Schutzbedarfsklassen ............................................................................... 70<br />
Tabelle 8: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Vertraulichkeit ............. 72<br />
Tabelle 9: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Integrität...................... 72<br />
Tabelle 10: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Authentizität und Nicht-<br />
Abstreitbarkeit der übertragenen Daten..................................................................... 73<br />
Tabelle 11: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Authentizität der<br />
Kommunikationspartner ............................................................................................. 74<br />
Tabelle 12: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Schriftformerfordernis74<br />
Tabelle 13: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Verfügbarkeit ............ 75<br />
Tabelle 14: Feststellung der Schutzbedarfsklasse .................................................... 75<br />
8 von 75
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
APL außerplanmäßig<br />
BDSG Bundesdatenschutzgesetz<br />
BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
BSI Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik<br />
bzw. beziehungsweise<br />
ca. circa<br />
d. h. das heißt<br />
DIFU Deutsches Institut für Urbanistik<br />
DIN Deutsches Institut für Normung<br />
DST Deutscher Städtetag<br />
EDV Elektronische Datenverarbeitung<br />
E-Government Electronic Government<br />
E-Mail Electronic Mail<br />
et al. et alii (lat.: und andere)<br />
etc. et cetera (lat.: und weiteres)<br />
f folgende<br />
ff fortfolgende<br />
ggf. gegebenenfalls<br />
HKR Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen<br />
IKO-Vergleichsring Interkommunaler Vergleichsring<br />
ISIS-MTT Industrial Signature Interoperability Specification Mail TrusT-<br />
Standard<br />
IT Informationstechnik/ -technologie<br />
IuK Informations- und Kommunikationstechnik<br />
KBSt Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für<br />
Informationstechnik in der Bundesverwaltung<br />
KGSt Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement<br />
KLR Kosten- und Leistungsrechnung<br />
OLAP Online Analytical Processing<br />
9 von 75
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />
OSCI Online Services Computer Interface<br />
PC Personal Computer<br />
PDF Portable Document Format (Format der Firma Adobe)<br />
RTF Rich Text Fomat<br />
s. siehe<br />
S. Seite<br />
SAGA Standards und Architekturen für E-Government-<br />
Anwendungen<br />
u. a. unter anderem<br />
ÜPL überplanmäßig<br />
vgl. vergleiche<br />
WHU Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung<br />
XÖV XML-Standards in der öffentlichen Verwaltung (Zusammenfassung<br />
der verschiedenen, fachlich orientierten Standards für<br />
den interoperablen Datenaustausch im E-Government)<br />
z. B. zum Beispiel<br />
z. T. zum Teil<br />
10 von 75
1 EINLEITUNG<br />
1 Einleitung<br />
Die Initiative MEDIA@Komm-Transfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />
Technologie verfolgt das Ziel, E-Government auf kommunaler Ebene zu fördern. Ein<br />
Netzwerk von zwanzig Transferkommunen erarbeitete Ansätze im nationalen und<br />
internationalen Bereich, wie kommunales E-Government weiterentwickelt werden<br />
kann. Hierbei wurden sie von der der Transferagentur unterstützt, die durch Capgemini<br />
Deutschland gestellt wird.<br />
Die Initiative MEDIA@Komm-Transfer ist in drei Aufgabenbereiche untergliedert (nähere<br />
Informationen siehe Kapitel 2):<br />
• Harmonisierung: Ziel der Harmonisierung war es, Anforderungen an kommunales<br />
E-Government über regionale Grenzen hinweg zu bestimmen und zu dokumentieren.<br />
Die Transferkommunen haben sich hierfür in Arbeitsgruppen zusammengefunden<br />
und mit Unterstützung der Transferagentur zu einzelnen Themenstellungen<br />
<strong>Spezifikationsbericht</strong>e erarbeitet, die ein wesentliches Ergebnis der Initiative<br />
MEDIA@Komm-Transfer darstellen.<br />
• Verbreitung: Die in den Transferkommunen vorliegenden Erfahrungen und die<br />
Ergebnisse der Harmonisierung wurden auf zentralen und regionalen Veranstaltungen<br />
einem breiten Publikum vorgestellt und in individuellen Workshops mit interessierten<br />
Kommunen diskutiert. So wurde eine breite Öffentlichkeit für das<br />
Thema kommunales E-Government erreicht.<br />
• Internationale Kooperation: Weiteres Ziel war es, auch auf internationaler Ebene<br />
kommunales E-Government aus Deutschland bekannt zu machen und mit internationalen<br />
Initiativen zu vernetzen. Kooperationen wurden insbesondere im<br />
Bereich der EU und Osteuropa etabliert.<br />
Bei dem hier vorliegenden Dokument handelt es sich um einen <strong>Spezifikationsbericht</strong><br />
aus dem Aufgabenbereich der Harmonisierung. Im Folgenden werden die Ziele und<br />
Inhalte der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e zunächst allgemein und anschließend bezogen auf<br />
das in diesem Bericht behandelte Verfahren erläutert.<br />
1.1 Ziele und Inhalte der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e<br />
Ein wesentliches Resultat der Arbeiten der einzelnen Vorhaben im Rahmen der Harmonisierung<br />
sind die <strong>Spezifikationsbericht</strong>e. Die <strong>Spezifikationsbericht</strong>e beschreiben<br />
Verfahren und Konzepte mit dem Ziel, eine Harmonisierung innerhalb des kommunalen<br />
E-Governments voranzutreiben (s. Abbildung 1).<br />
11 von 75
1 EINLEITUNG<br />
Der <strong>Spezifikationsbericht</strong> ist …<br />
• … eine detaillierte Beschreibung<br />
des Verfahrens hinsichtlich<br />
– der Grundmerkmale wie<br />
Funktionalität, Nutzen,<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
– der technischen, funktionalen<br />
und organisatorischen Anforderungen<br />
• … ein Leitfaden zur Handhabung<br />
des Verfahrens in den<br />
Kommunen<br />
* Vgl. KBSt 2005<br />
Abbildung 1: Charakterisierung der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e<br />
• … komplette Beschreibung der<br />
Verfahren<br />
• … Charakterisierung der Verfahren<br />
nach dem SAGA-Prinzip<br />
(Viewpoint etc.) *<br />
Der <strong>Spezifikationsbericht</strong> liefert<br />
keine …<br />
• … komplette Beschreibung der<br />
Verfahren<br />
• … Charakterisierung der Verfahren<br />
nach dem SAGA-Prinzip<br />
(Viewpoint etc.)<br />
• … Standards im Sinne der Festlegung<br />
von Lösungen<br />
• … Anleitung zum Roll-out von<br />
Produkten<br />
*<br />
Der <strong>Spezifikationsbericht</strong> liefert<br />
keine …<br />
• … Standards im Sinne der Festlegung<br />
von Lösungen<br />
• … Anleitung zum Roll-out von<br />
Produkten<br />
Hauptadressaten 1 der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e sind folglich zuerst Kommunen, 2 die<br />
sich damit befassen, die in den <strong>Spezifikationsbericht</strong>en beschriebenen Anwendungen<br />
oder Komponenten des E-Governments einzuführen. Zweite Zielgruppe sind Unternehmen,<br />
die Softwarelösungen für die in den Berichten beschriebenen E-Government-Anwendungen<br />
und -Komponenten entwickeln.<br />
Die <strong>Spezifikationsbericht</strong>e dienen vor allem als Leitfaden. Darüber hinaus sind es Berichte<br />
aus der Praxis mit Fallbeispielen zur Verdeutlichung von abstrakten Anforderungen.<br />
Weiterhin stellen die Transferkommunen ihre Vorgehensweisen zum jeweiligen<br />
Harmonisierungsverfahren vor. Damit wird der pragmatische Charakter der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e<br />
deutlich hervorgehoben.<br />
Die <strong>Spezifikationsbericht</strong>e sind das Ergebnis von interkommunalen Arbeitsgruppen,<br />
in denen die beteiligten Transferkommunen kooperativ zusammengearbeitet haben.<br />
Die Grundlage der Berichte sind die konkreten Entwicklungs- und Implementierungsaktivitäten<br />
der Kommunen, die an der jeweiligen Arbeitsgruppe beteiligt waren. Die<br />
Definition und Konkretisierung der jeweiligen Inhalte der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e erfolg-<br />
1 In dem vorliegenden Dokument wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gesonderte Nennung beider<br />
Genera verzichtet. Bei Nennung nur einer grammatikalischen Form sind grundsätzlich sowohl weibliche als auch<br />
männliche Personen gemeint.<br />
2 Der Begriff „Kommunen“ wird hier als Oberbegriff für alle kommunalen (Gebiets-)Körperschaften, wie Gemeinden,<br />
Kreise, kreisfreie Städte oder Kommunalverbände mit eigenen Selbstverwaltungsaufgaben, verwendet (vgl. Andersen<br />
1997, S. 174).<br />
12 von 75
1 EINLEITUNG<br />
te gemeinsam mit der Transferagentur. Um die Berichte auf ein solides Fundament<br />
zu stellen, wurden diese von Anfang an mit Experten aus Kommunen, Verbänden,<br />
Wissenschaft und Wirtschaft abgestimmt. Hiermit geht die Zielstellung einher, einen<br />
möglichst breiten Konsens herzustellen und somit eine Doppel- oder Parallelarbeit an<br />
Spezifikationen in verschiedenen kommunalen Gremien zu vermeiden. Dies schont<br />
wertvolle Ressourcen und reduziert aufwändige und – aufgrund oftmals verfestigter<br />
Interessenlagen – mühselige Ex-post-Abstimmungen mit ungewissem Ausgang.<br />
Überdies ist im Falle verwaltungsebenen-übergreifender Anwendungen und Verfahren<br />
die frühzeitige Kooperation bei der Erstellung von Spezifikationen zwingend.<br />
Vor diesem Hintergrund wurden die Spezifikationen in allen relevanten Harmonisierungsvorhaben<br />
mit den Vertretern der nationalen Gremien (z. B. TeleTrusT, DIN,<br />
OSCI-Leitstelle) diskutiert und mit den Arbeitsgruppen der Initiative Deutschland-<br />
Online abgestimmt. Außerdem wurde bei der Erarbeitung der Spezifikationen der<br />
Sachverstand der Vertreter der MEDIA@Komm-Regionen Bremen, Esslingen und<br />
des Städteverbundes Nürnberg hinzugezogen, sofern dies inhaltlich geboten schien<br />
und alle Beteiligten dies als sinnvoll ansahen.<br />
1.2 Gegenstand und Bearbeiter des <strong>Spezifikationsbericht</strong>s<br />
„E-<strong>Reporting</strong>“<br />
Ziel des kommunalen Berichtswesens ist es, den verantwortlichen Führungskräften 3<br />
zeitnah aktuelle Informationen über die wirtschaftliche Lage und Aufgabenerfüllung<br />
ihrer Verwaltung zur Verfügung zu stellen. Diese Informationen gewinnen vor dem<br />
Hintergrund von produktorientierten Gemeindehaushalten und dem Trend zur Doppik<br />
an Bedeutung. Jedoch haben bisher längst nicht alle deutschen Kommunen ein standardisiertes<br />
Berichtswesen entwickelt. Durch den Einsatz von geeigneten IT-<br />
Verfahren kann der komplexe Prozess effizient und leistungsfähig gestaltet werden.<br />
Das elektronische <strong>Reporting</strong> zählt damit zum E-Government und wurde im Rahmen<br />
der Initiative MEDIA@Komm-Transfer von der Landeshauptstadt Magdeburg, der<br />
KID Magdeburg GmbH und dem Landkreis Ludwigslust bearbeitet.<br />
Die inhaltlich-fachlichen Anforderungen an das Berichtswesen unterscheiden sich<br />
von Kommune zu Kommune und müssen daher jeweils individuell definiert und ausgestaltet<br />
werden. Auch die Themenfelder, über die berichtet wird, müssen von jeder<br />
Kommune selbst festgelegt werden. Einheitliche Anforderungen hinsichtlich des Inhalts<br />
lassen sich daher nur schwer allgemein definieren und sind nicht Bestandteil<br />
dieses Berichts. Der vorliegende <strong>Spezifikationsbericht</strong> befasst sich in erster Linie mit<br />
der Beschreibung der Anforderungen an eine elektronische Unterstützung des Berichtswesens.<br />
Dabei ist es notwendig, immer dann auch auf inhaltliche Aspekte des<br />
3<br />
Unter „Führungskräften“ werden in diesem Bericht alle Mitarbeiter einer Kommune verstanden, die innerhalb der<br />
Kommune Weisungs- und/ oder Entscheidungsbefugnisse haben.<br />
13 von 75
1 EINLEITUNG<br />
Berichtswesens einzugehen, wenn diese Auswirkungen auf die Anforderungen an die<br />
elektronische Unterstützung haben.<br />
Um den Berichtsgegenstand überschaubar zu halten, wird eine inhaltliche Abgrenzung<br />
vorgenommen. Den Fokus des <strong>Spezifikationsbericht</strong>s bilden finanz- und produktorientierte<br />
Berichte. Diese beiden Themenbereiche bilden den Hintergrund, vor<br />
dem Anforderungen an eine elektronische Unterstützung abgeleitet werden. Damit<br />
soll jedoch nicht ausgesagt werden, dass nur Berichte zu diesen beiden Themenfeldern<br />
elektronisch unterstützt werden können oder sollen. Sie wurden nur als Beispiel<br />
gewählt, um die Anforderungen an die elektronische Unterstützung des Berichtswesens<br />
näher zu untersuchen. Außerdem stellen diese beiden Themenfelder die Inhalte<br />
dar, die derzeit am häufigsten im Rahmen eines standardisierten Berichtswesens<br />
ausgewertet werden.<br />
Da die informationstechnische Gestaltung des Berichtswesens an die bereits vorhandenen<br />
Systeme in einer Kommune angepasst werden muss, werden die Anforderungen<br />
an die Technik relativ abstrakt formuliert. Die Detaillierung der Anforderungen<br />
muss von den Kommunen vor Ort geleistet werden. Aufgrund der unterschiedlichen<br />
inhaltlich-fachlichen Anforderungen an das Berichtswesen und der jeweiligen IT-<br />
Voraussetzungen vor Ort ist die individuelle Anpassung der Anforderungen, die hier<br />
beschrieben werden, für jede einzelne Kommune unumgänglich.<br />
An der Erstellung des <strong>Spezifikationsbericht</strong>s wirkten mit:<br />
• für die federführende Transferkommune Landeshauptstadt Magdeburg/ Kommunale<br />
Informationsdienste (KID) Magdeburg GmbH:<br />
─ Herr Andreas Hartung, Leiter des Fachdienstes Zentrales Controlling, Haushalt,<br />
Betriebswirtschaft der Landeshauptstadt Magdeburg;<br />
─ Frau Kirsten Wedlich, Mitarbeiterin im Team Zentrales Controlling, Betriebswirtschaft/<br />
Eigenbetriebe der Landeshauptstadt Magdeburg;<br />
─ Frau Katja Kurps, Praktikantin im zentralen Controlling der Landeshauptstadt<br />
Magdeburg und Diplomandin zum Thema E-<strong>Reporting</strong> im Rahmen des Studiums<br />
zur Diplom-Verwaltungsökonomin (FH);<br />
─ Herr Marco Hauffe, Bereichsleiter Anwendungen der Kommunalen Informationsdienste<br />
(KID) Magdeburg GmbH;<br />
• für die beteiligte Transferkommune Schwerin/ Landkreis Ludwigslust:<br />
─ Herr Hendrik Brandt, Leiter des Servicezentrums 1 des Landkreises Ludwigslust;<br />
─ Frau Christin Dittmann, Controllerin des Landkreises Ludwigslust;<br />
• unterstützend von der Transferagentur: Frau Elisabeth Karlstetter, Mitarbeiterin<br />
im Bereich Public Services der Capgemini Deutschland GmbH.<br />
Die Autoren danken Herrn Rüdiger Knipp, Deutsches Institut für Urbanistik (DIFU)<br />
und Herrn Manfred Pook, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement<br />
(KGSt) für wertvolle Anregungen zu diesem <strong>Spezifikationsbericht</strong>.<br />
14 von 75
1 EINLEITUNG<br />
Der folgende <strong>Spezifikationsbericht</strong> beginnt mit einer Vorstellung der Initiative<br />
MEDIA@Komm-Transfer und einer Erläuterung der Inhalte und Ziele der Harmonisierung.<br />
Im nachfolgenden Kapitel wird das Verfahren E-<strong>Reporting</strong> selbst definiert und<br />
anhand der Aspekte „Einsatzfelder“, „Nutzen für verschiedene Nutzergruppen“, „Wirtschaftlichkeit“<br />
und „Gesetzliche Grundlagen“ beschrieben. In Kapitel 4 finden sich die<br />
Anforderungen an das E-<strong>Reporting</strong> aus organisatorischer, funktionaler und technischer<br />
Sicht. Da es für die technische Umsetzung verschiedene Möglichkeiten gibt,<br />
werden zwei Grundtypen hierfür im Kapitel vorgestellt. Die Anforderungen an die Sicherheit<br />
bilden den Abschluss des vierten Kapitels. Im Anhang werden weiterführende<br />
Informationen bereitgestellt: Im Anhang 1 wird die Lage des Berichtswesens in<br />
deutschen Kommunen dargestellt. Grundlage hierfür sind u. a. zwei Experteninterviews<br />
und eine Befragung der Transferkommunen, die im Rahmen von<br />
MEDIA@Komm-Transfer durchgeführt wurde. Anhang 2 enthält zwei Praxisbeispiele<br />
zur konkreten Ausgestaltung des E-<strong>Reporting</strong> in den beteiligten Transferkommunen.<br />
In Anhang 3 wird eine detaillierte Schutzbedarfsfeststellung durchgeführt.<br />
15 von 75
2 HARMONISIERUNG IM RAHMEN DER INITIATIVE<br />
MEDIA@KOMMTRANSFER<br />
2 Harmonisierung im Rahmen der Initiative<br />
MEDIA@KommTransfer<br />
Harmonisierung ist – wie eingangs dargestellt – neben der Verbreitung und der Internationalisierung<br />
eine der drei Hauptaktivitäten der Initiative MEDIA@Komm-Transfer<br />
des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi, vormals Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Arbeit, BMWA).<br />
Diese Initiative ist ein wesentlicher Pfeiler der Bemühungen der Bundesregierung,<br />
eine leistungsfähigere und dabei kostengünstigere öffentliche Verwaltung zu schaffen.<br />
MEDIA@Komm-Transfer unterstützt im Rahmen von Deutschland-Online die<br />
Modernisierung der Kommunalverwaltungen in Deutschland. Ein selbstorganisierter<br />
Prozess der Entwicklung und Verbreitung von E-Government-Verfahren wird in Gang<br />
gebracht, der geeignet ist, Verwaltungsvorgänge zu vereinfachen, die Beteiligungsmöglichkeiten<br />
für die Bürgerinnen und Bürger zu fördern und die Nachfrage bei Hard-<br />
und Softwareherstellern sowie bei Dienstleistern zu erhöhen.<br />
MEDIA@Komm-Transfer soll dazu beitragen, die Entwicklung von E-Government<br />
bundesweit zu beschleunigen und zu harmonisieren sowie die Position des<br />
E-Government-Standorts Deutschland im internationalen Wettbewerb zu verbessern.<br />
Durch die Verknüpfung besonders viel versprechender kommunaler und regionaler<br />
Initiativen zu einem länderübergreifenden E-Government-Netzwerk sollen der Transfer<br />
von Best Practice-Verfahren und von Know-how erleichtert, Standards weiterentwickelt<br />
und Selbstorganisationsprozesse für die weiterführende Verbreitung angestoßen<br />
werden. Gleichzeitig soll die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft intensiviert werden,<br />
damit das Wachstums- und Beschäftigungspotenzial von E-Government genutzt<br />
werden kann. Dies schließt auch die Vertiefung internationaler Kontakte und Kooperationen<br />
zur Förderung der digitalen Integration Europas und die Erschließung neuer<br />
Exportchancen mit ein.<br />
Die zwanzig MEDIA@Komm-Transfer-Kommunen, welche im Jahre 2003 im Rahmen<br />
einer Interessenbekundung von einer unabhängigen Jury, gebildet von Vertretern<br />
der kommunalen Spitzenverbände, 4 des BMWi und der Wissenschaft, ausgewählt<br />
wurden, entwickeln Verfahren und Komponenten. Sie beschreiben diese unter<br />
technischen, funktionalen und organisatorischen Gesichtspunkten.<br />
Zur Unterstützung und Koordination der dezentralen Aktivitäten in den Transferkommunen<br />
wählte das BMWi die Unternehmensberatung Capgemini als Transferagentur<br />
für die mehr als zweijährige Laufzeit des Projekts MEDIA@Komm-Transfer aus.<br />
Die Harmonisierungsvorhaben im MEDIA@Komm-Transfer-Projekt haben eine wesentliche<br />
Bedeutung in der Herausbildung von zukunftsfähigem E-Government, das<br />
4 Die kommunalen Spitzenverbände haben sich beim letzten Wahlgang ihrer Stimme enthalten.<br />
16 von 75
2 HARMONISIERUNG IM RAHMEN DER INITIATIVE<br />
MEDIA@KOMMTRANSFER<br />
als integriertes, nutzenorientiertes und wirtschaftliches E-Government – fokussiert auf<br />
medienbruchfreie Transaktionen – zu verstehen ist.<br />
Harmonisierung bedeutet, jenseits der historisch gewachsenen, zum Teil gravierend<br />
unterschiedlichen Lösungsansätze, einzelne Verwaltungsverfahren bzw. Komponenten<br />
in ihren wesentlichen Anforderungen zu spezifizieren. Es werden funktionale und<br />
technische Anforderungen sowie die organisatorischen Voraussetzungen zur Gewährleistung<br />
einer rechtsverbindlichen, authentifizierten und sicheren Transaktion<br />
zwischen kommunaler Verwaltung und ihren Kunden ausreichend und detailliert dargestellt.<br />
Nach Maßgabe des in Art. 28a Grundgesetz verbrieften kommunalen Selbstverwaltungsrechts<br />
und des sich daraus ableitenden, spezifisch kommunalen Vergaberechts<br />
können weiterreichende Ziele, wie etwa eine für die Kommunen und Marktteilnehmer<br />
verbindliche Standardisierung von Verfahren und Komponenten, nicht verfolgt werden.<br />
Standardisierungen kann es unter den verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen<br />
in Deutschland nur für die Bundesverwaltung und die Landesbehörden in ihrem<br />
rechtlichen Wirkungsbereich geben. So können sich Bundes- und Landesverwaltungen<br />
dazu verpflichten, zur Unterstützung der internen wie externen Aufgabenverrichtung<br />
und Kommunikation standardisierte Verfahren und Produkte beispielsweise<br />
aus der XÖV-Welt zu verwenden. Gegenüber den Kommunen wird es dagegen immer<br />
nur ein Angebot geben, ein einheitliches Verfahren zu nutzen.<br />
Von zentraler Bedeutung ist die Präzisierung unterschiedlicher Themenstellungen in<br />
den <strong>Spezifikationsbericht</strong>en, sei es in technischer, funktionaler oder organisatorischer<br />
Hinsicht. Dies bedeutet, dass durch die <strong>Spezifikationsbericht</strong>e eine Klärung der Semantik<br />
erfolgt. Bestehende Ansätze und Lösungen werden konkret für die Kommunen<br />
beschrieben und ausgearbeitet. Diese können als Richtschnur für das Handeln<br />
der Kommunen dienen. Über spezifische Anpassungen können einzelne Kommunen<br />
die Inhalte der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e auf ihren konkreten Bedarf hin ausrichten (siehe<br />
Abbildung 2).<br />
Leitbild von zukunftsfähigem E-Government<br />
Inhalt der Harmonisierung<br />
Beschreibung der technischen,<br />
funktionalen und<br />
organisatorischen Anforderungen<br />
der Verfahren und<br />
Komponenten des<br />
E-Governments<br />
Ziel<br />
Handlungssicherheit für<br />
Kommunen und<br />
Dienstleister<br />
Zukünftiges Ergebnis<br />
Modernisierung der<br />
Kommunalverwaltung<br />
Klärung der Semantik für<br />
E-Government-Anbieter und<br />
-Nachfrager<br />
Abbildung 2: Der Beitrag der Harmonisierungsvorhaben zur Fortentwicklung des<br />
E-Governments<br />
Weiterhin besteht die Hoffnung, dass die mit den <strong>Spezifikationsbericht</strong>en gegebene<br />
Harmonisierung der Verfahren dazu führen wird, dass Kommunen ihre Ausschreibungen<br />
weitgehend nach diesen harmonisierten Verfahren ausrichten und Softwarehersteller<br />
zunehmend ihre Produkte entsprechend der Verfahrensbeschreibungen<br />
17 von 75
2 HARMONISIERUNG IM RAHMEN DER INITIATIVE<br />
MEDIA@KOMMTRANSFER<br />
entwerfen bzw. anpassen. Dies ist ein Beitrag, um dem Flickenteppich aus Einzellösungen<br />
durch eine relative Vereinheitlichung der Vorgehensweisen und der Softwareprodukte<br />
– oder zumindest deren Schnittstellen – entgegen zu wirken.<br />
Harmonisierungsaktivitäten bewegen sich strikt im vorwettbewerblichen Raum, dienen<br />
aber dazu, den Wettbewerb transparenter zu gestalten. Harmonisierung trägt<br />
somit dazu bei, das Handlungsfeld für Kommunen wie für Produkt- und Dienstleistungsanbieter<br />
transparent zu gestalten und einen gemeinsamen Bezugsrahmen für<br />
Angebot und Nachfrage zu schaffen.<br />
Was ist nun der Gegenstand der Harmonisierung? Betrachtet werden die technischen,<br />
funktionalen und organisatorischen Anforderungen an das jeweilige Verfahren.<br />
Nur wenn der Datenaustausch aufgrund einheitlicher Protokolle und eindeutiger<br />
semantischer Festlegungen erfolgt, können Transaktionen medienbruchfrei und mit<br />
gegenüber heutigen Verhältnissen erheblich verringertem Aufwand durchgeführt<br />
werden. Zukunftsfähiges E-Government ist ferner nur möglich, wenn die Geschäftsprozesse<br />
innerhalb der Verwaltung und in den Kooperationen mit externen (privaten<br />
oder öffentlichen) Akteuren angepasst sind. Eine wesentliche Aufgabe der <strong>Spezifikationsbericht</strong>e<br />
besteht folglich darin, für die jeweiligen Harmonisierungsvorhaben die<br />
technischen und funktionalen Merkmale der Verfahren bzw. Komponenten zu definieren<br />
und die organisatorischen Voraussetzungen zu identifizieren, die einen Datenaustausch<br />
und einen optimierten Geschäftsprozess möglich machen sowie die Funktionalität<br />
des Verfahrens sicherstellen.<br />
18 von 75
3 BESCHREIBUNG DES VERFAHRENS<br />
„E-REPORTING“<br />
3 Beschreibung des Verfahrens<br />
„E-<strong>Reporting</strong>“<br />
3.1 Definition von E-<strong>Reporting</strong><br />
Horváth versteht unter Berichtswesen alle Institutionen und Funktionen, die sich mit<br />
der Erstellung von Informationen und deren Übertragung zum Ort ihrer Verwendung<br />
befassen. 5 Unter E-<strong>Reporting</strong> wird in diesem Bericht ein zeitgemäßes Berichtswesen<br />
verstanden, das möglichst umfangreich durch IT-Verfahren unterstützt wird 6 . Der<br />
Begriff „E-<strong>Reporting</strong>“ wird hier deshalb gewählt, um den Fokus der Beschreibung auf<br />
die elektronische Unterstützung zu legen. Das elektronische Berichtswesen ist ein<br />
controllinggerechtes und empfängerorientiertes Informationsvermittlungssystem, welches<br />
die Lücke zwischen der Informationsentstehung und Informationsverarbeitung<br />
schließt. Die Daten werden von den Erfassungssystemen an das Programm weitergeleitet,<br />
das für die Datenkonsolidierung und -auswertung zuständig ist. Anschließend<br />
werden weitgehend automatisiert Auswertungen und Berichte für festgelegte<br />
Empfängergruppen erstellt.<br />
Damit dieser Prozess reibungslos funktioniert, müssen alle relevanten Strukturen,<br />
Abläufe und IT-Systeme aufeinander abgestimmt sein. Insbesondere die medienbruchfreie<br />
Verknüpfung der beteiligten IT-Systeme spielt eine entscheidende Rolle.<br />
Neben den technischen Anforderungen an die IT-Verfahren sind ebenfalls die funktionalen<br />
und organisatorischen Anforderungen für ein umfassend gestaltetes elektronisches<br />
Berichtswesen zu berücksichtigen. E-<strong>Reporting</strong> bezeichnet also die effektive<br />
und effiziente Unterstützung des Berichtswesens durch Informationstechnologien, um<br />
den unterschiedlichen informatorischen Bedürfnissen der kommunalen Führungskräfte<br />
gerecht zu werden.<br />
5 Vgl. Horváth 1998, S. 592 ff.<br />
6 Zum Umsetzungsstand des Berichtswesens und dessen elektronischer Unterstützung in deutschen Kommunen<br />
siehe Anhang 1.<br />
19 von 75
3 BESCHREIBUNG DES VERFAHRENS<br />
„E-REPORTING“<br />
Stellung des E-<strong>Reporting</strong>s im E-Government<br />
Ausgehend von Überlegungen zu den Grundfunktionen von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
(IuK) im Rahmen der Verwaltungsreform kann E-Government<br />
in die zwei Grundfunktionen systembildendes und systemsteuerndes E-Government<br />
unterschieden werden. Systembildendes E-Government verändert die Art und<br />
Weise der Erstellung kommunaler Prozesse und Dienstleistungen. Beispielhaft kann<br />
hier E-Procurement genannt werden, da es die Prozesse der Beschaffung verändert.<br />
Systemsteuerndes E-Government umfasst die Steuerung des "Systems Kommune"<br />
mit Informations- und Kommunikationstechnologien. Hierbei wird die IuK als Instrument<br />
genutzt, um bestehende Reformelemente zu integrieren, vorhandene Module<br />
miteinander zu vernetzen und neue Systeme kostengünstig und leistungsfähig zu<br />
nutzen (integriertes Managementinformationssystem). 7 E-<strong>Reporting</strong> ist daher dem<br />
systemsteuernden E-Government zuzuordnen.<br />
3.2 Einsatzfelder<br />
Verwaltungsinternes Berichtswesen stellt ein zentrales, unterjähriges Informationsinstrument<br />
für die Führungskräfte einer Kommune dar. Führung kann auf mehreren<br />
Ebenen wahrgenommen werden: Vom Rat/ Kreistag gegenüber der Verwaltung und<br />
innerhalb der Verwaltung von der Verwaltungsführung bis zur untersten Hierarchieebene.<br />
8 Das Berichtswesen sollte für diese verschiedenen Führungsebenen steuerungsrelevante<br />
Informationen zur Entscheidungsunterstützung zur Verfügung stellen,<br />
zusätzlich sollte es die zentralen Informationen für die gesamte Verwaltung sichtbar<br />
machen.<br />
Je nach Fokus können Berichte finanzwirtschaftliche, produktbezogene, personalwirtschaftliche<br />
oder andere Informationen bereitstellen. Neben der Fokussierung auf<br />
die Inhalte können Berichte nach den Gesichtspunkten der zeitlichen Frequenz (z. B.<br />
regelmäßige oder Ad-hoc-Berichte) oder auch nach den Berichtsadressaten innerhalb<br />
der Steuerungsebenen der Verwaltung (z. B. Top-Management-Berichte, Berichte<br />
einzelner Organisationseinheiten) systematisiert werden. Grundsätzlich gilt, dass<br />
die Informationsanforderungen des Empfängerkreises über den inhaltlichen Fokus<br />
der jeweiligen Berichtstypen entscheiden. Die Gesamtheit aller Berichte einer Kommune<br />
bildet das Berichtswesen. Im Rahmen dieser Spezifikation stehen, wie in der<br />
Einleitung dargelegt, in erster Linie standardisierte Berichte für finanzorientierte Wer-<br />
7 Vgl. Budäus/ Schwiering 1999, S. 148 ff.<br />
8 Vgl. KGSt-Bericht 7/2004, S. 19.<br />
20 von 75
3 BESCHREIBUNG DES VERFAHRENS<br />
„E-REPORTING“<br />
te 9 (z. B. Berichte zur Haushaltsdurchführung, zum Liquiditätsrisiko oder Finanzrisiko)<br />
sowie produktorientierte Berichte 10 im Mittelpunkt.<br />
3.3 Nutzen für verschiedene Nutzergruppen<br />
Der Nutzen einer angemessenen EDV-technischen Unterstützung des Berichtsprozesses<br />
liegt in erster Linie in dessen Beschleunigung und der Minimierung von Fehlerpotenzialen<br />
aufgrund der weitgehend automatisierten Verarbeitung der zugrunde<br />
liegenden Daten. Damit ermöglicht das elektronische Berichtswesen eine bedarfsgerechte<br />
und zeitnahe Information der Verwaltungsführung sowie eine effiziente Abwicklung<br />
des eigentlichen Berichtsprozesses.<br />
In der weiteren Nutzenbetrachtung kann zwischen Berichtsempfänger, Berichterstatter<br />
und Berichtsersteller unterschieden werden.<br />
3.3.1 Berichtsempfänger<br />
In erster Linie unterstützt das Berichtswesen Führungskräfte auf allen Ebenen der<br />
Verwaltung in ihrer Steuerungsaufgabe und trägt dazu bei, dass Probleme frühzeitig<br />
erkannt und Entscheidungen fundiert getroffen werden können. Der Nutzen des elektronischen<br />
Berichtswesens liegt daher für die Verwaltungsführung vor allen Dingen in<br />
der verlässlichen, zeitnahen und transparenten Sicht auf die tatsächliche Lage der<br />
Kommune, die in den Berichten den entsprechenden Zielsetzungen gegenübergestellt<br />
werden sollte.<br />
Über die eventuell vorhandenen Internet-/ Intranet-Funktionalitäten des Auswertungssystems<br />
und vordefinierte Berichtsschemata können Führungskräfte auch während<br />
laufender Berichtsperioden jederzeit den aktuellen Stand der Berichtsinformationen<br />
abrufen.<br />
3.3.2 Berichterstatter<br />
Verantwortlich für die Berichtsinhalte ist zumeist die dem Berichtsempfänger fachlich<br />
untergeordnete Stelle. Für sie liegt der Nutzen des elektronischen Berichtswesens in<br />
der zeitnahen und zielgerichteten Aufbereitung der relevanten Daten und der damit<br />
verbundenen konsolidierten Information über den eigenen Bereich. Durch die gute<br />
Unterstützung hinsichtlich der Datenauswertung können sich die Berichterstatter<br />
weitgehend auf ihre eigentliche Aufgabe der Kommentierung und Erläuterung der<br />
Werte konzentrieren.<br />
9 Finanzorientierte Berichte stellen auf kamerale Finanzflüsse ab (Plan, Kontrolle, Plan-Ist-Vergleiche).<br />
10<br />
Produktorientierte Berichte stellen derzeitig kamerale Finanzflüsse auf Basis von Produkten dar (Plan, Kontrolle,<br />
Plan-Ist-Vergleiche).<br />
21 von 75
3 BESCHREIBUNG DES VERFAHRENS<br />
„E-REPORTING“<br />
3.3.3 Berichtsersteller<br />
Meist werden die Berichterstatter durch eine interne Abteilung wie die Kämmerei, den<br />
zentralen Steuerungsdienst oder das Controlling in der Auswertung der Daten und<br />
der Berichtserstellung unterstützt. Für diese Abteilungen bedeutet die elektronische<br />
Unterstützung des Berichtswesens die Entlastung von manueller Erfassungs- und<br />
Auswertungstätigkeit. Eine Konsolidierung der Daten wird weitgehend überflüssig.<br />
Die Datenqualität steigt, da die Daten nicht mehr doppelt erfasst und in unterschiedlichen<br />
Systemen vorgehalten werden müssen. Eine zentralisierte Datenhaltung gewährleistet<br />
darüber hinaus, dass alle Stellen der Verwaltung mit dem gleichen Zahlenmaterial<br />
operieren und es zu keinen Missverständnissen aufgrund unterschiedlicher<br />
Ausgangsdaten kommen kann.<br />
3.4 Wirtschaftlichkeit<br />
Bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeit von E-<strong>Reporting</strong> und dessen Einführung<br />
sind Kosten- und Nutzenaspekte zu berücksichtigen.<br />
Bei der Einführung eines elektronischen Berichtswesens fallen folgende Kosten an:<br />
• Technische Entwicklungskosten (Investitionskosten für Software und Hardware,<br />
Anpassung, Schulungen);<br />
• Organisatorische Entwicklungskosten (Konzepterstellung, organisatorische Veränderungen,<br />
Mitarbeiterqualifizierung);<br />
• Laufende Kosten (Systempflege, Kosten der Organisation).<br />
Die Entwicklungskosten sind abhängig vom Entwicklungsstand des Controllingsystems.<br />
Ist ein Controllingsystem noch nicht eingeführt, sind die zusätzlichen Kosten<br />
höher als bei bereits etablierten Controllingstrukturen. Der Anfangsaufwand dürfte in<br />
kleineren Kommunen aufgrund der Größe und des damit zusammenhängenden<br />
Haushaltsvolumens relativ höher als in größeren Kommunen sein.<br />
Auf der Nutzenseite entfallen durch die Einführung von E-<strong>Reporting</strong> manuelle Tätigkeiten<br />
für Datenerfassung, -konsolidierung und Berichtserstellung. Die frei gewordene<br />
Arbeitszeit der Mitarbeiter kann für andere Aufgaben eingesetzt werden, z. B. für<br />
Analysen oder die Entwicklung von Steuerungsmaßnahmen und Zielen.<br />
Durch die medienbruchfreie Weitergabe der Daten werden zudem Erfassungs- und<br />
Übertragungsfehler vermieden: die Qualität der Daten und damit der darauf aufsetzenden<br />
Berichte steigt. Durch die transparente, aktuelle und empfängerorientierte<br />
Sicht auf die relevanten Informationen erhalten die Führungskräfte der Kommunen<br />
zeitnah einen umfassenden Überblick über kommunalpolitische Problematiken und<br />
können ihre Entscheidungen dementsprechend ausrichten. Damit trägt ein aussagekräftiges<br />
und aktuelles Berichtswesen zur Steigerung von Effektivität und Effizienz in<br />
der Verwaltung bei.<br />
22 von 75
3 BESCHREIBUNG DES VERFAHRENS<br />
„E-REPORTING“<br />
Je mehr qualitativ hochwertige Berichte mit dem elektronischen Verfahren erstellt<br />
werden und je besser die Verwaltungsführung dadurch mit steuerungsrelevanten Informationen<br />
versorgt ist, desto wirtschaftlicher wird die Einführung eines elektronischen<br />
Berichtwesens und desto mehr wird das Kostenargument in den Hintergrund<br />
treten.<br />
Berücksichtigung sonstiger Standardisierungsaktivitäten<br />
Standardisierungsvorhaben im engeren Sinne existieren nach bisherigem Kenntnisstand<br />
für den Bereich des elektronischen Berichtswesens nicht.<br />
3.5 Gesetzliche Vorgaben<br />
Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben für Kommunen, ein betriebswirtschaftliches Berichtswesen<br />
zu führen. Allerdings lässt sich die Notwendigkeit eines entsprechenden<br />
Berichtswesens aus den Gemeindeverordnungen in Verbindung mit den Gemeindehaushaltsverordnungen<br />
ableiten. Für das Land Sachsen-Anhalt beispielsweise ergibt<br />
sich dies aus § 90 der Gemeindeordnung, in dem die allgemeinen Haushaltsgrundsätze<br />
genannt sind. Insbesondere ist Abs. 2 relevant: „Die Haushaltswirtschaft ist<br />
sparsam und wirtschaftlich zu führen.“ Diese allgemeinen Grundsätze werden ergänzt<br />
durch die speziellen Anweisungen des § 26 „Bewirtschaftung und Überwachung<br />
der Ausgaben“ der Gemeindehaushaltsverordnung des Landes Sachsen-<br />
Anhalt. Hier heißt es in Abs. 2: „Die Inanspruchnahme von Haushaltsmitteln einschließlich<br />
der über- und außerplanmäßigen Ausgaben ist in Haushaltsüberwachungslisten<br />
oder auf andere geeignete Weise zu überwachen.“ Eine angemessene<br />
Überwachung der Ausgaben wird maßgeblich durch ein betriebswirtschaftliches Berichtswesen<br />
unterstützt.<br />
23 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
4 Spezifikation des Verfahrens „E-<strong>Reporting</strong>“<br />
Im Folgenden werden die organisatorischen, funktionalen und technischen Anforderungen<br />
an ein elektronisches Berichtswesen dargestellt. Bevor eine Kommune sich<br />
jedoch mit der elektronischen Unterstützung beschäftigt, sollte sie zunächst das fachliche<br />
Konzept für ihr Berichtswesen festgelegt haben. Die IT-Systeme sind dann entsprechend<br />
der im Fachkonzept dargestellten Anforderungen auszuwählen und an die<br />
kommunalen Gegebenheiten, insbesondere die bereits vorhandene IT-Landschaft,<br />
anzupassen.<br />
Insofern können die nächsten Kapitel nur Hinweise auf allgemeine Anforderungen an<br />
ein E-<strong>Reporting</strong> geben und Möglichkeiten zur Ausgestaltung darstellen. Sie können<br />
nicht die individuelle Definition des Berichtskonzepts und der IT-Anforderungen in<br />
jeder einzelnen Kommune ersetzen.<br />
4.1 Organisatorische Anforderungen<br />
Bevor eine Kommune die elektronische Unterstützung des Berichtswesens in Angriff<br />
nimmt, sollte – wie bereits oben erwähnt – ein fachliches Konzept für das Berichtswesen<br />
erstellt werden. In diesem sollte festgelegt werden, wer wann welche Informationen<br />
und Auswertungen wie und wie oft erhält (Berichtsempfänger), wer für die Berichte<br />
verantwortlich ist (Berichterstatter) und wer bei der Erstellung der Berichte unterstützt<br />
(Berichtersteller). Die Ausgestaltung des Berichtswesens hängt dabei jeweils<br />
von der einzelnen Verwaltung und den individuellen Anforderungen der kommunalen<br />
Führung ab. Dementsprechend unterscheiden sich die kommunalen Fachkonzepte<br />
voneinander. Die Gestaltungsparameter für das Fachkonzept sind in vielen Publikationen<br />
bereits beschrieben worden 11 und werden nur überblicksartig wiedergegeben,<br />
soweit sich daraus generelle Anforderungen an die elektronische Unterstützung ableiten.<br />
Die organisatorischen Anforderungen an das E-<strong>Reporting</strong> betreffen die im Folgenden<br />
näher dargestellten Aspekte:<br />
• Prozess des Berichtswesens,<br />
• Datenerfassung,<br />
• Berichtsinhalte und ihre Darstellung,<br />
• Berichtstypen und Berichtszyklen,<br />
• Bereitstellung der Berichte sowie<br />
Zuständigkeiten und Anforderungen an die Arbeitsplätze der Mitarbeiter.<br />
11 Vgl. z. B. KGSt-Bericht 7/ 2004 und KGSt-Bericht 8/ 2004.<br />
24 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
4.1.1 Der Prozess des Berichtswesens<br />
Die Ablauforganisation des elektronischen Berichtswesens lässt sich allgemein mit<br />
drei Prozessschritten beschreiben:<br />
• Datenselektion und Datentransfer,<br />
• Informationsaufbereitung und Informationsanalyse sowie<br />
Informationsbereitstellung.<br />
Datenselektion und<br />
Datentransfer<br />
Einlesen vorbereiteter<br />
Informationen<br />
Zugriff auf operative<br />
Daten der Vorsysteme<br />
Informationsaufbereitung<br />
und Informationsanalyse<br />
• Verdichtungen<br />
• Selektionen<br />
• Aufbereitungen<br />
Abbildung 3: Prozessschritte im Berichtswesen 12<br />
Informationsbereitstellung<br />
Standardberichte<br />
Interaktive<br />
Präsentation<br />
Ad-Hoc-<br />
Berichte<br />
In der ersten Phase werden alle notwendigen Informationen aus den verschiedenen<br />
Basissystemen (Fachverfahren, Rechnungswesen, Leistungserfassung etc.) über<br />
standardisierte Schnittstellen in ein Aufbereitungsmodul übertragen. Hierbei kann eine<br />
Vorselektion von entscheidungsrelevanten Informationen je nach inhaltlichem Bedarf<br />
und den Kapazitäten der EDV-Anwendung vorgenommen werden. Anschließend<br />
werden die transferierten Basisdaten in der zweiten Phase im entsprechenden Verarbeitungsmodul<br />
verdichtet, die relevanten Daten werden ausgewählt und aufbereitet.<br />
Je nach Berichtstyp werden die notwendigen Auswertungen durchgeführt und die<br />
relevanten Kennzahlen errechnet. In der letzen Phase werden die verdichteten Informationen<br />
bereitgestellt. Die aufbereiteten Informationen werden je nach Berichtstyp<br />
mit entsprechenden grafischen Elementen und Kommentaren versehen. Abschließend<br />
werden die fertigen Berichte versandt oder im Intranet bereitgestellt.<br />
Da sich die inhaltlichen Anforderungen an die Berichte von Kommune zu Kommune<br />
unterscheiden, müssen die Einzelheiten des Berichtsprozesses in jeder Verwaltung<br />
individuell festgelegt werden. Im Folgenden wird zu bestimmten Aspekten ein Überblick<br />
über mögliche Ausgestaltungen gegeben.<br />
12 Vgl. Nölken 2002, S. 129.<br />
25 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
4.1.2 Datenerfassung<br />
Typische Daten, die für Berichte herangezogen werden, stammen aus dem Finanz-<br />
und Rechnungswesen, dem Personalwesen, der Leistungserfassung oder – bspw.<br />
Mengenangaben oder Fallzahlen – aus den Fachressorts (s. Kapitel 3.2). Im Fall von<br />
finanzorientierten Berichten sind in erster Linie Daten aus dem Haushalts- und Rechnungswesen<br />
zu berücksichtigen. Für produktorientierte Berichte spielen zusätzlich<br />
die Daten aus der Leistungserfassung eine große Rolle.<br />
Für alle Daten, die in das Berichtswesen mit einbezogen werden, ist jeweils zu klären,<br />
wie sie erfasst werden, wer sie erfasst, ob und ggf. von wem die erfassten Daten<br />
geprüft werden und wann sie jeweils für die Auswertung zur Verfügung stehen sollen.<br />
Dementsprechend ist festzulegen, wann die Daten erfasst und wann sie für die Auswertung<br />
freigegeben werden. Aus der Festlegung der Ausgangsdaten und ihrer Erfassung<br />
ergibt sich, welche Erfassungssysteme datentechnisch an das Auswertungssystem<br />
angebunden werden müssen. Hierbei ist gleichzeitig auf die Umsetzbarkeit<br />
der datentechnischen Verbindung der entsprechenden Systeme zu achten. Weiterhin<br />
leiten sich aus diesen Festlegungen Anforderungen an die Arbeitsplätze der Mitarbeiter<br />
ab.<br />
4.1.3 Berichtsinhalte und ihre Darstellung<br />
Der Nutzen von Berichten hängt entscheidend davon ab, inwieweit die enthaltenen<br />
Informationen nach den Bedürfnissen der jeweiligen Empfänger ausgerichtet sind.<br />
Daher ist es zweckmäßig, ein Berichtswesen aufzubauen, in dem die einzelnen Berichtsinhalte<br />
möglichst passgenau auf die Anforderungen der jeweiligen Empfänger<br />
abgestimmt sind. Dies gilt nicht nur für finanz- oder produktorientierte Berichte.<br />
Grundsätzlich können in Berichten Plan-, Ist- und Prognosewerte sowie Vergleichswerte<br />
enthalten sein. Vergleichsinformationen erhöhen den Aussagegehalt der Berichte,<br />
da sich durch die Gegenüberstellung weitere Erkenntnisse gewinnen lassen.<br />
Mögliche Vergleichswerte sind z. B. Soll-Ist- bzw. Plan-Ist-Vergleiche, Zeitvergleiche<br />
(bspw. Vergleich zum vorhergehenden Bericht oder Vergleich zum gleichen Berichtszeitraum<br />
im vergangenen Jahr), intra- oder interkommunale Vergleiche oder Vergleichsringe.<br />
13 Bei Vergleichsinformationen gerade aus dem interkommunalen Bereich<br />
ist jedoch wichtig, dass die gleichen Daten und Berechnungsregeln zugrunde<br />
liegen – nur so können die Werte wirklich verglichen werden. Zukünftig dürften im<br />
Rahmen einer wirkungsorientierten Verwaltungssteuerung auch Qualitäts- und Wirkungskennzahlen<br />
an Bedeutung gewinnen. Allerdings liegen hierfür noch kaum Konzepte<br />
zur Berechnung und Erfahrungen im Umgang damit vor. Wichtig bei allen Werten<br />
ist, dass klar ausgewiesen wird, auf welchen Zeitraum sich die Angaben bezie-<br />
13 Vgl. KGSt-Bericht 5/ 2001, S. 19.<br />
26 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
hen. Grundsätzlich kann hierbei zwischen Planungszeitraum und Berichtszeitraum<br />
unterschieden werden. 14<br />
Ein weiteres inhaltliches Merkmal für das Berichtswesen ist der Verdichtungsgrad der<br />
Informationen. Damit die Daten für den Empfänger leicht verständlich und einfach zu<br />
interpretieren sind, darf die Berichtskomplexität nicht zu hoch sein. Eine seitenlange<br />
Auflistung von Zahlen könnte eine nicht gewollte Reaktion beim Empfänger auslösen,<br />
wie beispielsweise den Bericht ungelesen abzuheften. Um die Vielzahl an Daten zu<br />
reduzieren, müssen diese verdichtet werden. Hierfür werden die erfassten Einzeldaten<br />
klassifiziert und entsprechend der Klassen zusammengefasst. Eine Möglichkeit,<br />
Informationen in aggregierter Form darzustellen, ist die Bildung von Kennzahlen, die<br />
entsprechenden Zielwerten gegenübergestellt werden können. Die Verwendung von<br />
Kennzahlen und dazugehörigen Zielwerten in Berichten dürfte zukünftig zunehmen.<br />
Somit wird zum einen ein Beitrag zur Konzentration auf das Wesentliche geleistet<br />
und zum anderen bleibt der Berichtsinhalt steuerungsrelevant, da sich Berichterstatter<br />
als auch Berichtsempfänger an den gesetzten Zielkriterien orientieren können.<br />
Zu der inhaltlichen Ausgestaltung der Berichte gehört zudem die Art der Zahlendarstellung.<br />
In der kommunalen Praxis wird häufig übersehen, dass eine ansprechende<br />
grafische Aufbereitung der Daten die Beschäftigung mit den Berichtsinhalten deutlich<br />
erleichtert. Layout und Grafik spielen daher für die adressatengerechte Gestaltung<br />
des Berichtswesens eine wichtige Rolle. Die grafische Unterstützung bewirkt eine<br />
erhöhte Aufmerksamkeit und lässt den Empfänger die Informationen besser verarbeiten.<br />
Hierbei spielt es keine Rolle, ob die Berichte elektronisch oder als Papier verteilt<br />
werden. In beiden Fällen stehen u. a. folgende grafische Mittel zur Verfügung<br />
(s.Tabelle 1).<br />
Abteilung<br />
Abteilung 1<br />
Abteilung 2<br />
Abteilung 3<br />
Abteilung 4<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Tabelle mit Vergleichswerten<br />
Zeitraum A Zeitraum B Zeitraum C<br />
24<br />
Tabellen<br />
28<br />
1. Quartal<br />
29<br />
25<br />
30<br />
26<br />
2. Quartal 3. Quartal<br />
Diagramme/Grafiken<br />
Tabellen ermöglichen die zweidimensionale Darstellung<br />
von Zahlenreihen. Sie bieten sich an, wenn verschiedene<br />
Werte nebeneinander gestellt und verglichen oder ein<br />
Überblick über einen Bereich gegeben werden soll und<br />
die Leser gewohnt sind, mit Zahlen zu arbeiten. Häufig<br />
wird im elektronischen Bereich mit PIVOT-Tabellen gearbeitet,<br />
in denen man einfach zwischen bestimmten Detaillierungsgraden<br />
hin- und herschalten kann.<br />
Für Grafiken gilt online dasselbe wie offline: Sie sollten<br />
einfach und schnell interpretierbar sein und das Datenmaterial<br />
anschaulich darstellen. Es besteht die Gefahr,<br />
durch zuviel Farbeinsatz und zu komplexe Grafiken deren<br />
Vorteile zu verspielen. Meist ist es sinnvoll, die Grafiken<br />
nicht alleine, sondern in Verbindung mit den zugrunde<br />
liegenden Tabellen zu verwenden. 15<br />
14 Vorschläge zur Ausgestaltung von Berichten finden sich z. B. im KGSt-Bericht 8/ 2004.<br />
15 Vgl. Waniczek 2002, S. 195.<br />
27 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
Ampeln<br />
Kommentar zu<br />
Produktbereich<br />
xy …<br />
Kommentare<br />
Newsticker<br />
Newsticker<br />
Tabelle 1: Grafische Elemente des Berichtswesens<br />
4.1.4 Berichtstypen und Berichtszyklen<br />
Um Ampeln einzusetzen, müssen entsprechende<br />
Schwellenwerte festgelegt werden, bei deren Über- oder<br />
Unterschreitung die Ampel ihre Farbe ändern soll. Die<br />
Vorteile der Ampeln sind, dass sie eine einfache Alarmfunktion<br />
darstellen und die Priorisierung erleichtern. 16<br />
Allerdings birgt das die Gefahr, sich nur auf Bereiche mit<br />
roten Ampeln zu konzentrieren und andere Bereiche zu<br />
vernachlässigen.<br />
Textliche Kommentare erhöhen die Aussagekraft von<br />
Berichten und erleichtern die Interpretation. Sie sollten<br />
nachvollziehbar sein und keine bereichsgefärbten Informationen<br />
enthalten. 17 Kommentare sollten so lang wie<br />
zum Verständnis notwendig und so kurz wie möglich<br />
sein. Sie erläutern die Zahlen, ersetzen jedoch nicht die<br />
eingehende Diskussion der Berichtsinhalte.<br />
Mit verstärkter Internetnutzung und der Webbasierung<br />
von <strong>Reporting</strong>-Tools werden weitere grafische Unterstützungen<br />
möglich, wie z. B. Nachrichtenfenster (Newsticker)<br />
oder andere multimediale Elemente. 18<br />
Berichte können nach verschiedenen Gesichtspunkten klassifiziert werden, wie z. B.<br />
nach ihren Inhalten, Empfängern oder dem Erstellungszyklus. Bei der inhaltlichen<br />
Gestaltung der einzelnen Berichtstypen kann sich die Kommune an den grundsätzlichen<br />
Aufgaben der kommunalen Berichtsempfänger orientieren. Berichtsempfänger<br />
einer Kommune sind in der Regel der Rat/ Kreistag, die Ausschüsse und die Führungskräfte<br />
der Kommune auf allen Hierarchieebenen. Die Berichterstattung folgt der<br />
Weisungsbefugnis in entgegengesetzter Richtung, d. h. die unteren Hierarchieebenen<br />
(Berichterstatter) berichten den oberen Hierarchieebenen. Somit kann jede Führungskraft<br />
Berichtsempfänger und Berichterstatter sein. 19 Für den Fall, dass eine<br />
Kommune intern mit Zielvereinbarungen arbeitet, können auch die vereinbarten Zielwerte<br />
Ausgangspunkt der Berichtsgestaltung sein. „Wer während und im Rahmen der<br />
Planung für Zielvereinbarungen zwischen den beteiligten Ebenen sorgt, hat eine<br />
16 Vgl. Waniczek 2002, S. 195.<br />
17 Vgl. Waniczek 2002, S. 181.<br />
18 Vgl. Waniczek 2002, S. 196.<br />
19 Vgl. KGSt-Bericht 8/2004, S. 20 ff.<br />
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4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
Grundlage für die Entscheidung, welche Informationen in einer regelmäßigen Berichterstattung<br />
im Vollzugsjahr verfolgt werden, und hat damit den Ansatzpunkt für<br />
die Berichterstattung.“ 20<br />
Wie die Berichtstypen und -inhalte auf die Bedürfnisse der Empfänger ausgerichtet<br />
werden, so müssen auch die Berichtszyklen für jeden Berichtstyp entsprechend festgelegt<br />
werden. Auch dies muss individuell in den Kommunen entschieden werden.<br />
Der KGSt zufolge werden zurzeit in der kommunalen Praxis verschiedene Zeittakte<br />
zur regelmäßigen Berichterstattung innerhalb eines Jahres erprobt. Beispielsweise<br />
sind hier Vierteljahresberichte, Berichte im Vier-Monats-Turnus, Berichte mit unterschiedlichen<br />
Intervallen und die Abweichberichterstattung bei der Überschreitung<br />
festgelegter Toleranzen zu nennen. 21 In der Umfrage unter den Transferkommunen<br />
wurden auch Berichte genannt, die monatlich erstellt werden. Die angemessene Gestaltung<br />
der Berichtszyklen beschreibt Waniczek sehr anschaulich: „Die Periodizität<br />
oder Frequenz ist ein wesentlicher Stellhebel im Berichtswesen. ‚So häufig wie nötig,<br />
so selten wie möglich’ kann hier postuliert werden. Mehr Steuerungsrelevanz wird<br />
weder durch mehr Inhalte noch durch häufigeres Berichten automatisch realisiert.“ 22<br />
4.1.5 Bereitstellung der Berichte<br />
Die Bereitstellung der Berichte kann grundsätzlich entweder in Papierform, als elektronische<br />
Datei oder als Online-Generierung erfolgen. Der klassische Bericht auf Papier<br />
hat die Vorteile, dass er wie jede andere Post verteilt werden kann und als physisches<br />
Dokument vorliegt, in dem geblättert werden kann und in das Notizen geschrieben<br />
werden können. Insbesondere bevorzugen Mitglieder der Verwaltungsspitze<br />
die Papierversion. Nachteil von Papierberichten ist, dass es je nach Organisation<br />
der Postverteilung in einer Kommune durchaus einige Tage dauern kann, bis sie ihren<br />
Empfänger erreicht haben. Eine elektronische Datei dagegen kann per E-Mail an<br />
die Adressaten verschickt werden oder im Intranet bzw. in Groupware-Applikationen<br />
zum Download bereitgestellt werden. Weiterhin kann sie leicht gespeichert werden.<br />
Nachteilig hieran kann sich auswirken, dass E-Mails einfach weggeklickt werden<br />
können oder zur Verfügung gestellte Dateien nicht abgerufen werden. Je nach Arbeitsstil<br />
der Adressaten ist hier eine Lösung zu wählen, die den Berichten die größtmögliche<br />
Aufmerksamkeit sichert. Häufig werden sowohl Papierberichte als auch die<br />
dazugehörigen Dateien versandt.<br />
Die dritte oben genannte Möglichkeit, die Online-Generierung der Berichte, ermöglicht<br />
den Empfängern eine direkte Arbeit an den Auswertungsdaten. Sie erhalten einen<br />
entsprechenden Zugriff auf das Auswertungsmodul und können selbstständig in<br />
dem Datenbestand, der für sie sichtbar ist, navigieren und die Informationen heraus-<br />
20 KGSt-Bericht 8/ 2004, S. 54.<br />
21 Vgl. KGSt-Bericht 8/ 2004, S. 32.<br />
22 Waniczek 2002, S. 130.<br />
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4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
suchen, die sie benötigen. Insbesondere OLAP-Technologien 23 und eine entsprechende<br />
Web-Schnittstelle eignen sich für diese Möglichkeit.<br />
4.1.6 Zuständigkeiten und Ausstattung der Arbeitsplätze<br />
In Hinblick auf die Zuständigkeiten für die Datenerfassung, die Berichtsinhalte, die<br />
Berichtserstellung und Versendung sind unterschiedliche Organisationseinheiten in<br />
der Kommune angesprochen.<br />
Zunächst sind alle bisher betrachteten Aspekte wie Berichtsinhalte, Berichtstypen<br />
und Berichtszyklen festzulegen. Die Anforderungen hierfür sollten von den Berichtsempfängern<br />
gestellt werden; sie sollten definieren, was sie zur Steuerung ihres Zuständigkeitsbereiches<br />
tatsächlich benötigen. 24 Anschließend können das Controlling<br />
und/ oder die Steuerungseinheiten bzw. die verantwortlichen Organisationseinheiten<br />
Vorschläge für die Berichte erarbeiten. Sobald das fachliche Konzept des Berichtswesens<br />
erarbeitet ist, können die Zuständigkeiten für den Prozess festgelegt werden.<br />
Für die Datenerfassung sind alle Organisationseinheiten zuständig, welche die berichtsrelevanten<br />
Informationen erfassen wie z. B. die Kämmerei, das Controlling, die<br />
entsprechenden Fachressorts (z. B. in Fachverfahren) oder, bei einer vorhandenen<br />
Tätigkeits- und Leistungserfassung, jeder Mitarbeiter der Kommune.<br />
Die Zuständigkeit für die Berichterstellung, d. h. die Aufbereitung und Analyse der<br />
Daten, liegt zumeist entweder bei zentralen Organisationseinheiten (Controlling,<br />
Steuerungsunterstützung, Kämmerei), bei dezentralen Organisationseinheiten (jeweiliges<br />
Fachressort) oder bei beiden. So kommt es häufiger vor, dass Kennzahlen von<br />
einem zentralen Controlling bereitgestellt werden, die Erläuterungen und fachliche<br />
Ergänzungen jedoch durch die Fachressorts vorgenommen werden. Sind für die inhaltliche<br />
Aufbereitung des Berichtes Fachkenntnisse notwendig, sollten die dezentralen<br />
Organisationseinheiten bei der Erstellung federführend sein. Ist die Problematik<br />
keiner fachspezifischen Ausarbeitung unterworfen, können zentrale Organisationseinheiten<br />
die Erstellung übernehmen. Da die Organisation des Controllings bzw. der<br />
Steuerungsunterstützung von Kommune zu Kommune unterschiedlich gestaltet ist,<br />
müssen auch die Zuständigkeiten für die Berichterstellung an die individuellen Gegebenheiten<br />
vor Ort angepasst werden.<br />
Für die Versendung von Berichten ist grundsätzlich die Organisationseinheit zuständig,<br />
die auch die Berichte erstellt. Dazu hat sie die Möglichkeit, Groupware-Lösungen<br />
oder das Inter- und/ oder Intranet zu nutzen. Eine weitere Möglichkeit ist die Bereitstellung<br />
in einem (webbasierten) <strong>Reporting</strong>tool, welches vordefinierte Berichte von<br />
zuständigen Organisationseinheiten enthält. Eine dritte Möglichkeit ist die Erstellung<br />
des Berichtes durch den Empfänger selbst mittels Nutzung eines Endbenutzerzu-<br />
23<br />
OLAP bedeutet Online Analytical Processing. OLAP-Technologien umfassen Methoden und Werkzeuge, mit denen<br />
mehrdimensionale, komplexe Anfragen an Datenbanken gestellt werden können.<br />
24 Vgl. Seeger et al. 1999, S. 113 f.<br />
30 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
gangs zu OLAP-Technologien. Somit kann für die Versendung bzw. Bereitstellung<br />
der Berichte auch der Empfänger selbst zuständig sein.<br />
Neben dem eigentlichen Berichtsprozess ergeben sich aus der Verwendung der IT-<br />
Systeme Wartungsnotwendigkeiten. Je nach Ausgestaltung der IT-Unterstützung für<br />
das Berichtswesen unterscheiden sich die Wartungsnotwendigkeiten von Kommune<br />
zu Kommune. Die Notwendigkeit der Wartungsarbeiten ergibt sich daraus, dass einerseits<br />
der laufende Betrieb abgesichert und auftretende Fehler beseitigt werden<br />
müssen und andererseits die Systeme auch bei längerer Laufzeit an die neuen technischen<br />
Entwicklungen angepasst werden müssen, um ein optimales Zusammenwirken<br />
im Verbund der IT-Systeme zu erreichen. Die Wartung der speziellen Controllingsoftware<br />
(Data Warehouse-System, KLR-Software, etc.) wird häufig über einen<br />
entsprechenden Wartungsvertrag vorgenommen. Die Administration wird in der Regel<br />
von der zu betreuenden Organisationseinheit (Controlling, Steuerungsunterstützung,<br />
etc.) wahrgenommen.<br />
Aus diesen Zuständigkeiten ergeben sich folgende Anforderungen an die Arbeitsplatzausstattung<br />
der Mitarbeiter:<br />
Aufgabe Mitarbeiter Notwendige Ausstattung<br />
Erfassung der berichtsrelevanten<br />
Daten<br />
(außer Leistungserfassung)<br />
Alle Mitarbeiter, die für<br />
die Erfassung zuständig<br />
sind<br />
Leistungserfassung Alle Mitarbeiter, die ihre<br />
Leistungen erfassen sollen<br />
Auswertung und Konsolidierung<br />
der Daten<br />
• Zugang zu den Erfassungsprogrammen<br />
oder<br />
installierte Erfassungssoftware<br />
auf dem Arbeitsplatzrechner<br />
• Zugang zum Leistungserfassungsprogramm<br />
(in der<br />
Regel Anbindung an das<br />
Intranet bzw. Internet)<br />
• Internetbrowser (bei webbasierter<br />
Lösung)<br />
• Datenbank- oder Tabellenkalkulationsprogramm<br />
(bei Erfassung in Datenbanken<br />
oder Tabellen)<br />
Controlling-Mitarbeiter • Zugang zum Auswertungssystem<br />
oder installierteAuswertungssoftware<br />
auf dem Arbeitsplatzrechner<br />
Tabelle 2: Anforderungen an die Ausstattung der Arbeitsplätze<br />
• Ggf. Datenbankprogramm<br />
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4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
Aufgabe Mitarbeiter Notwendige Ausstattung<br />
Erstellung der Berichte Controlling-Mitarbeiter • Textverarbeitungs-/Tabellenkalkulationsprogramm<br />
Elektronischer Versand<br />
der Berichte<br />
Bereitstellung der<br />
elektronischen Berichte<br />
Empfang der elektronischen<br />
Berichte<br />
Administration der Systeme<br />
• Ggf. Programm zum Erstellen<br />
von PDF-Dateien<br />
• Zugang zu einem Drucker<br />
(bei Papierberichten)<br />
Controlling-Mitarbeiter • E-Mail-Programm und entsprechendes<br />
Konto<br />
• Anbindung an das Intranet<br />
und ggf. das Internet<br />
Controlling-Mitarbeiter • Internetbrowser zur Bereitstellung<br />
der Berichte<br />
über Inter- oder Intranet<br />
• Anbindung an das Internet<br />
bzw. Intranet und entsprechender<br />
Zugang<br />
Berichtsempfänger • Alternativ je nach Versand<br />
oder Bereitstellung der Berichte:<br />
• E-Mail-Programm und entsprechendes<br />
Konto<br />
• Zugang zur Groupware-<br />
Applikation<br />
• Internetbrowser<br />
• Zugang zum Berichtstool,<br />
basierend auf OLAP-<br />
Technologie<br />
Zuständige Mitarbeiter • Zugang und entsprechende<br />
Berechtigungen für die<br />
betreuten Systeme<br />
Tabelle 3: Anforderungen an die Ausstattung der Arbeitsplätze (Fortsetzung)<br />
4.1.7 Dokumentation<br />
Da am Berichtswesen viele Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen direkt oder<br />
indirekt beteiligt sind, ist es wichtig, dass die einzelnen Funktionen und Regeln transparent<br />
und verständlich dokumentiert sind. Über eine umfassende Dokumentation<br />
32 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
der Abläufe und Aufgaben wird zusätzlich die Akzeptanz des Verfahrens positiv beeinflusst.<br />
4.1.8 Überblick über die organisatorischen Anforderungen<br />
Die organisatorischen Anforderungen lassen sich in einem Satz zusammenfassen:<br />
Bevor die elektronische Unterstützung des Berichtswesens konzipiert wird, sollte ein<br />
umfassendes fachliches Konzept für das Berichtswesen einer Verwaltung vorliegen.<br />
Aus diesem Konzept lassen sich alle weiteren Anforderungen an die elektronische<br />
Unterstützung ableiten. Die folgenden Aspekte sollten im Hinblick auf eine elektronische<br />
Unterstützung mindestens in dem Konzept festgelegt sein:<br />
Datenerfassung<br />
• Die berichtsrelevanten Daten müssen definiert sein.<br />
• Es muss festgelegt sein, wie diese Daten elektronisch erfasst werden.<br />
• Es muss festgelegt sein, wer die Daten erfasst, wer sie freigibt und wann diese<br />
beiden Schritte erfolgen.<br />
Berichtsinhalte und ihre Darstellung<br />
• Die Berichtsinhalte müssen definiert sein.<br />
• Die (Kenn-)Zahlen und Werte, die berichtet werden sollen, müssen festgelegt<br />
sein.<br />
• Die Auswertungsverfahren, die zur Berechnung der Berichtsinhalte aus den erfassten<br />
Daten notwendig sind, müssen beschrieben sein.<br />
• Die grafische Gestaltung der Berichte muss festgelegt sein.<br />
Berichtstypen und Berichtszyklen<br />
• Die zu erstellenden Berichtstypen, ihre Empfänger und ihre Erstellungszyklen<br />
müssen definiert sein.<br />
• Die verantwortlichen Berichterstatter für die einzelnen Berichtstypen müssen bestimmt<br />
sein.<br />
Bereitstellung der Berichte<br />
• Die gewünschten Bereitstellungsmöglichkeiten müssen ausgewählt sein.<br />
Zuständigkeiten und Ausstattung der Arbeitsplätze<br />
• Die Zuständigkeiten für alle Aufgaben im Rahmen des Berichtswesens müssen<br />
verteilt sein.<br />
• Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter müssen entsprechend ihrer Zuständigkeiten<br />
ausgestattet sein.<br />
33 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
Dokumentation<br />
• Die umfassende, transparente und verständliche Dokumentation der Abläufe,<br />
Aufgaben und Systemfunktionen muss gewährleistet sein.<br />
4.2 Funktionale Anforderungen<br />
Nachdem die Eckpunkte des fachlichen Konzepts und die organisatorischen Anforderungen<br />
beschrieben worden sind, werden im folgenden Kapitel die funktionalen Anforderungen<br />
formuliert. Hier geht es in erster Linie darum, was das elektronische System<br />
können muss, um die im Fachkonzept festgelegten Anforderungen zu erfüllen.<br />
Daher orientiert sich dieser Abschnitt an den großen Prozessschritten und betrachtet<br />
sie aus funktionaler Sicht:<br />
• Erfassungsfunktionen,<br />
• Auswertungsfunktionen,<br />
• Erstellungsfunktionen und<br />
• Bereitstellungsfunktionen.<br />
4.2.1 Erfassungsfunktionen<br />
Es gibt zwei wesentliche Anforderungen an die Erfassungsfunktionen:<br />
• Die Daten müssen im erforderlichen Detaillierungsgrad erfasst werden. An dieser<br />
Stelle sei darauf hingewiesen, dass eine zu große Detaillierung jedoch zu unnötigen<br />
Datenmengen führt.<br />
• Die Daten müssen in der erforderlichen Aktualität und Qualität für die Auswertung<br />
bereitstehen.<br />
Im Folgenden wird eine mögliche Ausgestaltung am Beispiel der produktorientierten<br />
Leistungserfassung näher erläutert. Die oben genannten Anforderungen gelten allerdings<br />
für alle Erfassungssysteme, die im Rahmen des elektronischen Berichtswesens<br />
einbezogen werden sollen. Insbesondere gelten sie für die Systeme, mit denen im<br />
Haushalts- und Rechnungswesen die Daten erfasst werden.<br />
Sind Mitarbeiter ausschließlich mit der Bearbeitung eines Produktes beschäftigt, gehören<br />
die Personalkosten im Rahmen der Kostenrechnung zu den Einzelkosten des<br />
Produktes. Arbeiten die Mitarbeiter allerdings an mehreren Produkten, sind die Personalkosten<br />
Gemeinkosten und müssen dann über Schlüssel und geeignete Kalkulationsverfahren<br />
verteilt werden. Dabei bieten sich in der Regel solche Schlüssel an,<br />
die aus Arbeitszeitanteilen der Mitarbeiter resultieren. Anwendbar ist diese Art der<br />
Leistungsermittlung immer dann, wenn stabile Zeitanteile der monatlichen oder jährlichen<br />
Arbeitszeit für einzelne Produkte bestimmt werden können. Sind die Tätigkeiten<br />
eines Mitarbeiters stabil, können die entsprechenden Kosten dem Produkt über das<br />
Kostenrechnungssystem dauerhaft zugeordnet werden. Variieren die Zeitleistungen<br />
des Mitarbeiters zwischen mehreren Produkten, ist eine separate Leistungserfassung<br />
34 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
notwendig, um die Personalkosten verursachungsgerecht den Produkten zuordnen<br />
zu können. 25<br />
Im Folgenden wird eine Möglichkeit zur elektronischen Leistungserfassung am Beispiel<br />
der Stadt Magdeburg näher dargestellt. In Magdeburg wird als System zur Leistungserfassung<br />
für die produktorientierte Steuerung ein System von der KID Kommunalen<br />
Informationsdienste Magdeburg GmbH eingesetzt, das gemeinsam mit der<br />
Landeshauptstadt Magdeburg entwickelt wurde.<br />
Elektronische Leistungserfassung in der Stadt Magdeburg<br />
Mit der elektronischen Leistungserfassung können die Mitarbeiter der Verwaltung ihre<br />
Zeitaufwendungen produktorientiert erfassen. Voraussetzung für diesen Einsatz ist<br />
die Bildung von Kostenstellen und Produkten in der Verwaltung. Die Mitarbeiter werden<br />
dann einer oder auch mehreren Kostenstellen zugeordnet. Mit dieser Zuordnung<br />
werden die organisatorischen Strukturen abgebildet. Zusätzlich zu den produktiven<br />
Leistungen können im Programm auch die nicht produktiven Arbeitszeitanteile<br />
(Krankheit, Urlaub) erfasst werden. Damit besteht die Möglichkeit, erweiterte Konsistenzprüfungen<br />
der Daten vorzunehmen.<br />
Bei der Umsetzung der produktorientierten Leistungserfassung in Magdeburg wurde<br />
vorgesehen, dass die Mitarbeiter auf alle Produkte ihrer Verwaltung Stunden schreiben<br />
können. So werden mit Hilfe des Systems Organisationseinheiten übergreifende<br />
Leistungsbeziehungen sichtbar gemacht. Welche Aufgaben jeweils zu einem Produkt<br />
gehören, wurde in Produkt-Steckbriefen festgelegt. Die Schrittweite der Erfassung im<br />
System reicht von einer Viertelstunde bis zur monatsgenauen Verbuchung, zumeist<br />
werden die Leistungen jedoch auf halbe Stunden genau erfasst. Bevor die Daten in<br />
das Finanzsystem übergeben werden, erfolgt ein zweistufiges Freigabeverfahren.<br />
Zur Ermittlung von Produktpreisen (Stückkosten: ein Ausweis kostet x €) in der Kosten-<br />
und Leistungsrechnung besteht optional die Möglichkeit, pro Produkt eine zweite<br />
Leistungsmenge (Anzahl Vorgänge) einzugeben.<br />
Das in Magdeburg eingesetzte Programm ist ein webbasiertes Tool und kann ohne<br />
lokale Installation eingesetzt werden. Vorausgesetzt werden lediglich der Internet Explorer<br />
ab Version 5.5 sowie ein Internetzugang am Arbeitsplatz. Die Anwendung ist<br />
so konzipiert, dass kein personenbezogener Ausweis der Daten erfolgt. Für die Kostenstellenverantwortlichen<br />
und das zentrale Controlling stehen bestimmte Auswertungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung. Über Schnittstellen ist das System an Buchhaltungs-<br />
und Personalabrechnungssysteme angebunden. Die Leistungsdaten können<br />
daher über eine Schnittstelle direkt weiterverarbeitet werden.<br />
4.2.2 Auswertungsfunktionen<br />
Zu den erforderlichen Auswertungsfunktionen gehören folgende:<br />
25 Vgl. Bachmann 2004, S. 119 ff.<br />
35 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
• Das Auswertungssystem muss die Daten aus den entsprechenden Datenerfassungstools<br />
auswählen und importieren können.<br />
• Das System muss die gewünschten Auswertungen vornehmen und die Daten auf<br />
beliebigen Stufen verdichten können.<br />
• Das System muss die gewünschten Kennzahlen berechnen können und die freie<br />
Definition neuer Kennzahlen zulassen.<br />
• Das System soll Analysen am Bildschirm und verschiedene Sichten auf die Daten<br />
einfach ermöglichen (z. B. Drill-down, Zeitreihenanalysen, etc.).<br />
• Das System soll die Eingabe von Schwellenwerten unterstützen und über eine<br />
Warnfunktion bei Über- oder Unterschreiten der Werte verfügen.<br />
4.2.2.1 Import der Daten<br />
Damit im Auswertungsmodul die entsprechenden Daten zur Verfügung stehen, müssen<br />
sie aus den Erfassungs- bzw. Basissystemen importiert werden. Wichtig ist hierbei,<br />
dass nur die Daten importiert werden, die für die Berichte von Relevanz sind, und<br />
dass die Zeitpunkte klar definiert sind, an denen die Daten eingelesen werden. Dazu<br />
ist es notwendig, dass im Auswertungssystem angegeben werden kann, welche Daten<br />
importiert werden sollen. Weiterhin muss gewährleistet sein, dass die benötigten<br />
Daten zum Importzeitpunkt im Erfassungssystem zur Übergabe vollständig enthalten<br />
und freigegeben sind.<br />
Bei der Stadt Magdeburg sieht die entsprechende Regelung wie folgt aus:<br />
Datenquelle Datenumfang Aktualisierung Art der Datenwürfel<br />
Finanzsystem Stammdaten Nach Anforderung,<br />
mindestens einmal<br />
pro Jahr<br />
Finanzsystem Kamerale Kennzahlen<br />
Finanzsystem Kamerale Kennzahlen <br />
Leistungserfassung<br />
Kennzahlen Leistungserfassung<br />
Monatlich nach<br />
dem Monatsabschluss<br />
Alle<br />
Monatswürfel, kameraler<br />
Haushalt<br />
Täglich Tageswürfel, kameraler<br />
Haushalt<br />
Monatlich nach<br />
Freigabe der Leistungsdaten<br />
Kostenrechnung<br />
Tabelle 4: Datenimport-Regeln für das Data Warehouse der Stadt Magdeburg<br />
4.2.2.2 Auswertung und Verdichtung der Daten<br />
Für die Analyse und Auswertung der Daten steht eine Reihe von Methoden zur Verfügung.<br />
Von Zeitreihenanalysen und Prognosefunktionen über die Bildung von Ver-<br />
36 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
hältniswerten bis hin zu ausgereiften Verfahren zur Kennzahlbildung können die Daten<br />
auf unterschiedliche Weise verdichtet, ausgewertet und gegenübergestellt werden.<br />
Insbesondere die Arbeit mit Kennzahlen erlaubt im Zusammenhang mit einer<br />
entsprechenden Zieldefinition eine konsequente Steuerung 26 und gewinnt in der<br />
kommunalen Praxis zunehmend an Bedeutung. 27 Der Einsatz von Kennzahlen zur<br />
Verwaltungssteuerung im Rahmen des Berichtswesens birgt Vor- und Nachteile, die<br />
in der folgenden Abbildung übersichtlich dargestellt sind. 28<br />
Vorteile Nachteile<br />
Aussagekräftige Informationen<br />
Unterstützung einer outputorientierten<br />
Planung und<br />
Steuerung<br />
Verwaltungsinterne und interkommunale<br />
Leistungsvergleiche<br />
möglich<br />
Gefahr der Vereinfachung durch<br />
zu starke Orientierung auf<br />
Kennzahlen<br />
Kennzahlen der Privatwirtschaft<br />
sind monetär ausgerichtet, die<br />
öffentliche Verwaltung steuert<br />
jedoch über Finanz- und Sachziele<br />
Kein alleiniges Steuerungsinstrument,<br />
eine Vernetzung mit<br />
anderen Instrumenten ist<br />
notwendig<br />
Abbildung 4: Vor- und Nachteile kennzahlengestützter Informationen 29<br />
Die technische Umsetzung der Integration und Aggregation der Zahlen zu Kennzahlen<br />
kann bei den beiden technischen Varianten in der Regel mit folgenden Funktionen<br />
umgesetzt werden:<br />
26 KGSt-Bericht 4/ 2001, S. 15.<br />
27 Vgl. DIFU-Materialien 6/ 2005, S. 28.<br />
28 Zur Vertiefung Seeger et al. 1999.<br />
29 Eigene Darstellung in Anlehnung an Fudalla/ Wöste 2004, S. 35.<br />
37 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
Umsetzungsvariante Auswertungsfunktionen<br />
Data Warehouse-<br />
Lösung<br />
KLR-Software mit Datenbanksystemen<br />
• Zentrale Verwaltung und Pflege von Dimensions- und<br />
Kennzahlbäumen 30<br />
• Formeleditor zur Definition und Pflege von individuellen<br />
Kennzahlen<br />
• Laufende Aktualisierung der sich im Zeitverlauf ändernden<br />
Kennzahl- und Dimensionsbäume<br />
• Individuelle Definition zur Vorberechnung und Speicherung<br />
mehrdimensionaler, hierarchisch angeordneter<br />
Datenstrukturen<br />
• Konfiguration und Steuerung der OLAP-Engine für<br />
das Berichtwesen<br />
• Themenorientierte Datenhistorisierung<br />
• Benutzer- und rollengerechte Zuordnung von Zugriffsrechten<br />
im System zur Pflege und Definition von<br />
Kennzahlen<br />
• Kennzahlen grundsätzlich frei definierbar<br />
• Kennzahlendefinitionen in Programmmodulen/ Eigenlösungen<br />
können in der Regel über Standardschnittstellen<br />
importiert werden<br />
Tabelle 5: Auswertungsfunktionen für die beiden Umsetzungsvarianten<br />
4.2.3 Erstellungsfunktionen<br />
Neben der Auswertung spielt die elektronische Unterstützung der Berichterstellung<br />
eine wesentliche Rolle. Folgende Anforderungen an die Funktionen sind zu nennen:<br />
• Im System sollen Berichtsvorlagen frei angepasst bzw. erstellt werden können.<br />
Die Berichtsvorlagen sollen gespeichert werden können.<br />
• Das System soll eigenständig, basierend auf den Vorlagen, Berichte generieren<br />
können. Ein leistungsfähiger Berichtsgenerator sollte vorhanden sein.<br />
• Das System soll die gewünschten Grafikdarstellungen beherrschen, d. h. über<br />
ausgereifte Präsentationsmöglichkeiten verfügen.<br />
• Das System soll die Möglichkeit vorsehen, Kommentare in die Berichte einzufügen.<br />
30 Mit einer Spitzenkennzahl soll die Steuerung einer Behörde insgesamt möglich sein. Weitere Kennzahlen für die<br />
unteren Hierarchieebenen stehen mit der Spitzenkennzahl über Kennzahlbäume in einer charakteristischen Beziehung<br />
und ergänzen und erklären sich gegenseitig. Unter Spitzenkennzahlen werden solche verstanden, die für die<br />
Messung eines Verwaltungszieles entwickelt werden (vgl. Seeger et al. 1999, S. 119).<br />
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4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
Mögliche Berichtsarten und Inhaltsdarstellungen sind in Kapitel 4.1.3 und 4.1.4 bereits<br />
beschrieben worden. Bei der Gestaltung der elektronischen Unterstützung sollte<br />
darauf geachtet werden, dass das System die Erstellung der gewünschten Berichte<br />
möglichst umfassend unterstützt. Hierfür sollten die Berichtsvorlagen bzw. -muster im<br />
System frei an die individuellen Anforderungen angepasst werden können, so dass<br />
das System anschließend über einen Berichtsgenerator sämtliche Zahlen und Grafiken<br />
automatisch einfügen kann. Weiterhin sollte die Möglichkeit gegeben sein, freie<br />
Texte als Kommentare an die gewünschten Stellen einzufügen.<br />
4.2.4 Bereitstellungsfunktionen<br />
Nach der Erstellung werden die Berichte ihren Empfängern zur Verfügung gestellt.<br />
Sobald in der Kommune geklärt wurde, über welche Wege die Berichte ihren Empfängern<br />
zugestellt werden sollen, kann an die elektronische Umsetzung gedacht werden.<br />
Im Folgenden werden die wesentlichen Anforderungen – bezogen auf alle in<br />
Kapitel 4.1.5 beschriebenen Möglichkeiten – aufgeführt:<br />
• Die Berichte bzw. Kennzahlen können in Office-Anwendungen 31 exportiert werden<br />
und sind dort weiter bearbeitbar.<br />
• Die erstellten Berichte sollen elektronisch so zur Verfügung gestellt werden, dass<br />
sie vom Empfänger nicht geändert werden können. Dies kann z. B. durch eine<br />
Umwandlung in eine PDF-Datei geschehen.<br />
• Den Berichtsempfängern kann ein direkter Zugang zum Auswertungssystem eingerichtet<br />
werden, sodass sie dort selbst Auswertungen vornehmen und Berichte<br />
erstellen können. Der Zugang ist durch geeignete Maßnahmen (z. B. Benutzerkennwort<br />
und Passwort) zu schützen. Je nach Position können die Empfänger<br />
unterschiedliche Berechtigungen erhalten, d. h. unterschiedliche Datenbestände<br />
sehen.<br />
Dem Berichterstatter stehen, wie bereits beschrieben, für die Bereitstellung bzw.<br />
Versendung der Berichte zwei grundsätzliche Möglichkeiten zur Verfügung: die klassischen<br />
Papierberichte und IT-gestützte Berichte. Häufig ist noch das Papierberichtswesen<br />
dominierend, da Papier z. T. praktischer zu handhaben ist (herumblättern,<br />
Anmerkungen schreiben, Kommentare ergänzen, etc.). Bei den IT-gestützten<br />
Berichtswesen kann zwischen zwei Möglichkeiten unterschieden werden. Bei der einfachen<br />
Variante, die in der Literatur als „bediente Selbstbedienung“ bezeichnet wird,<br />
werden dem Berichtsempfänger die Informationen in elektronischer Form möglichst<br />
einfach über das Intranet zur Verfügung gestellt. Dies wird durch Nutzung von Kommunikationskomponenten<br />
wie der elektronischen Post oder anderer Wissensmanagementverfahren,<br />
beispielsweise Groupware-Applikationen, bewerkstelligt. Bei der<br />
zweiten Variante, der „echten Selbstbedienung“, kann der Berichtsempfänger mit Hil-<br />
31 Unter Office-Anwendungen werden hier übliche Büro-Anwendungen zur Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und<br />
Präsentationserstellung sowie einfache Datenbankanwendungen verstanden, wie sie z. B. in Softwarepaketen wie<br />
MS Office, Star Office oder Lotus Smart Suite enthalten sind.<br />
39 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
fe von Endbenutzerzugängen zu OLAP-Tools eigenständige Datenanalysen durchführen.<br />
32<br />
Im Falle von Papierberichten oder der „bedienten Selbstbedienung“ ist es meist erforderlich,<br />
dass die Berichte in Office-Anwendungen weiter bearbeitet werden können,<br />
bevor sie bereitgestellt oder ausgedruckt werden. Im Fall der Bereitstellung einer<br />
Datei z. B. über das Intranet ist häufig gewünscht, dass die Datei nicht verändert<br />
werden kann. Dies wird z. B. über die Umwandlung in eine PDF-Datei ermöglicht.<br />
Daher sollte die Software zur Berichtserstellung die Berichtsdateien einerseits in Office-Anwendungen<br />
exportieren können und andererseits die Möglichkeit bieten, PDF-<br />
Dateien zu erstellen.<br />
Werden im Zuge der „echten Selbstbedienung“ den Empfängern Endbenutzerzugänge<br />
zum Berichtssystem eingerichtet, so sind diese durch entsprechende Zugriffs- und<br />
Rollenkonzepte zu schützen. Zum einen sind hierbei die Zugänge vor der Benutzung<br />
durch Unberechtigte zu schützen, zum anderen sind die Inhalte im System vor unberechtigter<br />
Manipulation zu schützen.<br />
4.2.5 Überblick über die funktionalen Anforderungen<br />
Im Folgenden werden die funktionalen Anforderungen noch einmal im Überblick dargestellt.<br />
Erfassungsfunktionen<br />
• Die Daten müssen im erforderlichen Detaillierungsgrad erfasst werden.<br />
• Die Daten müssen in der erforderlichen Aktualität für die Auswertung bereitstehen.<br />
Auswertungsfunktionen<br />
• Das Auswertungssystem muss die Daten aus den entsprechenden Datenerfassungstools<br />
auswählen und importieren können.<br />
• Das System muss die gewünschten Auswertungen vornehmen und die Daten auf<br />
beliebigen Stufen verdichten können.<br />
• Das System muss die gewünschten Kennzahlen berechnen können und die freie<br />
Definition neuer Kennzahlen zulassen.<br />
• Das System soll Analysen am Bildschirm und verschiedene Sichten auf die Daten<br />
einfach ermöglichen (z. B. Drill-down, Zeitreihenanalysen, etc.).<br />
• Das System soll die Eingabe von Schwellenwerten unterstützen und über eine<br />
Warnfunktion bei Über- oder Unterschreiten der Werte verfügen.<br />
32 Vgl. Waniczek 2002, S. 132.<br />
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4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
Erstellungsfunktionen<br />
• Im System sollen Berichtsvorlagen frei angepasst bzw. erstellt werden können.<br />
Die Berichtsvorlagen sollen gespeichert werden können.<br />
• Das System soll eigenständig und basierend auf den Vorlagen Berichte generieren<br />
können. Ein leistungsfähiger Berichtsgenerator sollte vorhanden sein.<br />
• Das System soll die gewünschten Grafikdarstellungen beherrschen, d. h. über<br />
ausgereifte Präsentationsmöglichkeiten verfügen.<br />
• Das System soll die Möglichkeit vorsehen, Kommentare in die Berichte einzufügen.<br />
Bereitstellungsfunktion<br />
• Die Berichte bzw. Kennzahlen können in Office-Anwendungen exportiert werden<br />
und sind dort weiter bearbeitbar.<br />
• Die erstellten Berichte sollen elektronisch so zur Verfügung gestellt werden, dass<br />
sie vom Empfänger nicht geändert werden können. Dies kann z. B. durch Umwandlung<br />
in eine PDF-Datei geschehen.<br />
• Den Berichtsempfängern kann ein direkter Zugang zum Auswertungssystem eingerichtet<br />
werden, sodass sie dort selbst Auswertungen vornehmen und Berichte<br />
erstellen können. Der Zugang ist durch geeignete Maßnahmen zu schützen. Je<br />
nach Position können die Empfänger unterschiedliche Berechtigungen erhalten.<br />
4.3 Technische Anforderungen<br />
Bevor die technischen Anforderungen dargestellt werden, wird der Ablauf des Berichtswesens<br />
noch einmal aus Systemsicht betrachtet. Die folgende Abbildung zeigt<br />
alle am Berichtswesen beteiligten Systeme.<br />
41 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
Vorsysteme<br />
z. B. Mittelbewirtschaftung,<br />
Produktbeschreibungen<br />
Verarbeitungsmodul<br />
z. B. Kosten- und<br />
Leistungsrechnung<br />
Auswertungsmodul<br />
Berichtswesen<br />
Erfassungsmodule<br />
Datenübernahme aus den Vorsystemen und Erfassungsmodulen für die Kostenrechnung<br />
Stammdaten aus der KLR erfasst und in den Vorsystemen abrufbar<br />
z. B. Leistungserfassung,<br />
Personalmodul oder<br />
verwaltungsinterne/-externe<br />
Quellen<br />
Abbildung 5: Technischer Aufbau des Berichtswesens (am Beispiel KLR) 33<br />
Für die Erstellung der Berichte sind Vorsysteme, Erfassungs-, Verarbeitungs- und<br />
Auswertungsmodule notwendig. Zu den Vorsystemen können beispielsweise das<br />
Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen, die Mittelbewirtschaftung oder Produktbeschreibungen<br />
(Produktkatalog) gezählt werden. Unter Erfassungssystemen sind<br />
zum einen die Tätigkeits- und Leistungserfassungssysteme zu verstehen und zum<br />
anderen alle sonstigen Module, die Informationen erfassen und verdichten, wie z. B.<br />
Personalsysteme (Erfassung der Personalkosten und des Stellenspiegels) oder weitere<br />
interne und externe Quellen der öffentlichen Verwaltung wie Fallstatistiken. 34<br />
Mit der Übernahme der Daten aus den Vorsystemen und der gleichzeitigen Erfassung<br />
von Stammdaten in dem Verarbeitungssystem, beispielsweise der Kosten- und<br />
Leistungsrechnung, werden die controllingrelevanten Daten in KLR-Informationen<br />
umgewandelt. Umgekehrt sind die Daten in den Vorsystemen verfügbar, so dass<br />
Plausibilitätsprüfungen möglich sind und so dem Prinzip der „Einmalerfassung“<br />
Rechnung getragen wird. Die Daten aus dem Verarbeitungssystem bilden nun die<br />
Grundlage für das Berichtswesen. Das Berichtswesen ist hier ein Auswertungsmo-<br />
33 Eigene Darstellung in Anlehnung an Nau/ Wallner 1999, S. 149.<br />
34<br />
Im KGSt-Bericht 8/ 2004, S. 68f, wird auf eine Reihe von Datengrundlagen verwiesen, die für ein umfassendes<br />
Berichtswesen relevant sein können.<br />
42 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
dul, 35 das die führungsrelevanten Informationen in Form von Berichten darstellen<br />
kann. 36<br />
Aufbauend auf dieser Systemdarstellung werden in den folgenden Abschnitten die<br />
technischen Anforderungen an die elektronische Unterstützung des Berichtswesens<br />
beschrieben.<br />
4.3.1 Interoperabilität<br />
Unter Interoperabilität versteht das E-Government-Handbuch des BSI die „Eigenschaft<br />
von IT-Systemen und -Anwendungen, plattformübergreifend miteinander zu<br />
kommunizieren“ 37 . In Bezug auf E-<strong>Reporting</strong> spielt die Interoperabilität der beteiligten<br />
Systeme eine entscheidende Rolle: Nur wenn die Verfahren ihre Daten austauschen<br />
und gegenseitig verarbeiten können, kann eine durchgängige Bearbeitung der Daten<br />
von der Erfassung bis zur Auswertung sichergestellt werden. Insofern ergeben sich<br />
daraus folgende Anforderungen:<br />
• Bei den beteiligten Systemen müssen entsprechende Schnittstellen für den Datenaustausch<br />
vorhanden und aufeinander abgestimmt sein.<br />
• Die verwendeten Datenformate müssen aufeinander abgestimmt sein.<br />
• Das Auswertungsmodul soll die Berichte so exportieren können, dass sie in Office-Anwendungen<br />
verarbeitbar sind.<br />
Die Ausgestaltung vor Ort hängt stark von den eingesetzten Systemen und Verfahren<br />
ab und kann deshalb hier nicht mehr weiter spezifiziert werden.<br />
4.3.2 Datentechnische Anbindung der beteiligten Systeme<br />
Damit der automatisierte Datenverkehr funktioniert, müssen das Auswertungssystem<br />
sowie alle anderen beteiligten Systeme über das Netzwerk der Kommune verbunden<br />
sein. Sollen die Daten über das Internet bzw. Intranet erfasst oder bereitgestellt werden,<br />
müssen die entsprechenden Systeme ebenfalls an diese Netze angeschlossen<br />
werden. Die Vernetzung der Systeme ist in jeder Kommune individuell zu planen, da<br />
sie von den informationstechnischen Gegebenheiten vor Ort abhängt.<br />
4.3.3 Erfüllung der funktionalen Anforderungen auf technischer Ebene<br />
In Kapitel 4.2 wurden die funktionalen Anforderungen an das E-<strong>Reporting</strong> beschrieben.<br />
Die technische Unterstützung ist so auszugestalten, dass die Anforderungen,<br />
die im Einzelfall gewünscht sind, erfüllt werden. Da auch hier die konkrete Umset-<br />
35 Andere Auswertungsmodule sind in diesem Zusammenhang z. B. Kennzahlensysteme und Abweichanalysen.<br />
36 Vgl. Nau/ Wallner 1999, S. 148 f.<br />
37 BSI 2005b, S. 14.<br />
43 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
zung stark von der Ausgestaltung des Berichtswesens in der einzelnen Kommune<br />
abhängt, werden die Anforderungen nur im Allgemeinen beschrieben.<br />
• Das System sollte eine gezielte Datenselektion sowie einen automatisierten Datentransfer<br />
aus Vorsystemen ermöglichen.<br />
• Im Auswertungssystem sollen Auswertungsmethoden und Kennzahlen frei definierbar<br />
sein.<br />
• Das System sollte eine leistungsfähige Unterstützung der grafischen Aufbereitung<br />
bieten.<br />
• Im System sollen die Berichtsvorlagen frei definierbar sein.<br />
• Das System soll Berichte auf Basis der Berichtsvorlagen automatisiert erstellen<br />
können.<br />
• Das System soll einfach zu administrieren sein.<br />
• Es soll ggf. möglich sein, den Berichtsempfängern entsprechende Zugänge einzurichten.<br />
4.3.4 Leistungsfähigkeit<br />
In der Regel werden für das Berichtswesen umfangreiche Datenbestände übergeben<br />
und bearbeitet. Die Menge hängt im Einzelnen u. a. von der inhaltlich-fachlichen Ausrichtung<br />
des Berichtswesens, dem Leistungsspektrum der Verwaltung und der Größe<br />
der Bereiche, über die berichtet wird, ab. Bei der Konzeption der elektronischen Unterstützung<br />
ist sicherzustellen, dass die gewählte Variante ausreichend leistungsfähig<br />
ist und sie die geforderten Datenmengen in angemessener Zeit bearbeiten kann.<br />
Gleiches gilt für die Ausgestaltung der Schnittstellen und der Datennetze: Auch diese<br />
müssen für die zu erwartende Datenmenge ausgelegt sein.<br />
4.3.5 Überblick über die technischen Anforderungen<br />
Die technischen Anforderungen, die in den vorangegangenen Abschnitten beschrieben<br />
wurden, sind bewusst auf einer relativ abstrakten Ebene formuliert worden. Aus<br />
der Analyse des Berichtswesens auf kommunaler Ebene im ersten Abschnitt dieses<br />
Berichts ist deutlich geworden, dass die informationstechnischen Gegebenheiten in<br />
den Kommunen sehr unterschiedlich sind und sich daher kaum detaillierte Anforderungen<br />
definieren lassen, die für alle Kommunen zutreffen. Weiterhin hängt die elektronische<br />
Unterstützung maßgeblich auch von der inhaltlichen Ausgestaltung und<br />
Zielsetzung des kommunalen Berichtswesens ab. Die Anpassung dieser allgemeinen<br />
Anforderungen auf die Situation und Voraussetzungen vor Ort ist daher individuell in<br />
jeder Kommune zu leisten, ausgehend vom fachlich-inhaltlichen Konzept des Berichtswesens.<br />
Im Folgenden werden die allgemeinen Anforderungen noch einmal im Überblick dargestellt.<br />
44 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
Interoperabilität<br />
• Bei den beteiligten Systemen müssen entsprechende Schnittstellen für den Datenaustausch<br />
vorhanden und aufeinander abgestimmt sein.<br />
• Die verwendeten Datenformate müssen aufeinander abgestimmt sein.<br />
• Das Auswertungsmodul soll die Berichte so exportieren können, dass sie in Office-Anwendungen<br />
verarbeitbar sind.<br />
Datentechnische Anbindung der beteiligten Systeme<br />
• Die beteiligten Systeme sind über das kommunale Datennetz zu verbinden und je<br />
nach Bedarf auch an das Internet anzuschließen.<br />
Erfüllung der funktionalen Anforderungen auf technischer Ebene<br />
• Das System sollte eine gezielte Datenselektion sowie einen automatisierten<br />
Datentransfer aus Vorsystemen ermöglichen.<br />
• Im Auswertungssystem sollen Auswertungsmethoden und Kennzahlen frei definierbar<br />
sein.<br />
• Das System sollte eine leistungsfähige Unterstützung der grafischen Aufbereitung<br />
bieten.<br />
• Im System sollen die Berichtsvorlagen frei definierbar sein.<br />
• Das System soll Berichte auf Basis der Berichtsvorlagen automatisiert erstellen<br />
können.<br />
• Das System soll einfach zu administrieren sein.<br />
• Es soll ggf. möglich sein, den Berichtsempfängern entsprechende Zugänge einzurichten.<br />
Leistungsfähigkeit<br />
• Die eingesetzten Systeme müssen die zu erwartenden Datenmengen in angemessener<br />
Zeit übergeben und bearbeiten können.<br />
• Die Schnittstellen und Netzverbindungen müssen ebenfalls für die zu erwartenden<br />
Datenmengen ausgelegt sein.<br />
4.3.6 Technische Umsetzungsvarianten<br />
Da die technischen Anforderungen kaum detaillierter beschrieben werden können,<br />
sollen im Folgenden zwei technische Umsetzungsvarianten des elektronischen Berichtswesens<br />
dargestellt und verglichen werden:<br />
• Data Warehouse und OLAP-Anwendungen,<br />
• KLR-Software und einfache Datenbankanwendungen.<br />
Diese beiden Varianten wurden in der Umfrage unter den Transferkommunen, die<br />
von der Arbeitsgruppe E-<strong>Reporting</strong> im Rahmen von MEDIA@Komm-Transfer durch-<br />
45 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
geführt wurde, am häufigsten für die Unterstützung des Berichtswesens genannt (s.<br />
Anhang 1).<br />
4.3.6.1 Data Warehouse und OLAP-Anwendungen<br />
Das Data Warehouse ist eine zentrale Datensammlung bzw. Datenbank, deren Inhalt<br />
sich aus Daten unterschiedlicher Quellen zusammensetzt. Die Daten werden von den<br />
Datenquellen in das Data Warehouse geladen und dort vor allem für die Datenanalyse<br />
und zur Unterstützung für Managemententscheidungen langfristig gespeichert.<br />
Eine OLAP (Online Analytical Processing)-Anwendung stellt Methoden und Werkzeuge<br />
bereit, mit denen mehrdimensionale, komplexe Abfragen an Datenbanken gestellt<br />
werden können.<br />
Die Architektursicht des Data Warehouse ähnelt der allgemeinen Darstellung zu Beginn<br />
des Kapitels. Die Vorsysteme und externen Quellen liefern das Datenmaterial in<br />
atomistischer Detaillierung. Die Daten werden in das Data Warehouse geladen, damit<br />
sie dort selektiert (nur relevante Daten werden weiterverarbeitet), harmonisiert (z. B.<br />
themenspezifisch zusammengefasst), verdichtet (z. B. je Periode) und angereichert<br />
(z. B. Abweichungsberechnungen) werden können. Diese so aufbereiteten Daten<br />
werden anschließend im Data Warehouse gespeichert und verwaltet. Im Data Warehouse<br />
werden weiterhin die entsprechenden Meta-Daten (z. B. Kennzahlendefinitionen)<br />
in Metadatenbanksystemen 38 vorgehalten. Das Data Warehouse entspricht somit<br />
weitgehend dem Verarbeitungsmodul aus der allgemeinen Darstellung.<br />
Aus dem vorhandenen Datenpool werden so genannte Würfel (Sichten) generiert, die<br />
verdichtete Ausschnitte aus dem Data Warehouse darstellen und für die weitere Berichtserstellung<br />
verwendet werden. Auf diesen so genannten OLAP-Würfeln operierende<br />
Tools erlauben dem Anwender, in einem definierten Datenraum zu navigieren<br />
und diesen zu analysieren. OLAP hat dafür folgende Basiskomponenten (s.<br />
Abbildung 6): 39<br />
• „Drill-down: Bewegung innerhalb einer Dimensionshierarchie in einer untergeordneten<br />
Hierarchie, z. B. von Jahr zu Monaten<br />
• Roll-up: Erhöhung des Verdichtungsniveaus einer Dimensionsstufe, z. B. von<br />
Bürger einer Straße zu Bürger eines Stadtteils<br />
• Slicing: Auswahl eines zweidimensionalen Schnittes aus dem mehrdimensionalen<br />
Datenwürfel, z. B. Auswahl der von den Bürgern in Anspruch genommen Dienstleistungen<br />
unabhängig von der zeitlichen Dimension<br />
38<br />
„Metadatenbanksysteme enthalten betriebswirtschaftliche und Daten verarbeitende Informationen über die im Data<br />
Warehouse gespeicherten Daten.“ (Daum 2002, S. 126).<br />
39 Vgl. Waniczek 2002, S. 245 f und Daum 2002, S. 123 ff.<br />
46 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
• Dicing: Verkleinerung der Kantenlänge eines Würfels, d. h. Vorauswahl bestimmter<br />
Dimensionswerte entlang einer Dimension, z. B. die in Anspruch genommenen<br />
Produkte der Bürger einer Stadt im Monat Dezember 2000“. 40<br />
Dimensionen<br />
Slicing<br />
Produkt<br />
Vertriebskanal<br />
Kunde Kunde Kunde<br />
Dicing<br />
Abbildung 6: OLAP-Navigationsmöglichkeiten 41<br />
Hierarchien<br />
Drill-down Roll-up<br />
Vorstand<br />
Drill-across<br />
Bereich<br />
Team<br />
Mit einem Data Warehouse wird somit eine separate Systemarchitektur aufgebaut.<br />
Damit können die bisherigen Sachzusammenhänge der operativen Daten neu in so<br />
genannten Dimensionen (Gliederung, Gruppierung, Kostenstellen, Kostenträger/<br />
Produkte, Zeit, etc.) dargestellt werden. Diese Technologie erlaubt eine natürliche<br />
Sicht auf die Daten und schnelle und komplexe Abfragen. Sie stellt ein effizientes<br />
Werkzeug zur umfassenden Erarbeitung von Entscheidungsgrundlagen in der Verwaltung<br />
dar und ermöglicht den Aufbau eines organisationsweit einheitlichen und<br />
konsistenten Datenpools für das themenorientierte, mehrdimensionale Berichtswesen<br />
(OLAP-<strong>Reporting</strong>).<br />
„Die Analyse- und Berichtsdaten werden mittels Business Intelligence Tools an den<br />
Benutzer gebracht, d. h. sie werden für einen schriftlichten Bericht aufbereitet oder<br />
ermöglichen dem Nutzer die Online-Navigation und -Analyse.“ 42 Für die Online-<br />
Nutzung benötigen der Berichtersteller wie auch der Berichtsempfänger selbst einen<br />
inter- oder intranetfähigen OLAP-Endbenutzerzugang, mit dem dann gezielt auf die<br />
gewünschten Informationen zugegriffen werden kann. Je nach Funktionalität des Business<br />
Intelligence Tools können die Berichte mit Kommunikationskomponenten wie<br />
E-Mail versendet oder mit anderen Komponenten individuell weiterverarbeitet werden.<br />
Die Informationsbereitstellung und Präsentation der Daten über OLAP-Endbenutzerzugänge<br />
bieten dem Nutzer sowohl Vor- als auch Nachteile. Vorteile sind die vollen<br />
Analysemöglichkeiten am Arbeitsplatz, die rasche Problem- oder Abweichungserkennung<br />
und Möglichkeit zur Reaktion darauf, ein intensives Selbstcontrolling, d. h.<br />
40 Daum 2002, S. 130 f.<br />
41 Vgl. Waniczek 2002, S. 255.<br />
42 Waniczek 2002, S. 246.<br />
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4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
eine eigenständige Beschäftigung mit relevanten kommunalen Sachverhalten, und<br />
eine effiziente Zusammenarbeit mit dem Controlling. Dem stehen einige Nachteile<br />
bzw. Gefahren beim Einsatz der OLAP-Endbenutzerzugänge gegenüber: Zum einen<br />
erfordern die Benutzung der Zugänge und das eigenständige Navigieren in den<br />
Daten vertieftes PC-Know-how sowie Kenntnisse der OLAP-Funktionen. Zum anderen<br />
besteht die Gefahr, dass die Berichtsempfänger die Zugänge nicht nutzen und<br />
damit keine aktuellen Informationen mehr erhalten, das zentrale Controlling geschwächt<br />
wird und möglicherweise Doppelarbeit durch gleiche Auswertungen an<br />
mehreren Stellen entsteht. 43<br />
4.3.6.2 KLR-Software und einfache Datenbankenanwendungen<br />
In der zweiten technischen Umsetzungsvariante steht eine Kosten- und Leistungsrechnungssoftware<br />
im Zentrum. In dieser Lösung bestehen die Vorsysteme – wie in<br />
der Data Warehouse-Lösung – in erster Linie aus dem Haushaltsverfahren und der<br />
kommunalen Vermögensverwaltung. Zu den Erfassungsmodulen gehören Fachverfahren<br />
(z. B. Geodatenbank) und ggf. Datenbanken, in denen z. B. Personalkosten<br />
und Arbeitszeitaufzeichnungen vor der Weitergabe an die KLR-Software aufbereitet<br />
werden. Die Vorsysteme sind über entsprechende Schnittstellen an die KLR-<br />
Software angebunden und übergeben die relevanten Daten an die KLR-Software.<br />
Sind alle Informationen im KLR-Verfahren vorhanden, können die Berichte erstellt<br />
werden. Reine KLR-Berichte können überwiegend direkt aus der KLR-Software generiert<br />
werden.<br />
Sollen Auswertungen durchgeführt oder Daten in die Auswertung mit einbezogen<br />
werden, die nicht direkt in der KLR-Software bearbeitet werden können, so können<br />
die Berichte mit Hilfe von Office-Anwendungen weiterbearbeitet werden 44 . Zu diesen<br />
Anwendungen gehören einfache Datenbankanwendungen 45 oder Programme zur<br />
Tabellenkalkulation, 46 Textverarbeitung 47 oder Präsentationserstellung. Diese weiterführenden<br />
Anwendungen werden häufig für Ad-hoc-Auswertungen oder spezielle<br />
Analysen verwendet. Die Auswertung der Daten und Erstellung der Berichte mit<br />
Office-Anwendungen zeichnen sich durch die leichte und zumeist gewohnte Bedienung,<br />
ihre schnelle Erlernbarkeit und die Möglichkeit zum Aufbau komplexer Modelle<br />
aus. Diesen Vorteilen stehen aus Controllingsicht auch deutliche Nachteile gegenüber.<br />
Häufig fehlt beim Einsatz der Office-Anwendungen eine einheitliche Datenba-<br />
43 Vgl. Waniczek 2002, S. 258.<br />
44 Einige KLR-Softwareprodukte ermöglichen die Einbeziehung und Auswertung von externen Datenbeständen, die<br />
über KLR-Inhalte hinausgehen, so dass eine Weiterverarbeitung in Office-Systemen kaum noch erforderlich ist.<br />
45 Unter Datenbankwerkzeugen werden hier die entsprechenden Komponenten aus den unterschiedlichen Office-<br />
Paketen verstanden, z. B. MS Access (MS Office), Lotus Approach (Lotus Smart Suite) oder Star Base (Star Office)<br />
(vgl. Nölken 2002, S. 137).<br />
46<br />
Zu den Komponenten der Tabellenkalkulation zählen z. B. MS Excel (MS-Office), Lotus 1-2-3 (Lotus Smart Suite)<br />
oder Star Kalk (Star Office) (vgl. Nölken 2002, S. 137).<br />
47<br />
Zu den Textverarbeitungskomponenten zählen z. B. MS Word (MS-Office), Lotus Word Pro (Lotus Smart Suite)<br />
oder Star Writer (Star Office) (vgl. Nölken 2002, S. 137).<br />
48 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
sis, die Darstellungen und Auswertungen werden rasch unübersichtlich und sind aufgrund<br />
des hohen manuellen Aufwands relativ fehleranfällig, insbesondere bei komplexen<br />
Berichtssystemen. 48 Daher sollten sie bei der Umsetzung eines betriebswirtschaftlichen<br />
Berichtswesens als zusätzliche unterstützende Instrumente gesehen<br />
werden. Die eigentlichen Auswertungen sollten durch spezifische Controllinginstrumente,<br />
in diesem Fall die KLR-Software, erfolgen.<br />
4.3.6.3 Gegenüberstellung der beiden Varianten<br />
In der folgenden Tabelle werden die beiden Ansätze gegenübergestellt.<br />
Systemteile Data Warehouse und OLAP-<br />
Anwendungen<br />
Vor- und Erfassungssysteme <br />
Verarbeitungsmodul <br />
Auswertungsmodul<br />
Alle verwaltungsinternen Systeme,<br />
wie z. B. HKR-Verfahren, Fachverfahren,<br />
Zeiterfassung, Personalkostenerfassung,<br />
Fallstatistiken<br />
Verwaltungsexterne Quellen<br />
Data Warehouse in Verbindung mit<br />
dem Metadatenbanksystem<br />
OLAP-<strong>Reporting</strong><br />
Ggf. Office-Anwendungen als Ergänzung<br />
KLR-Software und einfache<br />
Datenbankanwendungen<br />
Alle verwaltungsinternen Systeme,<br />
wie z. B. HKR-<br />
Verfahren, Fachverfahren,<br />
Zeiterfassung, Personalkostenerfassung,<br />
Fallstatistiken<br />
Zur Ergänzung Datenbanken<br />
zur Vorbereitung der Zahlen<br />
Kosten- und Leistungsrechnungssoftware<br />
Kosten- und Leistungsrechnungssoftware<br />
Office-Anwendungen<br />
Tabelle 6: Gegenüberstellung der beiden technischen Umsetzungsvarianten<br />
4.4 Anforderungen an die Sicherheit<br />
Anforderungen an die Sicherheit beziehen sich einerseits auf den Datenschutz sowie<br />
andererseits auf die Datensicherheit bzw. IT-Sicherheit:<br />
• Aufgabe des Datenschutzes ist es, den Einzelnen davor zu schützen, dass er<br />
durch den Umgang mit seinen personenbezogenen Daten 49 in unzulässiger Weise<br />
in seinem Recht beeinträchtigt wird, selbst über die Preisgabe und Verwendung<br />
seiner Daten zu bestimmen.<br />
48 Vgl. Nölken 2002, S. 137 ff.<br />
49 Als personenbezogene Daten werden einzelne Informationen gewertet, durch die sich Rückschlüsse auf die Identität<br />
oder die sachlichen Verhältnisse einer Person ziehen lassen (vgl. § 3 Abs. 1 Bundesdatenschutzgesetz), so z. B.<br />
Name, Anschrift, Staatsangehörigkeit, Familienstand, Beruf oder Einkommen.<br />
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4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
• Die Datensicherheit bzw. IT-Sicherheit umfasst alle Maßnahmen für die Sicherstellung<br />
der Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität von Daten.<br />
Im Folgenden werden Anforderungen im Zusammenhang mit dem Datenschutz sowie<br />
der Datensicherheit bzw. IT-Sicherheit erläutert.<br />
4.4.1 Datenschutz<br />
Im Rahmen von E-<strong>Reporting</strong> ist der Datenschutz nur mittelbar betroffen: Bei der Leistungserfassung<br />
werden von einzelnen Personen Daten zu ihren Tätigkeiten eingegeben.<br />
Hier ist sicherzustellen, dass bei der Auswertung der Daten keine Rückschlüsse<br />
auf die Arbeitsleistung einzelner Personen gezogen werden können. In der Regel<br />
können die Daten aus der Leistungserfassung daher nicht auf Ebene der Personen<br />
ausgewertet werden, sondern nur ab Kostenstellenebene aufwärts. Gleiches gilt für<br />
Daten aus dem Personalwesen, die für die Berichtserstellung verwendet werden. Alle<br />
weiteren Daten sind nicht personenbezogen und betreffen daher nicht den Datenschutz.<br />
Für die personenbezogenen Daten, die im Rahmen des Berichtswesens genutzt<br />
werden, ist generell ein Grundschutz zu gewährleisten. Im Bundesdatenschutzgesetz<br />
(BDSG) ist darüber hinaus geregelt, dass personenbezogene Daten, die u. a. Angaben<br />
zur Gesundheit einer Person enthalten, verstärkt zu schützen sind (vgl. § 3 Abs.<br />
9 BDSG). Wenn im Rahmen der Leistungserfassung auch Krankenzeiten erfasst<br />
werden, so sind diese besonders zu schützen. In diesen Fällen sind daher geeignete<br />
technische wie organisatorische Maßnahmen zum Schutz der Daten zu treffen, wie<br />
z. B. folgende:<br />
• Feststellung und Bewertung des Schutzbedarfs personenbezogener Daten:<br />
Personenbezogene Daten sind im Hinblick auf ihren Schutzbedarf sowohl einzeln<br />
als auch im Gesamtkontext der Anwendung, d. h. der Leistungserfassung, zu<br />
bewerten. Die Ausgestaltung von Schutzmaßnahmen muss sich daran orientieren,<br />
welche Folgen für einen Betroffenen bei Datenschutzverletzungen entstehen<br />
können und welcher potenzielle Schaden für die Behörde eintreten kann (s. auch<br />
Kapitel 4.4.2.1).<br />
• Personelle Maßnahmen: Es ist ein Rollen- und Zugriffsrechtekonzept zu erstellen,<br />
das regelt, welche Personen im Rahmen ihrer jeweiligen Funktion (Anwendungsentwickler,<br />
Systemadministrator, Anwenderbetreuer, Sachbearbeiter, Revisor,<br />
Datenschutzbeauftragter) welche Daten erheben, verarbeiten und nutzen<br />
dürfen.<br />
• Beteiligung des Datenschutzbeauftragten sowie des Personalrats: Durch<br />
den Einbezug des behördlichen Datenschutzbeauftragten und des Personalrats<br />
wird gewährleistet, dass die Kommune bzw. der Kreis den Erfordernissen des<br />
Datenschutzes in der Leistungserfassung umfassend Rechnung trägt.<br />
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4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
Umfassende Lösungskonzepte sowie Leitlinien zum Thema Datenschutz sind im<br />
E-Government-Handbuch des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik<br />
(BSI) 50 niedergelegt.<br />
4.4.2 Datensicherheit/ IT-Sicherheit<br />
4.4.2.1 Schutzbedarfsfeststellung<br />
Mit der Schutzbedarfsfeststellung wird für identifizierte onlinefähige Dienstleistungen<br />
definiert, welchen Schutzbedarf die ihr zu Grunde liegende Kommunikation zwischen<br />
Nutzer und der Behörde bzw. innerhalb der Behörde nach sich zieht. 51 Die zu betrachtenden<br />
Sicherheitsziele sind die Vertraulichkeit und Verbindlichkeit (Integrität,<br />
Authentizität und Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen Daten, Authentizität der<br />
Kommunikationspartner). Unverzichtbare Voraussetzung für das Funktionieren des<br />
E-<strong>Reporting</strong>s ist ferner die Verfügbarkeit der technischen Systeme. Für rechtsverbindliche<br />
Transaktionen ist grundsätzlich der Aspekt des Schriftformerfordernisses zu<br />
berücksichtigen (für eine umfangreiche Beschreibung der Schutzbedarfe s. Anhang<br />
3). 52<br />
Für ein kommunales E-<strong>Reporting</strong>, wie es im vorliegenden <strong>Spezifikationsbericht</strong> vorgestellt<br />
wird, wurde insgesamt die Schutzbedarfsklasse „niedrig“ bis „mittel“ ermittelt<br />
(s. Anhang 3).<br />
4.4.2.2 Maßnahmen zur Gewährleistung von Datensicherheit bzw. IT-<br />
Sicherheit<br />
Auf Basis der ermittelten „niedrigen“ bis „mittleren“ Schutzbedarfsklasse sind technisch-organisatorische<br />
Anforderungen zur Gewährleistung von Datensicherheit bzw.<br />
IT-Sicherheit zu formulieren:<br />
Anforderungen an die Vertraulichkeit<br />
Im Rahmen des E-<strong>Reporting</strong>s sind Maßnahmen zu ergreifen, so dass mit der Nutzung<br />
des E-<strong>Reporting</strong>s für den Einzelnen keine Beeinträchtigungen entstehen. Die<br />
Daten, die zur Auswertung übergeben werden und für die Berichte bearbeitet werden,<br />
müssen entsprechend vor unberechtigten Zugriffen geschützt werden, z. B.<br />
durch die Etablierung entsprechender Rollen- und Zugriffsrechtekonzepte und die<br />
Vergabe von Benutzerkennungen.<br />
Anforderungen an die Verbindlichkeit<br />
Verbindlichkeit wird durch die Gewährleistung der Integrität, der Authentizität und<br />
Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen Daten sowie der Authentizität der Kommunika-<br />
50 Vgl. BSI 2005c.<br />
51 Vgl. BSI 2005a, S. 41ff.<br />
52 Vgl. BSI 2005d.<br />
51 von 75
4 SPEZIFIKATION DES VERFAHRENS „E-REPORTING“<br />
tionspartner erreicht. Eine entsprechende Maßnahme kann die Wahrung der Integrität<br />
sein, d. h. der Schutz der Daten vor unberechtigter Veränderung durch entsprechende<br />
Rollen- und Zugriffsrechtekonzepte.<br />
Anforderungen an die Verfügbarkeit<br />
Mit der Verfügbarkeit der beteiligten Verfahren sind Anforderungen verknüpft, welche<br />
die kontinuierliche Bereitstellung der Dienste gewährleisten.<br />
Im Zusammenhang mit dem E-<strong>Reporting</strong> sind Maßnahmen zur Sicherstellung eines<br />
geordneten Geschäftsverkehrs im „üblichen“ Rahmen zu ergreifen, so z. B. ein regelmäßiges<br />
Back-up.<br />
52 von 75
LITERATURVERZEICHNIS<br />
Literaturverzeichnis<br />
Andersen 1997 Andersen, Uwe: Gemeinden/Kommunale Selbstverwaltung.<br />
In: Andersen, Uwe/ Woyke, Wichard (Hrsg.): Handwörterbuch<br />
des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, 3.<br />
Aufl., Opladen: Leske & Budrich 1997, S. 172-180.<br />
Bachmann 2004 Bachmann, Peter: Controlling für die öffentliche Verwaltung.<br />
Grundlagen, Verfahrensweisen, Einsatzgebiete. 1. Auflage.<br />
Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler/<br />
GWV Fachverlag GmbH 2004.<br />
BMI 2006 Bundesministerium des Innern: Neue Steuerungsinstrumente<br />
im Kontext der Modernisierung von Staat und Verwaltung.<br />
http://www.bmi.bund.de/cln_028/nn_164466/Internet/<br />
Content/Themen/Moderne__Verwaltung/DatenundFakten/<br />
Neue__Steuerungsinstrumente__im__Kontext__Id__94274<br />
__de.html#doc143440bodyText5<br />
Abruf am 13.02.2006.<br />
BSI 2005a Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik: BSI-<br />
Standard 100-2: IT-Grundschutz-Vorgehensweise. Version<br />
1.0, Bonn 2005.<br />
http://www.bsi.bund.de/literat/bsi_standard/index.htm<br />
Abruf 29.06.2006.<br />
BSI 2005b Projektgruppe E-Government im Bundesamt für Sicherheit in<br />
der Informationstechnik: Das E-Government-Glossar. Pragmatische<br />
Definitionen, Begriffserläuterungen und Abkürzungsverzeichnis.<br />
Modul aus dem E-Government-Handbuch.<br />
Bonn 2005.<br />
http://www.bsi.bund.de/fachthem/egov/6.htm<br />
Abruf 28.10.2005.<br />
BSI 2005c Projektgruppe E-Government im Bundesamt für Sicherheit in<br />
der Informationstechnik: Datenschutzgerechtes<br />
E-Government. Handlungsempfehlungen. Modul aus dem<br />
E-Government-Handbuch. Bonn 2005.<br />
http://www.bsi.bund.de/fachthem/egov/6.htm<br />
Abruf 28.10.2005.<br />
53 von 75
LITERATURVERZEICHNIS<br />
BSI 2005d Projektgruppe E-Government im Bundesamt für Sicherheit in<br />
der Informationstechnik: Phasenplan E-Government.<br />
Phase 3 Analyse. Modul aus dem E-Government-Handbuch.<br />
Bonn 2005<br />
http://www.bsi.bund.de/fachthem/egov/6.htm<br />
Abruf 28.10.2005.<br />
Budäus/ Schwiering<br />
1999<br />
Budäus, Dietrich/ Schwiering, Karin: Die Rolle der Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie im Modernisierungsprozess<br />
öffentlicher Verwaltung. In: Scheer, August-Wilhelm<br />
(Hrsg.): Electronic Business und Knowledge Management.<br />
Neue Dimensionen für den Unternehmungserfolg. Heidelberg:<br />
Physica-Verlag 1999, S. 148-152.<br />
Daum 2002 Daum, Ralf: Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
für bürgerorientierte Kommunalverwaltungen.<br />
Schriften zur öffentlichen Verwaltung und öffentlichen<br />
Wirtschaft. Bd.176. 1. Auflage. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft<br />
2002.<br />
DIFU-Materialien<br />
6/2005<br />
Fischer/ Weber<br />
2001<br />
Fudalla/ Wöste<br />
2004<br />
DIFU-Materialien 6/ 2005: Verwaltungsmodernisierung in<br />
deutschen Kommunalverwaltungen – Eine Bestandsaufnahme.<br />
Ergebnisse einer Umfrage des Deutschen Städtetages<br />
und des Deutschen Instituts für Urbanistik, Berlin 2005.<br />
Fischer, Edmund/ Weber, Jürgen: Der Nutzen der Kostenrechnung<br />
in Kommunen. Eine empirische Studie zu Gestaltung,<br />
Nutzung und Erfolg der Kostenrechnung. Vallendar<br />
2001.<br />
Fudalla, Mark/ Wöste, Christian: Doppik schlägt Kameralistik.<br />
Fragen und Antworten zur Einführung eines doppischen<br />
Haushalts- und Rechnungswesens. 3. unveränderte Auflage.<br />
KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft Aktiengesellschaft<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft 2004.<br />
Horváth 1998 Horváth, Peter: Controlling, 7. vollst. überarb. Aufl. München:<br />
Vahlen 1998.<br />
54 von 75
LITERATURVERZEICHNIS<br />
KBSt 2005 Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für<br />
Informationstechnik in der Bundesverwaltung (KBSt): SAGA.<br />
Standards und Architekturen für E-Government-<br />
Anwendungen. Version 2.1. Schriftenreihe der KBSt. Band<br />
82. September 2005.<br />
http://www.kbst.bund.de/cln_011/nn_836960/Content/<br />
Standards/Saga/Standards/standards__node.<br />
html__nnn=true<br />
Abruf 29.06.2006.<br />
KGSt-Bericht<br />
4/2001<br />
KGSt-Bericht<br />
5/2001<br />
KGSt-Bericht<br />
7/2004<br />
KGSt-Bericht<br />
8/2004<br />
KGSt-Bericht 4/ 2001: Arbeit mit Kennzahlen. Teil 1: Grundlagen.<br />
Köln 2001.<br />
KGSt-Bericht 5/ 2001: Arbeit mit Kennzahlen. Teil 2: Empfehlungen<br />
für die Praxis. Köln 2001.<br />
KGSt-Bericht 7/ 2004: Kommunale Managementberichte I:<br />
Grundlagen und Nutzen. Köln 2004.<br />
KGSt-Bericht 8/ 2004: Kommunale Managementberichte II:<br />
Einführungsstrategien und Umsetzungsempfehlungen. Köln<br />
2004.<br />
Knipp 2005 Knipp, Rüdiger: Interviewprotokoll. Experteninterview mit Rüdiger<br />
Knipp, Mitarbeiter des DIFU, zum Thema „Die Lage des<br />
Berichtswesens in deutschen Kommunen“ am 08.04.2005 in<br />
Berlin im Rahmen von MEDIA@Komm-Transfer. Nicht veröffentlicht.<br />
Krems Krems, Burkhardt: Online-Verwaltungslexikon.<br />
http://www.olev.de<br />
Abruf 13.02.2006.<br />
MEDIA@Komm-<br />
Transfer/ Stadt<br />
Magdeburg 2004<br />
Transferagentur MEDIA@Komm-Transfer, Stadt Magdeburg:<br />
Anforderungen an kommunales Berichtswesen. Befragung<br />
von Oberbürgermeister, Beigeordneten und ausgewählten<br />
Amts-/ Fachbereichsleitern der Landeshauptstadt Magdeburg<br />
im Rahmen des MEDIA@Komm-Transfer-Vorhabens<br />
„E-<strong>Reporting</strong>“, Oktober 2004, nicht veröffentlicht.<br />
Nau/ Wallner 1999 Nau, Hans-Rainer/ Wallner, Gerhard: Verwaltungscontrolling<br />
für Einsteiger. Kosten- und Leistungsrechnung in öffentlichen<br />
Unternehmen und Verwaltungen. 2. Auflage. Freiburg i. Br./<br />
Berlin/ München: Haufe-Verlags-Gruppe 1999.<br />
55 von 75
LITERATURVERZEICHNIS<br />
Nölken 2002 Nölken, Dirk: Controlling mit Internet- und Business Intelligence<br />
Lösungen. Controlling Schriften. Band 24. Frankfurt<br />
am Main u.a.: Lang 2002.<br />
Pook 2005 Pook, Manfred: Interviewprotokoll. Experteninterview mit<br />
Manfred Pook, Programmbereichsleiter Finanzmanagement<br />
der KGSt, zum Thema „Die Lage des Berichtswesens in deutschen<br />
Kommunen“ am 19.04.2005 in Köln im Rahmen von<br />
MEDIA@Komm-Transfer. Nicht veröffentlicht.<br />
Pook/ Tebbe 2002 Pook, Manfred/ Tebbe, Günter: Berichtswesen und Controlling.<br />
Die neue Kommunalverwaltung. Band 6 München/ Berlin:<br />
Jehle 2002.<br />
Seeger et al. 1999 Seeger, Tilman/ Walter, Matthias/ Liebe, Rüdiger/ Ebert, Günter:<br />
Kosten-, Leistungsrechnung und Controlling. Ein Erfahrungsbericht<br />
für die Praxis über die Einführung der Standard-<br />
KLR am Beispiel der Bundesverwaltung. Heidelberg: R. v.<br />
Decker’s Verlag 1999.<br />
Waniczek 2002 Waniczek, Mirko: Berichtswesen optimieren. So steigern Sie<br />
die Effizienz in <strong>Reporting</strong> und Controlling. Frankfurt/ Wien:<br />
Redline Wirtschaft bei Ueberreuter 2002.<br />
56 von 75
ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />
DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />
Anhang 1: Die Lage des Berichtswesens in<br />
deutschen Kommunen<br />
Um einen besseren Einblick in die aktuelle Verbreitung und Ausgestaltung des<br />
Berichtswesens in deutschen Kommune zu erhalten, führte die Arbeitsgruppe<br />
E-<strong>Reporting</strong> leitfadengestützte Experteninterviews mit Herrn Manfred Pook, Programmbereichsleiter<br />
Finanzmanagement der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für<br />
Verwaltungsmanagement (KGSt), und Herrn Rüdiger Knipp, Mitarbeiter des Deutschen<br />
Instituts für Urbanistik (DIFU) und Bearbeiter der Studie des Deutschen Städtetags<br />
und des DIFU „Verwaltungsmodernisierung in deutschen Kommunalverwaltungen“.<br />
53 Zusätzlich wurden die an der Initiative MEDIA@Komm-Transfer beteiligten<br />
Kommunen zu ihrem Berichtswesen befragt. Von den 24 Kommunen nahmen 18 an<br />
der Umfrage teil, die aus einem schriftlich auszufüllenden Fragebogen und einem<br />
vertiefenden Telefoninterview bestand. Ansprechpartner in den Transferkommunen<br />
waren Mitarbeiter oder leitende Angestellte der jeweils für das Berichtswesen verantwortlichen<br />
Organisationseinheit. Aufgrund der kleinen Stichprobe sind die Umfrageergebnisse<br />
trotz der relativ hohen Rücklaufquote von 75 % nicht repräsentativ für<br />
die deutsche kommunale Welt. Vielmehr erlauben die Ergebnisse einen unmittelbaren<br />
Einblick in die Wirklichkeit des Berichtswesens in Kommunen verschiedener<br />
Größenklassen und Bundesländer 54 und ergänzen die Ergebnisse von repräsentativen<br />
Studien zum Thema:<br />
• Studie zur Gestaltung, zum Nutzen und Erfolg der Kostenrechnung in Kommunen<br />
von KGSt und WHU, 55<br />
• Studie zur Verwaltungsmodernisierung in deutschen Kommunalverwaltungen<br />
vom Deutschen Städtetag (DST) und DIFU. 56<br />
Die folgende Darstellung beschränkt sich im Wesentlichen auf standardisierte finanz-<br />
und produktorientierte Berichte und deren elektronische Unterstützung.<br />
53 Die Experten der kommunalen Spitzenverbände wurden ebenfalls zu einem Interview eingeladen, sprachen sich<br />
jedoch gegen eine Unterstützung aus, da sie die Entwicklung von inhaltlichen Standards für das kommunale Berichtswesen<br />
im Rahmen eines Projektes des Bundes aus Verbandssicht nicht befürworten.<br />
54 Die 18 teilnehmenden Kommunen setzen sich aus fünf Landkreisen, drei kreisangehörigen und zehn kreisfreien<br />
Städten zusammen. Vier der teilnehmenden Kommunen haben unter 100.000 Einwohner, sieben zwischen 100.000<br />
und 200.000 Einwohner, weitere fünf Kommunen zwischen 200.000 und 400.000 Einwohner und zwei der Kommunen<br />
mehr als 400.000 Einwohner. Sie sind über zwölf Bundesländer verteilt.<br />
55 Fischer/ Weber 2001.<br />
56 DIFU-Materialien 6/ 2005.<br />
57 von 75
ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />
DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />
Verbreitung des standardisierten Berichtswesens<br />
Berichte mit finanzorientierten Informationen 57 sind in den letzten zehn Jahren zunehmend<br />
in die kommunale Praxis vorgedrungen und inzwischen beinahe flächendeckend<br />
im Einsatz. Es ist anzunehmen, dass die zunehmende Einführung der Budgetierung<br />
zur Steuerung der kommunalen Finanzen ein Treiber für die Umsetzung<br />
eines standardisierten finanzorientierten Berichtswesens ist. Laut der Studie von DST<br />
und DIFU ist die verwaltungsweite Budgetierung bereits in 54,8 % der Städte erfolgt,<br />
weitere zwölf Prozent der Städte befinden sich gerade in der Einführungsphase. 58<br />
Die Einhaltung der Budgets lässt sich nur mittels geeigneter Berichte verfolgen.<br />
Standardisierte produktorientierte Berichte 59 sind dagegen wesentlich seltener anzutreffen.<br />
Erst 15,2 % der Städte haben bisher ein produktbasiertes Berichtswesen umgesetzt,<br />
32,3 % der Kommunen bauen zurzeit ein solches auf und 34,8 % planen den<br />
Aufbau. 60 Als Ursache für die geringe Verbreitung wird angenommen, dass Produkthaushalte<br />
61 bisher eher selten umgesetzt wurden: Laut der Studie des Deutschen<br />
Städtetags und des DIFU haben erst 17,7 % der Kommunen einen produktorientierten<br />
Haushaltsplan verwirklicht, in weiteren 25,6 % befindet er sich im Aufbau.<br />
Von den Kommunen führen 27,8 % bislang kein standardisiertes Berichtswesen für<br />
kommunale Entscheidungsträger. 62 Im Vergleich zur Studie der WHU und der KGSt<br />
aus dem Jahr 2001 bedeutet dies einen deutlichen Fortschritt: Damals führten noch<br />
61,8 % der befragten Kommunen kein standardisiertes Berichtswesen. 63<br />
Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit den Ergebnissen aus der Befragung<br />
der Transferkommunen. Während ein finanzorientiertes Berichtswesen in 15 der befragten<br />
Transferkommunen (83,3 %) geführt wird, sind produktorientierte Berichte<br />
aufgrund der geringen Verbreitung einer produktorientierten Kosten- und Leistungsrechnung<br />
bzw. eines Produkthaushalts nur in neun der befragten Transferkommunen<br />
(50 %) anzutreffen: In sieben Transferkommunen deckt das produktorientierte Berichtswesen<br />
die gesamte Verwaltung ab, in zwei Transferkommunen lediglich Teilbe-<br />
57 Finanzorientierte Berichte stellen auf kamerale Finanzflüsse ab (Plan, Kontrolle, Plan-Ist-Vergleiche).<br />
58 Vgl. DIFU-Materialien 6/ 2005, Anhang Frage B1.<br />
59 Produktorientierte Berichte stellen derzeitig kamerale Finanzflüsse auf Basis von Produkten dar (Plan, Kontrolle,<br />
Plan-Ist-Vergleiche).<br />
60 Vgl. DIFU-Materialien 6/2005, S. 33 und 42.<br />
61 Produkthaushalte sind ein „Instrument der Outputsteuerung, bei dem die Bewilligung von Finanzmitteln mit den zu<br />
erbringenden Leistungen, dem Output, verknüpft wird.“ (Krems, Produkthaushalt) „Sie ergänzen das kamerale Haushaltssystem.<br />
In Produkthaushalten sind bewertete Leistungen von Behörden dargestellt. Anders als im Haushaltsplan,<br />
der den Ressourceninput in Form von Haushaltstiteln darstellt, sind im Produkthaushalt Kosten und Leistungen<br />
in aggregierter Form zu finden. Er ist ein Instrument, der den „Output“, d. h. die Arbeitsergebnisse einer Behörde<br />
darstellt und die Frage beantwortet ‚Zu welchen Kosten werden welche (Dienst-) Leistungen produziert?’“ (BMI 2006,<br />
Produkthaushalte).<br />
62 Vgl. DIFU-Materialien 6/ 2005, S. 42.<br />
63 Vgl. Fischer/ Weber 2001, S. 9.<br />
58 von 75
ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />
DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />
reiche. In drei Transferkommunen (17 %) wird gar kein standardisiertes Berichtswesen<br />
geführt (s. Abbildung 7).<br />
Verbreitung des standardisierten Berichtwesens<br />
in den Transferkommunen<br />
Anzahl der Kommunen<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
6<br />
Nur finanzorientiertes<br />
Berichtswesen<br />
9<br />
Finanz- und<br />
produktorientiertes<br />
Berichtswesen<br />
0<br />
Nur produktorientiertes<br />
Berichtswesen<br />
3<br />
Kein<br />
Berichtswesen<br />
Abbildung 7: Verbreitung des standardisierten Berichtswesens in den Transferkommunen<br />
Damit ist das standardisierte Berichtswesen in den Transferkommunen im Vergleich<br />
zur repräsentativen Studie des Deutschen Städtetags und des DIFU etwas stärker<br />
verbreitet. Dieser Unterschied ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht signifikant, sondern<br />
dürfte auf dem kleinen Stichprobenumfang der Befragung in den Transferkommunen<br />
basieren.<br />
Finanzorientierte Berichte – Berichtszyklen, Inhalte und Darstellung<br />
Finanzorientierte Berichte werden überwiegend quartalsweise, z. T. auch monatlich<br />
der Verwaltungsführung und Politik zur Verfügung gestellt. Zusätzlich zu diesen regelmäßigen<br />
Berichten werden häufig auf Anfrage Ad-hoc- oder Abweichungsberichte<br />
zu finanzorientierten Werten erstellt.<br />
Die Ergebnisse der Experteninterviews und der Umfrage in den Transferkommunen<br />
zeigen übereinstimmend, dass das finanzorientierte Berichtswesen in den Kommunen<br />
überwiegend Informationen zur Einhaltung von Budgets enthält: Die Berichte<br />
stellen hauptsächlich Angaben zur Haushaltsdurchführung dar. Aussagen über das<br />
Finanz- oder Liquiditätsrisiko sind seltener zu finden. Daneben werden von manchen<br />
Kommunen zusätzlich Beteiligungsberichte oder Berichte zur Personalkostenüberwachung<br />
sowie anlass- bzw. problembezogene Berichte erzeugt.<br />
59 von 75
ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />
DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />
Von den finanzorientierten Berichten der Transferkommunen enthalten 80 % Prognosewerte<br />
und 93 % Kommentare zur Erläuterung der Zahlen. Die Darstellung der Berichtswerte<br />
erfolgt in den Transferkommunen zumeist in tabellarischer Form, ergänzt<br />
durch grafische Elementen wie Ampeln (bei Über- oder Unterschreitung eines festgelegten<br />
Schwellenwertes erscheint die entsprechende Ampelfarbe), Torten- oder Balkendiagramme.<br />
Produktberichte – Berichtszyklen, Inhalte und Darstellung<br />
Detaillierungsgrad sowie Erstellungszyklen der produktorientierten Berichte unterscheiden<br />
sich von Kommune zu Kommune. Die Darstellung variiert von der Gesamtübersicht<br />
über Produktgruppenquerschnitte bis hin zu Berichten, die detaillierte Informationen<br />
über Leistungen oder Organisationseinheiten enthalten. Häufig variieren<br />
die Berichtsinhalte und der Berichtszyklus je nach Hierarchieebene des Empfängers:<br />
Je höher der Berichtsempfänger in der kommunalen Hierarchie angesiedelt ist, desto<br />
stärker werden die Berichtsinhalte aggregiert und desto länger wird der Berichtszyklus.<br />
64 Ad-hoc-Berichte können je nach organisatorischer Regelung von allen Führungsverantwortlichen<br />
in den einzelnen Hierarchieebenen angefordert werden.<br />
Produktorientierte Berichte enthalten in erster Linie betriebswirtschaftliche Kennzahlen<br />
zur Entwicklung von Produkten wie beispielsweise Kostendeckungsgrade, Stückkosten<br />
oder Zeitaufwand pro Stück. Wirkungskennzahlen und Qualitätskennzahlen<br />
sind wegen ihrer schwierigen Bildung seltener anzutreffen (s. Abbildung 8).<br />
Kennzahlen in produktorientierten Berichten<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
Anzahl der Kommunen<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
7<br />
Betriebswirtschaftliche<br />
Kennzahlen<br />
3<br />
Qualitätskennzahlen<br />
3<br />
Wirkungskennzahlen<br />
Abbildung 8: Kennzahlen in produktorientierten Berichten<br />
64 Vgl. Knipp 2005, S. 3 f.<br />
1<br />
Sonstige<br />
60 von 75
ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />
DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />
Als Vergleichswerte werden überwiegend Zahlen aus vorherigen Berichtszeiträumen<br />
und vergangenen Jahren herangezogen. Interkommunale Vergleichszahlen sind wegen<br />
der häufig unterschiedlichen Berechnungen in den einzelnen Kommunen nicht<br />
weit verbreitet. Allerdings finden allgemeine Kennzahlenbeschreibungen und interkommunale<br />
Vergleichszahlen (z. B. aus den IKO-Vergleichsringen der KGSt) mit fortschreitender<br />
Weiterentwicklung mehr Interessenten.<br />
Knapp 33 % der befragten Transferkommunen, die ein produktbasiertes Berichtswesen<br />
führen, arbeiten mit Prognosewerten. Kommentare zur Erläuterung der Zahlen<br />
nutzen ebenfalls ein Drittel der befragten Kommunen. Zwei Drittel der<br />
MEDIA@Komm-Transfer-Kommunen gaben an, die Zahlenwerte in ihren produktorientierten<br />
Berichten nur in tabellarischer Form darzustellen. Zwei Kommunen unterstützen<br />
die Tabellenpräsentation mit Diagrammen und eine Transferkommune nutzt<br />
ergänzend Ampelkennzeichnungen.<br />
Entwicklungstendenzen<br />
Kommunen führen ein standardisiertes Berichtswesen zumeist im Kontext einer umfassenden<br />
Reform ein. In der Regel ist das Neue Steuerungsmodell oder dessen örtliche<br />
Variante wichtiger Ausgangspunkt für ein finanz- und produktorientiertes Berichtswesen.<br />
In diesem Zusammenhang sind neben der Budgetierung die dezentrale<br />
Ressourcenverantwortung, die Produktverantwortung und vor allem eine Verwaltungsführung,<br />
die die Umsetzung dieser Reformelemente vorantreibt, wichtige Förderer.<br />
In den nächsten Jahren wird die Entwicklung des neuen Haushalts- und Rechnungswesens<br />
eine weitere unterstützende Rolle für die Entwicklung eines standardisierten<br />
Berichtswesens einnehmen.<br />
Die Qualität des Berichtswesens ist dabei von entscheidender Bedeutung. Drei<br />
Hauptmängel der aktuellen Berichte werden meist von den Führungskräften der<br />
Kommune beklagt: Die Berichte seien zu unübersichtlich, sie enthielten zu viele Zahlen<br />
und Details, das Wesentliche werde nicht ersichtlich. 65 „Der derzeitige Wert der<br />
Berichte wird häufig in der Entwicklung gesehen. So äußern sich zwar viele kommunale<br />
Führungskräfte, dass das Berichtswesen noch nicht zufrieden stellend ist und<br />
noch entsprechend angepasst werden muss, dass sie allerdings insgesamt die Vorteile<br />
und den Nutzen 66 des Berichtswesens zu schätzen wissen.“ 67 Nach Einschätzung<br />
der KGSt hängen die Akzeptanz eines verwaltungsweiten Berichtswesens und<br />
die erwarteten positiven wirtschaftlichen Effekte von der schnellen und breiten Verfügbarkeit<br />
moderner Technologien, der empfängerorientierten Aufbreitung der Berichte<br />
und von einfachen Analysemöglichkeiten ab. 68 Die Befragung der Transferkommunen<br />
zeigt, dass die Entwicklungen in Richtung eines standardisierten elektroni-<br />
65 Vgl. Pook 2005, S. 6.<br />
66 Vgl. Kapitel 3.3.<br />
67 Pook 2005, S. 6.<br />
68 Vgl. KGSt-Bericht 8/ 2004, S. 93.<br />
61 von 75
ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />
DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />
schen Berichtswesens in den meisten Kommunen erst im Zuge der Einführung eines<br />
ressourcenorientierten Haushalts- und Rechnungswesens vorangetrieben werden<br />
sollen.<br />
Elektronische Unterstützung des Berichtswesens<br />
Die IT-Unterstützung des Berichtswesens ist in vielen Kommunen noch nicht durchgängig<br />
umgesetzt. Während sich reine KLR-Berichte mit der vorhandenen Software<br />
für Kosten- und Leistungsrechnung meist gut erstellen lassen, stößt die Software für<br />
kamerales Rechnungswesen in Bezug auf ein ausgereiftes Berichtswesen leicht an<br />
ihre Grenzen, da beispielsweise die Einbeziehung von Prognosezahlen häufig nicht<br />
vorgesehen ist. 69 Ziel der Einführung des elektronischen Berichtswesens ist in den<br />
befragten Transferkommunen dementsprechend vorrangig die bessere Information<br />
und die höhere Transparenz über Finanz- und Produktdaten. Danach folgen die Ziele<br />
Verwaltungsmodernisierung und Prozessoptimierung.<br />
Das elektronische Berichtswesen wird durch verschiedene IT-Systeme unterstützt<br />
bzw. erst ermöglicht. Für die einzelnen Prozessschritte Datenerfassung, Datenkonsolidierung<br />
und -auswertung sowie Berichtserstellung und -bereitstellung steht eine<br />
Reihe von Instrumenten zur Verfügung. Die Produkt- und Finanzdaten werden im<br />
Wesentlichen über ein Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesensystem erfasst,<br />
ggf. über (Eigen-)Entwicklungen auf Basis von Datenbanksystemen aufbereitet und<br />
für die Auswertung bereitgestellt. Die Datenkonsolidierung und -auswertung findet<br />
meist mit Hilfe einer KLR-Software oder auch zunehmend mit Data Warehouse-<br />
Lösungen statt. Die ausgewerteten Informationen werden häufig über Datenbank-,<br />
Tabellenkalkulations-, Textverarbeitungs- oder Präsentationsanwendungen zusammengestellt<br />
und in elektronischen Dokumenten z. B. im RTF- oder PDF-Format abgelegt.<br />
Hier fallen häufig manuelle Tätigkeiten an, da die Daten nicht automatisiert in die<br />
Berichtsvorlagen übernommen werden können. Eine andere Möglichkeit, die sich<br />
insbesondere bei Data Warehouse-Lösungen zur Aufbereitung anbietet, ist die Bereitstellung<br />
der Berichte über eine Berichtswesensoftware, basierend auf einer mehrdimensionalen<br />
Datenbank (OLAP-Technologie 70 ). Damit können die Berichte je nach<br />
Interesse und Berechtigung des Nutzers direkt online erzeugt werden.<br />
Die erarbeiteten Berichte werden in vielen Kommunen sowohl elektronisch als auch<br />
in Papierform an die Empfänger übermittelt. Die elektronische Version wird in erster<br />
Linie über Groupware-Applikationen oder das Intranet zur Verfügung gestellt. Die<br />
Verwaltungsführung favorisiert meistens Berichte in Papierform, da diese einfacher in<br />
Sitzungen mitgenommen, bearbeitet und mit Kommentaren versehen werden kön-<br />
69 Vgl. Pook 2005, S. 2 und S. 4.<br />
70<br />
OLAP bedeutet Online Analytical Processing. OLAP-Technologien umfassen Methoden und Werkzeuge, mit denen<br />
mehrdimensionale, komplexe Anfragen an Datenbanken gestellt werden können.<br />
62 von 75
ANHANG 1: DIE LAGE DES BERICHTSWESENS IN<br />
DEUTSCHEN KOMMUNEN<br />
nen. Unterscheidungen in der Bereitstellung zwischen produkt- oder finanzorientierten<br />
Berichten lassen sich in der Befragung der Transferkommunen nicht erkennen.<br />
Zusammenfassung<br />
Das Berichtswesen in deutschen Kommunen ist derzeit sehr heterogen organisiert. In<br />
manchen Kommunen gibt es bereits ein ausgereiftes standardisiertes Berichtswesen,<br />
in anderen befindet es sich im Aufbau, wieder andere warten damit bis zur Einführung<br />
des neuen Haushalts- und Rechnungswesens. Manche Kommunen planen derzeit<br />
überhaupt kein standardisiertes Berichtswesen. Ebenso unterschiedlich ist die<br />
Lage der elektronischen Unterstützung des Berichtswesens. Meist gibt es zwar IT-<br />
Systeme, die im Rahmen der Berichtserstellung eingesetzt werden, eher selten jedoch<br />
können die Daten von der Erfassung über die Auswertung bis zur Berichtsbereitstellung<br />
medienbruchfrei weitergegeben und bearbeitet werden. Häufig sind manuelle<br />
Erfassungs- und Auswertungstätigkeiten erforderlich, die Zeit kosten und fehleranfällig<br />
sind. Hier setzt der vorliegende <strong>Spezifikationsbericht</strong> an. Er möchte Möglichkeiten<br />
zu einer durchgehenden, integrierten elektronischen Unterstützung des Berichtswesens<br />
aufzeigen.<br />
Die Befragung der Transferkommunen hat gezeigt, dass zwei grundlegende Varianten<br />
einer elektronischen Unterstützung herausgestellt werden können: Im Zentrum<br />
der einen Möglichkeit steht eine Data Warehouse-Lösung, die andere Variante basiert<br />
auf einer KLR-Software in Verbindung mit Datenbanksystemen. Im <strong>Spezifikationsbericht</strong><br />
werden diese beiden Lösungen prototypisch beschrieben und ihre Funktionsweisen<br />
untersucht sowie Vor- und Nachteile gegenübergestellt.<br />
63 von 75
ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />
TRANSFERKOMMUNEN<br />
Anhang 2: Praxisbeispiele aus den Transferkommunen<br />
Im Folgenden werden zur Veranschaulichung der Anforderungen zwei Praxisbeispiele<br />
vorgestellt. Die Landeshauptstadt Magdeburg setzt für ihr Berichtswesen ein Data<br />
Warehouse ein und erfasst die Mitarbeiterleistungen über ein webbasiertes System<br />
produktgenau. Der Landkreis Ludwigslust dagegen verwendet für das Berichtswesen<br />
eine KLR-Software, die über Schnittstellen an das HKR-System angebunden ist. Zur<br />
Leistungserfassung schlüsselt der Landkreis die Arbeitszeiten entsprechend festgelegter<br />
Anteile auf die Produkte auf. Die Berechnung der Personalkosten pro Produkt<br />
erfolgt in einer selbst entwickelten Datenbanklösung, welche die Daten entsprechend<br />
aufbereitet, bevor sie an das KLR-System übergeben werden.<br />
Das Berichtswesen der Landeshauptstadt Magdeburg 71<br />
Das Controllingsystem in Magdeburg ist auf produktorientierte und finanzorientierte<br />
Informationen fokussiert. Obwohl das finanzorientierte Berichtswesen schon immer<br />
durch die ursprünglichen Haushaltsüberwachungslisten präsent war, sollte im Zuge<br />
der Verwaltungsreform und der damit einhergehenden Einführung von betriebswirtschaftlichen<br />
Instrumenten u. a. den Problematiken des fehlenden Gesamtüberblickes<br />
mit einem neuen Berichtswesen entgegengesteuert werden. Speziell für das produktorientierte<br />
Berichtswesen wurde zusätzlich eine IT-gestützte Leistungserfassungssoftware<br />
eingeführt, damit der outputorientierte Ressourcenverbrauch, bezogen<br />
auf die erstellten Leistungen, möglichst genau erfasst wird.<br />
Zielstellungen für den Aufbau der IT-Unterstützung im Berichtswesen waren die Bereitstellung<br />
der tagesaktuellen Daten, die freie Definition der Kennzahlen für das<br />
Controlling und der einfache Zugang zu den Kennzahlen sowohl im Internet als auch<br />
im Intranet. Diese Ziele konnten konsequent durch die Einführung einer Data Warehouse-Lösung<br />
mit einem E-<strong>Reporting</strong>-Tool auf Basis von OLAP-Technologien erreicht<br />
werden. Das Data Warehouse-System dient insbesondere der Datensammlung,<br />
Aufbereitung, Kalkulation und Darstellung der finanzwirtschaftlichen Daten. Das<br />
E-<strong>Reporting</strong> ist eine Ergänzung für das kommunale und gegenwärtig noch kamerale<br />
Finanzsystem.<br />
Das auf OLAP-Technologien basierte Berichtswesen zählt zu den analytischen Informationssystemen.<br />
Der OLAP-Würfel stellt betriebswirtschaftliche Kennzahlen aus<br />
der kameralen Finanzbuchhaltung, der Kostenrechnung, dem Personalabrechnungsprogramm<br />
und der produktorientierten, mitarbeiterbezogenen Leistungserfassung zur<br />
Verfügung. Damit wird eine entscheidungsunterstützende, multidimensionale Be-<br />
71 Darstellung durch das Zentrale Controlling der Landeshauptstadt Magdeburg und die KID Magdeburg GmbH.<br />
64 von 75
ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />
TRANSFERKOMMUNEN<br />
trachtung und komplexe Analyse der verschiedenen Datenbestände unter Vermeidung<br />
von Dateninkonsistenzen möglich. Der OLAP-Würfel vereinigt alle notwendigen<br />
produktbezogenen Steuerungsinformationen in einer integrierten, multidimensionalen<br />
Datenbank und ermöglicht so die Analyse der finanzwirtschaftlichen und produktorientierten<br />
Daten aus unterschiedlichen Gesichtspunkten. Das Data Warehouse-<br />
System mit webbasiertem <strong>Reporting</strong>modul mit finanz- und produktorientierter Sicht<br />
kann für ca. 150 User bereitgestellt werden. Abbildung 9 zeigt eine Übersicht über die<br />
beteiligten Systeme.<br />
Personalmodul<br />
Mitarbeiterverwaltung<br />
Leistungserfassung<br />
Leistungserfassung<br />
produktorientierter<br />
Steuerung<br />
Finanzsystem<br />
Kostenstellen-<br />
Kostenträger-<br />
Verwaltung<br />
Kostenrechnung/<br />
Kalkulation<br />
<strong>Reporting</strong>system<br />
Führungs- und<br />
Informationssystem<br />
Berichtstool für das<br />
zentrale Controlling<br />
Berichtstool für das<br />
dezentrale Controlling<br />
Administratorwerkzeug<br />
Berichtswesen/<br />
Analysen<br />
Datenwürfel<br />
Datenbank<br />
Abbildung 9: Technischer Aufbau des Berichtswesens in der Stadt Magdeburg<br />
Die produktorientierte Steuerung ist notwendige Grundlage, um bestehende Prozesse<br />
zu analysieren und entsprechend der Zielsysteme weiterzuentwickeln. Kernstück<br />
ist hier die Leistungserfassungssoftware zur Erfassung direkter und indirekter kommunaler<br />
(Dienst-)Leistungen (s. auch Kapitel 4.2.1). Neben den eigentlichen produktiven<br />
Leistungen werden auch nicht-produktive Arbeitszeitanteile erfasst. Die Datenerfassung<br />
erfolgt an jedem beliebigen Arbeitsplatz personenbezogen mittels Internetbrowser.<br />
Das Erfassungssystem ist über Schnittstellen an die Finanz- und Personalabrechnungssoftware<br />
angebunden. Damit werden Doppelerfassungen und Dateninkonsistenzen<br />
unterbunden.<br />
Für das Finanzcontrolling bietet die Berichtswesensoftware, bezogen auf den kameralen<br />
Haushalt, insgesamt acht Datenwürfel mit unterschiedlichen Dimensionen<br />
(Gliederung, Gruppierung, Projekte). Davon enthalten sechs Würfel kumulierte Zahlen<br />
pro Jahr und zwei Würfel periodenbezogene Daten. 72 Die zur Verfügung stehende<br />
Datenbasis aus dem kameralen Haushalt wurde komplett mit ca. 30 Kennziffern<br />
72<br />
Der periodenbezogene Würfel ermöglicht monatsbezogene Auswertungen, wogegen die kumulierten Würfel die<br />
Daten bis zum Auswertungszeitpunkt für das laufende Jahr aufrechnen.<br />
65 von 75
ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />
TRANSFERKOMMUNEN<br />
(Planansatz, Nachtrag, APL/ ÜPL, Anordnungssoll, Kassenrest, Ist, etc.) übernommen.<br />
Die Aktualisierung der zwei periodenbezogenen Würfel erfolgt täglich. Damit<br />
stehen die Informationen sehr zeitnah zur Verfügung. Die restlichen Würfel werden<br />
nach jedem Monatabschluss im Finanzsystem mit den dann aktuellen Daten neu gefüllt.<br />
Aus diesen Kennziffern können die Berichte beliebig zusammengestellt werden.<br />
Die Berichte enthalten standardmäßig Informationen zu den Einnahmen und Ausgaben<br />
des Vermögens- und Verwaltungshaushalts, zu Deckungskreisen mit und ohne<br />
Zuschussbedarf, zu Teilbudgets mit und ohne Zuschussbedarf sowie Vergleiche zum<br />
Vorjahr oder zum vorherigen Berichtszeitraum. Zur Berichtserstellung bietet das <strong>Reporting</strong>-Tool<br />
verschiedene Sichten: zum einen die haushaltstechnische Sicht, welche<br />
die reinen Zahlen (Anordnungssoll, etc.) aufzeigt, und zum anderen die analytische<br />
Sicht, der eine Ampelsystematik hinterlegt ist, die bei Über- oder Unterschreitung eines<br />
bestimmten Schwellenwertes reagiert.<br />
Zur Unterstützung der produktorientierten Steuerung steht ein weiterer Datenwürfel<br />
zur Verfügung, welcher Informationen aus der produktorientierten Kostenrechnung<br />
generiert und die Kombination der Dimensionen Kostenträger, Kostenstellen und<br />
Kostenarten ermöglicht.<br />
Struktur- und prozessbezogene Betrachtungen werden durch einen weiteren Datenwürfel<br />
unterstützt, welcher organisationsbezogen den Verbrauch von Arbeitszeitressourcen<br />
für verschiedene allgemeine und produktbezogene Leistungskategorien darstellt.<br />
Diese Informationen unterstützen insbesondere organisatorische Fragestellungen<br />
hinsichtlich Strukturbildung oder Prozessoptimierung in einzelnen Organisationseinheiten<br />
sowie gesamtstädtisch.<br />
Für eine sachgerechte Analyse braucht der Entscheider ein Gesamtbild der relevanten<br />
Daten, so dass die Daten, die für die Entscheidungsfindung verwendet werden,<br />
nach den Bedürfnissen des Endanwenders – nämlich multidimensional – abgespeichert<br />
sein sollten. Die Speicherung der Daten in Würfeln trägt dieser Anforderung<br />
Rechnung. Die Datenwürfel werden über Schnittstellen aus den Vorverfahren mit relationalen<br />
Strukturen aufgebaut. Solch ein multidimensionales Modell hat zwei Arten<br />
von Tabellen: Fact und Dimension. Fact-Tabellen beinhalten die finanzwirtschaftlichen<br />
Daten wie Planungsansatz, Haushaltsrest, Anordnungssoll auf Planansatz,<br />
Kassenreste, usw. Mit jeder Fact-Tabelle sind Dimensions-Tabellen verbunden, welche<br />
die Organisationsstruktur des Unternehmens beschreiben. Aus den Vorverfahren<br />
Finanzsystem und Leistungserfassung werden die erforderlichen Daten ausgelesen.<br />
Die Datenübergabe erfolgt an definierte Schnittstellen. Dabei werden die erforderlichen<br />
Fact- und Dimensionstabellen durch das Data Warehouse aufgebaut.<br />
Die Administration des Data Warehouses erfolgt durch zentrale Komponenten. Mit<br />
den zentralen Werkzeugen kann der Controller standardisierte Berichte für die gesamte<br />
Verwaltung einheitlich definieren. Auf einfache Art und Weise können sämtliche<br />
steuerungsrelevanten Dimensionen und Kennzahlen in beliebigen Detaillierungsstufen<br />
ad hoc dargestellt, ausgewertet und gegebenenfalls auch exportiert werden.<br />
Damit stehen den Entscheidungsträgern alle erforderlichen Fakten zur Beurteilung<br />
der finanzwirtschaftlichen Situation der Verwaltungseinheiten zur Verfügung. Auch<br />
66 von 75
ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />
TRANSFERKOMMUNEN<br />
spontane Veränderungen der Sicht auf den Datenbestand für Ad-hoc-Auswertungen<br />
sind möglich. Ohne Programmierkenntnisse können neue Berichte erstellt werden<br />
oder neue Kennzahlen bzw. Spalten hinzugefügt werden. Aus bestehenden Kennzahlen<br />
können mit Hilfe eines Formeleditors ohne Eingriff in die Datenversorgung<br />
neue Kennzahlen abgeleitet werden. Standardformeln wie Anteilsfunktionen oder<br />
prozentuale Abweichungen zu Vorperioden erleichtern die Bildung abgeleiteter<br />
Kennzahlen.<br />
Eine Vielzahl von Funktionen unterstützt das intuitive Navigieren in komplexen Datenbeständen.<br />
Kritische Bereiche sind mit Hilfe integrierter Alarmfunktionalitäten und<br />
Filterfunktionen schnell und gezielt analysierbar. Die tabellarische und grafische Darstellung<br />
im Tool gibt dem Anwender einen raschen Überblick über die aktuelle Situation<br />
innerhalb seines Verantwortungsbereiches. Je nach Bedürfnis können aus einer<br />
aggregierten Sicht auch Einzelinformationen abgerufen und in der Analyse berücksichtigt<br />
werden. Anwender aus verschiedenen Organisationseinheiten können jederzeit<br />
und simultan auf Auswertungen zentraler Daten zugreifen. Eine zeitnahe und<br />
konsistente Bereitstellung von steuerungsrelevanten Informationen ist somit auch für<br />
dezentrale Entscheidungsträger gewährleistet. Die Werte und Strukturen der Analysen<br />
und Berichte können exportiert und weiterverarbeitet werden. Durch den webbasierten<br />
Lösungsansatz entfällt eine aufwändige Softwareverteilung auf einzelne Arbeitsplätze.<br />
Um das Informationssystem bedarfsgerecht weiter zu entwickeln und seine Potenziale<br />
nutzen zu können, bedarf es einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Entscheidern<br />
und Entscheidungsunterstützern auf den unterschiedlichen Steuerungsebenen.<br />
Die Landeshauptstadt Magdeburg sieht daher als weiteren Arbeitsschwerpunkt<br />
den Aufbau eines Controllingnetzwerkes, welches Professionalität und Problemdistanz<br />
eines zentralen Controllings mit der Problemnähe und Flexibilität eines<br />
dezentralen Controllings verbindet. Die Entwicklung des Controllingnetzwerks befürworten<br />
auch die Führungskräfte der Stadt: „Für ein effizientes Controlling sollte das<br />
zentrale Controlling den grundsätzlichen Rahmen vorgeben, während vom dezentralen<br />
Controlling der jeweils erforderliche Detaillierungsgrad ausgebaut wird.“ 73 Ein<br />
kontinuierlicher Dialog mit den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung soll<br />
auch weiterhin die Evaluation des Berichtswesens unterstützen und das geschaffene<br />
Controllingsystem weiterentwickeln.<br />
73 MEDIA@Komm-Transfer/ Stadt Magdeburg 2004, S. 23.<br />
67 von 75
ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />
TRANSFERKOMMUNEN<br />
Das Berichtswesen im Landkreis Ludwigslust 74<br />
Das zentrale Instrument im Berichtswesen des Landkreises Ludwigslust ist die Kosten-<br />
und Leistungsrechnungssoftware. Diese erhält über Standardschnittstellen die<br />
Daten aus verschiedenen Vor- und Erfassungssystemen.<br />
Die Sachkosten und Erlöse werden den Buchungsstellen (beispielsweise Produkte,<br />
Leistungen, Kostenstellen) im Haushaltsverfahren zugeordnet. Dies geschieht über<br />
eine zweite Kontierung, die durch die dezentralen Haushaltssachbearbeiter vorgenommen<br />
wird. Die im HKR-System vorhandenen KLR-Buchungen gelangen elektronisch<br />
über eine Schnittstelle mittels Stapelverarbeitung in das KLR-Programm. Den<br />
Datenimport führt das zentrale Controlling durch. Abschreibungen und kalkulatorische<br />
Zinsen werden in der Kommunalen Vermögensverwaltung ermittelt und ebenfalls<br />
in das KLR-Verfahren importiert.<br />
Die Personalkosten gelangen nicht direkt in das KLR-Programm. Sie werden mit Hilfe<br />
einer „Eigenlösung“ so weit aufbereitet, dass sie über eine Standardschnittstelle in<br />
die KLR übernommen werden können. Hierfür werden zunächst die Personalkosten<br />
benötigt. Das Programm für die Bezügeberechnung erstellt eine txt-Datei, in der die<br />
Bruttopersonalkosten aller Beschäftigten enthalten sind. Diese Daten werden in eine<br />
Datenbank überführt, dort aufbereitet und anschließend in das KLR-Verfahren importiert.<br />
In der Datenbank werden die Personalkosten für diejenigen Mitarbeiter Buchungsstellen<br />
zugeordnet, die ihre Zeiten nicht täglich erfassen müssen, sondern bei<br />
denen Zeitschätzungen (in %) ausreichend sind. Die %-Anteile je Mitarbeiter und Buchungsstelle<br />
sind im KLR-Verfahren manuell hinterlegt worden und sind bei Bedarf<br />
veränderbar.<br />
Da die Personalkosten nicht immer durch Anteilsschätzungen verursachungsgerecht<br />
auf die Kostenträger verteilbar sind, führt die überwiegende Anzahl der Mitarbeiter<br />
von Fachdiensten- und Servicezentren Zeitaufschreibungen. Um den manuellen<br />
Aufwand klein zu halten, wird auch hier eine Eigenentwicklung auf Basis einer Datenbank-Anwendung<br />
genutzt. Die Beschäftigten verteilen in der Datenbank ihre täglich<br />
geleisteten Stunden auf die Buchungsstellen (Aufwand von täglich etwa 2 Minuten<br />
je Mitarbeiter). Über definierte Abfragen ist je Mitarbeiter ermittelbar, wie viel Prozent<br />
der Arbeitszeit für bestimmte Buchungsstellen im Quartal verwendet wurden.<br />
Diese Prozentangaben werden in elektronischer Form anschließend in die Datenbank<br />
mit den Personalkosten überführt. Dort erfolgt die rechnerische Verteilung der<br />
Personalkosten auf die Buchungsstellen. Die ermittelten Daten gelangen mit Hilfe der<br />
Standardschnittstelle in das KLR-Programm, so dass nun alle Personalkosten enthalten<br />
sind.<br />
Damit sind die überwiegenden Daten, die für das Berichtswesen benötigt werden, im<br />
KLR-Verfahren enthalten. Ein Teil der Daten (Erlöse, Mengen) kann über die Stan-<br />
74 Darstellung durch das Controlling des Landkreises Ludwigslust.<br />
68 von 75
ANHANG 2: PRAXISBEISPIELE AUS DEN<br />
TRANSFERKOMMUNEN<br />
dardschnittstelle aus den Fachverfahren (z. B. Geodatenbank) importiert werden. Einige<br />
wenige Daten müssen noch manuell erfasst werden. Das können bspw. einzelne<br />
Erlöse oder auch Fallzahlen sein. In der Regel werden diese Daten über die<br />
Fachverfahren ermittelt, können aber hier nicht über die Schnittstelle eingespielt werden.<br />
Aufgrund der geringen Anzahl der manuell zu erfassenden Daten hält sich der<br />
Buchungsaufwand in Grenzen. Sind die Informationen im KLR-Verfahren vollständig<br />
vorhanden und die Abrechnungsläufe für das Quartal durchgeführt, können die notwendigen<br />
Berichte (KLR-Berichte, finanzorientierte und produktorientierte Berichte)<br />
elektronisch erzeugt werden. In der folgenden Abbildung sind die beteiligten Systeme<br />
noch einmal im Überblick dargestellt.<br />
Programm für<br />
Bezügeberechnung<br />
Übermittlung der<br />
Personalkosten<br />
Datenbank<br />
(Eigenlösung)<br />
Arbeitszeitaufzeichnung<br />
HKR-System<br />
Zuordnung der Sachkosten<br />
und Erlöse zur Buchungsstelle<br />
über zweite Kontierung<br />
Kommunale<br />
Vermögensverwaltung<br />
Berechnung der<br />
Abschreibungen und Zinsen<br />
Datenbank (Eigenlösung)<br />
Zuordnung der Personalkosten<br />
zu Produkten<br />
Fachverfahren<br />
Bereitstellung verschiedener<br />
Daten (Erlöse, Mengen, …)<br />
Manuelle<br />
Datenerfassung<br />
Kosten- und<br />
Leistungsrechnung<br />
Auswertung und<br />
Berichtserstellung<br />
Office-<br />
Anwendungen<br />
Ggf. weitere<br />
Bearbeitung<br />
der Berichte<br />
Abbildung 10: Technischer Aufbau des Berichtswesens im Landkreis Ludwigslust<br />
69 von 75
ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />
DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />
Anhang 3: Schutzbedarfsfeststellung für das<br />
Verfahren „E-<strong>Reporting</strong>“<br />
chnik (BSI), die so genannte E-Government-spezifische Schutzbedarfsfeststellung, 75<br />
betrachtet ausschließlich die Kommunikation zwischen Nutzern und Behörde und<br />
damit die Schnittstellen des Online-Dienstleistungsangebots.<br />
Dabei wird hinsichtlich der Schadensauswirkungen auf der Seite der Nutzer sowie<br />
auf der Seite der Behörde der Schutzbedarf festgelegt.<br />
Unter Schadensauswirkungen auf der Seite der Nutzer sind insbesondere die Beeinträchtigung<br />
des informationellen Selbstbestimmungsrechts (Auswirkungen auf die<br />
gesellschaftliche Stellung oder auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Nutzer) und<br />
Beeinträchtigungen der persönlichen Unversehrtheit zu verstehen.<br />
Auf Behördenseite stehen das gesetzmäßige Verwaltungshandeln (z. B. Verstoß gegen<br />
Gesetze/ Vorschriften/ Verträge) und ein damit verbundener Imageverlust (z. B.<br />
negative Außenwirkungen) im Vordergrund. Andere Auswirkungen (z. B. Beeinträchtigung<br />
der Aufgabenerfüllung, finanzielle Auswirkungen) sind denkbar. Dabei sind<br />
insbesondere die finanziellen Auswirkungen nicht generell in absoluten Zahlen zu<br />
quantifizieren.<br />
Als Orientierungshilfe werden im Folgenden fünf Schutzbedarfsklassen definiert. Da<br />
der Schutzbedarf meist nicht unmittelbar quantifizierbar ist, beschränkt sich die Definition<br />
auf eine qualitative Aussage:<br />
Schutzbedarfsklasse Ausprägung der Schutzbedarfsklasse<br />
Kein Ein besonderer Schutz ist nicht notwendig, da keine<br />
Schadensauswirkungen zu erwarten sind.<br />
Niedrig Die Schadensauswirkungen sind eng begrenzt.<br />
Mittel Die Schadensauswirkungen sind begrenzt und überschaubar.<br />
Hoch Die Schadensauswirkungen können beträchtlich sein.<br />
Sehr hoch Die Schadensauswirkungen können ein existenziell bedrohliches,<br />
katastrophales Ausmaß erreichen.<br />
Tabelle 7: Schutzbedarfsklassen<br />
Da das E-<strong>Reporting</strong> in erster Linie eine verwaltungsinterne Dienstleistung darstellt<br />
und es in der Regel zu keiner Kommunikation zwischen Kunde (Bürger, Wirtschaft)<br />
75 Vgl. BSI 2005d.<br />
70 von 75
ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />
DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />
und Verwaltung kommt, wird die Schutzbedarfsfeststellung auf den Austausch von<br />
Informationen innerhalb der Verwaltung bezogen. Weiterhin wird davon ausgegangen,<br />
dass im Berichtswesen keine personenbezogenen Daten verwendet werden.<br />
Falls eine Leistungserfassung zum Einsatz kommt, werden die Daten so zur Verfügung<br />
gestellt, dass ein Rückschluss auf einzelne Personen nicht möglich ist. Gleiches<br />
wird für Daten aus der Personalwirtschaft vorausgesetzt.<br />
Die Schutzbedarfsklasse für das E-<strong>Reporting</strong> wird anhand der Sicherheitsziele<br />
• Vertraulichkeit,<br />
• Verbindlichkeit (Verbindlichkeit der Kommunikation, Integrität, Authentizität und<br />
Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen Daten, Authentizität der Kommunikationspartner),<br />
• Schriftformerfordernis sowie<br />
• Verfügbarkeit der technischen Systeme auf Behördenseite<br />
festgestellt.<br />
1. Vertraulichkeit der Kommunikation:<br />
Werden Daten zwischen Kunde und Behörde bzw. zwischen zwei Abteilungen einer<br />
Behörde ausgetauscht, so ist es in vielen Fällen notwendig, sicherzustellen, dass<br />
diese nicht von unberechtigten Dritten mitgelesen werden; die Vertraulichkeit der<br />
übertragenen Daten muss geschützt werden. Im herkömmlichen papiergestützten<br />
Verfahren wird dies in der Regel durch die Verwendung von Briefumschlägen sichergestellt.<br />
Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />
Kein Allgemeine Informationen; konventionelle Übermittlung<br />
durch Veröffentlichung in Broschüren/<br />
Zeitungen/allgemein zugänglichen Medien oder<br />
Versand per Postkarte.<br />
Niedrig Gering schützenswerte personenbezogene bzw.<br />
vertrauliche Daten; konventionelle Übermittlung<br />
durch Versand per Postkarte oder Brief.<br />
Mittel Eingeschränkt schützenswerte personenbezogene<br />
bzw. vertrauliche Daten; konventionelle Übermittlung<br />
durch Versand per verschlossenen Brief.<br />
Hoch Personenbezogene bzw. vertrauliche Daten; konventionelle<br />
Übermittlung durch Versand per verschlossenen<br />
Brief.<br />
E-<strong>Reporting</strong><br />
71 von 75
ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />
DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />
Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />
Sehr hoch Besonders schützenswerte personenbezogene<br />
bzw. vertrauliche Daten; konventionelle Übermittlung<br />
üblicherweise durch Versand per Postzustellungsurkunde<br />
oder persönliche Übergabe.<br />
Tabelle 8: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Vertraulichkeit<br />
Für das E-<strong>Reporting</strong>, in dem ausschließlich Informationen zur Aufgabenerledigung zu<br />
Auswertungs- und Berichtszwecken ausgetauscht werden, wurde der Schutzbedarf<br />
hinsichtlich der Vertraulichkeit mit „niedrig“ eingestuft.<br />
2. Verbindlichkeit der Kommunikation:<br />
Unter dem Sammelbegriff „Verbindlichkeit von Daten“ sind im E-Government Schutzbedarfe<br />
hinsichtlich der Integrität, Authentizität und Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen<br />
Daten zu betrachten.<br />
2.1 Integrität der übertragenen Daten:<br />
Werden Daten übertragen, so ist sicherzustellen, dass diese nicht auf dem Übertragungsweg<br />
verändert werden; ihre Integrität bedarf eines gewissen Schutzes.<br />
Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />
Niedrig Allgemeine Informationen<br />
Mittel Informationen für einen eingeschränkten Benutzerkreis<br />
Hoch Steuererklärung, Steuerbescheid<br />
Sehr hoch Daten, die zu automatischen Handlungen oder zu<br />
Hilfseinsätzen führen<br />
Tabelle 9: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Integrität<br />
E-<strong>Reporting</strong><br />
Um einheitliche und korrekte Zahlen für die Berichte zur Verfügung zu haben, ist sicherzustellen,<br />
dass die Zahlen nicht von Unberechtigten geändert werden können.<br />
Daher wird die Schutzbedarfsklasse mit „mittel“ eingestuft.<br />
2.2 Authentizität und Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen Daten:<br />
Es ist ferner zu prüfen, inwieweit es notwendig ist, die übersandten Daten ihrem Absender<br />
zuordnen zu können. Dies betrifft sowohl die Authentizität der kommunizierten<br />
Daten, d. h. die für den Empfänger verlässliche Zuordnung zum vermeintlichen Absender,<br />
als auch die Nicht-Abstreitbarkeit, also die gegenüber Dritten beweisbare<br />
Zuordnung.<br />
72 von 75
ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />
DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />
Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />
Kein Der Abruf allgemeiner Informationen<br />
Niedrig Beispiel: Für die Vereinbarung eines persönlichen<br />
Beratungsgesprächs im Gesundheitsamt ist das<br />
Themengebiet und ggf. die Telefonnummer des<br />
Gesprächspartners relevant.<br />
Mittel Beispiel: Die Mitteilung über die Änderung der<br />
Bankverbindung, auf die eine monatliche geringe<br />
Förderung überwiesen wird, sollte nur der Förderberechtigte<br />
vornehmen können.<br />
Hoch Beispiel: Die Mitteilung über die Änderung der<br />
Bankverbindung, auf die eine einmalige hohe<br />
Summe überwiesen wird, darf nur der Förderberechtigte<br />
vornehmen können.<br />
Sehr hoch Beispiel: Bei der Aushändigung des Personalausweises<br />
ist persönliches Erscheinen unter Vorlage<br />
eines Dokuments zur Authentisierung erforderlich.<br />
Der Erhalt des Ausweises wird gegengezeichnet<br />
(Nicht-Abstreitbarkeit).<br />
E-<strong>Reporting</strong><br />
E-<strong>Reporting</strong><br />
Tabelle 10: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Authentizität und Nicht-<br />
Abstreitbarkeit der übertragenen Daten<br />
Da im Rahmen des E-<strong>Reporting</strong>s keine personenbezogenen Daten verarbeitet werden,<br />
sondern solche bezogen auf bestimmte organisatorische Einheiten, sollte jeweils<br />
der Leiter der Einheit die Daten kennen. Weiterhin sollten die Daten einwandfrei<br />
der entsprechenden Einheit zugeordnet werden können. Allerdings ist es nicht von<br />
entscheidender Bedeutung, dass die Daten vollkommen fehlerfrei und nur von einer<br />
einzigen Person zugeordnet werden. Daher wird der Schutzbedarf der Authentizität<br />
und Nicht-Abstreitbarkeit der übertragenen Daten mit „niedrig“ bis „mittel“ eingestuft.<br />
2.3 Authentizität der Kommunikationspartner:<br />
Die Nutzung von Online-Dienstleistungen setzt oft voraus, dass die Kommunikationspartner<br />
sich „erkennen“ können.<br />
73 von 75
ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />
DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />
Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />
Kein Die Kommunikationspartner können ungenannt<br />
bleiben.<br />
Niedrig Die Behauptung der Identität reicht aus. E-<strong>Reporting</strong><br />
Mittel Die Identität der Kommunikationspartner lässt<br />
sich plausibel nachprüfen.<br />
Hoch Die Identität der Kommunikationspartner lässt<br />
sich verbindlich nachprüfen.<br />
Sehr hoch Bei der Aushändigung des Dokuments xy ist persönliches<br />
Erscheinen unter Vorlage eines Dokuments<br />
zur Authentisierung erforderlich (Nicht-<br />
Abstreitbarkeit).<br />
E-<strong>Reporting</strong><br />
Tabelle 11: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Authentizität der Kommunikationspartner<br />
Bei einer Datenübermittlung über das E-<strong>Reporting</strong> wird die Schutzbedarfsklasse<br />
„niedrig“ bis „mittel“ festgestellt. So ist z. B. die Identität einer Person dann plausibel<br />
nachzuprüfen, wenn Berichte über Webschnittstellen online erstellt werden können.<br />
3. Schriftformerfordernis:<br />
Im Zuge der Schutzbedarfsfeststellung wird auch erhoben, ob Schriftformerfordernis<br />
besteht, da dieses direkten Einfluss auf die einzusetzenden Sicherheitsmechanismen<br />
hat. Folgende Schutzaspekte wurden für das E-<strong>Reporting</strong> ermittelt:<br />
Schutzbedarfsaspekt Kommentar<br />
Wird für diesen Kommunikationsschritt die Schriftform gefordert?<br />
Ist diese rechtliche Vorgabe notwendig oder kann das Gesetz/ die<br />
Verordnung im Sinne des Bürokratieabbaus oder der Prozessoptimierung<br />
kurzfristig geändert werden?<br />
Gibt es in den zu Grunde liegenden Gesetzen und Verordnungen<br />
eine darüber hinausgehende Anforderung?<br />
In der Regel<br />
nein.<br />
Trifft nicht zu.<br />
Gibt es eine Abschwächung? Trifft nicht zu.<br />
Wenn keine Schriftform: Werden in diesem Kommunikationsschritt<br />
im konventionellen Verfahren Unterschriften eingesetzt? Wenn ja,<br />
zu welchem Zweck? Wodurch können sie ersetzt werden?<br />
In der Regel<br />
nein.<br />
Tabelle 12: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Schriftformerfordernis<br />
74 von 75
ANHANG 3: SCHUTZBEDARFSFESTSTELLUNG FÜR<br />
DAS VERFAHREN „E-REPORTING“<br />
4. Verfügbarkeit der technischen Systeme auf Behördenseite:<br />
Online-Dienstleistungen können nur genutzt werden, wenn die technischen Systeme<br />
auf Behördenseite verfügbar sind. Es ist für jede Dienstleistung zu prüfen, in welcher<br />
Zeit-Größenordnung ein Ausfall der Systeme akzeptabel ist.<br />
Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />
Niedrig bis<br />
mittel<br />
Eine Ausfallzeit der Online-Dienstleistung von<br />
mehr als 24 Stunden kann toleriert werden.<br />
Hoch Eine Ausfallzeit der Online-Dienstleistung zwischen<br />
einer und 24 Stunden wird als tolerabel<br />
eingeschätzt.<br />
Sehr hoch Die maximal tolerierbare Ausfallzeit der Online-<br />
Dienstleistung liegt unter einer Stunde.<br />
Tabelle 13: Schutzbedarfsfeststellung für das Sicherheitsziel Verfügbarkeit<br />
E-<strong>Reporting</strong><br />
Hinsichtlich der Verfügbarkeit wurde das E-<strong>Reporting</strong> in die Sicherheitsstufe „niedrig<br />
bis mittel“ eingestuft.<br />
Zusammenfassung:<br />
Im Gesamten wird für E-<strong>Reporting</strong>, wie es im vorliegenden <strong>Spezifikationsbericht</strong> vorgestellt<br />
wird, ein „niedriges“ bis „mittleres“ Sicherheitsmaß festgestellt. Die Schadensauswirkungen<br />
bei Missbrauch, mangelnder Verfügbarkeit, unsachgemäßer Nutzung,<br />
etc. sind begrenzt und überschaubar.<br />
Einordnung Erläuterung Schutzbedarf<br />
Kein Ein besonderer Schutz ist nicht notwendig, da keine<br />
Schadensauswirkungen zu erwarten sind.<br />
Niedrig Die Schadensauswirkungen sind eng begrenzt. E-<strong>Reporting</strong><br />
Mittel Die Schadensauswirkungen sind begrenzt und<br />
überschaubar.<br />
Hoch Die Schadensauswirkungen können beträchtlich<br />
sein.<br />
Sehr hoch Die Schadensauswirkungen können ein existenziell<br />
bedrohliches, katastrophales Ausmaß erreichen.<br />
Tabelle 14: Feststellung der Schutzbedarfsklasse<br />
E-<strong>Reporting</strong><br />
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