SCHWERPUNKT-THEMA: Schmerzmedizin ... - Medical Tribune
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In der Schweizer Bevölkerung nimmt die Hälfte<br />
der über 60-Jährigen nicht-steroidale Antirheumatika<br />
(NSAR) regelmässig ein. NSAR schädigen<br />
häufig die Schleimhaut des oberen Gastro-Intesti-<br />
�<br />
QUINTESSENZ<br />
naltraktes. Subjektive Oberbauchbeschwerden<br />
(Dyspepsie) kommen bei regelmässiger Verwendung<br />
von NSAR in bis zu 60 % vor. Heimtückisch<br />
sind Magen- und Duodenalulzera (bei 10 % bis<br />
30 %), weil sie mehrheitlich keine Symptome<br />
verursachen. Bei etwa 10 % der Ulzera ist mit<br />
potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen<br />
(Blutung, Perforation, narbige Stenose) zu<br />
rechnen. Ulkuskomplikationen überraschen die<br />
Betroffenen meistens ohne Vorwarnung. Eine generelle<br />
Prophylaxe bei allen Patienten mit NSAR-<br />
Behandlung wird nicht empfohlen. Aufgrund des<br />
individuellen Risikoprofils kann entschieden<br />
werden, wer eine Prophylaxe benötigt. Prophylaktisch<br />
wirksam sind das synthetische<br />
Prostaglandin-Analogon Misoprostol und die<br />
besser verträglichen Protonenpumpenblocker.<br />
Prophylaxe NSARinduzierter<br />
Ulzera<br />
DER FALL<br />
Beschwerden:<br />
67jährige Patientin mit seit einiger Zeit<br />
bestehenden Beschwerden im Bereich<br />
der Hüft- und Kniegelenke. Nach Belastung<br />
deutliche Zunahme der Beschwerden,<br />
grosse Probleme beim Treppensteigen,<br />
alltägliche Verrichtungen fallen<br />
schwer. Aufsuchen des Orthopäden,<br />
der – ohne weitere Anamnese – zur<br />
Behandlung der Gelenkbeschwerden<br />
Diclofenac injiziert und Zäpfchen<br />
verordnet. Kurze Zeit später kommt es<br />
zu Oberbauchbeschwerden, die sie veranlassen,<br />
den Hausarzt aufzusuchen.<br />
Anamnese:<br />
Hat vom Hausarzt bereits früher einmal<br />
wegen ähnlicher Beschwerden Ibuprofen-Tabletten<br />
erhalten, welche sie auch<br />
jetzt ohne erneute Rücksprache bei<br />
Bedarf einnimmt. Zusätzlich wegen<br />
einer milden KHK regelmässig ASS 100.<br />
Medikamentös eingestellte Hypertonie<br />
(ACE-Hemmer plus Diuretikum).<br />
Mässiges Übergewicht.<br />
Befunde:<br />
Blutbild: mässig erhöhte BSR (30/55),<br />
Hb 11,3g/dl, Erythrozyten morphologisch<br />
o.B. Leukozyten 10,4, Leberenzymaktivitäten<br />
unauffällig.<br />
Ultraschall: unauffällig bis auf Wandverdickung<br />
in der Magenkokarde<br />
und im gastroduodenalen Übergang,<br />
leichte Fettleber, Nieren- und Pankreasregion<br />
o.B.<br />
Überweisung mit unklaren Oberbauchbeschwerden<br />
und normochromer<br />
Anämie zum Gastroenterologen.<br />
Gastroduodenoskopie: Neben multiplen<br />
Erosionen im Magenantrum ein massiv<br />
verquollener, mit dem Endoskop nur<br />
inkomplett zu passierender Bulbus<br />
duodeni mit einem ca. 1,2 cm grossen,<br />
tief exkavierten Ulkus im Bereich des<br />
Bulbusausgangs mit schmutzig grauem<br />
Fibrinbelag und Hämatinbeschlag im<br />
Bereich des Ulkusrandes. Keine aktive<br />
Blutung, kein Nachweis eines Gefäss-<br />
stumpfes, Magenkorpus mit unauffälligem<br />
Faltenrelief. In Verlängerung der<br />
Ösophaguslängsachse ebenfalls vereinzelte<br />
Erosionen mit Hämatinbeschlag.<br />
Helicobacter pylori Nachweis negativ.<br />
Beurteilung:<br />
NSAR-induziertes Ulcus duodeni.<br />
Therapie:<br />
Absetzen der niedrigdosierten Acetylsalicylsäure<br />
und zusätzlich zum NSAR<br />
hochdosierte Gabe eines Protonenpumpenhemmers<br />
für zunächst vier Wochen<br />
bis zur Kontrolle. Danach<br />
weitere Einnahme des hochdosierten<br />
PPIs bis zur kompletten Abheilung<br />
nach acht Wochen. Weitere Behandlung<br />
mit NSAR nur unter PPI-Schutz.<br />
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PRAXIS-DEPESCHE · 1-2/2005 17