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Prospektive Studie zur Wiederherstellung von ... - Zahnheilkunde.de

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TAGUNGSBEITRAG<br />

❚ S. Mues 1 , S. Bayer 2 , A. Mues 2 , K.-H. Utz 2 , H. Stark 1<br />

<strong>Prospektive</strong> <strong>Studie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong><br />

<strong>von</strong> abgebrochenen Teleskoppfeilern mittels<br />

Stiftaufbauten o<strong>de</strong>r Kugelankern<br />

In einer prospektiven klinischen <strong>Studie</strong> sollte untersucht wer<strong>de</strong>n,<br />

ob und wie sich verschie<strong>de</strong>ne Verfahren <strong>zur</strong> <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong><br />

<strong>von</strong> Teilprothesen mit frakturierten Teleskoppfeilern eignen.<br />

Zwei Verfahren kamen <strong>zur</strong> Anwendung: die Reparatur mittels eines<br />

Stiftaufbaus unter Verwendung <strong>de</strong>s Primärteleskopes sowie<br />

<strong>de</strong>r Einsatz einer Wurzelstiftkappe mit Kugelanker. Zu<strong>de</strong>m sollten<br />

Hinweise auf die Ursache <strong>de</strong>r Fraktur gewonnen wer<strong>de</strong>n.<br />

Bisher wur<strong>de</strong>n in einem Zeitraum <strong>von</strong> einem Jahr 20 Zähne versorgt.<br />

Alle Zähne sind noch in situ. Derzeit kann keine <strong>de</strong>r Vorgehensweisen<br />

favorisiert wer<strong>de</strong>n, bei<strong>de</strong> erscheinen abhängig <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>r Indikationsstellung sehr gut für eine <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong> geeignet.<br />

Schlüsselwörter: Teleskopprothese, Pfeilerfraktur, <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong>,<br />

Kugelanker, Bewährung <strong>von</strong> Zahnersatz<br />

Prospective study on restoration of broken telescopes with<br />

either post-and-core build-up or ball attachment. A prospective<br />

clinical study has investigated, if and how different procedures<br />

are suited to restore double crown-retained removable<br />

partial <strong>de</strong>ntures with fractured telescopes.<br />

Two different procedures were used: repairing the <strong>de</strong>nture with<br />

a post-and-core using the existing primary telescopic crown, as<br />

well as the application of a ball attachment. Furthermore, more<br />

advice on the origin of the tooth-fracture should be gained. In a<br />

period of one year 20 teeth were restored. All teeth were still in<br />

situ. None of the two procedures could be preferred, both seem<br />

to be well suited for restoration within the limitations of their<br />

<strong>de</strong>ntal indication.<br />

Keywords: double crown-retained <strong>de</strong>nture, tooth-fracture,<br />

restoration, ball attachment, success, prosthodontics<br />

1 Einleitung<br />

Zur Versorgung <strong>von</strong> Patienten mit reduziertem Restzahnbestand<br />

und herausnehmbarem Zahnersatz wer<strong>de</strong>n unterschiedliche<br />

Verankerungselemente eingesetzt. Bewährt haben<br />

sich prinzipiell Teleskopkronen 11 , welche aufgrund frikativer<br />

Haltekräfte zwischen <strong>de</strong>n parallelen Flächen <strong>de</strong>r Primär-<br />

und Sekundärkronen <strong>de</strong>n Zahnersatz fixieren, die Prothese<br />

gegen horizontale Schübe sichern, eine extraaxiale Belastung<br />

verhin<strong>de</strong>rn sollen und okklusale Kräfte auf die Pfeilerzähne<br />

ableiten.<br />

1 Zahnärztliche Propä<strong>de</strong>utik / Experimentelle <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong> <strong>de</strong>r Rheinischen<br />

Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Helmut Stark)<br />

2 Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik <strong>de</strong>r Universität Bonn (Direktor: Univ.-Prof.<br />

Dr. Bernd Koeck)<br />

Die klinische Erfahrung zeigt jedoch, dass es zu Frakturen<br />

an <strong>de</strong>n Teleskoppfeilerzähnen kommen kann. Als Ursache<br />

für diese Frakturen wer<strong>de</strong>n u.a. extraaxiale Belastungen<br />

<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Primärkronen versorgten Zähne angesehen [19].<br />

Diese können durch verschie<strong>de</strong>ne Faktoren hervorgerufen<br />

wer<strong>de</strong>n. Zum einen ist eine mangelhafte Kongruenz zwischen<br />

Prothesenbasis und Prothesenlager zu nennen, die<br />

eine Unterfütterung nötig machen wür<strong>de</strong>. Eine weitere Ursache<br />

für extraaxiale Belastungen ist in einer unsachgemäßen<br />

Handhabung <strong>de</strong>r Prothese durch <strong>de</strong>n Patienten zu sehen.<br />

Weiterhin ist es trotz aller Sorgfalt nicht sicher auszuschließen,<br />

dass im Rahmen <strong>de</strong>s technisch aufwändigen Herstellungsprozesses<br />

Übertragungsfehler auftreten, die eine<br />

Fehlbelastung eines Pfeilers bewirken können. Und zuletzt<br />

ist es auch möglich, dass es beim Zementieren <strong>de</strong>r Primärkronen<br />

zu Inkongruenzen zwischen Matrize und Patrize<br />

kommt, die zwar keine extraaxiale, aber <strong>de</strong>nnoch eine ungünstige<br />

Belastung <strong>de</strong>s Pfeilerzahnes bewirken können.<br />

Zeigt sich bei <strong>de</strong>r zahnärztlichen Untersuchung, dass <strong>de</strong>r<br />

frakturierte Zahn erhaltungswürdig ist, stellt sich die Frage,<br />

wie <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>ne Zahnersatz samt Zahn wie<strong>de</strong>rhergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. In je<strong>de</strong>m Fall wird als Vorbehandlung eine<br />

Wurzelfüllung notwendig, da bei<strong>de</strong> <strong>von</strong> uns gewählten Verfahren<br />

einen Wurzelstift aufweisen. Zur <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong><br />

bieten sich zwei Metho<strong>de</strong>n an: die Rezementierung <strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Innenteleskopes, unter welchem ein Stift samt<br />

Kompositaufbau die verloren gegangene Zahnhartsubstanz<br />

ersetzt, sowie die Verwendung eines Kugelankers auf einer<br />

Wurzelstiftkappe, bei welchem die Matrize in das Außenteleskop<br />

einpolymerisiert wird. Die bei<strong>de</strong>n Verfahren unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich nicht nur vom Konstruktionsprinzip grundlegend,<br />

son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>r Handhabung. Während die Prothese<br />

nach Rezementierung <strong>de</strong>s Innenteleskopes in einer<br />

Sitzung wie<strong>de</strong>rhergestellt ist, muss <strong>de</strong>r Patient <strong>zur</strong> Versorgung<br />

mit einem Kugelanker ein zweites Mal in <strong>de</strong>r Praxis erscheinen<br />

und für einige Stun<strong>de</strong>n auf seinen Zahnersatz verzichten.<br />

Ziel dieser Untersuchung war es, bei<strong>de</strong> Verfahren<br />

auf ihre Langzeiteignung zu untersuchen.<br />

Hierbei soll nicht nur <strong>de</strong>r objektive Untersuchungsbefund<br />

<strong>de</strong>s Behandlers eine Rolle spielen, son<strong>de</strong>rn auch die<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>s Patienten mit <strong>de</strong>r gewählten Restauration<br />

dokumentiert wer<strong>de</strong>n.<br />

2 Material und Metho<strong>de</strong><br />

Im Rahmen dieser Arbeit wur<strong>de</strong>n Patienten aus <strong>de</strong>r Poliklinik<br />

untersucht, die sich mit frakturierten Pfeilerzähnen in<br />

<strong>de</strong>r Sprechstun<strong>de</strong> vorstellten. Die Patienten wur<strong>de</strong>n vorab<br />

über die Mitarbeit in <strong>de</strong>r <strong>Studie</strong> aufgeklärt und erklärten<br />

schriftlich ihr Einverständnis <strong>zur</strong> Teilnahme. Die Daten wur<strong>de</strong>n<br />

anonym zu Beginn <strong>de</strong>r Untersuchung, eine Woche nach<br />

484 © Deutscher Ärzte-Verlag, Köln Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61 (2006) 9


S. Mues et al.: <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong> <strong>von</strong> frakturierten Teleskoppfeilern<br />

Abbildung 1 Frakturierter Zahn <strong>von</strong> vestibulär<br />

Figure 1 Fractured tooth vestibular view<br />

Abbildung 3 Stiftbohrung<br />

Figure 3 Post drill<br />

Versorgung, nach sechs Monaten und nach einem Jahr Tragezeit<br />

und anschließend im halbjährlichen Rhythmus erhoben.<br />

2.1 Untersuchungsgang<br />

Stellte sich ein Patient mit einer Fraktur eines Teleskoppfeilerzahnes<br />

vor, wur<strong>de</strong> ein Zahnstatus mit Taschensondierungstiefen,<br />

Lockerungsgra<strong>de</strong>n und Sensibilitätsproben erhoben.<br />

Anschließend wur<strong>de</strong> die Prothese auf einen Unterfütterungsbedarf<br />

untersucht. Bezüglich <strong>de</strong>s frakturierten<br />

Pfeilerzahnes wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>res Augenmerk auf <strong>de</strong>n Zustand<br />

<strong>de</strong>r Pulpa (eröffnet/nicht eröffnet o<strong>de</strong>r wurzelgefüllt)<br />

sowie auf die Lage <strong>de</strong>r Frakturgrenze gelegt. Lag die Frakturgrenze<br />

<strong>de</strong>s Pfeilerzahnes mehr als 1 mm inzisal <strong>de</strong>r Präparationsgrenze<br />

und war kein weiterer Zahnhartsubstanzverlust<br />

aufgrund einer Karies zu erwarten und war zusätzlich das<br />

Innenteleskop <strong>de</strong>s frakturierten Zahnes noch vorhan<strong>de</strong>n, so<br />

erfolgte eine Zuweisung <strong>zur</strong> Gruppe 1. Lag die Frakturgrenze<br />

weniger als 1 mm inzisal <strong>de</strong>r Präparationsgrenze, war weiterer<br />

Zahnhartsubstanzverlust aufgrund einer Karies zu erwarten<br />

o<strong>de</strong>r war das Innenteleskop verloren gegangen, so erfolgte<br />

eine Zuweisung <strong>zur</strong> Gruppe 2.<br />

2.2 Versorgung<br />

Die Zähne <strong>de</strong>r Gruppe 1 wur<strong>de</strong>n unter Verwendung <strong>de</strong>s<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Innenteleskopes mit einem Stift und Kompo-<br />

Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61 (2006) 9<br />

Abbildung 2 Frakturierter Zahn <strong>von</strong> okklusal<br />

Figure 2 Fractured tooth occlusal view<br />

Abbildung 4 Stift eingeklebt mit Panavia<br />

Figure 4 Post luted with Panavia<br />

sitaufbau versorgt. Als Stiftsystem wur<strong>de</strong> ein Karbonfaserstift<br />

(ComposiPost <strong>de</strong>r Fa. RTD, St. Egreve, France) aufgrund<br />

einer Literaturrecherche gewählt. Er weist sehr gute<br />

labortechnische sowie klinische Ergebnisse auf [1, 4, 10, 13,<br />

14] und hat <strong>de</strong>n zusätzlichen Vorteil, dass das adhäsive Vorgehen<br />

einen schnellen Behandlungsablauf gestattet. Der<br />

Stift wur<strong>de</strong> mit Panavia F 2.0 (Fa. Kuraray, Tokyo, Japan)<br />

eingeklebt [15, 16]. Der adhäsive Aufbau unter <strong>de</strong>m Innenteleskop<br />

erfolgte mit <strong>de</strong>m Komposit Clearfil (Fa. Kuraray,<br />

Tokyo, Japan), da ein chemisch härten<strong>de</strong>r Kunststoff benötigt<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Die Zähne und Prothesen <strong>de</strong>r Gruppe [2] wur<strong>de</strong>n mit<br />

Kugelankern auf Wurzelstiftkappen versorgt. Als hybridprothetisches<br />

Ankerelement wur<strong>de</strong> aufgrund eigener umfangreicher<br />

verschleißtechnischer Untersuchungen das<br />

System Dalbo-Plus (Fa. Degu<strong>de</strong>nt, Hanau) ausgesucht [2].<br />

Auch die Wahl <strong>de</strong>r Legierungen fiel aufgrund eigener<br />

Untersuchungen auf NeoCast III (Fa. Cendres & Metaux,<br />

Biel/Bienne, Schweiz) [2]. Nach Zuweisung in die Versorgungsgruppe<br />

wur<strong>de</strong>n alle notwendigen Vorbehandlungen<br />

durchgeführt, daran anschließend wur<strong>de</strong> die <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong><br />

<strong>von</strong> Zahn und Prothese durchgeführt.<br />

2.2.1 Behandlung Gruppe 1<br />

Die Wurzelfüllung wur<strong>de</strong> reduziert, die Stiftbohrung durchgeführt<br />

und <strong>de</strong>r Stift adhäsiv mit Panavia F 2.0 in <strong>de</strong>n Bohr-<br />

485


S. Mues et al.: <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong> <strong>von</strong> frakturierten Teleskoppfeilern<br />

Abbildung 5 Stift gekürzt<br />

Figure 5 Post shortened<br />

stollen eingeklebt [Abb. 1, 2, 3, 4]. Anschließend wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Stift unter Zuhilfenahme <strong>de</strong>s Innenteleskopes auf die richtige<br />

Länge gekürzt. Das Innenteleskop wur<strong>de</strong> dünn mit Vaselineöl<br />

isoliert. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Stumpf mit <strong>de</strong>r Säure-Ätz-Technik<br />

vorbereitet wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> das chemisch härten<strong>de</strong> Kompositmaterial<br />

Clearfil in das Innenteleskop eingefüllt und auf<br />

<strong>de</strong>n Zahnstumpf aufgesetzt und die Prothese eingeglie<strong>de</strong>rt<br />

[Abb. 5, 6]. Nach abgeschlossener Polymerisation wur<strong>de</strong> das<br />

Innenteleskop entfernt und entfettet. Abschließend wur<strong>de</strong><br />

das Innenteleskop mit Panavia F 2.0 <strong>de</strong>finitiv eingeklebt und<br />

die Prothese eingeglie<strong>de</strong>rt. Gegebenenfalls wur<strong>de</strong> die Prothese<br />

unterfüttert.<br />

2.2.2 Behandlung Gruppe 2<br />

Die Wurzelfüllung wur<strong>de</strong> reduziert und nach erfolgter Stiftbohrung<br />

eine Abformung mit einem ausbrennbaren Abformstift<br />

<strong>zur</strong> Herstellung einer individuellen Wurzelstiftkappe<br />

vorgenommen [Abb. 7, 8, 9]. Die Abformung wur<strong>de</strong> mit<br />

<strong>de</strong>r Prothese durchgeführt, um <strong>de</strong>m Labor eine exakte Anpassung<br />

<strong>de</strong>r Wurzelstiftkappe unter das Außenteleskop zu<br />

ermöglichen.<br />

Im zahntechnischen Labor wur<strong>de</strong>n Wurzelstiftkappe<br />

und Knopfanker verlötet und die Matrize in das Außenteleskop<br />

eingearbeitet [Abb. 10, 11]. Am Patienten wur<strong>de</strong> nach einer<br />

Anprobe die Wurzelstiftkappe mit Phosphatzement zementiert<br />

und die Prothese eingeglie<strong>de</strong>rt. Bei bestehen<strong>de</strong>m<br />

Unterfütterungsbedarf erfolgte jetzt die Unterfütterung.<br />

Zu Beginn und nach Abschluss <strong>de</strong>r Behandlung wur<strong>de</strong>n die<br />

Patienten mittels OHIP-G-Fragebogen zum oralen Komfort<br />

vor und nach Behandlung befragt [8].<br />

Die Teilnehmer <strong>de</strong>r <strong>Studie</strong> wur<strong>de</strong>n in ein Recallsystem<br />

übernommen, in <strong>de</strong>m zum einen die Wurzelfüllung kontrolliert<br />

wur<strong>de</strong>. Zum an<strong>de</strong>ren erfolgte in regelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n<br />

eine Prothesenkontrolle, insbeson<strong>de</strong>re auch in Hinblick<br />

auf die im Rahmen dieser <strong>Studie</strong> behan<strong>de</strong>lten Zähne.<br />

3 Ergebnisse<br />

Es liegen erste Ergebnisse aus <strong>de</strong>m bisherigen Beobachtungszeitraum<br />

<strong>von</strong> zwölf Monaten vor. Von <strong>de</strong>n bisher dokumentierten<br />

und behan<strong>de</strong>lten Zähnen (n=20 bei 14 Patienten)<br />

war bei keinem die Pulpenkammer nach <strong>de</strong>r Fraktur eröffnet.<br />

Die Fraktur lag 18mal koronal <strong>de</strong>r Präparationsgrenze,<br />

zweimal apikal. Die Sensibilitätsprobe war bei 16 Zähnen negativ,<br />

bei zwei Zähnen fraglich und bei zwei Zähnen positiv.<br />

486<br />

Abbildung 6 Teleskop rezementiert<br />

Figure 6 Telescope recemented<br />

In elf Fällen wur<strong>de</strong>n die Zähne mit einem Karbonfaserstift<br />

versorgt, in neun Fällen mit Kugelankern auf Wurzelstiftkappen.<br />

Von 14 untersuchten Prothesen wiesen neun einen<br />

Unterfütterungsbedarf auf und wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>r Behandlung<br />

unterfüttert. Bei einem Zahn schlug die <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong><br />

mittels Stift fehl. Der Grund für das Versagen<br />

<strong>de</strong>r Stiftversorgung war in <strong>de</strong>r ungünstigen anatomischen<br />

Verlaufsform <strong>de</strong>s Wurzelkanals und <strong>de</strong>r daraus resultieren<strong>de</strong>n<br />

Achsenneigung <strong>de</strong>s Stiftes zu sehen, welche zu einem<br />

zu kurzen extrakanalären Stiftanteil führte. In Folge <strong>de</strong>r Belastung<br />

kam es hier zu einem Versagen <strong>de</strong>s Stift-Kompositaufbau-Verbun<strong>de</strong>s.<br />

Der Stift wur<strong>de</strong> entfernt und <strong>de</strong>r Zahn<br />

ein zweites Mal versorgt, diesmal mit einer Wurzelstiftkappe.<br />

Alle versorgten Zähne waren zum letzten Untersuchungszeitpunkt<br />

noch in situ und die Prothesen ohne Beeinträchtigung<br />

funktionsfähig. Auch in Hinsicht auf die mit<br />

Hilfe <strong>de</strong>s OHIP-G-Fragebogens ausgewertete Patientenzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

ließen sich bisher keine Unterschie<strong>de</strong> feststellen.<br />

4 Diskussion<br />

In Bezug auf die Unterfütterungen wur<strong>de</strong> ein ähnlicher Bedarf<br />

festgestellt, wie er für Teleskopprothesen bereits in <strong>de</strong>r<br />

Literatur angegeben wur<strong>de</strong> [7, 17].<br />

Über die weiteren angeführten Ursachen für eine extraaxiale<br />

Belastung <strong>von</strong> Teleskoppfeilerzähnen, welche <strong>de</strong>r klinischen<br />

Erfahrung entstammen, kann keine statistisch gesicherte<br />

Aussage getroffen wer<strong>de</strong>n. Hier besteht noch weiterer<br />

Untersuchungsbedarf.<br />

Frakturen an Teleskoppfeilerzähnen sind ein bekanntes<br />

Problem [19]. Sie wur<strong>de</strong>n bisher meist als Komplikationen im<br />

Rahmen <strong>von</strong> klinischen <strong>Studie</strong>n <strong>zur</strong> Bewährung <strong>von</strong> teleskopierend<br />

verankertem Zahnersatz dokumentiert [3, 5, 20]. Die<br />

grundsätzliche Einbeziehung <strong>von</strong> endodontisch behan<strong>de</strong>lten<br />

Zähnen in herausnehmbarem Zahnersatz wird auch in aktuellen<br />

Veröffentlichungen weiterhin empfohlen [7, 12]. Da es bisher<br />

kaum Literatur zum Thema <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong> <strong>von</strong> teleskopierend<br />

verankerten Teilprothesen nach Pfeilerfraktur gibt<br />

[18, 19], erfolgte die Auswahl <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Systeme und<br />

Materialien aufgrund eigener Untersuchungen und ausführlicher<br />

Literaturrecherchen nach allgemeinen Gesichtspunkten<br />

<strong>de</strong>r stiftprothetischen Versorgung. Als Stiftsystem wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Karbonfaserstift ComposiPost gewählt, da er sowohl in In-vitro-<strong>Studie</strong>n<br />

[10, 13, 14], als auch in klinischen Untersuchungen<br />

Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61 (2006) 9


S. Mues et al.: <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong> <strong>von</strong> frakturierten Teleskoppfeilern<br />

Abbildung 7 Frakturierte Zähne<br />

Figure 7 Fractured teeth<br />

Abbildung 11 Prothesenbasis mit Matrizen<br />

Figure 11 Denture base with female element<br />

Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61 (2006) 9<br />

Abbildung 9 Abformstifte<br />

im Bohrstollen<br />

Figure 9 Impression<br />

posts in the root canal<br />

Abbildung 8 Stiftbohrungen<br />

Figure 8 Drills for<br />

the posts<br />

Abbildung 10 Wurzelstiftkappen<br />

mit Kugelanker<br />

in situ<br />

Figure 10 Retention<br />

pin with ball attachment<br />

in situ<br />

[6] sehr gute Ergebnisse lieferte und zu<strong>de</strong>m aufgrund seiner<br />

werkstoffkundlichen Eigenschaften gut revidierbar ist [1, 4].<br />

Als hybridprothetisches Ankerelement wur<strong>de</strong> das System Dalbo-Plus<br />

ausgewählt, welches in eigenen verschleißtechnischen<br />

Untersuchungen die besten Ergebnisse aufwies [2]. Da aus <strong>de</strong>r<br />

Literatur bekannt ist, dass Kugelanker durch eine Entkopplung<br />

vom Halteelement belastungsreduzierend wirken, wird ihr<br />

Einsatz als prothetisches Verankerungselement nach Fraktur<br />

eines Teleskoppfeilers gerechtfertigt [9].<br />

Aufgrund <strong>de</strong>s kurzen Beobachtungszeitraumes kann keines<br />

<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Systeme bevorzugt wer<strong>de</strong>n. Sowohl die<br />

klinischen Beobachtungen als auch die <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Patienten im<br />

OHIP-G-Fragebogen geäußerten Einschätzungen <strong>de</strong>r Versorgungsqualität<br />

lassen keinen Hinweis auf die Bevorzugung<br />

<strong>de</strong>s einen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Systems zu. Hier mögen<br />

entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r bisherige Beobachtungszeitraum wie auch die<br />

Zahl <strong>de</strong>r dokumentierten Zähne eine Rolle spielen, o<strong>de</strong>r die<br />

Tatsache, dass sich im Rahmen ihrer jeweilig festgelegten Indikation<br />

bei<strong>de</strong> Systeme gleichsam gut eignen.<br />

487


S. Mues et al.: <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong> <strong>von</strong> frakturierten Teleskoppfeilern<br />

5 Schlussfolgerung<br />

Eine wichtige Ursache für Pfeilerfrakturen scheint <strong>de</strong>r<br />

Unterfütterungsbedarf zu sein. Im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>Wie<strong>de</strong>rherstellung</strong><br />

<strong>von</strong> Zahn und Zahnersatz scheint es beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtig zu sein, Inkongruenzen bezüglich <strong>de</strong>r Einschubrichtung<br />

auszugleichen sowie die Prothese bei Bedarf zu unterfüttern.<br />

Trotz<strong>de</strong>m empfehlen wir eine Beachtung <strong>de</strong>r vorgegebenen<br />

Indikationsrichtlinien für das jeweilige System. Für<br />

<strong>de</strong>n Praktiker bleibt festzustellen, dass eine Wie<strong>de</strong>rinstandsetzung<br />

<strong>von</strong> teleskopierend verankerten Teilprothesen mit<br />

bei<strong>de</strong>n vorgestellten Verfahren <strong>zur</strong> Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Patienten<br />

erfolgen kann.<br />

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❙ Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />

Zahnarzt Sebastian Mues, MSc<br />

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn<br />

Abteilung für Zahnärztliche Propä<strong>de</strong>utik / Experimentelle <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong><br />

Welschnonnenstr. 17<br />

D-53111 Bonn<br />

E-Mail: Sebastian.Mues@uni-bonn.<strong>de</strong><br />

Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61 (2006) 9

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