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Demoskopie und Demokratie

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<strong>Demokratie</strong> setzt die organisierte Macht eines Rechtsstaates 20 <strong>und</strong> einer ihr<br />

entsprechenden Kultur voraus <strong>und</strong> garantiert die Einheit in der Vielfalt des offenen<br />

Meinungs- <strong>und</strong> Willensbildungsprozesses.<br />

Konkreten Ausdruck finden diese Gr<strong>und</strong>gedanken des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts in<br />

der Verfassungswirklichkeit einer freiheitlichen <strong>Demokratie</strong>, in der ausschließlich die<br />

ständige geistige Auseinandersetzung zwischen den begegnenden sozialen Kräften<br />

<strong>und</strong> Interessen, den politischen Ideen <strong>und</strong> damit auch den sie vertretenden<br />

politischen Parteien der richtige Weg zur Bildung des Staatswillens ist – nicht in dem<br />

Sinne, dass er immer objektiv richtige Ergebnisse liefere, denn dieser Weg ist „a<br />

process of trial and error“, aber doch so, dass er durch die ständige gegenseitige<br />

Kontrolle <strong>und</strong> Kritik die beste Gewähr für eine (relativ) richtige politische Linie als<br />

Resultat <strong>und</strong> Ausgleich zwischen den wirksamen politischen Kräften gibt. 21<br />

Moderne Gesellschaften können sich nicht auf Entscheidungen gründen, die von<br />

allen Betroffenen im Diskurs erörtert wurden 22 ; dafür sind Größe <strong>und</strong> Komplexität<br />

moderner Staaten zu umfassend. Eine mögliche Lösung findet sich somit in einem<br />

System der Repräsentation 23 , durch welche die politische Willensbildung entstehen<br />

kann 24 .<br />

Da die politische Willensbildung jedoch im (begrenzten) Kreise der Repräsentanten<br />

<strong>und</strong> deren Diskursen stattfindet, muss ein Weg gef<strong>und</strong>en werden, um die<br />

Gesellschaft mit einzubeziehen 25 .<br />

Hierzu kann die <strong>Demoskopie</strong> eine mögliche Hilfe leisten. <strong>Demoskopie</strong> ist ein<br />

Teilbereich der empirischen Sozialforschung. Sie ist eine Ergänzung zur akademisch<br />

organisierten empirischen Sozialforschung politikwissenschaftlicher Ausrichtung, die<br />

20<br />

Von Arnim in: Merten, (Hrsg.), Der Staat am Ende des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, S. 42.<br />

21<br />

BVerfGE 5, 85 (135) ‚KPD-Urteil’.<br />

22<br />

Merten, Gewaltentrennung im Rechtsstaat, S. 183.<br />

23<br />

Neuere Diskussionen zum Thema: Einheit in Vielfalt - Strukturelle Vielfalt <strong>und</strong><br />

Funktionenteilung: Vgl. Zippelius, Allgemeine Staatslehre, 15. Auflage, § 31. Nr. 4.<br />

24<br />

Vgl. Keller, In Taumel der Freiheit: <strong>Demokratie</strong> <strong>und</strong> Repräsentation,<br />

S. 203.<br />

25<br />

Dies kann in Verbindung mit informeller Meinungs- <strong>und</strong> Willenbildung geschehen oder mit<br />

anderen Worten: Anregungen aus dem zu repräsentierenden Volk müssen in dem<br />

repräsentativen Diskurs Eingang <strong>und</strong> Gehör finden. Vgl. Keller, In Taumel der Freiheit:<br />

<strong>Demokratie</strong> <strong>und</strong> Repräsentation, S. 192 f.

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