HOME SWEET HOME - Wohnplattform Oberösterreich
HOME SWEET HOME - Wohnplattform Oberösterreich
HOME SWEET HOME - Wohnplattform Oberösterreich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Operationalisierung, der adäquaten Datengrundlage und der praktischen<br />
Schlussfolgerungen, die sich für das Konzept stellen, bisher nicht gelöst (sind). Vorerst hat es<br />
vor allem den Charakter einer Leitidee, die in einigen Untersuchungen mehr oder weniger<br />
gut umgesetzt worden ist.“ 91 Andererseits geht aus diesem Konzept hervor, dass Not Resultat<br />
objektiver Erfahrungen bezüglich der Erfordernisse und dem Gelingen der<br />
Lebensbewältigung ist. Eine soziale Lebenslage entwickelt sich dann zur persönlichen<br />
Notlage, wenn Betroffene nicht mehr in der Lage sind, deren Können zu disponieren und<br />
Belastungen standzuhalten. 92<br />
3.3.3 Identitätsverlust und Desintegration<br />
Girtler stellt die Lebenswelt akut wohnungsloser Menschen mittels einer von ihm in den<br />
Jahren 1976-78 durchgeführten Beobachtung dar, die unstrukturiert und teilnehmend<br />
vorgenommen wurde. Diese soll verdeutlichen, dass diese Personengruppe über ein<br />
kompliziertes Sozialsystem verfügt, dass Unzufriedenheit über das eigene Schicksal<br />
vorherrscht und dass sie in der Lage ist, Probleme, die aus ihrem niedrigen sozialen Status<br />
resultieren, zu bewältigen. 93<br />
Girtler betrachtet akut Wohnungslose „[…] als soziale Randgruppe, die eigene Werte, eigene<br />
Normen, eigene Symbole, eigene Handlungsmuster hat, die aber nicht den gesellschaftlichen<br />
Standards entsprechen und daher auch z.T. als Bedrohung einer an der Leistung orientierten<br />
Wirklichkeit empfunden werden. Zur Sicherung des allgemeinen Wertsystems versuchen die<br />
herrschenden Gruppen daher, die Randgruppe der Sandler in eine Randposition<br />
abzudrängen. Aus seiner Lebenssituation ergeben sich nun für den Sandler typische<br />
Problemlösungsstrategien.“ 94<br />
91 Glatzer, Wolfgang / Hübinger, Werner (1990): Lebenslagen und Armut. S.37. In: Döring, Dieter / Hanesch,<br />
Walter / Huster, Ernst-Ulrich (1990): Armut im Wohlstand. Frankfurt. S.31-55. Zit.n.: Stelzer-Orthofer,<br />
Christine (1997): Armut und Zeit. Eine sozialwissenschaftliche Analyse zur Sozialhilfe. o.A.: Leske + Budrich,<br />
Opladen. S.38<br />
92 vgl. Stumpf, Hildegard (2001): Partizipation als pädagogisches Konzept und Strategie innovativer<br />
Armutsbekämpfung. Aufgezeigt am Beispiel eines EU-Modellprojektes zur Wohnraumgewinnung für<br />
einkommensschwache Personen und Gruppen. Dissertation. S.79. Online im Internet: URL: https://heidi.ub.uniheidelberg.de/volltextserver/volltexte/2004/4567/pdf/Diss_Hildegard_Stumpf_Muenchen.pdf<br />
[dl. 07.09.2005]<br />
93 vgl. Sengschmied, Kristina (1996): Begegnungsraum auf der Straße. Innsbruck / Wien: Tyrolia. S.28<br />
94 Girtler, Roland (1980): Vagabunden in der Großstadt. Teilnehmende Beobachtung der Lebenswelt der<br />
„Sandler“ Wiens. Stuttgart. Zit.n.: Sengschmied, Kristina (1996): Begegnungsraum auf der Straße. Innsbruck /<br />
Wien: Tyrolia. S.28<br />
36