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diagnose und behandlung der muskeldystrophie duchenne - MD-NET

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041 VorwortDieser Ratgeber für Familien fasst Ergebnisseeines internationalen Konsensuspapierszur Behandlung von <strong>der</strong> MuskeldystrophieDuchenne (D<strong>MD</strong>) zusammen. Die Arbeitwurde unterstützt von den US Centers forDisease Control (CDC) in Zusammenarbeitmit Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> dem TREAT-N<strong>MD</strong>Netzwerk. Das Hauptdokument wurde in <strong>der</strong>Zeitschrift Lancet Neurology veröffentlicht.DIESER RATGEBER WURDE AUSFOLGENDEN PUBLIKATIONENZUSAMMENGESTELLT:Bushby K, et al. The Diagnosis andManagement of Duchenne MuscularDystrophy, part 1: diagnosis, andpharmacological and psychosocialmanagement, Lancet Neurology 2010,9(1) 77-93.Bushby K, et al. The Diagnosis andManagement of Duchenne MuscularDystrophy, part 2: implementation ofmultidisciplinary care, Lancet Neurology2010, 9(2) 177-189.Das englische Originaldokument kann unterfolgendem Link kostenlos runtergeladenwerden:http://www.treat-nmd.eu/diagnosis-andmanagement-of-D<strong>MD</strong>/Die Empfehlungen basieren auf einerausgedehnten Studie von 84 internationalenExperten für Diagnose <strong>und</strong> Behandlungvon D<strong>MD</strong>, die ausgewählt wurden umeinen großen Bereich von Spezialgebietenabzudecken. Unabhängig voneinan<strong>der</strong> habensie Behandlungsoptionen <strong>der</strong> D<strong>MD</strong> in denunterschiedlichen Krankheitsstadien nach denKriterien “notwendig”, “geeignet” o<strong>der</strong> “nichtgeeignet” bewertet. So wurden insgesamt70.000 unterschiedliche Fallkonstellationenberücksichtigt. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage wurdenRichtlinien erstellt, welche nach Meinung <strong>der</strong>Mehrheit <strong>der</strong> Fachleute die „best practice“ <strong>der</strong>Behandlung von D<strong>MD</strong> wie<strong>der</strong>geben.Die Experten betonen, dass die besteBehandlung von D<strong>MD</strong> einen multidisziplinärenAnsatz erfor<strong>der</strong>t. Dabei muss <strong>der</strong> Einsatz vonSpezialisten <strong>der</strong> unterschiedlichen Fachbereichevon einem erfahrenen Arzt koordiniert werden.Da je<strong>der</strong> Mensch mit D<strong>MD</strong> einzigartig ist, solltenPatient <strong>und</strong> Familie mit dem betreuenden Arztaktiv zusammenarbeiten.Dieser Ratgeber möchte Sie mit dengr<strong>und</strong>legenden Informationen versorgen,die eine effektive Mitarbeit ermöglichen.Der Arzt, <strong>der</strong> die Behandlung koordiniert,muss sich aller möglichen Probleme beiD<strong>MD</strong> bewusst sein. Er muss sowohl Zugangzu den erfor<strong>der</strong>lichen Therapien als auch zuunterschiedlichen Spezialisten haben, die bei<strong>der</strong> Behandlung einbezogen werden müssen.Der Behandlungsschwerpunkt wird sich imVerlauf <strong>der</strong> Krankheit än<strong>der</strong>n. Dieser Ratgeberbegleitet Sie durch die unterschiedlichenThemen <strong>und</strong> Bereiche <strong>der</strong> D<strong>MD</strong> Behandlung(Abbildung 1). Nicht alle Spezialisten sind inallen Stadien <strong>der</strong> Krankheit hinzuzuziehen,aber es ist wichtig, dass sie immer erreichbarsind <strong>und</strong> dass die Person, die die Behandlungkoordiniert, über ein unterstützendes Netzwerkverfügt.


052 Wie können Sie diesen Ratgeber nutzen?Dieser Ratgeber enthält viele Informationen.Sie können diese auf zwei Arten nutzen. EinigeFamilien konzentrieren sich auf die Phase vonD<strong>MD</strong>, in <strong>der</strong> ihr Kind sich gerade befindet. An<strong>der</strong>emöchten von Anfang an so viel wie möglich überalle Aspekte <strong>der</strong> Krankheit erfahren.In diesem Kapitel <strong>und</strong> in Abbildung 1 erfahrenSie, was in den unterschiedlichen Phasen vonD<strong>MD</strong> wichtig ist <strong>und</strong> wie sich die erfor<strong>der</strong>licheBehandlung eines D<strong>MD</strong>-Patienten im Verlauf<strong>der</strong> Zeit verän<strong>der</strong>t. Wenn Sie dann direktauf den für Sie zurzeit relevanten Teil desRatgebers zugreifen wollen, können Sie ihnleicht finden. Am Ende finden Sie zwei Kapitel,die vielleicht zur schnellen Orientierung fürSie wichtig sein können: Woran müssen Sieim Fall einer Operation denken <strong>und</strong> was istim Notfall zu beachten. Die unterschiedlichenKapitel sind entsprechend <strong>der</strong> Abbildung1 farbig markiert. Am Ende des Ratgebersbefindet sich ein Stichwortverzeichnis zumbesseren Verständnis <strong>der</strong> hier <strong>und</strong> von Ärztenverwendeten Fachausdrücke.“Dies ist ein Ratgeber zu denmedizinischen Aspekten von D<strong>MD</strong>.Bedenken Sie aber stets, dass diemedizinische Seite nicht alles ist.Dahinter steht, dass Ihr Sohn durchdie Minimierung <strong>der</strong> medizinischenProbleme sein Leben leben kann <strong>und</strong>Sie zusammen weiterhin eine Familiesein können. Es tut gut, sich darauf zubesinnen, dass die meisten DuchenneJungen fröhliche Kin<strong>der</strong> sind <strong>und</strong> diemeisten Familien gut mit <strong>der</strong> Situationfertig werden, nachdem <strong>der</strong> ersteSchock <strong>der</strong> Diagnose überw<strong>und</strong>en ist.”Elizabeth Vroom,United Parent Projects Muscular DystrophyD<strong>MD</strong> SCHRITT FÜR SCHRITT (Abbildung 1)Das Krankheitsbild bei D<strong>MD</strong> verän<strong>der</strong>t sich imLauf <strong>der</strong> Zeit. Ärzte <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e sprechen oftvon „Schlüsselphasen“ im fortschreitendenVerlauf. Sie nutzen diese Schlüsselphasenum ihre Empfehlungen zur Behandlung darananzuknüpfen. Allerdings ist diese Einteilungmanchmal etwas vereinfachend. Dennoch kannes sinnvoll sein, sich an den entsprechendenStadien zu orientieren um die Maßnahmen, diezu einer bestimmten Zeit empfehlenswert sindzu kennen <strong>und</strong> um einschätzen zu können, waszum jeweiligen Zeitpunkt vom Arzt/Ärzteteamerwartet werden kann.Präsymptomatische PhaseBei den meisten Jungen wird D<strong>MD</strong> in <strong>der</strong>PRÄSYMPTOMATISCHEN PHASE nichtdiagnostiziert, es sei denn, die Familie weißum die erbliche Belastung o<strong>der</strong> Bluttestssind aus an<strong>der</strong>en Gründen erfolgt. DieSymptome verspäteten Laufenlernens o<strong>der</strong>verzögerter Sprachentwicklung sind präsent,aber aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen Ausprägung istes häufig, dass sie in diesem Stadium nichtbemerkt o<strong>der</strong> erkannt werden.Frühe gehfähige PhaseIn <strong>der</strong> FRÜHEN GEHFÄHIGEN PHASE zeigenJungen die „klassischen“ Symptome von D<strong>MD</strong>:das Gowers‘ Zeichen (beim Aufstehen vomBoden müssen sie sich mit den Händen an denOberschenkeln abstützen), den Watschelgang<strong>und</strong> den Zehenspitzengang. Sie können nochTreppen steigen, typisch ist aber, dass sieden zweiten Fuß nachziehen statt die Füßeabwechselnd aufzusetzen.In diesen zwei Phasen wird häufig die Diagnosegestellt (Kapitel 3).DIAGNOSE: Empfohlen werden spezielle Tests,bei denen die Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> DNA (die


16mit dem Arzt besprochen werden.Dabei müssen die bereits existierendenRisikofaktoren berücksichtig werden.Bei Jungen, die eine Kortison<strong>behandlung</strong>vor Verlust <strong>der</strong> Gehfähigkeit begonnenhatten, wird von vielen Fachleuten dieWeiter<strong>behandlung</strong> auch nach Verlust <strong>der</strong>Gehfähigkeit empfohlen. Das Ziel ist dabei,die Kraft in Rumpf <strong>und</strong> Armen zu erhalten,<strong>der</strong> Entwicklung einer Skoliose vorzubeugen<strong>und</strong> einer Verschlechterung <strong>der</strong> Atmungs<strong>und</strong>Herzfunktion entgegen zu wirken.UnterschiedlicheBehandlungsmöglichkeitenBei <strong>der</strong> Behandlung von D<strong>MD</strong> mit Kortisonverunsichert Patienten am meisten, dassunterschiedliche Ärzte <strong>und</strong> Kliniken häufigunterschiedliche Behandlungsschemataempfehlen. Daher findet man zu diesemThema auch ganz unterschiedlicheInformationen, sowohl zu den verwendetenMedikamenten als auch zu denBehandlungsschemata. Dieser Ratgebermöchte Ihnen eine klare Vorstellung darübergeben, wie eine effektive <strong>und</strong> sichereBehandlung mit Kortison basierend auf einerregelmäßigen Überprüfung von motorischenFunktionen <strong>und</strong> Nebenwirkungen aussieht(siehe dazu Kasten 2).• Prednison (Prednisolon) <strong>und</strong> Deflazacortsind die beiden am häufigsten gebrauchtenKortisone bei <strong>der</strong> Behandlung von D<strong>MD</strong>.Man nimmt an, dass sie ähnlich wirken.Keines <strong>der</strong> beiden ist eindeutig bessergeeignet. Geplante Studien zum Einsatzdieser Medikamente sind wichtig <strong>und</strong>sollten uns helfen, dies in <strong>der</strong> Zukunftbesser einschätzen zu können.• Die Wahl des Medikamentes hängt vonvielen Faktoren ab: <strong>der</strong> Verfügbarkeitin einem Land, den Kosten, <strong>der</strong> Art <strong>und</strong>Weise <strong>der</strong> Einnahme <strong>und</strong> den festgestelltenNebenwirkungen. Prednison hat denVorteil, dass es kostengünstig ist <strong>und</strong>sowohl als Tablette als auch in flüssigerForm hergestellt wird. Für manche Jungenist Deflazacort besser geeignet, da dasRisiko einer Gewichtszunahme etwasgeringer ist.


18Kasten 3Kortison<strong>behandlung</strong> <strong>und</strong>Nebenwirkungen• Eine Dosisreduktion von etwa 1 /4 bis 1 /3wird empfohlen, wenn nicht akzeptableo<strong>der</strong> nicht behandelbare Nebenwirkungenauftreten. Einen Monat später sollte durch einTelefongespräch o<strong>der</strong> Klinikbesuch beurteiltwerden, ob die Nebenwirkungen abgeklungensind.• Falls die tägliche Gabe von Kortison mitunakzeptablen Nebenwirkungen verb<strong>und</strong>enist, die sich durch eine Dosisreduktion nichtverbessern, kann es sinnvoll sein, von <strong>der</strong>täglichen Kortisongabe abzuweichen <strong>und</strong>ein intermittierendes Dosierungsschema zuverwenden.• Die Kortison<strong>behandlung</strong> sollte nicht wegenNebenwirkungen abgebrochen werden, wennnicht mindestens eine Dosisreduktion o<strong>der</strong>ein an<strong>der</strong>es Dosierungsschema ausprobiertwurde. Diese Empfehlung gilt sowohl fürgehfähige wie auch für nicht gehfähigePaitenten.• Sollte die Dosisanpassung o<strong>der</strong> dieVerän<strong>der</strong>ung des Dosierungsschemas nichtzu einer Verbesserung <strong>der</strong> Nebenwirkungenführen, kann die Beendigung <strong>der</strong>Kortisontherapie erfor<strong>der</strong>lich sein. DieseEntscheidungen müssen gemeinsammit dem Kind <strong>und</strong> <strong>der</strong> Familie getroffenwerden. Kortison sollte niemals plötzlichabgesetzt werden, son<strong>der</strong>n gemäß einesTherapieschemas von ihrem Arzt langsamreduziert werden.Kortison<strong>behandlung</strong> <strong>und</strong>Nebenwirkungen(Kästen 3 <strong>und</strong> 4 <strong>und</strong> Tabelle 1)Wachsamkeit in Bezug auf dieNebenwirkungen einer Kortisontherapieist unerlässlich, sobald ein Junge eineLangzeit<strong>behandlung</strong> mit Kortison begonnenhat. Eine Kortisontherapie ist zurzeitHauptbestandteil einer medikamentösenTherapie bei D<strong>MD</strong>. Sie darf jedoch auf keinenFall nachlässig durchgeführt werden <strong>und</strong> nurvon Ärzten mit entsprechendem Fachwissenbegonnen <strong>und</strong> begleitet werden.


19Kasten 4An<strong>der</strong>e Medikamente <strong>und</strong>ErnährungsergänzungenDie Fachleute haben eine Reihe von an<strong>der</strong>enMedikamenten <strong>und</strong> Nahrungsergänzungsmitteln,die bei D<strong>MD</strong> eingesetzt werden, beurteilt. Sie habensich mit den erhältlichen Daten über die Wirkstoffeauseinan<strong>der</strong>gesetzt, um zu prüfen, ob die Belegefür die Sicherheit <strong>und</strong> Effektivität <strong>der</strong> Wirkstoffe füreine Therapieempfehlung ausreichen.Die Ergebnisse können wie folgt zusammengefasstwerden:• Die Einnahme von Oxandrolon, einemanabolischen Steroid, wird nicht empfohlen.• Die Sicherheit von Botulinumtoxin A (Botox)für die Behandlung o<strong>der</strong> Vorbeugung vonKontrakturen bei D<strong>MD</strong> ist nicht untersucht. Eswird nicht empfohlen.• Es gab keine Unterstützung für die systematischeVerwendung von Kreatin. Eine randomisierte,kontrollierte Studie zum Einsatz von Kreatinbei D<strong>MD</strong> zeigte keinen eindeutigen Nutzen.Bei Personen mit Nierenproblemen mussdie zusätzliche Verabreichung von Kreatinabgebrochen werden.• An<strong>der</strong>e Nahrungsergänzungen o<strong>der</strong>Medikamente, die manchmal bei <strong>der</strong> Behandlungvon D<strong>MD</strong> eingesetzt werden, können <strong>der</strong>zeitnicht empfohlen werden. Dazu zählen:Coenzym Q10, Carnitin, Aminosäuren (Glutamin,Arginin), entzündungshemmende Mittel/Antioxidantien (Fischöl, Vitamin E, Extrakteaus grünem Tee, Pentoxifyllin) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e,darunter Kräuter- <strong>und</strong> Pflanzenextrakte. DieFachleute waren sich darüber einig, dass es keinehinreichenden Belege <strong>der</strong> Wirksamkeit in <strong>der</strong>bisher veröffenlichten Literatur gibt.• Betroffene können Forschungsaktivitätenunterstützen, indem sie sich in Patientenregisternregistrieren <strong>und</strong> an klinischen Studienteilnehmen.Kortisone sind die einzigen Medikamente, dievon Experten übereinstimmend empfohlenwerden können. Obwohl die Verabreichungeiniger <strong>der</strong> in Kasten 4 erwähnten Mittelrelativ verbreitet ist, gibt es nicht genügendNachweise, um Aussagen darüber machenzu können, ob sie tatsächlich wirksam sindo<strong>der</strong> nicht. In jedem Fall sollte mit IhremArzt besprochen werden, ob Medikamenteeingesetzt o<strong>der</strong> abgesetzt werden.Tabelle 1 fasst Kortison-Hauptnebenwirkungen,auf die regelmäßig geachtetwerden sollte, <strong>und</strong> hilfreiche Maßnahmenzusammen. Entscheidungen zur Dosierungmüssen sowohl Therapieansprechen als auchKörpergewicht, Wachstum <strong>und</strong> bisherigeNebenwirkungen berücksichtigen.


20Tabelle 1Nebenwirkungen <strong>der</strong> Behandlung mit Kortison: Empfehlungen zurÜberwachung <strong>und</strong> zu InterventionenEinige <strong>der</strong> üblichen Langzeitnebenwirkungen bei <strong>der</strong> Verabreichung von hochdosierten Kortisonenbei wachsenden Kin<strong>der</strong>n sind hier aufgeführt. Beachten Sie, dass Patienten sehr unterschiedlich aufKortisone reagieren. Der Schlüssel zur erfolgreichen Kortison<strong>behandlung</strong> liegt darin, sich <strong>der</strong> Risikenbewusst zu sein <strong>und</strong> vorbeugend darauf hin zu arbeiten, Nebenwirkungen zu vermeiden o<strong>der</strong> zureduzieren. Eine Reduktion <strong>der</strong> Dosis ist notwendig wenn die Nebenwirkungen unkontrollierbar o<strong>der</strong>unerträglich sind. Wenn das nicht hilft, muss die Dosis entwe<strong>der</strong> weiter reduziert werden o<strong>der</strong> dasEinnahmeschema geän<strong>der</strong>t werden bevor man die Behandlung mit Kortisonen endgültig beendet.Nebenwirkungenvon KortisonAllgemein <strong>und</strong>kosmetischGewichtszunahmeFettsuchtCushingoide Gesichtszüge(„Vollmondgesicht“)Erläuterungen <strong>und</strong>empfohlene MaSSnahmenAm Anfang einer Kortison<strong>behandlung</strong>sollte eine Ernährungsberatungfür die ganze Familie durchgeführtwerden. Die Familie sollte daraufhingewiesen werden, dass Kortisoneden Appetit anregen.Ein r<strong>und</strong>es Gesicht <strong>und</strong> volleWangen werden im Verlaufsichtbar.Hinweise für Sie <strong>und</strong> dasGespräch mit dem ArztDie ganze Familie musssich bewusst ernähren, umübermäßigem Gewichtszunahmevorzubeugen. Holen Sie sichBeratung für die ganze Familie inBezug auf Ihre Ernährung.Sorgfältige Beobachtung <strong>der</strong>Ernährung <strong>und</strong> die Reduktion vonZucker <strong>und</strong> Salz helfen dabei, eineGewichtszunahme zu verhin<strong>der</strong>n<strong>und</strong> dadurch die Ausbildung voncushingoiden Gesichtszügen zuminimieren.Übermäßiges Wachstum<strong>der</strong> Körperbehaarung(Hirsutismus)Klinische UntersuchungNormalerweise fällt dieseNebenwirkung nicht so insGewicht, dass die Medikationverän<strong>der</strong>t werden muss.Akne, Hautpilz, Warzen Vor allem bei Teenagern Spezielle (lokale) Behandlung<strong>der</strong> Hautprobleme durchführen.Warten Sie mit einer Verän<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Steroidtherapie ab, es sei denn,es treten emotionale Probleme auf.WachstumsverzögerungDas Größenwachstum mussmindestens alle 6 Monate imRahmen einer allgemeinenKontrolle überwacht werden (dasKörperwachstum bei D<strong>MD</strong> ist auchohne Kortison<strong>behandlung</strong> etwasvermin<strong>der</strong>t).Fragen Sie Ihren Sohn, ob ihm seineKörpergröße Probleme bereitet.Wenn ja, besprechen Sie mit demArzt einen endokrinen Check-up.


21Nebenwirkungenvon KortisonLangsame o<strong>der</strong>verspätete PubertätNachteiligeVerhaltensän<strong>der</strong>ungen(Mehr zu diesem Thema inKapitel 10 des Ratgebers)Beeinträchtigung desImmunsystemsErläuterungen <strong>und</strong>empfohlene MaSSnahmenEntwicklung beobachtenFamiliengeschichte auf verzögertePubertätsentwicklung überprüfen.Machen Sie sich die „normale“Stimmung, das TemperamentIhres Sohnes sowie möglichevorbestehende Auffälligkeitenim Sinne eines AufmerksamkeitsDefizit Hyperaktivitäts Syndroms(ADHS) bewusst. Seien Sie sichdarüber im Klaren, dass in denersten sechs Wochen einerKortisontherapie kurzfristigeVerschlechterungen auftretenkönnen.Seien Sie sich des Risikosernsthafter Infektionen bewusst.Auch geringfügige Entzündungenmüssen angegangen werden.Informieren Sie das medizinischeFachpersonal, das mit IhremSohn arbeitet, über dieKortison<strong>behandlung</strong> <strong>und</strong> tragen Sieeine Notfallkarte mit Informationenzur Kortison<strong>behandlung</strong> bei sich.Stellen Sie sicher, dass dieBehandlung nicht abrupt beendetwird.Bei einer Kortisonlangzeit<strong>behandlung</strong>ist es sehr wichtig, dassdie Einnahme auf keinen Fall fürmehr als 24 St<strong>und</strong>en ausgesetztwird. Insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn <strong>der</strong>Patient sich nicht wohl fühlt.Hinweise für Sie <strong>und</strong> dasGespräch mit dem ArztBesprechen Sie mit Ihrem SohnFragen zur Pubertät <strong>und</strong> fragenSie, ob ihn eine eventuelle Verzögerungin <strong>der</strong> Entwicklung belastet.Wenn Sie sich Sorgen machen, besprechenSie mit Ihrem Arzt die Möglichkeiteiner Untersuchung <strong>der</strong> Hormone.Ziehen Sie eine Behandlungo<strong>der</strong> Beratung bei Verhaltensauffälligkeiten(ADHS) vor demBeginn einer Kortisontherapie inBetracht.Es kann hilfreich sein, Kortisonespäter am Tag einzunehmen– besprechen Sie eine solcheVerän<strong>der</strong>ung mit Ihrem Arzt.Dieser kann Ihnen evtl. auch einePsychotherapie empfehlen.Vor Beginn <strong>der</strong> Behandlung sollteeine Windpockenschutzimpfungerfolgt sein. Falls nicht geimpft <strong>und</strong>Kontakt zu Windpocken bestand,muss unbedingt ein Arzt aufgesuchtwerden.Gibt es in <strong>der</strong> RegionTuberkulosefälle, muss einespezielle Beobachtung erfolgen.Besprechen Sie mit Ihrem Arzt,wie Sie mit einer drohendenUnterbrechung <strong>der</strong> Behandlungumgehen können: z.B. Einsatzvon Prednison falls Deflazacortzeitweise nicht erhältlichist, o<strong>der</strong> eine intravenöseBehandlung bei Krankheit o<strong>der</strong>Fasten.Besprechen Sie vor chirurgischenEingriffen o<strong>der</strong> bei ernsthafterErkrankung mit dem Arzt denEinsatz einer intravenösen (iv)„Stressdosis“ von Hydrokortison.


22Nebenwirkungenvon KortisonBluthochdruckErläuterungen <strong>und</strong>empfohlene MaSSnahmenKontrolle des Blutdrucks bei jedemArztbesuchHinweise für Sie <strong>und</strong> dasGespräch mit dem ArztBei erhöhtem Blutdruck evtl.Medikation mit ACE-Hemmern o<strong>der</strong>Beta-BlockernGlukoseintoleranzUrintest auf Glukose beiKrankenhausbesuchenAchten Sie auf vermehrtenHarndrang o<strong>der</strong> erhöhtesDurstgefühl.Bluttests, wenn die Urintestspositiv sindGastritis /gastroösophagealerRefluxAchten Sie auf Symptome wieSodbrennen.Vermeiden Sie die Einnahmenicht-steroidaler entzündungshemmen<strong>der</strong>Medikamente (NSAIDs)- wie Aspirin, Ibuprofen, Naproxen.Bei entsprechenden Symptomenkann eine medikamentöseBehandlung erfolgen.MagengeschwüreInformieren Sie Ihren Arzt überMagenschmerzen, denn diesekönnen ein Anzeichen dafürsein, dass die Magenschleimhautbeschädigt ist.Bei Anämie o<strong>der</strong> ensprechen<strong>der</strong>Vorgeschichte kann einStuhluntersuchung auf Bluterfolgen.NSAIDs vermeiden (Aspirin,Ibuprofen, Naproxen).An<strong>der</strong>e Medikamente <strong>und</strong> Antazidakönnen eingenommen werden.Suchen Sie einen Magen-Darm-Spezialisten auf.Katarakte Jährliche Augenuntersuchung Evtl. Deflazacort durch Prednisonersetzen wenn Katarakte auftreten,die die Sicht beeinträchtigen.Besuch beim Augenarzt.Ein Katarakt muss nur behandeltwerden, wenn die Sehkraft dadurchbeeinträchtigt ist.


23Nebenwirkungenvon KortisonDemineralisierung <strong>der</strong>Knochen <strong>und</strong> erhöhtesKnochenbruchrisiko.Erläuterungen <strong>und</strong>empfohlene MaSSnahmenHinweise auf KnochenbrücheRegelmäßige Kontrolle <strong>der</strong>KnochendichteJährliche Kontrolle von Vitamin DBlutspiegeln (am besten am Endedes Winters) <strong>und</strong> bei ErniedrigungGabe von Vitamin D3.Auf Calcium <strong>und</strong> Vitamin D reicheErnährung achten.Hinweise für Sie <strong>und</strong> dasGespräch mit dem ArztVitamin D Gabe kann je nachBlutspiegel erfor<strong>der</strong>lich sein.Vitamin D sollte drei Monatenach Therapiebeginn kontrolliertwerden.Aktivitäten mit Gewichtsübernahmekönnen hilfreich sein.Ausreichende Calciumzufuhr <strong>und</strong>ggf. zusätzliche Calciumgabe.Myoglobinurie(Brauner Urin aufgr<strong>und</strong>von Muskelproteinüberresten.Muss imKrankenhauslaboruntersucht werden.)Achten Sie auf abnormeUrinfärbung nach sportlichenAktivitäten.UrintestsVermeiden Sie anstrengende <strong>und</strong>„exzentrische“ Aktivitäten wieBergabrennen <strong>und</strong> Trampolin-Springen.Ausreichende Flüssigkeitsaufnahmeist wichtig. Nierenuntersuchungensind indiziert, wenn eineMyoglobinurie fortbesteht.


26Kasten 5Muskeldehnbarkeit <strong>und</strong>Beweglichkeit <strong>der</strong> Gelenke• Zentraler Ansprechpartner für alle Problemein Zusammenhang mit <strong>der</strong> Beweglichkeit istIhr Physiotherapeut. Im Idealfall wird IhrPhysiotherapeut vor Ort von einem Spezialistenunterstützt. Dehnungsübungen solltenmindestens 4-6 mal pro Woche durchgeführtwerden <strong>und</strong> Teil <strong>der</strong> täglichen Routine werden.• Effektives Dehnen zur Vermeidung vonKontrakturen erfor<strong>der</strong>t unterschiedlicheTechniken, die Ihr Physiotherapeut Ihnen zeigenkann. Dazu kommen Dehn- <strong>und</strong> Stehhilfen sowieSchienen.• Regelmäßiges Dehnen an Sprunggelenken, Knien<strong>und</strong> Hüften ist wichtig. Später wird dies auchfür Arme, Finger, Handgelenke, Ellbogen <strong>und</strong>Schulter notwendig. Im Einzelfall können hierauch weitere Maßnahmen erfor<strong>der</strong>lich sein.• Ein Video, indem einige Dehnübungen speziellfür D<strong>MD</strong> gezeigt werden, ist unterwww.care-nmd.eu/video einsehbar.müssen maßgefertigt werden. Nach dem Verlust<strong>der</strong> Gehfähigkeit können Schienen auch tagsübergetragen werden. Für Jungen, die noch laufenkönnen, wird das aber nicht empfohlen.• Beinschienen (Oberschenkel-Orthesen)können hilfreich sein, wenn das Laufen sehrschwierig o<strong>der</strong> unmöglich wird. Sie können beiGelenkversteifungen helfen, die Gehfähigkeitverlängern <strong>und</strong> so das Auftreten einer Skoliosehinauszögern.• Stehhilfen (in einem Stehstän<strong>der</strong> o<strong>der</strong>elektrischen Rollstuhl mit entsprechen<strong>der</strong>Stehvorrichtung) werden empfohlen, wenn dasLaufen nicht mehr möglich ist.• Lagerungsschienen für die Hände sind fürPersonen mit verkürzten Fingerbeugernangezeigt.• Operationen können in einigen Situationen dieGehfähigkeit verlängern. Diese Möglichkeit mussindividuell geprüft werden. Mehr Informationendarüber bietet <strong>der</strong> Hauptartikel.• Mit Nachtschienen (Unterschenkel-Orthesen)können Versteifungen im Sprunggelenk besserkontrolliert werden. Diese können allerdingsnicht “von <strong>der</strong> Stange” gekauft werden son<strong>der</strong>nRollstühle, Sitzhilfen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>eHilfsmittel• In <strong>der</strong> frühen gehfähigen Phase kann beigrößeren Entfernungen ein Reha-Buggy o<strong>der</strong>Rollstuhl hilfreich sein, um Kraft zu sparen.Wenn Ihr Sohn den Rollstuhl für immerlängere Zeiträume nutzt, muss auf dieKörperhaltung geachtet <strong>und</strong> <strong>der</strong> Rollstuhlmeist angepasst werden.• Wenn das Laufen immer schwieriger wird,sollte eher früher als später ein Rollstuhlmit Elektroantrieb angeschafft werden.Idealerweise sollte <strong>der</strong> Rollstuhl mitElektroantrieb an den Patienten angepasstwerden, um Sitzkomfort, Haltung <strong>und</strong>Symmetrie zu optimieren. Einige Expertenempfehlen auch die Ausrüstung mit einerelektrisch betriebenen Stehhilfe, wennerhältlich.• Mit <strong>der</strong> Zeit wird die Kraft in den Armenimmer mehr zum Thema. Physio- <strong>und</strong>Ergotherapeuten können hinsichtlichgeeigneter Hilfsmittel zum Erhalt <strong>der</strong>


27Selbständigkeit beraten. Am besteninformiert man sich im Voraus überMöglichkeiten, durch technische HilfsmittelSelbständigkeit <strong>und</strong> Teilnahme amalltäglichen Leben zu erhalten, damit imBedarfsfall die Versorgung schnell erfolgenkann.• In <strong>der</strong> späten gehfähigen <strong>und</strong> in den nichtgehfähigenPhasen können zusätzlicheAnpassungen erfor<strong>der</strong>lich werden, um Hilfebeim Treppensteigen <strong>und</strong> Transport, Essen<strong>und</strong> Trinken, Umdrehen im Bett <strong>und</strong> Badenzu bieten.Kasten 6Behandlung von SchmerzenEs ist wichtig, Jungen / junge Männer mit D<strong>MD</strong> nachSchmerzen zu fragen, damit diese angemessenbehandelt werden können. Zurzeit ist lei<strong>der</strong> nurwenig über Schmerzen bei D<strong>MD</strong> bekannt, <strong>und</strong>es besteht in diesem Bereich Forschungsbedarf.Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Ihr SohnSchmerzen hat.• Die Ursache <strong>der</strong> Schmerzen muss geklärtwerden, damit effektiv behandelt werden kann.• Schmerzen treten oft durch Haltungsprobleme<strong>und</strong> unbequeme Sitz - o<strong>der</strong> Liegepositionenauf. Hier können geeignete <strong>und</strong>maßangefertige Orthesen (Stützbän<strong>der</strong>),Sitzhilfen, Betten sowie ein medikamentöserAnsatz (z.B. muskelentspannende o<strong>der</strong>entzündungshemmende Mittel) helfen.Wechselwirkungen mit an<strong>der</strong>en Medikamenten(z.B. Kortisonen <strong>und</strong> nicht-steroidalenentzündungshemmenden Medikamenten(NSAIDs)) <strong>und</strong> Nebenwirkungen, insbeson<strong>der</strong>esolche, die das Herz o<strong>der</strong> die Lunge betreffen,müssen berücksichtigt werden.• In seltenen Fällen kann auch ein orthopädischerEingriff erfor<strong>der</strong>lich werden, wenn Schmerzennicht auf an<strong>der</strong>e Weise kontrolliert werdenkönnen. Bei Rückenschmerzen, beson<strong>der</strong>s beiPatienten mit Kortison<strong>behandlung</strong>, sollte nachWirbelfrakturen geschaut werden, die gutauf eine Behandlung mit Bisphoshphonatenansprechen.


296 Orthopädische Betreuung -Hilfe bei Knochen- <strong>und</strong> GelenkproblemenMenschen, die an D<strong>MD</strong> erkrankt sind <strong>und</strong>nicht mit Kortikosteroiden behandelt werden,entwickeln zu 90% eine fortschreitendeSkoliose (eine Verkrümmung <strong>der</strong> Wirbelsäule,die mit <strong>der</strong> Zeit immer schlimmer wird). Dietägliche Einnahme von Kortisonen reduziertdas Risiko einer Skoliose o<strong>der</strong> zögert denBeginn zumindest hinaus. Ein offensiverUmgang mit diesem Risiko erfor<strong>der</strong>t:Beobachtung• Die Wirbelsäule sollte regelmäßig auf dieEntwicklung einer Skoliose untersuchtwerden. Während <strong>der</strong> gehfähigenPhase ist eine klinische Beobachtungausreichend <strong>und</strong> nur, wenn hier eineSkoliose festgestellt wird, ist eineRöntgenaufnahme <strong>der</strong> Wirbelsäuleerfor<strong>der</strong>lich. In <strong>der</strong> nicht-gehfähigen Phaseist eine klinische Beurteilung auf Skoliosebei jedem Krankhausbesuch unerlässlich.• Sobald Ihr Sohn auf einen Rollstuhlangewiesen ist, sollte eineRöntgenaufnahme <strong>der</strong> Wirbelsäule alsAusgangsbef<strong>und</strong> gemacht werden. Hiersind spezielle Röntgenaufnahmen <strong>der</strong>gesamten Wirbelsäule in zwei Ebenenerfor<strong>der</strong>lich. Folgeaufnahmen sollten beiWirbelsäulenproblemen mindestens einmalpro Jahr gemacht werden. Bei längerenAbständen besteht das Risiko, dass maneine Verschlechterung übersieht. NachAbschluss des Körperwachstums sindRöntgenaufnahmen nur bei klinischenVerän<strong>der</strong>ungen notwendig.Prophylaxe(vorbeugende Maßnahmen)• Beobachtung <strong>der</strong> Haltung: Vorbeugung vonasymmetrischen Kontrakturen bei Jungen,die noch laufen; geeignete Sitzhilfen imRollstuhl, die Symmetrie von Wirbelsäule<strong>und</strong> Becken unterstützen sowie dieWirbelsäule aufrichten. Korsetts sind nichtgeeignet um Operationen hinauszuzögern.Sie können aber nützlich sein, wennOperationen nicht möglich o<strong>der</strong> nichtgewünscht sind.Wichtige Fakten:1. Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> junge Männer mit D<strong>MD</strong> habenschwache Knochen, beson<strong>der</strong>s wenn siemit Kortison behandelt werden.2. Eine ausreichende Versorgung mit Kalzium<strong>und</strong> Vitamin D ist sehr wichtig um dieKnochen stark zu erhalten.3. Wenn Ihr Sohn nicht mehr gehfähig ist,sollte <strong>der</strong> Arzt die Wirbelsäule aufmerksambeobachten. Das gilt vor allem dann, wennIhr Sohn sich noch im Wachstum befindet,denn eine Skoliose kann sich schnellverän<strong>der</strong>n.4. Ausschlaggebend für den Erfolg einer evtl.erfor<strong>der</strong>lichen Wirbelsäulenoperationist ein erfahrener Chirurg <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>eAufmerksamkeit gegenüber Lunge <strong>und</strong>Herz.5. Bei Rückenschmerzen ist ein Arztbesucherfor<strong>der</strong>lich.


30Behandlung• Eine Operation zur Versteifung <strong>der</strong>Wirbelsäule ist bei Jungen, die noch imWachstum sind <strong>und</strong> nicht mit Kortisonenbehandelt werden dann indiziert, wenn<strong>der</strong> Winkel <strong>der</strong> Verkrümmung (auch Cobb-Winkel genannt) größer als 20° ist. Ziel <strong>der</strong>Operation ist, Funktion <strong>und</strong> Wohlbefindenzu erhalten. Wenn Jungen mit Kortisonenbehandelt werden, ist das Risiko einerVerschlechterung geringer <strong>und</strong> dieEntscheidung für o<strong>der</strong> gegen eine Operationkann aufgeschoben werden bis <strong>der</strong> Cobb-Winkel größer als 40° ist.• Erörtern Sie Möglichkeiten einer Operation mitIhrem Chirurgen <strong>und</strong> sprechen Sie alle Sorgenan, die Sie im Zusammenhang damit haben.Knochenges<strong>und</strong>heit• Die Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Knochen ist sowohlin <strong>der</strong> gehfähigen als auch in <strong>der</strong> nichtgehfähigenPhase von D<strong>MD</strong> von großerBedeutung. Jungen mit D<strong>MD</strong> habenin jedem Alter schwache Knochen,beson<strong>der</strong>s wenn sie Kortisone nehmen.Ihre Knochendichte ist geringer <strong>und</strong> dasRisiko von Knochenbrüchen größer als imBevölkerungsdurchschnitt.Behandlung bei Knochenbrüchen• Ein gebrochenes Bein stellt eine erheblicheBedrohung <strong>der</strong> Gehfähigkeit dar. Dahersollte eine operative Behandlung inBetracht gezogen werden, um einen Jungenmit D<strong>MD</strong> so schnell wie möglich wie<strong>der</strong>auf die Beine zu bringen. BenachrichtigenSie auch Ihren Physiotherapeuten beiKnochenbrüchen.• Bei einem gehfähigen Jungen sollte eingebrochenes Bein intern fixiert werden, d.h.eine schnelle operative Stabilisierung desKnochenbruchs erfolgen, um das Laufenrasch wie<strong>der</strong> zu ermöglichen. So besteht diegrößte Chance auf Erhalt <strong>der</strong> Gehfähigkeit.Bei Jungen, die nicht mehr gehfähig sind, kannein gebrochenes Bein auch mit einer Schieneo<strong>der</strong> einem Gipsverband behandelt werden.Dabei muss eine funktionsgerechte Positiondes Beins <strong>und</strong> eine mögliche Entwicklung vonKontrakturen berücksichtigt werden.Allgemeines zur Knochenges<strong>und</strong>heit• Eine Kortison<strong>behandlung</strong> vermin<strong>der</strong>t dieKnochendichte <strong>und</strong> ist auch mit einemerhöhten Risiko von Wirbelbrüchenverb<strong>und</strong>en. Bei Jungen, die nicht mitKortisonen behandelt werden tretensolche Brüche normalerweise nicht auf.Die Knochendichte kann durch Blutuntersuchungen,Knochendichtemessungen<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Röntgenaufnahmen (sieheKasten 7) beurteilt werden. Hier bestehtForschungsbedarf um Parameter für diebestmögliche Behandlung festzulegen.Kasten 7Knochenges<strong>und</strong>heitSchlechter Knochenges<strong>und</strong>heitliegen folgende Faktoren zugr<strong>und</strong>e:• Eingeschränkte Mobilität• Muskelschwäche• Kortison<strong>behandlung</strong>Mögliche MaSSnahmen:• Vitamin D – bei Mangelversorgung; für Kin<strong>der</strong>sollte es als Nahrungsergänzung in Betrachtgezogen werden.• Kalzium – die Versorgung ist am bestendurch eine ausgewogene Ernährung zuerreichen, falls das nicht klappt, kann inAbsprache mit einem Diätassistenten eineNahrungsergänzung erfolgen.• Bisphosphonate – intravenöse Verabreichungvon Bisphosphaten wird bei Wirbelbrüchenempfohlen.


317 Die Lunge -Versorgung des respiratorischen SystemsIn <strong>der</strong> gehfähigen Phase haben Jungennormalerweise keine Probleme mit demAtmen o<strong>der</strong> Abhusten. Mit steigendem Alterist bei Jungen mit D<strong>MD</strong> jedoch auch dieAtemmuskulatur beeinträchtigt <strong>und</strong> es bestehtein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen,häufig verursacht durch unzureichendesAbhusten. Später treten vermehrtAtemprobleme während des Schlafens auf.Wenn Ihr Kind älter wird, kann eine Atemhilfeauch tagsüber notwendig werden. Da dieseProbleme schrittweise zunehmen, ist eineplanbare <strong>und</strong> vorausschauend handelndeVersorgung durch genaue Beobachtung,Vorbeugung <strong>und</strong> geeignete Interventionenmöglich. Das Team muss aus einem Arzt <strong>und</strong>einem Therapeuten bestehen, die Erfahrungim Umgang mit nicht-invasiver Beatmunghaben; sich mit Techniken zur Verbesserungdes Lungenvolumens <strong>und</strong> mit manuell o<strong>der</strong>mechanisch assistiertem Abhusten auskennen.Wichtige fakten:1. Tragen Sie eine Kopie <strong>der</strong> letzten LungenfunktionsprüfungIhres Sohnes bei sich,um sie jedem behandelnden Arzt zeigen zukönnen.2. Ihr Sohn sollte niemals eine Inhalationsnarkoseo<strong>der</strong> das Medikament Succinylcholinerhalten.3. Die Lungenfunktion Ihres Sohnes sollte voreiner Operation getestet werden. Falls dabeibisher nicht entdeckte Probleme auffallen,können sie umgehend behandelt werden.4. Bei einer Atemwegsinfektion braucht ihrSohn Hilfe beim Abhusten <strong>und</strong> Antibiotika.5. Symptome von Hypoventilation <strong>und</strong>schwachem Abhusten sollten beobachtet<strong>und</strong> dem Behandlungsteam mitgeteiltwerden, damit eine Therapie eingeleitetwerden kann.6. Wenn die Sauerstoffwerte Ihres Sohnes beieiner Krankheit o<strong>der</strong> Verletzung sinken, darf<strong>der</strong> Arzt Sauerstoff nur mit großer Vorsichtverabreichen, weil dadurch <strong>der</strong> eigeneAtemantrieb geschwächt werden könnte.


32Kontrolluntersuchungen• Solange ein Junge mit D<strong>MD</strong> nochgehfähig ist, sollte eine Überwachung <strong>der</strong>Lungenfunktion durch jährliche Messungen<strong>der</strong> forcierten Vitalkapazität/FVC (forcedvital capacity) erfolgen. Dadurch bekommt<strong>der</strong> Patient einen vertrauten Umgang mitTeam <strong>und</strong> Apparaten <strong>und</strong> gleichzeitigerlauben die Untersuchungen dem Teamdie Bestimmung <strong>der</strong> bestmöglichenAtmungsfunktionen.• Erst nach dem Verlust <strong>der</strong> Gehfähigkeit wirddie Überwachung <strong>der</strong> Lungenfunktionenbedeutsam. Hier sind regelmäßigeUntersuchungen <strong>der</strong> forcierten Vitalkapazität(FVC) <strong>und</strong> des maximalen Hustenstoßes(peak-cough-flow) wichtig. Auchan<strong>der</strong>e Untersuchungen sind im Laufe<strong>der</strong> Zeit sinnvoll, z.B. eine Messung <strong>der</strong>Sauerstoffversorgung während des Schlafs.Die Häufigkeit <strong>der</strong> Untersuchungen hängt von<strong>der</strong> Gesamtkonstitution ab, Bestimmungen<strong>der</strong> FVC sollten aber mindestens alle 6 Monatedurchgeführt werden.• Mit zunehmenden Alter Ihres Sohnes wird eswichtiger, auf Anzeichen für Atemproblemezu achten. Wenn Sie den Eindruck haben,dass Ihr Sohn eines <strong>der</strong> folgenden Symptomehat, müssen Sie das Ihrem Arzt mitteilen.Nehmen Sie Kontakt auf wenn Ihr Sohn:• bei scheinbar geringfügigen Infektionen <strong>der</strong>Atemwege relativ lange krank ist. Wenner sich zum Beispiel von einer normalenErkältung nur langsam erholt o<strong>der</strong> sichKomplikationen wie Bronchitis o<strong>der</strong>Lungenentzündung entwickeln, die eineBehandlung mit Antibiotika erfor<strong>der</strong>n;• mü<strong>der</strong> als sonst erscheint;• kurzatmig ist, es so scheint, als könneer nicht genug Luft bekommen o<strong>der</strong>Schwierigkeiten hat, seine Sätze zubeenden;• immer o<strong>der</strong> vor allem morgensKopfschmerzen hat;• häufig ohne Gr<strong>und</strong> schläfrig ist;• nachts schlecht schläft, häufig wach wird,Probleme beim Aufwachen o<strong>der</strong> Alpträumehat;• nach Luft schnappend aufwacht o<strong>der</strong> sagt,er könne sein Herz klopfen hören;• Konzentrationsstörungen hat.


33Vorbeugung• Impfungen gegen Lungenentzündung(Pneumokokken) ab dem Alter von zweiJahren mit Auffrischungsimpfungenentsprechend den nationalenImpfempfehlungen. Angezeigt ist auch einejährliche Grippeimpfung. Beide Impfungenkönnen auch während <strong>der</strong> Behandlung mitKortisonen durchgeführt werden, auchwenn die Reaktion des Immunsystemsdann schwächer ausfallen könnte.Detailierte Informationen über die aktuellenImpfempfehlungen, Gegenanzeigen<strong>und</strong> Zeitpläne sind aus nationalunterschiedlichen Quellen erhältlich – fürDeutschland zuständig ist die „STIKO“(Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut, siehe auch Informationen aufSeite 55). Informieren Sie sich regelmäßigüber Impfempfehlungen, da diese sich beineuen Bedrohungen än<strong>der</strong>n können, soz.B. beim Auftreten von <strong>der</strong> H1N1 Grippe(„Schweinegrippe“) 2009.• Bei einer Infektion <strong>der</strong> unteren Atemwege(Bronchitis o<strong>der</strong> Lungenentzündung)sollte neben manuellem <strong>und</strong> mechanischassistiertem Abhusten auch eineBehandlung mit Antibiotika in Betrachtgezogen werden.Interventionen (erfor<strong>der</strong>nSpezialwissen/Erfahrung)• Eingriffe hängen vom Stadium <strong>der</strong>Krankheit ab. Zunächst ist es hilfreich,das Lungenvolumen durch bestimmteAtemtechniken zu vergrößern. BeiFortschreiten <strong>der</strong> Krankheit wird <strong>der</strong>Hustenstoß immer schwächer <strong>und</strong> es wirddarum gehen, das Abhusten zu verbessern:manuell <strong>und</strong> mechanisch assistiert. Mit <strong>der</strong>Zeit wird zunächst nachts eine Atemhilfenotwendig, später auch während des Tages(non-invasive Beatmung nachts/tagsüber),wenn sich die oben genannten Symptomezeigen. Die nicht-invasive Beatmung isteine sehr wichtige Maßnahme zum Erhalt<strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit. Sie kann auch durch denoperativen Einsatz einer Kanüle im Halserfolgen (Trachealkanüle), das hängt vonden vor Ort bevorzugten Methoden ab(diese Form <strong>der</strong> Beatmung nennt man auchinvasive Beatmung). Alle diese Maßnahmenkönnen zum Erhalt <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit beitragen<strong>und</strong> akute Erkrankungen vermeiden.• Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit muss auf dieAtmung gerichtet sein, wenn Operationenanstehen.(Siehe Kapitel 11 bezüglich <strong>der</strong> Erwägungenzum respiratorischen System beiOperationen)Kasten 8ACHTUNG• Eine Sauerstoffgabe muss im späterenStadium von D<strong>MD</strong> mit Vorsichtdurchgeführt werden.• Die dadurch verbesserten Sauerstoffwerteim Blut können über ursächlicheProbleme wie einen Lungenkollaps o<strong>der</strong>unzureichenden Gasaustausch hinwegtäuschen.• Eine Sauerstofftherapie kann den eigenenAtemantrieb herabsetzen <strong>und</strong> zu einemAnstieg von Kohlendioxid im Blut führen.• Manuell <strong>und</strong> mechanisch assistiertesAbhusten <strong>und</strong> eine nicht-invasiveAtemunterstützung werden wahrscheinlichnotwendig. Es wird nicht empfohlen,stattdessen eine Sauerstofftherapie zunutzen, denn diese birgt o.g. Risiken.• Wenn unter gewissen Umständen dochSauerstoff verabreicht werden muss,müssen die Blutgase (Sauerstoff <strong>und</strong>Kohlendioxid im Blut) sorgfältig überwacht<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> gleichzeitig eine Atemhilfegegeben werden.


348 Das Herz -Die kardiologische VersorgungBei <strong>der</strong> medizinischen Versorgung r<strong>und</strong> umsHerz geht es darum, eine Verschlechterung<strong>der</strong> Herzfunktion (in <strong>der</strong> Regel eineKardiomyopathie – Herzmuskelbeteiligungo<strong>der</strong> Rhythmusstörungen wie z.B.Herzklopfen), frühzeitig zu erkennen<strong>und</strong> zu behandeln. Da diese Entwicklungfast regelhaft ist, aber oft still (d.h. ohneSymptome) verläuft, muss darauf beson<strong>der</strong>sgeachtet werden, damit umgehendbehandelt werden kann. Schlüsselelemente<strong>der</strong> kardiologischen Versorgung sind daherBeobachtung <strong>und</strong> frühzeitige Behandlung.Aus diesem Gr<strong>und</strong> muss ein Kardiologe zumBehandlungsteam gehören.Wichtige Fakten:1. Ab Diagnosestellung sollte das Herz IhresSohnes regelmäßig untersucht werden.2. Bei D<strong>MD</strong> kann das Herz schon geschädigtsein bevor Symptome auftreten.3. Das bedeutet, dass Herzmedikamente evtl.schon eingenommen werden müssen, bevorSymptome einer Herzbeteiligung auftreten.4. Es ist wichtig, stille Probleme zu entdecken,um sie umgehend behandeln zu können.5. Tragen Sie eine Kopie <strong>der</strong> letztenHerzuntersuchungen bei sich um sie jedemArzt zeigen zu können, <strong>der</strong> Ihren Sohnbehandelt.Beobachtung• Ein Ausgangsbef<strong>und</strong> <strong>der</strong> Herzfunktionensollte bei Diagnosestellung erfolgen o<strong>der</strong>spätestens im Alter von sechs Jahren.Die Untersuchungen sollten mindestensein Elektrokardiogramm (EKG) <strong>und</strong> eineEchokardiografie umfassen.• Bis zum Alter von ca. zehn Jahren solltedie Herzfunktion mindestens alle zweiJahre überprüft werden. Ab dann, o<strong>der</strong> beiAuftreten von Symptomen auch früher,sollte eine vollständige Evaluation <strong>der</strong>Herzfunktionen in jährlichen Abständenerfolgen. Wenn diese nicht-invasivenHerzuntersuchungen Auffälligkeitenzeigen, sind häufigere Kontrollen,mindestens alle 6 Monate, erfor<strong>der</strong>lich <strong>und</strong>eine medikamentöse Behandlung sollteeingeleitet werden.Behandlung• ACE-Hemmer (Angiotensin ConvertingEnzyme - Hemmer) sollten Mittel <strong>der</strong>ersten Wahl sein. An<strong>der</strong>e Medikamente wiez.B. Betablocker <strong>und</strong> Diuretika sind ebenfallsgeeignet <strong>und</strong> sollten entsprechend denveröffentlichen Leitlinien zur Behandlungvon Herzversagen eingesetzt werden. DieErgebnisse klinischer Studien sprechendafür, ACE-Hemmer vor dem Auftretenvon ersten Symptomen - im Sinne <strong>der</strong>Vorbeugung einer Kardiomyopathie - zuverabreichen . Weitere Studien werdenabgewartet, um in diesem Bereich solideEmpfehlungen geben zu können.• Herzrhythmusstörungen sollten umgehenduntersucht <strong>und</strong> behandelt werden. Eineschnelle Herzfrequenz ist eine übliche <strong>und</strong>harmlose Erscheinung bei D<strong>MD</strong>, kann aber


35auch Zeichen für Herzprobleme sein. BeiNeuauftreten sollte dies weiter abgeklärtwerden.• Personen, die mit Kortisonen behandeltwerden brauchen beson<strong>der</strong>eAufmerksamkeit aus kardiovaskulärer Sicht,insbeson<strong>der</strong>e ein Monitoring auf Hypertonie(Bluthochdruck). Die Steroiddosierungmuss eventuell neu angepasst werden <strong>und</strong>weitere Behandlungen könnten erfor<strong>der</strong>lichwerden (siehe Tabelle 1).


369 Magen-Darm-Trakt -Ernährung, Schlucken <strong>und</strong> an<strong>der</strong>egastrointestinale ProblemeFolgende Experten brauchen Sie eventuellin den unterschiedlichen Phasen: einenErnährungsberater, einen Logopäden <strong>und</strong>einen Gastroenterologen.Ernährung• Es ist unerlässlich, sich vom Zeitpunkt<strong>der</strong> Diagnose an das ganze Leben langbewusst zu ernähren um sowohl Unteralsauch Übergewicht zu vermeiden.Das Verhältnis Gewicht/Alter o<strong>der</strong><strong>der</strong> BodyMassIndex(BMI)/Alter solltezwischen <strong>der</strong> 10. <strong>und</strong> 85. Perzentile <strong>der</strong>landesspezifischen Perzentilen liegen.Sorgen Sie für eine ausgewogene Ernährungmit verschiedenen Lebensmitteln.Informationen über eine gute, ausgeglicheneErnährung für die ganze Familie sind in denmeisten Län<strong>der</strong>n erhältlich (siehe S. 55).• Jungen sollten regelmäßig gemessen <strong>und</strong>gewogen werden (bei nicht gehfähigenKin<strong>der</strong>n kann die Größe mithilfe <strong>der</strong>Armspannweite errechnet werden). IhrKind sollte an einen Ernährungsberaterüberwiesen werden bei Über- o<strong>der</strong>Untergewicht, unbeabsichtigterGewichtszu- o<strong>der</strong> abnahme, zu geringerGewichtszunahme, geplanten Operationen,chronischer Darmverstopfung <strong>und</strong>Schwierigkeiten beim Schlucken(Dysphagie). Eine Überweisung sollte auchbei Diagnosestellung <strong>und</strong> mit dem Beginneiner Kortison<strong>behandlung</strong> erfolgen. DieErnährung sollte hinsichtlich <strong>der</strong> Zufuhr anKalorien, Proteinen, Getränken, Kalzium,Vitamin D <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Nährstoffe überprüftwerden.• Die tägliche Einnahme einesMultivitaminpräparates mit Vitamin D <strong>und</strong>Mineralien wird empfohlen.• Bei Gewichtsverlust sollte nachSchluckproblemen geschaut werden.Allerdings muss man wissen, dass auchKomplikationen in an<strong>der</strong>en Bereichen,wie z.B. dem Herzen- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Atmung,zu Gewichtsverlust führen können. Beiunerwarteter Gewichtsabnahme müssendaher verschiedene Bereiche überprüft <strong>und</strong>das Kind als Ganzes betrachtet werden.WICHTige FAKTEN:1. Die Größe <strong>und</strong> das Gewicht Ihres Sohnessollten bei jedem Arztbesuch gemessenwerden.2. Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung,insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf die richtige Mengevon Kalzium <strong>und</strong> Vitamin D.3. Ernährungsberater sind ein wichtiger Teil desBehandlungsteams Ihres Sohnes, die seineErnährung überprüfen <strong>und</strong> ihm helfen können,sich besser zu ernähren.4. Ihr Sohn sollte untersucht werden, wennSchluckbeschwerden auftreten.5. Der Einsatz einer Gastrostomie (PEG-Sonde)ist eine weitere Option, um das Gewicht IhresSohnes konstant zu halten.


37Schluckbeschwerden• In späteren Phasen kann die Schwäche<strong>der</strong> Halsmuskulatur zu Schluckproblemen(Dysphagie) führen, wodurch sich neueAspekte bei <strong>der</strong> Ernährung ergeben. DerProzess kann schleichend verlaufen <strong>und</strong>damit auch schwierig zu diagnostizieren sein.• Klinische <strong>und</strong> radiologische Untersuchungendes Schluckens sind erfor<strong>der</strong>lich, wenn esHinweise auf Aspiration (Nahrung gelangtin die Luftröhre) o<strong>der</strong> eine geringfügigeBeweglichkeit <strong>der</strong> Schluckmuskulatur (esfühlt sich an, als ob das Essen im Hals steckenbleibt) gibt. Die Anzeichen dafür sind u.a.unbeabsichtigter Gewichtsverlust von 10%o<strong>der</strong> mehr, unzureichende Gewichtszunahmebei Kin<strong>der</strong>n im Wachstum, langdauerndeMahlzeiten (> 30 Minuten) o<strong>der</strong> Müdigkeit,Sabbern, Husten o<strong>der</strong> Würgen während desEssens.• Weitere Anzeichen fürSchluckbeschwerden können sein:Lungenentzündung durch Flüssigkeit in<strong>der</strong> Lunge (Aspirationspeumonie), unklareVerschlechterung <strong>der</strong> Lungenfunktion o<strong>der</strong>Fieber unklarer Ursache. In diesen Fällensollten weitere Untersuchungen erfolgen.• Bei Schluckbeschwerden sollte einLogopäde hinzugezogen werden, <strong>der</strong> einenindividuellen Behandlungsplan aufstellt. DasZiel sollte <strong>der</strong> Erhalt <strong>der</strong> Schluckfunktionsein.• Der Einsatz einer Magensonde mussdiskutiert werden, wenn das Gewicht durchorale Nahrungs- <strong>und</strong> Flüssigkeitsaufnahmenicht gehalten werden kann. Die Risiken<strong>und</strong> Chancen dieser Behandlung müssenausführlich besprochen werden. EinGastrostoma kann sowohl durch eineendoskopische als auch durch eineoffene Operation eingesetzt werden. DieEntscheidung für den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>enWeg hängt u.a. vom Narkoserisiko <strong>und</strong> vonpersönlichen o<strong>der</strong> familiären Wünschenab. Eine Magensonde zum richtigenZeitpunkt kann stark von dem Druck, genugessen zu müssen, entlasten. Soweit dieSchluckmuskulatur in Ordnung ist, bedeuteteine Magensonde nicht, dass man nicht essenkann was man will – man ist aber in Bezugauf Kalorien <strong>und</strong> Nährstoffe nicht mehrausschließlich von den Mahlzeiten abhängig<strong>und</strong> kann so das Essen mehr genießen.SonstigesVerstopfung <strong>und</strong> gastroösophagealer Reflux(<strong>der</strong> zu Sodbrennen führt) sind die beidenhäufigsten Magen-Darm-Beschwerden beiPatienten mit D<strong>MD</strong>. Zu Verstopfung kommtes typischerweise in höherem Alter o<strong>der</strong> nachOperationen. Mit steigen<strong>der</strong> Lebenserwartungwird auch von weiteren Komplikationenberichtet, darunter Magen- <strong>und</strong>Darmschwellungen durch verschluckte Luft imRahmen einer Nicht-invasiven Beatmung.• Abführmittel <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Medikamentekönnen hilfreich sein. Wichtig ist dieausreichende Flüssigkeitszufuhr. MehrBallaststoffe könnten die Symptomeverschlimmern, insbeson<strong>der</strong>e wenn nichtgleichzeitig mehr getrunken wird.• Reflux wird normalerweise mit geeignetenMedikamenten behandelt. Kin<strong>der</strong>, die mitSteroiden o<strong>der</strong> oralen Bisphosphonatenbehandelt werden, erhalten manchmalSäurehemmer um Komplikationen zuvermeiden.• Zahnpflege ist ein wichtiger Bereich. DieVeröffentlichung <strong>der</strong> internationalenEmpfehlungen berücksichtigen sie nicht,dennoch hat TREAT-N<strong>MD</strong> Experten-Empfehlungen entwickelt, die in Kasten 9dargestellt sind.


38Kasten 9Empfehlungen zur Zahnpflege• Jungen mit D<strong>MD</strong> sollten von einem Zahnarzt mitErfahrung <strong>und</strong> genauen Kenntnissen über dieErkrankung behandelt werden, vorzugsweisein einer zentralen o<strong>der</strong> spezialisiertenKlinik. Der Zahnarzt sollte eine hochwertigeBehandlung, M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit, Wohlbefinden<strong>und</strong> eine gute Zahnfunktion anstreben <strong>und</strong>als Ansprechpartner für die Familien <strong>und</strong> denZahnarzt vor Ort fungieren. Der Zahnarztsollte die Beson<strong>der</strong>heiten bei <strong>der</strong> Zahn- <strong>und</strong>Skelettentwicklungen bei D<strong>MD</strong>-Jungen kennen<strong>und</strong> mit einem gut informierten <strong>und</strong> erfahrenenKieferorthopäden zusammenarbeiten.• Die zahnärztliche Betreuung sollte Wert aufvorbeugende Maßnahmen legen, um eine guteM<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zahnhygiene zu erhalten.• Individuell angepasste Hilfsvorrichtungen<strong>und</strong> technische Hilfsmittel für die Zahn- <strong>und</strong>M<strong>und</strong>hygiene werden bedeutsam, wenn dieMuskelkraft <strong>der</strong> Hand, des Armes <strong>und</strong> des Halsesabnimmt.


3910 Psychosoziale Unterstützung -Hilfe bei Verhaltens-<strong>und</strong> LernproblemenKin<strong>der</strong> mit D<strong>MD</strong> haben ein erhöhtesRisiko für psychosoziale Problemewie Verhaltensauffälligkeiten <strong>und</strong>Lernschwierigkeiten. Die medizinischeVersorgung muss daher auch Unterstützung fürdas psychosoziale Wohlbefinden beinhalten.Verhaltensauffälligkeiten können in ganzbestimmten Bereichen auftreten, z.B. im Umgangmit an<strong>der</strong>en, bei <strong>der</strong> Beurteilung von Situationen<strong>und</strong> Perspektiven, sie können aber auch direktmit D<strong>MD</strong> in Zusammenhang stehen (wie z.B.den körperlichen Einschränkungen) <strong>und</strong> dannin sozialer Isolation, Rückzug <strong>und</strong> reduziertemZugang zu sozialen Aktivitäten resultieren. Fürviele Eltern sind die Nöte, die sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong>psychosozialen Probleme ihres Kindes ergeben<strong>und</strong> die Schwierigkeiten, diese zu erkennen <strong>und</strong>angemessen zu behandeln, schlimmer als <strong>der</strong>WICHTIGE FAKTEN:1. Nehmen Sie die psychosoziale Ges<strong>und</strong>heitIhres Sohnes <strong>und</strong> Ihrer Familie ernst.2. Ihr Sohn könnte ein höheres Risiko in Bezugauf psychosoziale Probleme haben.3. Sie <strong>und</strong> Ihre Familie tragen ein erhöhtesRisiko, psychische Erkrankungen wie z.B.Depressionen zu entwickeln.4. Früherkennung <strong>und</strong> Behandlung ist<strong>der</strong> beste Weg, mit diesen Problemenumzugehen.5. Sprache <strong>und</strong> Schule können Problemeverursachen. Diese Probleme treten oftauf bei D<strong>MD</strong>. Durch geeignete Maßnahmenkann dem entgegengewirkt werden.6. Lernprobleme bei D<strong>MD</strong> sind nichtfortschreitend <strong>und</strong> können beientsprechen<strong>der</strong> Hilfe gut in den Griffbekommen werden.Stress, <strong>der</strong> durch die physischen Aspekte <strong>der</strong>Krankheit verursacht wird.Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kindsich über seinen Zustand Sorgen macht, sindOffenheit <strong>und</strong> die Bereitschaft, die FragenIhres Kindes zu beantworten, ein ganzwichtiger Schritt auf dem Weg, größerenProblemen vorzubeugen. Jungen mit D<strong>MD</strong>wissen oft mehr über Ihre Krankheit als Elterndenken. Beantworten Sie Fragen offen, aberaltersgerecht <strong>und</strong> antworten Sie nur auf das,was gefragt wird. Das ist sicherlich schwierig,aber im Krankenhaus <strong>und</strong> Selbsthilfegruppenkann man Ihnen Rat <strong>und</strong> Hilfe anbieten <strong>und</strong>darüber informieren, was an<strong>der</strong>en Familiengeholfen hat.Nicht jedes Kind mit D<strong>MD</strong> wird psychosozialeProbleme haben, aber Familien sollten aufFolgendes achten:• Schwächen bei Sprachentwicklung,Auffassungsgabe <strong>und</strong> Kurzzeitgedächtnis;• Lernprobleme;• Schwierigkeiten im zwischenmenschlichenBereich <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>schaften(z.B. Unreife, wenig ausgeprägte sozialeKompetenzen, Sichzurückziehen o<strong>der</strong>Isolation von Gleichaltrigen);• Ängstlichkeit/Sorgen;• häufiges Streiten <strong>und</strong> Wutanfälle;• Es besteht auch ein erhöhtesRisiko in Bezug auf neurologischeVerhaltens- <strong>und</strong> Entwicklungsstörungenwie z.B. aus dem Formenkreis autistischerStörungen, die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) o<strong>der</strong>Zwangsstörungen.


40• Probleme können emotionale Anpassungo<strong>der</strong> Depressionen hervorrufen. AuchÄngstlichkeit kann ein Thema sein <strong>und</strong>verstärkt werden durch eine geringeregeistige Flexibilität <strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit(z.B. ein überaus starrer Denkprozess).• Dies kann zu Oppositionsverhalten/Streitsucht <strong>und</strong> Launenhaftigkeit führen;• Darüberhinaus sind Depressionen beiEltern von D<strong>MD</strong>-Kin<strong>der</strong>n häufiger <strong>und</strong>unterstreichen den Bedarf an Unterstützungfür die ganze Familie;Für die pychosoziale Betreuung sind vor allemVorbeugung <strong>und</strong> rechtzeitiges Eingreifen beiProblemen wichtig. Die Behandlung folgt denGr<strong>und</strong>sätzen, die für die gesamte Bevölkerunggelten. Suchen Sie Hilfe, wenn Sie denEindruck haben, dass hier Probleme bestehen.Kasten 10Sprechen <strong>und</strong> Sprache - Details:• Probleme beim Sprechen <strong>und</strong> Spracherwebeiniger Kin<strong>der</strong> mit D<strong>MD</strong> verlaufen nach einembekannten Muster <strong>und</strong> sind gut dokumentiert.Dazu zählen Sprachentwicklung, Kurzzeit-Wortgedächtnis, phonologische Verarbeitungsowie beeinträchtiger IQ <strong>und</strong> spezielleLernstörungen. Nicht alle Kin<strong>der</strong> mit D<strong>MD</strong> sinddavon betroffen, aber man sollte darauf achten<strong>und</strong>, wenn die Probleme auftreten, Hilfe suchen.• Ein verzögertes Erreichen vonEntwicklungsmeilensteinen des frühenSpracherwerbs ist bei Jungen mit D<strong>MD</strong>im Vergleich zu an<strong>der</strong>en gleichaltrigenKin<strong>der</strong>n recht häufig. Die Unterschiede beimSpracherwerb können im Verlauf <strong>der</strong> gesamtenKindheit beobachtet werden. Diese Problememüssen beachtet <strong>und</strong> behandelt werden.• Die Überweisung an einen Logopäden zurUntersuchung <strong>und</strong> Behandlung ist notwendig,wenn Probleme in diesem Bereich vermutetwerden.• Übungen für Sprechmuskeln <strong>und</strong>Aussprachetraining sind sowohl für Jungen mitD<strong>MD</strong> <strong>und</strong> Problemen in diesem Bereich als auchfür ältere Jugendliche, <strong>der</strong>en Sprechmuskulatursich zurückbildet o<strong>der</strong> die eine schwerverständliche Sprache haben, geeignet <strong>und</strong>notwendig.• Für ältere Menschen mit D<strong>MD</strong> sind Strategienzur Kompensation, Stimmübungen <strong>und</strong>Sprachverstärker dann geeignet, wenn dieSprache wegen vermin<strong>der</strong>ter Atemkapazitätunverständlich o<strong>der</strong> zu leise wird. EineUnterstützung mit einem Sprachverstärker(VOCA) kann in jedem Alter angezeigt sein, wenndie Sprachproduktion begrenzt ist.


41UntersuchungenObgleich die Bedürfnisse <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> variierengibt es bestimmte Zeitpunkte, zu denen einepsychosoziale Beurteilung durchgeführtwerden sollte. Dazu gehört <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong>Diagnose (mit einem Zeitfenster von 6 – 12Monaten, damit <strong>der</strong> Familie erst mal Zeitbleibt, die Diagnose zu verarbeiten), vor <strong>der</strong>Einschulung <strong>und</strong> nach je<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungvon Fähigkeiten. Nicht alle Krankenhäuserwerden direkten Zugang zu allen aufgeführtenUntersuchungen <strong>und</strong> Therapien haben,daher sollen die folgenden Empfehlungen alsLeitfaden dafür dienen, Wissenslücken beimKlinikpersonal zu füllen <strong>und</strong> Überweisungeneinzuleiten, wenn erfor<strong>der</strong>lich.• Die Beurteilung sollte Bereicheemotionaler Anpassung <strong>und</strong> Bewältigung,altersentsprechende Lernfortschritte,Sprachentwicklung, mögliche autistischeStörungen <strong>und</strong> vorhandene sozialeUnterstützung umfassen. (Falls erfor<strong>der</strong>lich,kann ein Sozialarbeiter Hilfestellung beimZugang zu finanziellen Ressourcen <strong>und</strong> beimAufbau sozialer Netzwerke leisten <strong>und</strong> <strong>der</strong>Familie psychosoziale Unterstützung bieten).• Die psychosoziale Ges<strong>und</strong>heit des Jungenmit D<strong>MD</strong>, seiner Eltern <strong>und</strong> Geschwistersollte Teil <strong>der</strong> routinemäßigen Behandlungvon D<strong>MD</strong> werden.MaßnahmenMaßnahmen zur Behandlung <strong>und</strong>Unterstützung:• Ein Behandlungskoordinator kann hierSchlüsselperson sein: als Ansprechpartnerfür die Familien kann ein vertrauensvollesVerhältnis aufgebaut werden. Er mussgenügend Wissen <strong>und</strong> Erfahrung mitneuromuskulären Erkrankungen haben, umdas Informationsbedürfnis <strong>der</strong> Familie zubefriedigen.• Vorausschauende Interventionen sind wichtig,um soziale Probleme <strong>und</strong> soziale Isolationzu vermeiden, die im Zusammenhang mitD<strong>MD</strong> auftreten können. Beispiele nützlicherInterventionen sind Aktionen in <strong>der</strong> Schule<strong>und</strong> mit Gleichaltrigen, um auf D<strong>MD</strong>aufmerksam zu machen <strong>und</strong> zu informieren,die Beteiligung an geeigneten Sportarten <strong>und</strong>Camps, die Vermittlung von Begleith<strong>und</strong>en,Kontakte mit an<strong>der</strong>en über das Internet <strong>und</strong>an<strong>der</strong>e Aktivitäten.Ein individualisierter Unterrichtsplan sollteentwickelt werden, um mögliche Lernproblemeanzugehen <strong>und</strong> Aktivitäten anpassen zu können,die sich sonst negativ auf die Muskeln des Kindes(z.B. Sportunterricht), den Energiehaushalt (z.B.zu lange Wege zu den Essensräumen), <strong>und</strong> dieSicherheit (z.B. Aktivitäten auf Spielplätzen)auswirken würden o<strong>der</strong> bei denen sichZugangshin<strong>der</strong>nisse ergeben.Es ist wichtig, die Schule vollständig überD<strong>MD</strong> zu informieren. Alle Informationen,die man selbst hat, sollten auch <strong>der</strong> Schulezur Verfügung gestellt werden <strong>und</strong> essollte ein Ansprechpartner an <strong>der</strong> Schulegef<strong>und</strong>en werden, <strong>der</strong> für Kin<strong>der</strong> mitbeson<strong>der</strong>en Bedürfnissen zuständig ist. Eineoffene <strong>und</strong> aktive Herangehensweise istwichtig, damit ihr Kind den bestmöglichenZugang zu dem Unterricht, den es für gutesoziale Beziehungen <strong>und</strong> Vorbereitung aufWeiterbildung <strong>und</strong> Beruf braucht, erhält.Ziehen Sie die Schule auf Ihre Seite!


42• Es ist notwendig <strong>und</strong> von großerWichtigkeit, Unabhängigkeit <strong>und</strong>Autonomie Ihres Kindes zu för<strong>der</strong>n, indemSie auf seine Selbstständigkeit achten <strong>und</strong>es in Entscheidungsprozesse einbeziehen(insbeson<strong>der</strong>e im medizinischen Bereich).Dies sollte Teil eines gut vorbereitetenÜberganges von <strong>der</strong> Versorgungim Kindesalter zur Versorgung imErwachsenenalter sein.• Die Entwicklung sozialer Kompetenzen<strong>und</strong> Lernstrategien werden es für Ihr Kindleichter machen, einen Beruf zu finden <strong>und</strong>ein normales Leben als Erwachsener zuführen. Unterstützen Sie es dabei. Jungenmit D<strong>MD</strong> profitieren davon, wenn sie Hilfebekommen, um ihre persönlichen Ziele zuerreichen.• Zugang zu einer palliativen Versorgung istnotwendig, um Leiden zu vermeiden o<strong>der</strong>zu lin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> dadurch die Lebensqualitätzu verbessern. Zusätzlich zum Umgang mitSchmerzen (Kasten 6) können Angebote<strong>der</strong> Palliativmedizin auch emotionale <strong>und</strong>seelische Unterstützung bieten, <strong>der</strong> Familiehelfen, sich über Behandlungsziele klarzu werden <strong>und</strong> schwierige medizinischeEntscheidungen zu treffen, dieKommunikation zwischen Familien <strong>und</strong>Ärzten verbessern <strong>und</strong> Themen wie Trauer,Verlust <strong>und</strong> Tod ansprechen.Psychotherapie <strong>und</strong> medikamentöseMöglichkeitenEs existieren vielfältige <strong>und</strong> gut bekannteMöglichkeiten, in verschiedenen Bereichenzu helfen. Dazu gehören Elternschulungenzum Umgang mit schlechtem Benehmen <strong>und</strong>Konflikten, individuelle o<strong>der</strong> Familientherapien<strong>und</strong> verhaltenstherapeutische Maßnahmen.Die angewandte Verhaltensanalyse kanndabei helfen, mit beson<strong>der</strong>em Verhalten beiAutismus umzugehen.Einigen Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Erwachsenen könnenauch Medikamente helfen, um emotionaleProbleme o<strong>der</strong> Verhaltensauffälligkeitenzu bewältigen. Der Einsatz dieserMedikamente muss nach Diagnosestellung(z.B. Depressionen, Aggressionen,Zwangsstörungen o<strong>der</strong> ADHS) von einemSpezialisten gut überwacht werden.


11 Chirurgische Eingriffe <strong>und</strong> D<strong>MD</strong>43Es gibt eine Reihe von Situationen, beidenen eine Vollnarkose gegeben werdenmuss. Diese können sowohl in direktemZusammenhang mit D<strong>MD</strong> stehen (z.B.Muskelbiopsie, Operationen an Gelenken,Wirbelsäule o<strong>der</strong> Magen) als auchunabhängig davon auftreten (z.B. akutechirurgische Eingriffe). Dabei müssen für diePlanung einer sicheren Operation gewissekrankheitsspezifische Beson<strong>der</strong>heitenberücksichtigt werden.• Eine Operation sollte in einemKrankenhaus erfolgen, in dem sowohl dasOperationsteam als auch das Personal fürdie Pflege nach dem Eingriff Erfahrungim Umgang mit Menschen mit D<strong>MD</strong> hat,damit man sicher gehen kann, dass allesglatt läuft. Zusätzlich müssen Personen, diedauerhaft mit Kortisonen behandelt werden,für die Operation eine „Stress-Dosis“erhalten.WICHTIGE FAKTEN:1. Eine Narkose birgt immer Risiken,beson<strong>der</strong>s bei D<strong>MD</strong> gibt es aber spezielleÜberlegungen: die Narkose muss intravenösverabreicht werden <strong>und</strong> bestimmteMedikamente wie Succinylcholin müssenunbedingt vermieden werden.2. Eine genaue Beurteilung des Herz- <strong>und</strong>Lungenzustandes ist bei <strong>der</strong> Planung vonOperationen wichtig.3. Stellen Sie sicher, dass alle beteiligten Ärzteüber D<strong>MD</strong> <strong>und</strong> die Therapien die Ihr Sohnerhält (Medikamente), informiert sind.Narkosemittel <strong>und</strong> an<strong>der</strong>eÜberlegungen zu einer sicherenoperativen Versorgung• Eine Narkose birgt immer Risiken <strong>und</strong>insbeson<strong>der</strong>e bei D<strong>MD</strong> sind bestimmteÜberlegungen in Bezug auf die Sicherheit<strong>der</strong> Medikamente zu beachten: Dazu zählen<strong>der</strong> Einsatz einer total intravenösen Narkosestatt einer Inhalationsnarkose <strong>und</strong> dasVermeiden bestimmter Medikamente.• Blutverluste müssen minimiert werden,beson<strong>der</strong>s bei schweren Operationenwie einer Wirbelsäulenversteifung. Dafürmüssen Chirurg <strong>und</strong> Anästhesist eventuellspezielle Techniken anwenden.• Weitere Informationen sind imHauptdokument erhältlich.


45Überlegungen zur Herzfunktion• Ein Herzecho <strong>und</strong> ein Elektrokardiagramm(EKG) sollten vor <strong>der</strong> Verabreichung einerVollnarkose durchgeführt werden. Auchvor einer Sedierung o<strong>der</strong> Regionalanästhesiesollte dies erfolgen, wenn die letzteUntersuchung mehr als ein Jahr zurückliegto<strong>der</strong> das Herzecho in den letzten 7-12Monaten auffällig war.• Vor einer lokalen Betäubung sollte einHerzecho durchgeführt werden, wenn dievorhergehenden Untersuchungen auffälligwaren.Überlegungen zum respiratorischenSystem• Auch wenn jemand mit D<strong>MD</strong> bereitsProbleme mit <strong>der</strong> Atmung hat, könnenbestimmte Maßnahmen die Operationsicherer machen, gleichwohl liegt einerhöhtes Risiko vor. Eine präoperativeBeurteilung <strong>der</strong> Atmung in einem mitD<strong>MD</strong> vertrauten Klinikum ist von großerBedeutung. Präoperative Schulungen zumUmgang mit nicht-invasiver Beatmung<strong>und</strong> assistiertem Abhusten, <strong>und</strong> eventuellweitere spezialisierte Maßnahmen, könnennotwendig sein.• Wenn eine Person mit D<strong>MD</strong> operiert werdensoll, müssen Physiotherapeuten in dieVersorgung einbezogen werden.• Gute Planung, aktiv-vorausschauendeUntersuchungen <strong>und</strong> Behandlung <strong>der</strong> Risikensind <strong>der</strong> Schlüssel zu sicheren Operationenbei D<strong>MD</strong>.


4612 Im NotfallBei Situationen, in denen Sie umgehend einKrankenhaus aufsuchen müssen, sollten Siefolgendes beachten:• Die Diagnose D<strong>MD</strong>, die aktuellenMedikamente, die Ihr Sohneinnimmt, bestehende Atmungs- <strong>und</strong>Herzkomplikationen <strong>und</strong> die behandelndenÄrzte müssen <strong>der</strong> aufnehmenden Stellemitgeteilt werden.• Da viele Beschäftigte im Ges<strong>und</strong>heitswesendie zurzeit möglichen Behandlungen beiD<strong>MD</strong> nicht kennen, sollten die <strong>der</strong>zeitigeLebenserwartung <strong>und</strong> die zu erwartendegute Lebensqualität erläutert werden.KortisoneEine Langzeitkortisoneinnahme mussmitgeteilt werden. Erklären Sie demPersonal, wie lange Ihr Sohn die Kortisonebereits einnimmt <strong>und</strong> ob er eine Dosisausgelassen hat. Wenn Ihr Sohn in <strong>der</strong>Vergangenheit eine Kortison<strong>behandlung</strong>durchgeführt hat, sollten Sie auch dies denbehandelnden Ärzten mitteilen.• Kortisone verringern Stressreaktionen, dahersind unter Umständen höhere Steroiddosennotwendig, wenn sich ein Patient mitLangzeitkortison<strong>behandlung</strong> schlecht fühlt.• Kortisone erhöhen das Risiko fürMagengeschwüre.• An<strong>der</strong>e akute Komplikationen sind selten.KnochenbrücheWICHTIGE FAKTEN:1. Sie wissen höchstwahrscheinlich mehr überD<strong>MD</strong> als die Ärzte in den Notaufnahmen.2. Wenn Ihr Sohn mit Kortisonen behandeltwird, teilen Sie dies dem medizinischenPersonal mit.3. Bei einem Knochenbruch muss<strong>der</strong> entsprechende Arzt mit Ihrembehandelnden Arzt o<strong>der</strong> Physiotherapeutensprechen.4. Bringen Sie wenn möglich Kopien<strong>der</strong> letzten UntersuchungsergebnisseIhres Sohnes mit (Lungenfunktion/Herzuntersuchung).5. Wenn die Sauerstoffwerte Ihres Sohnesfallen, muss <strong>der</strong> Arzt mit <strong>der</strong> Gabe vonSauerstoff o<strong>der</strong> Beruhigungsmitteln/Sedierung vorsichtig sein.Jungen mit D<strong>MD</strong> sind beson<strong>der</strong>s gefährdet,einen Knochenbruch zu erleiden <strong>und</strong>ein Beinbruch kann bedeuten, dass dieGehfähigkeit komplett verloren geht, wennsie vor dem Bruch bereits eingeschränkt war.Informieren Sie Ihren Physiotherapeuten <strong>und</strong>den Rest Ihres Behandlungsteams über einenKnochenbruch, damit diese ggf. mit demChirurgen sprechen können.• Wenn Ihr Kind noch laufen kann ist eineOperation eines gebrochenen Beins besserals ein Gips.• Ein Physiotherapeut sollte beteiligt werden,um sicherzustellen, dass Ihr Sohn so schnellwie möglich wie<strong>der</strong> auf die Beine kommt.• Wenn <strong>der</strong> Knochenbruch die Wirbelsäulebetrifft <strong>und</strong> starke Rückenschmerzenverursacht, müssen ein Knochenspezialisto<strong>der</strong> ein Endokrinologe eingeschaltetwerden, um die richtige Behandlung zuveranlassen (Kapitel 6).


47AtemproblemeDie aktuellsten Lungenfunktionswerte (z.B.forcierte Vitalkapazität, FVC) sollten Sie stetsparat haben, entwe<strong>der</strong> als Notiz o<strong>der</strong> imGedächtnis. Diese Information ist sehr wichtigfür die untersuchenden Ärzte, wenn Ihr Kindplötzlich krank wird.Die Hauptrisiken für Atemprobleme bestehen,wenn FVC <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hustenstoß reduziert sind:• Hilfe, die Lunge freizuhalten, wird evtl.notwendig;• Hilfe beim Abhusten kann erfor<strong>der</strong>lich sein;• Antibiotika sind möglicherweiseerfor<strong>der</strong>lich;• In manchen Fällen ist eine maschinelleUnterstützung <strong>der</strong> Atmung notwendig;• Ein erhöhtes Risiko für die Notwendigkeiteiner Unterstützung <strong>der</strong> Atmung bestehtbei Personen, <strong>der</strong>en Lungenfunktionbereits grenzwertig ist. Bei Patienten, diebereits eine geschwächte Atemmuskulaturhaben, ist Vorsicht geboten bei <strong>der</strong>Verwendung von Opiaten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>enBeruhigungsmitteln sowie bei <strong>der</strong>zusätzlichen Zufuhr von Sauerstoff ohneBeatmung, da es bei ihnen zu einem Anstiegdes Kohlendioxids im Körper kommen kann.• Wenn eine nächtliche Beatmung bereitsstattfindet, muss das Beatmungsgerätwährend akuter Ereignisse o<strong>der</strong> Eingriffeverfügbar sein. Das die Beatmungbegleitende Ärzteteam sollte so schnell wiemöglich beteiligt werden.Es ist immer gut, das – sofern vorhanden -eigene Beatmungsgerät (o<strong>der</strong> eine ähnlicheAusrüstung) mit ins Krankenhaus zu nehmen.HerzfunktionVersuchen Sie, die Ergebnisse <strong>der</strong> letztenHerzuntersuchung (z.B. linksventrikuläreEjektionsfraktion, LVEF) bei sich zu tragen.Auch sollten Sie die Herzmedikamente,die Ihr Sohn eventuell einnimmt kennen<strong>und</strong> den Namen des Kardiologen, <strong>der</strong> IhrenSohn behandelt, wissen. Das macht esfür das Notfallteam leichter zu erkennen,ob die akuten Probleme etwas mit einemHerzproblem Ihres Kindes zu tun haben.• Seien Sie Sich des Risikos vonHerzrhythmusstörungen <strong>und</strong>Kardiomyopathie bewusst.Anästhesie-Risiken (siehe Kapitel 11) müssenimmer beachtet werden, wenn eine Operationo<strong>der</strong> eine Sedierung erfor<strong>der</strong>lich ist.


48AbkürzungsverzeichnisACEAngiotensin converting enzyme(Angiotensin-Konversionsenzym;ACE-Hemmer benutzt man, umHerzschwäche <strong>und</strong> Bluthochdruckzu behandeln)ADHS Aufmerksamkeitsdefizit –Hyperaktivitässtörung (englisch:ADHD: attention deficithyperactivity disor<strong>der</strong>)ALTASTCKD<strong>MD</strong>EKGFVCIVkgLLVEFAlanin-Aminotransferase, einEiweiß (Enzym), welches in Leber<strong>und</strong> Muskelgewebe vorhandenist <strong>und</strong> bei Erkrankungen dieserOrgane im Blut erhöht ist.Gleichbedeutend mit ALT ist GPT.Aspartate-Aminotransferase, einEiweiß (Enzym), welches in Leber<strong>und</strong> Muskelgewebe vorhandenist <strong>und</strong> bei Erkrankungen dieserOrgane im Blut erhöht ist.Gleichbedeutend mit AST ist GOT.Creatinkinase (ein Enzym, das beiD<strong>MD</strong> <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Formen <strong>der</strong>Muskeldystrophie im Blut starkerhöht ist)Duchenne MuskeldystrophieElektrokardiogramm(Hauptverfahren zum Testen desHerzrhythmus)Forcierte Vitalkapazität (forcedvital capacity), ein Test <strong>der</strong>Atemmuskulaturintravenös (ins Blut)KilogrammLiterLinksventrikuläre Ejektionsfraktion(einer <strong>der</strong> wichtigsten Tests zurHerzfunktion)mgnmolNSAIDsTBVOCAMilligrammNanomolnon-steroidal anti-inflammatorydrugs (nicht-steroidaleentzündungshemmendeMedikamente, die zurSchmerzbekämpfung genutztwerden, für gewöhnlich Ibuprofen,Diclofenac <strong>und</strong> Naproxen)Tuberkulosevoice output communication aid(Sprachausgabegerät)


StichwortverzeichnisAÄtiologieUrsacheAspirationspneumonieEine Lungenentzündung, die durch Bakterienverursacht wird, die bei Verschlucken in dieLunge gelangen könnenAtelektaseZustand, bei dem die Lungen nicht vollständigbelüftet werdenAusgangswerteStartwerte, die mit späteren Tests verglichenwerden könnenBBIPAPEine druckkontrollierte Beatmungsform, diees dem Patienten erlaubt, selbst zu atmen<strong>und</strong> ein Zusammenfallen <strong>der</strong> Lunge durchOffenhalten <strong>der</strong> Atemwege (engl.: bi - twoway; PAP - positive air pressure)Body Mass Index (BMI)Verhältnis zwischen Größe <strong>und</strong> Gewicht nach<strong>der</strong> Formel Gewicht in kg, geteilt durch dasQuadrat <strong>der</strong> Größe in mCCobb-WinkelMessung des Skoliose-Winkels auf einerRöntgenaufnahme <strong>der</strong> WirbelsäuleCushing-SyndromBegriff, <strong>der</strong> ein r<strong>und</strong>es o<strong>der</strong> „Vollmond“-Gesicht beschreibt, das sich bei einerKortisoneinnahme entwickeln kann (diesemarkante Entwicklung kann sich aucheinstellen, wenn keine Gewichtszunahmeerfolgt, sie ist kaum zu kontrollieren ohneÄn<strong>der</strong>ung des Medikaments o<strong>der</strong> <strong>der</strong>Dosierung)49DDepolarisierende MuskelrelaxantienMedikamente, die den Muskeltonus verringern,indem sie auf Muskelrezeptoren einwirken, diebei <strong>der</strong> Depolarisation gebraucht werdenDysphagieSchluckbeschwerdenDystrophinopathienBegriff, <strong>der</strong> benutzt wird um alleunterschiedlichen Formen <strong>der</strong> Dystrophiezu beschreiben, die bei Fehlern desDystrophin-Gens auftreten (z.B. DuchenneMukeldystrophie, Becker Muskeldystrophie,dilatative Kardiomyopathie)EExzentrische ÜbungenÜbungen wie Treppen heruntergehen o<strong>der</strong>Trampolinspringen, die eine Dehnung desMuskels statt einer Kontraktion erfor<strong>der</strong>nElektrokardiogramm (EKG)Methode, die zur Bestimmung <strong>der</strong> elektrischenAktivität des Herzmuskels benutzt wird; beimEKG werden Aufkleber auf die Brust gesetztum die Herzsignale aufzuzeichnenEchokardiografie („Herzecho“)Methode, die benutzt wird um die Strukturdes Herzens zu bestimmen; das Echo ist auchbekannt als Herzultraschall <strong>und</strong> liefert Bil<strong>der</strong>des schlagenden HerzensElektromyographieEin Test, <strong>der</strong> elektrische Signale eines Muskelsaufzeichnet <strong>und</strong> Aussagen darüber ermöglicht, obeine Nerven- o<strong>der</strong> Muskelstörung vorhanden istFForcierte Vitalkapazität (FVC)Maximalvolumen <strong>der</strong> Luft die nach einermaximalen Einatmung ausgeatmet werdenkann


50GGastritis/gastroösophagealer RefluxErscheint, wenn <strong>der</strong> Muskel, <strong>der</strong> dieSpeiseröhre (Ösophagus) mit dem Magenverbindet, sich von selbst öffnet o<strong>der</strong>nicht richtig schließt; dadurch gelangenMageninhalte in die Speiseröhre; das wirdauch Sodbrennen genannt, da Magensäure mitdem Mageninhalt aufsteigt.GastrostomieChirurgisch angelegte Öffnung durch dieBauchdecke, um eine Magensonde, auch PEGgenannt, einzuführenGlukoseintoleranzEin prädiabetischer Zustand, <strong>der</strong> mit Insulin-Resistenz verb<strong>und</strong>en istGowers Manöver/ZeichenEin Anzeichen für Schwäche <strong>der</strong> Hüft<strong>und</strong>Beinmuskeln; das Gowers Manöverbeschreibt, wie jemand vom Boden aufsteht,<strong>der</strong> eine Muskelschwäche hat: Beine sindauseinan<strong>der</strong>gestellt, die Hände müssen zumAbstützen am Körper entlang geführt werden.Für gewöhnlich kommt es bei D<strong>MD</strong> vor, aberes kann auch bei an<strong>der</strong>en Muskelerkrankungenvorkommen.HHolterEine Methode für die ambulante 24-St<strong>und</strong>enMessung <strong>der</strong> elektrischen Aktivitäten desHerzens (EKG)HyperkapnieZu viel Kohlendioxid im BlutHypertensionBluthochdruckHypoventilationAbgeflachte AtmungHypoxämieVerringerte Sauerstoffwerte im BlutIImmunoblot-VerfahrenMethode, um die Menge an Dystrophin imMuskel zu messenImmunozytochemieVerfahren, um bei einem Muskel unter demMikroskop erkennen zu können, wie vielDystrophin vorhanden istKKardiomyopathieVerschlechterung <strong>der</strong> Herzmuskelfunktionen –auch bekannt als „Herzmuskelerkrankung“KontrakturenVerkürzungen r<strong>und</strong> um ein Gelenk, was dazuführt, dass es in einer bestimmten Positionfixiert wird o<strong>der</strong> weniger als die volleBewegungsfreiheit hatKyphoseAbnorme Krümmung <strong>der</strong> Wirbelsäule nachhinten („Buckel“)MMaligne Hyperthyermie-artige ReaktionReaktion auf bestimmte Narkosemittel, diezu hohen Temperaturen führen kann <strong>und</strong>lebensbedrohend istMotorische FunktionsskalenTests, mit denen motorische Fähigkeitenauf standardisierte Art <strong>und</strong> Weise bewertetwerdenMyoglobinurieAnwesenheit von Myoglobin im Urinals Zeichen einer Muskelauflösung (<strong>der</strong>Urin ist braun, weil er Restprodukte desMuskelproteins enthält)OOsteoporoseKnochenschw<strong>und</strong>OximetrieMessung von Sauerstoff im Blut durch ein


51medizinisches Gerät, dass nicht-invasiv durchDurchleuchtung <strong>der</strong> Haut arbeitetPPalpitation/HerzklopfenBewusste Wahrnehmung des normalen o<strong>der</strong>abnormen HerzrhythmusProphylaxeVorbeugungRRandomisierte StudieStudie, bei <strong>der</strong> nach einem Zufallsverfahrenentschieden wird, welches Medikament o<strong>der</strong>welche Dosis ein Patient erhältRhabdomyolyseMuskelauflösungVVarusGekrümmte Fußstellung aufgr<strong>und</strong> vonAsymmetrie in den FußmuskelnVolumeneinstellungVerbesserung des Luftvolumens, das vonden Lungen aufgenommen werden kann,durch Hilfsmittel zur Vergrößerung <strong>der</strong>Lungen. Dazu gehören Beatmungsbeutel <strong>und</strong>Insufflationsgeräte. Beatmungsgeräte könnenebenfalls genutzt werden, um das Volumen zuerhöhen.Videofluoroskopische AufnahmenMethode zur Sichtbarmachung <strong>und</strong> Bewertungdes Ausmaßes eines oropharyngealenSchluckaktes. Eine Video-Röntgenaufnahmewird gemacht, während das Kind Essenherunterschluckt.SSkolioseWirbelsäulenverkrümmung zur SeiteTTanner StadiumBeschreibt die Entwicklung in <strong>der</strong> Pubertätbasierend auf äußerlichen primären <strong>und</strong>sek<strong>und</strong>ären Geschlechtsmerkmalen, z.B.Brustgröße, Genitalien, SchambehaarungTenotomieChirurgische Durchtrennung von SehnenTineaPilzinfektionTracheostomieChirurgischer Eingriff am Hals um durch einenEinschnitt in die Luftröhre (Trachea) einendirekten Luftweg zu eröffnen


52Informationen für Familien inDeutschland, Österreich <strong>und</strong> <strong>der</strong> SchweizPATIENTENORGANISATIONENDEUTSCHLANDForum für Betroffene <strong>und</strong> ist Mitsponsor desdeutschen D<strong>MD</strong> Patientenregisters.Weitere Informationen:Internet: www.benni<strong>und</strong>co.deEmail: info@benni<strong>und</strong>co.deTelefon: +49 (0)2327 960458Die Deutsche Gesellschaft für Muskelkrankee.V. (DGM) ist <strong>der</strong> älteste <strong>und</strong> mit über 7.500Mitglie<strong>der</strong>n größte Selbsthilfeverband <strong>der</strong>Muskelkranken in Deutschland. Zu denMitglie<strong>der</strong>n zählen viele Menschen, die aneiner Duchenne- Muskeldystrophie erkrankto<strong>der</strong> als Angehörige davon betroffen sind.Ihnen bietet die DGM Beratung, Hilfe <strong>und</strong> dieMöglichkeit zum Erfahrungsaustausch mitan<strong>der</strong>en Betroffenen. Darüber hinaus setztsich die DGM für die Belange <strong>der</strong> Betroffenenim ges<strong>und</strong>heitspolitischen Bereich ein <strong>und</strong>för<strong>der</strong>t gezielt die Forschung auf dem Gebiet<strong>der</strong> neuromuskulären Erkrankungen.Weitere Informationen:Internet: www.dgm.orgEmail: info@dgm.orgTelefon: +49 (0)7665 9447- 0Der Verein aktion benni & co entstand alsElterninitiative im Jahr 1996 <strong>und</strong> hat seitdemdiverse Forschungsprojekte mit dem Ziel einerHeilung <strong>der</strong> Duchenne Muskeldystrophieunterstützt. Sie bietet weiterhin ein onlineSCHWEIZSCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFTFÜR MUSKELKRANKE SGMKDie Schweizerische Gesellschaft fürMuskelkranke SGMK strebt eine Zukunft an, in<strong>der</strong> alle Menschen mit einer Muskelkrankheitbestmöglich leben können - selbstbestimmt<strong>und</strong> gleichgestellt. Sie setzt sich mit Blickauf diese Zukunft überall dort ein, wodie Bedürfnisse von Menschen mit einerMuskelkrankheit <strong>und</strong> die ihrer Angehörigennicht o<strong>der</strong> nur ungenügend abgedeckt sind.Weitere Informationen:Internet: www.muskelkrank.chEmail: info@muskelkrank.chTelefon: +41 (0)44 245 80 30


53<strong>NET</strong>ZWERKEMUSKELDYSTROPHIE <strong>NET</strong>ZWERK <strong>MD</strong>-<strong>NET</strong>Das Muskel-Dystrophie-Netzwerk (<strong>MD</strong>-<strong>NET</strong>)ist eine vom B<strong>und</strong>esministeriumfürBildung <strong>und</strong> Forschung seit 2003 geför<strong>der</strong>tenationale Arbeitsgemeinschaft. Sie hat sichdie systematische Forschung, einen optimalenInformationstransfer <strong>und</strong> eine kompetentePatientenversorgung für Menschen mitMuskeldystrophie zur Aufgabe gemacht.<strong>MD</strong>-<strong>NET</strong> ist nicht nur in Deutschlandzentraler Ansprechpartner, wenn es umdie Erforschung, Diagnostik, Therapie<strong>und</strong> Patientenvorsorgung hereditärerneuromuskulärer Erkrankungen geht, <strong>MD</strong>-<strong>NET</strong> agiert auch als nationales Forum fürÖffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> wissenschaftlichenAustausch gegenüber den europäischenPartnern, wie CARE-N<strong>MD</strong>, EURORDIS, N<strong>MD</strong>-Chip o<strong>der</strong> BIO-N<strong>MD</strong>. Auf europäischer Ebeneist <strong>MD</strong>-<strong>NET</strong> über das TREAT-N<strong>MD</strong> (www.treat-nmd.eu) in ein größeres Netzwerkeingeb<strong>und</strong>en. Im Mittelpunkt stehen hier dieeuropaweit harmonisierten Patientenregister,Biobanken <strong>und</strong> die Aktivitäten deseuropäischen Koordinationszentrums fürKlinische Studien. Ein wichtiger Schwerpunktist die weitere För<strong>der</strong>ung/Finanzierung<strong>der</strong> Patientenregister, um die Translation– von <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lagenforschung hin zuklinischen Studien – voranzutreiben, sowieden Transfer <strong>der</strong> Ergebnisse in Form vonBehandlungsstandards für Patienten mitneuromuskulären Erkrankungen zugänglich zumachen.Das Ziel des <strong>MD</strong>-<strong>NET</strong> ist die Sicherstellungeiner besseren Diagnostik, Behandlung <strong>und</strong>Versorgung für möglichst alle Patientenmit neuromuskulären Erkrankungen inDeutschland.Weitere Informationen:Internet: www.md-net.orgEmail: info@md-net.orgTelefon: +49 (0)89 5160 7448EUROPÄISCHES CARE-N<strong>MD</strong> PROJEKTCARE-N<strong>MD</strong> ist ein seit2010 für drei Jahre vonCARE-N<strong>MD</strong><strong>der</strong> GeneraldirektionGes<strong>und</strong>heit <strong>und</strong>Verbraucher <strong>der</strong> EU geför<strong>der</strong>tes Projekt fürPatienten mit Muskeldystrophie Duchenne.Unter <strong>der</strong> Leitung von PD Dr. J. Kirschner(Universitätsklinikum Freiburg) wird dieaktuelle Versorgung <strong>und</strong> Lebensqualität vonPatienten mit Muskeldystrophie Duchennein verschiedenen europäischen Län<strong>der</strong>nuntersucht. Das Projekt soll dazu beitragen,das möglichst viele Patienten von denaktuellen Therapieempfehlungen profitieren.Weitere Informationen:Internet: www.care-nmd.euEmail: info@care-nmd.euTelefon: +49 (0)761 270-44970 o<strong>der</strong> -43440


54PATIENTENREGISTER FÜRMUSKELDYSTROPHIE DUCHENNEWas ist ein Patientenregister?In einem Patientenregister werden die Datenvon Patienten gesammelt, die an einerbestimmten Krankheit leiden. In unseremRegister sammeln wir die Daten von Patientenmit Duchenne- o<strong>der</strong> Becker-Muskeldystrophie,die dann in anonymisierter Form voninternationalen Wissenschaftlern <strong>und</strong> Ärzteneingesehen werden können.In den letzten Jahren wurden neueBehandlungsansätze für MuskeldystrophieDuchenne entwickelt, die zukünftig inklinischen Studien mit Betroffenen getestetwerden müssen. Da es aber oft nur relativwenige geeignete Patienten gibt, ist eswichtig, dass diese Patienten zentral registriertsind <strong>und</strong> so leicht kontaktiert werden können.Warum sollte sich ein Patientregistrieren?Für Betroffene gibt es gute Gründe, sich zuregistrieren:• Sie können leichter an klinischen Studienteilnehmen.• Sie werden regelmäßig informiert überneue Forschungsergebnisse.• Sie tragen dazu bei, dass mehr überdie Häufigkeit <strong>und</strong> den Verlauf <strong>der</strong>Muskeldystrophie Duchenne bekanntwird.• Sie tragen dazu bei, dass dringendbenötigte Gel<strong>der</strong> für die Forschungeingeworben werden können.Wer sollte sich registrieren?Registrieren können sich alle Patienten mitMuskeldystrophie vom Typ Duchenne o<strong>der</strong>Becker. Auch weibliche Überträgerinnen sindeingeladen, sich zu registrieren.Da diese Erkrankungen relativ selten sind,zählt je<strong>der</strong> Einzelne!Um welche Daten geht es?Das Register enthält persönliche Daten<strong>der</strong> Patienten wie Namen, Adresse <strong>und</strong>Geburtsdatum, damit sie bei Bedarfkontaktiert werden können. Außerdem enthältes medizinische Informationen über denkörperlichen Zustand <strong>und</strong> über Behandlungen.Ausgewählte Wissenschaftler <strong>und</strong> Ärztekönnen diese medizinische Daten nutzen;Zugriff auf die persönlichen Daten desPatienten erhalten sie jedoch nicht.Wie läuft die Registrierung ab?Das Deutsch-ÖsterreichischePatientenregister ist Internet basiert. WennIhr Kind betroffen ist o<strong>der</strong> Sie selbst Patientsind, können Sie sich selbständig über dasInternet eintragen, auch unabhängig vonIhrem Arzt. So können Sie je<strong>der</strong>zeit Ihre Datenselbst einsehen <strong>und</strong> auf dem neuesten Standhalten.Unter <strong>der</strong> folgenden Internet-Adresse könnenSie die Registrierung vornehmen:www.dmd-register.deHier finden Sie auch weitere Informationen zudiesem Projekt. Das Deutsch-ÖsterreichischeRegister wird von dem TREAT-N<strong>MD</strong> Projekt<strong>und</strong> <strong>der</strong> aktion benni & co e.V. finanziellunterstützt.Das Schweizer Patientenregister fürDuchenne Muskeldystrophie befindetsich an <strong>der</strong> neuropädiatrischen Abteilungdes Centre Hospitalier Universitaire duCanton de Vaud (CHUV) in Lausanne. DieRegistrierung <strong>der</strong> Patienten wird mittels <strong>der</strong>Ärzte durchgeführt. Verantwortlich für dasRegister ist Dr. P.-Y. Jeannet in Lausanne. DasRegister wird durch folgende Organisationenunterstützt: Association de la Suisse Romande


55et Italienne contre les Myopathies (ASRIM),Schweizerische Gesellschaft für MuskelkrankeSGMK, Schweizerische Stiftung für dieErforschung <strong>der</strong> Muskelkrankheiten <strong>und</strong>Fondation Progena. Fragen zum Register o<strong>der</strong>Anfrage zur Registrierung können je<strong>der</strong>zeit anClemens.Bloetzer@chuv.ch o<strong>der</strong> Pierre-yves.Jeannet@chuv.ch gerichtet werden.WEITERE INFORMATIONENIMPFENDie Ständige Impfkommission (STIKO) amRobert-Koch-Institut in Berlin veröffentlichtin regelmäßigen Abständen aktuelleImpfempfehlungen für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Erwachsenein Deutschland. Sie sind im Internet einsehbarunter www.rki.de > Infektionsschutz > ImpfenERNÄHRUNGAuf <strong>der</strong> Homepage <strong>der</strong> deutschen Gesellschaftfür Ernährung (www.dge.de) finden Sieneben aktuellen Informationen über eineausgewogene Ernährung <strong>und</strong> hilfreicheTipps zur Gewichtsreduktion auch Adressenqualifizierter ErnährungsberaterInnen in IhrerRegion.BMI-RechnerDer Body-Mass-Index (BMI) kann onlineberechnet werden, z.B. unterwww.bmi-online.infoDEHNUNGSÜBUNGENEin Video mit Anleitungen zur praktischenDurchführung von Dehnungsübungen beiDuchenne finden Sie unterwww.care-nmd.eu/video


CARE-N<strong>MD</strong>Die Fotos in dieser Broschüre wurden durch Duchenne Parent Project Netherlands,<strong>MD</strong>A, PP<strong>MD</strong>, Parent Project Czech Republic <strong>und</strong> TREAT-N<strong>MD</strong> zur Verfügung gestellt. Wirdanken allen Jungen <strong>und</strong> Familien, die die Nutzung ihrer Fotos erlaubt haben.<strong>MD</strong>A, PP<strong>MD</strong>, TREAT-N<strong>MD</strong> <strong>und</strong> UPP<strong>MD</strong> waren an <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> englischenOriginalausgabe dieser Broschüre beteiligt.Die Übersetzung ins Deutsche erfolgte durch die Patientenorganisation aktion benni &co e .V. Wir danken Frau Elke Boele-Keimer für die ehrenamtliche Leistung. Ärzte des<strong>MD</strong>-<strong>NET</strong> haben die Übersetzung überarbeitet <strong>und</strong> ergänzt. Die Druckkosten wurdendurch die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V. getragen.ISBN 978-3-00-032799-5Diese Ausgabe <strong>der</strong> Broschüre finden Sie auch unter:www.care-nmd.eu 9 783000 327995

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