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TEST 30 Peter Hebbeker - Tamiya

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28 <strong>TEST</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Hebbeker</strong><br />

Block<br />

Gas Blaster<br />

von Carson


amt 12 / 08<br />

buster<br />

www.amt-racing.de 29<br />

Großes Kino mit Effekten, die unter die Haut gehen – das bieten<br />

die Kolosse mit Benzinmotor. Wenn so ein Mister Bombastic die<br />

Bühne stürmt, mit seiner Basstuba aufspielt und Mini-Car feindliches<br />

Terrain im Handstreich nimmt, dann fällt für Kleindarsteller<br />

der Vorhang. Mit der Attack-Reihe hat Carson zum Angriff geblasen<br />

und die vergleichsweise preiswerten Buggys in der Schwergewichtsklasse<br />

etabliert. Der Gas Blaster ist ein Remake dieses<br />

Erfolgkonzepts und wir haben getestet, was man mit so einem<br />

Klassiker up to date alles anstellen kann.


<strong>30</strong> <strong>TEST</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Hebbeker</strong><br />

Big Boys Toy<br />

Wer`s im Kreuz hat, geht vor dem<br />

Gas Blaster besser in die Knie<br />

und lupft ihn wie ein randvolles<br />

Partyfässchen auf die Werkbank.<br />

Elf Karosseriessplinte sind nun zu<br />

ziehen, um den Gas Blaster aus<br />

seinem frisch designten Flammenkleid<br />

schälen zu können. Was zum<br />

Vorschein kommt, ist der klassische<br />

Aufbau eines 2WD-Großmodell-<br />

Buggys. Eine blau eloxierte, 4 mm<br />

starke Alu-Platte, die so schnell<br />

nichts krumm nimmt, bildet das<br />

Chassis. An den Seiten ist sie<br />

abgekantet, was für zusätzliche<br />

Verwindungssteife sorgt. Der<br />

23-cm³-Zweitakter ist kurz vor der<br />

Hinterachse platziert. Obgleich<br />

Schwerpunkt senkend leicht nach<br />

vorne geneigt eingebaut, ragt<br />

seine Zündkerze bis 25 cm über<br />

Grund. Hält man einen 3,5-cm³-<br />

Glühzünder daneben, wirkt der<br />

mickrig wie ein Pkw-Motor neben<br />

einem Schiffsdiesel. Gestartet wird<br />

per Muskelkraft, die der „reißfeste“<br />

Seilzugstarter auf die Kurbelwelle<br />

überträgt. Diese treibt auch ein Lüfterrad<br />

an, den kühlenden Luftstrom<br />

Leicht nach vorn geneigt sitzt der 23-cm³-Benziner<br />

kurz vor der Hinterachse. Im Gas Blaster ist<br />

schon der neue Carson GP Motor mit 3-fach<br />

verschraubtem Zylinder eingebaut<br />

Jeder Zug am Gashahn zeigt große Wirkung. Selbst<br />

die breiten Monster-Reifen haben Probleme, die<br />

unbändige Motorkraft auf den Boden zu bringen<br />

leitet ein Schacht zum Zylinder. Der<br />

Motor ist also zwangsgekühlt, was<br />

sicherlich mit dazu beiträgt, dass er<br />

sich so robust gegenüber Lufttemperaturschwankungen<br />

und hohen<br />

Belastungen zeigt. Die zwei Gemischschrauben<br />

des Vergasers sind<br />

werkseitig voreingestellt, auch der<br />

Anschlag für den Leerlauf ist schon<br />

justiert. Ebenfalls einsteigerfreundlich<br />

ist, dass der Schaumstoffeinsatz<br />

im Luftfi lter bereits mit Öl getränkt<br />

ist und so vom ersten Takt an den<br />

Motor effi zient vor Staubpartikeln<br />

schützen kann.<br />

Vor Schmutz geschützt sind<br />

auch das Motorritzel und das<br />

Hauptzahnrad. Eine transparente<br />

Abdeckung bewahrt die beiden faserverstärkten<br />

Kunststoff-Zahnräder<br />

vor Steinschlag. Das Kegelrad-<br />

Differential an der Hinterachse<br />

verfügt über ein stabiles Alugehäuse.<br />

Die Kraftübertragung zu den<br />

Rädern erfolgt mit Stahl-Knochen<br />

in Bleistiftdicke. Der Antriebsstrang<br />

sowie die vorderen Radachsen sind<br />

kugelgelagert.<br />

Verzögert wird der Gas Blaster<br />

über die Hinterachse von zwei<br />

Die breiten Monster-Reifen des<br />

Carson Gas Devil passen auch<br />

auf den Gas Blaster<br />

GFK-Bremsscheiben mit 36 mm<br />

Durchmesser. Diese werden von<br />

Backen aus Metall in die Zange<br />

genommen. Das Gas-/Bremsservo<br />

in Standardgröße verfügt über ausreichend<br />

Kraft, um den Gas Blaster<br />

auch aus hohen Geschwindigkeiten<br />

sicher abzubremsen. Auch das<br />

Jumbo-Lenkservo hat genügend<br />

Stellmoment und die mächtigen<br />

Reifen gut im Griff.<br />

Fail Safe für alle Fälle?<br />

Die Fernsteuerung des RTR-Sets<br />

überträgt die Signale Frequenz moduliert<br />

im 40-MHz-Band. Gegenüber<br />

den ganz einfachen Anlagen im<br />

27-MHz-Band und mit Amplituden-<br />

Modulation sollte dies ein Plus<br />

an Übertragungssicherheit in die<br />

Funkstrecke bringen. Da Störungen<br />

trotzdem nicht auszuschließen sind<br />

und im Falle eines bis zu 60 km/h<br />

schnellen 10-Kilo-Kolosses fatale<br />

Folgen haben könnten, hat Carson<br />

dem Gas Blaster ein Fail-Safe-Modul<br />

spendiert. Gibt der Empfänger<br />

am Gas-Kanal kein korrektes Signal<br />

aus, leitet das Fail-Safe blitzschnell<br />

über das Gas-/Bremsservo<br />

Fürs Grobe geschaffen.<br />

Der Vergleich mit einem<br />

1:8er-Buggyreifen verdeutlicht<br />

die Dimensionen<br />

des Großmodels<br />

eine Vollbremsung ein. Damit ist<br />

bei Ausfall des Empfangssignals<br />

für Sicherheit gesorgt. Wenn<br />

aber beispielsweise durch einen<br />

Kabelbruch oder einen Wackelkontakt<br />

die Stromversorgung der<br />

Empfangsanlage komplett ausfällt,<br />

kann dieses Fail-Safe nicht rettend<br />

eingreifen. Für den Fall hat Carson<br />

am Vergaser des Gas Blaster eine<br />

Feder montiert, die die Drosselklappe<br />

in Richtung Leerlauf zieht.<br />

Das stromlos gefallene Gasservo im<br />

Testmodell dreht sich ausreichend<br />

leicht, damit dieses mechanische<br />

Fail-Safe funktionieren kann.<br />

Das kann ja jeder<br />

Zum Einfahren ging es auf einen<br />

Parkplatz. Der Test der RC-Anlage<br />

erbrachte eine Reichweite jenseits<br />

meiner Sichtgrenze. Der Motor<br />

kann also gestartet werden. Wer<br />

schon mal eine Kettensäge, einen<br />

Rasentrimmer oder eines dieser<br />

(nervigen) Laubgebläse mit Benzinmotor<br />

in Betrieb genommen hat,<br />

weiß in etwa, was nun zu tun ist:<br />

Mit dem gleichzeitig als Schauglas<br />

dienenden Pumpbalg am Vergaser


Schotterprüfung mit Original-Bereifung.<br />

Das enorme Drehmoment<br />

verlangt nach gefühlvollem<br />

Gaseinsatz<br />

Benzin zum Motor fördern (das<br />

könnte für den Hobby-Gärtner neu<br />

sein), dann die seitlich am Vergaser<br />

sitzende Choke-Klappe schließen<br />

und solange am Startseil ziehen,<br />

bis der Motor zündet. Beim Testmodell<br />

ist das meist schon nach zwei<br />

Zügen der Fall. Da der Motor mit<br />

geschlossenem Choke zuwenig Luft<br />

zum Anspringen bekommt, wird<br />

jetzt die Klappe geöffnet.<br />

Dann schnell noch mal kontrollieren,<br />

ob die Drossel auf Leerlauf<br />

steht und spätestens nach zwei bis<br />

drei weiteren Zügen am Startseil<br />

läuft der Motor. Das Tolle daran ist:<br />

es klappt immer. Der Carson-Benziner<br />

ist ein Muster an Gutmütigkeit<br />

und Zuverlässigkeit, auch der<br />

absolute Neueinsteiger wird sofort<br />

ein Erfolgserlebnis haben. Die<br />

Werkseinstellung des Vergasers ist<br />

sehr fett, trotzdem läuft der Motor<br />

im Leerlauf sicher durch.<br />

Drehmoment satt<br />

Jetzt brennt die Lunte an diesem<br />

mächtigen Geschoss und da die<br />

Hochspannung der arbeitenden<br />

Zündanlage die RC-Anlage stören<br />

Ein Fail-Safe-Modul<br />

ist beim Gas Blaster<br />

serienmäßig an Bord<br />

könnte, sollte mit aufgebockten<br />

Hinterrädern erneut ein Reichweitentest<br />

durchgeführt werden. Alles<br />

in Ordnung? Gut, dann darf der Gas<br />

Blaster seine ersten Meter Asphalt<br />

unter die Räder nehmen.<br />

Trotz der fetten Einstellung nimmt<br />

der Motor das Gas gut an und<br />

schickt ein enormes Drehmoment<br />

an die Hinterräder, die mit ihren 1<br />

cm langen Stollen nicht für diesen<br />

Untergrund geschaffen sind. Auf<br />

dem staubigen Parkplatz ist es<br />

kaum möglich, ohne durchdrehende<br />

Reifen anzufahren. Vor<br />

allem auf den ersten 50% des<br />

Gaswegs legt der Motor rasant<br />

an Leistung zu und beschleunigt<br />

den schweren Brocken scheinbar<br />

mühelos auf die innerorts erlaubte<br />

Geschwindigkeit. Die Buggy-Reifen<br />

können mit dem glatten und harten<br />

Untergrund keine zuverlässige Verbindung<br />

aufbauen, das Gripniveau<br />

gleicht dem von Sommerpneus auf<br />

geschlossener Schneedecke. Die<br />

Qualitäten des Fahrwerks können<br />

so nicht zur Geltung kommen, aber<br />

zum Einstellen des Motors reicht es.<br />

Der Anleitung folgend habe ich<br />

amt 12 / 08<br />

Der Luftfi lter wurde<br />

gegenüber den<br />

Vorgängermodellen<br />

modifi ziert und<br />

hat nun eine runde<br />

Bauform<br />

zunächst die L-Schraube für den<br />

unteren Drehzahlbereich in 1/8-<br />

Umdrehungs-Schritten zugedreht.<br />

Der Motor reagiert sofort mit<br />

höherer Drehzahl, die Gasannahme<br />

erfolgt spontaner und das feuchte<br />

Blubbern weicht einem helleren,<br />

aggressiveren Sound. Ein zu<br />

mageres Gemisch zeigt der Motor<br />

dadurch an, dass er kein Gas mehr<br />

annimmt. Es steht dann einfach zu<br />

wenig Benzin für ein zündfähiges<br />

Gemisch zur Verfügung. Ist dieser<br />

Punkt erreicht, dreht man die<br />

Einstellschraube wieder etwa 1/4<br />

Umdrehung heraus, denn zu mager<br />

sollte auch ein Benziner nicht<br />

laufen. Mit der Vollgasschraube<br />

verfährt man auf die gleiche Weise.<br />

Die schnell gefundene Einstellung<br />

brauchte beim Testmodell nicht<br />

mehr verändert zu werden; der<br />

Carson-Benziner startet und läuft<br />

außerordentlich zuverlässig.<br />

Rasen wo sonst Kühe grasen<br />

Auf dem Weg zur Kiesgrube lud<br />

eine abgeerntete Wiese zu einem<br />

Zwischenstopp ein. Das weitläufi<br />

ge und sanft wellige Gelände<br />

www.amt-racing.de 31<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

Gas Blaster von Carson<br />

Maßstab: 1:6<br />

Klasse: 2WD-Verbrenner-<br />

Buggy<br />

Länge: 680 mm<br />

Breite: 420 mm<br />

Höhe: 250 mm<br />

Bodenfreiheit (Buggy/Monster):<br />

55/70 mm (einstellbar)<br />

Reifen (Buggy/Monster):<br />

150 x 62/200 x 110 mm<br />

AUSSTATTUNG<br />

Fernsteuerung: 2-Kanal-FM-<br />

Drehknopfsender, 40 MHz<br />

Motor: 23-cm³-Benziner<br />

Karosserie: fertig beschnitten,<br />

lackiert und dekoriert<br />

Vertrieb: Carson Model Sport,<br />

Fürth<br />

Bezugsquelle: Fachhandel<br />

Lieferumfang: Betriebsbereit<br />

aufgebautes RC-Car mit<br />

Benzinmotor; RC-Anlage mit<br />

Gas- und Lenkservo, Empfänger<br />

mit Fail-Safe-Modul, 2-Kanal-<br />

Drehknopfsender, 6-V-Empfängerakku<br />

mit 1.500 mAh und<br />

passender 220-V-Steckdosenlader;<br />

Bedienungsanleitung<br />

Empf. Verkaufspreis RTR-Set:<br />

499,- €<br />

KONSTRUKTION<br />

Vorderachsaufhängung:<br />

Doppelquerlenker mit<br />

Alu-Öldruckstoßdämpfern<br />

Hinterachsaufhängung:<br />

Doppelquerlenker mit<br />

Alu-Öldruckstoßdämpfern<br />

Chassis: 4-mm-Alu-Chassis<br />

Differential: Kegelraddifferential<br />

an der Hinterachse


32 <strong>TEST</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Hebbeker</strong><br />

Die Radioplatte bietet dem Empfänger<br />

sowie dem mitgelieferten Akku eine<br />

vor Schmutz geschützte Unterbringung<br />

ist ideal für den Gas Blaster. Die<br />

Stollenreifen krallen sich ins<br />

Wurzelwerk wie ein Kätzchen in<br />

den Vorhangstoff, hier kann man<br />

voll aufs Gas steigen, ohne dass<br />

die Heckschleuder gleich von der<br />

Strecke schießt. Der auf Asphalt<br />

und Schotter bereits bei Drittelgas<br />

wild driftende Gas Blaster zeigt<br />

hier ein leicht untersteuerndes<br />

Fahrverhalten. Auf einer griffi gen<br />

Fahrbahn ist der 2WDler daher<br />

viel einfacher zu beherrschen. Das<br />

relativ straff ausgelegte Fahrwerk<br />

bügelt dabei kleinere Unebenheiten<br />

auf dem weichen Grasboden<br />

fl ach. Auf größere Hindernisse<br />

wie Maulwurfhaufen hat der Gas<br />

Blaster dagegen die Wirkung eines<br />

Aufschlagzünders: sie explodieren<br />

unter seiner Wucht und zerfallen<br />

zu Staub. Der ballt sich dann zu<br />

dunklen Wölkchen und mahnt den<br />

übermütig gewordenen Piloten zu<br />

mehr Aufmerksamkeit. Kritische<br />

Situation, in denen der Gas Blaster<br />

ernsthaft in Straucheln gerät, sind<br />

aber eigentlich nur zu provozieren,<br />

indem man in der Kurve abrupt<br />

vom Gas geht oder beim Bremsen<br />

gleichzeitig einlenkt. Durch den<br />

Lastwechsel hat die Vorderachse<br />

dann plötzlich so viel Griff,<br />

dass sich das kurvenäußere Rad<br />

einhakt und sich die ganze Fuhre<br />

blitzschnell zu einem seitlichen<br />

Überschlag aufbäumt. Der hohe<br />

Schwerpunkt in Verbindung mit der<br />

großen Masse und den gnadenlos<br />

zupackenden Stollenreifen führt<br />

dazu, dass selbst bei vergleichsweise<br />

niedrigen Geschwindigkeiten<br />

genügend Energie für so einen<br />

Abfl ug bereit steht. Dramatische<br />

Folgen bleiben jedoch auf diesem<br />

weichen Untergrund auch bei<br />

höheren Geschwindigkeiten aus.<br />

Der zäh elastische Kunststoffüberrollkäfi<br />

g schützt die Technik<br />

wirkungsvoll und auch der große<br />

Heckfl ügel ist fl exibel und splittert<br />

nicht. Kennt man sein Gefährt<br />

schon ein wenig besser, sind solche<br />

Überschläge in Kurven aber auch<br />

einfach zu vermeiden. Man bremst<br />

vor der Kurve, gibt beim Einlenken<br />

etwas Gas und lässt es in der Kurve<br />

stehen, so schiebt der Gas Blaster<br />

mäßig untersteuernd leicht über<br />

die Vorderachse geradeaus und<br />

hält den Bodenkontakt. Drückt man<br />

dabei zu sehr auf die Tube, bremst<br />

sich der Gas Blaster mit angehobenem<br />

und daher durchdrehendem<br />

kurveninnerem Hinterrad sogar<br />

selbst etwas aus. Noch ein wenig<br />

sicherer auf den Beinen steht der<br />

hochgeschossene Offroad-Titan,<br />

wenn man durch das Zurücknehmen<br />

der Federvorspannung die<br />

Bodenfreiheit reduziert und damit<br />

den Schwerpunkt senkt. Dank der<br />

Rändelschrauben auf den Alu-<br />

Dämpfern ist das schnell erledigt<br />

und auf Gras oder Erde ist die<br />

maximale Bodenfreiheit gar nicht<br />

nötig.<br />

Es liegt was in der Luft<br />

Nach etwa einer halben Stunde<br />

Vollgasbolzen mit harten Bremsmanövern<br />

am Ende der langen<br />

Geraden lies die Bremswirkung<br />

drastisch nach. Die Kapazität des<br />

Empfängerakkus ist erschöpft,<br />

dachte ich, und holte den Gas<br />

Blaster langsam heran. Beim<br />

Drücken des Motor-Aus-Knopfs<br />

stieg mir der Unheil verkündende<br />

Geruch von geschmolzenem<br />

Kunststoff in die Nase. Um die linke<br />

Hinterachse wickelten sich lange,<br />

dünne, schwarze Fäden – wie ein<br />

Kokon aus verbrannter Zuckerwat-<br />

Die Doppelscheibenbremse<br />

sitzt auf der<br />

Zwischenwelle<br />

te sah das aus. Durch die starke<br />

Beanspruchung und den daraus<br />

resultierenden hohen Temperaturen<br />

war das Kunstharz der<br />

Bremsscheiben geschmolzen und<br />

vom GFK praktisch nur noch die Fasern<br />

übrig. Zu Hause habe ich dann<br />

bei Carson und auch im Programm<br />

von Drittanbietern vergeblich<br />

nach Stahlbremsscheiben für die<br />

Modelle der Attack-Reihe gesucht.<br />

Laut Carson sind derart schnell<br />

verschleißende Bremsscheiben bei<br />

den Attack-Fahrzeugen aber ein<br />

absoluter Einzelfall. Da es keine<br />

Tuning-Bremsscheiben gibt (oder<br />

zumindest sehr schwer zu fi nden<br />

sind), besteht ja auch offensichtlich<br />

keine große Nachfrage. Mit dem<br />

zweiten Satz Bremsscheiben ist<br />

mein Gas Blaster inzwischen viele<br />

Tankfüllungen ohne die beschriebenen<br />

Aufl ösungserscheinungen<br />

unterwegs. Allerdings bin ich auch<br />

nicht mehr auf Gras gefahren, sondern<br />

habe mich auf den Baustellen-<br />

und Kiesgrubeneinsatz verlegt.<br />

Auf dem losen Boden haben die<br />

Reifen weniger Griff und man muss<br />

Gas und Bremse viel gefühlvoller<br />

einsetzen.<br />

Monster-Blaster<br />

Trotz der mit 15 cm Durchmesser<br />

Über die Einstellung der<br />

Federvorspannung an den<br />

Alu-Öldruckstoßdämpfern<br />

kann die Bodenfreiheit<br />

justiert werden<br />

eigentlich riesigen Reifen holpert<br />

der Gas Blaster ziemlich steif über<br />

richtig raues Terrain. Der niedrige<br />

Querschnitt der Buggy-Sohlen<br />

dämpft die harten Aufschläge auf<br />

Steine und Querrillen kaum und<br />

das für präparierte Offroad-Pisten<br />

optimierte Fahrwerk ist für eine<br />

geschmeidige Fahrt durchs raue<br />

Gelände zu hart ausgelegt. Daher<br />

und wegen der dann mit rund 7 cm<br />

überragenden Bodenfreiheit habe<br />

ich meinen Gas Blaster auf die<br />

gewaltigen Monstertruck-Reifen<br />

des Gas Devil umgesattelt. Die 20<br />

cm hohen und 11 cm breiten Walzen<br />

aus dem Carson-Programm (Nr.<br />

<strong>30</strong>5169) passen ohne weitere Veränderungen<br />

auf den Gas Blaster.<br />

An der Hinterachse bleibt ein Spalt<br />

von vollkommen ausreichenden<br />

5 mm zwischen Reifenfl anke und<br />

Karosserie. An der Vorderachse<br />

muss man an der Fernsteuerung<br />

den Lenkausschlag ein wenig<br />

begrenzen, dann kann die schöne<br />

Gas-Blaster-Haube unangetastet<br />

bleiben. Das Lenkservo hat mit der<br />

Monsterbereifung sichtlich größere<br />

Mühe, aber es geht noch.<br />

Mit den größeren Reifen steigt<br />

nicht nur die Geländetauglichkeit,<br />

sondern auch die Endgeschwindigkeit.<br />

Der Monster-Blaster ist<br />

Eine 2-Backen-<br />

Fliehkraftkupplung<br />

überträgt die<br />

Motorleistung


geradezu furchterregend schnell. Er<br />

prügelt der Erdkruste das Sediment<br />

meterhoch aus den Poren und sein<br />

staubgesättigter Windschatten wird<br />

zur Todeszone, in der es Steine<br />

hagelt. Eigentlich müsste man den<br />

Monster-Blaster kürzer übersetzen,<br />

das würde die im rauen Gelände<br />

kaum nutzbare Endgeschwindigkeit<br />

zugunsten des Durchzugs<br />

reduzieren. Allerdings gibt die<br />

Getriebeplatte einen festen Abstand<br />

zwischen Motor- und Zwischenwelle<br />

vor, daher kann man den<br />

Motor nicht wie bei den 1:8ern oder<br />

1:10ern üblich näher an das Hauptzahnrad<br />

heranrücken. Im Zubehör<br />

gibt es deshalb profi lverschobene<br />

Motorritzel mit 17 bis 20 Zähnen,<br />

die den gleichen Durchmesser haben<br />

wie das originale 22er-Motorritzel.<br />

Da der Motor aber auch mit<br />

der serienmäßigen Übersetzung<br />

immer noch viel mehr Drehmoment<br />

an die Monster-Reifen schickt, als<br />

diese ohne Schlupf auf den Boden<br />

bringen können, ist eine kürzere<br />

Übersetzung nicht unbedingt<br />

nötig. Sie ermöglicht aber einen<br />

kontrollierbareren Leistungseinsatz,<br />

was besonders beim Klettern über<br />

große Hindernisse von Vorteil sein<br />

kann. Auch in Verbindung mit den<br />

großen g Traktorreifen ist das Buggy- ggy g<br />

Eine Aluplatte<br />

stützt die vordere<br />

Achseineinheit<br />

zusätzlich am<br />

Chassis ab<br />

Rechts-/Links-<br />

Gewindestangen<br />

in den oberen<br />

Querlenkerstreben<br />

ermöglichen eine<br />

bequeme Einstellung<br />

des Radsturzes<br />

Fahrwerk nicht ganz so geschmeidig<br />

wie das eines reinrassiges<br />

Monsters, aber der Gas Blaster ist<br />

jetzt voll Kiesgruben tauglich. Dank<br />

der gewachsenen Bodenfreiheit<br />

kratzt ihn der gemeine Kieselstein<br />

üblicher Größe überhaupt nicht<br />

mehr. Der 2WDler braucht zwar<br />

immer ein bisschen Schwung, dann<br />

aber nimmt er die Flanken großer<br />

Kiesberge im Sturm und beweist<br />

dabei echte Erstbesteigerqualitäten.<br />

Im rauen Gelände vermisst man<br />

den Vierradantrieb weniger als bei<br />

schnellen Runden auf Asphalt-<br />

oder Schotterpisten, wo eine<br />

angetriebene Vorderachse das lose<br />

Heck geradeziehen könnte.<br />

Alles heil geblieben?<br />

Außer dem vorzeitigen Verschleiß<br />

des ersten Satzes Bremsscheiben<br />

ist am Testmodell noch alles voll<br />

funktionstüchtig. Beim Wechsel<br />

der Scheiben zeigte sich die gute<br />

Arbeit der Carson-Monteure, die<br />

die Metall-Metall-Schraubverbindungen<br />

sorgfältig mit ausreichenden<br />

Mengen Sicherungslack<br />

versehen haben.<br />

Motorritzel und Hauptzahnrad<br />

zeigen leichten Abrieb, werden<br />

aber, wenn es in so kleinen Schritten<br />

weitergeht, noch einige Zeit<br />

FAZIT<br />

amt 12 / 08<br />

halten. Die Antriebsknochen haben<br />

Diff-seitig und an den Radachsen<br />

die Klauen der Mitnehmer elliptisch<br />

geweitet. Aber auch hier besteht<br />

noch kein Austauschbedarf. Selbst<br />

die starke Belastung durch die<br />

schwere Monster-Bereifung hat<br />

die Kunststoff-Radaufhängungen<br />

bislang nicht zermürbt. Das Spiel<br />

der Radlagersitze hat nur leicht<br />

zugenommen und kein einziger<br />

der Kugelköpfe, mit denen die<br />

Querlenker an den Achsschenkeln<br />

angeschlagen sind, ist aus dem<br />

Gewinde heraus geeitert. Auch die<br />

Reifen selbst, sowohl die originalen<br />

Buggy- wie auch die Monster-<br />

Reifen vom Gas Devil, haben die<br />

Testfahrten gut überstanden.<br />

Obwohl sich die beim kräftigen Zug<br />

am Gashebel wild durchdrehenden<br />

Hinterreifen gefährlich aufblähen<br />

wie vor Paarungswillen schier<br />

platzende Ochsenfrösche – die originale<br />

Verklebung mit den Felgen<br />

hält immer noch dicht.<br />

Nach meinen Erfahrungen sind<br />

Tuningteile oder Nacharbeiten<br />

an der Werksmontage also keine<br />

Vorrausetzung für ein haltbares<br />

Fahrzeug. Auch das Motortuning<br />

kann man getrost aufschieben, der<br />

23-cm³-Carson-Benziner hat mehr<br />

als genug Power für die Kiesgrube.<br />

www.amt-racing.de 33<br />

Der serienmäßige<br />

Topfdämpfer erzeugt<br />

einen kraftvollen,<br />

angenehm<br />

basslastigen<br />

Sound<br />

Zudem hat der originale Dämpfer<br />

einen angenehm sonoren Sound,<br />

dem man dem kleinen Topf gar<br />

nicht zutrauen würde. So wird nicht<br />

gleich jede über den Zaun gefeuerte<br />

Basssalve zur Kriegserklärung<br />

mit Anwohnern oder Passanten.<br />

Manches Resorohr trötet da viel<br />

blecherner.<br />

Für den rauen Offroad-Einsatz<br />

und besonders in Verbindung<br />

mit den Monster-Reifen ist eine<br />

weichere Abstimmung von Federn<br />

und Dämpfern sinnvoll, denn mit<br />

den um wenig Seitenneigung<br />

und möglichst viel Bodenfreiheit<br />

bemühten Original-Federn spricht<br />

das straffe Fahrwerk auf grobe<br />

Stöße recht hölzern an. Mit der<br />

breiteren Monster-Bereifung ist<br />

die Kippneigung sowieso reduziert<br />

und auch mit einem etwas weicheren<br />

und damit tiefer liegenden<br />

Fahrwerk ist die Bodenfreiheit<br />

dann immer noch üppig. Überlegenswert<br />

ist je nach bevorzugtem<br />

Einsatzzweck die Nachrüstung der<br />

von Carson angebotenen Vorderachsbremse.<br />

Das gilt vor allem für<br />

Fahrer, die den Gas Blaster häufi g<br />

auf griffi gen Pisten bewegen<br />

wollen und viel Bremsleistung<br />

fordern.<br />

Bei Verbrennern macht der Motor die Musik und der ist beim Gas<br />

Blaster ein Hit. Der Benziner ist leicht einzustellen, äußerst startfreudig<br />

sowie zuverlässig und hat obendrein noch einen angenehmen<br />

Sound. Um vollkommen narrensicher zu sein, ist der Gas Blaster<br />

allerdings einfach zu kräftig motorisiert. Auf losem Untergrund ist<br />

er 2WD-typisch eine ziemlich eigenwillige Heckschleuder, mit etwas<br />

Disziplin am Gashahn und ein bisschen Übung am Lenkrad hat man<br />

den robusten Kraftprotz aber schnell unter Kontrolle. Mit einem<br />

zusätzlichen Satz Monster-Reifen ist der Gas Blaster ein Gefährt(e) für<br />

alle Offroad-Fälle und für 499 Euro ist er der Preistipp im Regal der<br />

begehrenswerten Big Boys Toys.

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