Arbeitsblatt4A05Geme<strong>in</strong>devertreter von Songgang:„Wir müssen Investoren <strong>in</strong> unsere Stadt holen, vomSteueraufkommen profitieren dann alle!“Vertreter der Kaim<strong>in</strong>g Industrials (ch<strong>in</strong>esischeFirma mit <strong>in</strong>ternationaler Beteiligung):„In unserer Firma achten wir auf die E<strong>in</strong>haltung derGesetze. Wir haben gute Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen. Fürunsere Subunternehmer können wir nicht verantwortlich gemacht werden!“Vertreter der Ba<strong>in</strong>an Factory (kle<strong>in</strong>erch<strong>in</strong>esischer Subunternehmer):„Die junge Frau hat nicht für uns gearbeitet. Dasfällt nicht <strong>in</strong> unseren Verantwortungsbereich."Wu Duoqu<strong>in</strong>, Vorarbeiter<strong>in</strong> von Li Chunmei,ist telefonisch nicht zu erreichen.Vertreter des <strong>in</strong>ternationalenSpielwarenkonzerns XY:„Der Kunde entscheidet heutzutage sehr kurzfristig,oft wissen wir erst im Oktober, was <strong>in</strong> diesem Jahrgefragt ist. Wenn wir Aufträge an unsere Vertragspartner <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a geben, dann s<strong>in</strong>d die auch für dieArbeitsbed<strong>in</strong>gungen verantwortlich."ROLLENBESCHREIBUNGEN:Die folgenden Rollenbeschreibungen und die H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen müssen kopiert undausgeschnitten werden. Nur die Gruppe, die den Vater, die Schwester und den Dorfvertreter darstellt,bekommt den Abschnitt mit den H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen.H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen:Li Chunmeis Zuhause ist e<strong>in</strong> Dorf <strong>in</strong> Sichuan, 1100 km von der <strong>Spielzeug</strong>fabrik <strong>in</strong> Songgang entfernt.Welten liegen zwischen dem ärmlichen Dorfleben und den modernen Wirtschaftszonen an der KüsteCh<strong>in</strong>as. Die Bergregionen von Sichuan gehören zu den ärmsten Ch<strong>in</strong>as, es gibt ke<strong>in</strong>e Straßen, e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ziges Telefon und kaum Elektrizität oder Sanitäranlagen. Die Bauern arbeiten mit e<strong>in</strong>fachstenWerkzeugen, Traktoren gibt es nicht. Die Häuser bestehen aus Lehm. Nur wenige Dorfbewohnerkönnen e<strong>in</strong>e Zeitung lesen, noch weniger sprechen die offizielle Landessprache, das Mandar<strong>in</strong>.Die Bauern leben von dem, was sie anbauen. Sie ernten nicht genug, um noch viel zu verkaufen.Durchschnittlich verdienen sie im Jahr 25 US-Dollar - doch die offiziellen Steuern betragen 37 US-Dollar pro Person! Im letzten Jahr wurden e<strong>in</strong>ige Bauern, die sich geweigert haben, Steuern zuzahlen, <strong>in</strong>s Gefängnis geworfen. Die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit zu überleben ist, die K<strong>in</strong>der schnell aus derSchule zu nehmen und sie zur Arbeit <strong>in</strong> die weit entfernten Städte zu schicken.MISEREOR: <strong>Spielzeug</strong> <strong>made</strong> <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a - Bauste<strong>in</strong>e für den Unterricht Seite 26
Arbeitsblatt4A061. Vater Li Zhim<strong>in</strong>:Ich habe fünf K<strong>in</strong>der zu ernähren, dabei besitze ich nur wenig Land. Me<strong>in</strong>e Felder liegen am steilenBerghang. Ich habe Terrassen angelegt, um wenigstens etwas Reis und Weizen anbauen zu können.Jeden Tag muss ich mühsam den Berg h<strong>in</strong>auf und h<strong>in</strong>unter steigen, um auf me<strong>in</strong>en Feldern zuarbeiten. Dies hier ist e<strong>in</strong> armes Dorf und alle Eltern wollen, dass ihre K<strong>in</strong>der so schnell wie möglich <strong>in</strong>die Städte gehen. Je eher sie gehen, umso schneller können sie ihre Familie unterstützen. Ich habe LiChunmei den langen Weg zu Fuß durch die Berge begleitet, bis zur nächsten Busverb<strong>in</strong>dung.Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht. Li Chunmei hat leise gewe<strong>in</strong>t, als sie wegfuhr. „We<strong>in</strong>enicht", sagte ich ihr, „es gibt ke<strong>in</strong>en Grund zu we<strong>in</strong>en. Geh und verdiene Geld." Ich sagte ihr: „Esbr<strong>in</strong>gt Unglück, wenn man we<strong>in</strong>t." Und nun ist sie tot."----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------2. Schwester Li Mei:Ich b<strong>in</strong> die Älteste von fünf Geschwistern. Me<strong>in</strong> Vater hat mich nach der dritten Klasse aus der Grundschulegenommen, ich kann kaum me<strong>in</strong>en Namen schreiben. Bei uns müssen die Mädchen schon früh auf den Feldernhelfen und die Hühner füttern. Ich war erst 15, als ich den Bus nach Shenzhen nahm und zwar ganz alle<strong>in</strong>e.Unsere Familie hatte Schwierigkeiten. Da wollte ich me<strong>in</strong>en Eltern nicht mehr zur Last fallen. Ich hätte so gernegehabt, dass me<strong>in</strong>e anderen Schwestern weiter zur Schule gehen!Ich war so stolz, als ich nach zwei Jahren mit me<strong>in</strong>en Ersparnissen nach Hause kam. Es waren 100$! Ich habemich <strong>in</strong> den Fabriken alle<strong>in</strong>e durchgeschlagen und es irgendwie geschafft. Doch als ich wieder zurück musste,wollte Li Chunmei auch mit. Sie war gerade 15 geworden, so wie ich damals. „Die Familie braucht das Geld,Vater arbeitet so hart", hat sie gesagt. Vater hat uns dann noch an den Bus gebracht. Die Fahrt dauerte dreiTage und drei Nächte. Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Dongguan ausgestiegen, e<strong>in</strong>er Stadt mit neun Millionen E<strong>in</strong>wohnern, siebenMillionen davon s<strong>in</strong>d Arbeitsmigranten. Dort habe ich me<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Schwester Arbeit besorgt und ihrgeholfen, wo ich konnte. Doch schon nach e<strong>in</strong>igen Monaten hat e<strong>in</strong> Moped Li Chunmei überfahren. Ihr Be<strong>in</strong>war gebrochen und Vater ist bis nach Dongguan gekommen, um sie nach Hause zu holen und sie gesund zupflegen. Erst e<strong>in</strong> Jahr später kam sie zum Arbeiten zurück. Ich habe ihr wieder e<strong>in</strong>en Job besorgt. Das Lebenhier ist wirklich aufregend, all das Licht und die Karaoke-Bars. Es ist auch viel wärmer als bei uns <strong>in</strong> denBergen. Doch Li Chunmei ist nie mit Freund<strong>in</strong>nen raus gegangen, hatte ke<strong>in</strong>en Spaß hier. Nun hatte sie auchleider den schlimmsten Job. Sie war e<strong>in</strong>e Läufer<strong>in</strong>, ständig auf den Be<strong>in</strong>en. Wenn e<strong>in</strong>e Arbeiter<strong>in</strong> mit ihrem Teildes Stofftieres fertig ist, br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Läufer<strong>in</strong> dieses Teil so schnell wie möglich zur nächsten Arbeiter<strong>in</strong>.Eigentlich hat sie nur geschuftet und geschlafen. Und das mit 18 Jahren! Doch was sollen wir Dorfmädchenanderes machen? Ich habe eben Glück gehabt - und sie nicht. Ich konnte ihr nicht wirklich helfen..."----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------3. Dorfvertreter des Heimatdorfes <strong>in</strong> Sichuan:Wir leben hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ganz rückständigen Gegend. Me<strong>in</strong>e Verantwortung ist es, das Dorf vorwärts zubr<strong>in</strong>gen, doch das ist nicht e<strong>in</strong>fach. Die Leute hier verstehen nicht viel. Natürlich muss ich auch dieSteuern e<strong>in</strong>ziehen. Jeder Bauer hat immer wieder neue Gründe, nicht zu zahlen. Im letzten Jahr habeich e<strong>in</strong>ige Zahlungsunwillige <strong>in</strong>s Gefängnis geworfen. Da sollten Sie mal sehen, wie das Geldhere<strong>in</strong>kam. Ch<strong>in</strong>a muss vorankommen, sich entwickeln. Wie sollen wir Straßen bauen oderTelefonleitungen legen, wenn die Bürger ke<strong>in</strong>e Steuern zahlen! Jeder muss sich anstrengen, aufse<strong>in</strong>em Platz se<strong>in</strong> Bestes geben! Dann kommen wir alle voran. Ich f<strong>in</strong>de es nicht schlecht, wenn diejungen Leute das Dorf verlassen und das moderne Leben <strong>in</strong> den neuen Wirtschaftszonen kennenlernen. Ich selbst war leider nie dort. Wenn me<strong>in</strong>e beiden eigenen K<strong>in</strong>der groß s<strong>in</strong>d, gehen sie sichervon hier weg. Aber zunächst e<strong>in</strong>mal müssen sie die Schule abschließen. Wer nicht lesen und rechnenkann, wird zu leicht übers Ohr gehauen!MISEREOR: <strong>Spielzeug</strong> <strong>made</strong> <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a - Bauste<strong>in</strong>e für den Unterricht Seite 27