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terre des hommes Deutschland (2003): Kinderarbeit - kein Kinderspiel

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Kein <strong>Kinderspiel</strong><strong>Kinderarbeit</strong>


ImpressumInhaltHerausgeber:<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong><strong>Deutschland</strong> e.V.Hilfe für Kinder in NotBun<strong>des</strong>geschäftsstelleRuppenkampstraße 11a49 084 OsnabrückPostfach 412649 031 OsnabrückTelefon 05 41/71 01-0Telefax 05 41/70 72 33eMail info@tdh.deInternet www.tdh.deSpendenkonto700 800 700Volksbank Osnabrück eGBLZ 265 900 25Redaktion:Barbara KüppersWolf-Christian Ramm(verantwortlich)Redaktionsassistenz:Cornelia DernbachDoris WächterTitelbild:Jörg Böthling / agendaSatz und Gestaltung:sec GmbHRolandsmauer 13/1449 074 OsnabrückDruck:Druckerei Bruns, Minden1. Auflage: 5.000, August <strong>2003</strong>100 Prozent Recycling-PapierBestell-Nr. 401.1172.01Ihre Unterstützung kann Kinderneine neue Perspektive geben.Helfen Sie uns zu helfen!Zeichnen Sie eine Partnerschaftoder entscheiden Sie sichfür eine Einzelspende.12345681011121416171820222324Vorwort<strong>Kinderarbeit</strong> weltweitEin Überblick<strong>Kinderarbeit</strong> hat viele UrsachenAusbeutung abschaffenArbeitende Kinder stärken»Wir, die <strong>Kinderarbeit</strong>er der Welt ...«Erklärung von KundapurWas tun?Sechs Antworten für mehr GerechtigkeitAusbeutung abschaffenSchuften für den WeltmarktTirupur in Indien40 Millionen Mädchen müssen schuftenGegen die Ausbeutung von Mädchen in IndienLeben auf dem MüllEine Schule auf der Müllhalde in KambodschaLernen und LachenEine Schule für Dienstmädchen in MaliMoussa schafft die FluchtSklaverei in WestafrikaArbeitende Kinder und Jugendliche stärkenWerben für Einschulung<strong>Kinderarbeit</strong> in VietnamAusbildung statt GewaltWerkstattschulen in KolumbienDer Preis <strong>des</strong> Zinns<strong>Kinderarbeit</strong> in Boliviens Bergbauregion»Den Kinder die Würde wiedergeben«Die Bewegung arbeitender Kinder in PeruDer Traum vom ZauberstabSchule für arbeitende Kinder in Peru»Was wird, wenn das Haus zusammenbricht?«Das Schicksal einer Familie in MosambikAIDS und <strong>Kinderarbeit</strong>Information und GemeinschaftDas Netzwerk Jugendarbeit in MosambikWaisen führen den HaushaltMASO in Zimbabwe<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> ist Träger <strong>des</strong> Spendensiegels <strong>des</strong>Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).Das DZI bescheinigt <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> mit diesemSiegel eine transparente Mittelverwendung, einesachliche und wahrhaftige Information und Werbungund angemessene Verwaltungsausgaben.


VorwortLiebe Leserin, Lieber Leser,211 Millionen Kinder unter 15 Jahren arbeiten, 186 Millionenvon ihnen werden krass ausgebeutet. Tendenzsteigend. Wo leben wir eigentlich, wenn Kinder wieSklaven schuften und wie Waren gehandelt werden?Wenn sie durch die Arbeit krank werden und nichteinmal ihren Namen schreiben lernen? Wo leben wireigentlich, wenn Schokolade, Orangensaft, Kaffeeund Tee von Kinderhand geerntet, wenn T-Shirts,Seide, Fußbälle, Teppiche von Kinderhand gefertigtsind, Diamanten von Kindern geschliffen werden?Wenn Kinder für ein mageres Essen stundenlangschuften müssen und Familien sich nicht einmalden Schulbesuch ihrer Kinder leisten können?ist längst noch nicht durchgesetzt. Und es machtSinn, Arbeit für Kinder nicht pauschal zu verteufeln,wenn sie nicht ausbeuterisch ist: In vielen Ländernund Kulturen wird die Mithilfe der Kinder sehrpositiv gesehen. So wachsen sie langsam in ihreRolle hinein und übernehmen Schritt für SchrittVerantwortung.Auch in Europa wird – mit unterschiedlichenStrategien – an einem Strang gezogen: Handel undHilfswerke etablieren Warenzeichen für Produkteohne <strong>Kinderarbeit</strong>. Verbraucherinnen und Verbraucherfragen nach und greifen zu Alternativen.Unternehmen verpflichten sich und ihre Zulieferer,1»Je<strong>des</strong> Kind hat dasRecht, vor wirtschaftlicherAusbeutunggeschützt zu werden.«Kinderrechtskonventionder VereintenNationenFoto: Jörg Böthling/agendaKrasse Ausbeutung von Kindern und Erwachsenengibt es schon lange – und in immer neuen Facettenund Ausprägungen. Ziemlich neu aber ist, dass massenhafterWohlstand neben erbärmlichster Armutsteht und dass die einen von den anderen wissen –Informationen sickern durch, Nachrichtensperrenfunktionieren nicht mehr. Und so wächst seit einigenJahren ein weltweites Netzwerk: Bürgerinitiativen aufder ganzen Welt setzen sich gegen die Ausbeutungvon Kindern zur Wehr. Sie eröffnen Schulen, helfenSchuldknechten in die Freiheit, leisten Rechtshilfe,werben für die Einschulung, stärken <strong>Kinderarbeit</strong>erin ihren Rechten. Allen gemeinsam ist, dass sie gegenAusbeutung eintreten und die politische Situation inihren Ländern zum Ausgangspunkt ihrer Strategiemachen. Da macht es Sinn, in Indien für das Rechtauf Bildung für alle zu pochen, denn die Schulpflichtdie grundlegenden Arbeitsrechte einzuhalten.Bereits 130 Staaten haben die neue Konvention derInternationalen Arbeitsorganisation ILO gegen dieschlimmsten Formen der <strong>Kinderarbeit</strong> ratifiziert.Vieles ist in Bewegung geraten, einige Erfolgewurden erzielt – zu wenig, denn Tag für Tag arbeiten211 Millionen Kinder. Aber je<strong>des</strong> Kind, das auskrasser Ausbeutung befreit wird, das arbeitet und ineiner guten Schule lernt, was es zum Leben braucht,wird mit Zuversicht antworten auf die Frage, wo wireigentlich leben.Deshalb bitten wir Sie, unsere Projekte für <strong>Kinderarbeit</strong>erzu unterstützen.Barbara KüppersReferat <strong>Kinderarbeit</strong>/Sozialstandards,<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> <strong>Deutschland</strong> e.V.


<strong>Kinderarbeit</strong> weltweit<strong>Kinderarbeit</strong> weltweit – Ein Überblick2Industrieländer2,5 Millionenarbeitende KinderSchwellenländer2,4 Millionenarbeitende KinderLateinamerika/Karibik17,4 Millionenarbeitende KinderMittlerer Osten/Nordafrika13,4 Millionenarbeitende KinderAfrika südlich der Sahara48 Millionenarbeitende KinderAsien/Pazifik127,3 Millionenarbeitende KinderArbeitende Kinder unter 15 Jahren. Zahlen: ILO<strong>Kinderarbeit</strong> weltweit211 Millionen Kinder unter 15 Jahren sind ökonomischaktiv, 186 Millionen dieser Kinder werdenausgebeutet. Diese Zahlen nennt die InternationaleArbeitsorganisation (International LabourOrganisation – ILO) in ihrem Bericht »Je<strong>des</strong>Kind zählt« im Jahr 2002. Erstmals unterscheidetdie ILO zwischen verschiedenen Formen derArbeit: Nicht je<strong>des</strong> Kind, das arbeitet, ist gefährdet,nicht jede Form der <strong>Kinderarbeit</strong> muss bekämpftwerden (siehe Seite 4).Die größte Verbreitung hat <strong>Kinderarbeit</strong> inAfrika südlich der Sahara. Hier arbeitet fast je<strong>des</strong>dritte Kind (29 Prozent). In Asien ist es je<strong>des</strong>fünfte Kind (19 Prozent), in Lateinamerika je<strong>des</strong>sechste Kind (16 Prozent). Zum Vergleich: In denIndustriestaaten arbeitet je<strong>des</strong> fünfzigste Kind.Kinder schuften in allen Sektoren der WirtschaftEs gibt kaum eine Tätigkeit, die nicht auch von Kindernverrichtet wird. Nach Angaben der ILO arbeitendie weitaus meisten Kinder im so genannten informellenSektor, also dort, wo es weder Verträge nochSozialleistungen gibt: Sie arbeiten mit ihren Elternin der Landwirtschaft, sie verdingen sich auf denStraßen der großen Städte als Schuhputzer, Zeitungsverkäuferoder Lastenträger, sie betteln, sie schuftenisoliert und ohne Pause als Dienstmädchen.Etwa zehn Prozent der <strong>Kinderarbeit</strong>er sind inBetrieben beschäftigt, die Waren exportieren – wieetwa in Textilfabriken, Steinbrüchen, Teppichmanufakturenoder auf Kakao- und Kaffeeplantagen.Vier von fünf <strong>Kinderarbeit</strong>ern erhalten <strong>kein</strong>enLohn für ihre Arbeit – diese Kinder gehören entwederzu den 70 Prozent der <strong>Kinderarbeit</strong>er, dieunbezahlt in ihren Familien schuften, oder sieunterliegen der Sklaverei oder Schuldknechtschaft.


<strong>Kinderarbeit</strong> – AlternativenAusbeutung abschaffen – Arbeitende Kinder stärken4Kaffeeerntein NicaraguaFoto: SabineWeyersbergKinder, die ausgebeutet werden, müssen aus diesenArbeitsverhältnissen befreit werden und eine Ausbildungbekommen. Arbeitende Kinder müssen gestärktwerden und für ihre Rechte eintreten. Dafürsteht <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>.<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> geht davon aus, dass <strong>Kinderarbeit</strong>nicht immer und überall schlecht ist. Wichtigist, zwischen Ausbeutung und sinnvoller Arbeit zuunterscheiden: Fachleute aus Afrika betonen immerwieder, dass die Mitarbeit von Kindern zum Beispielauf dem Hof der Eltern traditionell zur Erziehunggehört. Wissenschaftler und Aktivisten in Lateinamerikasetzen sich für das Recht der Kinder aufArbeit ein und stellen den westlichen Begriff vonKindheit in Frage, nach dem Kinder geschütztwerden und sehr lange Zeit nicht aktiv am gesellschaftlichenLeben teilnehmen. Ausbeutung aber,darin sind sich alle einig, muss abgeschafft werden.Die internationale Gemeinschaft hat in zwei Vertragswerkendefiniert, dass Kinder ein Recht aufSchutz vor Ausbeutung haben:Das Übereinkommen über die Rechte <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>der Vereinten Nationen (Kinderrechtskonventionvon 1989) geht in Artikel 32 auf <strong>Kinderarbeit</strong> ein:»(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> an, vor wirtschaftlicher Ausbeutunggeschützt und nicht zu einer Arbeit herangezogenzu werden, die Gefahren mit sich bringen,die Erziehung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> behindern oder dieGesundheit <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> oder seine körperliche,geistige, seelische, sittliche oder soziale Entwicklungschädigen können.«Die Internationale ArbeitsorganisationILO hat 1999 die Konvention 182 gegen dieschlimmsten Formen der <strong>Kinderarbeit</strong>er verabschiedet.Die Konvention wurde bereits von130 Staaten ratifiziert (Stand: Juli <strong>2003</strong>) undgehört damit zu den am besten akzeptiertenKonventionen der ILO. Auf Grund der Definitionenin der Konvention 182 gilt als ausbeuterisch:– Arbeit von Kindern unter 13 Jahren.– Arbeit von Kindern zwischen zwölf und14 Jahren, die länger als 14 Stunden in derWoche dauert.– Arbeit von Kindern und Jugendlichen unter18 Jahren, die gefährlich ist. Zum Beispiel:Arbeit unter Tage oder unter Wasser, in zuengen Räumen (Fässer, Abwasserkanäle), mitgefährlichen Maschinen oder Werkzeugen,Umgang mit schweren Lasten, Arbeit in ungesunderUmgebung und mit gefährlichenSubstanzen. Arbeit unter schwierigen Bedingungen,zum Beispiel lange Arbeitszeiten,Nachtarbeit.– Die schlimmsten Formen der <strong>Kinderarbeit</strong>.Dazu zählen nach der ILO Konvention 182vom 17. Juni 1999:» a) alle Formen der Sklaverei oder sklavereiähnlicherPraktiken, wie den Kinderverkaufund den Kinderhandel, Schuldknechtschaftund Leibeigenschaft und Zwangsarbeit,einschließlich der Zwangsrekrutierung vonKindern in bewaffneten Konflikten;b) die Heranziehung, die Vermittlung oderdas Anbieten eines Kin<strong>des</strong> zur Prostitution,zur Herstellung von Pornographie oder zupornographischen Darbietungen;c) die Heranziehung, die Vermittlung oderdas Anbieten eines Kin<strong>des</strong> zu unerlaubtenTätigkeiten, insbesondere zur Gewinnungvon Drogen und zum Verkehr mit Drogen,wie sie in den einschlägigen internationalenÜbereinkünften definiert sind;d) Arbeit, die ihrer Natur nach oder aufGrund der Umstände, unter denen sieverrichtet wird, voraussichtlich für dieGesundheit, die Sicherheit oder dieSittlichkeit von Kindern schädlich ist.«


<strong>Kinderarbeit</strong> – Forderungen von KindernWir, die <strong>Kinderarbeit</strong>er der Welt1234567891011Wir wollen, dass unsere Probleme,unsere Vorschläge, Bemühungen undAktivitäten beachtet und anerkanntwerden.Wir sind gegen den Boykott von Waren,die von Kindern hergestellt wurden.Wir wollen Respekt und Sicherheitfür uns und die Arbeit, die wir leisten.Wir wollen Unterricht, in dem wiretwas über unsere Situation und fürunser Leben lernen.Wir wollen eine Berufsausbildung,die unseren Fähigkeiten und unsererLebenssituation entspricht.Wir wollen eine gute Gesundheitsversorgung,die für arbeitende Kinderzugänglich ist.Wir wollen bei allen Entscheidungengefragt werden, die uns betreffen,egal ob diese Entscheidungen in unserenStädten und Dörfern, unseren Ländernoder international getroffen werden.Wir wollen, dass die Ursachen für<strong>Kinderarbeit</strong>, vor allem die Armut,benannt und bekämpft werden.Wir wollen, dass auf dem Land Lebensmöglichkeitenerhalten oder geschaffenwerden, sodass Kinder nicht in Städteabwandern müssen.Wir sind gegen ausbeuterische Arbeit,wir wollen in Würde arbeiten und Zeitzum Lernen, Spielen und Ausruhen haben.Wir wollen, dass <strong>Kinderarbeit</strong>er aufden großen Konferenzen gehört werden.Wenn 20 Minister zu einer Konferenzkommen, dann sollen auch 20 <strong>Kinderarbeit</strong>erda sein. Wir wollen mit denMinistern diskutieren, sie sollen nichtüber unsere Köpfe hinweg über uns reden.Zur Herstellung von 5Ziegelsteinen schlepptdieses Mädchen LehmFoto: Jörg Böthling /agenda<strong>Kinderarbeit</strong>er demonstrierenfür ihr Rechtin CochabambaFoto: Hans-MartinGroße-Oetringhaus /<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>Erklärung <strong>des</strong> Ersten Internationalen Treffensvon <strong>Kinderarbeit</strong>ern aus Afrika, Asienund Lateinamerika in Kundapur/Indien,im Dezember 1996.


<strong>Kinderarbeit</strong> – Fragen und AntwortenWas tun? Sechs Antworten für mehr Gerechtigkeit6Warum ist <strong>Kinderarbeit</strong> nicht verboten?Die Ausbeutung von Kindern ist in fast allen Staatender Welt verboten. Diese Verbote werden allerdingsoft nicht durchgesetzt: Der politische Wille fehlt.Regierungen und Behörden profitieren selbst vonder Ausbeutung von Kindern, zum Beispiel durchZwangsarbeit oder mittels Korruption.Kritisch zu sehen ist es, wenn Regierungen jegliche<strong>Kinderarbeit</strong> pauschal verbieten und Sanktionengegen <strong>Kinderarbeit</strong>er aussprechen: Denn dannwerden Kinder in die Illegalität gedrängt und müssenfürchten, im Gefängnis zu landen. Gesetze gegenausbeuterische <strong>Kinderarbeit</strong> und deren Umsetzungmüssen sich am Wohl <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> und an den Grundsätzender Kinderrechtskonvention der VereintenNationen orientieren.Kinder arbeiten, weil die Familien so arm sind.Wenn man den Kindern die Arbeit wegnimmt,stürzt man sie dann nicht in noch größeres Elend?Damit <strong>Kinderarbeit</strong>er wirklich eine Alternativehaben, reicht es nicht, ihnen die Arbeit zu verbietenoder sie aus Fabriken zu entlassen. Dann würdensie woanders, vielleicht unter noch schlimmerenArbeitsbedingungen weiter schuften. Deshalb bauendie meisten Projekte, die sich für <strong>Kinderarbeit</strong>erengagieren, Schulen oder Berufsschulen auf undsetzen sich für gerechte Arbeitsbedingungen fürKinder und Erwachsene ein.Kinder, die einer Form der Sklaverei unterliegenoder missbraucht und geschunden wurden, brauchenmedizinische und psychologische Hilfe. Familienund Dorfgemeinschaften müssen gemeinsam so vielerwirtschaften können, dass Schule und Ausbildung<strong>kein</strong>e Luxusgüter mehr sind.Unternehmen können in ihren Produktionsstättenoder bei Zulieferern für Veränderungen sorgen –und Verbraucher können sie drängen, entschiedengegen <strong>Kinderarbeit</strong> vorzugehen. Doch vor allem dieRegierungen sind gefordert, Maßnahmen zum Schutzvon Kindern zu treffen. Deshalb fordert <strong>terre</strong> <strong>des</strong><strong>hommes</strong> politische Verbesserungen für <strong>Kinderarbeit</strong>erund unterstützt einheimische Initiativen, die denpolitisch Verantwortlichen in ihren Städten, Regionenund Ländern Druck machen, damit zum Beispielder kostenlose Schulbesuch für alle Kinder durchgesetztwird. Auch die Industriestaaten tragen Verantwortung:Die Europäische Union muss Entwicklungsländerngleichen Zugang zu ihren Märktengewähren! Schutzzölle auf landwirtschaftlicheProdukte zum Beispiel zwingen Produzenten, dieKosten extrem niedrig zu halten. Entwicklungshilfemuss vorrangig auf die Bekämpfung der Armut undauf die Förderung der Grundbildung ausgerichtetsein. National und international muss entschiedenund wirksam gegen organisierte Kriminalität undMenschenhandel vorgegangen werden.Wer sich gegen die Ausbeutung von Kindernengagiert, kämpft damit auch gegen Armut: <strong>Kinderarbeit</strong>ist nicht nur eine Folge von Armut, sondernverursacht sie auch. Wo Kinder zu Hungerlöhnenschuften, finden Erwachsene <strong>kein</strong>en Arbeitsplatz.Kinder, die nie zur Schule gegangen sind, werdenihr Leben als Tagelöhner fristen und ihre Kinderspäter auch zur Arbeit schicken.In welchen Waren kann <strong>Kinderarbeit</strong> stecken?Konsumgüter und Dienstleistungen– Bekleidung, Heimtextilien, Sportbekleidung(Anbau von Baumwolle. Fertigung);– Schuhe, Turnschuhe, Fußbälle, Lederprodukte(Gerbereien);– Kosmetik (Gewinnung der Rohstoffe);– Spielzeug, Werbegeschenke, Feuerwerkskörper,Kunstgewerbe (Fertigung);– handgeknüpfte Teppiche (Verarbeitung der Wolle,knüpfen, waschen);– Schnittblumen, Tabak (Anbau, Ernte);– Diamanten, Edelsteine (Schleifereien);– Natursteine (Steinbrüche, polieren),– Handys (Gewinnung Rohstoff Coltan);– Bleistifte und Radiergummis (Rohstoffe wieGesteinsmehl oder Kautschuk);– Urlaub (Kinder arbeiten in Hotels / Restaurants).Lebensmittel– Kaffee, Tee, Orangensaft, Kakao, Reis, Schokolade,Zucker, Süßigkeiten, Shrimps, Garnelen,Fisch, Obst.Über 95 Prozent der <strong>Kinderarbeit</strong>er schuften im informellenSektor und für heimische Märkte – also nichtdirekt für Märkte in den Industriestaaten.<strong>Kinderarbeit</strong> in Exportbetrieben oder auf Plantagengibt es in Afrika, Asien und Lateinamerika, aberauch in den Industriestaaten. Die Menschenrechtsorganisation»Human Rights Watch« hat im Jahr 2002die Arbeitsbedingungen auf US-amerikanischen Großfarmenuntersucht: Dort arbeiten 300.000 Kinderunter 15 Jahren. Die meisten von ihnen stammen ausEinwandererfamilien aus Mittelamerika.Ist es nicht am besten, Produkte ausKinderhand zu boykottieren?<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> bittet Sie, Produkte in denen<strong>Kinderarbeit</strong> stecken kann, nicht zu boykottieren.Wäre ein Boykott erfolgreich, würden nicht nurKinder, sondern auch Erwachsene ihren Arbeitsplatzverlieren – und das würde niemandem nützen,sondern auch die Familien der Arbeitslosen inArmut stürzen.


<strong>Kinderarbeit</strong> – Fragen und AntwortenKann ich etwas gegen <strong>Kinderarbeit</strong> tun?Jeder Mensch kann etwas gegen die Ausbeutungvon Kindern tun. <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> bittet Sie:– Unterstützen Sie Projekte für <strong>Kinderarbeit</strong>er,denn vor Ort kann direkt geholfen werden –auch den Kindern, die nicht für den Export indie Industriestaaten arbeiten. Über 90 Prozentder <strong>Kinderarbeit</strong>er schuften für den heimischenMarkt, viele im so genannten informellen Sektor.– Schreiben Sie an Handelsunternehmen undfragen Sie, wie diese Firma zu <strong>Kinderarbeit</strong> steht:Das zeigt den Unternehmen, dass Sie als Verbraucherein Interesse daran haben, dass Warennicht nur gut und günstig sind, sondern auchunter Einhaltung der Menschenrechte hergestelltwerden. <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> fordert Unternehmenauf, Selbstverpflichtungen einzuführen, bei derUmsetzung auch mit unabhängigen Fachorganisationenzusammenzuarbeiten und Verantwortungfür <strong>Kinderarbeit</strong>er zu übernehmen:Denn Kinder aus Fabriken zu entlassen ist eineSache, ihnen eine bessere Alternative zu bieten,die andere. Auf Seite 8 und 9 stellen wir Ihnendiese Arbeit in der Textilstadt Tirupur vor.– Kaufen Sie, wo möglich, Produkte mit einem seriösenSozialsiegel. <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> empfiehlt:Ist das alles nicht nur ein Tropfenauf den heißen Stein?Sicher sind Projekte, Kampagnen, Sozialsiegel undVerhaltenskodices nicht der Schlüssel zur Gerechtigkeitfür alle Menschen. Sie können aber sehr konkreteVerbesserungen in sehr kurzer Zeit bringenund modellhaft zeigen, dass eine gerechtere Wirtschaftmöglich ist. <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> konnte dieLebenssituation von tausenden <strong>Kinderarbeit</strong>ern7Rugmark ist ein Warenzeichenfür Teppiche ohne illegale <strong>Kinderarbeit</strong>aus Indien, Nepal undPakistan. Teppichherstellerverpflichten sich, <strong>kein</strong>e Kinderunter 14 Jahren zu beschäftigen.Das TransFair-Siegel kennzeichnetKaffee, Tee, Kakao, Orangensaft,Honig und Süßigkeiten, dieaus fairem Handel stammen. DieBauern bekommen für ihre ErntePreise, die über den Weltmarktpreisenliegen und garantiertwerden.Das Siegel für Blumenaus menschen- und umweltschonenderProduktion stehtfür gerechte Arbeitsbedingungen.Wer das Blumensiegel führen will,muss Existenz sichernde Löhne,Gewerkschaftsfreiheit, das Verbotvon Kinder- und Zwangsarbeit,Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheitgarantieren.Weitere Informationen und Händlerverzeichnissefinden Sie in unserer Broschüre »<strong>Kinderarbeit</strong> –Was Verbraucher und Unternehmen tun können«.nachhaltig verbessern und gemeinsam mit Projektpartnernin vielen Ländern Aufmerksamkeit für dasThema <strong>Kinderarbeit</strong> schaffen. 800.000 Kleinbauern-Familien profitieren vom fairen Handel, 15.000 Arbeiterinnenauf Blumenfarmen bekommen jetzt bessereLöhne, Sozialleistungen und Mutterschutz undmüssen nicht mehr im Nebel hochgiftiger Pestizidearbeiten. 2.000 Schuldknechte wurden durch Rugmarkbefreit, die <strong>Kinderarbeit</strong> in der Teppichproduktionin Indien und Nepal ist von etwa 200.000 Kindernauf 20.000 Kinder und damit um 90 Prozent zurückgegangen.In der Textilindustrie ist der massenhafteEinsatz von Kindern zumin<strong>des</strong>t in Exportfabriken inSüdasien und Südostasien beendet worden – diesbestätigen Wirtschaftsprüfer ebenso wie einheimischeInitiativen und Gewerkschaften. Tausende Kindergehen in Schulen, die gebaut und unterhalten wurden,weil der faire Handel angemessene Preise zahlt,weil Initiativen wie Rugmark existieren und weilHandelsunternehmen sich engagieren. Für jedeArbeiterin und je<strong>des</strong> Kind hat sich damit das Lebenzum Positiven verändert: Die Chance, für seineArbeit einen Lohn zu bekommen, von dem dieFamilie leben kann. Die Chance, zu lernen undeinen qualifizierten Beruf zu ergreifen. Die Chance,sich zusammenschließen zu können und der Machtder Arbeitgeber etwas entgegensetzen zu können.Das sind Voraussetzungen für ein Leben in Würde.Schule statt schuften:Das Recht auf Bildungmuss für alleKinder durchgesetztwerdenFoto: Jörg Böthling/agenda


IndienMit Geld und guten WortenIn Tirupur wächst die Hoffnung auf ein Ende der <strong>Kinderarbeit</strong>8Ein kleines Haus am Wegesrand, es ist gerade dunkelgeworden, durch die Tür fällt Licht nach draußen.Maschinenlärm dröhnt. Innen hängen überall Elektrokabelvon der niedrigen Decke, es ist heiß undstaubig, <strong>kein</strong>e Fenster. Links an einem Tisch stehenzwei Mädchen und falten Unterhosen, rechts sitzenKinder und einige sehr junge Frauen an Industrienähmaschinen.Alle lächeln uns freundlich an, derChef eilt herbei. Die Unterhosen gehen an ein Kaufhausin Neu Delhi, dies ist ein Betrieb, der für denRadio, Medizin, wenn jemand krank ist. Die Chancenstehen gut, denn die Verdienste in der Textilindustrie– aus europäischer Sicht Hungerlöhne – sind gut.Deshalb kommen viele aus dem ganzen Land nachTirupur, und alle packen an, auch die Kinder. 20.000Kinder unter 14 Jahren schuften in der Textilindustrie,meistens in kleinen Betrieben,die für den indischen Markt produzieren oder Zulieferersind für die großen Exportbetriebe. Insgesamtgibt es etwa 200.000 Textil-Arbeitsplätze.Abendschule nachder Arbeit und dieHoffnung auf eineAusbildungFoto: Jörg Böthling/agendaindischen Markt produziert. Wir müssen Nähtebegutachten, die Stoffqualität prüfen – der Chefhält uns für Einkäufer. Bereitwillig stellt er uns dieArbeiterinnen vor. Die beide Mädchen am Tischsind zwölf Jahre alt, an den Nähmaschinen sind sie13, 14 und 16. Alle sind einmal zur Schule gegangen,ja und dann war Hochsaison und der Chef hatLeute gesucht. Jetzt verdienen sie zwischen 40 und60 Rupien am Tag (0,61 bis 1,12 Euro). Sie arbeitenhier jeden Tag von halb neun morgens bis neun Uhrabends. Der Chef ist sehr stolz, selbst noch jung,dies sei nur seine erste Firma. Eines Tages werde erein ganz Großer sein in Tirupur. Die Kinder hierhätten mit ihm eine Chance, er sei stolz auf sie.Das ist der Traum von Tirupur: Es endlich schaffen.Ein großer Fabrikant werden oder als Arbeitergenug verdienen für die Familie. Ein Fahrrad, ein»Hier gibt es <strong>kein</strong>e Schule«Ich bin unterwegs mit Herrn Nambi, Gründer derInitiative CSED. Seit 1997 unterstützt <strong>terre</strong> <strong>des</strong><strong>hommes</strong> die Programme von CSED: Abendschulenfür <strong>Kinderarbeit</strong>er. Das Konzept geht auf: 32 Dörferhaben es bereits geschafft. Die <strong>Kinderarbeit</strong>er gehenin Abendschulen, viele Eltern haben ebenfalls lesenund schreiben gelernt, die Dorfräte haben sich engagiert,alle hatten ein gemeinsames Ziel. Die Mütterhaben inzwischen durch Vermittlung von CSEDKleinstkredite aus einem Regierungsprogramm erhaltenund betreiben kleine Geschäfte. Alle Kindergehen zur Schule.Jetzt sind die nächsten 50 Dörfer dran. Wir sindzu Gast in einem Dorf. Hier ist heute zum erstenMal Schule. Unter einem Baum sitzen 25 Kinder,eine Petroleumlampe beleuchtet eine Tafel, die an


Indieneinen Stuhl gelehnt ist. Die neue Lehrerin ist auchda. Rund um die Kinder stehen die Erwachsenen,natürlich ist das ein großes Ereignis! Wir werdendurch das Dörfchen geführt und stolz zeigt uns einMann sein gerade neu gebautes Haus. Es ist sehr,sehr niedrig und sehr, sehr klein, aber die Wän<strong>des</strong>ind aus Ziegelsteinen, und nebenan gibt es nocheinen kleinen Verschlag mit einer alten Blechdose:»Mein neues Badezimmer«, sagt der Mann stolz.Es ist bei weitem das beste Haus hier.Ich frage, wer von den Kindern arbeitet. Alle zeigenauf, niemand geht hier zur Schule. Sofort fangendie Frauen an zu erklären: »Sieh doch, wie arm wirsind.« »Die Schule, die Schule«, ruft eine junge Frau,»hier gibt es <strong>kein</strong>e Schule!« Ob von den Erwachsenenjemand lesen und schreiben kann? Da fangen dieFrauen alle an zu kichern und zu lachen und haltensich die Hände vor die Augen: Nein sowas! Wie solltedas wohl gehen? Dies ist die Stunde von HerrnNambi. Er stellt Fragen, erntet Gelächter und danngespanntes Schweigen, ein »Ahh« geht durch dieMenge, viele wackeln mit dem Kopf – in Indien eineGeste der Zustimmung. Und dann lacht das ganzeDorf. Die Lehrerin fragt die Kinder, wer lesen lernenwill und die Zeigefinger schießen nach oben.Nambi hat erklärt, dass ab heute jeden AbendSchule sei, dass die Mütter sich morgen mit derLehrerin treffen und dass wir hoffen, dass nächstesJahr hier alle die Zeitung lesen können. Da habensie sehr gelacht. Er hat auch gesagt, nur weil manarm sei, braucht man noch lange nicht die Kinderzur Arbeit zu schicken und das werde er ihnenzeigen. Und wenn sie es nicht glauben wollten,sollten sie bitte die Leute im Nachbardorf fragen,da wären die Kinder jetzt auch alle in der Schule.Mit zehn Jahren in die FabrikAm nächsten Morgen sind wir im neuen Berufsschulzentrumvon Tirupur. 80 Jugendliche, die jahrelangin der Textilindustrie gearbeitet haben, werden hierjeweils ein halbes Jahr lang ausgebildet. Die Mädchenwollen Schneiderin werden, denn das sind die begehrtestenJobs mit gutem Verdienst, über 100 Rupienam Tag (circa zwei Euro). Die Jungen lernen Elektriker,Tischler und Nähmaschinenmechaniker. Nacheinem halben Jahr bekommen sie ein Abschlusszeugnisund die Schule hilft, eine gute Arbeit zu finden.Ich frage die Jugendlichen, wie lange sie gearbeitethaben und wie alt sie sind: Alle haben die Schuleabgebrochen, meist mit zehn Jahren, und sind in dieTextilindustrie gegangen, einige haben auch in Hotelsund Restaurants geschuftet. Die Jüngste ist 13, derÄlteste 18 Jahre alt. Pater John vom Orden der Salesianer/DonBosco leitet die Berufsschule. Er berichtetvon den Anfangsschwierigkeiten der Schule:<strong>Kinderarbeit</strong> in IndienDie indische Kampagne gegen ausbeuterische <strong>Kinderarbeit</strong>(Campaign Against Child Labour, CACL)schätzt die Zahl der <strong>Kinderarbeit</strong>er auf min<strong>des</strong>tens70 Millionen, davon 40 Millionen Mädchen. DieseKinder gehen nicht zur Schule. 40 Prozent der eingeschultenKinder verlassen die Schule vor demfünften Schuljahr. Das in der Verfassung verankerteRecht auf Grundbildung, ist bis heute nicht umgesetzt.Laut UNESCO fehlen 100.000 Grundschulen. 48 Prozent der Bevölkerungsind Analphabeten, ein Viertel der Menschen hat <strong>kein</strong>enZugang zu sauberem Wasser. 35 Prozent der Kinder sind unterernährt.CACL setzt sich für das Ende der Ausbeutung von Kindern und fürdie sofortige Umsetzung der Schulpflicht für alle Kinder ein.»Wir Salesianer machen viel Arbeit für Straßenkinder.Da eröffnet man ein Schutzzentrum und die Kinderkommen. Als wir die Schule eröffnet haben, kam niemand.Die Kinder und ihre Familien waren sehr skeptisch:Wieso soll man ein halbes Jahr lang auf dasEinkommen der Kinder verzichten? Wer weiß, ob siein der Schule etwas Nützliches lernen?« Die Salesianerhaben begonnen, in den Dörfern für die Schulezu werben. Die Schüler bekommen ein kleines Stipendium,40 Cent am Tag. Bald schon hat man sich mitHerrn Nambi getroffen, jetzt lernen auch einige ältereKinder aus den Abendschulen im Zentrum weiter.Handel macht DruckDie Berufsschule kann <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> dank derSpenden von C&A Mode <strong>Deutschland</strong> unterhalten.Die Abendschulen von CSED werden von Hennes &Mauritz finanziert. Beide Unternehmen haben Verhaltenskodicesund überprüfen deren Einhaltung bei denZulieferern. Nach Aussage beider Unternehmen undbestätigt durch CSED ist die <strong>Kinderarbeit</strong> in großenExportunternehmen in Tirupur heute die Ausnahme.Allerdings, so Herr Nambi, beliefern kleine Betriebe,in denen Kinder arbeiten, die großen Exporteure.160 <strong>Kinderarbeit</strong>er pro Jahr bekommen eine Berufsausbildung,in 50 Dörfern werden bald alle Kinderzur Schule gehen. <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> wird die Entwicklungweiterhin begleiten und unterstützen: Denn auchwenn die Exportproduktion inzwischen ohne die Ausbeutungvon Kindern läuft, ist es noch ein langer Weg,bis in Tirupur alle Kinder zur Schule gehen können.Barbara Küppers<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt das Berufsschulzentrummit 100.000 Euro und CSED mit 51.000 Euroim Jahr. Dies ist dank der Spenden von C&A undH&M möglich.9


Indien40 Millionen Mädchen müssen schuftenDie indische Kampagne gegen <strong>Kinderarbeit</strong> ruft das Jahr gegen die Ausbeutung von Mädchen aus10StreichhölzerherstellenFoto: Theodoric Dom /<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>»Ich arbeite in einer Ziegelei und schleppe Steine.Für 200 Steine bekomme ich sechs Rupien. Undmir tut die ganze Zeit der Nacken weh.«Ein Ziegelstein wiegt fünf Pfund – 200 Steine also500 Kilo. Sechs Rupien sind umgerechnet acht Cent.Das sind die Zahlen, die Swaroopas Leben bestimmen.Das Mädchen ist zwölf Jahre alt.Anfang März <strong>2003</strong> nahmen 800 Mädchen auf Einladungder indischen Kampagne gegen ausbeuterische<strong>Kinderarbeit</strong> an einem Kongress für arbeitendeMädchen in Mysore teil. 40 Millionen Mädchen,so schätzt die Kampagne, gehen in Indien nicht zurSchule und arbeiten, insgesamt gibt es min<strong>des</strong>tens70 Millionen <strong>Kinderarbeit</strong>er. Zahlen, die die indischeRegierung nicht gerne hört. Was sich dahinter verbirgt,darüber berichteten Swaroopa und 39 andereMädchen während <strong>des</strong> Kongresses vor einer Jury:Da ist Rinku, 14 Jahre alt aus Uttar Pra<strong>des</strong>h,die in einer Fernfahrerkneipe Geschirr wäscht:»Meine Hände sind ganz wund. Die Besitzer derKneipen stellen vor allem Mädchen ein, weil dannmehr Fahrer kommen. Andauernd machen sie anzüglicheSprüche und versuchen uns anzufassen.«Sujata aus West-Bengalen, elf Jahre alt, arbeitetin einer Garnelenfabrik: »Den ganzen Tag sitze ichim Eis. An den Händen und Füßen habe ich Frostbeulenund das ganze Jahr über bin ich erkältet undhuste.«Mona Saha, 14 Jahre alt und ebenfalls aus West-Bengalen, arbeitet als Müllsammlerin und Hausmädchen:»Ich arbeite, weil wir sonst nichts zu essenhaben. Alle in meiner Familie arbeiten. Sogar meineGroßeltern.«Kein Ort, an dem nicht Mädchen arbeiten: SeidenundBaumwollspinnereien, Ziegeleien, Edelsteinschleifereien,Salzgewinnung, Haushalte und Müllhalden,Kneipen und Restaurants, Landwirtschaft und Steinbrüche.Die Jury, bestehend aus Prominenten undhochrangigen Richtern, kritisierte die Politik scharf:»Wir sprechen alle Politiker, die seit der Unabhängigkeitdie Geschicke unseres Lan<strong>des</strong> bestimmen, schuldig.Sie haben unsere Verfassung verletzt, in der festgelegtwar, dass ab dem Jahr 1960 alle Kinder zur Schulegehen. Sie haben weder dafür gesorgt, dass alle Menschenihr Recht auf Leben verwirklichen können,noch haben sie das Recht auf Arbeit und auf Grundbildungfür alle umgesetzt. Damit haben sie indischeKinder unglaublicher Grausamkeit ausgesetzt.«Die Jury wies darauf hin, dass Mädchen besondersgefährdet und häufiger sexueller Belästigung, Mangelernährungund der Ansteckung mit HIV/AIDS ausgesetztsind. Das aktuelle Gesetz gegen <strong>Kinderarbeit</strong> müssedringend reformiert werden. So gilt die Arbeit in fremdenHaushalten als ungefährlich und ist erlaubt – ungeachtetder Tatsache, dass Millionen oft noch sehrkleiner Mädchen unter ausbeuterischen Bedingungenals Dienstmädchen schuften.Die Kampagne gegen ausbeuterische <strong>Kinderarbeit</strong> –ein Zusammenschluss von 700 nichtstaatlichen Initiativen,Lehrerverbänden und Gewerkschaften – fordertdie Umsetzung <strong>des</strong> Rechtes auf Grundbildung. Um dieSituation von Mädchen bekannter zu machen, rief dieKampagne am 30. April <strong>2003</strong> ein »Jahr der arbeitendenMädchen« aus und sorgt seitdem mit Aktionen imganzen Land für Aufmerksamkeit.Barbara KüppersBaumwollernteFoto: Jörg Böthling /agenda<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt die CACL-Arbeit fürMädchen und fördert Projekte für Mädchen, die aufBahnhöfen, in Spinnereien, Edelsteinschleifereien,in der Landwirtschaft und in Haushalten arbeiten.


KambodschaLeben auf dem MüllSchule auf der Müllhalde in KambodschaMea heißt eigentlich Measchanthaw und ist beigegrau.Sie trägt eine beige-graue Jacke aus grobemLeinen, ihr Hut ist beige-grau, ihre Hose ebenfalls.Selbst ihre Haut ist von einem grauen Schleierüberzogen, der auch dann nur schwer zu entfernenwäre, wenn sie sich waschen würde. In Meas Weltgibt es überhaupt nur eine Farbe: beige-grau. DennMea lebt auf der städtischen Müllhalde von PhnomPenh, der Hauptstadt Kambodschas. Die Lastwagenkommen unentwegt und kippen ihre schmutzigeFracht ab, der Müll türmt sich zu einem gigantischenBerg. Das ist Meas Zuhause. Doch anheimelnde Gefühlevon Geborgenheit wollen hier nicht aufkommen:Die Luft ist erfüllt von Qualm und beißendemGestank, der sich wie ein Alb auf die Brust legt undin alle Poren von Kleidung und Körper kriecht.Enttäuschte HoffnungenMea kam zusammen mit ihren Eltern und ihren dreiGeschwistern aus der Provinz nahe der Grenze zuVietnam nach Phnom Penh, wo die Familie ihrGlück versuchen wollte. Gefunden hat sie es kaum.Heute leben sie alle auf dem städtischen Müllbergund verdienen ihr Geld mit dem Verkauf verwertbarenAbfalls. Wenn wieder ein Lastwagen seine stinkendeLadung abkippt, rennt die 14-Jährige genausowie 200 weitere Kinder und einige Erwachsene los,um die besten Reste in ihren beige-grauen Sack zuschaufeln: Plastikflaschen, Dosen und Aluminiumsind am begehrtesten, denn sie erzielen bei denSchrotthändlern die besten Preise. Nicht, dass derHändler Mea wirklich angemessen entlohnen würde –Mea bekommt pro Tag rund 3.800 Riel, etwa 80 Cent,der Zwischenhändler verdient beim Weiterverkaufdas 20- bis 30-fache. Und doch sind ihre Eltern undGeschwister, die ebenfalls Müllsammler sind, aufdieses Geld dringend angewiesen, um überhauptleben zu können. Doch es gibt eine Tageszeit, zuKinder in KambodschaFast 30 Jahre lang herrschte Krieg in Kambodscha.Die Diktatur der Roten Khmer, die ein Drittel derBevölkerung abschlachteten, und der Bürgerkrieghaben das Land verwüstet zurückgelassen. JedenMonat verunglücken 70 Menschen, weil sie auf Minentreten (CMAC – Cambodian Mine Action Centre).Die Hälfte der kambodschanischen Kinder sindmangel- oder unterernährt. 66 Prozent der Jungenund 65 Prozent der Mädchen werden eingeschult, nur die Hälfte vonihnen erreicht das vierte Schuljahr, alle anderen brechen die Grundschuleab. 43 Prozent der Männer und 80 Prozent der Frauen sindAnalphabeten. (Zahlen: UNICEF)der Mea nicht im Müll stochert: zwischen 15 und17 Uhr geht sie neuerdings zur Schule, und zwardirekt auf dem Müllberg. Dort betreibt die »VulnerableChildren Assistance Organisation« (VCAO)ein einfaches Haus, in dem die Kinder lesen, schreibenund rechnen lernen. Sie können sich zudemwaschen und ausruhen, wenn es gerade nichts zusammeln und zu sortieren gibt.ZukunftspläneDreißig Kinder nehmen derzeit am Unterricht teil.Chea Pyden, Direktor von VCAO, weiß, dass dieKinder auf das wenige Geld, das sie verdienen, angewiesensind und die Schule nur neben der Arbeitabsolvieren. »Deshalb haben wir den Unterricht aufden Nachmittag gelegt, wo nicht so viele Müllwagenankommen. Sonst würden die Kinder immer wiederaufspringen und gleich aus der Klasse rennen, wennein Lastwagen kommt.«In seiner grauen Stoffhose mit akkurater Bügelfaltewirkt Chea Pyden auf dem Müllberg fast einwenig deplatziert. Und doch gehört er hierher mitseinem Engagement und seinem Willen, die Chancender Kinder zu verbessern. Vielleicht ist es auchihm zu verdanken, dass Mea eine klare Vorstellungdavon hat, was sie später machen möchte: Sie willLehrerin werden.Wolf-Christian RammZwischen Müll undSchule: Das MädchenMeaschanthawFoto: Wolf-ChristianRamm11<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt die Schule auf derMüllhalde von Phnom Penh mit 20.000 Euro im Jahr.In sechs Klassen lernen jeweils 180 bis 200 Kinder –bisher konnten 90 Prozent der Schülerinnen undSchüler in reguläre Schulen integriert werden undauf diese Weise mit der Arbeit auf der Müllhaldeaufhören. Über 150 Familien haben bisher mit Hilfevon VCAO andere Arbeit aufgenommen und sindvon der Müllhalde weggezogen.


MaliLernen und LachenEin Klassenzimmer in Westafrika12Schulschlaf:Ende eineslangen TagesFoto: Veit MetteLernen mit SpaßFoto: Veit MetteFatou ist eingeschlafen. Kaum hatte der Unterrichtbegonnen, da fielen ihr schon die Augen zu. Auf densanften Stups ihrer Nachbarin reagiert sie nicht mehr,also lässt man sie schlafen. Es ist ein merkwürdigesKlassenzimmer in Bamako, der Hauptstadt von Mali:Es scheint fast, als mangele es hier an der nötigenDisziplin. Fatou schläft, andere Mädchen sprechenund kichern miteinander. Die Tür steht weit offen;mal kommt eine Schülerin verspätet herein, eineandere muss früher gehen. Auch die Zeit ist ungewöhnlich:Der Unterricht hat erst abends um achtbegonnen; draußen ist es schon stockdunkel. Knapp30 Schülerinnen sind hier versammelt. Es sind jungeFrauen darunter; eine von ihnen trägt ein Baby aufdem Rücken. Andere, wie die elfjährige Fatou, sindselbst noch Kinder. Aber eines haben alle gemeinsam:einen schweren Job. Die Mädchen, die hieram Abend die Schulbank drücken, arbeiten tagsüberals Hausmädchen, so wie tausende andere inWestafrika, die ihre Dörfer verlassen haben, um inder Stadt ein bisschen Geld zu verdienen.Arbeitende SchattenAuch die 15-jährige Assan Fofana besucht die Abendschule.Vor drei Jahren haben ihre Eltern sie in denZug nach Bamako gesteckt, seitdem arbeitet sie imHaus einer Witwe mit acht Kindern. Ihr Arbeitstagist lang und hart: Um fünf wird sie geweckt, undnach dem Morgengebet, das der Islam vorschreibt,bereitet sie das Frühstück. Sämtliche Hausarbeit istSache von Assan. Nach dem Frühstück putzt sie dasHaus, während die Kinder ihrer Chefin zur Schulegehen. Danach steht sie gebückt über den Plastikwannenim Innenhof und wäscht die Kleider derFamilie. Sobald die Wäsche auf der Leine hängt, musssie die täglichen Einkäufe erledigen und anschließenddas Mittagessen vorbereiten – meist Reis oder Hirsemit einer Soße aus Gemüse, manchmal auch Fleisch.Nicht nur für die Arbeit im Haus ist Assan zuständig,sie muss auch Geld verdienen für ihre Arbeitgeber.Das Produktivkapital der Familie ist eine große,altersschwache Kühltruhe, in der Leitungswassergelagert wird – abgepackt in kleinen durchsichtigenPlastiktüten. Solche Beutel werden hier an jederEcke angeboten: Der Käufer beißt ein kleines Lochhinein und spritzt sich das Wasser in den Mund.Am späten Vormittag, wenn die Tageshitze einsetzt,schleppt Assan einen großen Eimer mit Wasserbeutelnzum Markt. »Das ist die schwerste Zeit <strong>des</strong>Tages«, sagt sie. Die Hitze, das Gewicht <strong>des</strong> Eimers,das Gedränge auf dem Markt, der Ärger mit unfreundlichenKunden – eine endlose Quälerei. Undimmer die Angst, nicht genug zu verkaufen: ZehnFrancs-CFA kostet so ein Beutel, das sind anderthalbCent. 150 Beutel pro Tag soll sie verkaufen, anderenfallskann es Ärger geben. Einmal, gegen zwei Uhrnachmittags, kommt sie zum Haus zurück, um etwaszu essen und den Eimer nachzufüllen. Dann geht siewieder auf den Markt.Dieser Markt ist nicht der bunte und freundliche»Marché Rose« von Bamako, der in jedem Reiseführerabgebildet ist. Es ist der Markt der armenLeute, auf den sich <strong>kein</strong>e Touristen verirren: Bretterverschlägeauf schlammigem Boden, faulige Gerüche,


Malitrocknender Fisch in praller Sonne, Berge von Altkleidern,Autoschrott aus Europa. Viele Kinder sindhier unterwegs. Sie bieten Früchte, Batterien, Erdnüsseoder Holzkohlen an; Zigaretten werden einzelnverkauft, denn die Kundschaft ist knapp bei Kasse.Assan hasst die Arbeit auf dem Markt. Früher hatsie ihrer Chefin geholfen, Stoffe zu färben. »Das warnicht so anstrengend, und ich habe etwas dabei gelernt«,sagt sie. Sie träumt davon, selbst einmal alsFärberin zu arbeiten. Die haben ein sicheres Einkommen,denn für schöne Stoffe gibt es in Westafrikaimmer einen Markt. Doch nun lebt die Familie nurnoch vom Verkauf <strong>des</strong> Wassers, und Assan hatAngst, dass sie alles wieder vergisst, was sie überdas Färben gelernt hat.Am späten Nachmittag geht die Arbeit zu Hauseweiter. Der Wasserverkauf für den nächsten Tag mussvorbereitet werden: Assan füllt Wasser in die Plastikbeutel,verknotet sie sorgfältig und packt sie in dieKühltruhe. Anschließend macht sie das Aben<strong>des</strong>sen.Das ist ihr Arbeitstag, an sieben Tagen in derWoche. Pro Monat bekommt sie dafür 5.000 Francs-CFA – etwa acht Euro, dazu das Essen und denSchlafplatz auf einer Bastmatte.Glückliche MomenteSo wie die meisten Hausmädchen in Westafrika arbeitetauch Assan, um ihre Aussteuer zu verdienen.Eine Truhe mit allem, was ein Mädchen für dieHochzeit braucht, kostet mehr als 100 Euro. ZweiJahre noch, dann hat sie das Geld zusammen, meintsie. Dann wird sie in ihr Dorf zurückkehren und denMann heiraten, den ihr Vater für sie ausgesucht hat.Eine Schule hat Assan nie besucht; nur ihre Brüderdurften zur Schule gehen. Weil das so üblich ist,sind in manchen ländlichen Gegenden Malis fast90 Prozent der Frauen Analphabetinnen. Assan erfuhrauf dem Markt, dass es eine Abendschule fürHausmädchen gibt. Jetzt besucht sie jeden Abendden Unterricht. Sie lernt schreiben und rechnen,aber es wird auch über das Leben gesprochen:Schwangerschaft, Heirat, Arbeit, Drogen, AIDS.Der Verein »Mali Enjeu« bietet die Abendkursefür Hausmädchen an. »Die meisten dieser Mädchensind total isoliert. Sie werden ausgebeutet, und auchSchläge und sexuelle Übergriffe sind <strong>kein</strong>e Seltenheit«,sagt der Lehrer Amadou Diarra. Er ist Direktoreiner Grundschule; die Hausmädchen unterrichteter in seiner Freizeit. Er weiß genau, welchenArbeitstag die Mädchen hinter sich haben, wennsie abends in seiner Klasse sitzen. Darum lässt erdie kleine Fatou schlafen, und er sorgt dafür, dassder Unterricht den Mädchen Spaß macht. »Es gehtuns hier nicht nur um Alphabetisierung«, erklärter, »sondern um die Persönlichkeitsentwicklung.MaliMali steht in einer der traurigsten Ranglisten derWelt auf Platz sechs: UNICEF listet Staaten nachder Sterblichkeitsrate der Kinder unter fünf Jahren.In Mali sterben 231 Kinder von 1.000 vor ihremfünften Geburtstag. Mali gehört zu den ärmstenLändern der Welt mit einem Bruttosozialproduktvon 210 US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung(<strong>Deutschland</strong>: 23.700 US-Dollar). 73 Prozent derBevölkerung haben weniger als einen Dollar pro Tag. Nur 51 Prozent derJungen und 36 Prozent der Mädchen gehen zur Schule.<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt in Mali, Burkina Faso und Gambia Projektefür Dienstmädchen, gegen Kinderhandel und Klitorisbeschneidungsowie Dorfentwicklungsprojekte gegen Landflucht und soziale Verelendungvon Jugendlichen.DienstmädchenWie viele Mädchen auf der Welt früh ihr Zuhause verlassen und als Dienstmädchenschuften – darüber gibt es kaum Daten. Auch die ILO schätztnur, dass die Zahl »sehr hoch« ist. Dienstmädchen schuften buchstäblichim Verborgenen, sie sind oft völlig isoliert und der Ausbeutung und Willkürihrer Arbeitgeber ausgeliefert. Die philippinische Organisation »VisayanForum« schätzt, dass dort 200.000 Mädchen unter 16 Jahren als Dienstmädchenarbeiten. Für Indonesien nennt die ILO eine Zahl von fünf MillionenMädchen. Eine <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>-Studie über <strong>Kinderarbeit</strong> in Westafrikagibt allein für die beiden großen Städte im kleinen Land Benin dieZahl von 100.000 Dienstmädchen an. 13 Prozent sind jünger als zehn Jahre,56 Prozent sind zwischen zehn und 13 Jahren alt. Sie gehen nicht zurSchule, arbeiten bis zu 15 Stunden täglich und haben niemals frei. EinigeDienstmädchen sind Schlägen, schlechter Ernährung und sexueller Belästigungdurch ihre Dienstherren ausgesetzt.Hier haben die Mädchen die Möglichkeit, Freundinnenzu treffen, sich auszutauschen und überihre Probleme zu sprechen.«Oft wird in der internationalen Entwicklungspolitikin theoretisch-nichtssagenden Vokabelndas »alternative Bildungsangebot« gefordert, »dasan der Lebenssituation der Schüler orientiert ist«.In diesem Klassenzimmer in Bamako wird es praktiziert.Hier wird gelernt und gelacht, hier erlebendie Mädchen nach all der Arbeit ein paar glücklicheMomente. Um <strong>kein</strong>en Preis will Assan denUnterricht verpassen. Auch wenn sie so langearbeiten muss, dass sie erst um halb zehn ankommt– sie geht immer hin. »Die Schule«, sagtsie, »hat mir die Augen geöffnet. Und das Herz.«Stephan Stolze<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt die Schule für Hausmädchenin Bamako pro Jahr mit 10.000 Euro.13


MaliMoussa schafft die FluchtDie Geschichte von zwei Jungen aus Mali14Ihr genaues Alter kennen sie nicht, aber Moussa undAbdoullaye waren wohl um die 13 Jahre, als sie ausihrem Dorf in die Hauptstadt Bamako kamen. Siewollten nur eine Trockenzeit bleiben und ein wenigGeld verdienen. Wie dies viele Neuankömmlingevom Land tun, die sich in der großen Stadt nichtauskennen, blieben sie die erste Nacht dort, wo sieangekommen waren: auf dem Buschtaxibahnhof.Noch am selben Abend kamen sie mit einem Mannins Gespräch, der ihnen einen Job in einem Ladenin der Elfenbeinküste anbot. Umgerechnet 150 Euroim Jahr sollten sie dabei verdienen. Eine verlockendhohe Summe! Für den Transport nach »Abidjan« –so wird allgemein gesagt, wenn »Elfenbeinküste«gemeint ist – würde er schon sorgen, denn die beidenJungen hatten ja das Geld nicht dafür. DassEin Junge aus Malischuftet als Sklavein einer Baumwollplantagean derElfenbeinküsteFoto: Michaelvon GraffenriedSklaverei nimmt zuDie Krise der Landwirtschaft ist ein globales Strukturproblemund es ist <strong>kein</strong> Zufall, dass vor allemhier ein Phänomen auftritt, das allgemein als Relikt<strong>des</strong> 19. Jahrhunderts angesehen wird: Sklaverei. Diegigantischen Reichtums- und Machtunterschiedezwischen den Landbesitzern und den Landlosenmachen immer mehr Menschen zu potenziellenSklaven. Die britische Menschenrechtsorganisation»Anti Slavery International« geht davon aus, dasses weltweit 27 Millionen Sklaven gibt, davon 15 bis20 Millionen in Südasien (Indien, Pakistan, Nepal,Bangla<strong>des</strong>h). Nach Schätzungen der ILO unterliegenweltweit 5,7 Millionen Kinder der Sklaverei.Heute gibt es mehr Sklaven als zu Zeiten <strong>des</strong> transatlantischenSklavenhandels mit Afrika. Anti SlaveryInternational rechnet alle Formen der zwangsweisenArbeit zur Sklaverei, also zum Beispiel auch Schuldknechtschaftund Zwangsarbeit.sie <strong>kein</strong>e Ausweispapiere hatten, war ebenso wenigein Problem. Am nächsten Tag fuhren sie miteinem Kleinbus, in dem auch noch andere Jungenin ihrem Alter waren, auf unkontrollierten Buschpistenüber die Grenze in die Elfenbeinküste.In Bouaké angekommen, einer großen Stadt400 Kilometer weiter südlich, sperrte sie ihr Arbeitsvermittlerin einen Lagerraum gleich neben demBuschtaxibahnhof ein. Dort wurden sie Ohrenzeugeneines Gesprächs, das er mit einem anderen Mannführte, der ihretwegen gekommen war. Er war anArbeitskräften für seine Plantage interessiert undzahlte 25.000 CFA für jeden der Jungen, umgerechnet35 Euro. Moussa und Abdoullaye bekamen es mitder Angst zu tun, aber es gab <strong>kein</strong> Entrinnen mehr,denn von nun ab wurden sie ständig überwacht.Kein ErbarmenDamit sie über die Route im Unklaren blieben,wurden sie nachts von ihrem neuen »Herrn« zueiner kleinen Siedlung gebracht, die von großen


ProjekteBaumwoll- und Maisfeldern umgeben war. Eswaren bereits ein paar Dutzend andere jungeMalier dort, die Jüngsten elf, zwölf Jahre alt,die Ältesten 18, 19. Als erstes wurden Moussaund Abdoullaye die Schuhe und die Tasche mitihren wenigen Habseligkeiten abgenommen.Später mussten sie auch noch die Kleidung, diesie am Leib trugen, hergeben. Aus einem altenSack machten sie sich kurze Hosen, um wenigstensihre Blöße zu bedecken. Von nun abmussten sie schwere Feldarbeit leisten, vonsechs Uhr morgens bis zum Einbruch derDunkelheit, also min<strong>des</strong>tens zwölf Stundenam Tag, immer mit einem Aufpasser im Rücken,der sie antrieb oder mit einer Rute schlug, wennes nicht schnell genug ging. Selbst wenn siekrank wurden, gab es <strong>kein</strong> Erbarmen, und amWochenende hatten sie höchstens einen halbenTag frei. Nachts wurden sie in einer Hütte eingesperrt.Zu essen gab es einen Maiskolbenpro Person und pro Tag. Diskutiert wurde nicht,niemand hatte etwas zu melden.Die Hoffnung, dass sie irgendwann für dieschwere Arbeit wenigstens bezahlt werdenwürden, schwand mit den Wochen. Und dawaren noch andere Jungen aus Mali, denenes genauso ging wie ihnen und die schon viellänger da waren als Moussa und Abdoullaye:ein Jahr oder zwei Jahre – oder sie wussten esgar nicht mehr. Schließlich schaffte es Moussaauszureißen. Er lief die ganze Nacht durch.Als er eine Teerstraße erreichte, gelang es ihm,per Autostopp bis nachBouaké zu kommen.Dort fiel er einer malischenFamilie auf, dieihn aufnahm und zummalischen Konsulat brachte.Mit Hilfe von MoussasAngaben gelang es, dasKinderlager ausfindig zumachen und Abdoullayeund die anderen herauszuholen.Auf diese Art undWeise wurden in letzterZeit etwa 200 minderjährigeMalier zurück in ihrLand gebracht. DochTausende befinden sichnoch in den Arbeitslagern,unbezahlt, misshandelt, injeder Hinsicht ausgenutzt.<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>-Projekte gegen Sklaverei<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt in Westafrika und IndienProjekte, die gegen Sklaverei und Schuldknechtschaftkämpfen und Kinder und Jugendliche davorbewahren, verkauft und ausgebeutet zu werden.In Burkina Faso organisiert die Initiative GARDin 34 Dörfern Gemüsegärten, Kleinviehzucht undGetreidebanken, damit Familien auch während derTrockenzeit leben können. Jugendliche übernehmendie Organisation und finden so sinnvolle Arbeit,ohne in die Städte abwandern zu müssen.Das Projekt »Mali Enjeu« in Mali unterhält inder Grenzstadt Sikasso ein Auffangzentrum fürJungen, die aus Plantagen in der Elfenbeinküstebefreit wurden.In Indien befreien die Inspektoren <strong>des</strong> TeppichsiegelsRugmark Kinder von Knüpfstühlen. Die <strong>Kinderarbeit</strong>en meistens als Schuldknechte, weit wegvon Zuhause. Menschenhändler hatten ihren Elterneinen kleinen Kredit gewährt. In Balashrya, demRehabilitationszentrum von Rugmark, können dieKinder zur Schule gehen, wieder gesund werdenund eine Berufsausbildung absolvieren. In vielenProjekten in Indien ist Schuldknechtschaft ein aktuellesThema: Kinder und manchmal ganze Familienschuften als Schuldknechte in Steinbrüchen, in derLandwirtschaft und in vielen anderen Branchen.Gegen den Verkauf und Handel mit Kindernhat <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> die Internationale Kampagnegegen Kinderhandel ins Leben gerufen.Kindersklaven stellenLehmziegel herFoto: Michaelvon Graffenried15Inga Nagel


VietnamWerben für Einschulung, Stipendien und AusbildungDas erste <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>-Projekt gegen <strong>Kinderarbeit</strong> in Vietnam16In Vietnam werden94 Prozent der Kindereingeschult. Kinderarmer Bauern brechendie Schule ab, wenndie Ernte schlecht istFoto: Tho Beckmann /<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>VietnamDie Provinz Bin Thuan nordöstlich von Ho-Chi-Minh-Stadt gehört zu den armen in der SozialistischenRepublik Vietnam. 410 Dollar ist das durchschnittlicheBruttosozialprodukt pro Jahr und Kopfder Bevölkerung, in der Provinz Bin Thuan sind es257 Dollar.59 Berggemeinden sind nur schwer zu erreichen –nur einmal im Jahr kann Reis geerntet werden.Wenn es nicht genug regnet, sind viele der Dörfervon Hunger bedroht. Die Gemeinden an der Küsteleben eher schlecht als recht von der Fischerei. <strong>Kinderarbeit</strong>ist in der Provinz Bin Thuan nicht selten.94 Prozent der vietnamesischen Kinder werden eingeschult.Die fünfte Klasse erreichen 83 Prozent derEingeschulten. Vier Prozent der Männer und neunProzent der Frauen sind Analphabeten. Auf demLand hat nur jeder zweite Bewohner Zugang zusauberem Trinkwasser. Besonders im Mekong-Delta,wo die Amerikaner im Vietnamkrieg das dioxinhaltigeEntlaubungsmittel »Agent Orange« gespritzthatten, sind Grundwasser und Böden hoch belastet. Die Zahl der Fehlgeburtenund der Kinder und Erwachsenen mit Behinderungen ist indiesen Lan<strong>des</strong>teilen extrem hoch.In der Gemeinde Phong Nam gehen viele Kindergar nicht zur Schule, oder sie brechen früh ab, weilsie arbeiten müssen. Sie helfen Eltern oder Nachbarnin der Landwirtschaft, sie verkaufen in denStädten Lottoscheine oder sammeln wiederverwertbarenAbfall.In den Gemeinden Phu Hai und Duc Nghia istdie Situation ähnlich: Die Kinder arbeiten in derFischerei, manche fahren sogar mit den Fischerntagelang hinaus auf das südchinesische Meer – alsTagelöhner, wie ihre Väter, die <strong>kein</strong>e eigenen Bootebesitzen.Vietnam ist das einzige Land, in dem <strong>terre</strong> <strong>des</strong><strong>hommes</strong> mit staatlichen Stellen als Projektträgerkooperiert, denn in der Sozialistischen VolksrepublikVietnam ist nur diese Form der Zusammenarbeitmöglich, unabhängige private Initiativengibt es kaum.Projektträger ist das Komitee für »Bevölkerung,Familie und Kinder«. Die stellvertretende LeiterinFrau Hiep setzt sich seit Jahren für bessere Lebensbedingungenfür Kinder ein. Sie hat für ihre Provinzin Zusammenarbeit mit dem <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>-Partner CROM (Zentrum für Rehabilitation unterernährterKinder in Ho-Chi-Minh-Stadt) ein umfassen<strong>des</strong>Programm zur Mutter-Kind-Betreuungund Ernährungssicherung und -verbesserung fürKleinkinder umgesetzt.Das Thema <strong>Kinderarbeit</strong> wurde zunächst aufallen Verwaltungsebenen der Provinz Bin Thuandiskutiert, Zahlen über Einschulung und Abbrecherquotenwurden gesammelt. Jetzt führen die ProvinzverwaltungenEinschulungskampagnen durch undsprechen das Thema <strong>Kinderarbeit</strong> auf Dorfversammlungenund Parlamentssitzungen an. In den dreibesonders armen Gemeinden Phu Hai, Phong Namund Duc Nghia bekommen 80 Kinder, die bishernicht zur Schule gingen, Schulmaterial, die Familienwerden mit zusätzlichen Lebensmitteln unterstützt.Weitere 50 Familien bekommen einen Kredit überjeweils eine Million Dong (etwa 62 Euro), damitsie in Kleinviehzucht oder Kleinhandel investierenkönnen und so dauerhaft sich und die Familieernähren können.Barbara Küppers<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt das Projekt zurBekämpfung der <strong>Kinderarbeit</strong> in Phan Thiet mit8.000 Euro im Jahr. <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> fördert seit1967 Projekte in Vietnam: Ein Zentrum für behinderteKinder, ein Zentrum für unterernährteKinder sowie zahlreiche Programme zur Verbesserungder Gesundheit und Bildung von Kindernund zur Dorfentwicklung.


KolumbienAusbildung statt Drogen und GewaltWerkstattschulen in KolumbienSan Cristóbal liegt im Südosten der kolumbianischenHauptstadt Bogotá und gehört zu jenenGegenden, in denen Jugendliche nur selteneine befriedigende Zukunftsperspektive haben:Weniger als ein Viertel der Bevölkerung imarbeitsfähigen Alter hat eine geregelte Anstellung,vaterlose Familien sind häufig. Viele Kindermüssen schon früh Geld verdienen. Sie verkaufenBonbons oder Zigaretten, putzen Schuheoder arbeiten auf dem Markt. Die Versuchung,mit Drogen die Zukunftsangst zu betäuben oderaber einer der bewaffneten Jugendbanden beizutreten,ist unter diesen Umständen groß.Zudem produziert die Allgegenwart der Gewalt –sei es in Form von Rekrutierungen durch dieParamilitärs, Schießereien zwischen Jugendbandenoder durch die Berichterstattung in denMedien – schon in den Kindern eine Rambo-Mentalität, die Gewalt als das schnellste undeinfachste Mittel zur Durchsetzung von Interessenerachtet.Den Kindern dieses Viertels möglichst früheine Alternative zur Kriminalität nahe zu bringen,versucht die <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>-Partnerorganisation»Creciendo Unidos« (»Gemeinsamwachsen wir auf«). In Werkstattschulen lernenJungen und Mädchen Bäckerei, Schreinerei,Schlosserei, Schneiderei und Besenbinderei.Mit diesen Fähigkeiten können sie später infremd- oder selbstverwalteten Kleinbetriebenein Einkommen erwirtschaften. Neben derhandwerklichen Ausbildung gibt es in denWerkstattschulen Nachhilfeunterricht, psychologischeBetreuung, Kurse über Gesundheit,Ernährung und Sexualität, kulturelle, sportlicheund spielerische Aktivitäten. Die Jugendlichenwerden angeregt, sich zu organisieren und sichfür die Durchsetzung ihrer eigenen Interessenund das Wohl ihrer Gemeinden einzusetzen.Die Erfahrung lehrt: Je eher die Kinderin das Programm aufgenommen werden, <strong>des</strong>tobesser. Denn während ältere Jugendliche <strong>des</strong>Viertels oft bereits drogensüchtig und kriminellsind, lernen die Jüngeren mit Begeisterung.KolumbienJe<strong>des</strong> Jahr werden in Kolumbien26.000 Menschen ermordet.Über 3.000 dieser Mor<strong>des</strong>ind politisch motiviert, dieTäter kommen aus den Reihender Paramilitärs, derGuerilla oder der Sicherheitskräfte.Die Kultur der Gewalthat in Kolumbien eine lange Tradition: Schon über50 Jahre lang werden die Menschen durch Kriegterrorisiert. 2,5 Millionen Menschen sind aus ihrenHeimatorten geflohen. Jeder fünfte Kolumbianer istarbeitslos, die Analphabetenrate liegt bei acht Prozent,20 Prozent der Bevölkerung verfügen überweniger als einen Dollar pro Tag.Die Drogenmafia in Kolumbien ist der weltweitgrößte Hersteller von Kokain und einer der wichtigstenLieferanten von Heroin und Marihuana.Nach der Schule:Zwiebeln undChilies verkaufenFoto: Christel Kovermann/ <strong>terre</strong> <strong>des</strong><strong>hommes</strong>17<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> finanziert die Werkstattschulenmit 24.000 Euro im Jahr. 2001 konntezusätzlich durch eine Spende von 26.000 Euroder Spielzeugfirma Gollnest & Kiesel ein Hausfür die Werkstattschule gekauft werden.


BolivienDer Preis <strong>des</strong> Zinns<strong>Kinderarbeit</strong> im Boliviens Bergbauregion18Kinder und Jugendlichemahlen ErzstaubfeinFoto: Peter Strack /<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>Früher gab es für die Kinder der COMIBOL-Minenarbeiterin Boliviens staatlicher Zinnmine noch verbilligteLebensmittel. Die Gesundheitsversorgungwar kostenlos, und die Kinder konnten regelmäßigzur Schule gehen. In den 1980er Jahren begann dieKrise: Der Weltmarktpreis für Zinn sank. Die meistenstaatlichen Minen wurden daraufhin geschlossen.Über 32.000 Arbeiter wurden entlassen. Viele sindin den tropischen Teil Boliviens gezogen und lebenvom Anbau von Cocapflanzen. In den Bergbaugebietenwächst die Armut und immer mehr Kindermüssen arbeiten.Kahle braune Berge, graue Geröllmassen. Hierund dort ein Gebirgsfluss, der trübes, chemiever-Zinnbarone und <strong>Kinderarbeit</strong>erHeute sind die meisten Minen ausgebeutet und dasStraßenbild ist nicht mehr von Männern in Schutzhelmenund zerschlissener Arbeitskleidung geprägt.Statt<strong>des</strong>sen steigt die Zahl der Kinder, die als Lastenträger,Busschaffner, Schuhputzer, Straßenverkäuferoder auf den Erzhalden schuften. Wer heute noch imBergwerk arbeitet, tut dies auf eigene Faust und aufeigenes Risiko. Da die industrielle Verarbeitung zuteuer geworden ist, werden die Erze von Hand undunter Einsatz von giftigen Chemikalien in den Flüssengewaschen und konzentriert. Ungeklärt fließt diegefährliche Brühe flussabwärts, wo sie später dieFischbestände der Guaraní-Indianer im Pilcomayo-Fluss vergiften.»Mein Vater holt das Erz aus dem Berg undbringt es in Säcken hier an den Fluss. Da müssenwir es weiterverarbeiten. Die wertlosen Steinemüssen aussortiert werden, dann wird das Zinnherausgewaschen und nach Llallagua an die Kooperativeverkauft«, erzählt der elf Jahre alteMiguel Angel. Fünf Stunden am Tag schuftet erhier am Fluss. Die Arbeit macht ihn schon nacheiner halben Stunde müde. Weil sein Vater heutenicht so viel Erz gebracht hat, kann er mit denanderen Kindern Fußball spielen. »Da oben«,sagt er, »arbeiten welche, die sind noch viel jünger.Foto: ChristelKovermann / <strong>terre</strong><strong>des</strong> <strong>hommes</strong>seuchtes Wasser mit sich führt. Wer in dieser wüstenähnlichenGegend – 4.000 Meter über dem Meeresspiegel– lebt, muss hart arbeiten. Einst waren dieZinnminen von Potosí, Llallagua und Huanuni/Oruro der Reichtum Boliviens. Doch von demReichtum profitierten nur wenige. Einer von ihnenwar der Zinnbaron Simón Patiño, zu Lebzeiteneiner der reichsten Männer der Erde. Welchen Preisdie Arbeiter in den Minen aber für diesen Reichtumzahlen mussten, beschreibt der uruguayische SchriftstellerEduardo Galeano in seinem Buch »Die offenenAdern Lateinamerikas«: »Die bolivianischenMinenarbeiter gehen an verfaulten Lungen zuGrunde, damit die Welt billiges Zinn verbrauchenkann. Nach einem Jahr werden die ersten Symptomespürbar, und nach zehn Jahren zieht man inden Friedhof ein.«BolivienIn Bolivien haben 14 Prozent der Bevölkerung wenigerals 1 Dollar am Tag, das Bruttosozialprodukt liegtbei 940 US-Dollar pro Kopf. Acht Prozent der Männerund 21 Prozent der Frauen sind Analphabeten.91 Prozent der Kinder werden eingeschult, 18 Prozentbrechen die Schule vor dem fünften Schuljahr ab.


BolivienEs gibt auch welche, die im Bergwerk arbeiten.Aber das ist gefährlich wegen der herabfallendenSteine. Dunkel ist es auch. Einmal war ich im Stollen.Grässlich ist das, da würde ich nicht arbeitenwollen. Da hätte ich Angst.« Ein bisschen stolz ist erschon, dass er seinen Eltern helfen kann. Später willer mal was anderes machen und von hier fortgehen.Schreiner wäre sein Lieblingsberuf.»Leichte Arbeit«Der 14-jährige Basilio ist eines der wenigen Kinder,die im Bergwerkssektor von Llallagua für Lohn arbeiten.Etwas schüchtern zeigt er auf seinen Chef,der wenige Meter weiter Erz wäscht. Acht Stundenarbeitet er jeden Tag. »Es ist eine leichte Arbeit«, sagter. »Mein Vater arbeitet im Bergwerk, aber er verdientnicht genug. Früher habe ich Kleider genäht. Das istleichter und gefällt mir besser. Aber das lässt sich nichtmehr verkaufen.« Obwohl er wenig Zeit hat, geht Basilionicht nur in die Abendschule, sondern besuchteinmal wöchentlich die Kurse von CEPROMIN. »Umirgend etwas zu lernen«, wie er sagt. CEPROMIN(Centro de Promoción Minera) arbeitet seit vielenJahren in der Bergwerksregion. Angefangen hat dieArbeit mit Gesundheitsprojekten für die Minenarbeiterund ihre Familien. Weil aber immer mehr Kinder inder Region arbeiten müssen, kümmert sich CEPRO-MIN seit einigen Monaten auch um die arbeitendenKinder. Rodrigo ist seit Beginn <strong>des</strong> Projektes dabeiund besucht regelmäßig die Kurse von CEPROMIN.Er wohnt in der Bergarbeitersiedlung Siglo XX. SeinArbeitsplatz ist abseits der belebten Einkaufsstraßen,wo es vor allem Koka, das die Arbeiter gegen denHunger kauen, und billigen Schnaps zu kaufen gibt.In einem winzigen Zimmer zur Straße bietet er seineWaren an. »Die Leute wollen mich zwar immer übersOhr hauen. Verkauf es mir für zehn Centavos, sagensie, auch wenn es 20 kostet. Aber ich kenne diePreise. Meine Mutter hat sie mir beigebracht.« Durchdie Kurse bei CEPROMIN hat er auch von den Problemenanderer Kinder erfahren. Zum Beispiel vonden Schuhputzern. »Die versucht man auch ständigzu betrügen. Manchmal werden sie von den Erwachsenenauch angeschrien oder geschlagen.«Hilfsarbeiten und Erz waschenUm die Situation der minderjährigen Minenarbeiter zu untersuchen, führtedie bolivianische Nicht-Regierungsorganisation CEPROMIN auf Anregungvon <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> eine Befragung unter den arbeitenden Kinderndurch. 221 der 342 befragten Kindern arbeiten danach im Bergbau oder dendamit zusammenhängenden Verarbeitungsprozessen. Die anderen Kindersind als Hilfsarbeiter auf den Märkten oder in kleinen Werkstätten beschäftigt.72 Prozent arbeiten zwischen acht und zehn Stunden täglich. 72,5 Prozentverdienen monatlich 300 Bolivianos (etwa 50 Euro).Den höchsten Anteil arbeitender Kinder im Alter zwischen acht undzwölf Jahren, so ergab die Untersuchung, findet man am »Cerro Rico« inPotosí. Sechs Prozent der Befragten sind Halbwaisen. Als Ursache gilt diehohe Sterblichkeitsrate bei den Minenarbeitern (Staublunge). 67 Prozentder Väter sind Bergarbeiter, acht Prozent Händler. Zwei Drittel der Mütterverrichten Hausarbeiten, elf Prozent arbeiten als »Erzklopferin« (palliri),zehn Prozent als Straßenhändlerin. Die meisten Kinder und Jugendlichensehen ihre Arbeit als eine »vorübergehende Notwendigkeit«. Die Eltern,so die Untersuchung, sehen in der Arbeit ihrer Kinder <strong>kein</strong>e Ausbeutung,sondern eine »notwendige Mithilfe«.Befragt nach ihren Lebensperspektiven, gaben 46 Prozent der Kinderund Jugendlichen an, später studieren zu wollen; 35 Prozent wollen einenpraktischen Beruf erlernen: Ingenieur, Buchhalter, Jurist, Zahnarzt, Mechanikeroder Elektriker. Die Tatsache, dass die meisten Kinder und Jugendlichendie Schule abgebrochen haben oder nur zeitweise besuchen, stehtin krassem Gegensatz zu den angegebenen Berufswünschen. Allerdingsgaben 29 Prozent an, die Schulausbildung »irgendwann« fortzusetzen.Kurse für die arbeitenden KinderIm bolivianische Jugendschutzgesetz (Código delMenor) wird das Recht auf Bildung, Gesundheit undFamilie betont. Obwohl das Gesetz internationalenStandards vergleichbare Schutzbestimmungen enthält,gefährliche und gesundheitsschädigende Tätigkeitenausdrücklich verboten und regelmäßige staatlicheKontrollen vorgeschrieben sind, wird in der BergwerksregionBoliviens täglich gegen diese Bestimmungenverstoßen. Das Gesetz erlaubt zwar, dass Jugendlicheunter 18 Jahren bis zu sechs Stunden pro Tagarbeiten dürfen, alle Formen der Gewalt und Ausbeutungvon Kindern und Jugendlichen sind aber ausdrücklichverboten. In Potosí, Llallagua und Huanunihaben die Gesetze aber offensichtlich <strong>kein</strong>e Gültigkeit.Das wissen auch die Mitarbeiter von CEPROMIN. Undso kann das Projekt nur ein kleiner Beitrag sein, diekonkreten Lebens- und Arbeitsbedingungen ein wenigzu verbessern.Etwa 60 arbeitende Kinder und Jugendliche nehmen anden Kursen von CEPROMIN teil. Wichtig ist der Aspektder »technischen Weiterbildung«, wie die Mitarbeitervon CEPROMIN betonen. Für die Kinder und Jugendlichenaus dem Bergwerkssektor gehört dazu zum Beispielder Umweltaspekt bei der Erzverarbeitung sowiedie Frage, wie man die Arbeit leichter und ungefährlichergestalten kann. Ein anderer Kurs richtet sich anMädchen, die vorwiegend zu Hause, in Restaurantsoder als Dienstmädchen arbeiten. Weil viele Kindernur unregelmäßig zur Schule gehen können, bietetCEPROMIN kostenlosen Nachhilfeunterricht an.Peter Strack<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt die Arbeit vonCEPROMIN mit 6.000 Euro im Jahr.19


Peru»Den Kindern die Würde wiedergeben«Die Bewegung der arbeitenden Kinder (MANTHOC) in Peru20Schon die Jüngstenmüssen arbeiten:Straßenverkäuferinin LimaFoto: Albert Recknagel/ <strong>terre</strong> <strong>des</strong><strong>hommes</strong>Eigentlich wollte Carlos heute schon in aller Früheauf dem Plaza de Armas sitzen, um die ersten Kundenzu bedienen. So wie jeden Tag. Carlos ist elfJahre alt und arbeitet als Schuhputzer in Lima.Auch seine Freunde sind schon früh auf den Beinen.Sie schleppen schwere Kisten, verkaufen Fahrkartenin Bussen oder arbeiten als Verkäufer aufdem Markt. Doch heute ist <strong>kein</strong> normaler Tag.Carlos ist verzweifelt. Gestern hat man ihm seinenSchuhputzkasten geklaut. »Was soll ich denn jetztmachen?«, fragt er in die Runde im MANTHOC-Zentrum. Nachdenklich schauen sich die anderenKinder an. »Ich habe eine Idee«, sagt Jovana. »Wirsammeln für dich. Jeder gibt, was er übrig hat.«Nach kurzer Zeit liegen ein paar angebrocheneTuben Schuhcreme, Putzlappen, zwei Bürsten undeinige Münzen auf dem Tisch. Als Ersatz für denPutzkasten dient ein alter Pappkarton. Etwas verlegen,aber sichtlich erleichtert, bedankt sich Carlos.Er hat Glück, weil er die MANTHOC-Kinder kennt.MANTHOC, das ist die »Bewegung der arbeitendenKinder« in Peru. In fast allen größerenStädten <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> gibt es MANTHOC-Gruppen.Carlos und Jovana gehören der Initiative in Limaan. Dort unterhält MANTHOC drei Häuser fürarbeitende Kinder. Hier können sie sich in ihrerFreizeit oder in den Arbeitspausen treffen, miteinanderspielen oder preiswert essen. Auch kulturelleVeranstaltungen und Seminare finden in den Zentrenstatt. Zum Selbstverständnis der MANTHOC-Kinder gehört die gegenseitige Unterstützung.Wer wie Carlos Hilfe braucht, findet hier immereinen Ansprechpartner. Und wer wegen Krankheitnicht arbeiten kann, erhält Unterstützung aus demgemeinsamen Fonds, den die Kinder eingerichtethaben. Alle zahlen einen kleinen Betrag in dieGemeinschaftskasse ein.Die Initiative zur Gründung der »Bewegung arbeitenderKinder« ging 1978 vom christlichen ArbeiterjugendverbandPerus aus. Auf Grund der <strong>des</strong>olatenwirtschaftlichen Situation nahm die Zahl derarbeitenden Kinder stetig zu. Weil sich niemand fürdie Sorgen der Kinder zuständig fühlte, entstanddie Idee zur Gründung einer Kinderbewegung. Dieerste MANTHOC-Gruppe wurde damals in Limains Leben gerufen. Diesem Vorbild folgten weitereInitiativen im ganzen Land. 1996 kam es zur Gründungder »Nationalen Bewegung arbeitender Kinderin Peru« (MNNATSOP). Über 10.000 Kinder gehörenheute der nationalen Bewegung an; 6.000 vonihnen kommen allein aus den MANTHOC-Gruppen.Auf den Delegiertenversammlungen diskutieren dieKinder Möglichkeiten zur Verbesserung ihrerLebenssituation und planen gemeinsame Aktionen.Schule ohne NotenNicht alle MANTHOC-Kinder müssen den ganzenTag arbeiten. Jovana zum Beispiel geht vormittagsin eine staatliche Schule. Nachmittags arbeitet sieals Verkäuferin auf dem Markt. »Später will icheinen richtigen Beruf erlernen. Deshalb gehe ichzur Schule«, sagt die 15-Jährige. Ihre FreundinCarina schüttelt den Kopf: »In der Schule lerntman doch nichts. Was willst du da?« So wie Carinadenken viele Kinder, denn mit den staatlichenSchulen haben sie schlechte Erfahrungen gemacht.Der Unterricht findet dann statt, wenn die meistenvon ihnen arbeiten müssen. Und auch die Lehrerzeigen wenig Verständnis für die Probleme arbeitenderKinder. Vor diesem Hintergrund entstand 1986die Idee zur Gründung einer eigenen MANTHOC-Schule.In der MANTHOC-Schule ist vieles anders:Die Schulklassen sind nicht nach Alter, sondernnach Interessengebieten eingeteilt. Zeugnisse gibtes nicht. Carina besucht eine Klasse, in der es umLederverarbeitung geht. Mit ihren sieben Mitschülerinnenstellt sie Geldbörsen, Taschen, Brillen undSchlüsseletuis her. Um auf dem Markt einen gutenPreis zu erzielen und nicht übers Ohr gehauenzu werden, lernt sie rechnen, lesen und schreiben.Auch der Unterricht in den anderen Klassen ist aufdie Bedürfnisse der Kinder abgestimmt. »Redenüben« steht auf der Wunschliste ganz oben, dennsie wollen vor allem lernen, wie man die Aufmerksamkeitder Kundschaft auf sich lenkt. Auf demLehrplan steht auch, wie man sich gegen Diebstahl


Peru21Demonstration derMANTHOC-KinderFoto: Albert Recknagel/ <strong>terre</strong> <strong>des</strong><strong>hommes</strong>oder die Schikanen von Polizisten und Passantenschützt.Dass Kinder arbeiten müssen, finden dieMANTHOC-Kinder normal. »Wovon sollen wirdenn sonst leben?«, fragt Jovana trotzig. Natürlich,so schränkt sie ein, gäbe es auch Arbeiten, dienichts für Kinder seien. Und dann erzählt sie dieGeschichte von Carmen Liliana, die sie auf einemDelegiertentreffen der Bewegung arbeitenderKinder getroffen hat. Sechs Stunden am Tag arbeitetihre Freundin in einer Ziegelfabrik. Für die1.000 Steine, die sie pro Woche herstellt, bekommtsie nur einen Hungerlohn. »Ungerecht ist das»,empört sich Jovana. Ihre Freundin habe ständigRückenschmerzen. Andere Kinder würden sogarkrank von der Arbeit. Dennoch findet Jovana,dass Kinder das Recht hätten, zu arbeiten. Nurkomme es auf die Bedingungen an: »Die müssennatürlich stimmen«. Wie diese Arbeit auszusehenhat, darüber haben die MANTHOC-Kinder klareVorstellungen: Keine Ausbeutung, die Gesundheitdarf nicht leiden und Kinder müssen die Möglichkeitzum Lernen und Spielen haben.Die Selbstständigkeit der Kinder fördernWarum die Kinder trotz der täglichen Belastungenund Strapazen gegen ein Verbot der <strong>Kinderarbeit</strong>sind, erklärt uns Alejandro Cussianovich. Der Pädagoge,von den Kindern liebevoll Chito genannt,berät die »Bewegung arbeitender Kinder« seit ihrenGründungstagen. Die Kinder, so Cussianovich,seien stolz darauf, ihr eigenes Geld zu verdienen.Sie erfahren sich als selbstständige soziale undökonomische Individuen. Arbeit erscheine den Kindernals eine Selbstverständlichkeit, ohne die sieund ihre Familien nicht überleben können. DieForderung nach einem Verbot der <strong>Kinderarbeit</strong>empfinden sie <strong>des</strong>halb als lebensfremd. Der pädagogischeAnsatz von MANTHOC zielt nach Cussianovich’Worten nicht darauf ab, die <strong>Kinderarbeit</strong>zu idealisieren. »Es geht vielmehr darum, den arbeitendenKindern die Würde zurückzugeben. Für dieKinder ist die Erfahrung wichtig, dass das, was sietun, nicht verachtet, sondern ernst genommen wird.«Im Alltag erfahren die Kinder häufig Ablehnung undGewalt und nicht die notwendige Anerkennung,zum Überleben ihrer Familien beizutragen.Auf den MANTHOC-Treffen spielt das Thema<strong>Kinderarbeit</strong> nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehrgeht es um die Lösung von Alltagsproblemen.»Sie reden über den Müll in ihrem Stadtviertel, überProbleme mit anderen Kindern, über Diebstahl undGewalt auf der Straße oder über eine Mückenplage,die es irgendwo in der Stadt gibt. Auch die Gewaltin der Familie ist ein ständiges Thema«, sagtCussianovich.Carlos ist müde. Der Ärger um den Verlustseines Schuhputzkastens hat ihn für heute geschafft.Langsam trottet er mit seinem Karton nach Hause.Morgen sitzt er wieder in aller Frühe am Plaza deArmas, so wie immer, an einem ganz normalen Tag.Michael Heuer<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt die Arbeit vonMANTHOC jährlich mit 21.000 Euro.


PeruDer Traum vom ZauberstabSchule für arbeitende Kinder in Jaén22Wenn <strong>kein</strong>e Gästein der Bar sind,bleibt Zeit für dieSchulaufgabenFoto: Peter Strack /<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>PeruNein, gut laufen die Geschäfte nicht. Eigentlich hattensich Lucho und seine Schwester Marlene mehrversprochen. Ganze 20 Soles haben sie in der letztenWoche verdient. Das sind umgerechnet sechs Euro.Trotzdem zahlen sie einen Sol pro Tag in die Gemeinschaftskasseder »Bewegung« ein. Wenn dieKinder auf den Straßen von »der Bewegung« sprechen,meinen siedie »Bewegungder arbeitendenKinder« in ihrerStadt Jaén. Die65.000 Einwohnerzählende Stadtliegt im nordöstlichenTieflandvon Peru, naheder Grenze zuEcuador. In vielenStädten Perus gibtes solche Gruppen,die auch auf nationaler Ebene zusammenarbeiten.Lucho ist Sprecher der Gruppe in Jaén. Dort habensich bereits 540 Kinder der Bewegung angeschlossen.Bei den regelmäßigen Treffen sprechen sie über ihreProbleme: die Arbeitsbedingungen, die Gewalt aufder Straße, Drogen und darüber, wie sie ihre Rechteals Kinder durchsetzen können.Etwa 2.000 arbeitende Kinder gibt es in Jaén. Vielevon ihnen müssen arbeiten, weil sie <strong>kein</strong>e Familiehaben oder ihre Eltern nicht für sie sorgen können.Zum Beispiel die elfjährige Carmen Liliana. Ihre Mutterist geistesgestört und kümmert sich nicht um dieKinder. Der Vater ließ die Kinder einfach sitzen undverschwand. Wohin, weiß Carmen nicht.Seitdem lebt sie bei ihrem großen Bruder undder Schwägerin. »Ich muss arbeiten, seit ich neunJahre alt bin«, erklärt sie. Einen Teil <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong>,In Peru leben 15 Prozent der Bevölkerung mit wenigerals einem US-Dollar am Tag. Alle Kinder <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>werden eingeschult, zwölf Prozent brechen die Schulevor dem fünften Schuljahr ab. Bei den Erwachsenenliegt die Analphabetenrate bei zehn Prozent. 3,6 MillionenKinder unter 15 Jahren arbeiten als Hausangestellte,Lastenträger, Schuhputzer oder in der Landwirtschaft.Der Bewegung arbeitender Kinder Perusgehören 10.000 Kinder und Jugendliche an. Sie kämpfen für bessereArbeitsbedingungen und gegen Ausbeutung. Ein generelles Verbot von <strong>Kinderarbeit</strong>lehnt die Bewegung ab, die Kinder sehen ihre Arbeit als notwendigenBeitrag zum Überleben der Familien. <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstütztin Peru Projekte für arbeitende Kinder mit insgesamt 80.000 Euro im Jahr.das sie verdient, liefert sie bei ihrer Schwägerin ab.Gern wäre Carmen eine Zauberin. »Dann würdeich ein Haus für die Obdachlosen herzaubern, sowie der Weihnachtsmann im Fernsehen. Es gibt soviele Kinder auf der Straße, die Kleister schnüffeln,und noch andere hässliche Drogen.« Andere <strong>Kinderarbeit</strong>en, weil das Einkommen der Eltern nicht zumÜberleben reicht. Edita zum Beispiel. Die Zwölfjährigearbeitet in der Ziegelsteinfabrik. Umgerechnetknapp 15 Euro bekommt sie vom Besitzer für1.000 Steine. Dafür rackert sie eine Woche langjeden Tag sechs Stunden.Viele Kinder würden gern zur Schule gehen.Ungünstige Unterrichtszeiten, Schläge von Lehrernsowie die hohen Kosten für Schuluniformen, Schuheund Schulmaterial stellen jedoch oft unüberwindbareHürden dar. Um Kinder wie Lucho, Marlene,Carmen und Edita kümmern sich <strong>des</strong>halb die Mitarbeitervon CEPRONAM. Das »Zentrum zur Förderungder Rechte der Kinder, Jugendlichen undFrauen« wird von <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt.Dank CEPRONAM können 260 arbeitende Kinderregelmäßig die unabhängige »Alejandro Cussianovich-Schule«besuchen. Der Unterricht findet amNachmittag statt, wenn die Kinder nicht arbeitenmüssen. Im Lehrplan wird dem Thema <strong>Kinderarbeit</strong>große Bedeutung beigemessen. Im Rechenunterrichtlernen die Kinder zum Beispiel, wie sie Verkaufspreisekalkulieren müssen. In der angeschlossenenSchneiderei und Konditorei werden die Kinder inihren handwerklichen Fertigkeiten geschult, umlangfristig in bessere Tätigkeiten wechseln zu können.Damit auch das Spielen nicht zu kurz kommt,werden Tanz- und Musikworkshops angeboten.Für das leibliche Wohl sorgt die projekteigeneKüche, in der die Kinder vor dem Unterricht einekostenlose Mahlzeit bekommen. In der Beratungsstellevon CEPRONAM finden sie Hilfe und Unterstützung,wenn sie mit ihren Problemen nicht zurechtkommen.Auch die Eltern, vor allem dieMütter, werden in die Arbeit mit einbezogen. Dochvor allem die Schulausbildung soll durch CEPRO-NAM gefördert werden. Weil die Kinder der Ziegelsteinfabri<strong>kein</strong>en zu langen Weg zur Schule hatten,kommt die Schule jetzt zu ihnen: 25 Kinder werdenin einem kleinen Gebäude auf dem Gelände vonMitarbeitern von CEPRONAM unterrichtet.Michael Heuer/Peter Strack<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt CEPRONAM mit16.000 Euro im Jahr. Im Jahr 2002 konnte dan<strong>kein</strong>er Spende <strong>des</strong> Handelshaus Gollnest & Kieselin Höhe von 31.000 Euro die Schule gebaut undeine Bäckerei eingerichtet werden.


Mosambik und SimbabweWas wird, wenn das Haus zusammenbricht?Das Schicksal eine Familie in MosambikCharles ist 62 Jahre alt und fast blind. Er lebt ineiner kleinen Hütte aus Lehm, das Dach ist notdürftigmit Gras gedeckt. Beim letzten Sturm wurdedie Hütte so vom Wind gebeutelt, dass die Wän<strong>des</strong>chief sind. Es wird bald zusammenbrechen. Charlesbekommt eine Pension von 30.000 Meticais, dassind etwa 1,25 Euro – im Monat. Eigentlich hat erdamit gerechnet, dass seine Tochter ihn unterstützenwird, wenn er einmal nicht mehr kann. Aber dannkam AIDS. Zuerst erkrankte der Schwiegersohn.Als er starb, zog die Tochter mit ihren vier Kindernzu Charles. Und dann wurde die Tochter krank undstarb. Charles lebt mit seinen vier Enkelkindern seitsechs Jahren alleine. Damals war die Jüngste, Pita,noch ein Baby – jetzt wird sie eingeschult. Das istCharles’ ganzer Stolz, dass die Kinder zur Schulegehen. Orácio, 13, Amélia, elf, Evalina, neun, unddie kleine Pita sollen wenigstens lernen können.Nachmittags gehen sie alle zusammen betteln,manchmal gibt es kleine Jobs für die älteren Kinder,die Besorgungen für Nachbarn machen oder beider Ernte helfen. Oft aber schlafen alle hungrig ein.Für Medizin ist <strong>kein</strong> Geld da, weder für Charlesnoch für die Kinder. Kleidung, Schuhe, eine neueSchüssel oder Decken für die Nacht – das alleskann sich die Familie nicht leisten. Was passiert,wenn das Haus zusammenbricht? Was wird,wenn Charles stirbt?Aus einer Studie über die Situation von AIDS-Waisen in der Stadt Maniça, Mosambik, durchgeführtvon der Nationalvereinigung für eigenständigeEntwicklung, ANDA, Übersetzung:Mechthild PapeCharles, 62 Jahremit seinen vierEnkelkindernFoto: ANDA23AIDS und <strong>Kinderarbeit</strong>42 Millionen Menschen leben weltweit mit demHIV-Virus, 29,4 Millionen davon in Afrika südlichder Sahara, von ihnen sind drei Millionen Kinderunter 15 Jahren. Am schlimmsten wütet die Krankheitim südlichen Afrika: 15 Millionen Menschensind mit den Virus infiziert, allein im Jahr 2002 starben1,1 Millionen Menschen. In Simbabwe sind einDrittel aller Erwachsenen infiziert. (Angaben vonUNAIDS, AIDS Epidemic Update, Dezember 2002)Durchschnittlich werden in Entwicklungsländernetwa zwei Prozent aller Kinder Waisen – heute sin<strong>des</strong> auf Grund von AIDS in einigen Ländern zehnProzent der Kinder (Bill Rau, HIV/AIDS and ChildLabour, ILO Arbeitspapier, Genf 2002).UNAIDS macht auf den Zusammenhang derAIDS-Krise mit der Hungerkrise im südlichenAfrika aufmerksam: »AIDS verringert die Möglichkeiteines Haushaltes, Nahrungsmittel für sich undfür den Markt zu produzieren, es verringert denBesitz und erschöpft die sozialen Sicherheitsnetze.«Kinder und Jugendliche, die einen oder beideElternteile verlieren, sind extrem gefährdet, missbrauchtund ausgebeutet zu werden.– Bereits wenn ein Elternteil erkrankt, müssenKinder mitarbeiten, um Verdienstausfälle wettzumachenoder die Kosten für Ärzte und Medi-kamente zu zahlen. Oft können Familien dasSchulgeld nicht mehr aufbringen und Kindermüssen die Schule abbrechen.– Schulen werden geschlossen, Unterricht fällt aus:Lehrer gehören im südlichen Afrika zu der Berufsgruppe,die am stärksten mit dem Virus infiziert ist.– Stirbt ein Elternteil oder beide Elternteile, bestehtdie Gefahr, dass Verwandte oder Nachbarn denKindern ihre wenigen Habseligkeiten oder Landwegnehmen.– Ältere Geschwister verlassen die Schule undarbeiten. Weil sie schutzlos und auf jeden Verdienstangewiesen sind, können Arbeitgeber oder Kundensie betrügen.– Mädchen und Jungen prostituieren sich, weiles <strong>kein</strong>e andere Möglichkeit gibt, Geld zu verdienen,oder weil Erwachsene sie zwingen – undinfizieren sich so selbst mit dem HIV-Virus. EinTeufelskreis.Barbara Küppers<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt Projekte zur AIDS-AufklärungJugendlicher, zur Unterstützung Kranker undVersorgung von Waisen in Südafrika, Simbabwe undMosambik.


OberzeileInformation und GemeinschaftDas Netzwerk der Jugendarbeit in der Provinz Tete in Mosambik24»AIDS ist real undexistiert – Sei klugund nutze Kondome.«Foto: Ulrich Tietze /<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>Die Menschen im trockenen Buschland der ProvinzTete in Mosambik leben von dem, was auf ihren Feldernwächst. Die Wasserstelle und die Gesundheitsstationsind kilometerweit entfernt. Nicht aber derHI-Virus – er kommt ins Dorf. Denn entlang der großenFernstraßen, die durch die Region führen, verdienensich junge Frauen und Männer als Prostituierteein paar Münzen. Manche Familienväter sind Wanderarbeiterund bringen den Virus nach Hause.Der <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>-Partner »Netzwerk für Jugendarbeit«hat eine Kampagne gestartet, die in dennächsten Jahren 100.000 Kinder und Jugendliche erreichenwill. Gleichaltrige gehen in den Siedlungenentlang der Fernstraßen von Haus zu Haus und sprechenüber brisante Themen: Arbeit, Alkohol, Sexualitätund AIDS. Zwei Drittel der Menschen sind Analphabeten– sie sind auf mündliche Informationangewiesen.Die Aufklärungskampagne ist eingebettet in Jugendarbeit:Sport, Theater und Chor schaffen Gemeinschaft– auch für diejenigen, die bereits infiziert sind.<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt das Netzwerk mit28.000 Euro jährlich.Waisen führen den HaushaltMASO in Simbabwe900.000 Kinder sind allein in Simbabwe Waisen, weilihre Eltern an AIDS gestorben sind – 300.000 sindjünger als zehn Jahre. Ein Viertel der 15- bis 49-Jährigenist mit dem Virus infiziert: Eine ganze Generationwird in den nächsten Jahren sterben. Viele derWaisenkinder finden Hilfe bei Onkeln und Tantenoder Großeltern. Die aber sind selbst bitter arm.Genug zu essen, Kleidung, Schulgeld – das könnensie sich meistens nicht leisten. Die Sorgen und Nöteder Kinder, die Trauer um die Eltern, die Aussichtslosigkeit,wenn man zu wenig Land hat und ohneArbeit kaum überleben kann – damit sind Großelternund Verwandte oft überfordert. Hier wie anderswogibt es auch Verwandte und falsche Freunde,die die Not der Kinder ausnutzen: Sie nehmen ihnendas Wenige, was geblieben ist, sie missbrauchenKinder oder lassen sie für sich schuften. Mädchenwie Jungen, die kleine Geschwister versorgen müssen,haben oft nur eine Wahl: Sie prostituieren sich –und sind nach kurzer Zeit ebenfalls infiziert.Die »Midlands AIDS Service Organisation«(MASO) hat mit einem umfassenden Programmbegonnen, die Nachbarschaften und noch verbliebenenFamilienbande zu stärken: Das ist dringendnotwendig, denn in der Provinz Nhema in denMidlands von Simbabwe mit 95.000 Einwohnernsind 11.000 Männer und 12.000 Frauen HIV-positiv.Jede Woche sterben 75 Menschen durch AIDS.MASO unterstützt und motiviert erwachseneFreiwillige und ältere Geschwister, die bereit sind,Verantwortung für einen elternlosen Haushalt zuübernehmen. Rat und Hilfe bekommen sie in einemKurs, in dem sie lernen, wie das tägliche Überlebenorganisiert werden kann, welche rechtlichen Fragenbeachtet werden müssen und wodurch man denKindern Trost und Geborgenheit schenken kann.Hier lernen die »Großen« – und finden sich ineiner Gruppe mit anderen, die ähnliche Problemehaben und mit denen sie sprechen können, wennsie nicht mehr weiter wissen.900 Schulkinder lernen in den Ferien, wie siemit Hühnerzucht oder Schreinern die Haushaltskasseaufbessern können und wie man einen Gemüsegartenanlegt und pflegt. Das Wissen, dasihre Eltern ihnen nicht mehr weitergeben konnten,bekommen sie in den Kursen. Ein Rechtsanwaltsbürohilft, wenn Erwachsene den Waisen etwa ihrStück Land streitig machen wollen.<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> unterstützt MASO mit 38.000 Euro.


Wenn Sie mehr wissen und tun wollen – Material zum ThemaBücher und Broschüren»<strong>Kinderarbeit</strong> – Was Verbraucher und Unter-<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>-Videos»Kein <strong>Kinderspiel</strong> – <strong>Kinderarbeit</strong> in Indien«»Rugmark – Gemeinsam gegen ausbeuterische<strong>Kinderarbeit</strong> in der Teppichherstellung«25nehmen tun können«, <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>,(ca. 19 Minuten), € 6,50, Bestell-Nr. 810.2719.00(Sek. II, Erwachsene), 30 Dias, Textheft,Bestell-Nr. 301.1299.00»Recht auf Arbeit – <strong>Kinderarbeit</strong> in Lateinamerika«Bestell-Nr. 800.2771.147»<strong>Kinderarbeit</strong> einst und jetzt«, Katalog zur Aus-(ca. 21 Minuten), € 6,50, Bestell-Nr. 810.2722.00»<strong>Kinderarbeit</strong> in Lateinamerika«stellung <strong>des</strong> Museums Industriekultur Osnabrückin Zusammenarbeit mit <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>,Osnabrück 2002.(Bezug: Museum Industriekultur,Glückaufstr. 1, 49090 Osnabrück,Tel 05 41/9 127845, Fax 05 41/9 127847Wo die Ausstellung gezeigt wird, erfahren»Kanimambo – Wir sind stark«, Mosambik,€ 6,50, Bestell-Nr. 810.2717.00»Blumengrüße vom Äquator«, (ca. 25 Minuten).FIAN, <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>, Brot für die Welt,€ 6,50, Bestell-Nr. 810.2723.00(Sek. II, Erwachsene), 47 Dias, Textheft,Bestell-Nr. 800.2771.139»Das ist unser Alltag«, Hausarbeiterinnen inBolivien (Sek. II,Berufsschulen, Erwachsene),48 Dias, Textheft, Bestell-Nr. 800.2771.141Sie auf der tdh-homepage. Termine für <strong>2003</strong>:»Ein süßer Gesang von Freiheit«, Die Bewe-Nürnberg, Delmenhorst. 2004: WestfälischeIndustriemuseen Lage und Dortmund.Manfred Liebel, Bernd Overwien, Albert Recknagel(Hg.), »Arbeitende Kinder stärken, Plädoyersfür einen subjektorientierten Umgang mit<strong>Kinderarbeit</strong>«, IKO – Verlag für InterkulturelleKommunikation, Frankfurt (Main) 1998.isbn 3-88939-455-8Jo Boyden, Birgitta Ling, William Myers (Hg.),»What Works for Working Children«, UNICEF/Rädda Barnen, isbn 91-88726-13-4<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>-CD»Educar es Fiesta«, Cochabamba, Bolivien,Bestell-Nr. 932.5686.00<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>-Diaserienkostenloser Verleih über Tel 0541/7101-125»Schuften statt spielen«, Einführung in dasThema <strong>Kinderarbeit</strong> (ab Klasse 7, Erwachsene),62 Dias, Textheft, Bestell-Nr. 800.2771.17»Schule statt Schuften«, Gegen <strong>Kinderarbeit</strong>(Sek. II, Erwachsene), 29 Dias, Textheft,Bestell-Nr. 800.2771.158»Kindheit in Afrika«, Zwischen afrikanischenTraditionen und den Straßen der Großstadt(Sek. I und II, Erwachsene), 45 Dias, Textheft,Bestell-Nr. 800.2771.137»Indien – <strong>Kinderarbeit</strong>« (ab Klasse 5, Erwachsene),35 Dias, Textheft, Bestell-Nr. 800.2771.90gung und die Schule der arbeitenden Kindervon Jaén (Sek. II, Erwachsene), 47 Dias,Textheft, Bestell-Nr. 800.2771.148»Die MANTHOC-Kinder«, Die peruanischeBewegung der arbeitenden Kinder.(ab Klasse 4, Erwachsene), 48 Dias, Text,Bestell-Nr. 800.2771.115Weitere Materialien finden Sie in unseremKatalog, den wir Ihnen gern zusenden(Bestell-Nr. 301.1303.00).Nützliche Internet-Adressenwww.tdh.dewww.ilo.org (Informationen zu Konventionen,Studien, Länderstudien)www.UNAIDS.org (Aktuelle Entwicklung,Länderstudien)Meine PartnerschaftserklärungAn<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong><strong>Deutschland</strong> e.V.Postfach 412649 031 OsnabrückMit Ihrer Partnerschaftserklärung sagen Sie <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>eine regelmäßige Spende zu. Damit unterstützen Sie unsereProjekte für Straßenkinder, arbeitende Mädchen und Jungen,den Kampf gegen Kinderprostitution und Kinderhandel –Sie helfen damit Not leidenden Kindern auf der ganzen Welt.Beispiele für die Projektarbeit unserer Partner finden Sie indieser Broschüre.Als Spender erhalten Sie regelmäßig unsere Zeitung, dieSie über Projekte und aktuelle Aktionen informiert, undden Jahresbericht, in dem Sie auch die Bilanz von <strong>terre</strong> <strong>des</strong><strong>hommes</strong> finden.Natürlich können Sie Ihre Partnerschaftserklärungjederzeit widerrufen. Ihre Spende können Sie steuerlichabsetzen. Nach Ablauf <strong>des</strong> Kalenderjahres erhalten Sie vonuns automatisch eine Spendenquittung.Vielen Dank für Ihre Hilfe!


Hilfe für Kinder in Not<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> <strong>Deutschland</strong> e.V.wurde 1967 von engagierten Bürgerngegründet, um schwer verletztenKindern aus dem Vietnamkrieg zuhelfen. Der Verein ist unabhängig vonStaat, Kirche und Parteien und unterstütztheute mehr als 400 Projekte in27 Ländern. Unser Ziel ist eine »<strong>terre</strong><strong>des</strong> <strong>hommes</strong>«, eine »Erde der Menschlichkeit«.Wir helfen Straßenkindern,verlassenen und arbeitenden Kindern,kämpfen gegen Kinderhandel undKinderprostitution.<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> schickt <strong>kein</strong>eEntwicklungshelfer, sondern unterstützteinheimische Initiativen. UnsereProjektpartner vor Ort bauen Schulenund Kinderschutzzentren, organisierenkleine Produktionsgemeinschaften undBewässerungsprojekte und betreuenkranke oder kriegsverletzte Kinder.Gemeinsam mit ihnen setzen wir unsfür eine gerechtere Politik gegenüberder Dritten Welt ein.In <strong>Deutschland</strong> engagieren sichMenschen in 150 ehrenamtlichen <strong>terre</strong><strong>des</strong> <strong>hommes</strong>-Arbeitsgruppen für dieRechte von Kindern. Machen auch Siemit, Sie sind herzlich eingeladen.<strong>Kinderarbeit</strong> – Was Verbraucherund Unternehmen tun könnenBestell-Nr. 301.1299.00Ware KindAlles käuflichKinderprostitutionBestell-Nr. 401.1177.01Albtraum ohne EndeNebenstehende Themenheftekönnen inder Geschäftsstellevon <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>gegen eine Schutzgebührvon 1,50 Eurobezogen werden.Weitere Informationensenden wir Ihnengerne kostenlos zu.Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit!KinderhandelBestell-Nr. 401.1181.00Kinder zwischen den FrontenBestell-Nr. 401.1179.00<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong><strong>Deutschland</strong> e.V.Hilfe für Kinder in NotBun<strong>des</strong>geschäftsstelleRuppenkampstr. 11 a49 084 OsnabrückPostfach 41 2649 031 OsnabrückTelefon 05 41/71 01-0Telefax 05 41/70 72 33eMail info@tdh.deInternet www.tdh.deSpendenkonto700 800 700Volksbank Osnabrück eGBLZ 265 900 25Meine PartnerschaftserklärungIch möchte die Arbeit von <strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong> regelmäßigunterstützen, und zwar mit einer Spende vonmonatlich vierteljährlich halbjährlich20 eur 50 eur 100 eurKonto-Nr.bei derBLZgenaue Bezeichnung <strong>des</strong> Kreditinstitutesanderer Betrageur bis auf WiderrufVorname, Namebeginnend amStraße, HausnummerDamit meine Hilfe der Projektarbeit ohne Abzug vonBankgebühren zugute kommt, ermächtige ich Sie hiermit,meine Spende bei Fälligkeit zu Lasten meines Kontosmittels Lastschrift einzuziehen.Wenn mein Konto nicht ausreichend gedeckt ist, ist meinkontoführen<strong>des</strong> Kreditinstitut nicht verpflichtet, den Betrageinzulösen. Diese Einzugsermächtigung ist jederzeit kündbar.Postleitzahl, OrtDatum, UnterschriftWir freuen uns auch über Einzelspenden:Spendenkonto 700 800 700, Volksbank Osnabrück eGEine Spendenbescheinigung erhalten Sie automatisch.

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