Kinder – die vergessenen Angehörigenpsychisch kranker Mütter und Väter«Wir wissen, dass unsere Tochter bei einernächsten Krise zu Ihnen kommen kann. Dasentlastet uns.» Zitat einer MutterAnnatina StrubTherapeutin Kinderangebot<strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong>Sehr froh bin ich, dass andereda sind. Aber mir geht eswie meinem Sternzeichen, zweivor, eins zurück. Die <strong>Stiftung</strong><strong>Melchior</strong> ist etwas Gutes undich hoffe, dass die ZukunftGutes bringt.Zitat BesucherInSeit Herbst 2005 besteht das Angebot der <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong>:«Begleitung für Kinder und Jugendliche mit einem psychischkranken Elternteil». Diese Kinder sind die Angehörigen, die amhäufigsten vergessen und gleichzeitig am längsten betroffensind. Sie erleben grösste Verunsicherung durch die Auswirkungender psychischen Erkrankung eines Elternteils. Sie ziehen sichaus dem sozialen Kontext zurück und richten sich nach den Bedürfnissendes kranken Familienmitglieds. Oft drehen sich dieRollen um und die Kinder müssen in die Elternrolle schlüpfen.Das Gefühl von Überforderung und Alleinsein prägt ihren Alltag.In der Pubertät kann die bisherige Rücksichtnahme in Ablehnung,Verweigerung und Aggression umschlagen. Viele Kinderund Jugendliche können mit niemandem über ihre Situation reden.So lange sie ausserhalb der Familie nicht auffällig werden,bekommen sie kaum Unterstützung. Ohne Hilfe von aussen abersind sie in ihrer gesunden Entwicklung gefährdet.Auch aus präventiven Gründen bietet die <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong> diesenKindern eine Insel zum Auftanken und Zu-sich-kommen. Inden Ateliers der beiden Therapeutinnen begegnen die KinderPersonen, die von Anfang an über die Krankheit des ElternteilsBescheid wissen. Sie müssen nichts erklären, sich nicht in dieErwachsenenrolle stellen. Sie dürfen spielen, musizieren, malenund gestalten, tanzen, Geschichten erfinden, sich verkleiden undreden. Jedes Kind bestimmt, was es tun will und worüber es redenmöchte. Es gestaltet etwas aus sich heraus und lernt imSpiel, seinen Gefühlen wieder zu vertrauen. Die Kinder kommenallein, gemeinsam mit Geschwistern oder als ganze Familie füreine Stunde alle vierzehn Tage. Das Angebot wird von zwei ausgebildetenund erfahrenen Therapeutinnen geleitet. Die Elternbezahlen einen kleinen Beitrag pro Stunde, der Hauptteil wirddurch Spenden der <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong> finanziert.Im Jahr <strong>2007</strong> wurden 9 Familien mit 16 Kindern und Jugendlichenim Alter von 4 bis 13 Jahren begleitet. Bei den meisten Familienist ein Elternteil erkrankt, manchmal beide Eltern. In zwei Familienhat sich ein Elternteil suizidiert. Vom Angebot erfahren habendie Familien über den Kinder- und JugendpsychiatrischenDienst (KJPD), die Schule, über die Angehörigen Selbsthilfe (ASH)der <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong> oder über Mund zu Mund-Propaganda.14
Das Angebot «Begleitung für Kinder und Jugendliche mit einempsychisch kranken Elternteil» wurde mit dem Förderpreis «PrixPerspectives <strong>2007</strong>» der Firma Janssen-Cilag ausgezeichnet. DiePreisverleihung fand am 6. September <strong>2007</strong> im Rahmen desJahreskongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrieund Psychotherapie statt.Leiterin Kinderangebot:Margrit DubiTherapeutin:Annatina Strub, Musiktherapeutin, Kunst- undAusdruckstherapeutin MA, Dipl. RhythmikpädagoginTherapeutin:Lydia Bosshard, Dipl. Maltherapeutin, GestaltungsundAusdruckstherapeutin, Leiterin für Ausdrucksspiel ausdem Erleben (Jeux dramatique) und Theaterpädagogin.Ich kann offener und freier mitMenschen umgehen. Habemehr Selbstwertgefühl und bindaran, mit den Ängsten umgehenzu lernen.Zitat BesucherIn15