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Kunsthalle Bremen Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970 er gefundene Papierschnipsel sammelt und aufklebt. So gestaltet Hundertwasser 1952 die Collage DIE WERTE DER STRASSE (Abb. 10, WV 145) aus weggeworfenen Bonbon- und Schokoladenpapieren, Zigarettenschachteln, Kinokarten und vielem mehr. Hundertwasser hierzu: „Mir war jedes Stückchen weggeworfenes Abb. 11 Abb. 10 Papier, Müllstück, Zigarettenstummel etc. heilig. Ich nahm mir vor, auf einem begrenzten Stück Strasse, etwa 50 Meter lang, alles zu sammeln, was jemand weggeworfen hat, und zu einer Kollage zu vereinen.“ Hundertwasser beschäftigt sich sein Leben lang mit dem urbanen Raum. Er fordert zur reflektierten Wahrnehmung und Gestaltung unseres direkten Lebensumfeldes und Wohnraums auf. Im VERSCHIMMELUNGS-MANIFEST, einer Schrift von 1958 gegen den Rationalismus in der Architektur, verlangt er: „Ein Mann in einem Mietshaus muß die Möglichkeit haben, sich aus seinem Fenster zu beugen und (…) es muß ihm gestattet sein, mit einem langen Pinsel – so weit er reichen kann – alles rosa zu bemalen, so daß man von weitem, von der Straße, sehen kann: Dort wohnt ein Mensch, der sich von seinen Nachbarn unterscheidet, dem zugewiesenen Kleinvieh! Auch muß er die Mauern zersägen und allerlei Veränderungen vornehmen können, (…) und er muß sein Zimmer mit Schlamm oder Plastilin anfüllen können.“ In FARBLINIENSTRUKTUR MIT ROTEM ZENTRUM (Abb. 7, WV 143) ist die Linie das zentrale Gestaltungselement. Gleichwohl ist uns Hundertwasser als Zeichner heute wenig bewusst. Dabei zieht sich das Zeichnerische durch sein gesamtes malerisches Werk: Dies offenbart sich insbesondere in den Konturlinien, die Hundertwassers Formen und Figuren Seite | 14
Kunsthalle Bremen Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970 umranden, und die Konzentration auf die Linie insgesamt. Denn Hundertwasser gestaltet bevorzugt mit der Linie. Allerdings spricht er sich gegen die geometrisch gerade Linie aus, die man mit Hilfe eines Lineals zieht, da dies eine Linie sei, die es in der Natur nicht gibt. Der Künstler arbeitet auch in druckgrafischen Techniken, was gestalterisch ebenfalls seiner Liebe zur Linie entgegenkommt. GESICHTER AUS FENSTERN SCHAUEND von 1951 (Abb. 11, WV 132/VII) ist ein frühes Beispiel hierfür. Architekturstrukturen überlagern sich mit klar konturierten, zeichenhaften Gesichtern und einer ebensolchen Baumdarstellung. Hier wird deutlich, Hundertwassers Werke entspringen einem intuitiven Gestaltungsprozess, folgt er doch beim Malen, Zeichen und Leben den Kräften seiner Spontanität und seines Unterbewusstseins. Exkurse Exkurse � Kunstströmungen der 1950/60er: Nouveau Réalisme, Informel, Geometrische Abstraktion, Surrealismus (siehe angehängtes Arbeitsblatt Arbeitsblatt 2 zu Hundertwasser und Tachismus: „Hommage au Tachisme“) � Street Art (auch Guerilla Gardening und Guerilla Knitting/Yarn Bombing) Quellenvorschläge Quellenvorschläge � verschimmelungs-manifest, 1958 (z.B. im Katalog zur Ausstellung) � Keri Smith, Wie man sich die Welt erlebt. Das Alltagsmuseum zum mitnehmen, Verlag: Antje Kunstmann, München 2011 Diskussionsanregungen Diskussionsanregungen � Was ist Kunst? Kunst aus Müll? � Was ist der Unterschied zwischen Dingen, die wir behalten und Dingen, die wir wegschmeißen? � Was ist das Unterbewusstsein? Das Unterbewusstsein als Künstler? Arbeitsanregungen Arbeitsanregungen Ist Ist das das Kunst Kunst oder oder kann kann ddas d as weg? – Recycling Recycling-Kunst Recycling Kunst A. Könnt Ihr erkennen, was Hundertwasser auf sein Bild DIE WERTE DER STRASSE (WV 145) geklebt hat? Zählt auf! Würde man heute andere Papierschnipsel auf der Straße finden? (große Abb. im Ausstellungskatalog oder auf www.hundertwasser.com) Seite | 15
Seite 1 und 2: Kunsthalle Bremen Friedensreich Hun
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