Neues SSC verbessert Service für Studierende - Hochschule Fulda
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8<br />
FORSCHUNG & LEHRE<br />
Neuerungen der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
in<br />
der Kritik<br />
Nach der Reform ist vor der<br />
Reform?<br />
Prof. Dr. Ingo Heberlein<br />
Mag. rer. publ.<br />
Chaos, Abzocke und ähnlich waren<br />
die Vokabeln, mit denen das Wahlvolk<br />
zu Jahresbeginn das Gemeinschaftswerk<br />
einer wahrhaft großen<br />
Koalition aus SPD, CDU/CSU und<br />
Grünen im Bundestag begrüßte. Als<br />
großer Wurf kamen die Änderungen<br />
nicht an. Aber das ist wenig<br />
überraschend. Die Schlagzeilen zu<br />
Beginn des Jahres 1990 waren<br />
vergleichbar, als mit dem Gesundheitsreformgesetz<br />
das 5. Buch des<br />
Sozialgesetzbuchs neu eingeführt<br />
wurde. Keine wesentliche Änderung<br />
davor oder auch seitdem hat<br />
positive Schlagzeilen ausgelöst. Das<br />
ist die eine Lehre. Die andere lautet,<br />
dass nach den ersten Aufregungen<br />
bald wieder Ruhe einkehrte. Ob das<br />
auch nach den Änderungen durch<br />
das Gesetz zur Modernisierung der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
wieder so sein wird, lässt sich noch<br />
nicht absehen. Wünschenswert<br />
wäre, dass in der öffentlichen<br />
Diskussion nicht nur wenige<br />
Themen im Vordergrund ständen.<br />
Die Änderungen des Krankenversicherungsrechts<br />
zum 1. 1. 2004<br />
enthalten mehr als die Auseinandersetzung<br />
der letzten Wochen<br />
vermuten lässt.<br />
Es lohnt sich, einige der Neuregelungen<br />
beispielhaft zu betrachten.<br />
Dabei geht es weniger um die<br />
Änderungen im Leistungsrecht. Sie<br />
sind in der Presse, in Rundfunk und<br />
Fernsehen ausführlich dargestellt<br />
worden. Mittelfristig, gar langfristig<br />
interessant sind Änderungen,<br />
die weniger spektakulär erscheinen,<br />
aber vielleicht das Potential zum<br />
Paradigmenwandel haben. Ihre<br />
Beurteilung macht einen Bezugsrahmen<br />
notwendig. Ich wähle<br />
da<strong>für</strong> einige Thesen zum Gesundheitswesen<br />
und dem Krankenversicherungssystem.<br />
Die Formulierungen<br />
verkürzen und vergröbern<br />
natürlich, aber das ist der Kürze der<br />
Darstellung geschuldet:<br />
(1) Die „Versäulung“ bzw. strenge<br />
Unterscheidung von Versorgungssektoren<br />
mit je eigenen Budgets sei<br />
dysfunktional. Krankheiten und<br />
Behandlungsbedarfe orientierten<br />
sich nicht an den Grenzen zwischen<br />
ambulant / stationär, kurativ<br />
/ rehabilitativ, auch nicht an<br />
Professionen ärztlich / pflegerisch<br />
o.ä. und schon gar nicht an rein<br />
rechtlichen Unterscheidungen wie<br />
Dienstleistung / Sachleistung etc.<br />
oder den Zuständigkeiten der<br />
vielen verschiedenen Kostenträger<br />
im Gesundheitswesen.<br />
(2) Die Leistungen des deutschen<br />
Gesundheitswesens seien im<br />
Vergleich von Aufwendungen und<br />
Ertrag im internationalen Vergleich<br />
nur mittelmäßig. Es fehle an den<br />
erforderlichen Anstrengungen zur<br />
Sicherung der Qualität der Leistungen.<br />
Es würden zu viele Leistungen<br />
erbracht, deren Wirksamkeit und<br />
Nutzen zweifelhaft seien.<br />
(3) Trotz (oder gerade wegen?) des<br />
Wettbewerbs der gesetzlichen<br />
Krankenkassen untereinander<br />
kümmerten sich diese zu wenig um<br />
die chronisch Kranken.<br />
(4) Der Prävention werde ein zu<br />
geringes Augenmerk gewidmet.<br />
Durch Politik, Sachverständigenrat<br />
und Funktionäre wird häufig auf<br />
das Potential umfassender Prävention<br />
hingewiesen. Das Potential sei<br />
riesig. Nach Schätzungen von<br />
Experten wird behauptet, der<br />
Beitrag zur Krankenversicherung<br />
könnte um ein Drittel niedriger<br />
sein, wenn die Deutschen mit mehr<br />
Sport und besserer Ernährung<br />
chronischen Krankheiten vorbeugten.<br />
(5) Die Finanzierung durch Beiträge<br />
und deren Finanzierung durch<br />
Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
lasse die Lohnnebenkosten steigen.<br />
Das beeinträchtige die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen<br />
Wirtschaft. Teilweise setzt sich<br />
diese Kritik fort in der Forderung,<br />
nicht nur das Gesundheitswesen,<br />
sondern alle sozialen Sicherungssysteme<br />
auf eine Steuerfinanzierung<br />
umzustellen. Das gleiche Ziel<br />
haben jene im Auge, die die soziale<br />
Sicherung Bismarckscher Prägung<br />
<strong>für</strong> überholt ansehen, die Eigenvorsorge<br />
zum Leitbild erheben und zur<br />
Lösung der Probleme der Demographieentwicklung<br />
die Abkehr<br />
von der Umlagefinanzierung,<br />
zumindest aber den Einstieg in<br />
eine kapitalgedeckte Vorsorge<br />
fordern.<br />
Das sind schlagwortartig einige<br />
Kritikpunkte am Gesundheitswesen,<br />
seiner Leistungen, seiner<br />
Organisation, seiner Finanzierung<br />
und der Beurteilung seiner volkswirtschaftlichen<br />
Bedeutung und<br />
Wirkung. Ganz unterschiedliche<br />
Dimensionen, Prozesse und Akteure<br />
werden angesprochen. Versuche<br />
zur Lösung von Problemen stoßen<br />
nicht nur auf widerstreitende<br />
gesellschaftliche Interessen. Sie<br />
führen auch ohne diese Widerstände<br />
in sachliche Zielkonflikte.<br />
Was bringt nun das neue Recht ab<br />
2004 in Bezug auf diese Punkte?<br />
(1) Die strenge Abschottung der<br />
Sektoren wird gewissermaßen<br />
untertunnelt. Seit dem 1. 1. 2000<br />
enthält das Sozialgesetzbuch<br />
Vorschriften zur Integrierten<br />
Versorgung. Damit sollten Versorgungsformen<br />
ermöglicht werden,<br />
die die Leistungssektoren übergreifen,<br />
also zum Beispiel ambulante<br />
Diagnostik, stationären Aufenthalt,<br />
Nachsorge und Rehabilitation in<br />
einem Prozessablauf verbinden.<br />
Die Regelung kam, wurde in vielen<br />
Zeitschriften bejubelt, aber es tat<br />
sich wenig. Es war äußerst schwierig,<br />
die erforderlichen Mittel <strong>für</strong><br />
neue Formen der Versorgung aus