Datenblatt Segelflug
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54 SEGELFLUG FMT 04 | 08 | ALFRED KIRST<br />
Drei Meter Spannweite sind eine<br />
hervorragende Größe –<br />
besonders, wenn das Modell eine<br />
B4 ist. Der geräumige Rumpf<br />
und die tiefen Tragflächen machen<br />
diese Maschine zu einem<br />
Boliden in der Dreimeterklasse.<br />
Als die Maschine von Staufenbiel geliefert<br />
wurde, hatte ich es ziemlich eilig. Schnellstmöglich<br />
wollte ich mit dem Modell in die Luft<br />
kommen. Da war es schon sehr hilfreich, dass<br />
Tragflächen und Höhenleitwerk bereits fertig<br />
bespannt waren. Tragflächen und Leitwerk<br />
sind in solider Styro-Sandwich-Bauweise erstellt.<br />
Allerdings hat sich der Hersteller keine<br />
Gedanken über eine Tragflächensicherung gemacht.<br />
Ich halte dies für notwendig und baute<br />
deshalb das Multi-Lock-System Größe 3 von<br />
Multiplex ein. Das Seitenleitwerk ist ein GFK-<br />
Fertigteil und musste noch montiert werden.<br />
Die Querruder waren über die Bespannfolie mit<br />
der Tragfläche verbunden – Elastik-Flap nennt<br />
man diese Befestigung. Mein Hauptaugen-<br />
B4<br />
merk galt also dem Rumpfausbau. Als ich mir<br />
die Bauanleitung zu Gemüte führte, zauberte<br />
diese mir ein breites Grinsen ins Gesicht: für das<br />
Seitenruderservo soll eine Servobox aus gefrästen<br />
Holzteilen erstellt werden. Das zeigt die<br />
Anleitung eindrucksvoll. Wohin diese Box dann<br />
kommen mag, bleibt allerdings dem Erbauer<br />
überlassen, denn hier formuliert die Anleitung:<br />
„Kleben Sie die Servobox in den Rumpf.“ Punkt.<br />
Meine zahlreichen Versuche, diese Servobox<br />
an irgendeiner sinnvollen Stelle zu platzieren,<br />
schlugen fehl. So richtig passen wollte sie nur<br />
mitten im Rumpf auf dem Rumpfboden. Dass<br />
dies für eine spielfreie Anlenkung nicht dienlich<br />
ist, brauche ich nicht näher zu erläutern. Also<br />
entschloss ich mich, der Servobox Lebewohl<br />
zu sagen und sägte mir einen passenden<br />
Zwischenboden aus 3-mm-Papelsperrholz zurecht,<br />
36 cm lang und der Rumpfkontur exakt<br />
angepasst. Dieser erhielt alle erforderlichen<br />
Ausschnitte und Befestigungen. Damit war nun<br />
eine nahezu spielfreie Seitenruderanlenkung<br />
möglich, denn das Servo saß an der Rumpfwand;<br />
Empfänger, Akku und Blei hatten ihren<br />
festen Platz. Ich nutzte die Gelegenheit und<br />
baute mit dem Zwischenboden gleich noch<br />
eine Bleikammer und eine F-Schleppkupplung<br />
in die Rumpfspitze ein.<br />
Bereits im Rumpf eingebaut sind die Messingröhrchen<br />
für Flächenverbinder und Verdrehsicherung.<br />
Letztere besteht aus einem 145<br />
mm langen 4-mm-Stahldraht, der sich aber<br />
leider nicht auf Anhieb durchs Rumpfröhrchen<br />
schieben ließ. Irgendwie war das eingebaute<br />
Röhrchen im Rumpf deformiert und musste<br />
in Fleißarbeit so in Form gebracht werden,<br />
dass sich der Flächenverbinder schließlich<br />
auch durchschieben ließ.<br />
Erfinderisch zeigt sich der tschechische<br />
Hersteller royal-model bei der Befestigung<br />
des Höhenruderservos. Dieses wird mit einer<br />
Holzkonstruktion in die Dämpfungsflosse eingebaut<br />
und soll – laut Staufenbiel – mit einem<br />
Dymond 4000-Servo angelenkt werden. Ordnungsgemäß,<br />
da Testbericht, wurde entgegen<br />
der offensichtlichen Platznot dieser Vorschlag<br />
umgesetzt. Um es kurz zu machen: es ist, wie<br />
wenn man das berühmte Kamel durchs Nadelöhr<br />
zwängen wollte: das fette, 20 mm dicke<br />
Servo passte zwar ins Seitenleitwerk, nicht<br />
aber das dazugehörige Ruderhorn. Folglich<br />
war ich gezwungen, den unpassenden Riesen<br />
durch einen Powerzwerg zu ersetzen. Ein Hitec<br />
HS 85 MG versieht nun erfolgreich diesen Job.<br />
In den Tragflächen werkeln Dymond D200BX<br />
und bewegen Querruder und Störklappen.<br />
von Staufenbiel
finish<br />
Ein besonderes Augenmerk gehört natürlich<br />
auch der Kabinenhaube. Diese liegt als unbeschnittenes<br />
Tiefziehteil bei. Das Anpassen und<br />
Verkleben mit dem Kabinenhaubenrahmen<br />
sowie die Befestigung der Haube erfordert<br />
etwas Geduld, lässt sich aber ohne Schwierigkeiten<br />
bewerkstelligen. Leider zeigte sich<br />
nach der Fertigstellung, dass der Kabinenhaubenrahmen<br />
etwas zu groß dimensioniert<br />
ist, so dass die fertige Kabinenhaube nicht<br />
bündig mit dem Rumpf abschließt, sondern<br />
ein wenig übersteht. Das ist ärgerlich und sehr<br />
bedauerlich, würde eine Korrektur dieses Fehlers<br />
doch bedeuten, dass man einen eigenen<br />
Kabinenhaubenrahmen herstellen müsste, um<br />
eine perfekte Passung zu erhalten.<br />
Nun noch die Aufkleber anbringen, um<br />
die reinweiße Optik noch etwas aufzupeppen<br />
– und dann kann es auch schon losgehen,<br />
hinaus in die Luft. Die Aufkleber sind von robuster<br />
Qualität und haften ausgezeichnet.<br />
Mit solchem Material macht das Aufmotzen<br />
eines Modells dann auch Spaß. Und hier war<br />
ich kaum zu bremsen. Mit Oracover-Folie<br />
wurden die Tragflächenenden für bessere<br />
Erkennbarkeit zusätzlich rot bespannt und<br />
auch das Höhenleitwerk musste eine farbliche<br />
FMT-TEST 55
56 SEGELFLUG FMT 04 | 08<br />
Veränderung über sich ergehen lassen. Die<br />
Rumpfunterseite habe ich nach eigenem Gutdünken<br />
rot lackiert – so erkennt man die B4<br />
auch noch in größeren Höhen sehr gut. Ein<br />
Schriftzug auf der rechten Tragfläche, den ich<br />
eigens von JR-Foliendesign anfertigen ließ,<br />
rundet nun meine private Optik der B4 ab.<br />
kampf mit dem Schwerpunkt<br />
Ausgetrimmt wurde die Maschine zunächst auf<br />
eine Schwerpunktlage von 80 mm hinter der<br />
Tragflächennasenleiste. Und in dieser Konfiguration<br />
ging die Maschine dann auch erstmals in<br />
die Luft. Gleich beim ersten Start habe ich die<br />
B4 an die Gummiflitsche gehängt und an dem<br />
aus meinem Fundus beigesteuerten Hochstarthaken<br />
ging es nach oben. Sofort erkennbar war<br />
die Gutmütigkeit der Staufenbiel-B4 und die<br />
Neigung zur Thermik. Das waren die allerersten<br />
Eindrücke, die sich in zahlreichen weiteren<br />
Testflügen bestätigt haben.<br />
Um die Flugoptik weiter aufzupeppen, habe<br />
ich noch zu Anfang der Flugtests links und<br />
rechts im Randbogenbereich je eine Rauchpatrone<br />
an der Endleiste befestigt. Und mit dieser<br />
Maßnahme war der Vogel plötzlich schwanzlastig.<br />
Der erste Flug mit Rauch war ein Kampf,<br />
denn kaum war die Startenergie vom Flitschenstart<br />
in Höhe umgesetzt, zeigte die B4 ein anderes<br />
Gesicht: sie reagierte unwillig und träge<br />
auf die Steuerbefehle und war kaum mehr<br />
zu kontrollieren. Dieses Flugverhalten zeigte<br />
deutlich, dass die gewählte Schwerpunktlage<br />
im kritischen Bereich lag, da die Rauchpatronen<br />
schon ausreichten, um die B4 faktisch flugunfähig<br />
zu machen. Nur unter Aufbietung aller<br />
Erfahrung und allen Könnens gelang es dann<br />
doch, einen Absturz zu verhindern. Nachdem<br />
ich die B4 nun eine lange Saison unzählige<br />
Male geflogen habe, liegt der Schwerpunkt<br />
jetzt bei 67 mm hinter der Nasenleiste. Diese<br />
Einstellung ist deutlich weiter vorn als es der<br />
Hersteller angibt. Damit erziele ich hervorragende<br />
Flugleistungen und die B4 „marschiert“<br />
auch bei stärkerem Wind gut vorwärts, was bei<br />
einem Abfluggewicht von lediglich 2.946 g<br />
bemerkenswert ist, denn die B4 gehört nicht<br />
zu den windschlüpfrigen Gesellen. Auch eine<br />
180 Gramm schwere Digital-Video-Kamera<br />
verkraftet die B4 im Cockpit, allerdings sollte<br />
es dann ordentlich winden, damit sich diese<br />
speziell erwirkte Kopflastigkeit nicht negativ<br />
aufs Flugverhalten auswirkt.<br />
Sie kann was!<br />
Nicht erst am Ende des Tests konnte mich die<br />
B4 mit ihren fliegerischen Qualitäten überzeugen.<br />
Von Anfang an schätzte ich ihre Neigung,<br />
auch Thermik willig anzunehmen, obwohl ich<br />
die B4 fast ausschließlich am Hang bei mittleren<br />
Windstärken fliege. Es klingt schon etwas<br />
skurill, wenn ich davon spreche, dass diese B4<br />
Das Zubehör ist von guter Qualität<br />
Die im Text beschriebene Servobox<br />
für das Seitenruder-Servo<br />
David und Goliath: Dymond 4000 versus<br />
Hitec HS 85 MG fürs Höhenleitwerk<br />
Lötarbeiten: Erstellen der elektrischen<br />
Flügelverbindung<br />
Die Abschlussleiste mit dem fetten<br />
Dymond 4000 vor dem Einbau
So sieht die Abschlussleiste<br />
mit dem Hitec HS 85 MG<br />
aus – und so ist das<br />
Bauelement auch<br />
im Einsatz<br />
Fertigstellen der Kabinenhaube. Vor dem Lackieren des<br />
Randes wurde sie abgeklebt.<br />
Das selbst erstellte Servobrett hat die Dimension eines Zwischenbodens.<br />
Das gibt zusätzliche Stabilität und ausreichend Platz für alle Einbauten.<br />
Hier noch mit NiMH-Akku, der später durch Lipos ersetzt wurde.<br />
Die aktuelle Stromversorgung auf einer speziellen Palette, die im Rumpf<br />
befestigt wird. Darunter ist zusätzliches Trimmblei zu erkennen.<br />
FMT-TEST 57<br />
Hier wird die<br />
Abschlussleiste<br />
mit dem Servo<br />
eingeklebt<br />
Aufbringen des<br />
robusten Aufklebers.<br />
Das Schweizerkreuz<br />
ist ausgeschnitten<br />
und erhält<br />
seine<br />
weiße Farbe durch<br />
den Rumpf.<br />
Ein Trick: um die<br />
einzelnen Ziffern und<br />
Buchstaben vom Bogen<br />
perfekt aufs Modell<br />
zu übertragen, habe<br />
ich Kreppband als „Trägerfolie“<br />
verwendet.<br />
Das Kreppband wurde<br />
auf den Bogen über<br />
die Kennung geklebt<br />
und die Kennung dann<br />
mit dem Kreppband<br />
vom Bogen gelöst.<br />
Das Kreppband löst<br />
sich sehr leicht von<br />
der Kennung –<br />
und rückstandsfrei!
58 SEGELFLUG<br />
Der Innenausbau<br />
der B4, jetzt mit Lipo-<br />
Stromversorgung.<br />
Ein durchgehender<br />
„Zwischenboden“ im<br />
Rumpfvorderteil<br />
hat viele Vorteile und<br />
sorgt für optimale<br />
Positionierung aller<br />
Einbauteile.<br />
FMT 04 | 08<br />
auch ausgezeichnet zum Thermikfliegen taugt.<br />
Aber genau so ist es. Darüber hinaus ist sie<br />
ein Looping-König. Durch die Rollen geht sie<br />
willig, aber wie erwartet nicht ganz rund. Das<br />
T-Leitwerk ist einfach mächtig und verhindert<br />
ein perfektes Drehen um die Längsachse. Dennoch<br />
sehen Rollen mit dieser B4 manierlich aus<br />
– und Spaß macht es, auch wenn die B4 eine<br />
Tendenz zur Fassrolle hat. Selbstverständlich<br />
lässt sich die B4 im Flug auch willig auf den Rücken<br />
legen, doch ist das nicht ihre bevorzugte<br />
Disziplin. Wunderschön gelingen Turns und die<br />
doch recht leichte B4 zeigt hier ein stattliches<br />
Durchzugsvermögen. Sie reagiert hervorragend<br />
aufs Seitenleitwerk und das Tragflächenprofil<br />
Mit der B4 in den Alpen –<br />
diese Maschine sorgt in der Luft<br />
für Freude beim Piloten<br />
HQ 2/12, das sich auch auf Seglern wie Fox<br />
oder Swift findet, tut sein übriges, um eine<br />
gute Flugleistung zu ermöglichen.<br />
Die B4 von Staufenbiel ist also ein Modell,<br />
mit dem man nicht erst fliegen geht, wenn’s<br />
draußen stürmt, sondern bereits schon bei<br />
schwachen bis mittleren Windstärken kann<br />
sie sich behaupten. Voll ausspielen lassen sich<br />
ihre Stärken in der Thermik und – natürlich<br />
– bei stärkerem Wind, vor dem sie sich nicht<br />
zu scheuen braucht. Schade nur, dass sie die<br />
wenigen erwähnten Schwächen bei der Bauausführung<br />
zeigt, obwohl Rumpf und Tragflächen<br />
an sich robust und mit Nehmerqualitäten<br />
ausgestattet sind.<br />
<strong>Datenblatt</strong><br />
<strong>Segelflug</strong><br />
FMT-TEST<br />
Modellname: Pilatus B4<br />
Verwendungszweck: Hangsegler<br />
Hersteller / Vertrieb: Royal-model (CZ) Vertrieb:<br />
Staufenbiel<br />
Modelltyp: mit GFK-Rumpf / Styro-Furnier-Fläche<br />
Lieferumfang:<br />
Rumpf, Seitenleitwerk, Tragflächen, Höhenleitwerk, Zubehör,<br />
Holzfrästeile für Servoreinbau, Haubenrahmen, Klarsicht-Rohteil<br />
Kabinenhaube, Kleinteile in guter Qualität, Dekorbogen<br />
Bau- u. Betriebsanleitung:<br />
Englisch, 4 Seiten, incl. 5 Zeichnungen<br />
Aufbau:<br />
Rumpf: Material: GFK, Verarbeitung: sehr gut,<br />
SLW-Abschlussleiste muss noch eingebaut werden<br />
tragfläche: Zweiteilig, fertig bebügelt, Querruder schon<br />
angeschlagen, Störklappen fertig eingebaut, robuste<br />
Styro-Furnier-Bauweise, keine Flächenverriegelung<br />
vorgesehen, 10-mm-Flächenverbinder<br />
Leitwerk: Höhenleitwerk aus Styro-Furnier, Befestigung<br />
mit 2 × 4-mm-Kunststoffschrauben, GFK-Seitenleitwerk<br />
Kabinenrahmen: GFK-Fertigteil<br />
Kabinenhaube: transparent, unbearbeitetes<br />
Klarsicht- Tiefziehteil<br />
Preis: 269,- Euro<br />
Technische Daten:<br />
spannweite: 3.000 mm<br />
Länge: 1.320 mm<br />
spannweite HLW: 620 mm<br />
Flächentiefe an der Wurzel: 215 mm<br />
Flächentiefe am Randbogen: 90 mm<br />
tragflächeninhalt: 56,6 dm²<br />
tragflächenprofil: HQ 2/12<br />
Gewicht / Herstellerangabe: 2.500 g<br />
Abfluggewicht testmodell: 2.946 g<br />
Flächenbelastung: 52 g/dm²<br />
eWD: 1,5°<br />
schwerpunkt erflogen: 67 mm hinter Nasenleiste<br />
RC-Funktionen und Komponenten:<br />
Höhe: Hitec HS 85 MG<br />
seite: Dymond 4000<br />
Querruder: Dymond 200<br />
Bremsklappe: Dymond 200<br />
F-schlepp-servo: Hitec HS 422<br />
Zubehör: Schleppkupplung<br />
von Vöster Modellbau<br />
Fernsteueranlage: Graupner mc 24<br />
empfänger: Schulze alpha 8<br />
stromversorgung: 2 × 1.050mAh Lemon RC-Lipo mit<br />
Power-Management-System mini von Engel Modellbau<br />
Bezug:<br />
Gustav Staufenbiel GmbH, Seeveplatz 1,<br />
D-21073 Hamburg , Tel. 040-30061950,<br />
Fax 040-300619519,<br />
E-Mail: info@modellhobby.de,<br />
Internet: www.modellhobby-shop.de