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Testbericht aus Modellwerft

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FAHRMODELLE<br />

„Hanseatic“ von robbe<br />

Als ich im Juli 2005 mit dem Baubericht über die robbe „Hanseatic“<br />

begann und dafür vier Teile in den Ausgaben der MODELLWERFT einplanen<br />

konnte, sollte im vierten und letzten Teil im Wesentlichen über Endarbeiten<br />

am Modell und über die ersten Testfahrten mit der „Hanseatic“<br />

berichtet werden. Die <strong>aus</strong>gesprochen große Anzahl an Beschlagteilen,<br />

die ich in diesem Ausmaß nicht erwartet hatte und der damit verbundene<br />

„Arbeitsaufwand“ warf jedoch meine ursprüngliche Planung um.<br />

Somit beschäftige ich mich am Anfang dieses vierten Teiles zuerst noch<br />

mit dem Anbringen der Beschlagteile am Modell. Diese können vor der<br />

Grundierung und Lackierung montiert werden, da sie ebenfalls in weißer<br />

Farbe lackiert werden müssen.<br />

Zuerst wurde der Schornstein fertiggestellt.<br />

Aus Messingrohren verschiedener<br />

Durchmesser werden die Auspuffrohre<br />

erstellt und an der Oberseite im entsprechenden<br />

Winkel angeschrägt. Weiterhin muss der<br />

werksseitig fertig verlötete Signalmast an der<br />

Vorderseite des Schornsteins angebracht und<br />

verklebt werden (Bild 1). Zur leichteren Positionierung<br />

des Mastes befinden sich kleine Löcher<br />

im Resinteil.<br />

1<br />

Weiter geht es am sogenannten Navigationsturm.<br />

Hier müssen Reling, Radargerät, Leiter<br />

und diverse weitere Teile befestigt werden. Auf<br />

der Rückseite des Turms wird eine Stahltür angebracht,<br />

die <strong>aus</strong> Resin gefertigt ist (Bild 2).<br />

Da mir, wie auch bereits in den vorangegangenen<br />

Berichten erwähnt, eine Anleitung zur<br />

Erstellung des Modells fehlte, stellte mich das<br />

Teil 4<br />

Anbringen der vielen Relingteile vor eine echte<br />

Her<strong>aus</strong>forderung. Unter Zuhilfenahme einiger<br />

Originalbilder der „Hanseatic“ wurde die Reling<br />

Zug um Zug angebracht. Gleiches gilt für<br />

die Blenden <strong>aus</strong> Polystyrol, die sich am Fußende<br />

der Relingteile befinden. Neben den <strong>aus</strong> Messing<br />

gefertigten Relingteilen müssen noch einige<br />

Resin-Relingteile verbaut werden. Da es beim<br />

Original der „Hanseatic“ Reling-Abschnitte<br />

gibt, die mit einer Verkleidung versehen sind,<br />

hat sich robbe für eine Variante der Reling <strong>aus</strong><br />

Resin in diesen Bereichen entschieden (Bild 3).<br />

Das macht die Sache deutlich einfacher. Es wäre<br />

mir sicherlich schwer gefallen, an einer Messingreling<br />

im Maßstab 1:100 diese Verkleidung<br />

sauber anzubringen.<br />

In Bild 4 sieht man die zuvor erwähnten Relingabschnitte,<br />

die <strong>aus</strong> Resin gefertigt sind. Weiterhin<br />

werden hier unter anderem ein Signalmast,<br />

ein Flaggenstock, Niedergänge mit Geländern,<br />

Messingrelingteile usw. angebracht.<br />

74 MODELLWERFT 1/2006<br />

2<br />

3


4<br />

Hier sieht man einen Teil der Reling vor dem<br />

Brückenaufbau. Nach Anbringen dieser Reling<br />

wird in der Öffnung des dazugehörigen Decks<br />

noch ein Niedergang <strong>aus</strong> Resin und das Treppengeländer<br />

angebracht.<br />

Eine Ausnahme bildet die Ausstattung des Backdecks.<br />

Hier sind <strong>aus</strong> Resin-, Polystyrol- und<br />

Messing-Einzelteilen zwei Ankerwinden, eine<br />

Trossenwinde, Trossentrommeln, Walzenklüsen,<br />

Poller und weitere Teile zu erstellen (Bild 6).<br />

Diese werden noch nicht auf ihrem zukünftigen<br />

Platz verklebt, da das Backdeck nach der weißen<br />

Lackierung noch mit einem grauem Lack versehen<br />

werden muss. Diese Beschlagteile also einzeln<br />

lackieren und später, nach der endgültigen<br />

Fertigstellung des Backdecks anbringen.<br />

Sind alle weiß zu lackierenden Beschlagteile<br />

angebracht bzw. vorbereitet, können die Vorarbeiten<br />

für die Lackierung des Modells getroffen<br />

werden. Dazu gehört unter anderem die Reinigung<br />

der zu lackierenden Flächen.<br />

Ist das geschehen, kann man zur Tat schreiten.<br />

Ich habe für alle Lackierungen eine Airbrush-<br />

Pistole des Typs Triplex FS verwendet. Bei dieser<br />

Pistole können verschieden große Düsen und<br />

Farbbehälter eingesetzt werden. Für großflächige<br />

Lackierungen, z. B. den Rumpf, verwende ich<br />

eine Düse mit einem Querschnitt von 0,55 mm²,<br />

bei feinen Details wird die 0,35-mm²-Düse ein-<br />

MODELLWERFT 1/2006<br />

5<br />

6<br />

gesetzt. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil,<br />

dass auch sehr filigrane Teile des Aufb<strong>aus</strong>, wie<br />

die bereits angebrachten Beschlagteile oder<br />

Deckbereiche, die nur schlecht erreichbar sind,<br />

mit einem geringen Farbauftrag behandelt<br />

werden können. So vermeide ich die äußerst<br />

unschönen Farbnasen, die durch das „Laufen“<br />

des zuviel aufgetragenen Lacks entstehen.<br />

Natürlich kostet eine so angebrachte Lackierung<br />

deutlich mehr Zeit (man sollte hierbei in Tagen<br />

und nicht in Stunden rechnen), aber das Endergebnis<br />

überzeugt einfach. Jeder, dem bei einer<br />

Lackierung eines schönen Modells schon einmal<br />

eine solche „Rotznase“ entstanden ist, kann sicherlich<br />

gut nachvollziehen, was ich damit meine.<br />

Also, <strong>aus</strong>reichend Zeit hierfür einplanen.<br />

Eine Alternative zur Airbrush-Lackierung<br />

der „Hanseatic“ kann der Farbauftrag mit<br />

Spraydosen sein. Hier sollte man dann einen<br />

Lack auf Acrylbasis verwenden und für eine<br />

Lackierung der feinen Details den mitgelieferten<br />

Sprühkopf gegen einen mit einem geringern<br />

Durchlass <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen. robbe hat ein solches<br />

Sprühkopf-Sortiment für Lackspraydosen im<br />

Zubehörprogramm. Darin befinden sich je zwei<br />

Sprühköpfe mit kleiner und großer Aussprührate<br />

und ein Flächenstrahlsprühkopf. Letzterer<br />

eignet sich gut für die Lackierung von Schiffsrümpfen.<br />

Nach dem Aufbringen der Grundierung habe<br />

ich das komplette Modell weiß lackiert. Jetzt<br />

folgte eine <strong>aus</strong>reichende Trocknungszeit. Dann<br />

wurde abgeklebt. Das Unterwasserschiff bekam<br />

seine rote Farbe und das Backdeck einen<br />

grauen „Anstrich“. Den Abschluss bildet eine<br />

Klarlackschicht – bei Airbrush-Lackierungen<br />

unumgänglich.<br />

Während alle Lackschichten völlig durchtrockneten,<br />

habe ich die Beschlagteile vorbereitet und<br />

lackiert, die nicht in Weiß <strong>aus</strong>geführt werden,<br />

z. B. Fallrepps, Anker und andere Kleinteile.<br />

Auch hier haben mir Bilder des Originals der<br />

„Hanseatic“ gute Dienste geleistet.<br />

Ist die Farbe hundertprozentig durchgetrocknet,<br />

kann man mit dem Einsetzen der Fenster<br />

und Bullaugen beginnen. Es werden insgesamt<br />

122 Bullaugen verbaut. Je zehn Stück befinden<br />

sich an einem Spritzbaum, der <strong>aus</strong> transparentem<br />

Kunststoff gefertigt ist. In Bild 7 sind diese<br />

Bullaugen links unten zu sehen.<br />

7<br />

Weiterhin müssen rund 160 Fenster in fünf<br />

verschiedenen Ausführungen eingesetzt werden.<br />

Dies muss mit größter Sorgfalt geschehen, um<br />

die Fenster nicht mit Kleber zu verschmieren.<br />

Einige Fensterflächen werden <strong>aus</strong> transparenten<br />

Frästeilen angefertigt und decken komplette<br />

Fensterreihen ab, so z. B. die Fenster der Brücke.<br />

Bild 8 zeigt eine Zeichnung dieser Fenster-<br />

Frästeile.<br />

Vier der fünf Fenstertypen haben ein oder zwei<br />

senkrechte Fensterstege. Diese sind etwas abgesenkt<br />

zum Rest der Fensterfläche <strong>aus</strong>geführt.<br />

Um das Aussehen dieser Fenster noch weiter zu<br />

verfeinern, habe ich diese Stege nachträglich<br />

dünn lackiert. Alternativ kann man hier auch<br />

dünne weiße Klebefolie anbringen. So fügen<br />

sich die Fenster harmonisch in die weißen Flächen<br />

des Aufb<strong>aus</strong> ein (Bild 9).<br />

9<br />

Auf allen Relingteilen wird ein Handlauf<br />

angebracht. Dieser Handlauf besteht <strong>aus</strong> einer<br />

dünnen Holzleiste, die ich zuerst auf Länge<br />

geschnitten, lasiert und dann auf der Reling<br />

verklebt habe.<br />

10<br />

8<br />

Für die mit Holz beplankten Decks liegen dem<br />

Baukasten Selbstklebefolien bei, die auf den<br />

entsprechenden Decks angebracht werden. Da<br />

mir zum Zeitpunkt des Erstellen dieses letzten<br />

75


FAHRMODELLE<br />

11<br />

12<br />

Teils des Berichts diese Folien noch nicht vorlagen,<br />

konnte ich diese nicht verwenden. Nach<br />

Rücksprache mit dem Konstrukteur der „Hanseatic“<br />

sandte dieser mir zwei Bilder des Dekors<br />

zu (Bild 11 und 12). Das aufgedruckte Dekor<br />

der Folie macht ein optisch gelungen Eindruck.<br />

Sicherlich lassen sich alternativ die Decks auch<br />

mit dünnen Echtholzstreifen beplanken.<br />

Zu den letzten Arbeiten an der robbe „Hanseatic“<br />

gehört das Anbringen verschiedener<br />

Lampen, der Rettungstender, der Back- und<br />

Steuerbord-Fallrepps, der Zodiaks und diverser<br />

Klebefolien. Beim Betrachten der Bilder der<br />

original „Hanseatic“ sind weitere Feinheiten<br />

aufgefallen, die sich mit etwas Farbe und einem<br />

dünnen Pinsel sehr schön her<strong>aus</strong>stellen lassen<br />

(Bild 13 und 14).<br />

13<br />

Außer dem Bugstrahlruder, welches von robbe<br />

als Option empfohlen wird, habe ich keine<br />

zusätzlichen Sonderfunktionen eingebaut.<br />

Dennoch bietet die robbe „Hanseatic“ einige<br />

Möglichkeiten dafür. Die Spezialisten unter<br />

uns Schiffsmodellbauern werden sicherlich<br />

zusätzliche Funktionen wie eine Beleuchtung<br />

des Schiffs und der Decks einbauen, schiffstypische<br />

Geräusche und Motorsound vorsehen und<br />

vielleicht sogar die Flossenstabilisatoren, die in<br />

Bild 15 als Attrappe zu sehen sind, funktionstüchtig<br />

<strong>aus</strong>führen.<br />

Leider machte der zügig herannahende Redaktionsschluss<br />

und das schlechte Wetter einen Strich<br />

durch meine Rechnung, im letzten Teil dieses<br />

17<br />

Berichtes noch über das Austrimmen und die<br />

ersten Testfahrten mit „meiner“ „Hanseatic“<br />

zu berichten. Da ich aber dennoch einige Fotos<br />

des fertigen Modells in seinem Element zeigen<br />

möchte, stellte mir robbe freundlicherweise<br />

einige Fahraufnahmen des Messemodells der<br />

„Hanseatic“ zur Verfügung.<br />

Fazit<br />

Der Baukasten der robbe „Hanseatic“ trägt im<br />

positiven Sinne seine Bezeichnung absolut zu<br />

recht. Wer ein großes und reichhaltig <strong>aus</strong>gestattetes<br />

Schiffsmodell bauen und sich mehr als nur<br />

zwei oder drei Wochenenden damit beschäftigen<br />

will, liegt mit der „Hanseatic“ genau richtig.<br />

Dennoch sollte nicht verschwiegen werden, dass<br />

man über gewisse Grundkenntnisse im Schiffsmodellbau<br />

verfügen sollte. Weiterhin ist dies<br />

sicherlich kein Modell, welches man nebenbei<br />

am Esszimmertisch montiert. Ein Hobbyraum<br />

mit Arbeitstisch und geeignetem Werkzeug sollte<br />

nicht fehlen.<br />

So <strong>aus</strong>gerüstet, wird der Bau der „Hanseatic“<br />

zu einem großen Vergnügen, denn die hohe<br />

Vorfertigung der vielen Teile trägt Wesentliches<br />

zum Gelingen bei. Die imposante Größe, die<br />

detaillierte Ausführung und die vielen Möglichkeiten<br />

zur Steuerung des Modells machen die<br />

robbe „Hanseatic“ zu einem echten Hingucker<br />

am See oder Teich.<br />

Allen zukünftigen „Hanseatic“-Kapitänen wünsche<br />

ich viel Spaß mit ihrem Modell und immer<br />

eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.<br />

76 MODELLWERFT 1/2006<br />

14<br />

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