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Untergang eines Herzens - Stefan Zweig Centre Salzburg

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denken, als er nach dem letzten Abendessen am Gardasee<br />

seine Frau schlafen hört und sich zu erinnern bemüht, daß<br />

dieser Körper, der da gleiche Luft des gleichen Zimmers trank,<br />

derselbe [tatsächlich?] war, den er jung und glühend gekannt,<br />

der ihm ein Kind gegeben, ein Körper, ihm verbunden durch das<br />

tiefste Geheimnis des Bluts. Aber wer denkt hier? Kafka spricht<br />

einmal von den zwei menschlichen Kardinalsünden Ungeduld<br />

und Lässigkeit, wozu Hans Mayer bemerkte:<br />

Ein Dasein aus der Ungeduld und aus der Unterlassung, wo zu<br />

schnell oder zu langsam gelebt wird, alternierend oder gar gleichzeitig,<br />

ist schuldhafter als die singuläre Bluttat des Verbrechers.<br />

Sie tötet unablässig, aber stets nur ein bißchen. Wer nicht redet,<br />

könnte man Benn paraphrasieren, wird tot.<br />

Was bleibt, ist Gott, die Gemeinde, das orthodoxe Judentum,<br />

und wenn Salomonsohn in tiefster Verzweiflung seinen<br />

Herrn anruft, fühlt er sich bestraft, verflucht das Geld, erkennt<br />

seine Einsamkeit und das Zurückgeworfensein an den Anfang,<br />

zu den Eltern, der Gemeinschaft, der Religion. Wer konservativ<br />

erzogen wurde, scheint uns die Erzählung zuzuraunen, kann<br />

durch die Welt reisen und Geschäfte treiben, am Ende kehrt er<br />

doch zum väterlichen Gesetz zurück. Man kommt um einen<br />

Gedanken nicht herum: Quod erat demonstrandum.<br />

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