Untergang eines Herzens - Stefan Zweig Centre Salzburg
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Ein Interview<br />
STEFAN ZWEIG<br />
DIE ZUKUNFT DES SCHREIBENS<br />
IN EINER WELT IM KRIEG *<br />
Robert van Gelder spricht mit <strong>Stefan</strong> <strong>Zweig</strong> über die Lage des<br />
Künstlers in Europa und über die mutmaßliche Entwicklung der<br />
Literatur in den kommenden Jahren.<br />
„Der Künstler ist in seiner Konzentration angegriffen (wörtl.:<br />
verwundet) worden”, sagte <strong>Stefan</strong> <strong>Zweig</strong>. Er klopfte mit den<br />
Knöcheln seiner linken Hand an seine Brust. „Wie können die<br />
alten Themen nun weiter unsere Aufmerksamkeit beanspruchen?<br />
Ein Mann und eine Frau lernen einander kennen, sie<br />
verlieben sich, sie haben eine Affäre – so etwas war einmal<br />
eine Geschichte. Irgendwann wird dies auch wieder eine<br />
Geschichte werden. Aber wie können wir es jetzt guten Gewissens<br />
in solch einer Belanglosigkeit aushalten?“<br />
„Die vergangenen Monate haben fatale Auswirkungen auf<br />
die literarische Produktion in Europa. Die Grundlage jeglicher<br />
kreativen Arbeit ist und bleibt nun einmal Konzentration,<br />
und die war noch nie so schwer zu finden für die Künstler in<br />
Europa. Wie sollte vollständige Konzentration möglich sein inmitten<br />
<strong>eines</strong> moralischen Erdbebens? Die meisten Schriftsteller<br />
in Europa leisten auf die eine oder andere Art Kriegsdienst<br />
ab, andere mussten ihr Land verlassen und im Exil leben, ständig<br />
herumreisend, und selbst die wenigen Glücklichen, denen<br />
es möglich blieb, die Arbeit an ihren Schreibtischen fortzusetzen,<br />
können dem Aufruhr unserer Zeit nicht entkommen.“<br />
* New York Times Book Review, 28. Juli 1940<br />
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