LWL Ist der LWL mit von der Partie, gewinnt Westfalen-Lippe.
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<strong>Westfalen</strong> erfahren –<br />
Spitzenleistungen aus <strong>der</strong> Region<br />
Radtour durch <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong><br />
6. - 13. Juli 2002
U2 ist vakat!
<strong>Westfalen</strong> erfahren - Spitzenleistungen aus <strong>der</strong> Region<br />
- Eine Radtour durch <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> -<br />
Vorwort<br />
„<strong>Westfalen</strong> erfahren – Spitzenleistungen aus <strong>der</strong> Region“ – unter diesem Motto veranstalten<br />
Stiftung und Verein <strong>Westfalen</strong>-Initiative vom 6.-13. Juli 2002 ihre erste Radtour. Ziel <strong>der</strong><br />
Tour ist es, auf wirtschaftliche, kulturelle und an<strong>der</strong>e Highlights in <strong>der</strong> Region aufmerksam zu<br />
machen und zu zeigen, dass <strong>Westfalen</strong> ein in vieler Hinsicht attraktiver Standort ist. Darüber<br />
hinaus verfügt die Region über reizvolle Landschaften, die sich gerade bei einer Radtour beson<strong>der</strong>s<br />
gut erschließen lassen.<br />
Im Rahmen einer einwöchigen Radtour lässt sich natürlich nur ein Bruchteil <strong>der</strong> westfälischen<br />
Spitzenleistungen präsentieren. Die Auswahl <strong>der</strong> angefahrenen Ziele richtet sich dabei auch<br />
nach routenplanerischen Gesichtspunkten, weshalb sie nicht als Wertung begriffen werden<br />
darf. <strong>Westfalen</strong> hat mehr zu bieten als das, was wir in einer Woche besichtigen können. Unter<br />
dem Motto „Spitzenleistungen aus <strong>der</strong> Region“ ließe sich noch manche Radtour organisieren.<br />
Diese Tour soll in erster Linie die Schönheit und die Leistungskraft <strong>Westfalen</strong>s bewusst machen<br />
und gleichzeitig Neugier auf weitere Beson<strong>der</strong>heiten und Glanzpunkte in <strong>der</strong> Region<br />
wecken. Sie zeigt, dass <strong>Westfalen</strong> eine lebens- und liebenswerte Region <strong>mit</strong> Zukunft ist.<br />
Wir laden Sie herzlich ein, uns zu begleiten und die westfälischen Spitzenleistungen zu bewun<strong>der</strong>n<br />
und zu genießen. Diese Broschüre informiert über die diesjährige Route und die angefahrenen<br />
Ziele, um Ihnen den Zugang zu erleichtern.<br />
Wir danken allen Unterstützern dieser Radtour und wünschen allen Mitfahrern eine erlebnisreiche<br />
und schöne Fahrt.<br />
1
6. Juli Minden Preußenmuseum / Grußwort Bürgermeister Korte 11 00 �<br />
Porta Westfalica Kaiser-Wilhelm-Denkmal (Weserbrücke) 11 30 �<br />
Vlotho Rast 13 45 �<br />
Herford Haus des Möbels / Einführung Jan Hoet 16 30 ����<br />
Bielefeld v. Bodelschwinghsche Anstalten Bethel 18 15 �<br />
Bielefeld Dr. August Oetker KG<br />
Bielefeld<br />
Grußwort OB David<br />
7. Juli Bielefeld Start 8 30 ����<br />
Gütersloh Bertelsmann Stiftung 10 15 ����<br />
Detmold Palaisgarten / Empfang RP Wiebe 11 15 �<br />
Detmold Freilichtmuseum Detmold 12 00 �<br />
Detmold Hermannsdenkmal 12 20 �<br />
Horn-Bad Meinberg Externsteine / Rast 14 20 �<br />
Horn-Bad Meinberg Kurpark 15 30 �<br />
Pa<strong>der</strong>born Heinz Nixdorf MuseumsForum 19 40 �<br />
Pa<strong>der</strong>born Diözesanmuseum / Grußwort Bürgermeister Paus<br />
8. Juli Pa<strong>der</strong>born Start 8 30 ����<br />
Bad Berleburg Wittgensteiner Kliniken 10 45 ����<br />
Hilchenbach Westfälisches Restaurant des Jahres 11 15 ����<br />
Hilchenbach Stift Keppel 11 45 �<br />
2<br />
Dreistiefenbach Rast 13 30 �<br />
Siegen Museum für Gegenwartskunst / Einführung Prof. Dr. 15 50 ����<br />
Klaus Bußmann<br />
Meschede-Grevenstein Veltins-Brauerei 18 45 �<br />
Meschede Abtei Königsmünster / Treffen <strong>mit</strong> Bürgermeister Hess<br />
und Alt-Abt Stephan<br />
9. Juli Meschede Start 9 00 ����<br />
Lüdenscheid Knopfmuseum 11 20 �<br />
Lüdenscheid Hoffmeister-Leuchten 13 45 �<br />
Lüdenscheid Rast 14 30 �<br />
Hagen Fernuniversität Hagen 18 15 �<br />
Hagen Hohenhof 19 15 �<br />
Hagen<br />
Treffen <strong>mit</strong> OB Horn und Vertretern <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
10. Juli Hagen Start 8 30 ����<br />
Witten Privatuniversität Witten-Herdecke 9 30 �<br />
Witten Zeche Nachtigall 11 00 �<br />
Hohensyburg Rast 14 00 �<br />
Hohensyburg Spielcasino Hohensyburg / Diskussion u.a. <strong>mit</strong> Marc 14 40 �<br />
Girardelli<br />
Tourprogramm<br />
Tag Stadt Station Ungefähre<br />
Abfahrt<br />
Dortmund Technologiepark 1 16 30 �<br />
Dortmund Technologiepark 2 / Treffen <strong>mit</strong> OB Dr. Langemeyer<br />
und Unternehmern
11. Juli Dortmund Start 9 00 �<br />
Dortmund Zeche Zollern 11 15 �<br />
Herne Fortbildungsakademie Mont Cenis/Solarenergie 12 30 �<br />
Herne Rast 13 25 �<br />
Gelsenkirchen Arena «Auf Schalke» / Gespräch <strong>mit</strong> OB Wittke und 16 20 �<br />
dem Vereinsmanagement<br />
Recklinghausen Ruhrfestspielhaus<br />
Recklinghausen<br />
Grußwort Bürgermeister Pantför<strong>der</strong><br />
12. Juli Recklinghausen Start 8 30 Raesfeld Akademie des Handwerks / Präsident Zentralverband 10<br />
����<br />
des Deutschen Handwerks Dieter Philipp<br />
10 ����<br />
Schöppingen Windpark 11 20 Schöppingen Künstlerdorf / Einführung Dr. Spiegel 12<br />
�<br />
20 Schöppingen Rast 13<br />
�<br />
30 Eggerode Wallfahrtsort 14<br />
�<br />
00 Greven Logistik-Unternehmen Fiege 19<br />
�<br />
10 Greven FMO / Geschäftsführer Stöwer, Bürgermeister Koling,<br />
RP Dr. Twenhöven<br />
21<br />
�<br />
00 ����<br />
Gimbte Hotel<br />
13. Juli Greven / Gimbte Start 8 30 ����<br />
Füchtorf Schloß Harkotten, Sieger Design / Dieter Sieger 10 40 ����<br />
Warendorf Landgestüt 11 45 �<br />
Warendorf Rast 13 00 �<br />
Warendorf DOKR (Olympisches Ko<strong>mit</strong>ee f. Reiterei) 13 30 �<br />
Münster Coppenrath Verlag / Kreativkai / Wolfgang Hölker 16 20 �<br />
Münster Institut für Nanotechnologie 17 45 �<br />
Münster Campus Leonardo / Gespräch u.a. <strong>mit</strong> OB Dr. Tillmann<br />
Dargestellt sind die ungefähren Abfahrtszeiten, um Ihnen Ort und Uhrzeit aufzuzeigen, an<br />
denen Sie die Möglichkeit haben, sich <strong>der</strong> Gruppe <strong>mit</strong> dem Rad anzuschließen (�). Die genaue<br />
Uhrzeit <strong>der</strong> einzelnen Veranstaltungen erfahren Sie bei <strong>der</strong> <strong>Westfalen</strong>-Initiative unter<br />
0251/591-6406 bzw. www.westfalen-erfahren.de.<br />
3
Einleitung<br />
Das nationalstaatliche Gesicht Europas, das sich erst im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t ausprägte, steht seit<br />
etwa zwei Jahrzehnten angesichts fundamentaler Umbrüche im Mittelpunkt <strong>von</strong> Diskussionen.<br />
Von einem Europa <strong>der</strong> Regionen ist die Rede, weil allgemein Konsens darüber herrscht,<br />
dass die einzelnen Regionen des Kontinents im Zuge des europäischen Vereinigungsprozesses<br />
an politischem, soziokulturellem und wirtschaftlichem Gewicht zunehmen werden. Dieser<br />
bereits begonnenen Entwicklung liegen drei langfristig wirkende Ursachen zugrunde:<br />
Erstens werden die nationalen Grenzen immer durchlässiger, politische Zielsetzungen zunehmend<br />
im europäischen Kontext formuliert, und politische Steuerungsabläufe entsprechend<br />
verstärkt auf die europäische Ebene verlagert. Hierdurch kommt es zu einem Funktionsverlust<br />
und zu abnehmen<strong>der</strong> Bindungskraft <strong>von</strong> Nationalstaaten.<br />
Zweitens erfor<strong>der</strong>n die verän<strong>der</strong>ten Bedingungen eines offeneren Marktes eine wettbewerbstaugliche<br />
Anpassung <strong>der</strong> Wirtschaft, d.h. eine flexible Handlungsfähigkeit vor Ort und<br />
jenseits zentralstaatlicher Interessen. Die Angleichung globaler Konsummuster und <strong>der</strong> erweiterte<br />
Konkurrenzmarkt dürften die Bindung an den regionalen Kontext verstärken.<br />
Drittens löst einhergehend <strong>mit</strong> diesen nationalen Entwertungen <strong>der</strong> propagierte und zunehmend<br />
gelebte kulturelle Austausch die Menschen bis zu einem gewissen Grade aus den traditionellen<br />
nationalen Bindungen.<br />
Im Sinne unseres demokratischen und marktwirtschaftlichen Selbstverständnisses können<br />
diese Entwicklungen im Hinblick auf eine europäische Einheit dabei nicht politisch, etwa <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> EU, konstruiert werden, son<strong>der</strong>n allgemein nur Folge angeregter Prozesse sein. Die Einheit,<br />
wenn man so will, muß in vorgegebene Rahmenbedingungen „<strong>von</strong> unten“ hineinwachsen.<br />
Hierbei kommt den Regionen des Kontinents konzeptionell und auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong><br />
Subsidiarität ein starkes Gewicht zu.<br />
Die genannten Entwicklungen werden diese zu eigenverantwortlicher Handlungsfähigkeit<br />
drängen. Regionale Entscheidungsprozesse versprechen eine bessere und schnellere Reaktionsfähigkeit<br />
sowie angemessenere und effizientere Problemlösungen als zentralstaatliche,<br />
weil sie auf größerer Orts- und Sachnähe sowie direkterer demokratischer Bürgerbeteiligung<br />
beruhen und Kompetenzen besser bündeln können.<br />
Die Wirtschaft betreffend wird es einen Wettbewerb <strong>der</strong> Regionen geben, <strong>der</strong> bei Standortfragen<br />
keine Rücksicht auf nationale Grenzen nimmt. Auf soziokultureller Ebene wird sich das<br />
Bedürfnis nach Orientierung und Identifikation, verstärkt noch durch die wachsenden Globalisierungstendenzen,<br />
verstärkt auf den heimatlichen Nahraum beziehen, weil Europa als Identifikationsraum<br />
zu komplex und (noch) zu abstrakt erscheint.<br />
Ein funktionierendes Europa braucht keine Einebnung regionaler Beson<strong>der</strong>heiten, son<strong>der</strong>n ein<br />
Miteinan<strong>der</strong> selbstbewusster Partner und eine entsprechende gegenseitige Akzeptanz. Ein<br />
stabiles europäisches Gefüge - das bedeutet Kraft aus den Regionen und Vielfalt in <strong>der</strong> Einheit.<br />
Zu tragenden europäischen Säulen dürften insbeson<strong>der</strong>e solche Regionen werden, die auf <strong>der</strong><br />
Grundlage <strong>der</strong> Subsidiarität eine gefestigte regionale Identität und Selbstüberzeugung sowie<br />
ihre Leistungsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft begründen. Ein solcher Regionalismus<br />
ist nicht als rückwärts gewandte Ideologie o<strong>der</strong> separatistisches Konzept zu verstehen, son<strong>der</strong>n<br />
als Voraussetzung, die Potenziale einer Region effizient auszuschöpfen - zukunftsweisend<br />
ganz im Sinne <strong>der</strong> „Europäischen Idee“.<br />
In diesem Zusammenhang sehen wir in <strong>Westfalen</strong> alle Voraussetzungen gegeben, um nicht<br />
nur eine Region in, son<strong>der</strong>n auch für Europa zu sein.<br />
4<br />
<strong>Westfalen</strong> erfahren – eine Spitzenleistung aus <strong>der</strong> Region<br />
- Eine Radtour durch <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> -
Es gilt, die unterschiedlichen Kräfte <strong>der</strong> Teilregionen <strong>Westfalen</strong>s verstärkt in Einklang zu<br />
bringen, die vielen Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen und da<strong>mit</strong> ohne Zwang ein Selbstverständnis<br />
<strong>Westfalen</strong>s zu entwickeln.<br />
Daran anknüpfend ist die Radtour, die insbeson<strong>der</strong>e westfälische Spitzenleistungen einbezieht,<br />
als eine Art Weckruf zu verstehen: „WWW - <strong>Westfalen</strong> werde wach!“<br />
<strong>Westfalen</strong><br />
Das früheste Ereignis, das im nachhinein <strong>mit</strong> westfälischer Identität in Verbindung gebracht wird, ist<br />
die Varusschlacht 9 n. Chr., als Arminius, Herrmann <strong>der</strong> Cherusker genannt, <strong>mit</strong> seinen germanischen<br />
Stämmen die römischen Legionen in die Flucht schlug. An diesen Sieg, heute gern als Symbol westfälischer<br />
Unbeugsamkeit betrachtet, erinnern u.a. das Hermannsdenkmal in Detmold und das bekannte<br />
Lied „Als die Römer frech geworden“. Erstmals erwähnt wurde <strong>Westfalen</strong> 775 und war ursprünglich<br />
eine <strong>der</strong> drei sächsischen Stammesprovinzen. In dieser Zeit leistete <strong>mit</strong> dem Sachsen Widukind eine<br />
weitere bedeutende Figur <strong>der</strong> westfälischen Geschichte Wi<strong>der</strong>stand gegen die Vereinnahmung seines<br />
Herrschaftsgebietes. Letztlich musste er sich <strong>der</strong> fränkischen Übermacht Karls des Großen beugen.<br />
Bezeichnend für die Sachsenstämme war, dass sie keinen König hatten und ihre Angelegenheiten als<br />
gleichberechtigte und eigenverantwortliche Partner in Stammesversammlungen regelten und da<strong>mit</strong> ein<br />
frühes Beispiel für die Anwendung des Subsidiaritätsprinzips abgaben.<br />
Im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t umfasste <strong>Westfalen</strong> die Gebiete zwischen Rhein und Weser. Vom 13.-18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
waren folgende Territorien westfälisch: die Bistümer Münster, Pa<strong>der</strong>born, Osnabrück und<br />
Minden, die kurkölnischen Nebenlande Herzogtum <strong>Westfalen</strong> und das Vest (Gaugericht) Recklinghausen,<br />
die Grafschaften Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim, Lingen, Tecklenburg, Ravensberg,<br />
Mark, Rietberg und Waldeck, die Abteien Corvey und Essen sowie die Herrschaft <strong>Lippe</strong>.<br />
Im Mittelalter war die Region ein Transitland <strong>mit</strong> Handelswegen vom Rhein zur Ostsee. Viele Menschen<br />
aus <strong>Westfalen</strong> folgten den Handelsverbindungen bis nach Smolensk und Nowgorod, waren bei<br />
<strong>der</strong> Errichtung verschiedener Ostseestädte beteiligt und stellten einen überregionalen Bezug her, so<br />
dass <strong>Westfalen</strong> auch in <strong>der</strong> Fremdwahrnehmung ein Begriff wurde. Obwohl <strong>von</strong> heterogenen Herrschaftsverhältnissen<br />
geprägt, gab es zu jener Zeit in <strong>Westfalen</strong> auch Verbindendes. Bei allen konfessionellen<br />
und politischen Gegensätzen und Auseinan<strong>der</strong>setzungen wurde eine gemeinsame und überdauernde<br />
Haltung zu gesetzlichen Festlegungen wie Landfriedenswahrung und Ordnung <strong>der</strong> Währungs-<br />
und Münzverhältnisse eingenommen. So<strong>mit</strong> war es ein gutes Omen, die Wirren des Dreißigjährigen<br />
Krieges nach Verhandlungen in Münster und Osnabrück schließlich <strong>mit</strong> dem „Westfälischen<br />
Frieden“ 1648 zu beenden und die Bezeichnung gerade dieser Region an ein neues Toleranzverständnis<br />
zwischen den Konfessionen und eine neue Staatenordnung zu binden.<br />
Das Königreich Westphalen unter Napoleon (1807-13) umfasste <strong>von</strong> den alten Gebieten nur Pa<strong>der</strong>born,<br />
Minden-Ravensberg, Osnabrück, Corvey und Rietberg sowie ab 1810 Teile Hannovers. Die<br />
preußische Provinz <strong>Westfalen</strong> wurde 1815 aus dem alten westfälischen Kerngebiet, <strong>der</strong> früheren Grafschaft<br />
Sayn-Wittgenstein und <strong>der</strong> Abtei Essen gebildet. Osnabrück und das Nie<strong>der</strong>stift Münster wurden<br />
zwischen Hannover und Oldenburg geteilt. Erstmals in <strong>der</strong> Geschichte <strong>Westfalen</strong>s entstand ein<br />
einheitlicher Herrschafts- und Verwaltungsbezirk, so dass sich allmählich, trotz <strong>der</strong> bestehenden politischen<br />
und konfessionellen Differenzen, ein gemeinsames Selbstverständnis herausbilden konnte.<br />
1946 wurde <strong>Westfalen</strong> <strong>mit</strong> dem Land <strong>Lippe</strong> und <strong>der</strong> nördlichen Rheinprovinz zum Bundesland Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />
verbunden.<br />
Innerhalb Nordrhein-<strong>Westfalen</strong>s hat sich die Region <strong>Westfalen</strong> aufgrund <strong>der</strong> Vielfalt und<br />
strukturellen Voraussetzungen als Lebensraum und wichtiger Standort Deutschlands positiv<br />
entwickelt. Die Region zählt aktuell auf 21.500 km² rund 8,5 Mio. Einwohner und übersteigt<br />
da<strong>mit</strong> die Größe vieler europäischer Nationen.<br />
Auch aus aus wirtschaftlicher Sicht ist <strong>Westfalen</strong> bedeuten<strong>der</strong> und größer als einige selbstständige<br />
Staaten in Europa: Die Bruttowertschöpfung betrug 1996 321 Mrd. Dollar (vergleichbar<br />
<strong>mit</strong> Portugal) und <strong>der</strong> Güterexport betrug 1998 74,4 Mrd. Dollar (vergleichbar <strong>mit</strong><br />
Dänemark).<br />
Die Wirtschaftsstruktur ist dabei primär vom Mittelstand geprägt, was Flexibilität, Qualitätsorientierung<br />
und Innovationskraft <strong>mit</strong> sich bringt. Durch Anbindung an zunehmend praxi-<br />
5
sorientierte wissenschaftliche Institute und Forschungsanstalten sind starke Firmenzuwächse<br />
im Bereich <strong>der</strong> Zukunftstechnologien zu vermelden. Die Zeichen für die Bewältigung <strong>der</strong><br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts stehen gut, müssen aber erkannt und in <strong>der</strong> Praxis<br />
umgesetzt werden – für ein starkes <strong>Westfalen</strong> und die Zukunft Europas.<br />
Ostwestfalen-<strong>Lippe</strong><br />
Die Region, die <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> ehemaligen politischen Blockgegensätze im europäischen<br />
Koordinatensystem in eine Zentrallage gerückt ist, zählt zu den wachstumsstärksten in<br />
Deutschland. Dieses lässt sich durch Zahlen belegen: Während im zurückliegenden Jahrzehnt<br />
die Einwohnerzahl um fast 15% auf über 2 Mio. angestiegen ist, ist die Arbeitslosenquote im<br />
Zeitraum Juni 1997 bis Juni 2001 um 16,7 % gesunken und es sind 100.000 neue Arbeitsplätze<br />
entstanden. Aufgrund <strong>der</strong> <strong>mit</strong>telständischen Prägung ist Ostwestfalen-<strong>Lippe</strong> (OWL) wirtschaftlich<br />
flexibel und regenerationsfähig, ohne staatliche Hilfen in Anspruch nehmen zu<br />
müssen. Es herrscht eine ausgeprägte Branchenvielfalt, wobei sich u.a. das Ernährungsgewerbe,<br />
Kommunikationstechnologien, die Möbelindustrie und das Verlagswesen in <strong>der</strong> ersten<br />
Reihe befinden. Ein weiterer wirtschaftlicher und auch sozialer Vorteil dabei ist <strong>der</strong> hohe<br />
Anteil familiengeführter Firmen, was zwischen Unternehmer und Arbeitnehmer wechselseitig<br />
Bindungskraft erzeugt und verstärkt zu einer ausgeprägten Identifikation <strong>mit</strong> dem Betrieb<br />
führt. Namen wie Bertelsmann und Oetker stehen für die Leistungspotential <strong>der</strong> Firmen, die<br />
sich auf dieser Basis entwickelt haben.<br />
Landschaftlich und kulturell ist die Region geprägt durch die zahlreichen Bä<strong>der</strong>, die ihr einen<br />
beson<strong>der</strong>en Erholungscharakter verleihen, touristisch in Szene gesetzt u.a. durch die „Wellness“-Radroute.<br />
Aber auch die topographischen und kulturellen Beson<strong>der</strong>heiten <strong>von</strong> Corveyer<br />
Land, <strong>Lippe</strong>r Land, Pa<strong>der</strong>borner Land und Teutoburger Wald begründen den touristischen<br />
Stellenwert.<br />
Mittelgebirgswäl<strong>der</strong>, naturbelassene Flusslandschaften, weitläufige Kurparks, mächtige<br />
Schlösser und Ritterburgen sowie geschichtsträchtige Klöster und Kirchen locken die Besucher<br />
ebenso ins Land wie <strong>der</strong> beständige Wechsel zwischen den bewaldeten Höhenrücken <strong>von</strong><br />
Wiehen-, Wesergebirge, Teutoburger Wald und Eggegebirge sowie den Flusstälern <strong>von</strong> Weser,<br />
Ems und <strong>Lippe</strong>.<br />
Die einzelnen Gebiete OWLs haben dabei jeweils ihre eigenen charakteristischen Merkmale:<br />
Im Norden liegt Minden-Lübbecke, <strong>der</strong> mühlenreichste Kreis in Nordrhein-<strong>Westfalen</strong>, weiter<br />
südlich das hügelige Herfor<strong>der</strong> Wittekindsland, im Westen <strong>der</strong> Kreis Gütersloh <strong>mit</strong> seinen<br />
zahlreichen Schlössern, im Osten das <strong>Lippe</strong>rland <strong>mit</strong> historischen Stadtkernen, im Süden das<br />
Pa<strong>der</strong>borner Land <strong>mit</strong> imposanten Kirchen und Klöstern und <strong>mit</strong>tendrin Bielefeld, die Großstadt<br />
im Grünen. All diese Landstriche sind durchsetzt <strong>von</strong> Zeugnissen <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />
z.B. mystische Stätten altsächsischer Herkunft, die auf die unterschiedlichen Stämme und<br />
Gruppen hinweisen, die <strong>Westfalen</strong> geprägt haben. Auch sportlich kann die Region Spitzenleistungen<br />
aufbieten, z.B. Bundesligafußball in Bielefeld, Handball bis zur Weltklasse in Nettelstedt,<br />
Minden und Lemgo sowie Weltklassetennis beim ATP-Rasenturnier in Halle. Das dortige<br />
Gerry-Weber-Stadion ist nicht nur eine <strong>der</strong> weltweit schönsten Tennis-Arenen, son<strong>der</strong>n<br />
darüber hinaus ein multifunktionaler Veranstaltungsort.<br />
6
Minden<br />
Anhand <strong>von</strong> Siedlungsfunden ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass das heutige Stadtgebiet bereits im 3. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
besiedelt war. Urkundlich erwähnt wurde Minden erstmals in einer fränkischen Chronik <strong>von</strong><br />
798. Karl <strong>der</strong> Große hielt dort eine Reichsversammlung ab. Im Jahr 977 erhielt <strong>der</strong> Mindener Bischof<br />
Milo <strong>von</strong> Kaiser Otto II. das Privileg des Markt-, Münz- und Zollrechts, ein Ereignis, das die weitere<br />
städtische Entwicklung positiv beeinflusste. Fortan florierten Markt und Gewerbe, so dass Minden um<br />
die Jahrtausendwende zu einem bedeutenden Handelsort und Wirtschaftsknotenpunkt aufstieg - symbolisiert<br />
durch die Marktkirche St. Johannes Baptist, die auch als Grabstätte Mindener Kaufleute, Versammlungsort<br />
und Warenlager diente.<br />
Die geographische Lage Mindens an <strong>der</strong> Route bedeuten<strong>der</strong> Handelsstraßen, die Schiffbarkeit <strong>der</strong><br />
Weser und <strong>der</strong> Beitritt zum Städtebund <strong>der</strong> Hanse brachten <strong>der</strong> Stadt Reichtum und Wohlstand.<br />
Nach dem Westfälischen Frieden 1648 fiel das ehemals selbstständige Fürstbistum, wirtschaftlich arg<br />
gebeutelt durch den Dreißigjährigen Krieg, an das Kurfürstentum Brandenburg. Nun hielten preußisches<br />
Militär und Beamtenschaft Einzug und eine über 200jährige Epoche als Festungsstadt begann.<br />
Mit dem Verlust <strong>der</strong> Wirtschaftskraft und <strong>der</strong> politischen Eigensständigkeit ging ein rapi<strong>der</strong> Bevölkerungsrückgang<br />
einher. Merkantilistische För<strong>der</strong>ungen des preußischen Staates Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
fielen größtenteils den Wirren des Siebenjährigen Krieges zum Opfer (1756-63), als Minden<br />
zweimal durch französische Truppen eingenommen wurde. Nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon<br />
wurde die Stadt ab 1815 Regierungssitz des neugebildeten preußischen Regierungsbezirkes<br />
Minden und blieb als Verwaltungs<strong>mit</strong>telpunkt durch Festungsanlagen geprägt, was die wirtschaftliche<br />
Entfaltung hin<strong>der</strong>te. Dabei war Minden bereits 1847 <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Köln-Mindener Eisenbahn an das seinerzeit<br />
mo<strong>der</strong>nste Verkehrssystem angeschlossen.<br />
Die Festung wurde 1873 aufgehoben, Industrie und Gewerbe wuchsen fortan kontinuierlich, begünstigt<br />
vor allem durch das Verkehrswegenetz als Standortvorteil. Neben besagter Eisenbahnlinie, heute<br />
einer <strong>der</strong> großen wirtschaftsstrategischen Knotenpunkte in Deutschland und Europa, wurde die Weserstadt<br />
1915/16 durch den Mittellandkanal bzw. durch das Wasserstraßenkreuz an das europäische<br />
Kanalwegesystem angeschlossen.<br />
Die Stadt ist heute ein beachtliches Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum für ein Umland<br />
<strong>von</strong> 450000 Einwohnern. Die Unternehmensstruktur ist geprägt durch den Mittelstand <strong>mit</strong><br />
einem gesunden Branchenmix. Dieser Vielfalt verdankt <strong>der</strong> gesamte Wirtschaftsraum Minden-Lübbecke<br />
ein relativ hohes Beschäftigungsniveau und bei allen Umbrüchen ein ausgewogenes<br />
Verhältnis zwischen sekundärem und tertiärem Sektor. Führende Rollen nehmen Metall-<br />
und Maschinenbau sowie <strong>der</strong> Handel ein.<br />
Mit <strong>der</strong> Melitta-Untenehmensgruppe beheimatet Minden zudem einen international renommierten<br />
Hersteller <strong>von</strong> Kaffeezubereitungsprodukten sowie vielen weiteren Artikeln und ist<br />
da<strong>mit</strong> weltweit ein Begriff.<br />
Als beson<strong>der</strong>e Anpassungen an die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gegenwart können u.a. die Konversionsprojekte<br />
auf den Gebieten ehemaligen Militärgeländes betrachtet werden, die in erster<br />
Linie an die Aufgaben einer angemessenen (wirtschaftlichen) Zukunftsorientierung gebunden,<br />
aber, wie das Preußenmuseum zeigt, <strong>der</strong> Tradition nicht entwurzelt sind.<br />
Preußenmuseum<br />
Welcher Platz für die landesgeschichtliche Ausstellung <strong>der</strong> preußischen Ära eignete sich besser<br />
als die ehemalige Defensionskaserne am neu zu gestaltenden Simeonsplatz, dem frühesten<br />
Zeugnis des preußischen Klassizismus in Minden aus dem Jahr 1829. Innerhalb <strong>der</strong> einzigartigen<br />
Architektur wird z.Z. die Vielfalt <strong>der</strong> Beziehungen zwischen Brandenburg-Preußen und<br />
seinen westfälischen Landesteilen im 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, demnächst auch die Entwicklung<br />
bis zu den Anfängen des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts dokumentiert. Thematisch reicht das Spektrum<br />
<strong>von</strong> den einschneidenden Ereignissen <strong>der</strong> politischen Geschichte über die Darstellung sozialer,<br />
wirtschaftlicher und militärischer Entwicklungen bis hin zur Kirchen- und Bildungsgeschichte<br />
sowie <strong>der</strong> allgemeinen Geistesgeschichte. In Kooperation <strong>mit</strong> dem Geheimen Staatsarchiv<br />
Berlin ist zudem eine Ausstellung zur Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen<br />
7
und Livland erarbeitet worden. In Ergänzung zur Dauerausstellung finden sich Son<strong>der</strong>ausstellungen<br />
zu Kunst und Kultur im Programm. Räume für Tagungen und Veranstaltungen<br />
sowie ein Café-Restaurant runden das Angebot ab.<br />
Porta Westfalica<br />
Porta Westfalica wurde 1973 aufgrund des Beschlusses des Landtages zur Gebiets- und Verwaltungsreform<br />
vom 01.01. 1973 <strong>mit</strong> dem Zusammenschluss <strong>von</strong> 15 Gemeinden gegründet. Auf altem Stammesland<br />
<strong>der</strong> Sachsen liegend, ragt seit über 100 Jahren das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Wittekindsberg<br />
hervor. Die einzelnen Siedlungen lassen sich hinsichtlich ihres Ursprungs bis in das Mittelalter<br />
verfolgen. Die Schalksburg wird bereits 1096 urkundlich erwähnt und gibt als „Haus zum Berge“,<br />
wie sie später genannt wurde, dem Ort Hausberge seinen Namen. Hausberge bildet heute als<br />
Verwaltungssitz den Stadtkern.<br />
Der Namensursprung <strong>der</strong> Stadt liegt etwa 200 Jahre zurück, als Porta Westfalica die Bezeichnung für<br />
das Durchsbruchtal <strong>der</strong> Weser zwischen Weser- und Wiehengebirge war.<br />
Heute ist Porta Westfalica aufgrund <strong>der</strong> Verkehrslage an A2 und A30 sowie <strong>der</strong> Nähe zu den<br />
internationalen Flughäfen Münster-Osnabrück, Hannover und Pa<strong>der</strong>born ein lukrativer Wirtschaftsstandort.<br />
Neben kleinen und <strong>mit</strong>tleren Betrieben gibt es auch große, international tätige<br />
Unternehmen, die sich die differenzierten Gewerbeflächenangebote und die Lage <strong>der</strong> Stadt zu<br />
Nutze gemacht haben.<br />
Kaiser-Wilhelm-Denkmal<br />
Während <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong> deutschen Staaten im zweiten Kaiserreich 1871 bis<br />
1918, um die bekanntlich lange gerungen wurde, existierte ein ausgeprägtes Bewusstsein für<br />
die nationale Einheit. Dieser wurde <strong>mit</strong> einer Vielzahl <strong>von</strong> Nationaldenkmälern gehuldigt. Da<br />
war es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. 1888 vielerorts Pläne<br />
entwickelt wurden, seiner in Form eines Denkmals zu erinnern. Schließlich hatte <strong>der</strong> Provinziallandtag<br />
in Münster 1889 zwischen elf Standorten zu entscheiden, legte sich per Abstimmung<br />
auf Porta Westfalica fest und stellte zudem 50.000 Goldmark für die Errichtung zur<br />
Verfügung. Weitere 300.000 Goldmark wurden durch Spenden aufgebracht. Geschaffen wurde<br />
das Kaiser-Wilhelm-Denkmal vom Bildhauer und gebürtigen <strong>Westfalen</strong> Kaspar <strong>von</strong> Zumbusch<br />
aus Wien, nach Plänen des seinerzeit bedeutendsten deutschen Denkmal-Künstlers,<br />
dem Berliner Architekten Bruno Sch<strong>mit</strong>z. Allerdings sprengte das Vorhaben den Kostenrahmen,<br />
so dass erst im September 1892 <strong>mit</strong> dem Bau begonnen werden konnte. Am 18.10. 1896<br />
wurde das Denkmal im Beisein <strong>von</strong> Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Victoria sowie<br />
15-20.000 Menschen feierlich eingeweiht.<br />
Es besteht aus Porta-Sandstein, <strong>der</strong> aus einem Stollen im Wittekindsberg abgebaut wurde. Das<br />
tempelartige Bauwerk ist dreigeteilt. Von <strong>der</strong> Ringterrasse <strong>mit</strong> 30 Stützpfeilern und einem<br />
Durchmesser <strong>von</strong> 120 m führt eine Freitreppe zur Hoch-Terrasse. Von hier führen nochmals<br />
20 Stufen bis zum Kuppelbau, wo sich das Standbild des Kaisers befindet. Die 7 m hohe Kaiserfigur<br />
steht auf einem 5,5 m hohen Steinsockel. Das Standbild des Kaisers besteht aus vernieteten<br />
Kupferplatten und zeigt den Kaiser barhäuptig, die linke Hand auf den Pallasch gestützt,<br />
die rechte Hand erhoben. Über dem Standbild erhebt sich ein 50 m hoher Baldachin,<br />
<strong>der</strong> <strong>von</strong> 6 gewaltigen Säulen getragen wird. Diese schließen sich in 18 m Höhe zu Rundbögen.<br />
32 m ist <strong>der</strong> Außendurchmesser des Baldachins, <strong>der</strong> Innenraum misst 18 m im Durchmesser.<br />
Das Denkmal ist insgesamt 88 m hoch. Auf seiner Spitze befindet sich eine 2,5 m<br />
hohe Kaiserkrone <strong>mit</strong> vergoldetem Kreuz.<br />
Von den Denkmalterrassen hat man eine wun<strong>der</strong>bare Aussicht auf das gegenüberliegende<br />
Wesergerbirge <strong>mit</strong> dem Jacobsberg, auf den Luft- und Kneippkurort Porta Westfalica-<br />
Hausberge sowie auf das Wesertal und die Weserbrücke.<br />
Das einstige Nationaldenkmal ist heute zum Wahrzeichen <strong>der</strong> Region geworden und ein beliebtes<br />
Ausflugsziel. Ein wesentlicher Grund hierfür ist sicher, dass sich das Denkmal in ei-<br />
9
nem beliebten Tourismusgebiet befindet, das <strong>mit</strong> zahlreichen kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten,<br />
landschaftlichen Reizen und umliegenden Bä<strong>der</strong>n aufwarten kann. Diese sind durch<br />
Wan<strong>der</strong>wege wie den Wittekindsweg und Fahrradrouten wie die Wellness- und die Bahn-<br />
Rad-Route <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> vernetzt, was die Region zu einer aufregenden Erholungs- Erkundungs-<br />
und Urlaubslandschaft macht.<br />
Herford<br />
Eingerahmt zwischen dem Wiehengebirge im Norden, <strong>der</strong> Weser und dem Weserbergland im Osten<br />
und dem Teutoburger Wald erstreckt sich das Wittekindsland Herford <strong>mit</strong> seinen sanften Hügeln und<br />
Wäl<strong>der</strong>n, idyllischen Seen und Flüssen sowie weiten Fel<strong>der</strong>n und Fluren. Diese landschaftliche Kulisse<br />
war Ende des 8. Jahrhun<strong>der</strong>ts Schauplatz des erbitterten Wi<strong>der</strong>standes des Sachsen Widukind gegen<br />
Karl den Großen.<br />
Die Heere zogen damals durch eine Furt des Flusses Werre, worauf <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> 823 gegründeten<br />
Stadt zurückgeht. Herford wurde zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum des Mittelalters, begründet<br />
durch ausgeprägten Handel und den Einfluß <strong>der</strong> Kirche.<br />
Die heutige Struktur Herfords ist durch eine Branchenvielfalt auf <strong>mit</strong>telständischer Ebene<br />
geprägt. Bis in die 1970er Jahre wurde das Bild <strong>von</strong> Textil- und Holzindustrie bestimmt.<br />
Strukturbedingte Konjunkturrückgänge in diesen Bereichen sind insbeson<strong>der</strong>e durch einen<br />
gewachsenen Dienstleistungssektor und die aufstrebende Kommunikationstechnologie nicht<br />
nur kompensiert, son<strong>der</strong>n allgemein in Wachstum überführt worden.<br />
Dennoch sind es beson<strong>der</strong>s Textilien sowie Möbel, die Herford bekannt gemacht und auch<br />
heute noch eine große Bedeutung für die Stadt haben. Im Jahr 2000 hat das Bekleidungsgewerbe<br />
als führende Branche 16% des Arbeitskräftebedarfs abgedeckt. Es folgte, ebenfalls<br />
noch in <strong>der</strong> Tradition stehend, die Holzverarbeitung <strong>mit</strong> 12%.<br />
Diese beson<strong>der</strong>e Stellung <strong>der</strong> Holz- und Möbelbranche wird ihre kunstvolle Würdigung in<br />
dem kurz vor <strong>der</strong> Vollendung stehenden multifunktionalen Ausstellungsgebäude MARTa<br />
Herford erhalten.<br />
MARTa Herford<br />
Unter dem Dach des virtuellen Gemeinschaftsgebäudes MARTa Herford wollen die unterschiedlichen<br />
Akteure <strong>der</strong> regionalen Möbelwirtschaft zukünftig noch intensiver zusammenarbeiten<br />
und sich den Herausfor<strong>der</strong>ungen zukünftiger Märkte stellen. Mit dem Museumsneubau<br />
in Herford soll diese Zusammenarbeit eine aufsehenerregende bauliche Ausformung finden.<br />
MARTa Herford schlägt eine Brücke zwischen Kunst und Design. Das Projekt wirkt als<br />
Transformator zwischen Menschen und Dingen, Räumen und Zeiten. Es sollen Kräfte gebündelt<br />
und nach außen Wirkungen gezeigt werden. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> regional stark vertretenden<br />
Möbelindustrie sollen vielfältige Funktionen <strong>der</strong> Kunst-Kommunikation verwirklicht<br />
werden.<br />
In das multifunktionale Ausstellungsgebäude, das 2003 eröffnet wird, ziehen auch <strong>der</strong> Verband<br />
<strong>der</strong> Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> e.V. und die LGA Qualitätsservice<br />
GmbH ein.<br />
Entworfen wurde das Gebäude vom amerikanischen Architekten Frank O. Gehry, zu dessen<br />
bekanntesten Gebäuden in Europa das Guggenheimmuseum in Bilbao zählt. Die<br />
ARCHIMEDES GmbH aus Herford leitet in enger Kooperation <strong>mit</strong> Gehry Partners, LLP das<br />
Bauprojekt vor Ort.<br />
Geleitet wird MARTa Herford vom belgischen Künstler Jan Hoet, <strong>der</strong> bereits zahlreiche internationale<br />
Ausstellungen organisiert hat, u.a. die Documenta IX in Kassel.<br />
Ein Ausblick auf das, was Herford erwartet, konnte und kann schon jetzt <strong>mit</strong> einer Reihe <strong>von</strong><br />
Ausstellungen zeitgenössischer Kunst unter dem Namen „Zeitweise“ geboten werden. Zunächst<br />
waren im Elsbachgebäude gegenüber dem Baustellengelände an <strong>der</strong> Goebenstraße bis<br />
zum April Werke <strong>von</strong> Panamarenko zu sehen. Zur Zeit läuft die umstrittene und wegen ihrer<br />
10
Gewaltdarstellungen zunächst verbotene Ausstellung „Black Low“ des norwegischen Künstlers<br />
Bjarne Melgaard.<br />
Bielefeld<br />
Der Ravensberger Graf Hermann IV. gründete die Stadt Bielefeld im Jahre 1214 und plante da<strong>mit</strong> die<br />
Sicherung seiner Herrschaft und die Steigerung seiner wirtschaftlichen Macht. Als Kreuzung alter<br />
Handelswege war sie ein ideales Territorium, um Kaufleute aus <strong>der</strong> Umgebung und dem benachbarten<br />
Münster anzulocken, die fortan die Stadtentwicklung bestimmten. Mitte des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts ließ <strong>der</strong><br />
Graf die Sparrenburg als Verwaltungs<strong>mit</strong>telpunkt bauen. Die dafür nötigen Handwerker begannen,<br />
sich vor den Toren <strong>der</strong> Altstadt nie<strong>der</strong>zulassen und begründeteten da<strong>mit</strong> eine weitere - ungeplante -<br />
Besiedlung. Erst 1520 wurden Alt- und Neustadt vereinigt. Das <strong>von</strong> Handwerkern und Kaufleuten<br />
geprägte Bielefeld gehört seit dem 15. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Hanse an, doch erst Ende des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
erschien <strong>mit</strong> dem Leinen das Markenzeichen und <strong>der</strong> Exportschlager <strong>der</strong> Stadt auf dem Markt.<br />
Im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t brachte das Leinengewerbe beträchtlichen Wohlstand, wobei im Umland produziert<br />
und im Zentrum gehandelt wurde. Konkurrenz durch Baumwolle und maschinelle Produktion<br />
<strong>von</strong> Garnen in Irland führten nach 1830 in die Krise.<br />
Mit <strong>der</strong> Anbindung an die Köln-Mindener Eisenbahn 1847 und da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> preisgünstigen Anlieferung<br />
<strong>von</strong> Kohle, <strong>der</strong> Kompetenz im Ausland geschulter Kaufleute, Flachsanbau in <strong>der</strong> Umgebung und billigen<br />
und kompetenten Arbeitern in den Handspinnern und -webern sind die Faktoren <strong>der</strong> erfolgreichen<br />
Industrialisierung <strong>der</strong> Textilproduktion genannt, wodurch das Gewerbe aus <strong>der</strong> Krise geführt wurde.<br />
Synonym dieses Aufschwungs wurde die 1854 gegründete Ravensberger Spinnerei, die unter Beteiligung<br />
vieler Kaufleute als Aktiengesellschaft betrieben wurde und zeitweise die größte Maschinenspinnerei<br />
Europas war. Im Jahr 1862 wurde die Weiterverabeitung angeschlossen und eine Weberei<br />
errichtet, schließlich liefen 1870 11% aller Spindeln und Webstühle Deutschlands in Bielefeld. „Bielefel<strong>der</strong><br />
Wäsche“ wurde zu einer weit über die Region hinaus bekannten Marke. Industrielle Fertigung<br />
<strong>von</strong> Bettwäsche, Blusen und Hemden um die Jahrhun<strong>der</strong>twende waren <strong>von</strong> solch enormer wirtschaftlicher<br />
Bedeutung für die Stadt, dass diese Branche noch heute das wirtschaftliche Bild <strong>mit</strong>prägt. Dennoch<br />
wandelte sich Bielefeld zu jener Zeit vom Leinenhandelszentrum zur Industriestadt. Die Ausrüstung<br />
<strong>der</strong> Textilfabriken lockte das Maschinenbaugewerbe an. Bielefeld entwickelte sich bis heute<br />
zum fünftgrößten Standort dieser Art in Deutschland. Beson<strong>der</strong>s bekannt sind die Dürkopp-Werke, die<br />
über Nähmaschinen, Fahrrä<strong>der</strong>, Autos, LKWs und Autobusse heute zur Produktion <strong>von</strong> Industrienähmaschinen<br />
und För<strong>der</strong>anlagen gelangt sind.<br />
Auch <strong>der</strong> Name Dr. August Oetkers, Erfin<strong>der</strong> des Backpulvers, ist als Weltmarke untrennbar <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Stadt Bielefeld verknüpft.<br />
Im Jahr 1930 zog die wirtschaftliche Expansion die Eingemeindung heute als Stadtteile zählende Orte<br />
nach sich, wodurch die Entwicklung zur Großstadt geebnet wurde. Während des Krieges wurde die<br />
Altstadt größtenteils zerstört und man entschied sich nach 1945 für eine mo<strong>der</strong>ne Neugestaltung. Das<br />
Textilgewerbe verlor an Bedeutung und die Stadt wandelte sich zunehmend zu einem Dienstleistungszentrum<br />
und im Jahr 1969 <strong>mit</strong> Gründung <strong>der</strong> Universität auch zu einer Bildungsmetropole. Die kommunale<br />
Neuordnung 1973 <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Eingemeindung weiterer Gebiete ließ die Stadt schließlich nochmals<br />
größer werden.<br />
Trotz <strong>der</strong> fehlenden natürlich gewachsenen Struktur ist Bielefeld <strong>mit</strong> seinen heute 325.000<br />
Einwohnern laut Unternehmerstudie die unternehmerfreundlichste Stadt Deutschlands.<br />
Zukunfts- und marktorientierte Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung werden in Bielefeld großgeschrieben,<br />
was durch das Bielefel<strong>der</strong> Technologiezentrum dokumentiert wird. Über 40 junge Unternehmen,<br />
beson<strong>der</strong>s aus <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationsbranche, aber auch aus <strong>der</strong> Biotechnologie<br />
sind hier genauso tätig wie Entwicklungslabors, die neue Materialien erforschen.<br />
Sie alle nutzen die technische Infrastruktur, die Universität und Fachhochschule zur Verfügung<br />
stellen. Ein angeschlossenes Grün<strong>der</strong>zentrum ebnet Existenzgrün<strong>der</strong>n den Weg und ein<br />
in Kürze in Betrieb genommener Technologiepark erweitert das innovative Spektrum <strong>der</strong> Zukunftsorientierung.<br />
Darüber hinaus dokumentiert die Integration <strong>der</strong> <strong>von</strong> Bodelschwinghschen Anstalten Bethel<br />
im Stadtteil Gad<strong>der</strong>baum das beson<strong>der</strong>e soziale Engagement Bielefelds.<br />
11
Auch sportlich ist einiges in Bielefeld los, die Kicker <strong>von</strong> Arminia schafften in diesem Jahr<br />
zum sechsten Mal den Aufstieg in die Bundesliga und halten da<strong>mit</strong> den nationalen Rekord.<br />
Die <strong>von</strong> Bodelschwinghschen Anstalten Bethel<br />
Als Pastor Friedrich <strong>von</strong> Bodelschwingh 1872 die Leitung <strong>der</strong> 1867 in Bielefeld gegründeten<br />
Anstalt übernahm, entstand ein beispielhaftes diakonisch geprägtes Gemeinwesen auf den<br />
Säulen Nächstenliebe und Solidarität. Die Idee, sozial benachteiligte Menschen und Menschen<br />
<strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen und Erkrankungen in verschiedener Weise bei <strong>der</strong> Integration in<br />
den gesellschaftlichen Alltag zu unterstützen und das Zusammenleben behin<strong>der</strong>ter und nicht<br />
behin<strong>der</strong>ter Menschen zu för<strong>der</strong>n, hat ein ausgeprägtes Netzwerk <strong>von</strong> Ortschaften <strong>der</strong> Bodelschwinghschen<br />
Anstalten entstehen lassen, <strong>von</strong> denen eine in Bielefeld-Gad<strong>der</strong>baum beheimatet<br />
ist.<br />
„Bethel“ kommt aus dem Hebräischen und heißt „Haus Gottes“ und entsprechend gilt für die<br />
Ortschaften, dass je<strong>der</strong> Mensch unabhängig seiner Verfassung seine unantastbare Würde besitzt<br />
und Teil des Ganzen ist. Heute setzen sich in Bethel rund 11.000 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter für die zu betreuenden Menschen ein, in Kliniken, Heimen, Schulen und Kin<strong>der</strong>gärten,<br />
Wohngruppen, Werktherapien und Werkstätten für Behin<strong>der</strong>te sowie immer mehr in<br />
ambulanten Diensten.<br />
Die zentralen Arbeitsgebiete sind die Behin<strong>der</strong>ten-, Alten-, Jugend- und Wohnungslosenhilfe,<br />
Arbeit und berufliche Rehabilitation sowie die Psychiatrie und die medizinische Versorgung<br />
in Akutkrankenhäusern. In <strong>der</strong> Epilepsiebehandlung und –forschung sind die v. Bodelschwinghschen<br />
Anstalten Bethel führend. Neben den medizinischen und pädagogischen Einrichtungen<br />
gibt es Kirchen, Sport- sowie an<strong>der</strong>e Freizeit- und Begegnungsstätten, Handwerksbetriebe<br />
und Einkaufsmöglichkeiten.<br />
Bethel ist ein Ort, in dem exemplarisch das Zusammenleben unterschiedlichster Menschen<br />
integrativ gestaltet wird: Menschen, die die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, Menschen,<br />
die dort arbeiten und Menschen, die aus an<strong>der</strong>en, vielleicht persönlichen Gründen in den Ortschaften<br />
leben und an <strong>der</strong> Idee teilhaben möchten.<br />
Vieles, was zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebenssituation <strong>der</strong> Menschen in Bethel beiträgt, ist dabei<br />
nur durch die rund 340.000 Spen<strong>der</strong> möglich, die sich dieser Einrichtung und ihrer Philosophie<br />
verbunden fühlen.<br />
Aber Bethel ist nicht nur selbstbezogen, son<strong>der</strong>n kooperiert international <strong>mit</strong> ähnlichen Institutionen,<br />
z.B. <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Cleveland Clinic Foundation, för<strong>der</strong>t den Auf- und Ausbau medizinischer<br />
und sozialer Hilfeeinrichtungen in Osteuropa und stellt <strong>mit</strong> den Krankenanstalten Gilead<br />
das akademische Lehrkrankenhaus <strong>der</strong> Universität in Münster.<br />
Dr. August Oetker Nahrungs<strong>mit</strong>tel KG<br />
Die Dr. August Oetker Nahrungs<strong>mit</strong>tel KG ist nicht nur eines <strong>der</strong> bekanntesten und größten<br />
Unternehmen <strong>der</strong> deutschen Nahrungs<strong>mit</strong>telindustrie, sie bürgt auch für eine in aller Welt<br />
geschätzte Marke <strong>von</strong> beson<strong>der</strong>er Qualität. Etwa 370 Produkte – das Sortiment reicht <strong>von</strong><br />
Backzutaten über tiefgekühlte Pizzen bis hin zu Müslis und vielem mehr – genießen durch<br />
den Namen „Oetker“ als Gütesiegel in höchstem Maße das Vertrauen <strong>der</strong> internationalen<br />
Kundschaft. In Deutschland produziert das Unternehmen ihre Artikel bei rund 3.000 Beschäftigten<br />
in vier Produktionsstätten und erzielte im Jahr 2000 einen Bruttojahresumsatz <strong>von</strong><br />
über 1,1 Mrd. Mark. Auch die internationalen Märkte werden unter dem Firmendach Oetker<br />
International ständig ausgebaut, was insbeson<strong>der</strong>e nur durch eine innovative Unternehmenspolitik<br />
und Produktherstellung möglich ist. Innovation und Expansion, <strong>mit</strong> diesen Schlagworten<br />
lässt sich seit jeher die Entwicklung <strong>der</strong> Fa. Oetker auf eine kurze Formel bringen.<br />
Ein Pülverchen hier<strong>von</strong>, eine Spitze da<strong>von</strong> – so ähnlich muss es gewesen sein und ein Hauch<br />
<strong>von</strong> Erfin<strong>der</strong>romantik erfüllte wohl den Raum, als <strong>der</strong> Apotheker Dr. August Oetker 1890 in<br />
<strong>der</strong> Hinterstube einer Bielefel<strong>der</strong> Apotheke das Backpulver „Backin“ erfand. Zehn Jahre spä-<br />
12
ter führte er den berühmten „Hellkopf“ als Markenkennung ein und erwies sich da<strong>mit</strong> auch<br />
auf dem Feld des Marketing als einer <strong>der</strong> Pioniere mo<strong>der</strong>nen Wirtschaftens. Die Oetker-<br />
Produkte standen fortan so hoch im Kurs, dass 1900 eine neue Fabrik in Bielefeld gegründet<br />
wurde und 8 Jahre später in Baden bei Wien <strong>der</strong> erste ausländische Standort zu vermelden<br />
war. In den 1920er Jahren entstanden weitere Tochterfirmen in Frankreich, Polen, Belgien,<br />
Dänemark und Italien. Am Ende jenes Jahrzehnts warb Dr. Oetker bereits <strong>mit</strong> 20minütigen<br />
Filmen im Kino, außerdem forcierten Informationsmobile, Filmvorführungen und Vortragsveranstaltungen<br />
das Geschäft. In Zeiten des Krieges machte das Unternehmen sich daran,<br />
seine Rezepte dem allgemeinen Zustand <strong>der</strong> Knappheit anzupassen und erwies sich als ideenreicher<br />
Hilfesteller zur Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Not. Nach dem Krieg führte Rudolf-August Oetker, <strong>der</strong><br />
Enkel des Firmengrün<strong>der</strong>s, das Unternehmen weiter zum internationalen Erfolg. Während <strong>der</strong><br />
Wirtschaftswun<strong>der</strong>zeit entstanden international 15 eigene Betriebe und Vertriebsgesellschaften.<br />
In den 1960er Jahren wurde eine Versuchsküche als Marketingidee berühmt, außerdem<br />
produzierte Oetker erstmals Eiskrem und eröffnete in Ettlingen eine Eiskremfabrik. Mit dem<br />
Erscheinen <strong>von</strong> Eisschränken und Kühltruhen gab es wie<strong>der</strong> einen Grund, bewährten Ideenreichtum<br />
und Innovationspotenzial zu aktivieren – 1970 erschien die erste Tiefkühlpizza auf<br />
dem Markt. In den 1980er Jahren, August Oetker, Sohn <strong>von</strong> Rudolf- August Oetker, war inzwischen<br />
als persönlich haften<strong>der</strong> Gesellschafter in das Unternehmen eingetreten, sind verschiedene<br />
Hersteller zur Dr. August Oetker Nahrungs<strong>mit</strong>tel KG zusammengeschlossen worden.<br />
Die Inhaberfamilie stellt sich ihrer Verantwortung nicht nur im Unternehmen, son<strong>der</strong>n auch<br />
gegenüber <strong>der</strong> Gesellschaft. Umweltorientierte Unternehmensführung, die erfolgreiche Erprobung<br />
<strong>von</strong> Arbeitszeitmodellen sowie soziales und kulturelles Engagement kennzeichnen<br />
die Einstellung gegenüber Mitarbeitern und <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
Beispielhaft sei die Einführung des Umweltmanagementsystems 1993 genannt, <strong>mit</strong> dem Umweltschutz<br />
als ein Aspekt in die unternehmerischen Tätigkeiten integriert wurde. Einzelne<br />
Werke und Bereiche unterliegen hinsichtlich ihrer umweltbelastenden Rolle <strong>der</strong> ständigen<br />
Überwachung.<br />
Gütersloh<br />
Wie für den ganzen ostwestfälischen Raum aufgrund <strong>der</strong> geographischen Zentrallage typisch lebte das<br />
damalige Heidedorf im Mittelalter u.a. entsprechend lange vom Fuhrgewerbe<br />
Der archäologische Fund des „Pavenstädter Riesenbechers“ <strong>von</strong> 1951 verweist allerdings auf eine<br />
Besiedlung noch vor dieser Zeit etwa 1500 v. Chr.<br />
Die jüngere Geschichte führt in das Jahr 1184, als das Dorf in einer Urkunde des Bischofs <strong>von</strong> Osnabrück<br />
erstmals erwähnt wird. Seit Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickelte sich die junge Stadt (seit<br />
1825) zu einem bedeutenden und florierenden Wirtschaftsstandort. Beson<strong>der</strong>s herausragende Entwicklungen<br />
nahmen das Medienunternehmen Bertelsmann, das <strong>von</strong> Carl Bertelsmann durch die Eröffnung<br />
einer <strong>der</strong> ersten Steindruckereien <strong>Westfalen</strong>s im Jahr 1824 aus <strong>der</strong> Taufe gehoben wurde, und<br />
die Firma Miele, die auf Carl Miele zurückgeht, <strong>der</strong> im Jahr 1899 eine Zentrifugen- und Haushaltsgerätefabrik<br />
ansiedelte.<br />
Knapp 100.000 Einwohner leben in <strong>der</strong> Hauptstadt eines <strong>der</strong> flächenmäßig größten Kreisgebiete.<br />
Seit 1973 Kreisstadt, spielt Gütersloh wirtschaftlich, kulturell und bürokratisch für<br />
330.000 Einwohner des Kreises eine erhebliche Rolle. Die Stadt bietet neben städtischer Atmosphäre<br />
auch genügend Raum für nachbarschaftliches Zusammenleben nach ländlichem<br />
Muster. Attraktiv ist die zentral an den wichtigen Ost-West- und Nord-Süd-Verkehrsachsen<br />
gelegene Stadt insbeson<strong>der</strong>e auch für all diejenigen, die <strong>von</strong> günstigen Anbindungen und kurzen<br />
Wegen profitieren möchten.<br />
Mehr als 5.000 Unternehmen verteilen sich auf viele Branchen und bezeichnend für einen<br />
Großteil <strong>von</strong> ihnen ist, dass sie als Familienunternehmen einheimische Wurzeln haben und<br />
13
da<strong>mit</strong> für westfälischen Tatendrang stehen. In diesem Zusammenhang sind auch die Namen<br />
Bertelsmann und Miele zu nennen, die Gütersloh im beson<strong>der</strong>en Weltgeltung verschaffen.<br />
Gerade Familienbetriebe sind in <strong>der</strong> Regel <strong>von</strong> solchem Unternehmergeist geprägt, <strong>der</strong> Profitstreben<br />
<strong>mit</strong> sozialer Verantwortung verbindet, wie insbeson<strong>der</strong>e auch die Firmengeschichte<br />
des Medienunternehmens Bertelsmann und die daraus hervorgehende Bertelsmann Stiftung<br />
beweisen.<br />
Bertelsmann Stiftung<br />
Einer <strong>der</strong> herausragendsten Unternehmer Deutschlands, <strong>der</strong> Gütersloher Reinhard Mohn,<br />
gründete 1977 die Bertelsmann Stiftung. Mohn, <strong>der</strong> kurz nach dem Zweiten Weltkrieg die<br />
Leitung des familieneigenen Druck- und Verlagsbetriebes übernahm, kann auf die beeindrukkende<br />
Leistung zurückblicken, das seinerzeit nur regional bedeutsame und <strong>mit</strong>telständische<br />
Verlagshaus Bertelsmann in die Spitzengruppe <strong>der</strong> internationalen Medienunternehmen geführt<br />
zu haben. Dabei vertrat er stets die Maxime, dass ethische Prinzipien wie Fairness, Partnerschaft<br />
und Gerechtigkeit ökonomischen Plänen und Zielen vorgeordnet werden müssen<br />
und überhaupt erst <strong>der</strong>en effiziente Umsetzung ermöglichen. Entsprechend gewährleistete er<br />
seinen Mitarbeitern einen größtmöglichen Freiraum und machte er sich für materielle Gerechtigkeit<br />
und soziale Sicherheit stark, was ihm <strong>mit</strong> hoher Motivation und große Leistungsbereitschaft<br />
gedankt wurde. Nur so ist es wohl zu erklären, dass Bertelsmann <strong>mit</strong> über 81.000<br />
Mitarbeitern in mehr als 60 Län<strong>der</strong>n zuletzt einen Umsatz <strong>von</strong> 32,4 Mrd. Mark erzielte.<br />
Der für seine unternehmerische Tätigkeit mehrfach ausgezeichnete Mohn gab 1981 den Vorstandsvorsitz<br />
ab und zog sich 1991 auch aus dem Aufsichtsrat zurück, um sich ganz <strong>der</strong> <strong>von</strong><br />
ihm ins Leben gerufenen Stiftung widmen zu können. Er fungierte bis Oktober 2001 als <strong>der</strong>en<br />
Präsidiumsvorsitzen<strong>der</strong>, bevor er das Amt an Dr. Gunter Thielen übergab.<br />
Der idealistische Hintergrund <strong>der</strong> Bertelsmannstiftung besteht einerseits aus gesellschaftsund<br />
unternehmenspolitischen Überlegungen, das traditionelle sozialpolitische, kulturelle und<br />
soziale Engagement <strong>der</strong> Inhaberfamilien Bertelsmann und Mohn auf breiter praktischer Basis<br />
fortzusetzen, und an<strong>der</strong>erseits aus <strong>der</strong> Absicht, die Unternehmenskontinuität zu sichern, weshalb<br />
Mohn die Mehrheit <strong>der</strong> Kapitalanteile an <strong>der</strong> Bertelsmann AG auf die Stiftung übertragen<br />
hat. Hinsichtlich ihrer Aufgaben versteht sich die Stiftung als operative, konzeptionell<br />
arbeitende Einrichtung, die ihre Projekte selbst entwirft, initiiert und bis zur praktischen Umsetzung<br />
gestaltet. Sie arbeitet eng <strong>mit</strong> kompetenten Partnern in wissenschaftlichen, staatlichen<br />
und privaten Institutionen zusammen. Finanziert wird die Arbeit aus den Erträgen des Kapitalbesitzes.<br />
Im Geschäftsjahr 2000/01 betrug <strong>der</strong> Etat <strong>der</strong> Stiftung mehr als 54 Mio. Euro. Es<br />
waren 280 Mitarbeiter in rund 180 Projekten beschäftigt, die insbeson<strong>der</strong>e gesellschaftliche<br />
Probleme lösen helfen und Perspektiven verwirklichen sollen.<br />
Die Projekte betrafen die Bereiche Wirtschaft, Politik, Hochschule, Kultur, Medien, Medizinund<br />
Gesundheitswesen, Staat und Verwaltung, Öffentliche Bibliotheken und Stiftungswesen.<br />
Für beson<strong>der</strong>s innovative Konzepte und nachahmenswerte Lösungsansätze wird jährlich <strong>der</strong><br />
<strong>mit</strong> zuletzt 300.000 DM dotierte Carl-Bertelsmann-Preis vergeben.<br />
In Planung ist in Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Stiftung <strong>Westfalen</strong>-Initiative und <strong>der</strong> Stiftung <strong>Westfalen</strong><br />
eine Zukunftskonferenz, auf <strong>der</strong> eine Vision für <strong>Westfalen</strong> entwickelt werden soll.<br />
15
Detmold<br />
Theotmalli (Volksgerichtstätte), so hieß <strong>der</strong> Ort, an dem Karl <strong>der</strong> Große 783 die Sachsen besiegte.<br />
1263 gründete <strong>der</strong> Edle Herr Bernhard <strong>der</strong> III. zur <strong>Lippe</strong> am Werreübergang <strong>der</strong> alten Handelsstraße<br />
Pa<strong>der</strong>born-Lemgo die Stadt Detmelle. Einige Stationen <strong>der</strong> Geschichte Detmolds seien hier erwähnt:<br />
Nachdem es während <strong>der</strong> Soester Fehde 1447 zu starken Verwüstungen gekommen war, wurde 1511<br />
<strong>mit</strong> dem bedeutendsten Bau des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts, dem Schloss, begonnen - ein Renaissancebau <strong>mit</strong><br />
reichem Giebelschmuck, <strong>der</strong> 1557 fertiggestellt wurde. Von 1625 bis 1637 suchte die Pest Detmold<br />
heim und raffte über 900 Menschen dahin. Im Jahr 1842 trat die Stadt dem Deutschen Zollverein bei.<br />
33 Jahre später erhielt sie bzw. das 7 km entfernte Hiddensen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Einweihung des Herrmannsdenkmals<br />
das berühmte Wahrzeichen <strong>der</strong> Region und 1918 wurde Detmold Landeshauptstadt des<br />
„Freistaates <strong>Lippe</strong>“. Dieser wurde 1947 dem Bundesland Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> angeschlossen und<br />
Detmold erhielt den Sitz <strong>der</strong> Bezirksregierung des neugebildeten Regierungsbezirkes.<br />
Heute zählt die ehemalige Residenz Detmold <strong>mit</strong> ihren vielen Kulturhöhepunkten, wie etwa<br />
dem Freilichtmuseum, ca. 72.000 Einwohner und wird als ehedem <strong>mit</strong>telständisch geprägter<br />
Raum (Druckerei, Knopfbetrieb, Tabakverarbeitung, Brauereien, Holzverarbeitung) vom<br />
Verwaltungssektor dominiert (Bezirksregierung, Landeskirche, Kreisverwaltung etc.).<br />
Für die Zukunftsorientierung steht das Gewerbe- und Innovationszentrum <strong>Lippe</strong>-Detmold,<br />
kurz GILDE, das Existenzgrün<strong>der</strong>n, aufstrebenden Mittelständlern, serviceorientierten<br />
Dienstleistern und anwendungsorientierten Forschern ein kommunikatives Forum bietet, um<br />
die wirtschaftlichen Potenziale optimal und integrativ zu nutzen.<br />
Residenzschloss Detmold<br />
Die Anfänge <strong>der</strong> Detmol<strong>der</strong> Burg sind weitgehend unbekannt. Der mächtige Turm deutet stilistisch<br />
auf eine Entstehung um die Mitte des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts hin und dürfte zur Zeit <strong>der</strong><br />
Gründung Detmolds bereits existiert haben.<br />
Während <strong>der</strong> Soester Fehde ließ <strong>der</strong> Erzbischof <strong>von</strong> Köln im Jahre 1447 Burg und Stadt Detmold<br />
durch böhmische Söldner zerstören. Wenige Jahre danach wurde die alte Burg teilweise<br />
wie<strong>der</strong> aufgebaut und <strong>mit</strong> einer mächtigen Wallanlage bewehrt. Bereits seit 1511 diente sie<br />
den lippischen Landesherren als Residenz. Graf Bernhard VIII. berief 1549 den Baumeister<br />
Jörg Unkair, <strong>der</strong> sich bereits <strong>mit</strong> einer stattlichen Zahl <strong>von</strong> Renaissancebauten im Weserraum<br />
einen Namen gemacht hatte, nach Detmold. Von ihm stammt das Konzept einer vierflügeligen<br />
Anlage, das er bereits beim Bau des Schlosses Neuhaus bei Pa<strong>der</strong>born verwirklicht hatte.<br />
Zwei Giebel an <strong>der</strong> rechten Seite <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>front des Schlosses und die beiden vor<strong>der</strong>en<br />
Treppentürme tragen noch seine unverkennbare Handschrift. Der Befestigungsanlage <strong>mit</strong><br />
Wall wurde ein Wassergraben vorgelagert. Nach dem Tod Unkairs im Jahre 1554 fügte <strong>der</strong><br />
flämische "Steinschnei<strong>der</strong>" Johann Robin im Schlosshof die berühmte Renaissancegalerie<br />
zwischen den beiden Treppentürmen ein und Baumeister Kord Tönnies vollendete den Neubau<br />
des Schlosses. Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde das Schloss teilweise barockisiert. Ab 1780<br />
wurden die Befestigungsanlagen im Eingangsbereich beseitigt, um Raum für den Schlossplatz<br />
zu schaffen. Nach <strong>der</strong> Abdankung und dem Tod des letzten regierenden Fürsten, Leopold IV.,<br />
lebt <strong>der</strong> jüngste Sohn, Dr. Armin Prinz zur <strong>Lippe</strong>, noch heute im Renaissanceschloss.<br />
Westfälisches Freilichtmuseum Detmold<br />
Im größten Freilichtmuseum Deutschlands - in <strong>der</strong> Trägerschaft des Landschaftsverbandes<br />
<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> (<strong>LWL</strong>) befindlich - lernen die jährlich weit über 20.000 Besucher in originalen<br />
Gebäuden <strong>mit</strong> historischer Ausstattung und aktiven Werkstätten das Leben auf dem<br />
Lande kennen. Seit 1971 werden Kulturgüter <strong>der</strong> letzten 500 Jahre präsentiert. Ländliches und<br />
kleinstädtisches Leben im historischen <strong>Westfalen</strong> stand bei <strong>der</strong> Gründung im Mittelpunkt,<br />
inzwischen erweitert um zahllose weitere Aspekte <strong>der</strong> Geschichte. Alles ist hier, was zu Bauernhöfen<br />
und Dörfern in <strong>Westfalen</strong> gehörte: Drei Mühlen, Fachwerkhöfe <strong>mit</strong> Backstein o<strong>der</strong><br />
Lehmgeflecht sowie Werkstätten <strong>mit</strong> tätigen Handwerkern, so etwa <strong>der</strong> Schmied o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
16
Bäcker im Pa<strong>der</strong>borner Dorf des Museums. Schon heute zeigt das Westfälische Freilichtmuseum<br />
100 Gebäude aus fünf Jahrhun<strong>der</strong>ten. Das Sauerlän<strong>der</strong> Dorf war im Sommer 1997 erstmals<br />
zu besichtigen und wurde 1998 um ein Trafotürmchen und eine neue Remise bereichert.<br />
In <strong>der</strong> Saison 2001 eröffnete die Kapellenschule Werthenbach. Im Sommer 2002 wird das<br />
Pastorat aus Allagen nun das Pa<strong>der</strong>borner Dorf ergänzen. Besucher entdecken während ihrer<br />
Reise auf den Spuren <strong>der</strong> Vielfalt westfälischer Kultur stimmig eingerichtete Häuser, Höfe<br />
und Dorfanlagen, die den Zeitraum vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhun<strong>der</strong>t repräsentieren.<br />
Soziale Unterschiede sind augenfällig verdeutlicht: Das prächtige Haus des Gütersloher<br />
Branntweinproduzenten Stahl im Pa<strong>der</strong>borner Dorf und <strong>der</strong> Schultenhof versinnbildlichen<br />
sowohl in ihrer Bauweise als auch durch die stilvolle Einrichtung einen vom Wohlstand geprägten<br />
Lebensstil. Im Gegensatz dazu finden Betrachter das schlichte Tagelöhnerhaus aus<br />
Rösebeck o<strong>der</strong> auch den Kotten und das Heuerhaus. Die Härte des Arbeitsalltags früherer<br />
Zeiten ahnt <strong>der</strong> Besucher, wenn er den täglichen Demonstrationen <strong>der</strong> Handwerker beim<br />
Schmieden, Mahlen, bei <strong>der</strong> Textilherstellung und - pflege o<strong>der</strong> beim Backen und Töpfern<br />
beiwohnt.<br />
Aber es ist noch mehr Leben im Freilichtmuseum Detmold zu finden ist: Seit mehreren Jahren<br />
wird nicht nur für den Erhalt historischer Obstsorten gesorgt - etwa 200 verschiedene Sorten<br />
wachsen hier - son<strong>der</strong>n auch die älteren regionalen Haustierrassen <strong>mit</strong> rund 300 Tieren sind<br />
vertreten. Zum Teil vom Aussterben bedroht wie die <strong>Lippe</strong>gans, werden die Arten hier erhalten,<br />
um sie zu bewahren, aber auch, um sie als wesentliches Element des ländlichen Alltags<br />
vieler Menschen <strong>der</strong> letzten Jahrhun<strong>der</strong>te zeigen zu können.<br />
Hermannsdenkmal<br />
Das Hermannsdenkmal in Hiddensen bei Detmold wurde 1875 auf <strong>der</strong> 386 m hohen Grotenburg<br />
<strong>von</strong> Ernst <strong>von</strong> Bandel errichtet. Es erinnert an die Schlacht im Teutoburger Wald im<br />
Jahre 9 n. Chr., als die Germanen die Römer besiegten. Sie wurden dabei angeführt <strong>von</strong> Arminius,<br />
besser bekannt als Hermann <strong>der</strong> Cherusker.<br />
Mit bisher über 20 Mio. Besuchern insgesamt zählt das Denkmal zu den bekanntesten deutschen<br />
Ausflugszielen und kann als eine Art Kristallisationspunkt für das umliegende Tourismusgebiet<br />
betrachtet werden, das in vielerlei Hinsicht selbst <strong>mit</strong> zahlreichen Sehenswürdigkeiten<br />
an verschiedene Geschichtsepochen erinnert.<br />
Die Idee für das Denkmal als ein nationales Symbol – erste Skizzen fertigte Bandel 1819 an -<br />
stammt aus einer Zeit, als nach dem Sieg über Napoleon die Bedeutung <strong>von</strong> Befreiungskriegen<br />
in frischer Erinnerung war, <strong>der</strong> Ruf nach einer nationalen Einheit lauter wurde und freiheitlich-demokratische<br />
Strömungen an Bedeutung gewannen, die 38 souveränen Einzelstaaten<br />
des Deutschen Bundes nach dem Wiener Kongreß 1815 aber lediglich über die Bundesakte<br />
<strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> verknüpft waren.<br />
Bandel, <strong>der</strong> im Jahr 1800 als Sohn eines preußischen Regierungsinspektors geboren wurde,<br />
war lange Jahre in Hannover und Berlin als Bildhauer und Architekt tätig, bevor ihn die Vision<br />
des Hermannsdenkmals nicht mehr losließ. Er opferte nicht nur sein Vermögen, son<strong>der</strong>n<br />
setzte sich über alle Schwierigkeiten hinweg. Trotz <strong>der</strong> anhaltenden Unruhen in Europa seit<br />
<strong>der</strong> französischen Juli-Revolution 1830 wurde 1838 <strong>der</strong> Grundstein gelegt und <strong>der</strong> Sockel auf<br />
<strong>der</strong> Grotenburg errichtet. Erst 37 Jahre später, im Sommer 1875, sah Bandel das Denkmal<br />
seiner Vollendung entgegengehen. Er wohnte in den letzten Jahren <strong>der</strong> Bauarbeiten auf „seinem<br />
Berg“ in einem einfachen Blockhaus, <strong>der</strong> „Bandelhütte“.<br />
Die Externsteine<br />
Eingebettet in ein Naturschutzgebiet liegen die Externsteine. Die aus 13 Felsen bestehende<br />
Felsengruppe ist bis zu 38 Meter hoch und kann stellenweise bestiegen werden. Diese Sandsteine<br />
sind vor Millionen <strong>von</strong> Jahren durch eine Eruption nach oben beför<strong>der</strong>t worden. Schon<br />
immer galt dieser Ort als Kultstätte. Im Jahr 1093 wurden die Externsteine urkundlich an das<br />
17
Kloster in Pa<strong>der</strong>born übertragen. Im Jahr 1115 weihte <strong>der</strong> Pa<strong>der</strong>borner Bischof Heinrich II die<br />
Kapelle ein, die in den Felsen eingeschlagen wurde. 15 Jahre später schufen die Mönche des<br />
Klosters ein Steinrelief, welches die "Kreuzabnahme Christi" darstellt. Ab dieser Zeit sind die<br />
Externsteine ein vielbesuchter Wallfahrtsort geworden. Auf einem <strong>der</strong> Sandsteine befindet<br />
sich ein kleinerer Stein, <strong>der</strong> optisch bald herunterzufallen droht. Dieser Stein soll angeblich<br />
eine Schutzfunktion ausgeübt haben. Man wollte den Gegner praktisch <strong>mit</strong> dem Stein erschlagen,<br />
sobald er durch die Felsgruppe kam. Es gibt viele Geschichten um die Externsteine,<br />
sogar ganze Bücher beschäftigen sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Geschichte dieses Ortes. 1659 wurden Modifikationen<br />
vorgenommen, die die Felsengruppe als festungsartiges Lust- und Jagdhaus verwandeln<br />
sollten. Den Auftrag dazu gab <strong>der</strong> Graf Hermann Adolf zur <strong>Lippe</strong>. Im Jahr 1810 wurden<br />
diese Verän<strong>der</strong>ungen jedoch durch Fürstin Pauline teilweise in den Ursprungszustand zurückversetzt.<br />
Sie lies auch die noch heute existierenden eisernen Stufen und Gelän<strong>der</strong> anbringen.<br />
Der vor <strong>der</strong> Felsengruppe liegende See wurde erst im Jahr 1835 künstlich angelegt.<br />
Bad Meinberg<br />
Auch wenn <strong>der</strong> Ursprung Bad Meinbergs auf einen Meierhof aus dem Jahre 978 zurückgeht, <strong>der</strong> bis<br />
1960 stummer Zeuge <strong>der</strong> Entwicklung war, so liegen die Wurzeln des spezifischen Charakters des<br />
Kurortes im Jahr 1676. Der Arzt Andreas Cunaeus erwähnte in diesem Jahr die Erde des Meinberger<br />
Gesundbrunnens als gutes Heil<strong>mit</strong>tel gegen Ruhr. Die offizielle Erklärung zum „Curort“ erfolgte 1767<br />
durch Graf Simon August und drei Jahre später wurde <strong>der</strong> historische Kurpark als barocke Anlage<br />
fertiggestellt. Das Heilbad machte sich schnell einen Namen. Im Jahr 1820 wurden die ersten Moorbä<strong>der</strong><br />
abgegeben und 22 Jahre später wurde das Badehaus erstellt, dass noch heute als Wahrzeichen<br />
im alten Kurpark steht. Seit dem 06. 10. 1903 darf laut fürstlicher Or<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zusatz „Bad“ im Ortsnamen<br />
getragen werden.<br />
Bad Meinberg steht stellvertretend für die Kur- und Bä<strong>der</strong>landschaft <strong>der</strong> Region, die in Verbindung<br />
<strong>mit</strong> zahlreichen Sehenswürdigkeiten, z.B. den Externsteinen, den hohen touristischen<br />
Stellenwert ausmachen. Das heutige Heilprogramm basiert auf einem umfangreichen<br />
„Wellness“-Angebot. Thermal-Mineral-Bad, Golfanlage, Kur-Theater, historischer Stadtkern<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>waldpark „Silvaticum“ bieten ein entspannendes gesundheitskulturelles Ambiente,<br />
in das Kompakt- Bade- und Trinkkuren eingebunden sind. Durch die individuelle Gestaltungsmöglichkeit<br />
<strong>der</strong> Kur, kann eine stressfreie und da<strong>mit</strong> effiziente Kurbehandlung gewährleistet<br />
werden.<br />
Kurpark Bad Meinberg<br />
Der historische Kurpark entstand um1770 als barocke Anlage und erhielt seine heutige Form<br />
um 1820. Kastanien, Akazien, Fichten, Ahorn, Platanen und Buchen bilden einen artenreichen<br />
Kranz um die geometrisch gestalteten Parkwege. Das stimmungsvolle Naturambiente lädt die<br />
Besucher in je<strong>der</strong> Jahreszeit zum erholsamen Flanieren ein. Im Kurtheater reicht das ganzjährige<br />
Angebot <strong>von</strong> Variete-Theater über Boulevard-Stücke bis hin zu mo<strong>der</strong>nen Jazz-<br />
Konzerten. Den Mittelpunkt <strong>der</strong> Anlage bildet <strong>der</strong> Brunnentempel, <strong>der</strong> im Jahre 1842 errichtet<br />
wurde und das Wahrzeichen Bad Meinbergs darstellt. Im Inneren ist die Bad Meinberger<br />
Heilquelle in Natura zu bestaunen.<br />
Ein weiterer Höhepunkt sind die Kurkonzerte in <strong>der</strong> Musikmuschel.<br />
18
Pa<strong>der</strong>born<br />
Die Stadt entstand direkt am Hellweg, seinerzeit wichtige Warenverkehrslinie in Europa, und war<br />
dank seiner zentraleuropäischen Lage jahrhun<strong>der</strong>telang „Handelsdrehscheibe“ für alle Güter und alle<br />
Richtungen.<br />
Pa<strong>der</strong>born war aber nicht nur Warenumschlagsplatz, son<strong>der</strong>n seit dem Mittelalter bekannt für seinen<br />
ausgeprägten Mühlenbetrieb und stand insbeson<strong>der</strong>e für zwei Produkte: Bier und Brot - das „Pa<strong>der</strong>borner“<br />
(-Brot) ist ein kulinarischer Begriff.<br />
Beide Artikel werden seit jeher in weiten Teilen Europas geschätzt und genossen. Bekannt ist die<br />
Stadt auch als ein traditionsreicher Mittelpunkt <strong>der</strong> Kirche – viele Schätze aus <strong>der</strong>en langer Geschichte<br />
lassen sich im Diözesanmuseum bewun<strong>der</strong>n.<br />
Lange Zeit wurde das wirtschaftliche Bild Pa<strong>der</strong>borns <strong>von</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft und angekoppelten<br />
Gewerbezweigen beherrscht, ehe die günstige Lage 1850 den Ausschlag für eine Anbindung an das<br />
Schienenverkehrsnetz gab und fortan die Eisenbahn wichtiger Wirtschaftsfaktor wurde. In dem <strong>von</strong><br />
1858 bis 1960 bestehenden Ausbesserungswerk für Dampflokomotiven waren zeitweise über 2.000<br />
Menschen beschäftigt. Nach dem Ersten Weltkrieg siedelte sich die Zementindustrie an. Zwei Werke<br />
aus <strong>der</strong> Gründungsära existieren noch heute.<br />
Während des Zweiten Weltkrieges kam es zu einer fast völligen Zerstörung <strong>der</strong> gewachsen Wirtschaftsstrukturen,<br />
<strong>der</strong> eine florierende Neuorientierung und Expansion des Industriegewerbes nach<br />
1955 folgte. Maschinen-, Werkzeug-, und Stahlbau, Möbelbranche und die Nahrungs<strong>mit</strong>telindustrie<br />
standen nun im Vor<strong>der</strong>grund bis Pa<strong>der</strong>born in den 1970er Jahren zum Forschungs-, Aus- und Fortbildungszentrum<br />
Ostwestfalens wurde.<br />
Mit <strong>der</strong> 1972 gegründeten Universität, dem Bildungszentrum für informationsverarbeitende<br />
Berufe, Elektro- und Computerindustrie sowie zahlreichen Firmen <strong>der</strong> Informationstechnologien<br />
und Datenverarbeitung ist Pa<strong>der</strong>born heute als IT-Standort bekannt, ohne dass dabei die<br />
traditionellen Branchen und Gewerbe ins Abseits geraten wären.<br />
Pa<strong>der</strong>born und Computertechnik, das ist eine Verbindung, bei <strong>der</strong> in erster Linie <strong>der</strong> Name<br />
Nixdorf zu nennen ist. Das Heinz-Nixdorf-Museums-Forum (HNF) zeichnet heute die Geschichte<br />
<strong>der</strong> Branche nach.<br />
Aber nicht nur Computerindustrie, die gesamte Vielfalt und <strong>der</strong> Einzugsbereich <strong>von</strong> einer<br />
halben Million Menschen machen den Wirtschaftsraum Pa<strong>der</strong>born zu einer leistungsstarken<br />
und flexiblen Region <strong>mit</strong> hoher Lebensqualität.<br />
Die junge deutsche Großstadt (seit 1975) nimmt hinsichtlich ihres ökonomischen Wachstums<br />
seit Jahren eine Spitzenstellung ein, was angesichts <strong>der</strong> zukunftsträchtigen überproportionalen<br />
Konzentration <strong>von</strong> High-Tech-Unternehmen und eines innovativen Mittelstandes auch weiterhin<br />
Bestand haben dürfte.<br />
Heinz-Nixdorf-Museums-Forum<br />
Das Heinz-Nixdorf-Forum (HNF) ist dem 1986 verstorbenen Computerpionier und sozialen<br />
wie innovativen Unternehmer Heinz Nixdorf gewidmet. Es zeichnet in beeindrucken<strong>der</strong> Weise<br />
die fünftausendjährige Kulturgeschichte <strong>der</strong> Informationstechnik <strong>von</strong> <strong>der</strong> Erfindung <strong>von</strong><br />
Zahl und Schrift bis zu den kommunikationstechnologischen Errungenschaften des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
nach – eine Geschichte, die Nixdorf in beson<strong>der</strong>em Maße <strong>mit</strong>geschrieben hat.<br />
Die Geburtsstunde <strong>der</strong> Nixdorf Computer AG (NCAG) leitete <strong>der</strong> Pa<strong>der</strong>borner 1952 ein, als<br />
er in Essen ein Labor für Impulstechnik gründete und <strong>mit</strong> seiner Idee zum Bau eines Elektronenrechners<br />
das Energieversorgungsunternehmen RWE als För<strong>der</strong>er und Kunden gewann.<br />
Nachdem sich <strong>der</strong> Erfolg schnell eingestellt hatte, zählten bald darauf auch Büromaschinenhersteller<br />
wie die Kölner Wan<strong>der</strong>er Werke und die Compagnie des Machines Bull in Paris zu<br />
seinen Abnehmern. Mit <strong>der</strong> Erschaffung eines frei programmierbaren Kleincomputers 1964<br />
begründete er als erster in <strong>der</strong> Aufbruchzeit <strong>der</strong> deutschen Computerindustrie die Entwicklungsgeschichte<br />
kleinerer kommerzieller Computer für den kaufmännischen und administrativen<br />
Bereich, die auch für Klein- und Mittelbetriebe nutzbar waren. Da<strong>mit</strong> erschloss er sich<br />
neben Firmen wie Kienzle und Philips auf dem Feld <strong>der</strong> Elektronik neue Märkte. Darüber<br />
19
hinaus entwickelte er auch bedarfsgerechte Software und bot EDV-Schulungen an, was ihm<br />
einen Wettbewerbsvorsprung einbrachte. Im Jahr 1968 erwarb er <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Kölner Wan<strong>der</strong>er<br />
Werke AG seinen bis dahin größten Kunden und legte den Firmensitz nach Pa<strong>der</strong>born. Ende<br />
<strong>der</strong> 1970er Jahre war Nixdorf bei <strong>mit</strong>tleren EDV-Systemen Marktführer und stieg zum viertgrößten<br />
Computerkonzern in Europa auf. Vertrieb und Kundendienst wurden kontinuierlich<br />
ausgebaut. Im Jahr 1985 besaß Nixdorf Tochtergesellschaften in 44 Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Erde und<br />
erzielte <strong>mit</strong> 23.000 Mitarbeiten weltweit einen Umsatz <strong>von</strong> 4 Mrd. DM. Grundlegende<br />
Strukturwandlungen in <strong>der</strong> Produktion haben zwei Jahre nach Nixdorfs Tod zu Überlegungen<br />
einer geeigneten Partnerschaft und schließlich 1990 zum Zusammenschluss <strong>der</strong> Nixdorf<br />
Computer AG <strong>mit</strong> dem Bereich Daten- und Informationstechnik <strong>der</strong> Siemens AG zur Siemens<br />
Nixdorf Informationssysteme AG geführt.<br />
Das Andenken Heinz Nixdorfs lebt im HNF fort. Die dortige Erlebniswelt <strong>der</strong> Ausstellung<br />
wird durch Veranstaltungen ergänzt, die die Auswirkungen <strong>der</strong> Informationstechnik aufzeigen<br />
und die Herausfor<strong>der</strong>ung unseres Informationszeitalters aufnehmen: Globalisierung, Vernetzung,<br />
Verbreitung <strong>von</strong> Informations- und Kommunikationstechnik. Im Mittelpunkt des HNF<br />
steht <strong>der</strong> Mensch in seiner Beziehung zur Technik und Gesellschaft. Er soll in seinem Streben<br />
nach Gemeinschaft, Sinngebung und persönlicher Selbstentfaltung in Einklang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Technik<br />
geför<strong>der</strong>t werden. Wissen zum Verständnis einschlägiger historischer Entwicklungen,<br />
Impulse zur Gestaltung <strong>der</strong> Gegenwart und Visionsentwicklung für die Bewältigung <strong>der</strong> Zukunft<br />
sind die Ziele des HNF. Entsprechend finden die Besucher nicht nur eine Sammlung <strong>mit</strong><br />
rund 5.000 Objekten <strong>der</strong> Rechen-, Schreib-, und Bürotechnik sowie <strong>der</strong> Computertechnologie<br />
vor, son<strong>der</strong>n auch Multimedia-Stationen, ein elektronisches Hausleitsystem und ein Medienlabor,<br />
die alle zu vielfältigen Anwendungen einladen. Bibliothek und Archiv zur Computergeschichte,<br />
Mediathek, Seminarräume, ein Auditorium <strong>mit</strong> 386 Plätzen, themenspezifische<br />
Veranstaltungsangebote, ein Museumsshop und ein Bistro <strong>mit</strong> 240 Sitzplätzen runden nicht<br />
nur das „Erlebnis HNF“ ab, son<strong>der</strong>n verdeutlichen die zukunfts- und praxisorientierte Intention<br />
und Philosophie des HNF: die För<strong>der</strong>ung des gesellschaftlichen Interesses in Sachen angemessener<br />
Kompetenzausbildung in den Kommunikationstechnologien.<br />
Diözesanmuseum<br />
Das Diözesanmuseum am Dom wurde nach Plänen <strong>von</strong> Prof. Gottfried Böhm aus Köln in den<br />
Jahren 1968-75 errichtet. Das Museum beherbergt eine umfangreiche Sammlung vornehmlich<br />
sakraler Kunst des 10. bis 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts, die zu <strong>der</strong> bedeutendsten ihrer Art in Deutschland<br />
zählt und Kunstwerke <strong>von</strong> Weltgeltung besitzt.<br />
Die Sammlung umfasst ca. 6.000 Exponate, <strong>von</strong> denen etwa 1.000 in den <strong>von</strong> 1991 bis 1993<br />
völlig neu gestalteten Schauräumen gezeigt werden. Von herausragen<strong>der</strong> Bedeutung ist die<br />
Madonna des Pa<strong>der</strong>borner Bischofs Imad (1051/58), eine <strong>der</strong> ältesten Darstellungen <strong>der</strong> thronenden<br />
Madonna in <strong>der</strong> abendländischen Kunst. Die beachtenswerte Skulpturensammlung<br />
umfasst neben <strong>mit</strong>telalterlichen Bildwerken auch hervorragende Beispiele westfälischer Barockskulptur<br />
wie den Libori-Festaltar <strong>von</strong> 1836 aus dem Pa<strong>der</strong>borner Dom. In <strong>der</strong> Schatzkammer<br />
des Museums, die sich in den <strong>mit</strong>telalterlichen Gewölben des ehemaligen Bischofspalastes<br />
befindet, werden liturgische Geräte, Reliquiare und an<strong>der</strong>e bedeutende Werke<br />
kirchlicher Kunst präsentiert. Beson<strong>der</strong>e Erwähnung verdienen die beiden Tragaltäre des Rogerus<br />
<strong>von</strong> Helmarshausen aus dem frühen 12. Jahrhun<strong>der</strong>t – Meisterwerke romanischer Goldschmiedekunst.<br />
Im selben Atemzug ist auch <strong>der</strong> vergoldete Silberschrein des hl. Dom- und<br />
Bistumspatron Liborius <strong>von</strong> 1625/27 zu nennen. Kostbare, für den liturgischen Gebrauch bestimmte<br />
Textilien, Gemälde auf Holz und Leinwand, Bronzegerät, illuminierte Handschriften,<br />
Schnittglas und ein reicher Fundus an religiöser Volkskunst vervollständigen den Bestand.<br />
Das Museum veranstaltet Wechselausstellungen zu wichtigen Themen aus allen Bereichen<br />
christlicher Kunst und Kultur. Daneben bietet es ein reichhaltiges museumspädagogisches<br />
20
Programm (Führungen, Kurse, Vorträge), um Zugänge zu dieser uns heute oft fremd anmutenden<br />
Welt zu eröffnen.<br />
Siegerland/Wittgensteiner Land/Sauerland<br />
Das Siegerland zählt zu den ältesten Industrieregionen Mitteleuropas. Aus <strong>der</strong> ursprünglichen<br />
Dominanz <strong>der</strong> Montanindustrie haben sich heute hochqualifizierte Kompetenzen im Bereich<br />
Maschinen- und Anlagenbau, Röhrenindustrie und Walzwerkbau entwickelt. Innovative Unternehmen<br />
aus den Bereichen Oberflächen- und Sensortechnik sowie <strong>der</strong> Umwelt- und <strong>der</strong><br />
Kommunikationstechnologie rüsten des weiteren für die Zukunft <strong>der</strong> Region. Auch aufgrund<br />
dieser zukunftsorientierten Branchen liegt <strong>der</strong> Exportanteil <strong>der</strong> <strong>mit</strong>telständischen Wirtschaft<br />
11% über dem Durchschnitt in NRW.<br />
Das Wittgensteiner Land ist eher ländlich, in einer <strong>der</strong> waldreichsten Regionen Deutschlands<br />
dominieren Heilbä<strong>der</strong> und Rehabilitationskliniken. In touristischer Hinsicht zeugen die Fahrradrouten<br />
dieser Region, z.B. die „Westfälische Höhenroute“, vom ehemaligen Eisenerzabbau,<br />
Kirchen, Klöstern und romantischen Landschaften.<br />
Das Sauerland ist ein Urlaubsland und steht für Weltklasse-Wintersport insbeson<strong>der</strong>e was<br />
Skispringen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schanze in Willingen und Rodeln in Winterberg betrifft. Dennoch ist das<br />
Sauerland nicht nur Tourismusregion, son<strong>der</strong>n auch ein wachstumsstarker Wirtschaftsraum,<br />
wobei Industrie und Bauwirtschaft <strong>mit</strong> über 50% Erwerbsanteil dominieren. Das Image des<br />
Landes leitet sich aber in erster Linie aus <strong>der</strong> spezifischen Topographie und da<strong>mit</strong> den gegebenen<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> aktiven und passiven Erholung sowie des internationalen Wintersports<br />
ab.<br />
Der Hochsauerlandkreis bildet dabei <strong>mit</strong> zehn Städten und Gemeinden eines <strong>der</strong> größten zusammenhängenden<br />
Urlaubsgebiete nördlich des Mains, geprägt <strong>von</strong> einer waldreichen Mittelgebirgslandschaft,<br />
Seen und Flußtälern.<br />
Auch das Olper Land, in dem sich <strong>mit</strong> dem Biggesee einer <strong>der</strong> größten Stauseen <strong>Westfalen</strong>s<br />
befindet, ist durch die Naturparks Eggegebirge, Rothaargebirge und Homert landschaftlich<br />
und touristisch beson<strong>der</strong>s attraktiv. Berühmt sind die Karl-May-Festspiele in Elspe, erlebnisreich<br />
<strong>der</strong> Panoramapark Sauerland in Kirchhundem-Oberhundem und die faszinierende Attahöhle,<br />
eine <strong>der</strong> größten und schönsten Tropfsteinhöhlen Deutschlands.<br />
Im nördlichen Sauerland befinden sich zahlreiche Brauereien, z.B. Warsteiner Iserlohner und<br />
Veltins in Meschede-Grevenstein, <strong>der</strong> Naturpark Arnsberger Wald, das Wassersport- und<br />
Freizeitparadies Möhnesee und die fruchtbare und landwirtschaftlich genutzte Soester Börde.<br />
Das Märkische Sauerland ist seit jeher beson<strong>der</strong>s geprägt <strong>von</strong> <strong>der</strong> eisenverarbeitenden Industrie,<br />
Mühlrä<strong>der</strong>, wasserkraftbetriebene Hämmer, Schmieden, Hochöfen, Kohlenmeiler o<strong>der</strong><br />
Erzgruben, die heute häufig als Museen und Kulturdenkmäler die Geschichte lebendig werden<br />
lassen. Mehr als die Hälfte dieses wald- und seenreichen Landstrichs im Westen des Sauerlandes<br />
liegt in den Naturparks Eggegebirge und Homert.<br />
Bad Berleburg<br />
Das Stadtbild Bad Berleburgs wird vom Schloss beherrscht, dessen Geschichte eng <strong>mit</strong> <strong>der</strong> des Ortes<br />
verknüpft ist. Auf das Jahr 1174 datiert die erstmalige Erwähnung des Names „Widechinstein“ (Wittgenstein)<br />
und eine Urkunde des Klosters Grafschaft aus dem Jahr 1258 spricht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong><br />
„civitas berneborgh“, die noch im gleichen Jahr jeweils zur Hälfte <strong>von</strong> Graf Sigfrid I. <strong>von</strong> Wittgenstein<br />
und Klostervogt Adolf <strong>von</strong> Grafschaft erworben wurde. 1322 wurde die Doppelherrschaft beendet,<br />
als Widekind <strong>von</strong> Grafschaft zu Gunsten Siegfrieds II. auf seine Rechte verzichtete. Auch dieser<br />
Umstand führte dazu, dass 1330 unter Einschluss <strong>von</strong> Bürgermeister, Schöffen und Rat ein volles<br />
städtisches Gemeinwesen ausgebildet wurde. Als <strong>der</strong> letzte Vertreter <strong>der</strong> Wittgensteiner Grafen starb,<br />
trat sein Schwiegersohn Salentin <strong>von</strong> Sayn das Erbe an und wurde so zum Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hauses<br />
Sayn-Wittgenstein. 1522 zählte die Stadt <strong>mit</strong> ihrer 1506 als Residenz ausgebauten Burganlage zwar<br />
erst 48 Häuser, war aber stets wegen ihrer Lage hoch über dem Odeborntal als idealer Herrschaftsund<br />
Kontrollsitz für das umliegende Gebiet sehr beliebt. Graf Johann VIII. legte 1547 entlang <strong>der</strong><br />
21
<strong>LWL</strong><br />
Für die Menschen.<br />
Für <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong>.<br />
Manfred Hegge<br />
<strong>LWL</strong>-Einkaufsabteilung<br />
Münster<br />
Peter Kaufmann<br />
Westfälisches Zentrum<br />
für Forensische Psychiatrie<br />
Lippstadt des <strong>LWL</strong><br />
Michael Baune<br />
Westfälisches<br />
Jugendhilfezentrum<br />
Dorsten des <strong>LWL</strong><br />
Michaela Meyer<br />
Westfälisches Zentrum für<br />
Psychiatrie, Psychotherapie<br />
und Psychosomatik<br />
Dortmund des <strong>LWL</strong><br />
Irmi Heeke<br />
<strong>LWL</strong> Integrationsamt<br />
Münster<br />
Uta Wenning-Kuschel<br />
Westfälisches<br />
Freilichtmuseum Hagen<br />
des <strong>LWL</strong><br />
<strong>Ist</strong> <strong>der</strong> <strong>LWL</strong> <strong>mit</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Partie</strong>,<br />
<strong>gewinnt</strong> <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong>.<br />
Für Sie am Ball: Im Team des Landschaftsverbandes <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> (<strong>LWL</strong>) zeigen 13.000<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong> Bereiche Soziales, Gesundheit, Jugend und Kultur täglich<br />
vollen Einsatz für mehr Lebensqualität. Mit rund 100 Einrichtungen arbeitet <strong>der</strong> <strong>LWL</strong> für die<br />
Menschen und für <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong>.
Odeborn die Unterstadt an und machte Berleburg zur Doppelstadt, <strong>der</strong>en jüngerer Teil fortan zum<br />
wirtschaftlich bedeuten<strong>der</strong>en Faktor wurde. Bis 1605 hatte sich Berleburg zur Hauptstadt <strong>der</strong> Grafschaft<br />
Sayn-Wittgenstein-Berleburg entwickelt. Durch die Rheinbundakte <strong>von</strong> 1806 verloren die inzwischen<br />
zu Fürstentümern erhobenen Wittgensteiner Territorien ihre Selbstständigkeit und wurden<br />
Hessen-Darmstadt unterstellt, 1816 wurde Wittgenstein als eigener Kreis <strong>der</strong> Provinz <strong>Westfalen</strong> dem<br />
Land Preußen zugeteilt. Die typische Stadtplanung und Architektur jener Zeit wird noch heute in<br />
Berleburg sichtbar, dessen einheitlicher Wie<strong>der</strong>aufbau nach dem letzten großen Stadtbrand 1825 dazu<br />
führte, dass Berleburg in die „Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne“ des Landes NRW aufgenommen<br />
wurde. Zentrum <strong>der</strong> historische Altstadt ist das Schloss <strong>der</strong> Fürsten zu Sayn-Wittgenstein-<br />
Berleburg. Dessen Neubau wurde in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 16.Jahrhun<strong>der</strong>ts begonnen und erfuhr<br />
während <strong>der</strong> Regierungszeit des Grafen Casimir in den Jahren nach 1732 eine großzügige Erweiterung.<br />
Das barocke Schloss Berleburg wurde als Baudenkmal <strong>von</strong> internationalem Rang eingestuft<br />
und bietet heute den festlichen Rahmen für die weit über die Region hinaus bekannten<br />
Schlosskonzerte und die Internationalen Musikfestwochen. Der angrenzende Schlosspark<br />
dient dem jungen Heilbad als Kurpark, dessen beson<strong>der</strong>e Bedeutung heute als zweitgrößter<br />
Kneipp-Kurort (seit 1963) <strong>der</strong> Bundesrepublik eben in <strong>der</strong> medizinischen Betreuung <strong>der</strong> Kurgäste<br />
liegt. Schon 1935 war <strong>der</strong> Ort am Südhang des Rothaargebirges für sein reizmildes<br />
Klima bekannt und als Luftkurort eingestuft worden. Im Mittelpunkt Bad Berleburgs, Zentrum<br />
einer <strong>der</strong> flächenmäßig größten Gemeinden in Nordrhein-<strong>Westfalen</strong>, steht ein ausgeprägter<br />
und differenzierter Klinikbetrieb. Dieser ist ausgestattet <strong>mit</strong> zwei Häusern für psychosomatische<br />
Medizin, einem Herz-Kreislaufzentrum und einer <strong>von</strong> <strong>der</strong> Universität Marburg<br />
installierten Forschungsstelle für Physiotherapie und Rehabilitation inclusive einer Abteilung<br />
für klinische Soziologie. Träger <strong>der</strong> in Bad Berleburg platzierten Klinikbetriebe ist heute die<br />
Wittgensteiner Kliniken AG, die <strong>mit</strong> ihrer Philosophie einer breitgefächerten therapeutischen<br />
Dienstleistung am Patienten einen hervorragenden internationalen Ruf genießt.<br />
Wittgensteiner Kliniken AG<br />
Die Wittgensteiner Kliniken AG (WKA) ist eine <strong>der</strong> großen privaten Krankenhaus-<br />
Trägergesellschaften in Deutschland. Die Klinikkette <strong>mit</strong> Hauptsitz in Bad Berleburg ist eine<br />
Kerngesellschaft <strong>der</strong> Fresenius ProServe-Gruppe und besteht aus 33 Fachkliniken und Krankenhäusern.<br />
Die Fresenius AG ist eine <strong>der</strong> weltweit führenden Gesundheitskonzerne <strong>mit</strong> Produkten und<br />
Dienstleistungen für die Dialyse, das Krankenhaus und die ambulante medizinische Versorgung.<br />
Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Zur Fresenius AG gehören neben Fresenius ProServe die Gesellschaften Fresenius Medical<br />
Care, Fresenius Kabi und Fresenius HemoCare. Alle vier Konzerngruppen wirtschaften und<br />
handeln eigenverantwortlich.<br />
Zu den Dienstleistungen <strong>der</strong> WKA rund um das Gesundheitswesen gehören hohe medizinische<br />
Standards, ein medizinisches Know-how-Netzwerk auf <strong>der</strong> Basis innovativer Therapieansätze<br />
und klinischer Studien und <strong>der</strong> Einsatz ausgeprägter betriebswirtschaftlicher Kompetenz.<br />
Deshalb können auch fremde Träger das verantwortliche und langfristige Management<br />
<strong>der</strong> WKA bedenkenlos in ihre Projekte einbinden.<br />
1952 wurden die WKA-Kliniken als Wittgensteiner Kuranstalt gegründet. Im Jahr 1981 spezialisierte<br />
sich das Unternehmen auf die medizinische Rehabilitation. Als Ausdruck <strong>der</strong> vollzogenen<br />
Umorientierung zu medizinisch hoch qualifizierten Fachkliniken firmierte die WKA<br />
ab 1996 als Wittgensteiner Kliniken Allianz. Die neue Rechtsform Wittgensteiner Kliniken<br />
Aktiengesellschaft erhielt die Gruppe im Jahr 2000 als angemessene Struktur für ein Unternehmen<br />
dieser Größenordnung. Im Juni 2001 erwarb die Fresenius AG die WKA und übertrug<br />
ihr im Rahmen des Unternehmensbereichs Fresenius ProServe eine zentrale Funktion für<br />
die Entwicklung des Geschäftsfeldes Trägerschaft und Management <strong>von</strong> Krankenhäusern in<br />
Deutschland.<br />
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Die Organisationsstruktur <strong>der</strong> WKA-Kliniken för<strong>der</strong>t unter <strong>der</strong> Führung einer dualen Klinikleitung<br />
(Ärztlicher und Kaufmännischer Direktor) fachübergreifendes Denken, kurze Entscheidungswege<br />
und hohe Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen. Jedes Krankenhaus, jede<br />
Klinik, versteht sich als unternehmerische Einheit innerhalb <strong>der</strong> WKA-Gruppe. In den Medizinischen<br />
Zentren profitieren die Häuser zusätzlich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gesamtkompetenz aller angeschlossenen<br />
Einrichtungen. Motivation plus Engagement plus Qualität - so definiert sich DAS<br />
TEAM, Kernstück des WKA-Führungskonzeptes. Die ausgewiesene Teamqualität entscheidet<br />
über Leistung, Marktakzeptanz, Erfolg und Rentabilität <strong>der</strong> Unternehmensgruppe - und sie<br />
macht die bundesweite Krankenhauskette zu einem attraktiven Arbeitgeber für Mediziner,<br />
Betriebswirte, Informatiker und insbeson<strong>der</strong>e auch für das Pflegepersonal.<br />
Auf diesen Säulen steht die Leistung, die für die Heilung <strong>der</strong> Patienten zu Buche schlägt.<br />
Hilchenbach<br />
Mitten im Siegerland, ca. 15 km nordöstlich <strong>von</strong> Siegen, liegt Hilchenbach am Südwestabhang des<br />
Rothaargebirges.<br />
Seit mindestens 2500 Jahren wurde in dieser Gegend Eisenerz in zahlreichen Gruben abgebaut. Die<br />
erste Dokumentation einer Besiedlung geht aber erst auf das Jahr 1079 und die Ortsbezeichnung des<br />
heutigen Stadtteils Müsen zurück. Etwa um 1239 wurde das Kloster Keppel erstmals erwähnt, bis<br />
heute eines <strong>der</strong> bekannten Attraktionen <strong>der</strong> Stadt, <strong>der</strong>en Name erst 1911 aus vielen Abwandlungen des<br />
1292 erwähnten Heylichinbach hervorging. Seit Beginn des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde in <strong>der</strong> Gegend am<br />
Altenberg Bergbau betrieben und 1313 entstand die Grube Stahlberg, aus <strong>der</strong> bis 1931 Erze geför<strong>der</strong>t<br />
wurden, bevor sie als letzte Grube schloss. Weitere Entwicklungsdaten: 1467 Erhebung zum Gerichtssitz,<br />
1687 Erhebung zum Flecken, 1815 Übergang als ehemaliger Landesteil Nassaus an Preußen und<br />
1824 Erklärung zur Stadt.<br />
Hilchenbach ist <strong>der</strong> natürliche Mittelpunkt <strong>von</strong> zwölf Orten, die im Rahmen <strong>der</strong> kommunalen<br />
Neuglie<strong>der</strong>ung 1969 zusammengeschlossen wurden. Auf 80,85 km² leben mehr als 17.000<br />
Einwohner unweit <strong>der</strong> Quellgebiete <strong>von</strong> Sieg, E<strong>der</strong> und Lahn am Oberlauf des Ferndorfbaches,<br />
einem Nebenfluß <strong>der</strong> Sieg.<br />
Gemäß <strong>der</strong> montanen Tradition ist heute noch die Metallbe- und -verarbeitung sowie <strong>der</strong> Maschinenbau<br />
stark vertreten. Das weltweit operierende Unternehmen SMS Demag AG etwa ist<br />
marktführend im Schwermaschinen- und Walzwerksbau. Aber auch an<strong>der</strong>e Branchen spielen<br />
eine große Rolle. Mit einem Waldanteil <strong>von</strong> über 70% des Stadtgebietes liegt Hilchenbach im<br />
größten Forstamtbezirk Deutschlands und besitzt entsprechend eine ausgeprägte Land- und<br />
Forstwirtschaft. Eine neurologische Fachklinik mo<strong>der</strong>nsten Zuschnitts, Kunststoff- und Holzverarbeitung<br />
sind weitere Zweige, die die Wirtschaftstruktur Hilchenbachs kennzeichnen.<br />
Darüberhinaus lebt die Stadt auch <strong>von</strong> Touristen, die die beson<strong>der</strong>e Topographie, <strong>der</strong> Wechsel<br />
<strong>von</strong> Tal und Gebirge sowie die Flußlandschaften anziehen. Seit dem 6. Mai 2001 wird dieser<br />
Aspekt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Eröffnung des Rothaarsteiges als „(Wan<strong>der</strong>)weg <strong>der</strong> Sinne“ noch beson<strong>der</strong>s<br />
geför<strong>der</strong>t. Eine beson<strong>der</strong>e kulinarische Attraktion ist außerdem das „Westfälische Restaurant<br />
des Jahres 2002“, das Landhotel Steubers Siebelnhof.<br />
Landhotel Steubers Siebelnhof<br />
Mit <strong>der</strong> Auszeichnung „Westfälisches Restaurant des Jahres 2002“ würdigte <strong>der</strong> Verein Westfälische<br />
Küche die Arbeit <strong>von</strong> Siebelnhof-Chef Erich W. Steuber um die Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> regionalen Küche. Eine große Gratulantenschar fand sich im Siebelnhof ein, darunter als<br />
einer <strong>der</strong> ersten Ministerpräsident Clement, um <strong>der</strong> Ehrung einen angemessenen Rahmen zu<br />
verleihen.<br />
Steuber, <strong>der</strong> nach seinen Lehrjahren u.a. in St. Moritz Ende <strong>der</strong> 60er Jahre <strong>von</strong> seinen Eltern<br />
den 1566 erstmals urkundlich erwähnten Gasthof übernahm und zu einem luxuriösen Landhotel<br />
ausbaute, entdeckte schnell den Reiz <strong>der</strong> landesüblichen Küche. Zubereitet werden im<br />
Siebelnhof vor allem Pilze, Beeren und frisch erlegtes Wild aus den Wäl<strong>der</strong>n des Siegerlandes<br />
24
sowie Fische aus den Seen und Flüssen <strong>Westfalen</strong>s. Wem dieser westfälische Schmaus wi<strong>der</strong><br />
Erwarten nicht mundet, <strong>der</strong> muss selbstverständlich auch nicht auf solche Gerichte wie Lachs,<br />
Austern o<strong>der</strong> Bresse-Hühner verzichten, die auf allen Speisenkarten <strong>der</strong> Welt zu finden sind.<br />
Dennoch preist Steuber insbeson<strong>der</strong>e die exzellenten naturnahen Erzeuger seiner Heimat, z.B.<br />
„Puten-Pater“ Reinald <strong>von</strong> <strong>der</strong> nahen Benediktiner-Abtei Königsmünster, dessen Fe<strong>der</strong>vieh er<br />
bevorzugt abnimmt. Die bodenständige Küche wird <strong>mit</strong> dunklem Brot und gutem Bier zu einem<br />
kulinarischen Erlebnis abgerundet. Eine beson<strong>der</strong>e Spezialität im Siebelnhof sind Mettwürste<br />
<strong>mit</strong> Schnippelbohnen, ein Gericht, vor dem exotische Schlemmereien verblassen.<br />
Stift Keppel<br />
Als erstem verlässlichen Hinweis auf das damalige Schwesternkloster ist dem Schriftverkehr<br />
des Jahres 1239 zu entnehmen, dass <strong>der</strong> Graf Heinrich <strong>von</strong> Nassau <strong>der</strong> Bitte seines Lehensmannes<br />
nachkam, dem Stift die Einkünfte <strong>der</strong> Kirche <strong>von</strong> Netphen zu übertragen. Noch ältere<br />
Dokumente aus <strong>der</strong> Region beziehen sich auf klösterliche Mitglie<strong>der</strong> und lassen da<strong>mit</strong> vermuten,<br />
dass die Einrichtung schon einige Zeit vorher existierte.<br />
In erster Linie wurde das Kloster zur standesgerechten Versorgung unverheirateter Töchter<br />
des heimischen Landadels ins Leben gerufen. Nach einer Klosterverordnung aus dem Jahr<br />
1392 blieben Fräulein nichtadeliger Herkunft <strong>von</strong> <strong>der</strong> Aufnahme in den Konvent ausgeschlossen.<br />
In dem selben Dokument wird Johann I. Graf <strong>von</strong> Nassau als Schirmherr und Stifter des<br />
Klosters tituliert. Im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t ließ die Klosterzucht nach und auch die Klausur wurde<br />
in Keppel nicht mehr streng eingehalten. Wie<strong>der</strong>holte Reformierungsversuche zeigten keinen<br />
nachhaltigen Erfolg. In dem Maße wie die Autorität <strong>der</strong> Arnsteiner Äbte schwand, nahm <strong>der</strong><br />
Einfluß des Landesherren zu. 1547 erließ Graf Wilhelm <strong>von</strong> Nassau, <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Reformation<br />
zugewandt hatte, für Keppel eine neue Ordnung. In ihr wurde die Säkularisierung des Klosters<br />
zu einem „freiweltlichen Frauenstift“ evangelischer Prägung vorgezeichnet. Endgültig<br />
und unwie<strong>der</strong>bringlich erfolgte die Umwandlung 1594 durch eine neuerliche erlassene Ordnung<br />
seines Sohnes Johann IV., in <strong>der</strong> die Bezeichnung Kloster gänzlich vermieden wurde.<br />
Das seit <strong>der</strong> Reformation „freiweltliche“ Fräuleinstift hatte sich <strong>mit</strong>tlerweile profanen Aufgaben<br />
zugewandt. Die noch unter Graf Wilhelm <strong>von</strong> Nassau eingerichtete Schule für Jungen<br />
und Mädchen erlangte bis über die Grenzen Nassaus hinaus hohes Ansehen und florierte bis<br />
zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Nach einer zwischenzeitlichen Vakanz, während <strong>der</strong><br />
dem Jesuitenkolleg in Siegen Keppel als Pfründe zugewiesen worden war, erhielten die adeligen<br />
Frauen um die Mitte des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts das Stift wie<strong>der</strong> zurück. Die Vereinbarungen<br />
des Westfälischen Friedens sahen die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Besitzverhältnisse kirchlicher<br />
Einrichtungen und mildtätiger Stiftungen vor, wie sie einst 1624 vorherrschten. Zu diesem<br />
Stichdatum bestand <strong>der</strong> Stiftskonvent ausschließlich aus reformierten Fräulein. Jedoch unter<br />
den verän<strong>der</strong>ten Bedingungen, die sich im Zuge <strong>der</strong> Gegenreformation eingestellt hatten – <strong>der</strong><br />
für das Stift zuständige Landesherr, Graf Johann <strong>der</strong> Jüngere, und ein Großteil <strong>der</strong> stiftsinteressierten<br />
Ritterschaft waren wie<strong>der</strong> katholisch geworden – kam es zur Einrichtung eines Simultaneums<br />
in Keppel. Danach verteilten sich die Stiftsstellen auf vier reformierte und vier<br />
katholische Fräulein. Dieser Zustand währte fast die nächsten 150 Jahre. Im Jahr 1774 erwog<br />
<strong>der</strong> Prinz <strong>von</strong> Oranien die <strong>mit</strong>telfristige Auflösung des Stifts, doch erst 1812 kam es zur Säkularisation.<br />
Nach dem Ende <strong>der</strong> napoleonischen Fremdherrschaft bestätigte auch <strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />
eingesetzte Landesherr Friedrich Wilhelm <strong>von</strong> Oranien die Aufhebung des Stifts. Schließlich<br />
wurde 1818 durch Kabinettsor<strong>der</strong> Friedrich Wilhelms III. die Beibehaltung <strong>der</strong> Aufhebung<br />
des Stifts und die Vereinigung des Stiftsfond Keppel <strong>mit</strong> dem Stift Geseke verfügt. Fortan<br />
dienten die Pachteinkünfte aus den Gebäuden und Liegenschaften <strong>der</strong> Domäne Keppel zur<br />
Finanzierung des Damenstifts Geseke. Eine neue Bedeutung erhielt das Anwesen, als 1871<br />
unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft <strong>der</strong> preußischen Königin Elisabeth die „Keppelsche Schul- und<br />
Erziehungsanstalt“ für Mädchen <strong>mit</strong> angeschlossenem Internat gegründet wurde. Sie war zunächst<br />
zur Versorgung <strong>der</strong> verwaisten Töchter des verdienten Offiziersadels gedacht. 1910<br />
25
wurde Keppel als öffentliche höhere Schule (Lyzeum und Oberlyzeum) anerkannt. Nach <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>aufnahme des Unterrichts 1946 wurde die Schule ein grundständiges neusprachliches<br />
Gymnasium für Mädchen, bevor 1977 die uneingeschränkte Koedukation eingeführt wurde.<br />
Der historisch beson<strong>der</strong>e Status des Anwesens wird noch heute durch den markanten Gebäudekomplex<br />
<strong>mit</strong> seiner Stiftskirche <strong>mit</strong>ten im weitläufigen Wiesental vor Augen geführt.<br />
Siegen<br />
Es wird angenommen, dass am Zusammenfluss <strong>von</strong> Sieg und Weiß bereits im 9. Jahrhun<strong>der</strong>t eine<br />
bedeutende Siedlung lag. Um 1085 wurde <strong>der</strong> Ort erstmals urkundlich erwähnt und durch Münzfunde<br />
ist ein schon stadtähnlicher Charakter hun<strong>der</strong>t Jahre später zu belegen. Historisch gesichert ist, dass<br />
die Nassauer Grafen dem Erzbischof <strong>von</strong> Köln 1224 die Hälfte <strong>der</strong> neugegründeten Stadt überlassen<br />
mussten. Die doppelte Regentschaft, <strong>der</strong> Erwerb des Soester Stadtrechts, die Privilegien durch den um<br />
Zuwendung bemühten geistlichen Herren und <strong>der</strong> Schutz vor Verpfändung, gewährleistet durch Kaiser<br />
Ludwig 1346, för<strong>der</strong>ten die ökonomische Entwicklung Siegens. Diese Entwicklung wurde durch<br />
das wachsende Eisengewerbe noch verstärkt und erlitt auch keine Einbußen, als sich <strong>der</strong> geistliche<br />
Herr 1421 zurückzog. Ein beson<strong>der</strong>es Ereignis war 1577 zu verzeichnen: die Geburt des später berühmten<br />
Malers Rubens. Der berühmte Sohn Siegens verließ die Stadt zwar im Alter <strong>von</strong> zwei Jahren,<br />
dennoch fühlt man sich dieser beson<strong>der</strong>en Verbindung heute noch vielfach kulturell verpflichtet, wie<br />
z.B. die einer Privatinitiative entsprungene Peter-Paul-Rubens-Stiftung bezeugt, die u.a. als Mitträger<br />
des Museums für Gegenwartskunst in Erscheinung getreten ist.<br />
Im Jahr 1612 wurde Siegen auf einer Nürnberger Meistertafel als eine <strong>der</strong> 24 wichtigsten „Haubt- und<br />
Handelsstätt“ jener Zeit aufgeführt. Als Siegen 1623 wie<strong>der</strong> Doppelresidenz wurde, geteilt durch die<br />
katholische und reformierte Linie des Hauses Nassau-Siegen, hatte das den Nie<strong>der</strong>gang zur Folge.<br />
Neben einem zunehmenden Bedeutungsverlust litt Siegen unter dem Dreißigjährigen Krieg und wurde<br />
1695 durch einen Stadtbrand gar zu zwei Dritteln eingeäschert. Erst <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Herrschaft <strong>der</strong> Oranier<br />
stabilisierte sich die Situation Siegens als Unterdirektorium <strong>der</strong> Dillenburger Regierung. Im Jahr 1806<br />
fiel die Stadt an das Großherzogtum Berg. Nach <strong>der</strong> preußischen Übernahme des Landes 1817 wurde<br />
Siegen Kreisstadt – ein Status, <strong>der</strong> bis heute erhalten blieb. Das Gebiet wurde <strong>der</strong> Provinz <strong>Westfalen</strong><br />
zugeteilt und geriet gegenüber <strong>der</strong> wirtschaftlichen Konkurrenzregion Ruhrgebiet ins Hintertreffen.<br />
Erst <strong>mit</strong> den Eisenbahnstrecken Köln-Betzdorf-Siegen und Hagen-Letmathe-Siegen 1861 stieg die<br />
Erzför<strong>der</strong>ung um ein Vielfaches. Innovationen, z.B. fortschrittliche Hüttentechniken, hielten Einzug.<br />
Das Konzept sah fortan die Beschränkung <strong>der</strong> Grundstoffproduktion auf Qualitätserzeugnisse und die<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ansiedlung eisenverarbeiten<strong>der</strong> Betriebe vor. Als Industrieregion wurde das Siegerland<br />
im Zweiten Weltkrieg stark bombardiert und zerstört, <strong>der</strong> anschließende Wie<strong>der</strong>aufbau stützte sich<br />
noch auf die traditionelle Industrie. Mit dem Ende <strong>der</strong> Erzför<strong>der</strong>ung gelang es, begünstigt durch Autobahnverbindungen<br />
wie die 1971 eröffnete Sauerlandlinie, neue wachstumsorientierte Branchen zu<br />
platzieren. Der Rang Siegens als eigenständiges Zentrum wurde 1972 <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Gesamthochschule<br />
unterstrichen.<br />
Siegen - das „Herz <strong>der</strong> Region“ - Zentrum für Wirtschaft und Kultur im südlichen <strong>Westfalen</strong><br />
und grüne Großstadt am Rande des Rothaargebirges <strong>mit</strong> 110.000 Einwohnern bezieht seine<br />
Unverwechselbarkeit aus <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Synthese <strong>von</strong> entwicklungs- und kulturgeschichtlicher<br />
Prägung, naturräumlicher Attraktivität und geistigem wie wirtschaftlichem Innovationspotenzial.<br />
In <strong>der</strong> Tradition des Bergbaus und des Hüttenwesens sowie <strong>der</strong> dynastischen Verbindungen<br />
<strong>der</strong> nassauischen Landesherren stehend, ist die junge Universitätsstadt heute in den Bereichen<br />
Kulturforschung und Zukunftstechnologien <strong>von</strong> überregionaler Bedeutung. Die Metropole des<br />
Siegerlandes fasst die Entwicklung <strong>der</strong> gesamten Region dabei wie in einem Brennspiegel<br />
zusammen, einem Landstrich, <strong>der</strong> schon 500-200 v. Chr. sein Erz preisgab und zunächst Kelten,<br />
später Germanen zur Eisenverhüttung einlud, wie zahlreiche Funde beweisen. Die im<br />
Siegerland stark vertretenden Bereiche Maschinenbau und Metalltechnik haben also tiefe<br />
Wurzeln und sind in Verbindung <strong>mit</strong> dem High-Tech-Potenzial <strong>der</strong> Region für das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
gerüstet.<br />
26
Museum für Gegenwartskunst<br />
Das neu gegründete Museum für Gegenwartskunst stellt hinsichtlich seiner Organisation, seiner<br />
Konzeption und seiner Zielsetzung eine Beson<strong>der</strong>heit in <strong>der</strong> deutschen Museumslandschaft<br />
dar. In einer glücklichen Realisierung des Modells Public Private Partnership haben<br />
sich so unterschiedliche Kooperationspartner wie die Stadt Siegen, die Universität Siegen<br />
sowie die Peter-Paul-Rubens-Stiftung zu einem Trägerverein zusammengeschlossen. Im<br />
Rahmen eines Kooperationsvertrages <strong>mit</strong> dem Landschaftsverband <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> (<strong>LWL</strong>)<br />
gelang es, den münsterischen Museumsdirektor und Ausstellungsmacher Prof. Dr. Klaus<br />
Bußmann als kommissarischen Direktor des Projektes zu gewinnen.<br />
Als Beson<strong>der</strong>heit ist auch die Heimat des Museums zu betrachten, das aus dem Jahr 1894<br />
stammende städtische Telegraphenamt. Für das Museumsprojekt vom Architekten Professor<br />
Josef P. Kleihues um- und neugebaut, fällt <strong>der</strong> architektonische Spannungsbogen zwischen<br />
Tradition und Mo<strong>der</strong>ne ins Auge des Betrachters. Der Altbau ist durch einen zum<br />
Schlossplatz hin orientierten Neubau ergänzt worden, dem eine freigestellte Betonwand vorgeblendet<br />
wurde. Direkt über dem Haupteingang ist als fassadengestaltendes Element eine<br />
Videowand installiert, die über die reale Animation hinaus symbolisch zwischen Innen und<br />
Außen, zwischen Kunst und Öffentlichkeit ver<strong>mit</strong>telt.<br />
Der Düsseldorfer Kommunikationsdesigner Professor Uwe Loesch entwickelte im Herbst<br />
1999 das Corporate Design für das Museum. Er konzipierte ein Erscheinungsbild für das neue<br />
Haus, das demonstrativ in allen Medien auf einen Schwarz/Weiß-Kontrast abhebt. Auf <strong>der</strong><br />
Basis eines um 11 Grad zum Parallelogramm verschobenen Quadrats entwarf er einen Würfel,<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Abfolge <strong>von</strong> Ansicht und Einsicht, <strong>von</strong> Innen und Außen als klare Form virtuell<br />
und tatsächlich in permanenter Bewegung ist. In eine schnelle Bildfolge verwandelt ist das<br />
kinetische Zeichen auch als Filmschleife für die Videowand an <strong>der</strong> Museumsfassade bestimmt.<br />
So steht <strong>der</strong> Würfel in seiner perspektivischen Vielschichtigkeit und dem Miteinan<strong>der</strong><br />
<strong>von</strong> „white cube“ und „black box“ für das Selbstverständnis des Museums für Gegenwartskunst.<br />
Die Ausstellungsarbeit befasst sich <strong>mit</strong> den Zäsuren und Umwälzungen, die in <strong>der</strong> bildenden<br />
Kunst <strong>mit</strong> <strong>der</strong> rasanten technischen Entwicklung des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts ablesbar werden. Neue<br />
Darstellungsformen wie Photographie und Film am Anfang des Jahrhun<strong>der</strong>ts, vor allem aber<br />
die elektronischen Medien Video und Computer ab den 1960er Jahren hielten nach und nach<br />
Einzug in die Kunstproduktion. Sie traten bald gleichberechtigt – sei es dialogisierend o<strong>der</strong> in<br />
eigenständiger künstlerischer Nutzung – an die Seite <strong>der</strong> traditionellen Medien Malerei und<br />
Skulptur. Diese Entwicklung stellt eine regelrechte visuelle Zeitenwende dar, <strong>der</strong>en weitreichende<br />
Auswirkungen noch nicht abschätzbar sind.<br />
Das Hauptanliegen des Museums für Gegenwartskunst Siegen wird gerade darin bestehen,<br />
diese Wechelwirkungen, diesen „Dialog <strong>der</strong> Medien“ und die sich daraus ergebenden Potenziale<br />
und Strategien in <strong>der</strong> Kunst des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu beleuchten. Bewusst wird dabei<br />
auch <strong>der</strong> Blick auf die historische Dimension gelenkt, um die ästhetischen Traditionen und<br />
Verbindlichkeiten <strong>der</strong> Gegenwartskunst deutlich zu machen.<br />
Um dies alles zu zeigen wird die ständige Präsentation einem dynamischen Prinzip wechseln<strong>der</strong><br />
Ausstellungen folgen: Für jeweils ein Jahr werden größere Werkkomplexe einzelner<br />
Künstlerinnen und Künstler gezeigt.<br />
Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Erstpräsentation liegt auf <strong>der</strong> Kunst <strong>der</strong> sechziger Jahre, die bis heute<br />
ihre Aktualität bewahrt hat. June Paik, Hans Haacke und Joseph Beuys sind nur einige klangvolle<br />
Namen dieser Kategorie. Die ständige Präsentation wird, wie erwähnt, auch die Perspektive<br />
auf die Vergangenheit richten, nämlich auf die erste Zäsur im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t, die<br />
durch die neuen Bildmedien Photographie und Film gesetzt wurde. August San<strong>der</strong> ist dabei in<br />
zweifacher Hinsicht für das neue Haus eine zentrale Figur, da er auf <strong>der</strong> einen Seite <strong>mit</strong> seinen<br />
Porträt- und Landschaftsserien ein singuläres photographisches Werk geschaffen hat und<br />
27
gleichzeitig als Siegerlän<strong>der</strong> eine beson<strong>der</strong>e Identifikationsfigur für die Region darstellt. In<br />
<strong>der</strong> Erstpräsentation ist August San<strong>der</strong> <strong>mit</strong> seiner Reihe „Antlitz <strong>der</strong> Zeit“ vertreten.<br />
Meschede-Grevenstein<br />
Das Bergstädtchen Grevenstein <strong>mit</strong> gut 1.000 Einwohnern liegt am Fuße des 656 m hohen Naturparks<br />
Homert im Seendreieck zwischen dem Sorpe-, Möhne- und Hennesee.<br />
Grevenstein gehört zu den Städtegründungen, die die Grafen <strong>von</strong> Arnsberg zur Absicherung ihres<br />
Territoriums gegen die umliegenden Besitzungen des Erzbischofs <strong>von</strong> Köln vornahmen. Die erste<br />
urkundliche Erwähnung, in <strong>der</strong> bereits <strong>von</strong> einem Bürgermeister die Rede ist, stammt aus dem Jahr<br />
1324, lässt jedoch den Schluss zu, dass <strong>der</strong> Ort <strong>mit</strong> seiner Burg schon längere Zeit bestand. Seit 1368<br />
war Grevenstein auch Sitz des Freigerichtes und eines landesherrlichen Gerichtes für die Angelegenheiten<br />
<strong>der</strong> Bürger. Die Stadt war um die Burg an den südöstlichen Abhang des Burghügels gebaut und<br />
besaß nur ein Stadttor. Ein Teil <strong>der</strong> ringförmigen Stadtmauer ist noch erhalten.<br />
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt zu hohen Kontributionen gezwungen und 1636 <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
durch Soldaten eingeschleppten Pest heimgesucht. 1746 brannte Grevenstein fast ganz ab. Viele Bürger<br />
siedelten sich danach nicht mehr am Berg, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Ebene, dem sogenannten Ostfeld, an.<br />
Die Stadt wurde dann <strong>von</strong> den Wirren des Siebenjährigen Krieges (1756-63) erfasst und musste ihren<br />
Bürgern verschiedene Male hohe Steuern auferlegen, um die Unterstützungsgel<strong>der</strong> an den Landesherrn<br />
zahlen zu können. Im Zuge <strong>der</strong> Revolutionskriege erhielt Grevenstein 1797 eine französische<br />
Besatzung, gehörte dann ab 1802 zur Landgrafschaft Hessen und fiel 1815 nach dem Wiener Kongress<br />
an Preußen. 1843 brannte Grevenstein zu großen Teilen erneut nie<strong>der</strong>; <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau erfolgte<br />
durch Hilfeleistungen aus Arnsberg. Ab 1845 begann ein langwieriger Wegeausbau. 1893 erhielt<br />
Grevenstein als erste Ortschaft des Kreises Arnsberg eine öffentliche Wasserversorgung, die <strong>von</strong><br />
einem nach Amerika ausgewan<strong>der</strong>ten Grevensteiner gespendet wurde. Durch die kommunale Neuglie<strong>der</strong>ung<br />
1975 wurde Grevenstein ein Ortsteil <strong>der</strong> Stadt Meschede.<br />
Grevenstein ist geprägt durch <strong>mit</strong>telständische Betriebe, gut geführte Gasthöfe, <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
dem Fremdenverkehr und nicht zuletzt durch die Brauerei VELTINS. Die Berge rund<br />
um Grevenstein bieten dem Wan<strong>der</strong>er den Blick auf den idyllischen Ort. Skilift, Freibad,<br />
Sport- und Tennisplatz stellen neben dem Rad- und Mountainbike-Fahren für den sportlichen<br />
Urlauber Alternativen dar. Für Familien ist <strong>der</strong> Urlaub auf dem Bauernhof beson<strong>der</strong>s beliebt.<br />
Brauerei C&A Veltins<br />
Eine Brauereivisite darf auf einer Tour durch eine Bierregion selbstverständlich nicht fehlen.<br />
„Frisches Veltins“ – dies ist nicht nur <strong>der</strong> Inbegriff für ein köstliches Bier <strong>mit</strong> charakteristischem<br />
Geschmack, son<strong>der</strong>n zugleich <strong>der</strong> Hinweis auf ein geselliges, gemütliches und partnerschaftliches<br />
Zusammensein. In dieser Hinsicht stiftet die C&A Veltins-Brauerei aber nicht nur<br />
durch ihr Produkt ein gesellschaftliches Miteinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n sie beteiligt sich als Werbepartner<br />
kooperativ an Forschungsprojekten sowie Kultur- und Sportveranstaltungen.<br />
Die Wiege des Unternehmens liegt in einer kleinen Gasthausbrauerei, die Franz Kramer 1824<br />
in Grevenstein eröffnete. 1852 übernahm Clemens Veltins die „Grevensteiner Brauerei“ , die<br />
wegen <strong>der</strong> Expansion des Betriebes 1883 vom Ort an den heutigen peripheren Standort verlagert<br />
wurde. Die technische Entwicklung schritt unaufhörlich voran und 1896 wurde nach <strong>der</strong><br />
Installation einer Kühlanlage auch eine elektrisches Licht- und Kraftanlage installiert, was auf<br />
dem Lande ein absolutes Novum war. 1919 konnten schließlich die Brauereipferde, <strong>von</strong> Repräsentationszwecken<br />
abgesehen, ihren Ruhestand antreten, denn erstmals lieferte ein Kraftwagen<br />
die Bierfässer aus. Unter Carl Veltins entschied man sich dann sieben Jahre später, den<br />
Gerstensaft nur noch nach Pilsener Brauart herzustellen, insbeson<strong>der</strong>e wegen des weichen<br />
Quellwassers. Der Jahresausstoß stieg bis 1953 auf 12.000 Hektoliter Bier. Das Familienunternehmen<br />
florierte und 1964 übernahm Rosemarie Veltins die Geschäftsführung. Im selben<br />
Jahr lösten Kronkorken die Bügelverschlüsse ab, was die Anschaffung einer neuen Abfüllanlage<br />
erfor<strong>der</strong>lich machte. Im Jahr 1984 wurde hinsichtlich des Bierausstoßes in Hektoliter pro<br />
anno erstmals die magische Millionengrenze überschritten. Die Familientradition wurde auch<br />
28
1994 wie<strong>der</strong> bestätigt, als Susanne Veltins, Ur-Ur-Enkelin <strong>von</strong> Namensgeber Clemens, in die<br />
Leitung des Betriebes einstieg. Zunehmend wurde Veltins im regionalen und internationalen<br />
Sportsponsoring tätig und gehörte 1999 zu den erfolgreichsten Premium-Pils-Brauereien. Bei<br />
aller Wirtschaftlichkeit fühlt sich das Unternehmen verpflichtet, den zeitgemäßen Problemen<br />
und Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht zu werden. So entstand bereits 1966, erstmalig in Europa, eine<br />
brauereieigene Kläranlage. Dadurch bot sich die Möglichkeit, das Abwasser wesentlich<br />
schneller und sorgfältiger zu reinigen. Mehr als 22 Mio. Mark investierte <strong>der</strong> Betrieb im Laufe<br />
<strong>der</strong> Zeit in diese Anlage, die weiterhin auf dem neuesten technologischen Entwicklungsstand<br />
gehalten wird. Vermeiden, Verwerten, Entsorgen – nach diesem Motto werden außerdem<br />
neben PVC-freien Kronkorken sowie wie<strong>der</strong>verwertbaren Dosen und Etiketten z.B. auch<br />
Glasscherben eingeschmolzen und zu neuen Flaschen verarbeitet. Ebenso granuliert Veltins<br />
alte und beschädigte Bierkästen, um daraus den Rohstoff für neue Kästen zu gewinnen. Die<br />
abgespülten Flaschenetiketten, Kartonagen und sonstige Papierabfälle werden in Papierfabriken<br />
wie<strong>der</strong>verwertet. Zum Umweltschutz gehört für Veltins aber auch ein verantwortungsvoller<br />
Umgang <strong>mit</strong> den natürlichen Ressourcen. Den Wasserverbrauch konnte man auf weniger<br />
als vier Liter Wasser pro einen Liter Pils senken, was stark unter dem Branchendurchschnitt<br />
liegt. Durch eine hoch entwickelte Technik reduzierte man den Energieverbrauch und<br />
setzt auf die Alternative, <strong>mit</strong> umweltschonendem Erdgas zu arbeiten. Dem Umweltschutz<br />
verpflichtet, unterstützt Veltins darüber hinaus verschiedene Naturschutzprojekte im Sauerland<br />
und in Nordrhein-<strong>Westfalen</strong>.<br />
Meschede<br />
Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Kreisstadt an <strong>der</strong> Ruhr steht seit ihren Anfängen in beson<strong>der</strong>er Weise auch das<br />
geistig-religiöse Leben. So formte sich <strong>der</strong> Ort zunächst um das 875 gegründete adelige Damenstift,<br />
das nach <strong>der</strong> Verleihung <strong>der</strong> Markt- und Zollgerechtigkeit Mitte des 10. Jahrhun<strong>der</strong>ts zusehends an<br />
Macht und Ansehen gewann. Zuvor bereits, etwa um 900, wurde die Stiftskirche gebaut, <strong>der</strong>en Ringkrypta<br />
als eine <strong>der</strong> ältesten Deutschlands heute noch erhalten ist. Im Jahre 1310 wurde das Damenstift<br />
<strong>von</strong> Erzbischof Heinrich in ein Kanonikerstift umgewandelt und 1368 wurde Meschede <strong>mit</strong>samt <strong>der</strong><br />
Grafstadt Arnsberg <strong>von</strong> Graf Gottfried, <strong>der</strong> letzte Graf <strong>von</strong> Arnsberg, an den Fürstbischof <strong>von</strong> Köln<br />
verkauft. Um 1425 wurde <strong>der</strong> Grundstein für das spätere Dominikanerinnenkloster auf <strong>der</strong> Klause<br />
gelegt.<br />
Aber auch weltliche Aktivitäten waren in <strong>der</strong> Stadt zu verzeichnen: 1486 gaben sich die Bürger <strong>der</strong><br />
Freiheit in <strong>der</strong> „Bürgersprache“ ihre eigene Gemeindeordnung. Von 1606 bis 1669 wurde im Stil des<br />
westfälischen Barock das Schloss Laer gebaut. Die Einrichtung <strong>der</strong> ersten Fußpost 1742, <strong>der</strong> Bau einer<br />
Ruhrbrücke 1768 und die Einrichtung <strong>der</strong> ersten Reitpost 1780 sind weitere Entwicklungsdaten<br />
<strong>der</strong> Stadt, die durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 nicht nur die Säkularisierung <strong>von</strong> Stift<br />
und Kloster hinzunehmen hatte, son<strong>der</strong>n wie das gesamte Herzogtum <strong>Westfalen</strong> die Übertragung an<br />
Hessen-Darmstadt. Zwei Jahre wurde das Stift Meschede aufgehoben und <strong>der</strong> Besitz beschlagnahmt.<br />
Ab 1815 folgte in <strong>der</strong> preußischen Epoche <strong>der</strong> wirtschaftliche Aufstieg <strong>der</strong> neuen Kreisstadt (seit<br />
1819), <strong>der</strong> später durch den Bau <strong>der</strong> Ruhrtalbahn 1871 und die Gründung <strong>der</strong> Honselwerke nach <strong>der</strong><br />
Jahrhun<strong>der</strong>twende weiter angekurbelt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt zu 80<br />
Prozent zerstört.<br />
Meschede ist heute ein Verwaltungs- und Versorgungszentrum <strong>mit</strong> überörtlicher Bedeutung<br />
und einem Einzugsbereich <strong>von</strong> bis zu 100.000 Einwohnern. Wirtschaftlich geprägt ist die<br />
Stadt in erster Linie durch das verarbeitende Gewerbe, aber auch <strong>der</strong> Tourismus spielt eine<br />
nicht unbedeutende Rolle. Weltweiten Bekanntheitsgrad besitzt Meschede durch die Benediktiner-Abtei<br />
Königmünster, durch die heute die geistig-religiöse Tradition fortlebt. Deren<br />
1964 fertiggestellte Friedenskirche auf dem Klosterberg überragt das Stadtbild wie ein Symbol.<br />
Außerdem ist in Meschede die Abteilung Maschinenbau <strong>der</strong> Fachhochschule Pa<strong>der</strong>born<br />
beheimatet.<br />
29
Benediktiner-Abtei Königmünster<br />
„Operi Dei nihil praeponatur“ (dem Gottesdienst werde nichts vorgezogen) – im Sinne dieser<br />
Prämisse wird im Kloster nicht nur die feierliche Liturgie <strong>mit</strong> Choral und Psalmengesang,<br />
son<strong>der</strong>n auch das gesamte Klosterleben außerhalb <strong>der</strong> kirchlichen Räume als Gottesdienst<br />
aufgefasst. In erster Linie ist da<strong>mit</strong> zunächst <strong>der</strong> un<strong>mit</strong>telbare Dienst am Menschen zu verstehen,<br />
was schon <strong>mit</strong> dem äußeren Anlass <strong>der</strong> Klostergründung 1928, <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong><br />
Schule, deutlich wurde. Heute werden am Gymnasium <strong>der</strong> Benediktiner etwa 680 Schülerinnen<br />
und Schüler auf das Abitur vorbereitet, aber die pädagogische Philosophie ist nicht auf<br />
den eigentlichen Lehrauftrag im engeren Sinne beschränkt. Der schulische Alltag wird bereichert<br />
durch viele musische Aktivitäten und Einrichtungen wie Schultheater, Schulchor und –<br />
orchester, Kunstausstellungen etc. Darüber hinaus bestehen zahlreiche Schulpartnerschaften<br />
in ganz Europa. Ein ebenso wichtiger Bereich des Klosters ist die „Oase“, die 1981<br />
eingeweiht wurde und seitdem als Haus <strong>der</strong> Besinnung und Begegnung vor allem für junge<br />
Leute zur Verfügung steht. Besinnungstage für Schulklassen, Kurse im Bereich <strong>der</strong><br />
Selbsterfahrung, Meditation, Liturgie stehen ebenso auf dem Programm wie Großtreffen zu<br />
Silvester, Ostern und Pfingsten. Ein Ereignis des Kennenlernens, Zusammenwachsens und<br />
<strong>der</strong> Völkerverständigung für Menschen aus ganz Europa ist die jährliche Wan<strong>der</strong>woche.<br />
Zur festen Einrichtung gehört auch die ‚Kategorialseelsorge’, die Betreuung des Walburgakrankenhauses<br />
und <strong>der</strong> Veramedklinik sowie die Abstellung des Studentenpfarrers für die<br />
Zweigstelle <strong>der</strong> Hochschule Pa<strong>der</strong>born in Meschede. Und wer seine Sorgen teilen möchte, <strong>der</strong><br />
kann sich an zwei Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> Abtei wenden, die in <strong>der</strong> psychologischen Beratung tätig sind.<br />
Aber auch <strong>der</strong> ganz materielle Alltag findet auf dem wie ein kleines Dorf anmutenden Klostergelände<br />
seinen Nie<strong>der</strong>schlag und dies ist auch notwendig, denn Benediktinerklöster unterstehen<br />
kirchenrechtlich gesehen nicht dem Ortsbischof und haben daher keinen Anspruch auf<br />
Kirchensteuer<strong>mit</strong>tel, d.h. die Brü<strong>der</strong> müssen selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Dennoch<br />
ist die Werktätigkeit nicht rein pragmatisch und wirtschaftlich zu beurteilen, son<strong>der</strong>n auch als<br />
ein Akt, <strong>der</strong> sich in die geistliche Glaubenslehre einfügt. Zurückgehend auf die Regel des<br />
Heiligen Benedikt heißt es, das alles Gerät und alle Habe des Klosters als heiliges Altargerät<br />
betrachtet werden soll und <strong>mit</strong> diesem Geist wird das vielfältige schöpferische Tun begangen.<br />
Da wäre z.B. die Gärtnerei, die u.a. <strong>mit</strong> ihrem angeschlossenen Mostbetrieb für den eigenen<br />
Bedarf produziert, aber auch Tauschgeschäfte <strong>mit</strong> den Menschen aus <strong>der</strong> Umgebung abwikkelt.<br />
Und da wäre die klösterliche Landwirtschaft, <strong>der</strong>en Erzeugnisse in <strong>der</strong> Fleischerei und<br />
<strong>der</strong> Küche weiterverarbeitet und in bescheidenem Rahmen nach außen verkauft werden. Gerade<br />
diese beiden Bereiche führen das biblische Verständnis <strong>von</strong> Arbeit als Mitarbeit am<br />
Schöpfungsauftrag sowie Weitergabe und Pflege des Lebens vor Augen und so heißt es auf<br />
einer Tafel am Stallgebäude: „...da<strong>mit</strong> in allem Gott verherrlicht werde“.<br />
Aber auch das klassische Handwerk kommt in <strong>der</strong> Abtei nicht zu kurz: Die Einrichtung unterhält<br />
eine Schmiede, eine Schreinerei, eine Töpferei und eine Buchbin<strong>der</strong>werkstatt. Künstlerische<br />
Gestaltung und handwerkliches Können gehen in diesen Werkstätten einher. Des weiteren<br />
findet sich eine Handweberei auf dem Gelände, in <strong>der</strong> aus edlen Naturgarnen, vor allem<br />
Seide und Wolle, feinste Gewebe hergestellt werden. Hauptsächlich handelt es sich dabei um<br />
Paramente, also Gewän<strong>der</strong> für den Gottesdienst, wobei zum beson<strong>der</strong>en Stil <strong>der</strong> Weberei <strong>von</strong><br />
Königsmünster Gewän<strong>der</strong> <strong>mit</strong> feinen fließenden Farbübergängen und individuelle Anfertigungen<br />
gehören. Textile Feinarbeiten und das Nähen <strong>von</strong> Gewän<strong>der</strong>n sowie das Anfertigen<br />
<strong>von</strong> Habiten, den Ordensgewän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Mönche, werden in <strong>der</strong> im Gebäude <strong>der</strong> Gärtnerei<br />
befindlichen Schnei<strong>der</strong>werkstatt erledigt. Der hauswirtschaftliche Bereich <strong>der</strong> Abtei versorgt<br />
nicht nur die Mönche, son<strong>der</strong>n Kursgäste, Tagesgruppen und Familienfeste, die im Ausstellungsraum<br />
gefeiert werden. Abgerundet wird das klösterliche „Dorfleben“ durch einen Laden<br />
und eine Bibliothek <strong>mit</strong> rund 45.000 Bänden.<br />
30
Insgesamt ist die Abtei Arbeitgeber für 130 Menschen und in vielerlei Hinsicht Ausbildungsstätte<br />
für junge Leute. Da<strong>mit</strong> ist sie ein nicht unerhebliches sozioökonomisches Element für<br />
die Region. Die Gemeinschaft <strong>mit</strong> ihren 70 Mönchen ist dabei in <strong>der</strong> Tat <strong>von</strong> dorfähnlichen<br />
Strukturen geprägt, die ganz auf einen vielseitigen und inspirierenden Austausch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Außenwelt<br />
ausgerichtet sind. Nächstenliebe und schöpferisches Miteinan<strong>der</strong> werden ganz im<br />
christlichen Sinne als Auftrag verstanden, <strong>der</strong> nicht an den Klostermauern Halt macht. Verbunden<br />
ist man als ‚Missionsbenediktiner’ dabei auch <strong>mit</strong> Klöstern in aller Welt, nicht nur in<br />
geistlicher Hinsicht, son<strong>der</strong>n auch was die materielle Versorgung <strong>von</strong> Außenstationen angeht.<br />
Zudem arbeiten Brü<strong>der</strong> aus Meschede in Tanzania, Kenia, Südafrika sowie Südkorea und<br />
unterstreichen das missionarische Eingebundensein <strong>der</strong> Abtei Königsmünster in das internationale<br />
Christentum.<br />
Lüdenscheid<br />
Direkt an <strong>der</strong> Sauerlandlinie liegt Lüdenscheid und schon vor 900 Jahren spielte ein bedeuten<strong>der</strong> Verkehrsweg,<br />
die „Königsstraße“ <strong>von</strong> Köln nach Arnsberg eine wichtige Rolle beim Aufstieg <strong>der</strong> damaligen<br />
Siedlung an <strong>der</strong> Wasserscheide zwischen Lenne und Volme. 1072 wurde die Kirche dem Kloster<br />
Grafschaft unterstellt und einer unsicheren Überlieferung zufolge soll Kaiser Heinrich V. 1114/15 eine<br />
befestigte Anlage sowohl gegen die Erzbischöfe <strong>von</strong> Köln als auch gegen die Grafen <strong>von</strong> Arnsberg<br />
errichtet haben. Bald darauf jedenfalls zählte die Siedlung zum Besitz <strong>der</strong> Grafen <strong>von</strong> Altena, später<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> Mark. 1268 erhielt diese <strong>von</strong> Engelbert I. das Dortmun<strong>der</strong> Stadtrecht und eine Umwehrung.<br />
Dessen Nachfolger stellte Lüdenscheid 11 Jahre später unter die Lehnsherrschaft des Kölner Erzbischofs.<br />
Zwar wurde die Stadt auch Mitglied <strong>der</strong> Hanse und gehörte noch 1372 zu den fünf „Hauptstätten“<br />
<strong>der</strong> Mark, doch anschließend stockte die Entwicklung. Diesem Umstand ist wohl die Erhaltung<br />
des historischen Stadtkerns zu verdanken, in dem die <strong>mit</strong>telalterliche Umwehrung noch nachzuvollziehen<br />
ist. Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t dann wurde „Osemund“ zum sprichwörtlichen Güteerzeugnis <strong>der</strong><br />
Lüdenschei<strong>der</strong> Wirtschaft. Die Oßmun<strong>der</strong> Eisenwerke in <strong>der</strong> Grafschaft Mark verwandelten Siegerlän<strong>der</strong><br />
Roheisen durch ein spezielles Verfahren des Anblasens und Schmiedens in einen hoch elastischen<br />
Stahl. Mit dieser Grundlage wurde die Region zur Hochburg des Drahtziehens. Das Bild än<strong>der</strong>te<br />
sich während des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Der Schwerpunkt lag nun auf <strong>der</strong> Verarbeitung <strong>von</strong> Buntmetallen,<br />
<strong>der</strong> Knopfproduktion, für die Lüdenscheid berühmt wurde und <strong>der</strong>en Geschichte heute im Stadtmuseum<br />
nachgezeichnet wird, sowie den Anfängen <strong>der</strong> Aluminiumindustrie, <strong>der</strong>en Begrün<strong>der</strong> Karl Berg<br />
in Lüdenscheid und Eveking die ersten lenkbaren starren Luftschiffe baute.<br />
Seit 1975 ist die Stadt Zentrum des neuen Märkischen Kreises.<br />
Lüdenscheid ist heute geprägt durch eine <strong>mit</strong>telständische Wirtschaftstruktur <strong>mit</strong> beson<strong>der</strong>em<br />
Gewicht auf dem verarbeitenden Gewerbe. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung sind Eisen-, Blechund<br />
Metallverarbeitung, Elektrotechnik, Maschinenbau und Kunststoffverarbeitung. Weltbekannt<br />
ist die Licht- und Leuchtstoffindustrie in Lüdenscheid, daher auch „Stadt des Lichts“<br />
genannt, beson<strong>der</strong>s getragen durch die Unternehmen Erco und Hoffmeister.<br />
Angesichts dieser industriellen Vielfalt fallen nur 30% <strong>der</strong> Arbeitsplätze auf den Handel und<br />
das Dienstleistungsgewerbe.<br />
Stadtmuseum und die Geschichte <strong>der</strong> Knopfherstellung<br />
In dem Maße wie Lüdenscheid heute als Stadt des Lichts bekannt ist, galt <strong>der</strong> Ort lange als die<br />
Knopfstadt schlechthin. Etwa 1780 begannen in Lüdenscheid die „Hakenmachers“ (Drahtverarbeiter)<br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Knopfherstellung, die bis nach dem Zweiten Weltkrieg einer <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Wirtschaftszweige war. Lüdenschei<strong>der</strong> Knöpfe gingen in aller Herren Län<strong>der</strong> Europas, nach<br />
China und Australien. Die Knöpfe wurden zum Teil in Heimarbeit gefertigt; weitere Branchen<br />
wie die <strong>der</strong> Graveure und Werkzeugmacher lebten ebenfalls <strong>von</strong> <strong>der</strong> Knopfherstellung.<br />
Die Organisation des neuen Gewerbes wurde am 1795 in einer gemeinschaftlichen Ordnung<br />
festgehalten. Um 1810 wurden in den Knopffabriken massive Messingknöpfe – sogenannte<br />
Plattenknöpfe – <strong>mit</strong> einer angelöteten Öse durch die Technik des Knopfgießens hergestellt.<br />
Messing sollte das bestimmende Metall <strong>der</strong> hiesigen Knopfindustrie werden. In den Jahren<br />
31
1830-40 brachte die Einführung <strong>der</strong> feineren Platten- und Kalotteknöpfe neue Arbeitsmethoden,<br />
neue Geräte und eine neue Arbeitsorganisation <strong>mit</strong> sich. Kalotteknöpfe bestanden aus<br />
einem Oberteil <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Prägung (Schale), einem Einsatz aus Pappe o<strong>der</strong> Eisen und dem Stieldeckel<br />
(Unterteil <strong>mit</strong> Öse). Zum Ausschneiden und Prägen <strong>der</strong> Knöpfe wurden die ersten einfachen<br />
Handpressen verwendet. Aus den Werkstätten entstanden nun Fabriken. In <strong>der</strong> zweiten<br />
Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts passten sich die Lüdenschei<strong>der</strong> Knopffirmen immer wie<strong>der</strong> an<br />
neue Absatzmärkte an. Dem Kalotteknopf folgte <strong>der</strong> Aushauer- o<strong>der</strong> Durchbruchknopf. Mit<br />
<strong>der</strong> Einführung <strong>von</strong> Fallhämmern konnten ständig neue Knopfformen und neue Muster angeboten<br />
werden. Zwischen 1880 und 1890 kam es dann zu einer wahren Blüte <strong>der</strong> Knopfindustrie.<br />
Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden die traditionellen Knöpfe durch Druckknöpfe und Reißverschlüsse<br />
teilweise verdrängt. Mit <strong>der</strong> Mode wechselten auch ständig die Knopfformen, -<br />
größen und –gestaltungen. Als an<strong>der</strong>enorts Knöpfe (in Kunststoffen) preiswerter hergestellt<br />
werden konnten, stellten sich die Lüdenschei<strong>der</strong> Fabrikanten um. Heutzutage ist die Metallverarbeitung<br />
immer noch ein wichtiger Wirtschaftszweig in Lüdenscheid; die Knopfherstellung<br />
hat aber keine große Bedeutung mehr.<br />
Deren Geschichte kann allerdings noch im Stadtmuseum bewun<strong>der</strong>t werden. Dieses ist neben<br />
<strong>der</strong> Städtischen Galerie Teil eines kulturellen Projektes, dessen Zuhause im November 1988<br />
fertiggestellt wurde. Der umfangreiche gläserne Gebäudekomplex setzt ein markantes ästhetisch-gestalterisches<br />
Zeichen im Zentrum <strong>der</strong> Stadt, das in seiner Ausformung dem Architekten<br />
Nikolaus Ruff zu verdanken ist. Vorgabe war, zwei denkmalwerte Gebäude aus <strong>der</strong> Zeit<br />
<strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende, ein zuletzt als Bankgebäude genutztes Haus und das ehemalige Verwaltungsgebäude<br />
des 1968 aufgelösten Amtes Lüdenscheid, durch einen weitläufig transparenten<br />
Zwischentrakt <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> zu verbinden.<br />
Das Stadtmuseum ist so angelegt, das ein Rundgang im Erdgeschoß <strong>der</strong> Glashalle beginnt,<br />
durch beide Geschosse des alten Amtshauses führt und dann wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Glashalle endet.<br />
Je<strong>der</strong> Raum ist thematisch abgerundet, so dass auch ein vertiefen<strong>der</strong> Besuch einiger ausgewählter<br />
Räume möglich ist. Neben <strong>der</strong> Knopfindustrie werden über 30 weiter Themen <strong>mit</strong><br />
Lüdenschei<strong>der</strong> Bezug zugänglich gemacht.<br />
Hoffmeister Leuchten<br />
Hoffmeister Leuchten ist in Europa ein führen<strong>der</strong> Hersteller <strong>von</strong> Leuchten für den Innen- und<br />
Außenbereich. Die mo<strong>der</strong>ne Licht- und Leuchtentechnik ist <strong>von</strong> Hoffmeister entscheidend<br />
durch die dynamische Entwicklung eines vielseitigen und umfassenden Leuchtenprogramms<br />
<strong>mit</strong>getragen worden, das seinen Einsatz im öffentlichen, gewerblichen und privaten Bereich<br />
findet.<br />
Die Projektleistung <strong>von</strong> Hoffmeister Leuchten in <strong>der</strong> Architektur wird im wesentlichen <strong>mit</strong>bestimmt<br />
durch hochwertiges, funktionsorientiertes Design und hohen lichttechnischen Nutzen<br />
unter Einsatz neuester Leucht<strong>mit</strong>tel und mo<strong>der</strong>nster Reflektortechniken. Die herausragende<br />
Qualität <strong>der</strong> Hoffmeister Leuchten und das Qualitätsmanagement wurden durch die entsprechende<br />
Zertifizierung untermauert.<br />
Hagen<br />
Archäologische Funde weisen auf eine Besiedlung des Raumes bereits vor rund 40.000 Jahren hin.<br />
Die Eroberung <strong>der</strong> Hohensyburg im Norden <strong>von</strong> Hagen durch Karl den Großen 775 ist das Ereignis,<br />
das die schriftliche Belegung <strong>der</strong> historischen Entwicklung <strong>der</strong> Region einleitet. Die ersten abgesicherten<br />
Quellennachweise über Hagen stammen aus dem frühen 13. Jahrhun<strong>der</strong>t. Der Raum um Hagen<br />
war seit jeher geprägt durch <strong>mit</strong>telalterliche Befestigungsanlagen, was <strong>von</strong> einigen imposanten<br />
Bauwerken bezeugt wird. Zu nennen wären z.B. die Raffenburg bei Holthausen, die in <strong>der</strong> ersten<br />
Hälfte des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts als kurkölnischer Territorialstützpunkt errichtet wurde, und die vor 1242<br />
erbaute Hohenlimburg als Stammsitz des Grafen <strong>von</strong> Isenberg-Limburg. Auch die Hohensyburg,<br />
heute bekannt durch das dortige Spielcasiono, zählt <strong>mit</strong> einer alten Wallanlage zu dieser Kategorie.<br />
Nachdem die Herzöge im Laufe <strong>der</strong> Jahrzehnte und Jahrhun<strong>der</strong>te das Feld räumten und <strong>der</strong> Erbfolge-<br />
32
krieg beendet war, fiel Hagen 1666 an Brandenburg-Preußen und wurde unter Friedrich Wilhelm I.<br />
zur Stadt erhoben. 1692 errichtete Mathias Vorster in Delstern eine Papiermühle, die sich im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
zu einem bedeutenden Unternehmen in <strong>der</strong> Region entwickelte und die heutige Position Hagens<br />
als eines <strong>der</strong> Zentren <strong>der</strong> Papierherstellung in Deutschland <strong>mit</strong>begründete. Von 1807 bis 1813<br />
stand Hagen unter französischer Herrschaft und entwickelte sich anschließend unter preußischer Ägide<br />
zur Industriestadt. Einer <strong>der</strong> ersten industriell betriebenen größeren Hochöfen im südwestfälischen<br />
Raum war 1836 <strong>der</strong> Hochofen „Markaner“ bei Haspe. Im Jahr <strong>der</strong> deutschen Revolution 1848 wurden<br />
die Eisenbahnstrecken Hagen-Witten-Dortmund und Schwelm-Hagen eröffnet. 1887 wurde die Accumulatorenfabrik<br />
Tudorschen Systems Büsche und Müller, die spätere Accumulatorenfabrik AG und<br />
Vorgängerin <strong>der</strong> VARTA Batterie AG gegründet. 1903 wurde das im neugotischen Stil erbaute Rathaus<br />
eingeweiht. Die weitere wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Hagens und seines Umlandes<br />
war rasant: 1904 Einweihung <strong>der</strong> Hasper Talsperre, 1906 Anblasen des ersten Hochofens des Hasper<br />
Eisen- und Stahlwerks, <strong>der</strong> späteren Klöckner-Werke, 1907 Gründung des Städtischen Orchesters in<br />
Hagen, 1911 Eröffnung des Hagener Stadttheaters und 1912 Gründung <strong>der</strong> Waffel- und Zwiebackfabrik<br />
C&F Brandt in Haspe.<br />
1918 übernahmen Arbeiter- und Soldatenräte in Hagen und Hohenlimburg kurzzeitig die Stadtverwaltung.<br />
Mit dem zwischenzeitlichen Ende <strong>der</strong> politischen Unruhen zur Weimarer Zeit nahm die Entwicklung<br />
zur Großstadt <strong>mit</strong> dem 100.000sten Einwohner 1928 und <strong>der</strong> Eingemeindung <strong>von</strong> Haspe und<br />
einigen Landgemeinden 1929 ihren Lauf.<br />
Als amerikanische Truppen 1945 einmarschierten, lag die Stadt in Schutt und Asche.<br />
Mit <strong>der</strong> Währungsreform 1948 erfolgt zunächst <strong>der</strong> Aufschwung, symbolisiert auch durch folgende<br />
Faktoren: Einweihung des neuen Rathauses 1965, Verbindung <strong>von</strong> A1 und <strong>der</strong> Sauerlandlinie durch<br />
das Autobahnkreuz Hagen, Errichtung <strong>der</strong> Fachhochschule 1971 und Eröffnung des Westfälischen<br />
Freilichtmuseums Technischer Kulturdenkmäler im selben Jahr. Einen erneuten Bruch in <strong>der</strong> Entwicklung<br />
bedeutete die Stahlkrise, die in den beiden folgenden Jahren zur Stillegung <strong>der</strong> Klöckner-<br />
Werke und <strong>der</strong> Gussstahlwerke Wittmann führte. Positiv hingegen war <strong>der</strong> Start <strong>der</strong> einzigen staatlichen<br />
Fernuniversität 1975, in einer Großstadt, <strong>der</strong> seit diesem Jahr neben einigen weiteren Ortschaften<br />
auch die ehedem eigenständige Stadt Hohenlimburg angehören.<br />
Heute ist Hagen, die bewaldetste Großstadt Deutschlands <strong>mit</strong> über 200.000 Einwohnern, eine<br />
mo<strong>der</strong>ne und zukunftsorientierte Stadt, wie u.a. das 1986 gegründete und 1997 auf den Campus<br />
<strong>der</strong> Fernuniversität verlegte Technologie- und Grün<strong>der</strong>zentrum (TGZ) und das 1999<br />
durch Ministerpräsident Clement eingeweihte SIHK-Bildungszentrum im Gewerbe- und<br />
Technologiepark Kückelhausen bezeugen. Der Strukturwandel wird städtebaulich symbolisiert<br />
durch das Projekt „Neue City Hagen“, das durch die mo<strong>der</strong>ne multifunktionale Revitalisierung<br />
<strong>der</strong> Innenstadt ästhetische Impulse geben und die Kaufkraft an die Stadt binden soll.<br />
Auch kulturell und künstlerisch hat Hagen einiges zu bieten, exemplarisch sei hier die Jugendstilvilla<br />
Hohenhof als ein Museum des Hagener Impulses genannt.<br />
Fernuniversität Hagen<br />
Als zu Beginn <strong>der</strong> 1970er Jahre deutlich wurde, dass die zu erwartenden Studentenzahlen die<br />
Kapazitäten <strong>der</strong> Präsenzuniversitäten trotz möglicher Erweiterungen übersteigen würden,<br />
wurden mehrere dezentral orientierte Denkansätze zur Lösung des Problems entwickelt,<br />
scheiterten in <strong>der</strong> Realisierung aber durch fehlendes Zusammenwirken aller Bundeslän<strong>der</strong>.<br />
Daher entschloss sich Nordrhein-<strong>Westfalen</strong>, ein zentrales Modell anzustreben und eine eigenständige,<br />
bis heute in <strong>der</strong> Bundesrepublik einmalige Universität zu errichten, die am 01.12.<br />
1974 gegründet wurde und im Wintersemester 1975/76 <strong>mit</strong> 1.300 Studenten den Studienbetrieb<br />
aufnahm. Der im Gesetz formulierte Gründungsauftrag beinhaltete die drei Schwerpunkte<br />
Kapazitätsentlastung für die bestehenden Hochschulen, Leistung eines Beitrages zur<br />
Studienreform und Angebot einer wissenschaftlichen Weiterbildung. Generell ging es bei<br />
dem Auftrag <strong>der</strong> Fernuniversität um die Verbesserung <strong>der</strong> Chancen einer wissenschaftlichen<br />
Bildung für möglichst viele Bürger, was nur Sinn macht, indem allgemein akzeptierte grundständige<br />
Studiengänge angeboten werden und das Studienangebot <strong>mit</strong> dem <strong>der</strong> Präsenzuniversitäten<br />
vergleichbar ist. Der wesentliche Unterschied liegt in <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Lehrmethode,<br />
33
die auf die ständige Präsenz <strong>der</strong> Studierenden am Ort verzichtet und ihnen da<strong>mit</strong> in räumlicher<br />
wie zeitlicher Hinsicht einen maximalem Gestaltungsspielraum einräumt. Es gibt daher<br />
an <strong>der</strong> Fernuniversität keine Hörsäle, denn <strong>mit</strong> Ausnahme weniger Präsenzveranstaltungen<br />
wird <strong>der</strong> Lehrstoff nicht in Vorlesungen ver<strong>mit</strong>telt. Dies geschieht in schriftlicher Form durch<br />
didaktisch aufbereitete Studienbriefe, die den Studierenden zur selbstständigen und fristgerechten<br />
Bearbeitung über<strong>mit</strong>telt werden. Zum begleitenden Angebot zählen computergestützte<br />
Studienmaterialien, z.B. CD-ROM, und audiovisuelle und elektronische Medien, wobei<br />
es sich sowohl um Ton- und Videokassetten, wie auch um regelmäßige Fernsehsendungen<br />
im dritten Programm des WDR und via Satellit handelt. Der Abschluss <strong>von</strong> Kursen erfolgt –<br />
wie auch an Präsenzuniversitäten üblich – durch entsprechende Klausuren, die an regionalen<br />
Standorten in ganz Deutschland unter Aufsicht <strong>von</strong> Beamten <strong>der</strong> Prüfungsämter <strong>der</strong> Fachbereiche<br />
durchgeführt werden. Für die im Ausland wohnenden Studierenden gibt es diese Möglichkeit<br />
beispielsweise in den Vertretungen des Auswärtigen Amtes o<strong>der</strong> an den Goethe-<br />
Instituten. Eingebunden in den schriftlichen Teil des Studiums sind Präsenzphasen in Form<br />
<strong>von</strong> Lehrveranstaltungen, die entwe<strong>der</strong> am Standort <strong>der</strong> Fernuniversität in Hagen o<strong>der</strong> dezentral<br />
in den Studienzentren abgehalten werden. Jene befinden sich in den Bundeslän<strong>der</strong>n sowie<br />
in Österreich, Ungarn und <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Seit <strong>der</strong> Aufnahme des Studienbetriebes ist die Zahl <strong>der</strong> Studenten kontinuierlich gestiegen,<br />
20 Jahre nach <strong>der</strong> Gründung waren 56.000 Studierende eingeschrieben. Sie werden <strong>von</strong> etwa<br />
80 Professorinnen und Professoren, 400 wissenschaftlichen und 700 nichtwissenschaftlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut. Das Lehrangebot ließ sich durch die Mitwirkung<br />
zahlreicher externer Hochschullehrer erheblich verbreitern. Im langfristigen Durchschnitt ist<br />
etwa die Hälfte <strong>der</strong> Studierenden im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft immatrikuliert. Es<br />
folgen Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften, Informatik, Elektrotechnik, Mathematik<br />
und Rechtswissenschaft. Das Studium kann als Vollzeit- und Teilzeitstudium strukturiert,<br />
also entsprechend <strong>mit</strong> dem Berufsalltag, <strong>der</strong> familiären Situation etc. abgestimmt werden.<br />
Es ist in erster Linie auf die Abschlüsse Magister und Diplom ausgerichtet.<br />
Der wissenschaftliche Bereich und die Verwaltung <strong>der</strong> Uni sind auf zahlreiche Standorte in<br />
Hagen und im benachbarten Iserlohn verteilt Die 1985 fertiggestellten Gebäude des Hagener<br />
Campus sind heute um weitere ergänzt worden, um dem Wunsch nach Konzentration aller<br />
Bereiche nachzukommen, aber auch, um das neu errichtete Hagener Technologie- und Grün<strong>der</strong>zentrum<br />
<strong>mit</strong> dem Fachbereich Informatik infrastrukturell direkt zu verknüpfen und Praxisnähe<br />
herzustellen.<br />
Für die Stadt Hagen und die Region ist die FernUniversität ein bedeuten<strong>der</strong> Wirtschaftsfaktor,<br />
<strong>der</strong> direkt und indirekt ca. 40 Mio Euro an die Region bindet, z.B. durch die Druckaufträge<br />
für die Studienbriefe etc. Das 1993 im Industriegebiet Lennetal errichte Logistikzentrum, <strong>von</strong><br />
dem aus täglich bis zu 5.000 Sendungen <strong>mit</strong> insgesamt 62.000 Artikeln im Auftrag <strong>der</strong> Fernuniversität<br />
auf die Reise geschickt werden, ist ein weiterer Beleg dafür, wie hier Bildung und<br />
Wirtschaft jenseits <strong>der</strong> Forschung <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> verzahnt sind.<br />
Jugendstilvilla Hohenhof - Museum des Hagener Impulses<br />
Der sogenannte 'Hagener Impuls' bezeichnet einen Abschnitt in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Stadt Hagen,<br />
in dem sie Schauplatz für eine im internationalen Maßstab wichtige Entwicklung war:<br />
die Jahre zwischen 1900 und 1921, in denen <strong>der</strong> Hagener Karl Ernst Osthaus als Mäzen,<br />
Ver<strong>mit</strong>tler und Organisator seine Vision, "die Schönheit wie<strong>der</strong> zur herrschenden Macht im<br />
Leben" werden zu lassen, in Hagen beispielhaft zu realisieren versuchte.<br />
In diesen Jahren war Hagen europaweit eines <strong>der</strong> wichtigsten Zentren für die Reformbewegung<br />
vor dem Ersten Weltkrieg, die sich gegen die verkrusteten Strukturen des Wilhelminismus<br />
wendete. Äußeres Zeichen dieser Reformbewegung war <strong>der</strong> sogenannte Jugendstil, <strong>der</strong><br />
aus <strong>der</strong> Arts & Crafts-Bewegung in England entstand und vor allem in Belgien und Frankreich<br />
weiterentwickelt wurde, bevor er sich über Henry van de Velde auch in Deutschland<br />
34
durchsetzen konnte. Hagen war einer <strong>der</strong> ersten Orte in Deutschland <strong>mit</strong> Bauten im Jugendstil,<br />
aber typischerweise auch die Stadt, in <strong>der</strong> seine Weiterentwicklung in 'sachliche' Gestaltungsformen<br />
betrieben wurde, die dann später – nach dem ersten Weltkrieg - im Weimarer<br />
und Dessauer Bauhaus zur Blüte kamen.<br />
Der beson<strong>der</strong>e Charakter des ‚Hagener Impuls' bestand im Vergleich zu ähnlichen Initiativen<br />
- Monte Verita bei Ascona (ab 1900), Künstlerkolonie Mathildenhöhe Darmstadt (1901),<br />
Siedlung Hellerau bei Dresden (1908), Bauhaus Weimar (1919), Bauhaus Dessau (1925),<br />
Weißenhofsiedlung Stuttgart (1927) - darin, dass er nicht als eine überschaubare Enklave geplant<br />
wurde. Osthaus' Versuch <strong>der</strong> Umgestaltung des gesellschaftlichen Lebens durch Kunst<br />
bezog sich auf die soziale Realität einer ganzen Industriestadt, seiner Heimatstadt Hagen.<br />
Osthaus ließ den für die Entwicklung <strong>der</strong> Jugendstilarchitektur bedeutenden Hohenhof als<br />
Ursprung <strong>der</strong> <strong>von</strong> ihm visionär geplanten Künstlerkolonie und Ausbildungsstätte Hohenhagen<br />
vom belgischen Architekten Henry van de Velde zwischen 1906 und 1908 erbauen. Hohenhof<br />
war <strong>von</strong> Anfang an weit mehr als nur <strong>der</strong> Wohnsitz <strong>von</strong> Karl Osthaus und seiner Familie.<br />
Neben <strong>der</strong> nahezu vollständig erhaltenen Inneneinrichtung des Wohnhauses bilden eine große<br />
Sammlung zum Werk <strong>von</strong> Henry van de Velde, Erzeugnisse <strong>der</strong> "Hagener Silberschmiede",<br />
hier vor allem Arbeiten <strong>von</strong> J.L. Mathien Lauweriks, die wichtigsten Komplexe. Zudem ist<br />
<strong>der</strong> Hohenhof einer <strong>der</strong> Ankerpunkte <strong>der</strong> "Route <strong>der</strong> Industriekultur", die <strong>der</strong> Kommunalverband<br />
Ruhrgebiet (KVR) seit 1999 als touristische Attraktion im Ruhrgebiet anbietet. In dem<br />
bis ins kleinste Detail gehenden künstlerischen Gesamtentwurf, <strong>der</strong> die Inneneinrichtung bestimmt<br />
und durch Werke <strong>von</strong> Ferdinand Hodler und Henry Matisse unterstützt wird, entfaltet<br />
sich ein lebendiges Wechselspiel <strong>von</strong> Innen- und Außenräumen, <strong>von</strong> künstlerischer Freiheit<br />
und gestalterischer Funktionalität.<br />
Im Zusammenhang <strong>mit</strong> dem Gebäude entwickelte van de Velde einen Gartenentwurf, <strong>der</strong> das<br />
Zentrum einer geplanten Gartenstadt Hohenhagen bilden sollte. Osthaus wollte mo<strong>der</strong>ne<br />
städtebauliche Ideen in die Realität umsetzen lassen. Der Entwurf van de Veldes, orientierte<br />
sich formal stark an <strong>der</strong> Gebäudearchitektur, alle Gartenbereiche bezogen sich axial auf das<br />
Gebäude. Osthaus war <strong>mit</strong> diesem Entwurf nicht einverstanden, son<strong>der</strong>n beauftragte 1913<br />
Leberecht Migge, einen Hamburger Gartenarchitekten, <strong>der</strong> die Bepflanzung zum Hauptgegenstand<br />
<strong>der</strong> Gestaltung machte. So wurde die Bepflanzung vielfältiger und thematisch unabhängiger<br />
vom Haus. Es gab einen dunklen Hain <strong>mit</strong> Buchen, Efeu und Farne sowie einen<br />
helleren Hain, in dem <strong>der</strong> Boden <strong>von</strong> Waldmeister und Veilchen gedeckt war. Villa und Garten<br />
Hohenhof erlebten nach dem Tod <strong>von</strong> Osthaus 1921 eine wechselvolle Geschichte. Die<br />
Villa war nationalsozialistische Ausbildungsstätte, später Frauenklinik und pädagogische<br />
Hochschule. Strukturell ist <strong>der</strong> Garten jedoch weitgehend erhalten, allerdings sind im westlichen<br />
Teil Pavillons errichtet worden, die jetzt als Kin<strong>der</strong>garten genutzt werden.<br />
Das Ruhrgebiet<br />
Als ehemals prosperierende Ballungsregion <strong>der</strong> Schwerindustrie ist das Ruhrgebiet seit einigen<br />
Jahren darauf angewiesen, den wirtschaftlichen Umbrüchen Rechnung zu tragen und den<br />
Strukturwandel zu bewältigen. Die Voraussetzungen hierfür sind nicht schlecht, denn aus <strong>der</strong><br />
industriellen Geschichte ist eine regionale Identität entwachsen, die sowohl in <strong>der</strong> Selbst-, als<br />
auch in <strong>der</strong> Fremdwahrnehmung <strong>mit</strong> beson<strong>der</strong>er Tatkraft, Wi<strong>der</strong>stands- und Leidensfähigkeit,<br />
Solidarität, Loyalität und heimatlicher Verbundenheit assoziiiert wird - eine Komposition <strong>von</strong><br />
Eigenschaften, die in beson<strong>der</strong>er Weise Integrationskraft besitzt und für die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Zukunft verläßlich rüstet.<br />
Darüber hinaus hat das Selbstverständnis <strong>der</strong> Bewohner des „Kohlenpotts“ als Schicksalsgemeinschaft<br />
im Bereich des soziokulturellen Lebens, insbeson<strong>der</strong>e auch im Sport, zur Entstehung<br />
<strong>von</strong> Phänomenen bis hin zur Mythenbildung gesorgt und längst ist die Region deshalb<br />
zum beliebten und geliebten Gegenstand, Heimatort und Identifikationsraum auch <strong>der</strong> wissen-<br />
35
schaftlichen, künstlerischen und intellektuellen Elite geworden. Dem wird nicht zuletzt auch<br />
touristisch, etwa <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Route <strong>der</strong> Industriekultur, Rechnung getragen.<br />
Da wun<strong>der</strong>t es nicht, dass stereotype Vorurteile früherer Zeiten in den Hintergrund gerückt<br />
sind zugunsten des beson<strong>der</strong>en Charmes einer einzigartigen Region, <strong>der</strong> verbunden <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Infrastruktur und dem ausgebildeten Netz wirtschaftlicher Akteure als „harte“ Faktoren hervorragende<br />
Anreize darstellt, im Ruhrgebiet wirtschaftlich aktiv zu werden. Gerade die Zukunftstechnologien<br />
haben im „Kohlenpott“ in beson<strong>der</strong>em Maße ein Zuhause gefunden und<br />
haben sich längst angeschickt, die einstige Rolle <strong>der</strong> Montanindustrie zu übernehmen, so dass<br />
<strong>der</strong> hohe Stellenwert als Wirtschaftsraum erhalten bleibt. In <strong>der</strong> "Region <strong>mit</strong>tleres Ruhrgebiet"<br />
beispielsweise bündeln Witten, Bochum, Herne, Hattingen und <strong>der</strong> Ennepe-Ruhr-Kreis<br />
ihre Kräfte für eine gemeinsame Strukturpolitik, die die Standortvorteile und das Potenzial<br />
<strong>der</strong> Region nutzt.<br />
Seit jeher Spitzenleistungen bringt die Region im Sport hervor, insbeson<strong>der</strong>e im Fußball. Neben<br />
den nationalen und internationalen Triumphen insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Vereine Borussia Dortmund<br />
und Schalke 04 stechen beson<strong>der</strong>s auch die Sportstätten hervor - das Ruhrstadion in<br />
Bochum und das <strong>Westfalen</strong>stadion in Dortmund sind „echte“ atmosphärische Stadien auf<br />
höchstem internationalen Niveau, Schalke kann sich gar rühmen, in Europas mo<strong>der</strong>nster Arena<br />
zu spielen.<br />
Witten<br />
Der Ortsname Witten wird erstmals 1241 in einer Urkunde des Erzbischofs Adolf I. erwähnt, nachdem<br />
<strong>der</strong> heutige Stadtteil Herbede (seit 1975) bereits 851 in den Annalen auftauchte.<br />
1516 war die erste kaiserliche Belehnung des Gerichts Witten durch Kaiser Maximilian I. zu verzeichnen<br />
und bereits für das Jahr 1578 lässt sich eine erste Bergbautätigkeit nachweisen. Witten, die<br />
Wiege des Ruhrbergbaus, hatte schon 300 Jahre Bergbaugeschichte hinter sich, als die organisierte<br />
Kohleför<strong>der</strong>ung den Grundstein für die Industrialisierung legte. Seit fast 150 Jahren wird in <strong>der</strong> Stadt<br />
Stahl gekocht. Erfin<strong>der</strong>geist und Mut zu neuen Wegen verschafften <strong>der</strong> Stadt schon früh eine führende<br />
Rolle in <strong>der</strong> Eisenverarbeitung und Glasherstellung.<br />
Das Muttental und die Zeche Nachtigall beherbergen heute bedeutende Industriedenkmäler dieser<br />
Zeit. Sie bezeugen auch, dass Innovationen in Witten eine lange Tradition haben.<br />
Obwohl Witten eine Großstadt im Ruhrgebiet <strong>mit</strong> <strong>der</strong> häufig assoziierten Enge ist, ist an vielen<br />
Ecken ein gemütlicher Kleinstadtcharakter auszumachen und schafft <strong>der</strong> Übergang zum<br />
Bergischen Land und zum Sauerland eine landschaftliche Weiträumigkeit.<br />
Eine optimale Verkehrsinfrastruktur in den Bereichen Straße und Schiene zeichnet Witten als<br />
Gewerbe- und Industriestandort aus. In den Bereichen Maschinen- und Fahrzeugbau, Chemie<br />
und Elektrotechnik sind positive Entwicklungen zu verzeichnen.<br />
Die Schutzsicherungen fast aller Fernsehgeräte kommen aus <strong>der</strong> Ruhrstadt und Schiffsgetriebe<br />
aus Witten kreuzen auf allen Weltmeeren und stehen beispielhaft für die Güte Wittener<br />
Erzeugnisse.<br />
Auf dem Gelände neben <strong>der</strong> Privatuniversität Witten/Herdecke, liegt das Forschungs- und<br />
Entwicklungszentrum (FEZ), das <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stadt Witten gemeinsam <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Universität initiiert<br />
und <strong>mit</strong> Unterstützung des Landes Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> realisiert wurde. Technologieorientierte<br />
junge Unternehmen haben im FEZ einen auf ihre spezifischen Bedürfnisse abgestimmten<br />
Unternehmensstandort gefunden. Schwerpunkte dieser Keimzelle innovativer Entwicklung<br />
liegen in den Bereichen Medizin, Gesundheitswesen, Umwelttechnologie und -<br />
management, regenerative Energien, Entsorgungstechnik und Biotechnologie.<br />
Vorrangiges Ziel des FEZ ist es, das facettenreiche Know-how aus verschiedenen universitären<br />
Forschungsbereichen unternehmerisch zu verwerten. Da<strong>mit</strong> übernimmt die Einrichtung<br />
eine wichtige Funktion im Zuge des eingeleiteten Strukturwandels in <strong>der</strong> Ruhrstadt.<br />
36
Privatuniversität Witten/Herdecke<br />
Verantwortung, Kompetenz und Betroffenheit - dies sind schlagwortartig die Grundsätze <strong>der</strong><br />
praxisnah, interdisziplinär und international ausgerichteten Forschung und Lehre <strong>der</strong> privaten<br />
Universität Witten/Herdecke, die als erste ihrer Art 1982 ins Rennen ging.<br />
Geführt in <strong>der</strong> Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH geht die Einrichtung auf die Initiative<br />
eines Kreises <strong>von</strong> deutschen Hochschullehrern und Ärzten aus dem Gemeinschaftskrankenhaus<br />
Herdecke zurück. Sie wollten das akademische Bildungskonzept nach Analyse <strong>der</strong><br />
Hochschulsituation <strong>der</strong> 70er Jahre alternativ und innovativ bereichern. Dem Prinzip <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
verpflichtet, gekoppelt <strong>mit</strong> traditioneller Gemeinnützigkeit kultureller und sozialer<br />
Institutionen, ist die Organisation so angelegt, dass alle Mitglie<strong>der</strong> zur Mitgestaltung<br />
aufgefor<strong>der</strong>t sind, da<strong>mit</strong> die bildungspolitischen Impulse effizient umgesetzt werden.<br />
1983 konnte zunächst <strong>der</strong> Studienbetrieb im Fach Humanmedizin aufgenommen werden. Es<br />
folgten in den Jahren 1984, 1985 und 1987 die Studiengänge Wirtschaftswissenschaft, Zahnmedizin,<br />
Musiktherapie und die Naturwissenschaften <strong>mit</strong> dem Diplom-Studiengang Biochemie.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> positiven Empfehlungen des Wissenschaftsrates vom Juli und November<br />
1990 wurde die Universität rückwirkend zum Jahresbeginn in das Hochschulverzeichnis aufgenommen.<br />
In 13 Jahren rein privater Finanzierung durch Spenden <strong>von</strong> Privatpersonen, Stiftungen<br />
und Unternehmen sowie durch Dritt<strong>mit</strong>tel und Eigenleistungen hat sich das Budget<br />
verdreißigfacht. Die Leistungen <strong>der</strong> Einrichtung wurden 1993 durch die erstmalige Beteiligung<br />
<strong>von</strong> Bund und Land in beson<strong>der</strong>er Weise gewürdigt. Nach <strong>der</strong> Mitfinanzierung eines<br />
Universitätsgebäudes beteiligt sich das Land Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> seit 1995 auch an den laufenden<br />
Kosten. Im gleichen Jahr wurde auch eine Kostenbeteiligung <strong>der</strong> Studierenden eingeführt.<br />
Als Gegenleistung erhalten sie eine fundierte Ausbildung in überschaubaren Verhältnissen<br />
jenseits gängiger Anony<strong>mit</strong>ät staatlicher Hochschulen. Ein beson<strong>der</strong>es Charakteristikum<br />
ist beispielsweise das Studium fundamentale, ein das Fachstudium obligatorisch begleitendes<br />
Zusatzstudium nach dem Motto „Erziehung heißt nicht ein Fass zu füllen, son<strong>der</strong>n eine<br />
Flamme anzuzünden“ (Heraklit). Es soll die angehenden Wissenschaftler philosophisch, im<br />
engeren Sinne erkenntnistheoretisch, zur Selbstreflexion hinsichtlich ihres Forschungseifers<br />
und <strong>der</strong> Methodik anhalten. Außerdem sollen die Erlebnisfähigkeit und Kreativität geschult,<br />
Fachgrenzen überschreitendes Denken angeregt und ein breit angelegtes wissenschaftliches<br />
Selbstverständnis erzeugt werden. Mit Anbindungen des jeweils eigenen Fachs an Literatur,<br />
Kunst, Musik, Geschichte und Recht wird <strong>der</strong> Blick für die Gesellschaft als Ganzes und die<br />
Mehrdimensionalität des Menschen geöffnet, im Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Verantwortlichkeit<br />
des Wissenschaftlers in dieser Hinsicht. Schließlich kann es sich eine freiheitliche Demokratie<br />
nicht leisten, dass es ihren zukünftigen Leistungsträgern an Mündigkeit fehlt, dafür aber nicht<br />
an Scheuklappen. In diesem Auftrag handelt die Universität Witten/Herdecke und leistet Vorbildliches.<br />
Verpflichtet fühlt sich die Institution auch, wenn es um den Strukturwandel in <strong>der</strong> Region<br />
geht. In Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Stadt Witten ist daher 1995 das Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />
FEZ Witten als Ideenschmiede für innovative Konzepte in Sachen Technologietransfer<br />
und als Beratungsplattform für Unternehmensgrün<strong>der</strong> gegründet worden. Das FEZ<br />
kooperiert <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft in <strong>der</strong> Region und überregionalen Partnern und ist eine kompetente<br />
Steuerungsinstanz in Richtung Zukunft.<br />
Muttental und die Zeche Nachtigall<br />
Am Eingang des Wittener Muttentals erinnern mehrere Gebäude <strong>der</strong> damaligen Zeche Nachtigall<br />
und <strong>der</strong> zugängliche Nachtigallstollen an den frühen Bergbau an <strong>der</strong> Ruhr. „Nachtigall“<br />
entwickelte sich aus einer 1714 erstmals erwähnten Kleinzeche, die im frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
vom Stollenbau zum Tiefbau überging und bald auch Dampfmaschinen einsetzte. Heute steht<br />
eine <strong>der</strong> ältesten Dampfför<strong>der</strong>maschinen (1887) des Ruhrgebietes im Maschinenhaus <strong>der</strong> Ze-<br />
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che. Insgesamt warten im Muttental über 30 Sehenswürdigkeiten <strong>der</strong> Bergbaugeschichte auf<br />
interessierte Besucher. Sie sind durch einen 9 km langen Bergbaurundweg <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> verbunden.<br />
Im Museum Zeche Nachtigall, dem 130 m langen Stollen, im Bethaus <strong>der</strong> Bergleute<br />
und im Gruben- und Feldbahnmuseum können <strong>der</strong> harte Arbeitsalltag <strong>der</strong> Kumpel und <strong>der</strong><br />
Abbau <strong>der</strong> Kohle vor mehr als 150 Jahren nachempfunden werden. Mit <strong>der</strong> Eröffnung des<br />
regulären Museumsbetriebes im Herbst 2002 wird zudem <strong>der</strong> Kohletransport auf <strong>der</strong> Ruhr an<br />
Bord eines nachgebauten Ruhrschiffes in Szene gesetzt. Auch in museumspädagogischer Hinsicht<br />
wird für Spannung gesorgt, indem Kin<strong>der</strong>gruppen angeregt werden, das „Geheimnis <strong>der</strong><br />
schwarzen Diamanten“ zu lüften. Mit Hilfe eines speziell ausgestatteten Grubenwagens<br />
schlüpfen die Kin<strong>der</strong> in die Rolle <strong>von</strong> „Schleppern“ und erleben die Atmosphäre unter Tage<br />
hautnah.<br />
Hohensyburg und die Spielbank Hohensyburg<br />
Der Name Hohensyburg bezeichnet das Bergplateau (Syberg) im Süden Syburgs und insbeson<strong>der</strong>e<br />
das Gebiet innerhalb <strong>der</strong> Sächsischen Wallburg („Sigiburg“). Dem ist schon zu entnehmen,<br />
dass Hohensyburg, gelegen an <strong>der</strong> Ruhr zwischen Hagen und Dortmund, für die Geschichtsschreibung<br />
in <strong>Westfalen</strong> eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung hat. Durch die Erwähnung <strong>der</strong><br />
Wallbefestigung im Zusammenhang <strong>mit</strong> den karolingischen Sachsenkriegen 775 tritt diese<br />
Region da<strong>mit</strong> in die geschriebene Geschichtsüberlieferung ein. Als exponierter und geschichtsträchtiger<br />
Ort weist das Plateau <strong>der</strong> Hohensyburg eine Reihe <strong>von</strong> archäologischen und<br />
historischen Denkmälern auf. Neben <strong>der</strong> Wallbefestigung und <strong>der</strong> <strong>mit</strong>telalterlichen Steinburg<br />
sind es vor allem das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, <strong>der</strong> Vincke-Turm und die Peterskirche, die<br />
markante und weithin sichtbare Orientierungspunkte bilden.<br />
Im Jahr 1983 wurde <strong>mit</strong> dem Bau <strong>der</strong> Spielbank Hohensyburg, <strong>der</strong> dritten Spielbank Nordrhein-<strong>Westfalen</strong>s,<br />
an historischer Stelle auf dem Syberg begonnen. Zielsetzung war es, das<br />
Gebäude möglichst harmonisch in die sensible Lage des historischen Platzes zu integrieren.<br />
Die Spielbank steht innerhalb des geschützten Bodendenkmals "Sächsische Wallburg" zwischen<br />
den Denkmalen "Mittelalterliche Burgruine" und "Kirche St. Peter", die nach wie vor<br />
das höchste Gebäude im Umfeld ist. Nach 2 1/4 jährlicher Bauzeit erfolgte die feierliche Eröffnung<br />
<strong>mit</strong> einer großen Show <strong>mit</strong> Sammy Davis jr. am 28.6.1985.<br />
Unter dem Motto "Zum Glück nie zu weit" ist die Spielbank Hohensyburg die umsatzstärkste<br />
Spielbank <strong>der</strong> Bundesrepublik und gehört zu den Spitzenreitern in Europa.<br />
Sie ist nicht nur durch die Spielangebote Roulette, Black Jack und Automaten bekannt geworden,<br />
son<strong>der</strong>n hat sich auch als eine <strong>der</strong> angesehensten Veranstaltungsstätten <strong>der</strong> Region<br />
einen Namen gemacht und steht beispielhaft für eine Freizeiteinrichtung als ein starkes wirtschaftliches<br />
Element. Um diesen Aspekt noch zu verdeutlichen, sieht das Programm an diesem<br />
Ort eine Diskussion <strong>mit</strong> Marc Giradelli vor. Der ehemalige Weltklasse-Skisportler betreibt<br />
auf einer Abraumhalde in Bottrop eine Wintersportanlage <strong>der</strong> Superlative. Die Indoor-<br />
Skipiste ist <strong>mit</strong> einer Länge <strong>von</strong> 640 m und einer Breite <strong>von</strong> 30 m die größte <strong>der</strong> Welt.<br />
Dortmund<br />
Der Legende nach bezahlten zwei Mönche aus dem christlichen England, die heiligen Ewalde, um 700<br />
ihr Vorhaben <strong>mit</strong> dem Leben, die in Aplerbeck residierenden heidnischen Sachsen zu bekehren. Im<br />
Jahr 775 dann mussten die Sachsen klein beigeben, als die Franken um Karl den Großen die Sigiburg<br />
(heute Hohensyburg) einnahmen. Urkundlich wird Dortmund erstmals im Zusammenhang einer<br />
Zinszahlung zwischen 880 und 890 als „Throtmani“ erwähnt. Die verschiedenen Abwandlungen des<br />
Namens bis hin zu Dorpmunde (plattdeutsch: „Düopm“) sind in ihrer Ursache unklar. Kaiser Friedrich<br />
Barbarossa berief 1152 eine Reichsversammlung nach Dortmund und gab <strong>der</strong> Stadt da<strong>mit</strong> entscheidende<br />
Impulse. Im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t war die Stadt eine <strong>der</strong> reichsten und wichtigsten im mächtigen<br />
Hansebund. Beson<strong>der</strong>s groß war <strong>der</strong> Einfluß <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> Kaufmannsgeschlechter in England. Im<br />
16. Jahrhun<strong>der</strong>t gab es im Zuge <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s in Münster ausgeprägten Wie<strong>der</strong>täuferbewegung auch<br />
in Dortmund große religiöse Unruhen. Die Reichsstadt verlor <strong>mit</strong> dem Untergang des alten Deutschen<br />
39
Reiches ihre Selbstständigkeit und wurde 1803 an den Fürsten Wilhelm <strong>von</strong> Oranien-Nassau übertragen,<br />
dessen Herrschaft aber 1806 bereits durch die Franzosen beendet wurde. Obwohl als Hauptstadt<br />
des Ruhrdepartements relativ gut dastehend, beteiligte sich die Stadt begeistert an <strong>der</strong> Seite Preußens<br />
an den Freiheitskriegen. Die preußische Verwaltung erkannte die Bedeutung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Erde lagernden<br />
Bodenschätze und gründete 1815 das Westfälische Oberbergamt. Der Aufschwung <strong>der</strong> Stadt wurde<br />
dann in den 1840er Jahren begründet. 1841 nahm die Hermannshütte in Hörde den Betrieb auf. Der<br />
Anschluß an die Köln-Mindener Eisenbahn und die Einweihung des Dortmun<strong>der</strong> Bahnhofes 1847<br />
schufen die verkehrsstrukturellen Voraussetzungen für die Entwicklung <strong>der</strong> Schwerindustrie. Außerdem<br />
wurden 1845 bayerische Braumethoden eingeführt, was die Bildung mo<strong>der</strong>ner Großbetriebe <strong>mit</strong><br />
sich brachte und die Tradition - schon 1447 floss in Dortmund eigenproduzierter Gerstensaft - zur<br />
wirtschaftlichen Blüte führte. Die Stadt pulsierte und war seit den 1850er Jahren im Gründungsfieber.<br />
Die Zechen „Adolph <strong>von</strong> Hansemann“, „Hansa“ u.a , technische Fortschritte wie das Anblasen <strong>der</strong><br />
Hochöfen, weiterführende Produktionsbetriebe wie die Werkzeugmaschinenfabrik Wagner o<strong>der</strong> das<br />
Eisen- und Stahlwerk Hoesch sowie neue Organisationsformen des Handwerks brachten <strong>der</strong> Stadt<br />
einen wirtschaftlichen Boom. In Dortmund nahm auch die politische Streitkultur <strong>der</strong> bergmännischen<br />
Arbeiterschaft ihren Ausgang, als nach ausgedehnten Streiks am 18.08.1889 <strong>mit</strong> dem „Verband zur<br />
Wahrung und För<strong>der</strong>ung bergmännischer Interessen für Rheinland und <strong>Westfalen</strong>“ <strong>der</strong> Vorläufer <strong>der</strong><br />
IG Bergbau und Energie gegründet wurde.<br />
Die weitere internationale Konkurrenzfähigkeit <strong>von</strong> Dortmun<strong>der</strong> Kohle und Stahl wurde schließlich<br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>von</strong> Kaiser Wilhelm II. vorgenommenen Einweihung des „Dortmund-Ems-Kanal“ 1899 gesichert.<br />
Mit nun 142.733 Einwohner und <strong>der</strong> Nordseeanbindung konnte Dortmund als größte und bedeutendste<br />
Industriestadt des Ruhrgebietes dem 20. Jahrhun<strong>der</strong>t gelassen entgegensehen. Bis zum<br />
Ersten Weltkrieg war die Stadt entsprechend <strong>von</strong> Wirtschaftswachstum, steigendem Wohlstand, Investitionen<br />
in Bildung und Kultur (Synagoge 1900, Stadttheater 1904, Bibliothek 1908) und weiteren<br />
Zukunftsplanungen geprägt. Diese Entwicklung stagnierte während des Krieges und unterlag auch in<br />
<strong>der</strong> Weimarer Zeit <strong>der</strong> depressiven Lage <strong>der</strong> weltpolitischen und -wirtschaftlichen Situation. 1924<br />
waren 30.000 Menschen arbeitslos, 1932 gar 77.570 und schließlich schlossen 14 Zechen ihre Tore.<br />
Nach <strong>der</strong> fast völligen Zerstörung durch die Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges erholte<br />
sich die Stadt relativ schnell und konnte schon bis 1960 auf bemerkenswerte Aufbauleistungen<br />
zurückblicken, u.a. <strong>mit</strong> <strong>der</strong> neuen <strong>Westfalen</strong>halle 1952 auf Europas größten Rundbau. Weitere Einrichtungen<br />
insbeson<strong>der</strong>e auch des geistig-kulturellen Lebens folgten im nächsten Jahrzehnt, u.a. die<br />
Städtischen Bühnen 1966 und die Universität 1968. Borussia Dortmund gewann 1966 als erste deutsche<br />
Fußballmannschaft einen Europapokal. Neben solchen Erfolgsgeschichten war aber auch die<br />
Strukturkrise in <strong>der</strong> Montanbranche zu verzeichnen, so dass in den 1970er Jahren nur noch die Zechen<br />
Gneisenau, Minister Stein und Hansa arbeiteten. Diese mussten bis 1988 ebenfalls schließen. An die<br />
Kohlezeit erinnern heute die verschiedenen Industriedenkmäler o<strong>der</strong> die Museen wie etwa die vom<br />
Landschaftsverband <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> getragene Zeche Zollern II/IV.<br />
Dagegen trat im Stahlbereich 1985 eine positive Wende ein.<br />
Dortmund zählt aktuell zu den zehn größten und wirtschaftlich wichtigsten Städten Deutschlands<br />
<strong>mit</strong> einer großen Vielfalt kultureller und freizeitlicher Angebote, einer hervorragenden<br />
Infrastruktur, einem gewachsenen wirtschaftlichen Kommunikations- und Beziehungsnetz<br />
rund um den Globus und einer praxis- und zukunftsorientierten Forschungslandschaft.<br />
Ein Grundstein <strong>der</strong> neueren wirtschaftlichen Entwicklung wurde 1985 <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Eröffnung des<br />
Technologiezentrums <strong>der</strong> Universität gelegt. Ziel war und ist die För<strong>der</strong>ung des Transfers<br />
zwischen Wissenschaft und Industrie. Entsprechend ist das Zentrum Mittelpunkt einer<br />
hochinnovativen Forschungs- und Entwicklungslandschaft, und durch den angeschlossenen<br />
TechnologiePark. auf die Praxis ausgerichtet. Zahlreiche Firmen wie die STEAG microParts<br />
GmbH o<strong>der</strong> Geers Hörakustik sind hier zu Hause. Die große Bedeutung Dortmunds als<br />
Standort zukunftsorientierter Technologien wird auch durch die RWE Solutions Gruppe belegt.<br />
Diesem Trend gemäß öffnete auch das Institut für Roboterforschung 1989 seine Pforten.<br />
Daher verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass heute gerade die IT-Branche und Technologiezweige die<br />
einstmals dominante Position <strong>der</strong> Montanindustrie übernommen haben und für den erfolgreichen<br />
Strukturwandel verantwortlich zeichnen.<br />
41
Internationales Flair bietet das 1986 eingeweihte Messezentrum <strong>der</strong> <strong>Westfalen</strong>hallen. Dass<br />
Dortmund zudem nicht nur Europas Bierstadt Nr.1 ist, son<strong>der</strong>n auch in an<strong>der</strong>en Bereichen<br />
ganz vorne liegt, wurde 1997 z.B. im Fußball deutlich, als Borussia Dortmund <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Champions<br />
League den bedeutendsten europäischen Titel für Vereinsmannschaften gewann. Dagegen<br />
verblassen beinahe die fünf Deutschen Meisterschaften, zuletzt im Jahr 2002.<br />
Technologiepark Dortmund<br />
Der TechnologiePark Dortmund <strong>mit</strong> seiner Keimzelle - dem TechnologieZentrum Dortmund -<br />
ist die High-Tech-Adresse in Deutschland. Seit 1988 ist die Zahl <strong>der</strong> hier ansässigen Unternehmen<br />
auf über 200 angewachsen, die Mitarbeiterzahl auf über 8.000. Die steigende Attraktivität<br />
des Standortes sowie die un<strong>mit</strong>telbare Nähe zum TechnologieZentrum, zur Universität,<br />
zur Fachhochschule und den wissenschaftlichen Instituten sind für wettbewerbsfähige Firmen<br />
entscheidende Kriterien. Unter dem Dach des TechnologieZentrums konzentriert sich das<br />
Know-how <strong>der</strong> gesamten Region in unterschiedlichen Dienstleistungszentren, die dieses Wissen<br />
ohne Umwege zugänglich machen. Dies ist <strong>der</strong> Standort für technologieorientierte Unternehmen,<br />
die ein Ziel verfolgen: Technologieprodukte in kalkulierbarer Zeit und in ausgesuchten<br />
Fel<strong>der</strong>n zur Marktreife führen. Sämtliche Technologiefel<strong>der</strong> sind dabei auf das zukunftsorientierte<br />
Potenzial <strong>von</strong> Wirtschaft und Wissenschaft aufgebaut. Die Vorteile des<br />
Standortes und die sich bietenden Möglichkeiten sind auch für externe Firmen Anreiz, sich im<br />
Technologiepark anzusiedeln.<br />
Geers Hörakustik<br />
Eines <strong>der</strong> zukunftsorientierten Unternehmen im Technologiepark ist Geers Hörakustik, immer<br />
schon für innovatives Unternehmertum bekannt.<br />
Kurz nach dem Krieg kam es im Zuge des technischen Fortschrittes zur Entwicklung <strong>von</strong><br />
Hörsystemen, die einerseits fortan für viele Hörgeschädigte eine wesentliche Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Lebensqualität darstellten und an<strong>der</strong>erseits das Zeitalter eines neuen Marktsegmentes<br />
einläuteten. Dessen zukunftsträchtiges Entwicklungspotential – Hörgeschädigte, denen man<br />
helfen könnte, würde es vermutlich immer geben und die Technik weiter reifen – erkannten<br />
<strong>der</strong> Kaufmann Theodor Geers und seine Ehefrau Käthe, die auf <strong>der</strong> Suche nach einer angemessenen<br />
Existenzgründung waren. Als Erste in Deutschland eröffneten sie bereits im Jahr<br />
1951 in Dortmund ein unabhängiges Fachgeschäft für Hörsysteme. Ihre Idee dabei war, dem<br />
Kunden nicht nur Hörsysteme eines Herstellers, son<strong>der</strong>n das für seine Hörbehin<strong>der</strong>ung am<br />
besten geeignete Hörsystem anzupassen. Mit <strong>der</strong> Eröffnung dieses Fachgeschäftes legten sie<br />
den Grundstein für ein Unternehmen, das heute europaweit zu den größten und führenden <strong>der</strong><br />
Branche zählt.<br />
Käthe und Theodor Geers sind Pioniere <strong>der</strong> Hörakustik. Sie waren an <strong>der</strong> Bildung des 1965<br />
staatlich anerkannten Berufes des Hörakustikers ebenso beteiligt wie an <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong><br />
Berufsschule in Lübeck, <strong>der</strong> späteren Akademie für Hörakustik. Ein neuer mo<strong>der</strong>ner Handwerksberuf<br />
<strong>mit</strong> Zukunfts-Chancen war geboren. Mit Berufskollegen gründeten sie den Fachverband<br />
Deutscher Hörakustiker als Interessenvertretung für diesen Berufszweig.<br />
Das Unternehmen selbst wurde weiter ausgebaut. Die ersten Filialen entstanden in den 50er<br />
Jahren in Duisburg, Hagen, Münster, Bochum und Essen.<br />
Aus Anlass des 25. Firmenjubiläums 1976 riefen Käthe und Theodor Geers die gemeinnützige<br />
Geers-Stiftung ins Leben. Ihr Ziel ist, Forschungsvorhaben zum Wohle hörbehin<strong>der</strong>ter<br />
Kin<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n. Inzwischen wurden zahlreiche Forschungsprojekte unterstützt.<br />
1974 übergaben die Firmengrün<strong>der</strong> die Leitung des Unternehmens an die beiden Söhne Dr.<br />
Wolfgang und Dr. Volker Geers. Mit neuen Ideen entwickelten diese neue Wege und Strategien.<br />
Sie führten das „Geers-Hörerfolg-System“ – bestehend aus Hörvorsorge, Hörsystemanpassung<br />
und Hörnachsorge ein. Ebenfalls eingeführt wurde das „Hörtraining für Erwachsene“<br />
<strong>von</strong> Professor Dr. Georg Alich.<br />
42
Wolfgang und Volker Geers informierten sich in den siebziger Jahren auf Kongressen in den<br />
USA über den dortigen technischen Stand und brachten eine Neuheit <strong>mit</strong> nach Deutschland:<br />
Im-Ohr-Hörsysteme. In <strong>der</strong> Tochtergesellschaft Akustimed GmbH wurden fortan „conchetta"<br />
und „sonetta" gebaut - die ersten und damals einzigen maßgefertigten „Im-Ohr-Hörsysteme“<br />
in Europa. Für diese Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie den Bau <strong>der</strong> „Im-Ohr-<br />
Hörsysteme“ wurde Geers Hörakustik 1986 <strong>mit</strong> dem Innovationspreis <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft<br />
ausgezeichnet.<br />
„sonetta“ – das kleinste Hörsystem <strong>der</strong> Welt – in Handarbeit nach Maß gebaut, ist winziger<br />
als ein Fingerhut und verschwindet fast unsichtbar im Gehörgang. Die „sonetta“ wurde 1987<br />
im Guinness-Buch <strong>der</strong> Rekorde vorgestellt.<br />
Nach dem Fall <strong>der</strong> Mauer am 9. November 1989 wurde Geers in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
aktiv. Bereits 1990 wurde in <strong>der</strong> ehemaligen DDR die erste GmbH überhaupt – die Geers<br />
Hörgeräte GmbH – in Dresden gegründet. In kurzer Zeit errichtete Geers an 14 Standorten<br />
neue Fachgeschäfte – nur <strong>mit</strong> Mitarbeitern aus den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n. 1993 entstand ein<br />
Fachgeschäft in Warschau, 1994 eines in Budapest.<br />
Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre entwickelt Geers Hörakustik <strong>mit</strong> wissenschaftlicher Unterstützung <strong>von</strong><br />
fünf Universitäten ein völlig neues Anpaß-System – „A-Life“. Dieses patentierte, computergestützte<br />
System arbeitet <strong>mit</strong> natürlichen Klangbil<strong>der</strong>n aus dem täglichen Leben. Es schöpft<br />
die Möglichkeiten digitaler und programmierbarer Hörsysteme optimal aus.<br />
Seit jeher wird bei Geers Hörakustik <strong>der</strong> größte Wert auf Aus- und Weiterbildung sowie ein<br />
gutes Betriebsklima gelegt. Führungspositionen werden aus den eigenen Reihen besetzt. Neben<br />
dem Ausbildungszentrum für Hörakustik in Lübeck werden im zentralen Schulungszentrum<br />
in Dortmund kontinuierlich Fortbildungsseminare für alle Mitarbeiter angeboten.<br />
Heute verfügt Geers in Europa über mehr als 140 Filialen, da<strong>von</strong> 36 in Polen und 14 in Ungarn.<br />
Mehr als 600 Mitarbeiter arbeiten bei Geers an <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation<br />
für Menschen <strong>mit</strong> Hörproblemen.<br />
STEAG microParts GmbH<br />
Ein weiteres Unternehmen, das im Technologiepark ansässig und beispielhaft Ausdruck <strong>der</strong><br />
Technologiekompetenz Dortmunds ist, ist die STEAG microParts GmbH. Die Firma entwikkelt,<br />
fertigt und vertreibt Komponenten und Produkte <strong>der</strong> Mikrostrukturtechnologie. Mit dem<br />
Programm innovativer mechanischer, optischer und fluidischer Bauteile gehört das Unternehmen<br />
zu den international führenden Anbietern im biomedizinischen Bereich. Den Kern<br />
<strong>der</strong> Aktivitäten bildet die Möglichkeit, <strong>mit</strong> hoch entwickelten Mikrostrukturierungsverfahren<br />
kleinste Strukturen präzise und in großen Stückzahlen zu reproduzieren. Auf dieser Basis gelangen<br />
neue und maßgebende Ideen vom Laborstadium zur industriellen Serienreife und ermöglichen<br />
eine weltweite Vermarktung.<br />
Für die innovativen Produkte und die gesamte Organisation wurde das Unternehmen 2000 für<br />
den „Milestones“-Wirtschaftspreis des Landes NRW in <strong>der</strong> Sparte „Innovation“ als Gewinner<br />
benannt. Diese Auszeichnung bestätigte die fortschrittliche Entwicklung seit <strong>der</strong> Gründung<br />
1990 und belegte, dass die Entscheidung für den Standort Dortmund richtig war.<br />
Der Grundstein für die STEAG microParts GmbH wurde am Karlsruher Kernforschungszentrum<br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> LIGA-Technologie gelegt. Der Prozess, bestehend aus „Lithographie-Galvanoformung-Abformung“<br />
erlaubte erstmals, Strukturen <strong>von</strong> einigen tausendstel<br />
Millimetern Größe <strong>mit</strong> hohem Aspektverhältnis in die Tiefe des Materials zu projizieren und<br />
nahezu identisch zu reproduzieren. Nach <strong>der</strong> Analyse des technischen Potenzials dieser Entwicklung<br />
gründete 1990 eine Gruppe <strong>von</strong> Unternehmen aus NRW unter Führung <strong>der</strong> STEAG<br />
AG die gemeinsame Tochter microParts. Bereits 1994 wurde das Mikrostrukturzentrum NRW<br />
in Dortmund fertiggestellt und <strong>von</strong> <strong>der</strong> microParts GmbH bezogen. 1998 übernahm die<br />
STEAG AG die unternehmerische Führung <strong>mit</strong> 85% Anteil am Unternehmen.<br />
43
In den kommenden Jahren soll <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Umsatz <strong>von</strong> 20 Millionen Euro verdoppelt werden.<br />
Von 1994 bis heute stieg die Zahl <strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>von</strong> 40 auf <strong>der</strong>zeit über 220, und monatlich<br />
werden es mehr. Allgemeine Aufgabe ist die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung<br />
vorwiegend medizintechnischer Mikrostruktur-Produkte für die minimal- und noninvasive<br />
Diagnostik, Analyse und Therapie. Die Produkte ermöglichen vollkommen neue, meist<br />
ambulante, Diagnose- und Behandlungsschritte.<br />
Eine weitere Kernkompetenz ist die Aufbau- und Verbindungstechnik zur optimalen Anbindung<br />
<strong>der</strong> Mikrostrukturen an ihre makroskopische Außenwelt. Der erfolgreiche Aufbau dieses<br />
Bereiches komplettiert das Angebot, kundenspezifische Komponenten und Systeme <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
Idee bis zur Serienreife zu entwickeln und sie in die industrielle Massenfertigung zu überführen.<br />
Im April 2000 wurde ein eigens dafür errichtetes Gebäude in Betrieb genommen.<br />
RWE Solutions Gruppe<br />
Die beiden Unternehmen Lahmeyer Aktiengesellschaft aus Frankfurt/M. und NUKEM GmbH<br />
aus Alzenau haben auf <strong>der</strong> Basis einer Analyse ihrer wirtschaftlichen Effizienz einen integrierten<br />
Marktauftritt beschlossen und sich 1999 unter <strong>der</strong> Bezeichnung TESSAG (Technische<br />
Systeme und Services AG) zusammengefunden.<br />
Heute ist das weltweit tätige Unternehmen als RWE Solutions AG führen<strong>der</strong> Dienstleister für<br />
die energietechnische Infrastruktur <strong>von</strong> Industrie- und Energieversorgungsbetrieben. Dabei<br />
erzielten die 13.600 Mitarbeiter, 4.000 da<strong>von</strong> im Ausland tätig, einen Jahresumsatz <strong>von</strong> drei<br />
Mrd. Euro.<br />
Die neue RWE-Strategie setzt auf das wettbewerbsfähige Kerngeschäft Energie und Umwelt<br />
sowie zusätzliche Dienstleistungen. Die Synergieeffekte, die die Komplettversorger durch die<br />
Bündelung mehrerer Produkte und Leistungen erzielen, führen nicht zuletzt zu attraktiven<br />
Angeboten für die Kunden.<br />
Zu den innovativen Angeboten <strong>der</strong> RWE Solutions AG gehören neben <strong>der</strong> sicheren und günstigen<br />
Versorgung <strong>mit</strong> Energie auch energienahe Services: Optimierung des Energieverbrauchs,<br />
Projektmanagement sowie Planung, Errichtung, Betrieb, Wartung und Instandhaltung<br />
<strong>von</strong> energietechnischen Anlagen, Industriekraftwerken, Beleuchtungs-, Sanitär- und<br />
Klimaanlagen, Strom-, Gas- o<strong>der</strong> Wasserversorgungsnetzen. Außerdem stellt das Unternehmen<br />
die Bereitstellung einer unterbrechungsfreien und hochwertigen Stromversorgung sicher.<br />
Alle diese Dienstleistungen kann die RWE Solutions AG <strong>mit</strong> eigener Kompetenz vor Ort erbringen.<br />
Sie bietet im Bereich Energieanlagen Industrielösungen und nukleare Diensleistungen, im<br />
Bereich Versorgungsnetze Energieversorgungslösungen sowie umfassendes KnowHow in<br />
Sachen Kommunikationstechnik. Zudem ist das Unternehmen im Bereich Energietechnische<br />
Systeme spezialisiert auf die Ausrüstung <strong>mit</strong> Transformatoren, Solartechnik, Mechatronics<br />
und stromversorgenden Systemen.<br />
Mit ihrer umfassenden Dienstleistungs- und Systemkompetenz offeriert RWE Solutions AG<br />
attraktive Leistungen rund um das Thema wirtschaftliches Betreiben, Instandhalten und Warten<br />
<strong>von</strong> Nebenanlagen sowie Energiemanagement. Kunden sind Energieversorger, Industrieunternehmen,<br />
Netzbetreiber, Service-Provi<strong>der</strong>, Immobilienbetreiber, Investoren und öffentliche<br />
Institutionen im In- und Ausland.<br />
Zeche Zollern II/IV<br />
Als Prestigeobjekt <strong>der</strong> größten Bergbaugesellschaft <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende hatte die Zeche<br />
Zollern in Dortmund einen glänzenden Start im späten Kaiserreich. Die schlossartige Anlage<br />
durchlebte bald danach ein Auf und Nie<strong>der</strong>: vom Schlüsselbauwerk ihrer Zeit zum unbedeutenden<br />
Familienpütt, vom Abbruchobjekt zu einer Attraktion <strong>der</strong> Industriekultur.<br />
Das ehemalige Musterbergwerk gilt als Deutschlands erstes technisches Baudenkmal <strong>von</strong><br />
internationaler Bedeutung. Bereits 1969 ließ <strong>der</strong> Landeskonservator beim Landschaftsverband<br />
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<strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> die Maschinenhalle <strong>mit</strong> <strong>der</strong> markanten Stahlkonstruktion und dem prächtigen<br />
Jugendstilportal unter Schutz stellen. Heute ist Zollern Museum <strong>der</strong> Sozial- und Kulturgeschichte<br />
des Ruhrbergbaus. Das <strong>LWL</strong>-Museum präsentiert die Zeche als Zeugnis für den<br />
Strukturwandel im Revier. Die Dauerausstellung erklärt beispielhaft den Arbeitsalltag hinter<br />
den schönen Backsteinfassaden und unter Tage. Son<strong>der</strong>ausstellungen, Feste, Filmabende,<br />
Konzerte und Vorträge gehören dabei ebenfalls zum Programm.<br />
Herne<br />
Bevor Kohle das Schicksal Hernes <strong>mit</strong>bestimmte, lag bereits eine abwechslungsreiche Entwicklungsgeschichte<br />
hinter <strong>der</strong> Stadt, die sich im wesentlichen aus den ursprünglichen und 1975 zusammengeschlossenen<br />
Teilen Herne und Wanne-Eickel zusammensetzt. Bereits aus dem 8. und 9. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
stammen Namensbekundungen einer Burg Eclo (Eichenwald) und einer Besiedlung „haranni“ („hare“<br />
= Anhöhensiedlung). Eine Urkunde aus dem Jahr 1085 berichtet über den Ankauf des Oberhofes Eikkel,<br />
eine Siedlung im dortigen Eichenwald. Regionale Bedeutung über Jahrhun<strong>der</strong>te hatte das Adelsgeschlecht<br />
<strong>der</strong> Ritter <strong>von</strong> Strünkede, die sich 1142 im Gebiet <strong>der</strong> späteren Stadt Herne nie<strong>der</strong>ließen<br />
und <strong>der</strong>en Namen das im 16. und 17. Jahrhun<strong>der</strong>t errichtete und 1664 fertiggestellte berühmte Wasserschloss<br />
trägt. 1263 unterstellte sich Gerlach <strong>von</strong> Strünkede, Ritter zu Herne, dem Grafen <strong>von</strong> Kleve.<br />
Knapp hun<strong>der</strong>t Jahre später, 1368, ging Herne in den Besitz des Herzogtums Cleve-Mark. Wechselvoll<br />
und vergleichbar <strong>mit</strong> vielen Städten <strong>Westfalen</strong>s vollzog sich die Entwicklung Hernes seit dem<br />
17. Jahrhun<strong>der</strong>t. 1614 fiel das Herzogtum an Brandenburg (Preußen), während <strong>der</strong> Wirren des Dreißigjährigen<br />
Krieges wurde die Stadt 1634 <strong>von</strong> schwedischen Truppen geplün<strong>der</strong>t und <strong>von</strong> 1806 bis<br />
1815 unterstand Herne dem napoleonischen Herzogtum Berg. Nach dem Wiener Kongreß wurde die<br />
Stadt wie<strong>der</strong> preußisch und als Bürgermeisterei im Kreis Bochum in den Regierungsbezirk Arnsberg<br />
<strong>der</strong> neugeschaffenen Provinz <strong>Westfalen</strong> eingeglie<strong>der</strong>t. 1847 wurde Herne an das Köln-Mindener-<br />
Eisenbahnnetz angeglie<strong>der</strong>t und zehn Jahre später begannen die Abteufarbeiten für den ersten Schacht<br />
<strong>der</strong> Zeche Shamrock, die 1860 als erste <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Kohleför<strong>der</strong>ung begann, ein gutes Dutzend weiterer<br />
folgten. Die Firma Halstrick begann 1869 <strong>mit</strong> dem Bau <strong>von</strong> Koks- und Grubenwagen und Ewald Berninghaus<br />
produzierte seit 1871 Dampfkessel. Die Bevölkerung wuchs <strong>von</strong> 1.000 im Jahr 1847 auf<br />
20.000 im Jahr 1890 an. Sieben Jahre später verlieh die königliche Regierung zu Arnsberg Herne das<br />
Stadtrecht.<br />
Im Jahr 1904 erfand <strong>der</strong> Herner Flottmann die Kugelsteuerung für Gesteinsbohrmaschinen und konnte<br />
weltweit rund eine Mio. verkaufte Geräte verzeichnen.<br />
Zwei Jahre später kam es zu einer großen versöhnlichen Geste zwischen den „Erbfeinden“ Deutschland<br />
und Frankreich, als Rettungsmannschaften <strong>der</strong> Zechen Shamrock aus Herne und Rheinelbe aus<br />
Gelsenkirchen sich an den Rettungsaktionen nach dem seinerzeit weltweit größten Grubenunglück im<br />
französischen Departement Pas de Calais beteiligten. Für über 1.000 Kumpel kam jede Hilfe zu spät,<br />
aber 13 Bergleute konnten gerettet werden. Damals wusste man noch nicht, dass sich die beiden Nationen<br />
in zwei weiteren Kriegen erbittert bekämpfen würden, aber <strong>der</strong> humanitäre Akt geriet nicht in<br />
Vergessenheit und war <strong>der</strong> Grundstein für die Städtepartnerschaft zwischen Hénin-Beaumont und<br />
Herne nach dem Zweiten Weltkrieg. Von 1906 bis 1916 wurde die Bahnhofswirtschaft in Wanne zu<br />
einer Goldgrube, <strong>der</strong> Pächter hieß Heinrich Rühmann, Vater des späteren großen Schauspielers. Die<br />
Stadt hatte also offenbar eine beson<strong>der</strong>e Verbindung zum Film und 1912 eröffnete auf dem Eickeler<br />
Markt das erste kommunale Kino im Deutschen Reich. Zwei Jahre später wurde <strong>der</strong> Rhein-Herne-<br />
Kanal eingeweiht, ein wichtiger Faktor für die fortschreitende Industrialisierung.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> relativen Verschonung <strong>der</strong> Innenstadt im Zweiten Weltkrieg trug Herne in <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
den Namen „Goldene Stadt“ und golden waren auch die Fäuste <strong>der</strong> Boxstaffel des BSC<br />
Herne 22, die fortan jahrelang zur nationalen Elite zählte. Ende <strong>der</strong> fünfziger Jahre steckte <strong>der</strong> Bergbau<br />
tief in <strong>der</strong> Krise und 1964 wurde das große Zechensterben eingeläutet, alle Herner und damals<br />
noch Wanner Zechen schlossen nacheinan<strong>der</strong>. Drei Jahre später wurde <strong>mit</strong> dem Werk „Blaupunkt“,<br />
Tochtergesellschaft <strong>der</strong> Firma Bosch, ein neues bedeutendes wirtschaftliches Element in Herne tätig.<br />
1976 eröffnete das Kulturzentrum, das fortan Messen, Konzerte, Theatergastspiele, Ausstellungen<br />
o<strong>der</strong> Parteitage beherbergen konnte. Die Zeche „Friedrich <strong>der</strong> Große“ schloss zwei Jahre später als<br />
letzte ihre Pforten. 1984 spielte wie<strong>der</strong> Gold, nämlich Olympisches, eine beson<strong>der</strong>e Rolle für Herne:<br />
Claudia Losch siegte im Kugelstoßen bei den Spielen in Los Angeles.<br />
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Wer heute an das Ruhrgebiet denkt, denkt nicht zuerst an Herne. Herne hat keine Borussia,<br />
keine Arena und kein Centro, Herne hat auch keinen Schimanski o<strong>der</strong> Grönemeyer und wird<br />
nicht <strong>mit</strong> Namen wie Thyssen o<strong>der</strong> Krupp verbunden. Und dennoch, Herne liegt <strong>mit</strong>ten im<br />
„Pott“ und ist möglicherweise gerade durch seine eher unscheinbar wirkende Rolle in <strong>der</strong><br />
Region ein starkes und authentisches Stück Revier. Der berühmte Heinz Rühmann, <strong>der</strong> im<br />
Film und auf <strong>der</strong> Bühne häufig den Typus des Kleinen Mannes darstellte, <strong>der</strong> es verstand, sich<br />
durchzubeißen, hat in Herne seine Wurzeln. Mit diesen Charakteristika verkörperte er das,<br />
was Herne auszeichnet. Nichtsdestotrotz scheint die Stadt nicht <strong>mit</strong> dem selben Ruf ausgestattet<br />
wie <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Nachbar, vollzieht sich auch <strong>der</strong> Strukturwandel in Herne<br />
scheinbar langsamer. Dennoch kann die Stadt <strong>mit</strong> einigen bemerkenswerten Projekten aufwarten.<br />
Beispielhaft ist etwa die Fortbildungsakademie Mont Cenis, sinnigerweise auf dem<br />
gleichnamigen, nach einem ehemaligen Tunnel in den französischen Alpen benannten, Zechengelände<br />
errichtet.<br />
Aber auch einige wirtschaftliche Projekte zeigen, dass die Stadt Potenzial hat, um seinen<br />
knapp 171.000 in den Gebieten Wanne, Eickel, Herne-Mitte und Sodingen lebenden Einwohnern<br />
eine Zukunft zu ermöglichen: 1988 wurde die Internationale Bauausstellung Emscher<br />
Park (IBA) eröffnet, die sich insbeson<strong>der</strong>e auch die Umstrukturierung alter Industriegebiete<br />
auf die Fahnen geschrieben hat. Die Unternehmensgruppe Heitkamp, eines <strong>der</strong> größten Familienunternehmen<br />
in Deutschland feierte 1992 ihren hun<strong>der</strong>tsten Geburtstag. Sie war bzw. ist<br />
tätig in den Bereichen Bau, Bergbau, Umwelttechnik und Handel und erzielte 1991 bei 9.000<br />
Beschäftigten einen Gesamtumsatz <strong>von</strong> 1.7 Mrd. DM.<br />
Fortbildungsakademie Mont Cenis<br />
„Schöne neue Welt“ – was in Aldous Huxleys berühmten Roman sarkastisch eine beängstigende<br />
Vision <strong>der</strong> zukünftigen Gesellschaft betitelt, ist in seiner sinngemäßen positiven Bedeutung<br />
die treffende Bezeichnung eines einzigartigen futuristisch anmutenden Projektes in<br />
Herne-Sodingen.<br />
Als die Zeche Mont-Cenis und da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> wirtschaftliche, funktionale und städtebauliche Mittelpunkt<br />
Sodingens 1978 stillgelegt wurde, galt es, die rund 25 Hektar Sanierungsgebiet <strong>mit</strong><br />
zeitgemäßen Konzepten zu neuem Leben zu erwecken. Neben 300 Wohnungen und einem<br />
Kin<strong>der</strong>garten entstand <strong>der</strong> 16 Hektar große Stadtteilpark und als Highlight <strong>der</strong> Akademiegarten,<br />
in dessen Zentrum die Fortbildungsakademie des Innenministeriums errichtet wurde. Dieses<br />
Projekt zieht aufgrund seiner Architektur und seines innovativen Energiekonzeptes Besucher<br />
aus aller Welt an. Die Architekten Jourda und Perrandin aus Lyon, <strong>der</strong>en visionäre Idee<br />
einer Mikroklimahülle 1993 im Rahmen eines EU-Forschungsauftrages wissenschaftlich abgesegnet<br />
wurde, erbauten in Kooperation <strong>mit</strong> <strong>der</strong> 1994 gegründeten Entwicklungsgesellschaft<br />
Mont Cenis ein architektonisches und solartechnisches Meisterwerk, das 1999 <strong>von</strong> Ministerpräsident<br />
Clement eingeweiht wurde.<br />
Unter einer markanten Glashülle <strong>mit</strong> einer Fläche <strong>von</strong> 20000 m², getragen <strong>von</strong> 56 Fichtenstämmen<br />
und unzähligen Holzrechteckprofilen, herrscht nun das ganze Jahr Mittelmeerklima.<br />
Und dennoch sorgen spezielle Lüftungs- und Heizsysteme für einen deutlich geringeren<br />
Energieverbrauch als bei konventioneller Klimatechnik. In <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Glasflächen wurden<br />
Photovoltaikmodule so integriert, dass <strong>der</strong> Raum optimal <strong>mit</strong> Tageslicht versorgt wird.<br />
Lichtreflektoren vor den Fenstern <strong>der</strong> Innenräume verstärken die Tageslichtversorgung in den<br />
hinteren Raumbereichen. Die Bauweise <strong>der</strong> Innenräume ist an den verschiedenen Funktionen<br />
<strong>der</strong> Gebäude orientiert. Alle Gebäude, vom Hotel- und Wohnbereich über die Fortbildungsräume,<br />
Bürgersaal, Casino, Bibliothek bis hin zum Stadtteilbüro, wurden <strong>mit</strong> natürlichen<br />
Materialien ausgestattet und behin<strong>der</strong>tengerecht geplant.<br />
Die Fortbildungsakademie setzt aber nicht nur formal, son<strong>der</strong>n auch inhaltlich Akzente. Es<br />
werden Seminare angeboten, die <strong>von</strong> Behörden und Einrichtungen des Landes NRW genutzt<br />
werden, um ihre Mitarbeiter in Sachen Methoden- Sozial- und Sachkompetenz zu schulen.<br />
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Auf einer Fläche <strong>von</strong> 1635m² stehen komfortable Räumlichkeiten <strong>mit</strong> mo<strong>der</strong>nster Tagungstechnik<br />
zur Verfügung und bieten ideale Aufenthalts-, Kommunikations- und Lernbedingungen.<br />
Die Tagungsstätten können auch <strong>von</strong> Kongressveranstaltern außerhalb <strong>der</strong> Zeiten des<br />
Akademiebetriebes gegen Entgelt genutzt werden. Ein Tagungshotel <strong>mit</strong> 171 Übernachtungsplätzen,<br />
ein Freizeitbereich <strong>mit</strong> verschiedenen Fitnessangeboten, ein Restaurant und eine Bibliothek<br />
etc. verdeutlichen das Ausmaß des Projektes.<br />
Schloss Strünkede<br />
Einer <strong>der</strong> kulturellen Anziehungspunkte <strong>der</strong> Stadt Herne ist das Wasserschloss Strünkede. Im<br />
Schloss ist seit 1947 das Emschertal-Museum <strong>mit</strong> seiner umfangreichen kulturhistorischen<br />
Sammlung beheimatet. Die Abteilungen für Ur- und Frühgeschichte, Volkskunde, Regional-,<br />
Stadt- und Schlossgeschichte sowie Glas und Keramik verraten viel über die Region und ihre<br />
Ursprünge. Der Innenhof wird gerne für Jazz- und Klassik-Konzerte genutzt und im Schlosspark<br />
werden Volks- und Kin<strong>der</strong>feste gefeiert. Dort befindet sich auch die Städtische Galerie,<br />
die sich um Künstler aus dem Revier verdient gemacht hat.<br />
Der frühere Stammsitz <strong>der</strong> Herren <strong>von</strong> Strünkede, dessen Eckturm aus dem Barock stammt<br />
und <strong>der</strong> um 1900 innen stark umgebaut wurde, bietet als eine weitere Hauptattraktion das<br />
Grabdenkmal des Jobst <strong>von</strong> Strünkede (15.Jahrhun<strong>der</strong>t).<br />
Die Schlosskapelle im Schlosspark stammt aus dem Jahr 1272 und ist das älteste erhaltene<br />
Bauwerk im Stadtgebiet.<br />
Gelsenkirchen<br />
Die Stadt ist dadurch geprägt, dass es keinen erkennbar zentralen Altstadtkern gibt, um den herum<br />
alles angeordnet ist, son<strong>der</strong>n dass viele Orte <strong>mit</strong> ihren jeweiligen Stadtkernen zusammengewachsen<br />
sind. Diese Orte weisen ihre eigenen speziellen Entwicklungsetappen auf. 1003 wurde Buer erstmals<br />
in den Annalen erwähnt. In Verbindung <strong>mit</strong> dem Gebiet um die Georgskirche tauchte ca. im Jahre<br />
1100 die Namen Gelstenkerken und Geilistirinkirkin auf. 1282 erhielt <strong>der</strong> Horster Ritter Arnold <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> Horst die Stadtgründungsrechte, dennoch blieb Horst zunächst Dorf. 1550 wurde Schloss Berge<br />
erbaut, 1557 bis 1578 Schloss Horst. Das Ackerbürgerdorf Gelsenkirchen erhielt 1571 das Privileg für<br />
zwei Jahrmärkte und da<strong>mit</strong> eine überlokale Bedeutung. Nach den Franzosenkriegen gehörte <strong>der</strong> Ort<br />
1815 zum Amt Wattenscheid, die Einwohnerzahl wuchs bis 1839 auf 624. Ein Jahr später stieß Ludwig<br />
<strong>von</strong> Oven auf Kohle und begründete die Zukunft Gelsenkirchens als Bergbaustadt. Es folgten <strong>der</strong><br />
Anschluß an die Köln-Mindener Eisenbahn 1847 und die Gründung <strong>der</strong> Zechen Consolidation 1862<br />
und Nordstern 1868. Noch im selben Jahr wurden die Gemeinden Gelsenkirchen, Schalke, Heßler,<br />
Braubauerschaft, Bulmke und Hüllen als Amt Gelsenkirchen vom Amt Wattenscheid abgetrennt. 1875<br />
erhielt Gelsenkirchen das Stadtrecht, die Emschertalbahn <strong>mit</strong> den Bahnhöfen Bismarck und Heßler<br />
wurde fertiggestellt und in (bzw. „auf“) Schalke wurde erstmals verhüttet. Die Gemeinde bildete <strong>mit</strong><br />
Heßler, Bulmke, Hüllen und Braubauerschaft das Amt Schalke. Mit den Zechen Neu-Arenberg, später<br />
Hugo, 1878, Graf Bismarck II in Erle 1884 und <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> preußischen Staatszechen Bergmannsglück,<br />
Westerholt und Scholven 1903 bis 1911 erlebte <strong>der</strong> Kohlebergbau seine Hochzeit. Doch<br />
die Arbeit unter Tage war nicht ungefährlich, eine Schlagwetterexplosion auf Hibernia kostete 1887<br />
52 Menschen das Leben. Die Stadt erholte sich <strong>von</strong> dem Unglück und florierte. Noch im selben Jahr<br />
wurde die Glückaufbrauerei gegründet und eine Fernsprechanlage in Betrieb genommen. 1895 wurde<br />
die Galopprennbahn in Horst eröffnet und 1903 wurde Gelsenkirchen durch die Vereinigung <strong>mit</strong><br />
Schalke, Heßler, Bismarck, Bulmke, Hüllen und Ückendorf Großstadt (138.000 Einwohner). Ein Jahr<br />
später wurde <strong>der</strong> Hauptbahnhof neu gebaut und <strong>der</strong> FC Schalke 04 gegründet. Bereits 1910 lebten<br />
169.513 Menschen in <strong>der</strong> Stadt. 1911 erhielt auch Buer die Stadtrechte (67.000 Einwohner) und die<br />
Stadthalle wurde eröffnet, 1912 <strong>der</strong> Flugplatz am Nienhauser Busch, außerdem das Kaufhaus Althoff<br />
(heute Karstadt). Im Jahr des Kriegsausbruchs war <strong>der</strong> Rhein-Herne-Kanal <strong>mit</strong> dem Stadthafen Gelsenkirchen<br />
fertiggestellt worden. Im Bergbau kam es 1922 gemäß des Fortschrittsgeistes <strong>der</strong> Branche<br />
erstmals zu einem Preßlufthammereinsatz. Mit <strong>der</strong> Eingemeindung Rotthausens 1924 und dem Zusammenschluß<br />
<strong>von</strong> Gelsenkirchen, Buer und Horst vier Jahre später wuchs die Stadt auf nunmehr<br />
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340.077 Einwohner. Deren Leistungsfähigkeit fand auch im Fußball ihren Ausdruck. Schalke 04 wurde<br />
1934 Deutscher Fußballmeister und sechs weitere Titel folgten bis 1958.<br />
Nach 1945 betrug die Einwohnerzahl lediglich noch 160.000, verdoppelte sich aber im Zuge des Wie<strong>der</strong>aufbaus<br />
bis 1949 und sechs Jahre später meldete Gelsenkirchen in <strong>der</strong> Wirtschaftswun<strong>der</strong>zeit Vollbeschäftigung,<br />
bevor <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Stilllegung <strong>der</strong> Zeche Scholven 1963 das Signal für einen allmählichen<br />
Strukturwandel ertönte, in dessen Kontinuität <strong>der</strong> Kohleabbau <strong>von</strong> <strong>der</strong> Bildfläche verschwinden sollte.<br />
Wie die Gesamtregion steht auch die Stadt Gelsenkirchen vor <strong>der</strong> Aufgabe, den Strukturwandel<br />
zu bewältigen. Plattformen für diese Herausfor<strong>der</strong>ung sind u.a. das 1988 gegründete<br />
„World Trade Center Ruhrgebiet zur Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung“ und <strong>der</strong> 1994 eröffnete Wissenschaftspark.<br />
Diese Einrichtungen stehen heute beispielhaft für die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong><br />
Stadt, auch zukünftig jenseits <strong>der</strong> Montanindustrie bestehen zu können. Die Schalke-Arena<br />
mag als weiteres Beispiel dienen, was die regionalen Kräfte in <strong>der</strong> Bündelung <strong>mit</strong> innovativer<br />
und zupacken<strong>der</strong> Tatkraft zu schaffen in <strong>der</strong> Lage sind.<br />
Sie ist die neue Heimat vom FC Schalke 04, <strong>der</strong> zuletzt durch den Europapokalsieg (UEFA-<br />
Cup) 1997 und die DFB-Pokalsiege 2001 und 2002 an frühere Erfolgszeiten anknüpfte, was<br />
nicht einer richtungsweisenden Symbolik entbehrt.<br />
Schalke-Arena<br />
Unter dem Motto „Ein neues Zuhause für die Tradition“ symbolisiert das mo<strong>der</strong>nste Stadion<br />
Europas in seiner Multifunktionalität den Strukturwandel des gesamten Reviers. So wie <strong>der</strong><br />
Verein FC Schalke 04 <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Entwicklung vom Arbeiterverein zum Wirtschaftsunternehmen<br />
als ein „Flaggschiff des DFB“ (DFB-Ex-Präsident Egidius Braun) <strong>mit</strong>tlerweile für europäischen<br />
Spitzenfußball steht und sich in die Lage versetzte, ein solches Projekt wie die Arena zu<br />
initiieren, hat das Vorbildcharakter für die wirtschaftliche Umstrukturierung <strong>der</strong> Region.<br />
Vieles ist bei dem ehrgeizigen Stadionprojekt <strong>mit</strong> seinem Fassungsvermögen <strong>von</strong> 62.000 Zuschauern<br />
einzigartig: seine Funktionalität und Ästhetik und auch seine Finanzierung. Es handelt<br />
sich nämlich um die erste privatwirtschaftlich finanzierte Sportstätte, die <strong>mit</strong> einem Investitionsvolumen<br />
<strong>von</strong> 358 Mio. DM alle an<strong>der</strong>en regionalen Projekte in dieser Hinsicht in den<br />
Schatten stellt. Der Löwenanteil <strong>der</strong> Gesamtkosten wurde durch einen Kredit <strong>von</strong> 225 Mio.<br />
DM aufgebracht, den ein Bankenkonsortium unter Führung <strong>der</strong> Hamburgischen Landesbank<br />
bereitstellte und <strong>der</strong> durch eine 80%ige Ausfallbürgschaft des Landes NRW gesichert ist. Ein<br />
weiteres Darlehen geht auf den Generalübernehmer, die holländische Baugesellschaft HBM<br />
<strong>mit</strong> Tochtersitz in Essen zurück. 66 Mio. DM werden <strong>von</strong> <strong>der</strong> Besitzgesellschaft getragen,<br />
wobei Schalke 04 <strong>von</strong> den Kommanditisten <strong>mit</strong> einer Beteiligung <strong>von</strong> 21 Mio. DM <strong>der</strong> wichtigste<br />
ist. Die Summe entspricht einem Drittel des Eigenkapitals. Die große Integrationskraft<br />
des Projektes wird ferner durch stille Beteiligungen durch die Stadt Gelsenkirchen und die<br />
Fans dokumentiert, die Bausteine <strong>der</strong> Arena für 500 DM symbolisch erwerben können und<br />
dafür Gutscheine für den S04-Shop erhalten. Insgesamt macht das Finanzierungsmodell deutlich,<br />
wie groß einerseits das Vertrauen in die Wirtschaftlichkeit und an<strong>der</strong>erseits die regionale<br />
Identifikation <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schalke-Arena ist.<br />
Daher wurde auch Wert darauf gelegt, dass die verschiedenen Bauaufträge möglichst an Firmen<br />
aus <strong>der</strong> Region vergeben werden. Eine beson<strong>der</strong>e Ausnahme stellt <strong>der</strong> Hersteller des Daches<br />
dar, die amerikanische Firma Birdair, weltweit Spezialist auf diesem Gebiet. Mit dieser<br />
Wahl wird einmal mehr <strong>der</strong> hohe Anspruch <strong>der</strong> Macher <strong>der</strong> Arena um Schalkes Manager Rudi<br />
Assauer vor Augen geführt, <strong>mit</strong> dem Bauwerk einen international einzigartigen Standard zu<br />
erzielen. Denn das Dach ist eines jener herausragenden Elemente <strong>der</strong> Arena, die dessen Unvergleichlichkeit<br />
ausmachen. Die 3.700 Tonnen schwere Stahlkonstruktion, an <strong>der</strong> Beleuchtung,<br />
Flutlicht, Lautsprecher und Anzeigetafel befestigt sind, ist <strong>von</strong> einem lichtdurchlässigen,<br />
<strong>mit</strong> Teflon beschichteten Glasfasergewebe überspannt. Selbst wenn das 560 Tonnen schwere<br />
Schiebedach geschlossen wird und die Arena sich in eine riesige Halle verwandelt, geht <strong>der</strong><br />
Stadioncharakter nicht verloren. Ein weiterer beson<strong>der</strong>er Clou ist die Rasenfläche, die sich in<br />
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einem Trog aus Stahlbeton befindet, <strong>der</strong>, <strong>mit</strong> teflonbeschichteten Gleitschuhen ausgerüstet,<br />
innerhalb <strong>von</strong> sechs Stunden unterhalb <strong>der</strong> Südtribüne auf Stahlschienen aus dem Stadioninneren<br />
bewegt werden kann. Die Ränge werden durch stählerne Brücken abgefangen und <strong>der</strong><br />
Unterrang <strong>der</strong> Südtribüne lässt sich um ca. 16 m unter den Oberrang schieben, um Platz für<br />
eine Konzertbühne etc. zu schaffen. Der Rasen, <strong>der</strong> auf diese Weise an <strong>der</strong> frischen Luft und<br />
an <strong>der</strong> Sonne die optimale Pflege erhält, bei Konzerten und sonstigen Veranstaltungen nicht<br />
beansprucht wird, ist dabei selbstverständlich auch <strong>mit</strong> einer Rasenheizung ausgestattet. Liegt<br />
<strong>der</strong> Rasen in <strong>der</strong> Arena, erhält man draußen eine große Parkfläche.<br />
Im Mittelpunkt des Konzeptes steht natürlich <strong>der</strong> FC Schalke 04 und da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Fußball. Es<br />
ging also in erster Linie darum, ein „echtes“ Fußballstadion zu bauen, dessen Tribüne direkt<br />
an das Spielfeld grenzt, ohne eine sichtbehin<strong>der</strong>nde Käfigkulisse darzustellen. Außerdem<br />
wollte man dem Publikum den Komfort <strong>der</strong> Wetterunabhängigkeit und einer niveauvollen<br />
Verköstigung bieten – eben eine einzigartige Stadionatmosphäre schaffen, wie sie nur wenige<br />
„Kultstätten“ dieses Sports in <strong>der</strong> Welt zu bieten haben. Denkt man z.B. an das berühmte Stadion<br />
Nou Camp in Barcelona <strong>mit</strong> seiner Kapelle im Inneren, so lässt sich sagen, was dem FC<br />
Barcelona recht ist, sollte auch für den Traditionsverein Schalke 04 kein Ding <strong>der</strong> Unmöglichkeit<br />
bleiben. So besteht nun die Möglichkeit, sich in <strong>der</strong> Arenakapelle trauen zu lassen<br />
o<strong>der</strong> den Seinen auf dem Rasen himmlischen Beistand zu wünschen. Darüber hinaus gehört<br />
zu einem „Kultclub“ natürlich auch ein angemessener Ort <strong>der</strong> Erinnerung. Zusammen <strong>mit</strong><br />
dem Arena-Infocenter lassen sich im Schalke-Museum durch Requisiten, Erzählungen und<br />
Filme auf insgesamt 800 m² die vergangenen Epochen des Vereins und die Baugeschichte <strong>der</strong><br />
Arena nacherleben. Das Projekt ist mehr als ein Fußballstadion. Es ist auch eine riesige und<br />
komfortable Halle für Top-Events, für Kongresse, Messen ebenso wie für Musicals, Pop- und<br />
Rockkonzerte, für Boxkämpfe und Tennisspiele o<strong>der</strong> auch für Kirchentage etc.<br />
Die multifunktionale Arena ist da<strong>mit</strong> ein Veranstaltungsort, <strong>der</strong> seinesgleichen sucht.<br />
Recklinghausen<br />
Bevor Karl <strong>der</strong> Große das Gebiet zwischen Emscher und <strong>Lippe</strong> kontrollierte, war die dicht bewaldete<br />
Region zunächst nur dünn besiedelt. Die dort lebenden germanischen Völker, hauptsächlich die<br />
Brukterer, wurden seit 694 vom aus dem Norden kommenden heidnischen Stamm <strong>der</strong> Sachsen unterworfen.<br />
Seit 772 führte Karl <strong>der</strong> Große seine Eroberungszüge, besetzte das Gebiet des heutigen Recklinghausen<br />
und errichtete dort eine <strong>von</strong> mehreren Hofanlagen in <strong>der</strong> weiteren Region. Dieser sogenannte<br />
Königshof kann gewissermaßen als Wiege <strong>der</strong> Stadt betrachtet werden. Um den Hof herum<br />
entwickelte sich zunächst eine kleine Marktsiedlung, die bis zum 12. Jahrhun<strong>der</strong>t zu einer kleinen<br />
Stadt angewachsen war. Denn die Nähe zum merkantilistisch wichtigen Hellweg begünstigte während<br />
des 11. Jahrhun<strong>der</strong>ts den Aufstieg <strong>der</strong> Siedlung zu einem blühenden Handelszentrum.<br />
Münz-, Markt- und Zollrecht, die Privilegien <strong>der</strong> Gerichtsbarkeit sowie <strong>der</strong> Wehrhoheit dokumentieren<br />
den damaligen beson<strong>der</strong>en Status Recklinghausens, <strong>der</strong> 1236 durch urkundlich bezeugte weitere<br />
Stadtrechte <strong>mit</strong> <strong>der</strong> faktischen „Gründung“ als Stadt nachdrücklich seine Bestätigung fand. Zuvor,<br />
1180, war das Vest Recklinghausen in den Besitz des Kölner Erzbistums gegangen, nachdem die Königshöfe<br />
diesem bereits seit ca. 965 angehörten. Der Begriff „Vest“ bedeutet, das es sich um einen<br />
Gerichtsbezirk handelte, dessen Gericht <strong>von</strong> hoher Bedeutung war und das <strong>mit</strong> seiner Zuständigkeit<br />
für die un<strong>mit</strong>telbare Umgebung die Blutgerichtsgewalt innehatte und da<strong>mit</strong> die Todesstrafe aussprechen<br />
konnte.<br />
Im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t weitete sich <strong>der</strong> Handelsraum aus; 1316 war Recklinghausen dem mächtigen<br />
Kaufmannsbund Hanse beigetreten. Im 14. und 15. Jahrhun<strong>der</strong>t war die Stadt <strong>von</strong> zahlreichen Fehden<br />
geprägt, beson<strong>der</strong>s in Form <strong>von</strong> Raubzügen märkischer und klevischer Ritter, wobei sich die Herren<br />
<strong>von</strong> Strünkede <strong>mit</strong> ungerechtfertigten For<strong>der</strong>ungen und Besitzansprüchen hervortaten und dies gewaltsam<br />
zum Ausdruck brachten.<br />
Während des Dreißigjährigen Krieges litt die Stadt unter verschiedenen Besetzungen, 1633 durch<br />
schwedische und hessische Truppen sowie ein Jahr später durch kaiserliche Truppen. Da 1634 bis<br />
1636 zudem die Pest wütete, fand die halbe Stadtbevölkerung den Tod. Die da<strong>mit</strong> verbundene Armut<br />
und Rückständigkeit <strong>der</strong> Ackerbürgerstadt sollte bis zur Industrialisierung in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des<br />
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19. Jahrhun<strong>der</strong>ts andauern. Ein Umstand, <strong>der</strong> auch durch die Folgen <strong>der</strong> Erbfolgekriege und des Siebenjährigen<br />
Krieges wie Truppenbesetzungen und Plün<strong>der</strong>ungen begünstigt wurde. Das Vest Recklinghausen<br />
kam schließlich 1803 in den Besitz des Herzogs <strong>von</strong> Arenberg, <strong>mit</strong> dessen Abhängigkeit<br />
<strong>von</strong> Frankreich revolutionäres Gedankengut Einzug hielt. 1811 bis 1813 gehörte die Stadt dann zum<br />
Großherzogtum Berg, bevor sie 1814 an Preußen ging.<br />
Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts nahm <strong>der</strong> Bergbau im Ruhrtal seinen Anfang und wan<strong>der</strong>te <strong>von</strong> dort in den<br />
Norden, bis er in den 1860er Jahren auch die Emscher und das Vest Recklinghausen erreichte. 1869<br />
eröffnete das Bergwerk „Clerget“, <strong>von</strong> <strong>der</strong> belgischen Betreibergesellschaft nach einem Brüsseler<br />
Vorort benannt. Es folgten 1872 die Zechen König Ludwig und General Blumenthal, die wenige Jahre<br />
darauf <strong>mit</strong> dem Kohleabbau begannen. Mit diesem Boom stieg die Bevölkerungszahl <strong>von</strong> 3.863 im<br />
Jahr 1850 auf 60.000 bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Um den Arbeitskräftebedarf zu decken,<br />
wurden neben Arbeitern aus Schlesien, Ost- und Westpreußen auch Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>, Italiener, Russen,<br />
Österreicher und in erster Linie Polen angeworben – um 1900 galt Recklinghausen als polenreichste<br />
Stadt des Westens. Nach dem Krieg und trotz <strong>der</strong> Krisen <strong>der</strong> Weimarer Zeit war Recklinghausen in<br />
den 1920er Jahren zu einer bedeutenden Mittelstadt <strong>mit</strong> 88.000 Einwohnern angewachsen, <strong>der</strong>en Zechen<br />
1924 <strong>mit</strong> ca. 10% am Kohleabbau in <strong>Westfalen</strong> beteiligt waren. Zum Nachteil wurde die Wirtschaftsstruktur<br />
und <strong>der</strong> Status als bedeutendes Industrierevier in <strong>der</strong> Folgezeit dadurch, dass die Stadt<br />
zunächst beson<strong>der</strong>s anfällig für die Folgen <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise war und später im Zweiten Weltkrieg<br />
strategisch wichtiges Angriffsziel <strong>der</strong> Alliierten.<br />
Nachdem Recklinghausen den Wandel vom Ackerbürgerdorf zur Industriestadt erfolgreich bewältigt<br />
hatte, zwang die wirtschaftliche Entwicklung, in <strong>der</strong>en Folge die Zechen schlossen, in den letzten<br />
Jahrzehnten zu einer erneuten Umstrukturierung.<br />
Heute ist Recklinghausen, Kreisstadt des <strong>mit</strong> 655.000 Einwohnern bevölkerungsreichsten<br />
Kreises <strong>der</strong> Bundesrepublik, eine Großstadt <strong>mit</strong> 126.000 Einwohnern und ein mo<strong>der</strong>nes Gewerbe-,<br />
Kultur- und Dienstleistungszentrum. Als Beispiel für die wirtschaftliche Innovationskraft<br />
<strong>der</strong> Stadt mag u.a. das Gewerbegebiet „Auf <strong>der</strong> Herne“ dienen, das als Vorzeigeobjekt<br />
<strong>mit</strong> einem eigenständigen Profil vermarktet wurde und heute technologieorientierte Unternehmen<br />
o<strong>der</strong> Unternehmen <strong>mit</strong> hochwertigen Dienstleistungen beheimatet.<br />
Bekannt ist Recklinghausen, die Brücke zum Münsterland <strong>mit</strong> den angrenzenden Gebieten <strong>der</strong><br />
Hohen Mark, aber insbeson<strong>der</strong>e auch durch das Kulturangebot <strong>von</strong> europäischem Rang. Zu<br />
nennen wäre u.a. das Ruhrfestspielhaus, das <strong>mit</strong> den Ruhrfestspielen und dem „Europäischen<br />
Festival“ in ganz Europa ein Begriff ist. Auch die Neue Philharmonie genießt überregionalen<br />
Klang. Das Ikonen-Museum <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Präsentation ostkirchlicher und koptischer Kunst ist gar<br />
das bedeutendste <strong>der</strong> westlichen Welt.<br />
Auch sportlich hat die Stadt Spitzenniveau. Sie beherbergt das Landesleistungszentrum im<br />
Fechten und ist Heimat <strong>der</strong> schnellsten Trabrennbahn in Europa, wo <strong>der</strong> Weltchampion Heinz<br />
Wewering zu Hause ist.<br />
Ruhrfestspielhaus<br />
Die Ruhrfestspiele in Recklinghausen sind legendär, was sicherlich <strong>mit</strong> ihrer Ideengeschichte<br />
zu tun hat. Es handelt sich um die Realisierung einer hoffnungsstiftenden und aus den Herzen<br />
<strong>der</strong> Menschen geborenen Initiative in Zeiten <strong>der</strong> Not. Die Spiele wurden 1946/47 <strong>von</strong> Bergleuten<br />
<strong>der</strong> Schachtanlage König Ludwig 4/5 ins Leben gerufen und waren entsprechend seit<br />
ihren Anfängen fest <strong>mit</strong> dem Schicksal <strong>der</strong> Stadt verbunden. Aus <strong>der</strong> Solidarität <strong>von</strong> Kunst<br />
und Arbeit – die Kumpel finanzierten seinerzeit unter schwierigen Bedingungen den Spielbetrieb<br />
durch Hamburger Theaterleute – entstand <strong>der</strong> wohl bedeutendste Imageträger Recklinghausens,<br />
eben weil <strong>mit</strong> soviel Herzblut entstanden.<br />
Ein Zuhause erhielten die Spiele <strong>mit</strong> dem alten Ruhrfestspielhaus, als Sprechtheater für 1.050<br />
Besucher konzipiert und 1965 vom damaligen Bundespräsidenten Heuss seiner Bestimmung<br />
übergeben. Mit zunehmenden Ansprüchen wurde es <strong>mit</strong> Unterstützung des Landes NRW zu<br />
einem Festspielzentrum erweitert. Eingeweiht wurde es im Dezember 1998 in Anwesenheit<br />
des Ministerpräsidenten Clement und kann heute auch für Tagungen und Kongressveranstaltungen<br />
genutzt werden. Die Architektur ist geprägt durch Klarheit und Offenheit, erzeugt vor<br />
50
allem durch die gläserne und alle Geschosse verbindende Eingangshalle. Eine spannungsvolle<br />
Wechselbeziehung zwischen Transparentem und Geschlossenem, Innen und Außen ist dadurch<br />
entstanden.<br />
Dies ist das Ambiente für magisches Theater und brilliante Choreographien aller vorstellbaren<br />
Genres. Theatermacher wie Maurice Béjart, Robert Wilson, Ariane Mnouchkine, Schauspieler<br />
des Formats eines David Bennent, einer Ute Lemper und eines Michel Piccoli o<strong>der</strong> Bühnen<br />
wie das Théatre Zingaro aus Paris, das Dance Theatre of Harlem und das Burgtheater<br />
Wien folgten dem Ruf <strong>der</strong> legendären Einrichtung und heben die Ruhrfestspiele auf Weltniveau.<br />
Hohe Mark<br />
Der Naturpark Hohe Mark bei<strong>der</strong>seits <strong>der</strong> unteren <strong>Lippe</strong> umfasst auf seinen 1.009 qm Fläche<br />
rheinische und westfälische Gebiete, darunter mehrere Naturschutzzonen wie u.a. den Mervel<strong>der</strong><br />
Bruch, berühmt für seine Wildpferde. Insgesamt handelt es sich bei 17% <strong>der</strong> Fläche um<br />
Biotope, bei 6% um Naturschutzgebiete und bei 0,1% um Naturwaldzellen. Die sogenannte<br />
„grüne Brücke“ zwischen Ruhrgebiet und Münsterland, <strong>der</strong>en Name auf ein Teilgebiet nördlich<br />
des <strong>Lippe</strong>flusses zurückgeht und <strong>der</strong>en höchster Punkt 160m über dem Meeresspiegel<br />
liegt, ist aufgrund seiner landschaftlichen Reize und seiner kulturellen Vielfalt ein beliebtes<br />
Ausflugsziel. Um dem touristisch gerecht zu werden, ist das Gebiet durch Rad- und Wan<strong>der</strong>wege<br />
sowie Naturlehrpfade etc. hervorragend erschlossen. Die Schlösser in Lembeck und<br />
Raesfeld, das Römermuseum in Haltern o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Movie World-Park in Bottrop-Kirchhellen<br />
sind nur einige Beispiele für die kulturelle und touristische Attraktivität dieses kulturlandschaftlichen<br />
Teils Nie<strong>der</strong>deutschlands.<br />
Einst <strong>von</strong> Hudewald dominiert, sind es aufgrund <strong>von</strong> Viehverbiss heute die Wachol<strong>der</strong>gruppen<br />
(vglb. <strong>mit</strong> Lüneburger Heide), die den Naturpark <strong>mit</strong> seinem Sandboden und seinem<br />
Waldanteil <strong>von</strong> 30% <strong>mit</strong>prägen. Bei <strong>der</strong> Nutzung spielen <strong>der</strong> Abbau <strong>von</strong> Kies und Sand, zur<br />
Hälfte sogar Quarzsand eine nicht unerhebliche Rolle. Der Sandboden ist <strong>mit</strong> seiner wasserreinigenden<br />
Wirkung außerdem hinsichtlich <strong>der</strong> Trinkwassergewinnung <strong>von</strong> großem Nutzen.<br />
Der Naturpark befindet sich in <strong>der</strong> Trägerschaft <strong>von</strong> Regierungsbezirk, Kommunen, dem<br />
Landschaftsverband <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> und bezirklichen Vereinigungen. Er ist <strong>mit</strong> 100<br />
Ew/qkm, also einem Viertel des NRW-Durchschnitts, relativ dünn besiedelt, worin sein touristischer<br />
Wert als Erholungsgebiet <strong>mit</strong>begründet ist.<br />
Münsterland<br />
Das Münsterland <strong>mit</strong> seinen ca. 1,5 Mio. Einwohnern bei vergleichsweise starkem Bevölkerungswachstum<br />
beheimatet nahezu alle Industriebranchen auf stabiler <strong>mit</strong>telständischer Basis.<br />
Es handelt sich um eine mo<strong>der</strong>ne Industrieregion, allerdings sind nur wenige Unternehmen<br />
<strong>von</strong> international herausragen<strong>der</strong> wirtschaftlicher Bedeutung sind. Dennoch machten die Umsätze<br />
des Produzierenden Gewerbes in den vergangenen zehn Jahren einen gewaltigen Sprung<br />
nach oben. Beson<strong>der</strong>s dynamisch entwickelte sich <strong>der</strong> Export, <strong>der</strong> um 74% zulegte (im Vergleich:<br />
NRW 46%). Eckpfeiler sind Maschinenbau, Ernährungsgewerbe, Metallindustrie,<br />
Textil- und Bekleidungsindustrie und Chemische Industrie.<br />
Einen hohen Stellenwert besitzen in dieser Region <strong>mit</strong> 52% Beschäftigungsanteil <strong>der</strong> Dienstleistungssektor,<br />
sowie eine leistungsstarke Landwirtschaft, Bildung und Verwaltung. Neben<br />
Fachhochschulen, Technologiezentren und Forschungsinstituten beheimatet Münster die<br />
viertgrößte Universität Deutschlands. Forschung und Bildung im Münsterland profitieren dabei<br />
auch <strong>von</strong> einer fruchtbaren Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den benachbarten Nie<strong>der</strong>landen.<br />
Ein eindeutig historisch gewachsenes Wirtschaftsprofil wie etwa im Ruhrgebiet <strong>mit</strong> dessen<br />
montaner Tradition ist im Münsterland nicht auszumachen, so dass sich die Beson<strong>der</strong>heit des<br />
Münsterlandes weniger als im Ruhrgebiet aus <strong>der</strong> sozioökonomischen Struktur und <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
des Wandels ableitet als vielmehr aus seinen landschaftlichen Reizen und kul-<br />
51
turhistorischen Wurzeln. Typisch für diese Region sind die Parklandschaften und die Wasserschlösser,<br />
historische Stadtkerne sowie die Wallhecken und die „Pättkes“ – kleine Straßen<br />
und Wege im Grünen - die in beeindrucken<strong>der</strong> Weise Geschichte lebendig und Natur erlebbar<br />
machen. Gerade in <strong>der</strong> Kombination dieser beiden Aspekte, z.B. umgesetzt durch das Radwegenetz<br />
im Münsterland <strong>mit</strong> <strong>der</strong> „100-Schlösser-Route“, ist die Voraussetzung für ein einmaliges<br />
Reiserlebnis gegeben.<br />
Sportlich gesehen sind im Münsterland Reitsport <strong>mit</strong> dessen „Mekka“ in Warendorf, Ballonfahren<br />
und Golf verhältnismäßig stark vertreten, wobei ersteres sich u.a. in <strong>der</strong> absoluten<br />
Weltklasse befindet. In diese Kategorie können auch die zahlreichen Erfolge <strong>der</strong> Volleyballerinnen<br />
des USC Münster eingestuft werden.<br />
Raesfeld<br />
Das „gerodete Feld“, altdeutsch „Hrothusfeld“, wurde erstmals 899 als Ort im Werdener Heberegister<br />
aufgeführt. Eine für die Entwicklung Raesfelds bedeutende historische Figur, <strong>der</strong> Patronatsherr und<br />
Erbauer <strong>der</strong> Raesfel<strong>der</strong> Pfarrkirche, Burgherr Rabodo <strong>von</strong> dem Berge, findet 1166 für sein Wirken<br />
Beachtung in den Annalen. Bekannt, wenn auch wenig erfreulich, sind zwei Ereignisse des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts:<br />
1441 wurde <strong>der</strong> Schöffenmör<strong>der</strong> Bernhard <strong>von</strong> Diepenbrock vom Freigrafen de Duiker unter<br />
<strong>der</strong> Eiche zu Assenkamp verfemt - noch heute ist die Femeiche im Ortsteil Erle zu besichtigen. 16<br />
Jahre später wurde <strong>der</strong> Kirchturm als Folge <strong>der</strong> Münsterischen Stiftsfehde durch einen Brand zerstört.<br />
Dieser wurde <strong>von</strong> 1511 bis 1517 wie<strong>der</strong> aufgebaut, aber 1560 fiel dann das ganze Dorf einem Brand<br />
zum Opfer. Der Ort, seit 1595 unter <strong>der</strong> Ägide Alexan<strong>der</strong> <strong>von</strong> Velens als Burgherr zu Raesfeld, war<br />
also an Zerstörungen gewöhnt, als sich Europa allmählich auf den Dreißigjährigen Krieg zubewegte.<br />
1615 bis 1616 lagen spanische Truppen im Dorf, 1622 zogen die Scharen des Ernst <strong>von</strong> Mansfeld<br />
plün<strong>der</strong>nd durch dasselbe und 1643 belagerten hessische Truppen die Burg zu Raesfeld. Noch im selben<br />
Jahr ließ Reichsgraf Alexan<strong>der</strong> II. <strong>von</strong> Velen ein Residenzschloß <strong>mit</strong> einer Hauptburg, einer Vorburg<br />
und einer Kapelle erbauen, das 1658 fertiggestellt wurde. Auch <strong>der</strong> Siebenjährige Krieg zog<br />
später die Bevölkerung durch Truppendurchzüge, Einquartierungen und Fuhrdienste in Mitleidenschaft.<br />
1798 ging das Schloss in den Besitz des Freiherrn <strong>von</strong> Bömmelsburg über. Seit 1816 gehörte<br />
Raesfeld zum preußischen Kreis Borken und sechs Jahre später erwarb <strong>der</strong> Freiherr <strong>von</strong> Landsberg-<br />
Velen das Schloss.<br />
Die Zeiten begannen sich nun zu än<strong>der</strong>n und die Industrialisierung machte auch vor Raesfeld nicht<br />
halt, wie <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> mechanischen Leinenweberei Johann Becker 1878 bezeugt. Befriedung zwischen<br />
den Völkern und in <strong>der</strong> Gesellschaft gab es auch in Raesfeld weiterhin nicht dauerhaft, 1918<br />
belegten heimkehrende deutsche Truppen das Schloss und die Schulen, 1920 kämpften Spartakusbund<br />
und Freicorps Loewenfeld gegeneinan<strong>der</strong>, 1938 wurde die jüdische Synagoge zerstört und 1945<br />
schließlich wurde das Dorf <strong>von</strong> britischen Truppen eingenommen. Nun endlich konnte sich <strong>der</strong> Ort,<br />
<strong>der</strong> in so vielfacher Weise die europäische Schicksalsgeschichte berührte, entfalten. Im Jahr 1975<br />
wurden Raesfeld und Erle zur Gemeinde Raesfeld zusammengeschlossen.<br />
Wer immer schon einmal einen abwechslungsreichen Kurztrip in den „Süden“ plante, <strong>der</strong><br />
sollte über einen Besuch Raesfelds nachdenken, dem südlichsten Ort des Kreises Borken im<br />
Münsterland. Ob Wasserschloss, Bauernmärkte o<strong>der</strong> Kappesmarkt: Raesfeld kann <strong>mit</strong> seinen<br />
knapp 11.000 Einwohnern an <strong>der</strong> Grenze zum Rheinland <strong>mit</strong> einem vielfältigen Kulturangebot<br />
aufwarten, das westfälische Geschichte lebendig werden lässt.<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Einrichtung Raesfelds ist die Akademie des Handwerks, die im Schloss ihren<br />
Platz gefunden hat.<br />
Schloss Raesfeld und die Akademie des Handwerks<br />
In<strong>mit</strong>ten <strong>der</strong> westmünsterländischen Parklandschaft liegt das eindrucksvolle Wasserschloss<br />
Raesfeld <strong>mit</strong> Vorburg und Hauptburg. Über viele Jahrhun<strong>der</strong>te ist die Geschichte Raesfelds<br />
<strong>mit</strong> dem Schloss verbunden. Ursprünglich zum Schutze vor feindlichen Angriffen als Erdhügelburg<br />
in<strong>mit</strong>ten einer unzugänglichen Wasser- und Sumpffläche errichtet, wurde die Anlage<br />
immer weiter verfestigt. Im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t erbaute Bytter <strong>von</strong> Raesfeld eine neuere Burg <strong>mit</strong><br />
52
zwei Ecktürmen und begründete das Geschlecht <strong>der</strong>er <strong>von</strong> Raesfeld. Im Erbgang gelangte<br />
Schloss Raesfeld 1585 an die Herren <strong>von</strong> Velen, unter denen eine Zeit großen Glanzes folgte.<br />
Graf Alexan<strong>der</strong> II. schließlich baute das Schloss in den Jahren 1643 bis 1658 zu dem prächtigen<br />
und repräsentativen Residenzschloss aus, wie es bis heute erhalten ist. Allerdings dient es<br />
in diesen Tagen keinen adligen Familien mehr als Wohnsitz. Die gesamte Burganlage beherbergt<br />
vielmehr eine bekannte Einrichtung <strong>der</strong> handwerklichen Aus- und Weiterbildung. In <strong>der</strong><br />
Hauptburg bietet seit 1952 die "Akademie des Handwerks" ihre reichhaltigen Bildungsveranstaltungen<br />
an. Aber auch <strong>mit</strong> dem 1983 in <strong>der</strong> Vorburg gegründeten "Europäischen Zentrum<br />
für handwerkliche Denkmalpflege und umweltschonendes Bauen" wurde eine bedeutende<br />
Weiterbildungsstätte geschaffen.<br />
Im Schloss befindet sich außerdem ein bekanntes Restaurant <strong>mit</strong> überaus gutem Ruf. Der<br />
Rittersaal dient größeren Gesellschaften als Festsaal. Hier finden auch die meisten <strong>der</strong> weithin<br />
bekannten Konzerte und sonstigen Veranstaltungen des "Kulturkreises Schloss Raesfeld"<br />
statt. Umrahmt wird das Schloß <strong>von</strong> <strong>der</strong> "Schlossfreiheit", einer kleinen Siedlung <strong>mit</strong> zum<br />
Teil denkmalgschützten Gebäuden, die in ihrer <strong>mit</strong>telalterlichen Struktur erhalten geblieben<br />
ist.<br />
Die Akademie des Handwerks wendet sich als zentrale, überregionale Weiterbildungseinrichtung<br />
<strong>der</strong> Landeshandwerksorganisation <strong>von</strong> NRW <strong>mit</strong> ihrem Bildungsangebot in erster<br />
Linie an Unternehmer und Führungskräfte aus Klein- und Mittelbetrieben. Sie ist eine gemeinnützige,<br />
staatlich anerkannte Weiterbildungseinrichtung. Das Seminarprogramm dient<br />
vor allem <strong>der</strong> Leistungssteigerung in Handwerk und Mittelstand. Selbstständigen Handwerksmeistern,<br />
<strong>mit</strong>arbeitenden Ehepartnern, leitenden Angestellten, öffentlich bestellten<br />
Sachverständigen und Mitarbeitern <strong>der</strong> Handwerksorganisation bietet sich die Möglichkeit<br />
fachlicher Zusatzqualifikationen. Angeboten werden die Studiengänge RestauratorIn im<br />
Handwerk, BetriebswirtIn des Handwerk, Fachkaufmann/-frau Handwerkswirtschaft und BürofachwirtIn<br />
Personal- und Rechnungswesen.<br />
Darüberhinaus besteht ein Tagungsangebot für ein- o<strong>der</strong> mehrtägige Veranstaltungen, für das<br />
acht Schulungs- und Tagungsräume sowie mo<strong>der</strong>nste Tagungstechnik zur Verfügung stehen.<br />
Abgerundet wird das Angebot durch 24 Komfortzimmer, die teilweise <strong>mit</strong> Internetzugang<br />
ausgerüstet sind.<br />
Schöppingen und das Künstlerdorf<br />
Die Gemeinde Schöppingen liegt an den Ausläufern <strong>der</strong> Baumberge im westlichen Münsterland<br />
und zählt knapp 7.500 Einwohner. Der Schöppinger Berg (156 m), <strong>von</strong> dem aus das<br />
Münsterland weit einzusehen ist, wi<strong>der</strong>legt die häufige Annahme, diese Region biete nur<br />
„plattes Land“. Eindrucksvoll erheben sich dort die zu einem Windpark zusammengefassten<br />
Windkraftanlagen.<br />
Das ehemalige „Skopingen“ hat nicht nur einige sehenswürdige Bauwerke aus dem Mittelalter,<br />
u.a. die St.Brictius Kirche, vorzuweisen, son<strong>der</strong>n ist auch ein beachtlicher industrieller<br />
Standort <strong>mit</strong> bekannten Größen aus dem Fleisch- und dem Spirituosenhandel.<br />
Internationale Beachtung fand <strong>der</strong> Ort allerdings beson<strong>der</strong>s durch ein kulturelles Ereignis: die<br />
Eröffnung des Künstlerdorfes 1990.<br />
Zwei Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts errichtete Bauernhöfe, komplett renoviert und unter<br />
Denkmalschutz gestellt, bilden heute den Hof <strong>der</strong> Literaten und den Hof <strong>der</strong> Bildenden<br />
Künstler. In den beiden Schulzenhöfen befinden sich acht Appartements für Autoren und sieben<br />
Ateliers für die Künstler. Daneben gibt es u.a. Werkstätten sowie Veranstaltungs- und<br />
Galerieräume.<br />
Um Literatur und Bildende Kunst intensiv zu för<strong>der</strong>n, werden jedes Jahr Stipendien ausgeschrieben<br />
und durch eine Fachjury vergeben. Das Künstlerdorf bietet eine offene Plattform<br />
zur Entwicklung <strong>der</strong> Künste <strong>mit</strong> Workshops, Lesungen und Ausstellungen. Es versteht sich<br />
gleichermaßen als Refugium wie als künstlerisches Laboratorium.<br />
53
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+3.300 °C Flammentemperatur Acetylen C2H2 +2.500 °C Flammentemperatur Ethan C2H4 +2.350 °C Flammentemperatur Wasserstoff H2 +2.200 °C Flammentemperatur Methan CH4 +123,3 °C Siedepunkt Fluormethan CH3F* +21,1 °C Siedepunkt Stickstoffdioxid NO2* -0,5 °C Siedepunkt Butan C4H10* -63,8 °C Sublimationspunkt Schwefelhexafluorid SF6* -78,5 °C Sublimationspunkt Kohlendioxid CO2* -88,4 °C Siedepunkt Distickstoffmonoxid N2O* -127,9 °C Siedepunkt Tetrafluormethan CF4* -252,7 °C Siedepunkt Wasserstoff H2* -268,9 °C Siedepunkt Helium He* * jeweils bei 1 bar<br />
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Eggerode<br />
Die Wallfahrtsgemeinde Eggerode – ungefähr 35 Kilometer <strong>von</strong> Münster, Richtung holländischer<br />
Grenze, in<strong>mit</strong>ten <strong>der</strong> schönen Parklandschaft des Münsterlandes gelegen – wurde erstmals<br />
1151 erwähnt.<br />
Es ist anzunehmen, dass es Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>familie Stryck waren, die als Teilnehmer<br />
<strong>der</strong> Kreuzzüge (1096-1270) <strong>mit</strong> dem byzantinischen Madonnenbild das Symbol <strong>mit</strong>brachten<br />
und in <strong>der</strong> Kirche aufstellten, dass fortan die Geschichte des Ortes bestimmen sollte.<br />
Die ersten Pilger kamen um 1300 nach Eggerode, da<strong>mit</strong> ist das Dorf, in dessen Mittelpunkt<br />
Kirche und Gnadenkapelle stehen, einer <strong>der</strong> ältesten Wallfahrtsorte des Bistums Münster.<br />
Heute zählt Eggerode, seit 1969 zu Schöppingen gehörend, 800 Einwohner und wird jährlich<br />
<strong>von</strong> bis zu 70.000 Pilgern besucht. Der geschlossene Ort hat ältere und neue Baugebiete, eine<br />
zusätzliche Bebauungsfläche steht kurz vor <strong>der</strong> Erschließung. Die Eggero<strong>der</strong> pflegen ein reges<br />
Dorf- und Vereinsleben, das in Veranstaltungen und Festen seine Höhepunkte hat. Handel<br />
und Handwerk sind noch lebendig, wogegen größere Industriebetriebe nicht angesiedelt wurden.<br />
Dadurch hat Eggerode sein beson<strong>der</strong>es Flair und ist ein Ort, wo man die Seele baumeln<br />
lassen und Ruhe und Entspannung finden kann. Drei Hotel- und Restaurantbetriebe sowie ein<br />
Café bieten individuelle Gastlichkeit. Auf ruhigen Pättkes entlang des Flüßchens Vechte und<br />
auf Rundwan<strong>der</strong>wegen findet man Ruhe und Entspannung beim Radfahren o<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>n.<br />
Greven<br />
Archäologische Fund zeigen, dass die Emsregion seit ca. 8000 v. Chr. immer wie<strong>der</strong> <strong>von</strong> verschiedenen<br />
Gruppen durchwan<strong>der</strong>t wurde o<strong>der</strong> besiedelt war. Auch die Sachsen waren hier 500 bis 800 in<br />
verschiedenen bäuerlichen Siedlungen ansässig. Deren Lebensweise ist anhand des rekonstruierten<br />
Sachsenhofes in <strong>der</strong> Bauernschaft Pentrup noch heute nachzuempfinden. Die ältesten bekannten Grevener<br />
sind wohl die Bauern Frethuward, Bolo und Northeri, <strong>der</strong>en Namen im Wer<strong>der</strong>ner Urbar, dem<br />
Güteverzeichnis eines Klosters im Süden <strong>der</strong> heutigen Stadt Essen, im Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ortsbezeichnung<br />
„Grevaon“ genannt werden. Der Name bedeutet soviel wie „bei den Gräben“ und meint<br />
vermutlich die zahlreichen vor- und frühgeschichtlichen Emsarme in diesem Gebiet. Eine spätere Erwähnung<br />
Grevens findet sich in einer Urkunde des Bischofs Wernher <strong>von</strong> Münster aus dem Jahr 1137.<br />
Als Endpunkt <strong>der</strong> Emsschifffahrt spielte Greven ab 1287 eine bescheidene Rolle in den Marktplanungen<br />
<strong>der</strong> Bischöfe zu Münster. Ende des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts lebten rund um die Kirche geschätzte 200<br />
Menschen in ca. 30 Häusern in dem Ort, <strong>der</strong> die nächsten Jahrzehnte als Folge des Schiffsverkehrs auf<br />
<strong>der</strong> Ems wirtschaftlich aufblühen sollte.<br />
Ein Überfall auf den Grevener Markt 1589 durch nie<strong>der</strong>ländische Reiter, Abgabefor<strong>der</strong>ungen während<br />
des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis 1648 sowie Plün<strong>der</strong>ungen durchziehen<strong>der</strong> Truppen und die Pest<br />
fügten Wirtschaft und Bevölkerung schweren Schaden zu. Später beeinträchtigte <strong>der</strong> Max-Klemens-<br />
Kanal, gebaut 1724/25, den Grevener Handel durch die Konkurrenz zur Ems-Schiffahrt, auch wenn<br />
die hohen Erwartungen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> geplanten Anbindung an das nie<strong>der</strong>ländische Wasserstraßennetz nicht<br />
erfüllt wurden.<br />
Während <strong>der</strong> Franzosenzeit unterlagen die Teile links und rechts <strong>der</strong> Ems unterschiedlichen Hoheitszuweisungen,<br />
bis diese 1815 wie<strong>der</strong>vereinigt <strong>der</strong> preußischen Provinz <strong>Westfalen</strong> angehörten. Während<br />
<strong>der</strong> Industrialisierung hat sich beson<strong>der</strong>s stark die Textilindustrie in <strong>der</strong> Stadt ausgebildet. In den<br />
1930er Jahren entstand im Norden ein Segelfluggelände, <strong>der</strong> Ursprung des Flughafens Münster-<br />
Osnabrück, <strong>der</strong> 1972 offiziell eröffnet wurde und seit 1986 offiziell internationaler Verkehrsflughafen<br />
ist.<br />
Grevens Plus ist <strong>der</strong> Standortfaktor Transportkostenvorteil, <strong>der</strong> sich neben dem Flughafen aus<br />
<strong>der</strong> direkten Anbindung an die A1 und <strong>der</strong> un<strong>mit</strong>telbaren Nähe des Dortmund-Ems-Kanals<br />
ergibt. Das Logistikunternehmen Fiege, ein großes internationales Unternehmen, kann hier<br />
seine Geschäfte optimal abwickeln. Darüber hinaus steht Greven in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Textilindustrie<br />
und außerdem ist ein breit gefächerter Branchenmix entstanden. Seit vielen Jahren<br />
weist die Stadt daher eine deutlich niedrigere Arbeitslosenquote als <strong>der</strong> Landesdurchschnitt<br />
auf. Aber nicht nur wirtschaftlich, son<strong>der</strong>n <strong>mit</strong> <strong>der</strong> typisch münsterländischen Weideland-<br />
55
schaft, den sanften Hügeln und Bächen sowie den „Pättkes“ und <strong>der</strong> Ems hat Greven auch<br />
landschaftlich einiges zu bieten.<br />
Logistikunternehmen Fiege<br />
Schon die reinen Zahlen verdeutlichen den globalen Status <strong>der</strong> Unternehmensgruppe Fiege,<br />
<strong>der</strong> internationalen Nr.1 in <strong>der</strong> Kontraktlogistik: 11.000 Mitarbeiter versuchen an 153 Standorten<br />
auf über 1,9 Mio. qm² Logistikfläche die Bedürfnisse ihrer Kunden in Sachen Logistik<br />
innovativ, ergebnisorientiert und wirtschaftlich – kurz: optimal – zu erfüllen und ihnen da<strong>mit</strong><br />
Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Auf den partnerschaftlichen Prinzipien <strong>der</strong> open books<br />
o<strong>der</strong> joint ventures basierend erzielte Fiege 2001 einen Jahresumsatz <strong>von</strong> 1,272 Mrd. Euro.<br />
Um die führende Rolle bei den Logistikdienstleistungen zu verteidigen, muss das Unternehmen<br />
auf die dynamischen Verän<strong>der</strong>ungen auf dem Logistikmarkt angemessen reagieren. Traditionelle<br />
Kommunikationswege werden durch elektronische Kanäle ersetzt und Logistik-<br />
Netzwerke neu strukturiert, was zu einer erhöhten Kompetenzausbildung drängt.<br />
Nach Expertenschätzung wird <strong>der</strong> Logistik-Markt jährlich um 15 bis 20 % wachsen und insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>von</strong> den Spezialisten beherrscht werden. In dieser Hinsicht dürfte Fiege überproportional<br />
profitieren und die neue F-Log AG, im Jahr 2000 gegründet, zum führenden Markennamen<br />
werden, denn als eines <strong>von</strong> wenigen Unternehmen deckt Fiege die gesamte Logistikkette<br />
ab. Die Konzentration auf extrem wachstumsstarke Bereiche wie Logistik für<br />
Krankenhäuser und die hohe Kompetenz bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>von</strong> IT-gestützten Lösungen<br />
eröffnen weiteres Potenzial für dynamisches Wachstum. Um dieses auszuschöpfen, bündelt<br />
die F-Log AG zukunftsweisende Geschäftsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fiege Gruppe.<br />
Die Fiege-Systemzentrale, das Verwaltungszentrum des Fiege-Netzwerkes und Knotenpunkt<br />
<strong>der</strong> Logistikkompetenz, wurde 1999 am Flughafen Münster/Osnabrück in Sichtweite des Areals<br />
erbaut, <strong>von</strong> welchem aus Firmengrün<strong>der</strong> Joan Joseph Fiege 1873 seine „Transportdienstleistungen“<br />
<strong>mit</strong> einem Pferdefuhrwerk betrieb. 1959 verlagerte sich <strong>der</strong> Schwerpunkt vom<br />
Transport- auf das Speditionswesen. Acht Jahre später trat <strong>der</strong> heutige Inhaber Heinz Fiege in<br />
den Betrieb ein, 1974 kam Dr. Hugo Fiege dazu. 1979 entstand ein erstes bundesweites Logistikkonzept<br />
für Bridgestone.<br />
Mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung wurde ein Netzwerk in Ostdeutschland entwickelt, einer <strong>der</strong> ersten<br />
Standorte wurde das Mega Center in Erfurt. Im Mega Center in Ibbenbüren werden seit<br />
1992 ganzheitliche logistische Dienstleistungen durchgeführt. Heinz und Hugo Fiege erhielten<br />
im selben Jahr für ihr Konzept <strong>der</strong> optimalen Kombination <strong>von</strong> Ökologie, Ökonomie und<br />
logistischem Know-how den Deutschen Logistikpreis <strong>der</strong> Bundesvereinigung Logistik. 1996<br />
erhielten sie <strong>von</strong> CAPITAL und WWF den Titel „Ökomanager des Jahres“, denn sie haben<br />
„in beispielhaft wirkungsvoller Weise den sorgsamen Umgang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Umwelt in Strategie<br />
und Praxis ihrer Unternehmensführung einbezogen“. Aber auch die europäische Expansion<br />
will sorgsam geplant sein, daher trafen sich 1998 im italienischen Como 130 Führungskräfte<br />
<strong>der</strong> Unternehmensgruppe Fiege zur Beratung, was den internationalen Stellenwert <strong>der</strong> Firma<br />
dokumentiert.<br />
Internationaler Flughafen Münster/Osnabrück<br />
Die Geschichte des Flughafens begann 1966, als die Städte Münster, Osnabrück und Greven<br />
sowie die Landkreise Münster, Tecklenburg und Steinfurt die „Flughafen GmbH“ gründeten.<br />
Die offizielle Eröffnung erfolgte 1972 und da<strong>mit</strong> setzte eine stetige Entwicklung ein: Drei<br />
Jahre später wurde <strong>der</strong> neue Tower in Betrieb genommen und die Luftaufsichtsbehörde bezog<br />
ihre Räumlichkeiten. Im gleichen Jahr erfolgte noch die Erklärung zum Zollflughafen. 1976<br />
wurde die Start- und Landebahn um 170m auf 2.170m verlängert und seit 1978 landen erstmals<br />
Maschinen vom Typ Boeing 747 und TriStar im Münsterland. 1986 stieg <strong>der</strong> FMO zum<br />
zwölften internationalen Verkehrsflughafen <strong>der</strong> Bundesrepublik auf, verzeichnete beständig<br />
zweistellige Zuwachsraten und sorgte durch den Besuch <strong>der</strong> Concorde für Schlagzeilen. In<br />
56
den folgenden Jahren erfolgte eine ständige Erweiterung, u.a. <strong>der</strong> Einstieg in das Frachtgeschäft<br />
1988, die behördliche Ausdehnung hinsichtlich <strong>der</strong> Flugsicherung auf die Bundesebene<br />
1989 und <strong>der</strong> Bau eines neuen Terminals, ein 1995 fertiggestelltes 50 Mio. Euro-Projekt, das<br />
<strong>mit</strong> 32,5 Mio. Euro aus Strukturhilfe<strong>mit</strong>teln durch NRW unterstützt wurde. Mit 600.000<br />
Fluggästen hatte man die für das Jahr 2000 prognostizierte jährliche Anzahl bereits 1993 erreicht,<br />
die folgenden Anstiegsraten bleiben kontinuierlich über Bundesdurchschnitt. Dem<br />
Wachstum des Flughafens folgen infrastrukturelle Ausbaustufen wie <strong>der</strong> Bau eines Parkhauses<br />
und die Errichtung <strong>von</strong> Büroräumen sowie einem Restaurant <strong>mit</strong> Biergarten etc. Erneut<br />
wurde schließlich im Juni 2001 ein neues Terminal in Betrieb genommen, was die Wachstumsentwicklung<br />
des mo<strong>der</strong>nen Flughafens nochmals deutlich unterstreicht.<br />
Schloß Harkotten und Sieger Design<br />
Schon <strong>der</strong> Familien- und Firmensitz, das Wasserschloß Harkotten, macht deutlich: Sieger<br />
Design wird <strong>von</strong> Kunst und Kultur inspiriert. Das heutige Zuhause des Unternehmens wurde<br />
1752 als Jagdschloß des Freiherrn <strong>von</strong> Ketteler erbaut und liegt in<strong>mit</strong>ten <strong>der</strong> Parklandschaften<br />
des Münsterlandes, umgeben <strong>von</strong> einer Gräfte und barocken Gartenanlagen.<br />
Seit 1987 <strong>von</strong> Dieter Sieger umfassend restauriert, beherbergt dieses Ambiente in Werkstätten<br />
und Ateliers rund 30 Arbeitsplätze – hier entstehen die Ideen für die unverwechselbaren Produkte<br />
und Leistungen <strong>von</strong> Sieger Design. Das schöpferische Betätigungsfeld des Unternehmens<br />
wurde dabei seit den Anfängen ständig erweitert. Alles begann Mitte <strong>der</strong> 1960er Jahre,<br />
als sich <strong>der</strong> Architekt Dieter Sieger selbstständig machte und schon nach wenigen Jahren für<br />
die Realisierung und Vermarktung ganzer Wohngebiete und Villenprojekte verantwortlich<br />
zeichnete. Ende <strong>der</strong> 1970er Jahre begann <strong>der</strong> <strong>mit</strong>tlerweile international renommierte Sieger<br />
da<strong>mit</strong>, ein weiteres Feld zu bestellen: den Innenausbau <strong>von</strong> Yachten. Die Yacht „Blue Ocean“<br />
wurde auf <strong>der</strong> „Boot `82“ in Düsseldorf zum Publikumsmagneten und bis 1985 wurden mehr<br />
als 30 Luxusyachten geplant, entworfen und designt. Des weiteren war Sieger zu jener Zeit<br />
auch dazu übergegangen, Sanitärobjekte und ganze Bademöbelprogramme zu entwickeln und<br />
hierfür Messestände und Showrooms zu entwerfen. Er wurde beliebter Partner vieler Hersteller<br />
<strong>der</strong> Branche und konnte bis 1985 zahlreiche Designpreise und Auszeichnungen in Empfang<br />
nehmen.<br />
Nach <strong>der</strong> Verlegung des Unternehmens auf Schloß Harkotten 1988 und <strong>mit</strong> dem Einstieg <strong>der</strong><br />
Söhne Michael und Christian 1991 haben das Leistungsspektrum und <strong>der</strong> internationale Wirkungskreis<br />
eine laufende Erweiterung erfahren. Sieger Design – das bedeutet einfallsreiche<br />
Kreativität in Planung, Entwicklung und Gestaltung verschiedenster Produkte und Projekte<br />
vom Gastronomiekaffeeautomaten über Verwaltungs- und Industriebauten bis hin zu technischen<br />
Designobjekten. Darüber hinaus bedeutet Sieger Design auch herstellerübergreifende<br />
Vermarktung, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit. Ebenfalls zum Programm gehören graphische<br />
wie photographische Inszenierungen und Entwicklungen wie die Full-Service-Betreuung<br />
<strong>von</strong> Marken.<br />
In dieser Hinsicht ist das Unternehmen heute selbst eine erfolgsversprechende Marke wenn es<br />
darum geht, Produkte und Projekte seiner Kunden ästhetisch stilvoll „erlebbar“ zu machen<br />
und eine entsprechend hohe öffentliche Akzeptanz auf dem Markt herzustellen. Aus diesem<br />
Grund kann Sieger Design die renommiertesten Hersteller und Akteure <strong>der</strong> jeweiligen Branchen<br />
zu seinen Partnern und Kunden zählen.<br />
57
Warendorf<br />
Angefangen hat Warendorfs Geschichte im 9. Jahrhun<strong>der</strong>t: eine seichte Stelle in <strong>der</strong> Ems, Handelswege<br />
die sich kreuzten - Warantharpa, „das Dorf am Uferdamm“, entstand. Der Ort erhielt um 1200 die<br />
Stadtrechte. Vom 13. bis 17. Jahrhun<strong>der</strong>t war Warendorf Mitglied im Hanseverband und 1685 <strong>mit</strong> 389<br />
Tuchmachern und Grobwebern berühmt als Leineweberstadt, <strong>der</strong>en Ruf bis an den Londoner Königshof<br />
erklang. 1802 fiel die Stadt in den Besitz Preußens und die preußische Gestütsverwaltung gründete<br />
1826 dort das Westfälische Landgestüt, das Zuhause des bis heute wohl bedeutendsten Imageträgers<br />
Warendorfs, dem Pferd.<br />
1887 wurde die Eisenbahnlinie Münster-Warendorf-Rheda eröffnet. In den Jahren 1937/38 wurde<br />
Warendorf Garnisonsstadt. Nach dem Krieg wurde das Preußisch-Westfälische Landgestüt durch das<br />
Land Nordrhein-<strong>Westfalen</strong> übernommen. Die beson<strong>der</strong>e Verbindung zum Pferd machte Warendorf<br />
zum „Mekka“ <strong>der</strong> Reiterei in Deutschland, denn auch das Deutsche Olympische Ko<strong>mit</strong>ee für Reiterei<br />
(DOKR) ist hier ansässig geworden.<br />
Die umliegenden Gemeinden und Gebiete wurden in Etappen integriert und <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Stadt zusammengeschlossen,<br />
zuletzt durch die kommunale Neuglie<strong>der</strong>ung 1975 Hoetmar, Milte, Einen, Müssingen<br />
und Freckenhorst. Die Kreise Warendorf und Beckum wurden zum Großkreis Warendorf.<br />
Die Kreisstadt Warendorf ist eingebettet in die münsterländische Parklandschaft und, direkt<br />
an <strong>der</strong> Ems gelegen, <strong>von</strong> Mo<strong>der</strong>nität und Tradition gleichermaßen geprägt. Restaurierte Giebel-<br />
und Fachwerkhäuser aus dem 15., 16. und 17. Jahrhun<strong>der</strong>t erzeugen in <strong>der</strong> malerischen<br />
Altstadt und rund um den historischen Marktplatz eine romantische Atmosphäre.<br />
Dank <strong>der</strong> klein- und <strong>mit</strong>telständlerischen Wirtschaftsstruktur ist Warendorf ein krisenfester<br />
und flexibler Standort sowie ein überregionaler und zukunftsorientierter Akteur. Beispielsweise<br />
setzt sich die Gesellschaft für Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung im Rahmen <strong>der</strong> EUREGIO für die<br />
überregionale erfolgreiche Zusammenarbeit <strong>der</strong> Grenzregionen zwischen den Nie<strong>der</strong>landen<br />
und <strong>der</strong> Bundesrepublik ein. Es sollen im Kreis Warendorf nicht nur Industrieprojekte geför<strong>der</strong>t,<br />
son<strong>der</strong>n auch kulturelle und infrastrukturelle Projekte vorangetrieben werden.<br />
Nordrhein-Westfälisches Landgestüt<br />
Im Jahre 1826 wurde das Landgestüt Warendorf auf Wunsch <strong>der</strong> Züchter <strong>Westfalen</strong>s und <strong>der</strong><br />
Rheinprovinz gegründet, um die Wirtschaftlichkeit landwirtschaftlicher Betriebe durch systematische<br />
Pferdezucht zu verbessern. Als Folge <strong>der</strong> Intensivierung des Ackerbaus verlangte<br />
<strong>der</strong> westfälische Bauer nämlich nach einem schweren Pferd. Mit 13 ostpreußisch gezogenen<br />
Hengsten trat man schließlich an, um diesem Begehr nachzukommen.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Gestüt in den Besitz des Bundeslandes NRW über und<br />
wurde dem Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft zugeordnet. Der<br />
weltweite Ruf wurde entscheidend durch die westfälische Kaltblutzucht geför<strong>der</strong>t, für die z.Z.<br />
neun Hengste zur Verfügung stehen. In erster Linie werden Pferde für den Freizeitsport gezüchtet,<br />
das anspruchsvolle Zuchtprogramm ist aber ebenso geeignet, immer wie<strong>der</strong> Tiere für<br />
den Spitzensport hervorzubringen. Doch was wäre das beste Pferd ohne den begabten und<br />
befähigten Reiter? Nach <strong>der</strong> Devise „Zucht und Pferdesport gehören zusammen“ erfüllt die<br />
Deutsche Reitschule, die dem Landgestüt angeglie<strong>der</strong>t ist, seit Jahrzehnten ihre Aufgabe als<br />
zentrale Aus-, Fortbildungs- und Prüfungsstelle <strong>mit</strong> anerkanntem Erfolg für Auszubildende<br />
und Ausbil<strong>der</strong> aller Reitdisziplinen.<br />
Die 1968 integrierte und bundesweit arbeitende Schule ist hinsichtlich ihres Niveaus zwischen<br />
den Landesreitschulen und dem DOKR einzuordnen. Sie sucht zur Erfüllung ihrer Aufgaben<br />
die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Abteilung „Sport“ <strong>der</strong> Deutschen Reiterlichen Vereinigung<br />
(FN) und <strong>der</strong> Fachgruppe „Berufsreiter und -fahrer“ im Deutschen Reiter- und Fahrerverband.<br />
Mit rund 700 Schülern im Jahr ist die Schule voll ausgelastet.<br />
58
Deutsches Olympiade-Ko<strong>mit</strong>ee für Reiterei (DOKR)<br />
Das Münsterland ist eine Pfer<strong>der</strong>egion und Hochburg des Reitsports, da verwun<strong>der</strong>t es nicht,<br />
dass die Deutsche Reiterliche Vereinigung (Fédération Equestre Nationale, FN) in Warendorf<br />
ihren Sitz hat. Als Spitzenverband vertritt sie die Interessen <strong>von</strong> rund 700.000 Mitglie<strong>der</strong>n in<br />
über 6.000 Vereinen und ist da<strong>mit</strong> weltweit die größte reiterliche und züchterische Vereinigung.<br />
National ist die FN <strong>der</strong> achtgrößte Sportverband innerhalb des Deutschen Sportbundes<br />
(DSB). Zuständig ist die FN für alle Fragen, die direkt o<strong>der</strong> indirekt <strong>mit</strong> dem Pferd, seiner<br />
Zucht, Haltung und Ausrüstung, seiner Ausbildung und Nutzung durch den Menschen zu tun<br />
haben. Allein im Bereich Turniersport werden <strong>von</strong> <strong>der</strong> FN rund 3.500 Turniere <strong>mit</strong> über<br />
1.850.000 Starts alljährlich betreut und koordiniert. In un<strong>mit</strong>telbarer Nähe <strong>der</strong> FN-Zentrale ist<br />
das Deutsche Olympiade-Ko<strong>mit</strong>ee für Reiterei (DOKR) angesiedelt, das verantwortlich ist für<br />
die Betreuung des Spitzensports. Erfolgsbilanz des DOKR: 68 olympische Medaillen, 114<br />
Welt- und Europameistertitel und 123 Goldmedaillen bei Europameisterschaften im Nachwuchsbereich.<br />
Ein wichtiger Faktor für diese Medaillenflut ist das Bundesleistungszentrum<br />
Reiten (BLZ) in Warendorf. Auf einem Gesamtbereich <strong>von</strong> ca. 30 Hektar bieten rund 100<br />
Boxen, drei Reithallen, eine Longierhalle, mehrere Außenreit- und Fahrplätze und ein 40.000<br />
qm großer Springplatz ideale Trainingsbedingungen für Spitzensportler. Olympiasieger wie<br />
Nicole Uphoff-Becker o<strong>der</strong> Franke Sloothaak trainieren hier. Mit mehr als 3.000 Teilnehmern<br />
und 2.500 Pferden im Jahr ist das BLZ Reiten in Warendorf wohl das bestausgelastete Bundesleistungszentrum<br />
aller Sportarten in Deutschland. Verständlich, dass diese Aktivitäten<br />
jährlich ca. 4.500 Besucher anlocken. Weitere Publikumsmagneten sind eine Reihe hochkarätiger<br />
Sportveranstaltungen auf dem Gelände <strong>von</strong> DOKR und BLZ, wie etwa <strong>der</strong> „Preis <strong>der</strong><br />
Besten“. Das Highlight des Jahres sind jedoch die Bundeschampionate, die alljährlich in Warendorf<br />
durchgeführt werden. Sie sind vergleichbar <strong>mit</strong> einer Deutschen Meisterschaft <strong>der</strong><br />
jungen Pferde aller Disziplinen. Gleichzeitig sind sie Schaufenster <strong>der</strong> deutschen Pferdezucht.<br />
Mit rund 30.000 Besuchern handelt es sich um eine große Attraktion, die die Stadt Warendorf<br />
da<strong>mit</strong> zu bieten hat.<br />
Münster<br />
Bedeutungsvoll für die Stadtentwicklung Münsters war, dass <strong>der</strong> friesische Missionar Liudger 793 im<br />
Auftrag Karls des Großen in <strong>der</strong> Siedlung an <strong>der</strong> Aa das Kloster Monasterium sowie den St. Paulus<br />
Dom errichten ließ. 805 wurde die Stadt dann zum Bistum erhoben und Liudger wurde erster Bischof.<br />
Im Jahr 1121 kam es zur Zerstörung Münsters durch Herzog Lothar <strong>von</strong> Sachsen, 1170 konnte die<br />
Stadt den Erhalt <strong>der</strong> Stadtrechte verzeichnen. Um 1350 war die nun bedeutende Hansestadt bereits ein<br />
Ort regen Geistes- und Kulturlebens. Auf religiöser Ebene sollte Münster später durch eine unheilvolle<br />
Entwicklung eine eher beklemmende Bekanntheit erhalten. Fürstbischof Franz <strong>von</strong> Waldeck<br />
beendete 1534/35 blutig die zwischenzeitliche Herrschaft <strong>der</strong> sogenannten Wie<strong>der</strong>täufer. Noch heute<br />
hängen die Käfige an <strong>der</strong> Lambertikirche, in denen die Leichen <strong>der</strong> religiösen Aufrührer ausgestellt<br />
wurden.<br />
Eine noch größere internationale Berühmtheit allerdings hat die Stadt durch eine friedliche Konfliktlösung<br />
erhalten, als in Münster und Osnabrück <strong>mit</strong> dem Westfälischen Frieden 1648 <strong>der</strong> Dreißigjährige<br />
Krieg beendet wurde. Bekannt ist Münster auch durch seine charakteristische Architektur: Insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Prinzipalmarkt und die Bauten des fürstbischhöflichen Baumeisters Johann Conrad Schlaun<br />
sind weit über die Grenzen <strong>Westfalen</strong>s hinaus berühmt. Schlaun errichtete u.a. das Stadtpalais Erbdrostenhof<br />
im Jahr 1757 und fertigte die Pläne für das fürstbischhöfliche Schloß an, ein Meisterwerk des<br />
Barock, das zehn Jahre später fertiggestellt wurde. 1773 wurde dann in Münster, ein Ort blühen<strong>der</strong><br />
Geisteskultur, eine Landesuniversität gegründet. Zwei Jahre später wurde ein bürgerschaftliches Komödienhaus<br />
eröffnet.<br />
Auch politisch und wirtschaftlich unterlag die Stadt Brüchen und Verän<strong>der</strong>ungen: 1806 zogen Napoleons<br />
Truppen in Münster ein, wurden aber durch siegreiche Preußen 1813 vertrieben und 1815 wurde<br />
Münster Hauptstadt <strong>der</strong> neuen Provinz <strong>Westfalen</strong>. Am Ende des Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde die Stadt dann<br />
1899 <strong>mit</strong> einem Hafen an den Dortmund-Ems-Kanal angeschlossen und drei Jahre später stiftete Kaiser<br />
Wilhelm II. als König <strong>von</strong> Preußen die nach ihm benannte Universität <strong>von</strong> Münster. Deren bishe-<br />
59
iger Kern, die Theologisch-Philosophische Akademie, wurde um eine Juristische Fakultät erweitert.<br />
1915 wurde Münster <strong>mit</strong> 100.000 Einwohnern Großstadt und elf Jahre später wurden Universitätskliniken<br />
und Halle Münsterland fertiggestellt. Hervorzuheben ist, dass sich in Münster, ausgehend <strong>von</strong><br />
den Predigten des Bischofs Clemens August <strong>von</strong> Galen, Wi<strong>der</strong>stand gegen Hitlers Schreckensregime<br />
rührte. Als britische und amerikanische Truppen Münster 1945 schließlich besetzten, war die Stadt zu<br />
63%, <strong>der</strong> Innenstadtbereich gar zu 91% zerstört. Doch <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau vollzog sich in Münster<br />
ziemlich rasch. Münsters weitere Funktion als Hauptstadt <strong>Westfalen</strong>s wird fortan durch den 1954 gegründeten<br />
Landschaftsverband <strong>Westfalen</strong>-<strong>Lippe</strong> repräsentiert. Internationalen Bekanntheitsgrad erlangte<br />
das neue Stadttheater <strong>von</strong> 1956. Seit den 1970er Jahren sind großflächig neue Universitätsanlagen<br />
entstanden, z.B. das Naturwissenschaftliche Zentrum und das Großklinikum.<br />
Münster, in erster Linie Verwaltungs- und Bildungsstandort, erhielt zur 1.200 Jahr-Feier 1993<br />
neben <strong>der</strong> neuen Stadtbücherei auch den Technologiehof, wodurch neben <strong>der</strong> geistigkulturellen<br />
Tradition <strong>der</strong> Stadt auch <strong>der</strong>en Bedeutung als zukunftsorientierter Forschungsstandort<br />
dokumentiert wurde. Dieses wird auch durch verschiedenen Fakultäten <strong>der</strong> Universität,<br />
z.B. das Institut für Nanotechnologie, unterstrichen, die u.a. <strong>mit</strong> dem Technologiehof<br />
hervorragende Bedingungen einer praxisnahen Ausrichtung vorfinden.<br />
Die Stadt wendet sich in Richtung Zukunft und wandelt dabei auch ihr Antlitz. Entsprechend<br />
vollzieht sich eine zeitgemäße Umstrukturierung <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Umwandlung des ehemals industriellen<br />
Hafenviertels zum Kreativkai, ein städtebaulich mo<strong>der</strong>n strukturiertes Projekt <strong>mit</strong> einer<br />
visionär-gestalterischen Anbindung an die angrenzenden Wohngebiete. Dass da<strong>mit</strong> keine Abnabelung<br />
<strong>der</strong> Tradition erfolgt, verdeutlicht u.a. <strong>der</strong> nun dort in einem restaurierten Speicher<br />
ansässige Coppenrath-Verlag, <strong>der</strong> dazubeiträgt, dass unsere Kin<strong>der</strong> auch im Computerzeitalter<br />
für das Bücherlesen begeistert werden. Ein weiteres Konversionsprojekt, die Umwandlung<br />
eines ehemaligen Militärgeländes zum Leonardo-Campus, kann als weiterer Beleg genommen<br />
werden, dass Münster die Zukunft angemessen gestalten wird. Auf dem Campus hat beispielsweise<br />
die Kunstakademie ein Zuhause gefunden. Mit dieser Einrichtung gehen auf diesem<br />
Gelände nun Kultur und Bildung, Tradition und Mo<strong>der</strong>ne Hand in Hand.<br />
Kreativkai und <strong>der</strong> Coppenrath-Verlag<br />
Am Nordufer des münsterischen Stadthafens vollzieht sich seit 1997 ein Wandel vom klassischen<br />
Industrie- und Gewerbegebiet zum gewerblich genutzten Kreativkai. Dabei tritt mo<strong>der</strong>ne<br />
Architektur an die Stelle nicht mehr erhaltenswerter Bausubstanz, während attraktive alte<br />
Industriearchitektur erhalten bleibt und sorgsam renoviert und umgebaut wird. Als Beispiel<br />
sind diesbezüglich beson<strong>der</strong>s die großen Speichergebäude zu erwähnen, die als Blickfang am<br />
Hafen an dessen Blütezeit erinnern, als hier Getreide umgeschlagen wurde. Das typische Hafenflair<br />
wird also auch in Zukunft weiterhin spürbar sein. Im Inneren befindet sich nun u.a.<br />
ein mo<strong>der</strong>nes Bürohaus, in dem sich verschiedene Dienstleister und ein Restaurant <strong>mit</strong> Kanalblick<br />
eingerichtet haben. Die vorhandenen Gebäude werden durch mo<strong>der</strong>ne Gebäude bekannter<br />
Architekten ergänzt. Die Gebäudegruppe westlich <strong>der</strong> ehemaligen RCG-<br />
Speichergebäude ist die Keimzelle des Kreativkais. Hier siedelten sich zuerst kreative<br />
Dienstleistungsunternehmen an. In ehemaligen, umgebauten und aufgestockten Handelskontoren<br />
befinden sich heute u.a. eine Druckerei, eine Werbeagentur und ein Architekturbüro.<br />
Am Hafenweg 22 entstand das Atelierhaus, in dem Künstler ausstellen und arbeiten. Westlich<br />
des Hafenplatzes wurde im Herbst 2000 das Cineplex eröffnet. In neun Kinosälen können hier<br />
bis zu 2.500 Cineasten ihrer Leidenschaft frönen. Gastronomie und weitere Freizeitangebote<br />
ergänzen das Angebot, das auch viele Interessenten aus dem Umland anlockt. Die ehemalige<br />
Molkereizentrale beherbergt nunmehr das renommierte Wolfgang-Borchert-Theater.<br />
In einem <strong>der</strong> ehemaligen RCG-Speichergebäude, das <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Eröffnung des Dortmund-Ems-<br />
Kanals 1899 fertiggestellt wurde, hat sich <strong>der</strong> Coppenrath-Verlag eingerichtet und da<strong>mit</strong> ein<br />
seiner langen Tradition entsprechend standesgemäßes Zuhause gefunden. Die Geschichte<br />
Coppenraths begann schon 1768, als Joseph Coppenrath die „Perrenonsche Hofbuchhandlung“<br />
übernahm und den Verlag gründete. Die Firma blieb mehr als zwei Jahrhun<strong>der</strong>te im<br />
60
Besitz <strong>der</strong> Familie, ehe sie 1977 <strong>von</strong> dem jungen Graphiker und Verleger Wolfgang Hölker<br />
übernommen wurde. Dieser gab dem traditionsreichen Unternehmen wichtige Impulse und<br />
führte es auf neue Wege.<br />
Ein Schwerpunkt des Verlagsprogramms sind Kin<strong>der</strong>- und Geschenkbücher <strong>von</strong> anspruchsvoller<br />
graphischer Qualität, die immer wie<strong>der</strong> eine Beson<strong>der</strong>heit beinhalten. Berühmtester<br />
„Sohn“ des Verlags dürfte <strong>der</strong> Hase Felix sein, eine Figur, die vielerorts – auch im Ausland -<br />
die Kin<strong>der</strong>herzen gewonnen hat und dessen Abenteuer seit kurzem auch im Fernsehen zu bewun<strong>der</strong>n<br />
sind.<br />
Institut für Nanotechnologie<br />
Das Institut für Nanotechnologie <strong>der</strong> Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster ist eines<br />
<strong>von</strong> neun Hochschulinstituten, die sich <strong>mit</strong> 17 kleinen Unternehmen, acht Großbetrieben und<br />
11 hochschulfreien Forschungsinstituten zum Kompetenzzentrum Nanoanalytik zusammengeschlossen<br />
haben. Hauptzielgruppe für dessen Arbeit sind neben Forschungseinrichtungen<br />
verschiedene Industrieunternehmen, vornehmlich aus dem Elektro- und Elektronikbereich<br />
und den Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> optischen, chemischen und pharmazeutischen Industrie, aber auch aus<br />
den Bereichen <strong>der</strong> Biotechnologie, des Gerätebaus und des Umweltschutzes.<br />
Die Nanoanalytik erforscht jene Welten, die die kleinsten Einheiten darstellen. Dabei geht es<br />
nicht nur um eine weitere Verkleinerung vorhandener mikroelektronischer Konzepte, son<strong>der</strong>n<br />
um die Erkenntnis völlig neuer physikalischer Effekte durch einen Einblick in molekulare und<br />
atomare Strukturen. Durch Rastersondenverfahren, hochaufgelöste Photoelektronenspektroskopie,<br />
Ionensondentechniken und an<strong>der</strong>en Messverfahren geht man u.a. Fragen nach, die<br />
sich auf chemische, mechanische und elektronische Eigenschaften (Abmessungen, Rauigkeit<br />
etc.) <strong>von</strong> Materialien beziehen. Da<strong>mit</strong> eröffnet sich erstmals eine Perspektive, funktionale<br />
Einheiten und Bauelemente auf Nanometerskala gewissermaßen Atom für Atom bzw. Molekül<br />
für Molekül aufzubauen und völlig neue Bauelementefunktionen zu erhalten. In Analogie<br />
beispielsweise zur Entwicklung <strong>von</strong> <strong>der</strong> Glühlampe zum Laser stellt die transdisziplinäre<br />
Nanotechnologie, un<strong>mit</strong>telbar die Fächer Chemie, Physik und Biologie betreffend, eine Evolutionsplattform<br />
dar, die für die Bio- und Gentechnologie und da<strong>mit</strong> auch neue medizinische<br />
Anwendungen <strong>von</strong> großem Wert sein kann. Da<strong>mit</strong> sind das Institut und das Kompetenzzentrum<br />
nicht nur mo<strong>der</strong>nste Forschungseinrichtungen, son<strong>der</strong>n zukunftsbedeutende Verantwortungs-<br />
und Leistungsträger unserer Gesellschaft.<br />
Leonardo-Campus und Kunstakademie<br />
Die ehemalige Reiterkaserne „Von Einem Kaserne“ wurde im Jahr 2000 in einen Hochschulcampus<br />
umgewandelt, auf dem alle drei staatlichen Hochschulen in Münster vertreten<br />
sind und auch eine Mensa ihren Platz gefunden hat. Die Universität nutzt das Gelände <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Bezeichnung „Leonardo-Campus“ für ihr Archiv und als Werkstattbereich sowie fachlich<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Fakultäten Wirtschaftsinformatik, Sportkultur und Primarstufenausbildung.<br />
Die Fachhochschule ist <strong>mit</strong> dem Fachbereich Architektur vertreten. Die Kunstakademie hat<br />
auf dem Campus ihren alleinigen Standort und erhielt neben <strong>der</strong> Zuweisung <strong>von</strong> Altbauten<br />
einen großzügigen Neubau. Eine Beson<strong>der</strong>heit in Sachen Nutzungseffektivität und Kooperation<br />
<strong>der</strong> Institute stellt die Bibliothek dar, die gemeinsam <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kunstakademie und dem<br />
Fachbereich Architektur betrieben wird. Dadurch wird für beide Partner eine bessere bibliothekarische<br />
Versorgung hinsichtlich <strong>der</strong> Öffnungszeiten und <strong>der</strong> Beratungsintensität gewährleistet,<br />
aber auch <strong>der</strong> gemeinsam mögliche höhere Standard <strong>der</strong> elektronischen Informationsversorgung.<br />
Zudem erzeugen die fachlichen Gemeinsamkeiten Synergieeffekte.<br />
Eingerichtet wurde die Bibliothek in einem Teil <strong>der</strong> unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen<br />
Reitställe <strong>von</strong> 1900, die davor gelegene Reithalle wurde zu einem multifunktionalen Hörsaalgebäude<br />
umgebaut. In dem langgezogenen Stallungsraum wurde auf je<strong>der</strong> Seite eine Empore<br />
eingezogen. Der durch gusseiserne Stützen geprägte Raumeindruck wurde durch <strong>mit</strong><br />
Buchenholz bedeckte Futtertröge stilistisch unterstützt. Treppe und Aufzugsanlage sind in den<br />
61
Hintergrund gerückt. Die Einrichtung und Aufstellung <strong>der</strong> Regale erfolgte im Oktober 2000,<br />
einen Monat später eröffnete die Kunstakademie die Bibliothek und weitere vier Monate später<br />
begann <strong>der</strong> gemeinsame Ausleihbetrieb <strong>mit</strong> den Architekten. Etwa 50.000 Bände stehen<br />
den ca. 1.200 Studenten bei<strong>der</strong> Fächer zur Verfügung.<br />
Das Kunststudium glie<strong>der</strong>t sich in den Orientierungsbereich, das Fachstudium in den Klassen,<br />
Arbeit in den Werkstätten und dem Studium <strong>der</strong> kunstbezogenen Wissenschaften. Die Studiengänge<br />
sind Freie Kunst, Kunst Lehramt, Primarstufe und Promotion zum Dr. phil.<br />
Künstlerische Schwerpunkte sind Malerei, Bildhauerei, Totalkunst, Grafik, Film, Video, Performance,<br />
künstlerische Feldforschung. Bei den künstlerisch-technischen Schwerpunkten<br />
handelt es sich um Maltechnik, Film, Video, Fotografie, Siebdruck, Lithografie, Radierung,<br />
Computeranimation sowie bildhauerische und plastische Techniken hinsichtlich <strong>der</strong> Materialien<br />
Keramik, Metall, Stein, Gips, Kunststoff und Holz. Kunstwissenschaftliche Schwerpunkte<br />
sind die Bereiche Kunstgeschichte, Kunst des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts, Kunst und Öffentlichkeit,<br />
Kunstdidaktik, Kunstpädagogik und Wahrnehmungspsychologie.<br />
62
Quellenhinweise:<br />
Bei den zugrundegelegten Quellen handelt es sich um die Internetseiten <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Orte und Einrichtungen sowie um Informationsbroschüren, die <strong>von</strong> diesen entwickelt wurden.<br />
Die Porträts wurden willkürlich zusammengestellt, wobei das Bemühen um Ausgewogenheit<br />
selbstverständlich vorhanden war. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.<br />
63
Starke Leistungen für alle.<br />
AUCH WIR SIND MEIST AUF<br />
UNSEREN VORTEIL BEDACHT.<br />
STIMMT.<br />
WIR UNTERSTÜTZEN DIE REGION,<br />
WEIL WIR EIN TEIL VON IHR SIND.<br />
ªFinanzgruppe<br />
Es ist wichtig, global zu denken und zu handeln. Aber mindestens ebenso<br />
wichtig ist es, in <strong>der</strong> Region aktiv zu sein. Gerade die Sparkassen-Finanzgruppe<br />
engagiert sich in den unterschiedlichsten Bereichen vor Ort. Denn<br />
wir sind auch vor Ort. Es liegt also nicht zuletzt auch in unserem eigenen<br />
Interesse, die Regionen zu unterstützen und zu för<strong>der</strong>n. www.sparkasse.de
<strong>Westfalen</strong>-<br />
Initiative<br />
Stiftung und Verein<br />
Geschäftsstelle:<br />
Piusallee 6<br />
48147 Münster<br />
Telefon 0251/5916406<br />
Fax 0251/5913249<br />
www.westfalen-initiative.de<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stiftung <strong>Westfalen</strong>-Initiative<br />
für Eigenverantwortung und Gemeinwohl:<br />
Dr. Hans Wielens<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> Verein <strong>Westfalen</strong>-Initiative e.V.:<br />
Dr. Karl-Heinrich Sümmermann