Handlungsansatz zur Gestaltung interkultureller Unternehmenskultur
Handlungsansatz zur Gestaltung interkultureller Unternehmenskultur
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der Integration 2 nähern sich die beiden Gruppen einander an und erreichen einen<br />
gemeinsamen Übereinstimmungsgrad. Anpassung und Integration führen also bei<br />
der Entstehung von <strong>Unternehmenskultur</strong> zu Kohärenz.<br />
In allen betrachteten Fällen wurde bei der Herausbildung von <strong>Unternehmenskultur</strong><br />
jedoch auch eine Dynamik des Rückzugs, der eigenen Abschottung gefunden, die<br />
sogenannte Abwehr-Dynamik. 3 Dabei werden Werte und Verhaltensweisen als<br />
Schutzreaktion nicht übernommen, die Mitarbeitergruppe grenzt sich ab.<br />
Die vierte identifizierte Dynamik wurde als Hybridisierung bezeichnet. 4 Bei<br />
Hybridisierung werden abweichende Werte und Verhaltensweisen von einer Seite<br />
besonders unterstützt, und zwar ohne übernommen zu werden, häufig sogar ohne<br />
selbst verstanden zu werden. Es handelt sich hierbei um eine Art des nichtinstrumentierten<br />
Gewährenlassen, eine großzügige Unterstützung von Andersartigkeit.<br />
Die Dynamiken der Abwehr und Hybridisierung tragen im Vergleich <strong>zur</strong> Anpassung<br />
und Integration also im Rahmen der Entstehung von <strong>Unternehmenskultur</strong> <strong>zur</strong><br />
Erhaltung von Differenzen bei (s. Abb. 2).<br />
Insgesamt ließen sich alle untersuchten Einflüsse auf die <strong>Unternehmenskultur</strong> diesen<br />
Dynamiken zuordnen. Daraus lässt sich folgende These ableiten:<br />
These 1: Interkulturelle <strong>Unternehmenskultur</strong> entwickelt sich aus dem Zusammenspiel<br />
von vier Dynamiken der Anpassung, Abwehr, Integration und<br />
Hybridisierung.<br />
Der mögliche Grund hierfür könnte in den unterschiedlichen Funktionen für die<br />
Entstehung von Zusammenhalt innerhalb des Unternehmens liegen, die jede einzelne<br />
Dynamik erfüllt.<br />
Die Dynamik der Anpassung beispielsweise erfüllt die Funktion der Sicherung<br />
von Kontinuität. Sie lässt sich beobachten, wenn es um Grundvoraussetzungen für<br />
den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens geht, um Bereiche, die von den Beteiligten<br />
als so wichtig empfunden werden, dass eine Anpassung durchgesetzt<br />
wird. Als Beispiel lassen sich hier bestimmte Sicherheitsvorschriften nennen, die<br />
2 Der Begriff der Integration wurde gewählt in Anlehnung an den soziologischen Integrationsbegriff, der die Prozesse<br />
der Eingliederung von Personen und Gruppen sowie ihre Anpassung an allgemein verbindliche Wert- und<br />
Handlungsmuster beschreibt (Schreyögg 2002, S. 213ff.)<br />
3 Der Begriff der Abwehr wurde analog zum biologischen und psychologischen Abwehrbegriff gewählt, der Verhaltensweisen<br />
<strong>zur</strong> Vermeidung gefährlicher oder bedrohlicher Situationen beschreibt.<br />
4 In der Wahl des Begriffs wird dabei an den quantenmechanischen Vorgang angeknüpft, bei dem sich die Orbitale<br />
von beteiligten Atome zu neuen, durch ihre besondere räumliche Ausrichtung für die Bindungen in den Molekülen<br />
energetisch günstigeren Orbitalen umordnen. Der für den Vorgang nötige Energiebedarf wird durch den bei der<br />
Ausbildung von Atombindungen auftretenden Energiegewinn übertroffen.