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SFT 10/84 - Science Fiction Times

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16<strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>10</strong>/ 19<strong>84</strong>Andreas BrandhorstMONDSTURMZEITMünchen 19<strong>84</strong>, Goldmann 23458, DM8,80Mayda, deren Leben in diesem Romangeschildert wird, besitzt mentale Kräfte.Sie wächst in "Innenwelt" auf, einerKastengesellschaft, die im lnnern einer"das Heim" genannten Riesenqualle existiert.Da Mayda ihre Begabung nichtkontrollieren kann, wird sie nach "Außenwelt"verstoßen, jener Gesellschaft,die auf der Meduse ihr Heim geschaffenhat. Aber auch dort provoziert ihreAndersartigkeit Skepsis und Mißtrauen,die später sogar in tödlichen Haß umschlagen.Die Warnungen der Heidin,dem Heim und all seinen Bewohnern/innen drohe große Gefahr, werden überallgleichermaßen ignoriert oder als Beschwörungdes Unheils mißverstanden.Die sich anbahnende ökologische Katastrophe,gefördert durch die Mächte desBösen, die auch Maydas Fähigkeiten bekämpf(t)en,kann jedoch in letzter Minutedurch die junge Frau verhindertwerden. Sie stirbt durch den Haß derHeimbewohner, denen sie bis zuletztfremd bleibt.Der Schauplatz der Handlung, einemit Bewußtsein begabte Riesenqualle,die Kontakt zu ihren Bewohnern aufnehmenkann und mit diesen eine symbiotischeLebensgemeinschaft bildet, ist- vorsichtig gesprochen - als bizarr zubezeichnen. Will man/ frau den Romanüberhaupt ernstnehmen, so muß dieseGrundvoraussetzung der Handlung akzeptiertwerden. Wer die notwendigeToleranz dazu aufbringt, wird sicherbald von der spannenden und stilistischgut gearbeiteten Handlung gefesselt sein.Die Stärke des Romans: der Autorhat seiner Riesenqualle eine sowohl fLir"Innen"- als auch für " Außenwelt"durchdachte Ökologie gegeben und darauskonsequent zwei unterschiedlichegesellschaftliche Strukturen entwickelt(diejenige der " Innenwelt" wurde allerdingsklarer herausgearbeitet). Die mystischeKomponente beider Gesellschaftenfolgt logisch aus ihrem Verhältniszum "Heim" und aus der Abhängigkeitseiner Menschen. Dieser Zusammenhangbegünstigt den Rassismus, den Brandhorstseine Heidin erleben läßt: Mayda,die Prophetin, ungehört und verfolgtwie so viele ihresgleichen, kann kaumauf Verständnis hoffen, weil ihre MachtGefahren voraussieht, die im Bewußtseinder meisten gar nicht vorgesehensind; sie wehren jede Einsicht mit ängstlichemHaß ab.Brandhorsts zentrales Bild, die unheilverkündendenaufgehenden siebenMonde wecken Assoziationen vonWahnsinn, Bedrohung, dunkler Machteine beeindruckende, treffendeSymbolik, die die - im wörtlichen Sinne- heraufziehende Gefahr sehr eindringlichvermittelt. Das Unheimlicheeiner schleichenden Destabilisierung derÖkologie (hier: Unwetter, Krankheit)und die von Angst geprägten Reaktionender Menschen (hier: Aggression,Suche nach dem Sündenbock) erkennenwir als den derzeitigen gesellschaftlichenZustand wieder und können den Handlungsverlauftrotz seiner Mystik deshalbnachvollziehen. Mit totaler Verfremdungliefert uns der Autor hier ein Bildder aktuellen Situation - leider gehtdie Analogie aber nicht da weiter, wowirklich darüber nachgedacht werdenmüßte, wie einer solchen Gefahr gemeinschaftlichzu begegnen wäre. Prophetenwie Mayda - mit übermenschlichenKräften - stehen uns bedauerlicherweisenicht zur Verfügung.Warnungen, die überhört werden, diediffamiert werden, sind dagegen alltäglicheErfahrungen heute ...Barbara Holland-CunzPeter SchaUschneiderSINGULARIT Ä TENFrankfurt/Main 19<strong>84</strong>,Suhrkamp st <strong>10</strong>21" Ein Episodenroman im Umfeld SchwarzerLöcher" lautet der (genau zutreffende)Untertitel des vorliegenden Buches,und auf dem Klappentext wirdsogar der berühmte RelativitätstheoretikerRoman Sex! mit einem Lob überSchaHschneiders Erzählungen zitiert.Eine derartige Aufmachung berechtigtden Rezensenten wohl dazu, die wissenschaftlichenElemente des Romans besonderseingehend zu prüfen, wobeifestzustellen ist, daß der Autor zwarüber ein profundes Wissen über dieBlack Holes verfUgt, das Buch aber andererseitsnicht frei von Fragwürdigkeilenin anderen physikalischen Bereichenist: Die Episode "So bleibt dir dieJugend hold" ist aus hydrody namischenGesichtspunkten heraus unmöglich,und auch die Idee, nach der dieMagnetfelder von Monden in um die Pla-neten gewickelten Spulen elektrischeSpannung induzieren, scheitert schondaran, daß Monde im allgemeinen nichtdie Größe besitzen, um über einen flüssigenKern und damit ein Magnetfeld zuverfügen. Es mag vielleicht Ausnahmengeben, aber auch dieser Einwand kanndie diesbezüglichen Passagen des Buchesnicht rechtfertigen, wird hier doch behauptet,daß diese "Supradynamo-Technik"zur Energieversorgung auf fast allenPlaneten gedient hat.Die meisten der acht Episoden desvorliegenden Romans handeln vonSchwarzen Löchern. Black Holes alsDimensionstore fur die interstellareRaumfahrt, von Löchern verursachteZeitverzerrungen als Mittel zur Erlangungder ewigen Jugend und des " humanenStrafvollzugs", Mini-Singularitätenals Bomben und Energiequellen, dassind einige der im Buch behandeltenThemen. Weitere gemeinsame Elementeder Stories sind eine "galaktische Förderation"der Menschheit und die aufgefundenenRelikte längst vergangeneraußerirdischer Zivilisationen. VomHandlungsaufbau und dem Stil her gesehensind die Episoden des vo'rliegendenRomans wesentlich gelungener alsdie doch recht amateurhart anmutendenStories von Schattschneiders erster CollectionZEITSTOPP. Sowohl in thematischerwie auch in qualitativer Hinsichtläßt sich SINGULARITÄ TEN gut mitLarry Nivens ersten Erzählungen ausdem " Known Space"-Zyklus vergleichen:bei beiden Autoren sind die abenteuerlichenHandlungen nur vor demHintergrund physikalischer Erkenntnissemöglich, und bei beiden sind die Ideen,besonders im politischen und soziologischenBereich, zuweilen eher kurios alsdurchdacht. In SINGULARITÄ TENwandern z. B. Kriminelle in der Regelfür ein paar hundert Jahre in den Knast;da sich dieser aber im Gravitationsfeldeines Schwarzen Loches befindet, vergehenfür die Deliquenten nur wenige Wochensubjektiver Zeit. Eine weitere Gemeinsamkeitzum "Known Space"-Zyklusbesteht auch darin, daß Schaltschneideroffensichtlich dabei ist. durchVerweise auf andere Stories aus seinerFeder eine eigene 'future history' zu erschaffen.Aus dem Niveau der in1 großen undganzen unterhaltsamen und kompetentgeschriebenen Erzählungen hebt sich dieEpisode "Am Anfang war die Kraft"heraus, in der sich eine außerirdischeZivilisation vor Jahrmillionen in die

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