Zeitschrift für Geschichtsdidaktik
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_____________________________________________ Buchbesprechungen<br />
richts eingeengt zu werden droht. Ernüchternd<br />
wirkt schließlich auch Bodo von Borries‘<br />
Bericht über jugendliche Geschichtsvorstellungen<br />
in Deutschland, Frankreich<br />
und Tschechien, der daran zweifeln lässt, ob<br />
angesichts des feststellbaren unreflektierten<br />
Gebrauchs von Geschichte überhaupt von<br />
„Geschichtskultur“ gesprochen werden kann.<br />
Die Ergebnisse dieser geschichtsdidaktischen<br />
Tagung, die im Oktober 1999 im<br />
bayerischen Seeon stattfand, erwecken einen<br />
zwiespältigen Eindruck. Was positiv anrührt,<br />
ist, dass es viele Forschungsansätze gibt, die<br />
Geschichtskultur und <strong>Geschichtsdidaktik</strong><br />
nahebringen. Dem steht der Eindruck ge-<br />
Titel und Untertitel des Buches erzeugen<br />
bei den Lesern und Leserinnen nicht nur<br />
Inte-resse, sondern auch eine gewisse Spannung,<br />
wenn sie sich nach einem Abstand<br />
von nunmehr über zehn Jahren der Darstellung<br />
der wissenschaftlichen DDR-Geschichtsschreibung<br />
und der durch sie begründeten<br />
Vermittlung des DDR-spezifischen<br />
Geschichtsbildes in der Schule zuwenden.<br />
Zwar verrät der Buchtitel nicht<br />
den historischen Zeitraum der wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen, auch verführt der<br />
Hinweis auf den Ge-schichtsunterricht zu<br />
der Annahme, es würde sich in der Arbeit<br />
neben der Geschichtswissenschaft um die<br />
Unterrichtspraxis des Geschichtsunterrichtes<br />
handeln: Letzteres steht nicht zur Disposition,<br />
wohl aber werden die <strong>für</strong> den Geschichtsunterricht<br />
bestimmenden Lehrpläne<br />
und Schulbücher, vor allem der siebziger<br />
und achtziger Jahre – bei Konzentration auf<br />
die Klassenstufen 8 bis 10 – analysiert.<br />
Diese Fokussierung korreliert mit der von<br />
der Autorin in der Einleitung zwar nicht<br />
genüber, dass die vorgestellten Forschungsinitiativen<br />
zu sehr vereinzelt sind und eine zu<br />
geringe Reichweite haben. Will die <strong>Geschichtsdidaktik</strong><br />
im Bereich der Geschichtskultur<br />
mit Erfolg arbeiten, muss sie ihre<br />
Fragestellungen bündeln, Arbeitsgruppen<br />
einrichten und Forschungsprogramme entwickeln,<br />
die bundesweit angelegt sind. Es<br />
wäre schade, wenn der innovative Ansatz der<br />
Seeoner Tagung das gleiche Schicksal erlitte<br />
wie der der Braunschweiger Tagung von<br />
1991, wo die Fragestellung „Emotionen und<br />
historisches Lernen“ zwar als zukunftsweisend<br />
aufgenommen wurde, letztlich aber<br />
folgenlos blieb.<br />
Horst Kuss, Göttingen<br />
Heike Christina Mätzing: Geschichte im Zeichen des historischen Materialismus:<br />
Untersuchungen zu Geschichtswissenschaft und Geschichtsunterricht<br />
in der DDR. Hannover (Hahn) 1999, 640 Seiten<br />
begründeten, aber nachvollziehbaren Darstellung<br />
der Grundprobleme, Forschungsschwerpunkte<br />
und Tendenzen der DDR-<br />
Historiographie in ihrer Umsetzung bzw. in<br />
der Ausblendung <strong>für</strong> die Aufbereitung der<br />
deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts<br />
im Geschichtsunterricht im Untersuchungszeitraum.<br />
Die Darstellung verläuft von allgemeinen<br />
wissenschaftstheoretischen Überlegungen<br />
bis zur konkreten Analyse spezifischer,<br />
in den Lehrbüchern dargestellter historischer<br />
Sachverhalte in ausgewählten Unterrichtseinheiten.<br />
Das Inhaltsverzeichnis verweist in sieben<br />
Hauptkapiteln auf eine perspektivreiche Erarbeitung<br />
des Untersuchungsgegenstandes,<br />
dem im Kapitel I eine sachlich überzeugende<br />
wissenschaftstheoretische Betrachtung zu den<br />
Wurzeln, zur Herausbildung und Entwicklung<br />
der materialistischen Geschichtsbetrachtung<br />
von K. Marx und F. Engels über W. I.<br />
Lenin und J. W. Stalin bis hin zur Implantierung<br />
in die DDR-Geschichtswissenschaft<br />
vorangestellt wird.<br />
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