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Winter 08

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teilig wirken sich nämlich Fettdepots im Bauchraum und<br />

an den inneren Organen aus, da diese leicht zu Fettstoffwechselstörungen<br />

und Diabetes führen.<br />

Geht man den Ursachen von Adipositas auf die Spur, stößt<br />

man auf eine Vielfalt an Möglichkeiten, die nicht selten<br />

auch noch zusammenwirken. „Multifaktoriell“, nennt Margit<br />

Küllmer das Phänomen. Die Diplom-Pädagogin ist Mitgründerin<br />

des Vereins „Balance – Beratung und Therapie<br />

bei EssStörungen e.V.“, einer ambulanten Facheinrichtung<br />

im Frankfurter Ostend. „Essstörungen“, sagt Frau Küllmer,<br />

„sind eine psychosomatische Reaktion auf biografische und<br />

schwierige aktuelle Lebensumstände.“ Übergewicht könne<br />

sowohl genetisch bedingt sein als auch durch ungünstige<br />

Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsmangel und einen<br />

inaktiven Lebensstil, psychosoziale Ursachen wie akute<br />

oder chronische Belastungssituationen oder endokrine<br />

Erkrankungen hervorgerufen werden. Die Einnahme von<br />

Medikamenten wie Antidepressiva, Neuroleptika oder Betablocker<br />

kann auch zu Übergewicht führen.<br />

Besorgnis erregend ist für das kleine Team von Balance<br />

e.V., dem neben Margit Küllmer noch die Diplom-Pädagogin<br />

Jutta Kolletzki und die Diplom-Ökotrophologin (Ernährungswissenschaftlerin)<br />

Sylvia Becker-Pröbstel angehören,<br />

die Zunahme von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht.<br />

Nach der im Jahr 2006 veröffentlichten bundesweiten<br />

Kinder- und Jugendgesundheitsstudie des Robert-<br />

Koch-Instituts sind 15% der Kinder und Jugendlichen im<br />

Alter von 3 -17 Jahren übergewichtig und 6,3% leiden<br />

unter Adipositas. Ein höheres Risiko für Übergewicht und<br />

Adipositas besteht bei Kindern aus sozial benachteiligten<br />

Schichten und bei Kindern mit Migrationshintergrund.<br />

So richtet sich auch ein Großteil des Beratungs- und Therapieangebots<br />

an übergewichtige Kinder und Jugendliche<br />

sowie deren Eltern. Angeboten werden Einzelberatungen,<br />

Informationsnachmittage, Elternabende und eine Kochgruppe<br />

für „starke Jungs“. Für die Zielgruppe der 13- bis<br />

16-jährigen Mädchen bietet der Verein eine Halbjahrsgruppe<br />

an. Nach dem Motto „Runter vom Sofa und zusammen<br />

leichter werden“ sprechen die Mädchen über<br />

ihre Probleme rund um das Übergewicht und erarbeiten<br />

aktiv Lösungsmöglichkeiten. Sie erhalten Ernährungsberatung<br />

und können beim Ausprobieren verschiedener neuer<br />

Sportarten Spaß an der Bewegung entdecken. Die intensive<br />

Arbeit mit adipösen Kindern ist auch deshalb so wichtig,<br />

Titel<br />

weil erfahrungsgemäß zwischen 60 und 80 Prozent der<br />

übergewichtigen Kinder auch im Erwachsenenalter ein<br />

deutliches Übergewicht aufweisen.<br />

Unbestritten haben viele Zivilisationskrankheiten einen<br />

direkten Zusammenhang mit der Adipositas. Übergewicht<br />

kann zu Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herzinfarkt,<br />

Stoffwechselstörungen und Krebs führen. Ernsthafte<br />

Schäden am Stütz- und Bewegungsapparat (u.a. Gelenk-,<br />

Bänder- und Muskelschäden) beeinträchtigen häufig die<br />

Lebensqualität. Auch die seelischen Folgen der Adipositas<br />

können gravierend sein. Gesellschaftlich häufig nicht<br />

toleriert, fühlen sich die Betroffenen als Versager und<br />

Außenseiter, besonders in Schule und Beruf.<br />

SIND DICKE NUR ZU FAUL ZUM<br />

ABNEHMEN? ODER IST DICKSEIN UN-<br />

WEIGERLICH EIN ÄUSSERES ANZEICHEN<br />

EINER KÖRPERLICHEN KRANKHEIT ODER<br />

EINES PSYCHISCHEN DEFEKTS?<br />

Die meisten adipösen Menschen versuchen einmal oder<br />

mehrmals im Leben, ihr Gewicht zu reduzieren. Ärzte raten<br />

in solchen Situationen gerne, Ernährungsberater mit einzubeziehen.<br />

Ein Ratschlag, der die volle Zustimmung von<br />

Balance e.V. findet. Doch viele Patienten, die aus eigener<br />

Kraft oder mit Hilfe von diversen Gruppenprogrammen eine<br />

Diät erfolgreich hinter sich gebracht haben, sind später<br />

enttäuscht, wenn sie ihr verringertes Gewicht anschließend<br />

nicht halten können. „Hier sind wir gefordert, den<br />

Patienten zu vermitteln, dass Diäten nicht ein Allheilmittel<br />

sein können“, betont Margit Küllmer. „Eine Ernährungsumstellung<br />

in Verbindung mit einem aktiven Lebensstil<br />

muss für das gesamte weitere Leben andauern.“ Eine<br />

Eigenverantwortung dahingehend zu übernehmen, falle<br />

allerdings übergewichtigen Menschen besonders schwer.<br />

Sind irgendwann alle konventionellen Therapien wie Diät,<br />

Bewegungstherapie und Psychotherapie ausgeschöpft und<br />

haben zu keinem beständigen Erfolg geführt, bleibt als<br />

letzter Ausweg bei adipösen Patienten Grad III (Adipositas<br />

per magna) häufig nur noch die Adipositaschirurgie –<br />

insbesondere das Magenband. Mit Hilfe eines elastischen<br />

Silikonbandes, das den Magen quasi in zwei Abschnitte<br />

teilt, soll die Nahrungsaufnahme begrenzt und die<br />

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