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I g o r K a m e n z - Gesellschaft Freunde der Musik

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Beitrag zur Identitätsfindung israelischer <strong>Musik</strong>.Schließlich ist <strong>der</strong> „Epitaph“ dann auch ein sehr persönlichesStück <strong>der</strong> Trauer. 1973 starb Avnis Mutter und nurzwei Monate später seine erste Frau. Auch zu <strong>der</strong>enAndenken wurde dieses Werk geschrieben. „Ja, es ist einWerk über die Zeit, vielleicht über Gott, über dieBedeutung des Lebens, ich weiß nicht, über alles“ (2).Und zu ergänzen wäre: es ist ein Werk <strong>der</strong> Kontemplationund des Aufrufs, <strong>der</strong> Klage, aber auch <strong>der</strong> Hoffnung, <strong>der</strong>Zuversicht und <strong>der</strong> Utopie.Tzvi Avni wurde in Saarbrücken geboren, am2. September 1927, in <strong>der</strong> damaligen SophienstrasseNr. 3. Ab 1933, nach <strong>der</strong> Machtergreifung Hitlers imDeutschen Reich, begann auch im damaligen Saargebiet,initiiert von den hiesigen Nationalsozialisten, dieVerfolgung und <strong>der</strong> Terror gegen die Juden. Beson<strong>der</strong>shatten die Kin<strong>der</strong> darunter zu leiden. „Die(se) Kin<strong>der</strong>wurden meist unvorbereitet mit <strong>der</strong> neuen Situation konfrontiert.Sie mußten erleben, wie bestehendeFreundschaften aufgekündigt und sie in die Isolationgedrängt wurden... Auf dem Schulweg und vor <strong>der</strong>Saarbrücker Oberrealschule, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> jüdischeReligionsunterricht stattfand, kam es zu Prügelszenenund Quälereien... Der tägliche Schulbesuch wurde fürjüdische Kin<strong>der</strong> bald zu einer großen psychischenBelastung.“ (3) Avni ging damals in die ersten Klassenund hat diese Welle des Hasses miterlebt. Als sich dieBewohner des Saargebietes am 13. Januar 1935 für denAnschluß an das Deutsche Reich entschieden, beganneine große Fluchtwelle jüdischer Bürger. Von 1933 bis1936 ging die Zahl <strong>der</strong> Juden um mehr als 50% zurück.Die meisten wan<strong>der</strong>ten nach Frankreich und Luxemburgaus, nur wenige gingen, wie die Familie Steinke – so hießendie Avnis seinerzeit - nach Palästina, wohin Ende1934 auch schon <strong>der</strong> damalige Rabbiner Rülf, ein überzeugterZionist, ausgewan<strong>der</strong>t war. Die Familie landete inHaifa, wo sie zunächst wohnte. Avnis Vater arbeitete alsLastwagenfahrer. Schon drei Jahre später wurde er vonArabern verschleppt und kam nie wie<strong>der</strong>. Mit 14 Jahrenmußte Tzvi Avni arbeiten, um den Lebensunterhalt <strong>der</strong>Familie zu verdienen. Das musikalische Interesse warschon früh vorhanden, aber es gab für ihn kaumMöglichkeit, dieser Begabung nachzugehen. Sein erstesInstrument war eine Ziehharmonika, mit <strong>der</strong> er als 13jährigerschon Tanzmusik spielte. Er begann auch für diesesInstrument zu komponieren. Da ihm die Notenkenntnisfehlte, erfand er eine eigene Notenschrift. NachMandoline und Blockflöte landete er mit 16 Jahren endlichbeim Klavier und begann mit ernsthaftenKlavierstunden und <strong>der</strong> richtigen Notenschrift. Dass erKomponist werden wollte, war ihm schon Jahre zuvorklar - obwohl es ihn auch zur Malerei zog.Zu Hause gab es kein Radio und kein Grammophon: alsobesuchte Avni Samstagabends in Haifa Schallplattenkonzertemit <strong>Musik</strong> <strong>der</strong> Klassiker. Dort wurden die alten78er Platten noch mit <strong>der</strong> Hand gedreht, wie er sich erinnerte.(4) So erarbeitete er sich allmählich das Repertoire<strong>der</strong> klassischen <strong>Musik</strong>. In <strong>der</strong> Straße in Haifa, wo dieFamilie lebte, lernte er aber noch an<strong>der</strong>e <strong>Musik</strong> kennen.Auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden Seite wohnten arabischeFamilien, aus <strong>der</strong>en Fenster die <strong>Musik</strong> <strong>der</strong> Beduinen, <strong>der</strong>arabischen Kultur klang. Und so prägten sich dem jungenAvni die verschiedensten musikalischen Kulturen ein.55

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