schen Studios viele Jahrgänge junger Komponisten Wegezum eigenen Schaffen gewiesen. Er war <strong>der</strong> Vorsitzendedes israelischen Komponistenverbandes und künstlerischerLeiter <strong>der</strong> Weltmusiktage in Israel 1980. Er warPräsident des <strong>Musik</strong>komitees des Nationalrates für Kunstund Kultur in Israel, er war zweimal Präsident <strong>der</strong> Jurybeim Internationalen Rubinstein Klavier-Wettbewerb un<strong>der</strong> ist bis heute Vorsitzen<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> israelischen Sektion<strong>der</strong> Jeunesses musicales. Avni hat also immer auch seineFähigkeit und seine Verantwortungsbereitschaft alsOrganisator, Planer und Vordenker eingebracht-.anschickt, ein neues Stück zu schreiben.Angesichts <strong>der</strong> Situation in Israel stellen sich solcheFragen für einen israelischen Komponisten in noch verschärfterWeise. „ Wenn immer ich gefragt werde, wiesich ein Komponist von an<strong>der</strong>en Zeitgenossen in an<strong>der</strong>enLän<strong>der</strong>n unterscheidet, dann erkläre ich, daß die meistenKomponisten und Künstler in Israel notwendigerweisemehr sozial, kulturell und politisch engagiert sind für die<strong>Gesellschaft</strong>, in <strong>der</strong> sie leben.“ (14)Seine Stimme fand auch zunehmend außerhalb IsraelsGehör; denn seine <strong>Musik</strong> war immer mehr als ein Betragzur <strong>Musik</strong>geschichte Israels. In den USA wurden seineWerke aufgeführt und zunehmend auch in Deutschland.In Berlin fand die Uraufführung seiner Komposition„Wünschet Jerusalem Frieden (.....) “ mit demWeltorchester <strong>der</strong> Jeunesses musicales unter JakovKreizberg in <strong>der</strong> Berliner Philharmonie statt – im Beiseindes damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. Es warein Werk, das zum 50. Jahrestag <strong>der</strong> StaatsgründungIsraels geschrieben wurde.In Israel wurde er mehrfach ausgezeichnet, aber auch dieDeutsch-Israelische Freundschaftsgesellschaft verliehihm 1990 den Küstermeier-Preis. Avni ist sich seinerRolle als Künstler mit gesellschaftlicher und kulturpolitischerVerantwortung immer bewusst gewesen, zumal inden Jahren in Israel, in denen Kulturpflege sicher nichterste Aufgabe war. Auf die Kommunikation mit demHörer, mit den Menschen kam es ihm an. „Was will ichsagen wie und für wen sage ich es?“ (13) Diese Fragen,die auch Jean-Paul Sartre gestellt hatte, stellen sich dempolitisch wachen Künstler immer wie<strong>der</strong>, wenn er sich1. Robert Fleischer und Shulamit Ran: Twenty Israeli Composers,Artikel: Tzvi Avni, Detroit 1997, S. 1442. Ebenda S. 1453. Albert Marx: Die Geschichte <strong>der</strong> Juden im Saarland,Saarbrücken 1992, S. 1774. aus: Von Saarbrücken nach Tel Aviv. Der Komponist Tzvi Avniwird 70 Jahre alt. Ein Portrait von Klaus Hinrich Stahmer,Radioprogramm für SR 2 KulturRadio, Erstsendedatum:30.10.19975. Jehoash Hirshberg: Israel, Artikel in: <strong>Musik</strong> in Geschichte undGegenwart, Sachteil 4, Kassel 19966. Ebenda7. Fleischer, s. Anm. 1, S. 1408. Ebenda S 1419. Ebenda10. Im: Booklet zur Platte Avni: „Love un<strong>der</strong> a different Sun“(Symposion 1110)11. Fleischer s. Anm. 1 S. 14112. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. 9. 1997)13. in: IMI News, Israeli Music Institute, 1 /199114. ebenda58
Zum Abschluss dieses großen Klavierabends hören Siedas umfangsreichste und bedeutendste Stück aus denWan<strong>der</strong>jahren Les années de pèlerinage von Franz Liszt(1811-1886), die Fantasia quasi sonata – Après unelecture de Dante.Wie viele Künstler vor und nach ihm brach Liszt 1835 zueiner dreijährigen Reise in die Schweiz und nach Italienauf. Es wäre allerdings nicht korrekt, bei ihm von einerBildungsreise zu sprechen, wie wir sie von Goethe o<strong>der</strong><strong>der</strong> Familie Mendelssohn Bartholdy kennen. InWirklichkeit war es bei Liszt eine Flucht aus Paris.1833 lernte Liszt in den Pariser Salons die Gräfin Maried`Agoult kennen, Tochter eines französischen Grafen undeiner Deutschen aus dem wohlhabenden deutschenBankiershaus Bethmann in Frankfurt. 1834 wurde darauseine leidenschaftliche Liebesaffäre, die vermutlich einenan<strong>der</strong>en Verlauf genommen hätte, wäre Marie d`Agoultnicht schwanger geworden. Diese Beziehung ist bis heutenicht objektiv gewürdigt worden, denn die Biographenhaben „immer für die eine o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e Seite Parteiergriffen. Lina Ramann (Anm. schrieb eine maßgeblicheLiszt-Biographie) war für die Fürstin von Sayn-Wittgenstein (Anm.: spätere, langjährige Partnerin Liszts)eingenommen; deshalb mußte <strong>der</strong>en Vorgängerin negativausfallen.“ (*6) Die Auswertung neuerer Fakten weistdarauf hin, dass die Flucht zwischen den beiden genauestensabgesprochen und vereinbart wurde. Liszt reistevoraus nach Basel und nicht nach Bern, wie es so oftbeschrieben wird. Die Gräfin folgte einige Tage späterund ließ in Paris Mann und Kin<strong>der</strong> zurück. Ende desselbenJahres wurde die erste gemeinsame Tochter Blandine(1835 – 1862) geboren, 1837 folgten Cosima († 1930)und 1839 Daniel († 1859). In Genf wohnten Liszt undMarie d`Agoult zunächst völlig zurückgezogen, weil dieLiszt, Lithographie nach einem Gemälde von Ary Scheffer, 1838calvinistisch geprägte Bevölkerung die „Sün<strong>der</strong> ausParis“ konsequent mied. Nur sehr zögerlich bildete sichein kleiner Kreis von Intellektuellen, politischenFlüchtlingen und Adeligen, mit denen sie sich regelmäßigtreffen und austauschen konnten.Die Reiseeindrücke fanden ihren Nie<strong>der</strong>schlag in einerSammlung von Kompositionen, die Liszt ab 1835 nie<strong>der</strong>-59